09.05.2022 Aufrufe

05/2020

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

№ <strong>05</strong>/<strong>2020</strong><br />

ES GEHT LOS<br />

Hessen starten beim<br />

eRezept durch<br />

VILLA<br />

KUNTERBUNT<br />

PRAXISnah zu Besuch<br />

in Kinderphysio-Praxis<br />

Jeden Monat<br />

NEU<br />

www.optica.de/<br />

zukunft-praxis<br />

Krise als<br />

CHANCE<br />

Wie die Corona-Krise die Digitalisierung<br />

im Gesundheitswesen vorantreiben kann


MeinOptica –<br />

das Onlineportal für Ihre Abrechnung<br />

Alles im Blick – vom Rezepteingang bis zur Auszahlung:<br />

✓ Einfache Rezeptsuche<br />

✓ SMS-/E-Mail-Benachrichtigung bei<br />

Rezepteingängen und Auszahlungen<br />

✓ Abrechnungsarchiv<br />

✓ Statistiken zur Praxisentwicklung<br />

Jetzt Kunde werden und<br />

MeinOptica kostenlos nutzen!<br />

www.optica.de/meinoptica


8<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy hat einst auf<br />

die Frage, was für ihn eine Krise sei, Folgendes geantwortet:<br />

„Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen<br />

zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das<br />

andere Gelegenheit.“ Auf die Corona-Krise scheint beides<br />

zuzutreffen. Sie ist nicht nur eine gesundheitliche und wirtschaftliche<br />

Gefahr. Wir sehen dieser Tage auch, wie sie die<br />

Gesellschaft spaltet. War die Bereitschaft, die persönliche<br />

Freiheit einzuschränken, zu Beginn der Pandemie groß,<br />

demonstrieren derzeit Tausende gegen die Schutzmaßnahmen.<br />

Dabei ist Deutschland in der Pandemie bislang glimpflich davon<br />

gekommen. Das liegt vor allem an unserem Gesundheitssystem<br />

und an all jenen, die hierfür täglich einstehen. In seinem Dankesschreiben<br />

an die Therapeutinnen und Therapeuten hat Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn ausdrücklich auch auf<br />

ihre Leistungen in der Krise hingewiesen.<br />

Eine Krise ist aber auch eine Gelegenheit. Die Corona-Krise<br />

ist es für die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Ich freue<br />

mich deshalb, dass wir Ende April das Projekt „MORE – Mein<br />

Online-Rezept“ an den Start gebracht haben. Noch in diesem<br />

Jahr wollen wir den elektronischen Rezeptservice um die<br />

elektronische Verordnung erweitern. Das ist die Gelegenheit<br />

für mehr Transparenz und Kollaboration im Gesundheitswesen.<br />

Lesen Sie mehr über das MORE-Projekt in der aktuellen<br />

Ausgabe von „Zukunft Praxis“ – und bleiben Sie gesund!<br />

Dr. Jochen Pfänder<br />

Optica-Geschäftsführer<br />

Inhalt<br />

4<br />

Kompakt<br />

News und Meldungen<br />

8<br />

Mehr Digitalisierung wagen!<br />

Ein Plädoyer von Optica-Geschäftsführer<br />

Jochen Pfänder für die Chancen, die aus der<br />

Corona-Krise für das deutsche Gesundheitswesen<br />

erwachsen.<br />

14<br />

Das eRezept wird erlebbar<br />

In Hessen läuft derzeit ein Pilotprojekt der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung, mit dem das<br />

