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Walter Schels. trans* | Magazin (Blick ins Buch)

Über mehrere Jahre begleitete Walter Schels junge Menschen, die sich als Mädchen empfinden, aber in einem Jungenkörper geboren wurden und umgekehrt. Schels' Porträts machen den schwierigen Prozess des Einswerdens mit sich selbst sichtbar. In Interviews berichten die Transmädchen und Jungen von Selbstablehnung und Selbstfindung, von Solidarität und Ausgrenzung, Freundschaft und Mobbing, von Erfahrungen mit Eltern, Geschwistern und der ersten Liebe. Redaktion: Beate Lakotta Sprachen: Deutsch, Englisch Format: 22,5 x 28 cm Hochwertiger Schwarzweiß-Digitaldruck auf Volumenpapier Softcover, Fadenbindung 104 Seiten

Über mehrere Jahre begleitete Walter Schels junge Menschen, die sich als Mädchen empfinden, aber in einem Jungenkörper geboren wurden und umgekehrt. Schels' Porträts machen den schwierigen Prozess des Einswerdens mit sich selbst sichtbar.

In Interviews berichten die Transmädchen und Jungen von Selbstablehnung und Selbstfindung, von Solidarität und Ausgrenzung, Freundschaft und Mobbing, von Erfahrungen mit Eltern, Geschwistern und der ersten Liebe.

Redaktion: Beate Lakotta

Sprachen: Deutsch, Englisch
Format: 22,5 x 28 cm
Hochwertiger Schwarzweiß-Digitaldruck auf Volumenpapier
Softcover, Fadenbindung
104 Seiten

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Ben M., 15 Jahre: Irgendwann habe ich angefangen, mir die Brust<br />

abzubinden. Weil das nicht zu mir gehört. Es sollte keiner sehen.<br />

Es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer.<br />

Leo, 16 Jahre: Mein erster Versuch war mit Panzertape. Das habe<br />

ich einmal komplett um den ganzen Oberkörper rumgewickelt.<br />

Das war nicht die beste Idee, weil ich mir damit die ganze<br />

Haut abgerissen habe. Jetzt benutze ich einen Binder. Der<br />

drückt alles zusammen. Es ist, als würde sich jemand auf den<br />

Brustkorb draufsetzen. Ich bekomme davon auch Rückenschmerzen.<br />

Lange Zeit habe ich den Binder nicht mal zum<br />

Schlafen ausgezogen. Ich hatte ihn immer an, außer zum Duschen.<br />

Henriette, 15 Jahre: Ich unterstütze meine Brust mit Silikone<strong>ins</strong>ätzen.<br />

Ohne meine Silikonbrüste könnte ich nicht mehr losgehen.<br />

Mir würde was fehlen.<br />

Henriette, 17 Jahre: Meine Brust ist durch die Hormone gewachsen.<br />

Wahrscheinlich hätte ich die Prothesen von Anfang an<br />

nicht gebraucht. Ich schäme mich nicht für meinen Körper. Es<br />

war einfach ein innerer Zwang, weiblicher aussehen zu wollen.<br />

Meine Freundinnen hatten alle schon Brust. Und ich kam mir<br />

vor, als hätte ich gar nichts.<br />

OUTING – ELTERN UND GESCHWISTER<br />

Ben B., 17 Jahre: Mit 14 bin ich zu Mutti hingegangen und habe<br />

gesagt: Du Mutti, ich bin jetzt Ben. Da hat sie erst gestaunt. Ich<br />

stand ja noch mit langen Haaren vor ihr. Sie hatte was gespürt,<br />

aber sie dachte, das hätte mit der Schule zu tun. Für sie war es<br />

schwer, sie hat ja eine Tochter verloren.<br />

Ole, 16 Jahre: Ein Jahr lang habe ich gewartet, aber der perfekte<br />

Moment dafür kam nie. Irgendwann habe ich es einfach beim<br />

Frühstück gesagt, weil ich dachte, dann muss ich vielleicht an<br />

dem Tag nicht zur Schule und danach ändert sich sowieso alles.<br />

Mein Vater hat sich extra freigenommen, wir haben drei Stunden<br />

geredet. Meine Mutter hat gleich angefangen nach Hilfe zu<br />

suchen. Direkt nach dem Outing hab ich geweint. Seitdem gab<br />

es keinen Grund mehr.<br />

Alessio, 15 Jahre: Ich habe geweint, weil ich so aufgeregt war, und<br />

auch aus Erleichterung, weil es endlich raus war. Und Mama hat<br />

mich dann in den Arm genommen.<br />

Magnus, 16 Jahre: Meinem Vater fiel es schwerer, vor allem, dass<br />

er mich nicht mehr Marlene nennt, sondern Magnus. Aber er<br />

sagte, solange ich glücklich bin, ist er auch glücklich.<br />

Jana, 14 Jahre: Wenn wir im Musikunterricht singen und ich so<br />

tief singe, obwohl ich das gar nicht will, merkt man, dass irgendwas<br />

nicht hundertprozentig stimmt. Gesagt hat mir das niemand,<br />

aber ich kann mir vorstellen, dass einige das denken. Ich<br />

singe dann ganz, ganz leise.<br />

Gabriel, 19 Jahre: In der Pubertät habe ich noch einen letzten Versuch<br />

gemacht, ein Mädchen zu sein. Ich hatte lange Haare und<br />

hab versucht, mich wie die anderen Mädchen anzuziehen. Aber<br />

dadurch wurde ich nur noch unglücklicher. So mit 14, 15 habe<br />

ich aufgegeben, mir etwas vormachen zu wollen.<br />

Felix, 19 Jahre: Meine Eltern haben mich nie in die Mädchenrolle<br />

gezwängt, dadurch war meine Kindheit trotzdem relativ glücklich.<br />

Ich musste keine langen Haare haben oder Ballett tanzen,<br />

sondern ich durfte Fußball spielen und Jungsklamotten tragen.<br />

Ben M., 15 Jahre: Mit meiner Mutter gab es Kämpfe, wenn ich einen<br />

Rock anziehen musste. Dann bin ich schon mal durchgedreht.<br />

Aber jetzt unterstützen meine Eltern mich total.<br />

Lenni, 16 Jahre: Sie haben mich zum Psychologen geschickt. Ich<br />

habe gar nicht realisiert, dass das ein Psychologe war. Ich dachte,<br />

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