eRezept und künftig auch die eVerordnung<br />

eingeführt werden sollen.<br />

16<br />

Kundeninformation<br />

Wissenswertes aus der Welt der Abrechnung.<br />

18<br />

Fragebogen: PRAXISnah<br />

Dieses Mal mit der Physiotherapeutin<br />

Jutta Gärtner-Schiebold, Hamburg<br />

19<br />

Standards<br />

Termine, Vorschau, Impressum<br />

ZUKUNFT PRAXIS EDITORIAL3


THERAPIE<br />

IN ZAHLEN<br />

20.5.20<br />

<strong>05</strong>3-011<br />

UNTER DIESER REGISTERNUMMER<br />

hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin<br />

und Familienmedizin<br />

SEIT DIESEM DATUM KÖNNEN HEILMITTELERBRINGER<br />

DIE AUSGLEICHSZAHLUNGEN AUS DER COVID-19‐<br />

SCHUTZVERORDNUNG BEANTRAGEN. Früher eingereichte<br />

Anträge werden allerdings nicht bearbeitet.<br />

(DEGAM) im Februar eine neue Leitlinie<br />

für Schlaganfälle publiziert, an der<br />

beratend auch die Physiotherapeuten-<br />

Verbände beteiligt waren.<br />

X9944<br />

650<br />

21<br />

LAUTET DIE POSITIONSNUM-<br />

MER unter der Heilmittelerbringer<br />

den pauschalen Ausgleich für BEWEGLICHKEIT, zusammen<br />

MUSKELN SORGEN FÜR<br />

erhöhte Hygienemaßnahmen mit Gelenken, Sehnen und<br />

(Mundschutz etc.) bei der Abrechnung<br />

Bändern bilden sie den Stütz-<br />

der Verordnungen in<br />

Höhe von 1,50 Euro je Verordnung<br />

abrechnen können. Für<br />

eine Abrechnung bei Optica ist<br />

die Angabe der Positionsnummer<br />

und Bewegungsapparat des<br />

Menschen. Der menschliche<br />

Körper besteht zudem aus<br />

etwa 206 Knochen. Wenn hier<br />

etwas schmerzt, kommt der<br />

MILLIONEN TAGE haben alle<br />

erwerbsfähigen Versicherten<br />

der AOK in Summe 2019 aufgrund<br />

von Rückenschmerzen<br />

an ihrem Arbeitsplatz gefehlt.<br />

X9944 nicht nötig.<br />

Physiotherapeut zum Einsatz.<br />

§ 302 Abs. 2 SGB V<br />

DEN IN DEN RICHTLINIEN ZUR ABWICKLUNG DES DATENAUS-<br />

TAUSCHS VEREINBARTEN GRUNDSATZ, dass Abrechnungen einmal<br />

monatlich je Leistungserbringer mit Institutionskennzeichen<br />

mit der Krankenkasse abzurechnen sind, setzen der GKV-Spitzenverband<br />

und die Krankenkassen auf Bundesebene vorerst nur bis<br />

zum 31. Mai <strong>2020</strong> aus.<br />

86%<br />

MEHR SPORTARTIKEL WUR-<br />

DEN IM MÄRZ <strong>2020</strong> ONLINE<br />

BESTELLT VERGLICHEN MIT<br />

DEM VORJAHR. Das zeigt eine<br />

Analyse des Digital-Marketing-Unternehmens<br />

Bazaarvoice.<br />

4 ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT


Kurz &<br />

Knapp<br />

DIGITALES HEIMÜBUNGSPROGRAMM<br />

Ergo-App mit<br />

Forschungsfokus<br />

Im Projekt „eTherapy“ der Studiengänge Health<br />

Assisting Engineering, Computer Science and Digital<br />

Communications sowie Software Design and Engineering<br />

des FH Campus Wien arbeiten Forscher<br />

an einer App, die Patienten auf Basis wissenschaftlicher<br />

Evidenzen bei Heimübungen unterstützt. Mit<br />

ihr sollen die Erläuterungen zu den Übungen digitalisiert<br />

werden. Die Therapeuten erarbeiten mit den<br />

Patienten bis zu drei Übungen. Die dazugehörigen<br />

Videos werden dann in der App freigeschaltet. Zu<br />

Beginn des Projekts steht die Erarbeitung der wissenschaftlichen<br />

Grundlagen, etwa zu Technikakzeptanz,<br />

Motivation und Adhärenz. 2021 soll die<br />

App drei Monate erprobt werden.<br />

Therapeutinnen im Masterstudiengang<br />

Ergotherapie, Logopädie<br />

und Physiotherapie an<br />

der Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaft und Kunst in<br />

Hildesheim untersuchen in Kooperation<br />

mit dem Arbeitskreis<br />

„Therapie in Einrichtungen“ des<br />

dbl die Rahmenbedingungen<br />

bei der Therapie in Einrichtungen<br />

für Kinder vom Krippenalter<br />

bis zur vierten Klasse. Die Ergebnisse<br />

dienen als Grundlage<br />

für die weitere berufspolitische<br />

Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema „Therapie in Einrichtungen“<br />

durch die Berufsverbände<br />

der Heilmittelerbringer. +++<br />

Die Vertreter der Krankenkassen<br />

und Heilmittelverbände<br />

nehmen ab sofort wieder ihre<br />

Verhandlungen zum neuen<br />

Bundesrahmenvertrag auf. Aufgrund<br />

der Corona-Krise hat das<br />

Bundesgesundheitsministerium<br />

die Frist für die Verhandlungen<br />

bis zum 30. September <strong>2020</strong><br />

verlängert. +++ Der GKV-Spitzenverband<br />

hat die Frist zur<br />

Erlangung der Anbieterqualifikation<br />

für Präventionskurse bis<br />

zum 31. Dezember <strong>2020</strong> verlängert.<br />

Je nach Ausgangslage können<br />

die Kurse als Präsenzveranstaltung<br />

oder bedingt durch<br />

die Kontakteinschränkungen<br />

in Folge der Corona-Pandemie<br />

auch als Onlinekurs stattfinden.<br />

ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT5


NEUE STUDIE<br />

Sporteffekt<br />

bei MS<br />

Ein Forscherteam aus Ungarn<br />

und den Niederlanden hat verschiedene<br />

Sporttherapiemethoden<br />

bei Patienten mit Multipler<br />

Sklerose (MS) untersucht.<br />

Das Ergebnis: Balancetraining<br />

und Radfahren, sowie Exergaming<br />

bewirkten klinische und<br />

motorische Symptomverbesserungen<br />

und wirkten sich positiv<br />

auf die Lebensqualität der<br />

MS-Patienten aus, wohingegen<br />

propriozeptive neuromuskuläre<br />

Fazilitation keine messbaren<br />

Verbesserungen zeigte. Für die<br />

Studie wurden 68 Menschen<br />

mit diagnostizierter MS getestet.<br />

90 Prozent waren Frauen mit<br />

einen Durchschnittsalter von<br />

47 Jahren und einem mittleren<br />

EDSS-Score (expanded disability<br />

status scale).<br />

CORONA-SCHUTZSCHIRM<br />

Ganz okay!<br />

Vom 20. Mai bis 30. Juni <strong>2020</strong> können<br />

Heilmittelerbringer einen Antrag auf Ausgleichszahlung<br />

für ihre finanziellen Einbußen<br />

durch Verdienstausfälle in Folge der Corona-<br />

Krise bei den zuständigen Stelle in ihrem<br />

Bundesland einreichen. Anträge, die vorher<br />

eingegangen sind, werden nicht bearbeitet.<br />

So sieht es die Rechtsverordnung des<br />

Bundesministeriums für Gesundheit vor, die<br />

am 5. Mai <strong>2020</strong> in Kraft getreten ist. Die<br />

Verbände kritisieren die fehlende Härtefallregelung<br />

für Praxen, die im 4. Quartal 2019<br />

zum Beispiel aufgrund von Krankheit keine<br />

vollständige Abrechnung vornehmen<br />

konnten. Sie fordern ebenfalls eine Nachbesserung<br />

bei der aktuellen Kostenpauschale<br />

für Hygieneartikel.<br />

MANNSCHAFTSSPORT<br />

Nicht erschüttern lassen<br />

Die GET-App ist eine erprobte Hilfe zur Früherkennung von<br />

Gehirnerschütterungen im Sport. Die ZNS Hannelore Kohl<br />

Stiftung hat die App für Trainer im Breiten- und Jugendsport<br />

erweitert. Ab jetzt können ganze Mannschaften<br />

verwaltet werden. Jeder Spieler bekommt ein eigenes<br />

Profil. Zu Saisonbeginn können je ein Reaktions- und ein<br />

Augenfunktionstest als Basiswert auf dem Handy durchgeführt<br />

und gespeichert werden. Für Mannschaftsärzte<br />

oder Physiotherapeuten bietet die App somit<br />

eine schnellere Diagnose. Das international standardisierte<br />

Sport Concussion Assessment Tool (SCAT3) ist<br />

auch hinterlegt – klassifiziert für Kinder von fünf bis<br />

zwölf Jahren und für alle anderen ab 13 Jahren.<br />

6 ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT


RATGEBER RECHT<br />

Notfallkoffer<br />

für die Praxis<br />

Rechtsanwalt Dr. Dr. Thomas Ruppel<br />

informiert über Präventionen für die Krise<br />

„<br />

GESAGT<br />

„Die Versorgung mit<br />

Heilmitteln hat auch<br />

während der Covid-19-<br />

Epidemie eine erhebliche<br />

Bedeutung für die<br />

Verhütung und<br />

Behandlung<br />

von Krankheiten.“<br />

Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister (CDU)<br />

Die meisten Krisen im Praxisalltag haben ihre Ursache<br />

im persönlichen Umfeld; etwa, wenn der Inhaber<br />

oder ein leitender Mitarbeiter wegen Krankheit ausfallen.<br />

Dies kann herbe wirtschaftliche Folgen nach<br />

sich ziehen, sofern das Unternehmen nicht vorbereitet<br />

ist. Krisen wie die Corona-Pandemie sind sicher<br />

die Ausnahme. Doch in jedem Fall gilt: Wer vorsorgt,<br />

kommt besser durch die Krise. Ein wichtiges Werkzeug<br />

ist der „Notfallkoffer“. Mit ihm stellt man sicher,<br />

dass das Unternehmen in der Krise weiterlaufen<br />

kann. Wichtig ist: Niemals sollte nur eine Person<br />

über unternehmensrelevante Informationen Bescheid<br />

wissen. Prozesse und Abläufe müssen entsprechend<br />

fixiert werden, um einen reibungslosen<br />

Praxisalltag zu gewährleisten. Auch auf praxisnahe<br />

Fragen etwa zu Praxisschlüsseln oder den Administratorenrechten<br />

für die IT-Systeme sollten Antworten<br />

folgen können. Ebenso auf Fragen zum Zugang zu<br />

Arbeitsverträgen oder den Prokura-Verhältnissen.<br />

Die Frage, wie und wo Unterlagen aufbewahrt werden,<br />

ist abhängig davon, wie groß der Betrieb ist.<br />

Statt sie in einem Bankschließfach zu deponieren,<br />

bietet es sich an, die Unterlagen bei einer Clearingstelle<br />

aufzubewahren. Das können Ehepartner,<br />

nahe Verwandte oder Anwälte sein. Keinesfalls<br />

sollten die Unterlagen in den Geschäftsräumen aufbewahrt<br />

werden. Den Notfallkoffer einmal zu „bestücken“<br />

reicht auch nicht. Die Dokumentation<br />

muss immer so aktuell wie möglich gehalten werden.<br />

Alle Infos unter: www.optica.de/notfallkoffer<br />

ZUKUNFT PRAXIS KOMPAKT7


DEUTSCHES GESUNDHEITSWESEN<br />

Mehr<br />

Digitalisierung<br />

wagen


Das Corona-Virus<br />

hat der digitalen<br />

Revolution ungeahnte<br />

Impulse verliehen.<br />

Jetzt müssen sie<br />

nachhaltig sein – und<br />

auch ausnahmslos<br />

alle Heilmittelerbringer<br />

berücksichtigen.<br />

EIN PLÄDOYER VON DR. JOCHEN PFÄNDER,<br />

GESCHÄFTSFÜHRER OPTICA<br />

Anfang des Jahres<br />

sagte Thomas Steffen,<br />

Staatssekretär<br />

im Bundesgesundheitsministerium,<br />

bei der Eröffnung<br />

des Nationalen<br />

Fachkongresses<br />

Telemedizin, das Ministerium wolle „mehr Digitalisierung<br />

wagen“ und dabei „Tempo entwickeln“.<br />

Solche Worte waren nicht neu. Wir<br />

hatten sie in den vergangenen Jahren schon<br />

häufig von Seiten der Politik und Selbstverwaltung<br />

gehört, ohne dass die Digitalisierung des<br />

Gesundheitssystems nennenswert Fahrt aufgenommen<br />

hätte. Wie sehr Deutschland in die-<br />

ZUKUNFT PRAXIS TITEL9


sem Bereich hinterherhinkte, zeigte schon der<br />

im November 2018 veröffentlichte Digital-Health-Index<br />

der Bertelsmann-Stiftung. In dem<br />

Bericht wurde der Digitalisierungsstand von<br />

insgesamt 17 nationalen Gesundheitssystemen<br />

verglichen. Deutschland landete auf dem vorletzten<br />

Platz; nur Polen war schlechter.<br />

Was die Worte des Staatssekretärs im Gesundheitsministerium<br />

allerdings so besonders<br />

machen, und warum ich seine an Willy Brandt<br />

angelegte Formulierung „mehr Demokratie wagen“<br />

hier gerne übernehmen möchte: Diesmal<br />

folgten in den darauffolgenden Wochen plötzlich<br />

mit einer Geschwindigkeit Taten, die man<br />

vorher nicht für möglich gehalten hätte. Dabei<br />

waren die Werkzeuge, um die Chancen der Digitalisierung<br />

auch im Gesundheitsbereich zu<br />

nutzen, natürlich bereits seit Jahren vorhanden.<br />

Nur die Notwendigkeit sie anzuwenden,<br />

fehlte offenbar bislang. Es ging schließlich<br />

auch ohne Computer und Smartphone, ohne<br />

Digitalisierung und Vernetzung. Das galt für<br />

Apotheker, Ärzte und Heilmittelerbringer gleichermaßen.<br />

Jetzt zeigen sich die Versäumnisse<br />

aus der Vergangenheit<br />

Durch das Gebot des Social Distancing im<br />

Zuge der Corona-Pandemie änderte sich das<br />

ab März von heute auf morgen. Wo eben noch<br />

Face-to-Face unersetzbar schien, war plötzlich<br />

Zu hoffen ist,<br />

dass die Corona-<br />

Pandemie uns jetzt<br />

tatsächlich zum<br />

digitalen Crash-Kurs<br />

zwingt – und zwar in<br />

allen Bereichen.<br />

die Videokonferenz das Mittel der Wahl. Wo<br />

eben noch der Deutsche nicht vom gewohnten<br />

Bargeld lassen wollte, akzeptierte er nun anstandslos<br />

das Zahlen per EC- oder Kreditkarte.<br />

Nur am Papierrezept hält er noch fest. Das<br />

allerdings mehr erzwungenermaßen als selbstgewählt<br />

– doch dazu später.<br />

Bleiben wir zunächst bei der Therapie per<br />

Videokonferenz, die für viele Praxisinhaber in<br />

den vergangenen Wochen die einzige Möglichkeit<br />

war, den Betrieb zumindest ein Stück weit<br />

aufrechtzuhalten. Das ist durchaus beachtlich!<br />

Zum einen, weil viele Therapeuten zuvor einer<br />

solchen Behandlung eher skeptisch gegenüberstanden<br />

oder sie gar ablehnten. Zum anderen,<br />

weil die Einführung einer solchen Innovation<br />

und des damit verbundenen Transformationsprozesses<br />

normalerweise eine Sache von Monaten<br />

oder gar Jahren ist. Dafür kann sich die<br />

Branche durchaus auf die Schulter klopfen und<br />

auch der Politik gebührt Anerkennung, dass sie<br />

so schnell und pragmatisch gehandelt hat.<br />

Allerdings, und das muss ebenfalls gesagt<br />

werden, zeigten sich in dem Prozess auch die<br />

Versäumnisse der Vergangenheit: Mitarbeitern<br />

mangelte es sowohl am Equipment als auch<br />

am Know-how. Die Systeme der IT-Anbieter<br />

brachen aufgrund der hohen Nachfrage zusammen.<br />

Vor allem aber rächte sich, dass der<br />

Breitbandausbau so sträflich vernachlässigt<br />

wurde. Wohl dem, der in einem Ballungsgebiet<br />

10 ZUKUNFT PRAXIS TITEL


die Freuden einer stabilen und leistungsstarken<br />

Internetverbindung genießt – alle anderen<br />

müssen sich damit abfinden, dass ihre Behandlung<br />

durch den Therapeuten per Video auch<br />

schon einmal abbricht, sofern sie überhaupt<br />

zustande kommt.<br />

Besonders erfreulich ist für mich allerdings,<br />

dass sich heute so viele Patienten offen<br />

gegenüber der Digitalisierung zeigen. Noch vor<br />

kurzem sah das anders aus: Nach einer Umfrage<br />

von Statista Survey im vergangenen Sommer<br />

konnten sich nur neun Prozent der Befragten<br />

für telemedizinische Untersuchungen (digitale<br />

Fernuntersuchung, -diagnose und -überwachung)<br />

erwärmen. Auch eine Online-Sprechstunde<br />

wollte nur etwas mehr als jeder Fünfte<br />

nutzen. Dass sich diese Skepsis so schnell in<br />

Luft auflöste, ist durchaus bemerkenswert<br />

– wenngleich mit dem Unbehagen nicht unbedingt<br />

genauso schnell das Unvermögen wich.<br />

So berichtete mir neulich eine Praxisinhaberin,<br />

dass manch älterer Patient doch erhebliche<br />

Schwierigkeiten mit der Technik habe. Selbst<br />

das Kopieren eines Passwortes sei eine scheinbar<br />

unüberwindliche Hürde, sagte sie. Da würden<br />

Fehler gemacht, auf die man als halbwegs digital<br />

affiner Mensch gar nicht komme.<br />

Zu hoffen ist, dass die Corona-Pandemie<br />

uns jetzt tatsächlich zum digitalen Crash-Kurs<br />

zwingt – und zwar in allen Bereichen. Ja, dass<br />

es mehr ist als ein Strohfeuer. Denn Deutschland<br />

verschenkt durch die mangelnde Digitalisierung<br />

im Gesundheitswesen extrem viel<br />

Potenzial – wie es kürzlich der Vorsitzende<br />

des Sachverständigenrats zur Entwicklung im<br />

Gesundheitswesen, Prof. Dr. Ferdinand Gerlach,<br />

gegenüber dem Deutschlandfunk ausdrückte:<br />

Man habe hierzulande immer noch den<br />

Fax-Standard, was nicht nur etwas peinlich<br />

sei, sondern auch langsam, fehleranfällig und<br />

somit gefährlich.<br />

Anbindung an die Telematikinfrastruktur<br />

nur ein erster Schritt<br />

Einen großen Schritt nach vorne machen<br />

wir daher, wenn wir künftig in Hessen für<br />

den Ärztlichen Bereitschaftsdienst auch eine<br />

Videosprechstunde mit eRezept anbieten<br />

können. Ein Pilotprojekt, bei dem Optica für<br />

die technische Entwicklung verantwortlich<br />

16.<br />

Platz von 17 für<br />

Deutschland beim<br />

Digital-Health‐Index<br />

2018 der Bertelsmann<br />

Stiftung.<br />

zeichnet, ist gerade gestartet (siehe Seite 12).<br />

Wir sind sehr froh, hier unsere Expertise zur<br />

Verfügung stellen und unseren Beitrag zur Digitalisierung<br />

des Gesundheitswesens leisten zu<br />

können. Gleichzeitig sind wir aber auch etwas<br />

traurig, dass unsere Kernzielgruppe – die Physio-<br />

und Ergotherapeuten sowie die Logopäden<br />

– in dem Projekt bislang noch außen vor ist.<br />

Wie so oft! Denn leider werden die Heilmittelerbringer<br />

viel zu selten an Fragen zur Digitalisierung<br />

beteiligt. Wenn ab Juli nächsten Jahres<br />

die ersten Physiotherapeuten an die Telematikinfrastruktur<br />

– also das digitale Datennetzwerk<br />

der Gesundheitsbranche – eingebunden<br />

werden können, ist das allenfalls nur ein erster<br />

Schritt. Denn was ist mit den Ergotherapeuten<br />

und Logopäden? Überhaupt: Wie sollen sich<br />

die Therapeuten authentifizieren, wenn es bis<br />

dato keinen elektronischen Heilberufeausweis<br />

und noch nicht einmal ein elektronisches Gesundheitsberuferegister<br />

gibt?<br />

Es gibt viel zu tun. Für Politik und Selbstverwaltung.<br />

Für Therapeuten und Praxisinhaber.<br />

Und selbstverständlich auch für uns.<br />

Deshalb bleiben wir als Unternehmen auch<br />

weiterhin an dem Thema dran und werden<br />

Ihnen schon bald in einem neuen Pilotprojekt<br />

zeigen, wie nach unserer Vorstellung Heilmittelerbringer<br />

an der digitalen Revolution im<br />

Gesundheitswesen teilhaben können. Denn die<br />

Digitalisierung – und damit muss ich den oben<br />

genannten Slogan etwas relativieren – sollten<br />

wir eher als eine Verpflichtung als ein Wagnis<br />

verstehen. Denn wäre es nicht ein viel größeres<br />

Wagnis, nicht auf die Digitalisierung unserer<br />

Branche zu setzen? —<br />

ZUKUNFT PRAXIS TITEL11


Es wird<br />

endlich Realität<br />

In Hessen ist ein Pilotprojekt zum elektronischen Rezept<br />

gestartet. Voraussichtlich im Herbst folgt die elektronische<br />

Heilmittelverordnung, von der auch Therapeuten profitieren.<br />

TEXT: HAJO HOFFMANN<br />

Viele Therapeuten erkennen die Vorteile der<br />

Digitalisierung und hoffen darauf, sie bald<br />

nutzen zu können: um Abläufe in der Praxis<br />

zu verschlanken, um die Papierflut zu verringern,<br />

um in Echtzeit mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens<br />

Informationen auszutauschen, um mehr Zeit<br />

für ihre Patienten zu haben. Viele warten auf die elektronische<br />

Verordnung, die bei alldem eine zentrale Rolle spielt.<br />

Für sie gibt es gute Nachrichten: Ende April fiel der Startschuss<br />

für ein Pilotprojekt zum elektronischen Rezept in<br />

Hessen. Federführend bei der technischen Entwicklung ist<br />

der Abrechnungsdienstleister Optica. Noch im Laufe des<br />

Jahres soll die nächste Stufe folgen: die elektronische Heilmittelverordnung.<br />

Das Digitalprojekt ist eine Kooperation<br />

der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) mit dem<br />

Hessischen Apothekerverband (HAV), der AOK Hessen, der<br />

DAK-Gesundheit und der Techniker Krankenkasse (TK). Es<br />

trägt den Titel „MORE – Mein Online Rezept“. Versicherte<br />

der genannten Kassen haben ab sofort die Möglichkeit im<br />

akuten Krankheitsfall nicht den Ärztlichen Bereitschafts-<br />

12 ZUKUNFT PRAXIS THEMA


INTERVIEW<br />

„Die wichtigste Hürde ist<br />

die Akzeptanz im Alltag“<br />

DR. SILVIA BELLMANN leitet für die AOK Hessen die Einführung des<br />

elektronischen Rezepts (eRezept) im Rahmen des Pilotprojekts MORE.<br />

Hunderte Apotheken haben sich bereits für dafür registriert.<br />

Frau Bellmann, Ende April ist das Pilotprojekt<br />

„MORE – Mein Online-Rezept“ gestartet. Patienten<br />

im Rhein-Main-Gebiet, die sich vorher registriert<br />

haben, können sich in einer vom Ärztlichen Bereitschaftsdienst<br />

angebotenen Videosprechstunde<br />

ein elektronisches Rezept ausstellen lassen. Gibt<br />

es bereits erste Erfahrungen, wie das Angebot<br />

ankommt?<br />

Noch ist es zu früh für eine fundierte Bewertung.<br />

Immerhin: Wir hatten bei Projektstart bereits 90<br />

registrierte Apotheken, und nach zwei Wochen<br />

standen wir bei knapp 400 eingeschriebenen Apotheken.<br />

Das ist vielversprechend. In der Startphase<br />

wird es nun vor allem darum gehen, dass sich interessierte<br />

Versicherte auf der Registrierungsseite<br />

des Ärztlichen Bereitschaftsdienst eintragen.<br />

Was ist im Hinblick auf Heilmittelleistungserbringer<br />

wie Physiotherapeuten geplant? Diese können<br />

sich laut Gesetz ab Juli 2021 freiwillig in die Telematik-Infrastruktur<br />

einklinken.<br />

In einer zweiten Phase des Pilotprojekts folgt die<br />

elektronische Verordnung für Heilmittelerbringer,<br />

die wir voraussichtlich noch dieses Jahr zunächst<br />

im Raum Frankfurt/Wiesbaden anbieten wollen.<br />

Wie unterscheidet sich das hessische Modellvorhaben<br />

von anderen?<br />

Das Besondere unseres Projektes besteht darin,<br />

dass sich unterschiedliche Teilnehmer des Gesundheitswesens<br />

eingebracht haben und wir so<br />

den gesamten Prozess abbilden – im Gegensatz<br />

zu anderen Lösungen, die sich darauf beschränken,<br />

einen Ausschnitt papierlos zu ersetzen.<br />

Das<br />

komplette<br />

Interview finden<br />

Sie auf optica.de/<br />

interview-bell<br />

mann<br />

Die Kassen müssen für den Anschluss der Heilmittelerbringer<br />

an die Telematik-Infrastruktur<br />

Kosten übernehmen. Um welche Beträge wird es<br />

da gehen?<br />

Einzelheiten werden noch in den bundesweit geltenden<br />

Rahmenverträgen festgelegt, daher gibt es<br />

noch keine konkreten Zahlen.<br />

Wie ist der Stand bei der Digitalisierung generell,<br />

alles im Plan? Ab 2021 sind die Kassen ja gesetzlich<br />

verpflichtet, eine elektronische Patientenakte<br />

anzubieten.<br />

Das können wir voraussichtlich gewährleisten.<br />

Die wichtigste Hürde ist aber die Akzeptanz und<br />

die tatsächliche Anwendung im Alltag. Und dass<br />

Informationen der verschiedenen Akteure des<br />

Gesundheitswesens im Bedarfsfall zur Verfügung<br />

stehen. Da haben wir, glaube ich, noch einen etwas<br />

längeren Weg vor uns.<br />

ZUKUNFT PRAXIS THEMA 13


Der Ablauf<br />

1<br />

ruft 116117 an<br />

3<br />

VIDEO-<br />

SPRECHSTUNDE<br />

PATIENT<br />

erlaubt Zugriff auf eRezept<br />

ARZT<br />

eRezeptspeicher<br />

5<br />

Patient holt<br />

Arzneimittel ab<br />

4<br />

greift auf eRezept zu<br />

erstellt<br />

eRezept-<br />

Datensatz<br />

2<br />

PORTAL<br />

6<br />

weist Rechenzentrum<br />

eRezept zu<br />

7<br />

rechnet eRezept ab<br />

APOTHEKE<br />

RECHENZENTRUM<br />

KOSTENTRÄGER<br />

Weniger Bürokratie: Alle Beteiligten sind im MORE-Projekt digital vernetzt und daher besser und schneller informiert.<br />

dienst (ÄBD) direkt aufzusuchen, sondern diesen stattdessen<br />

in einer Videosprechstunde zu konsultieren. Benötigt<br />

der Patient ein Rezept, erhält er dies auf elektronischem<br />

Weg. Gerade in Zeiten von Corona ist diese Option nicht<br />

nur bequem, sondern minimiert auch das Ansteckungsrisiko<br />

im Wartezimmer oder beim Arztgespräch.<br />

Das eRezept – so geht‘s<br />

Wer die neuen Services Videosprechstunde und e‐<br />

Rezept nutzen möchte, muss sich zunächst kostenlos auf<br />

der Internetseite der KVH (www.kvhessen.de/erezept) für<br />

beides registrieren. Voraussetzung für eine Videosprechstunde<br />

ist, dass die Symptome eine Diagnose per Bildschirm<br />

zulassen – wie etwa bei Erkältungen oder Hautausschlägen.<br />

Registrierte Patienten, die sich unter der<br />

Rufnummer 116117 beim ÄBD melden und auf die dies zutrifft,<br />

können eine Videosprechstunde per Computer,<br />

Smartphone oder Tablet wahrnehmen. Arzt oder Ärztin<br />

stellen in dieser Sprechstunde bei Bedarf ein elektronisches<br />

Rezept aus, das die Arztinformationssoftware direkt<br />

in den eRezept-Speicher schickt.<br />

Das eRezept – wie später auch die elektronische Heilmittelverordnung<br />

– lässt sich in dem eigens geschaffenen<br />

Portal MORE unter www.mein-onlinerezept.de aufrufen<br />

und verwalten. Patienten können ihre Rezepte von hier<br />

aus online – in der derzeitigen Projektphase noch ausschließlich<br />

– an eine der heute (Anm. d. Red. bei Drucklegung)<br />

fast 400 teilnehmenden Apotheken weiterleiten,<br />

um die Arzneimittel dann dort abzuholen. Die Apotheke<br />

weist das eRezept dem Rechenzentrum zu, wo es mit dem<br />

zuständigen Kostenträger abgerechnet wird. Die IT-Spezialisten<br />

von Optica haben von Anfang an höchsten Wert auf<br />

Sicherheit und Datenschutz gelegt. Das Konzept: Der Arzt<br />

schickt das eRezept über das sichere Netz der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung verschlüsselt an den Server, der Patientendaten,<br />

Rezeptdaten sowie Arzt- und Kostenträgerdaten<br />

in drei voneinander getrennten Silos speichert.Aus<br />

den Daten wird eine einmalige Zeichenfolge errechnet,<br />

genannt Hash, und nur mit diesem elektronischen Fingerabdruck<br />

lassen sie sich wieder zusammenführen.<br />

Bei der geplanten elektronischen Heilmittelverordnung<br />

kommt ein weiterer Vorteil der in Stuttgart entwickelten<br />

technischen Lösung zur Geltung: Denn diese bietet<br />

die Möglichkeit, das eigentliche Rezept als Urdokument<br />

mit wichtigen digitalen Informationen anzureichern.<br />

Physiotherapeuten etwa können Verordnungen, die sie<br />

über einen längeren Zeitraum „abarbeiten“, immer wieder<br />

mit aktuellen Informationen ergänzen.<br />

Mit seinem Engagement in dem Pilotprojekt, dem die<br />

Ärzte Zeitung das Potenzial für „bundesweiten Vorbildcharakter“<br />

attestiert hat, verfolgt das Stuttgarter Unternehmen<br />

zwei Ziele: Zum einen soll das Projekt Impulse<br />

für die aktuell entwickelte Telematikinfrastruktur des<br />

Gesundheitswesens geben und als Blaupause für die flächendeckende<br />

Einführung des eRezepts dienen. Zum<br />

anderen sieht es Optica als seine Aufgabe an, seinen Kunden<br />

zukunftsfähige Lösungen rund um Rezept und Abrechnung<br />

zu bieten und ihnen als kompetenter Ansprechpartner<br />

und Begleiter im digitalen Wandel zur<br />

Verfügung zu stehen. —<br />

14 ZUKUNFT PRAXIS THEMA


IN KOOPERATION MIT<br />

THERAPEUTENWISSEN<br />

Backward-Chaining<br />

Kernelement einer erfolgreichen Sturzprävention ist das<br />

körperliche Training. Eine in der physiotherpeutischen Praxis<br />

bislang wenig beachtete Methode ist das Backward-Chaining<br />

Die Backward-Chaining-Methode<br />

(BCM) ist ein strukturiertes<br />

und standardisiertes<br />

Trainingsprogramm, das<br />

hilft die Fähigkeit zum sicheren und<br />

unabhängigen Aufstehen vom Boden<br />

wiederzuerlangen und Sturzangst zu<br />

minimieren.<br />

Funktionelles Training<br />

Chaining bezeichnet in der angewandten<br />

Verhaltenspsychologie eine<br />

Technik, die eine komplexe Aufgabe<br />

leichter vermittelt, indem man diese<br />

in einzelne Verhaltensweisen zerlegt<br />

(1996). Bei der BCM führt der Patient<br />

einzelne Komponenten einer komplexen<br />

Aufgabe (Aufstehen vom Boden<br />

bis zum Stand) Schritt für Schritt in<br />

umgekehrter Reihenfolge (Backward)<br />

durch, bis er den gesamten Prozess<br />

selbstständig bewältigt. Durch die<br />

Unterteilung in Bewegungssequenzen<br />

legt man Zwischenziele fest, wodurch<br />

sich schneller Erfolge einstellen<br />

können. Dies erleichtert die<br />

Umsetzung bei ängstlichen Patienten<br />

und dient der Motivation (2017).<br />

Expositionstherapie<br />

Über das funktionelle Training hinaus<br />

lernen ältere Menschen, wie sie mit<br />

der angstauslösenden Situation, auf<br />

dem Boden zu liegen und wieder aufstehen<br />

zu müssen, umgehen können.<br />

Patienten üben das Aufstehen in kleinen<br />

Schritten und umgekehrter Reihenfolge.<br />

Macht der Therapeut die Bewegungssequenzen<br />

vor oder schaut der<br />

Patient bei einem anderen Teilnehmer<br />

zu, lässt sich zudem der Effekt<br />

von mentalem Training (Lernen durch<br />

reine Vorstellung von Bewegungsabläufen)<br />

nutzen (1999).<br />

Zielgruppe<br />

Das Training nach der BCM eignet<br />

sich vor allem für Patienten, die<br />

bereits gestürzt sind, sich beim Gehen<br />

und Stehen unsicher fühlen oder<br />

Bedenken haben, zu stürzen. Um die<br />

Sicherheit und Durchführbarkeit zu<br />

gewährleisten, werden folgende<br />

Einschlusskriterien empfohlen:<br />

• Drehfähigkeit um die eigene<br />

Körperachse im Stand<br />

• Beidseitige Stützfähigkeit<br />

der Arme<br />

• Mind. 90 Grad Flexionsfähigkeit<br />

in Hüft- und Kniegelenken<br />

• Ausreichende kognitive Fähigkeiten<br />

(Anweisungen verstehen<br />

und durchführen können)<br />

Umsetzung<br />

Als Materialien benötigt man pro Person<br />

einen stabilen Stuhl, eine Weichbodenmatte<br />

und nach Bedarf bis zu<br />

zwei Lagerungskisse<br />

Ein Training nach der BCM lässt<br />

sich je nach gesundheitlichen und<br />

organisatorischen Faktoren in der<br />

Einzeltherapie oder im Rahmen eines<br />

Gruppenangebots durchführen. Erfahrungen<br />

zeigen, dass es bei bestimmten<br />

Indikationen, wie etwa<br />

Knieschmerzen, zudem sinnvoll ist,<br />

das Training zu adaptieren.<br />

Lesen Sie den kompletten Artikel von<br />

Rebekka Leonhardt und Michaela Groß<br />

in der Zeitschrift physiopraxis „Ausgabe<br />

4/<strong>2020</strong>“:<br />

https://thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1<strong>05</strong>5/a-1103-4492<br />

ZUKUNFT PRAXIS THEMA 15


INFORMIERT<br />

Aktuelles aus der Welt<br />

der Abrechnung von<br />

Heilmitteln<br />

COVID-19-RETTUNGSSCHIRM<br />

Kursierende Fragen<br />

und Falschmeldungen<br />

Am 5. Mai trat der Rettungsschirm für Therapeuten in Kraft. Nun tauchen<br />

viele Fragen und leider auch voreilige, nicht den Tatsachen<br />

entsprechende Meldungen auf. Optica-Geschäftsführer Markus Kinkel<br />

beleuchtet den Status quo und beantwortet die häufigsten Fragen:<br />

www.optica.de/klarstellung<br />

16 ZUKUNFT PRAXIS KUNDENINFORMATION


COVID-19<br />

Einführung der<br />

Hygienepauschale<br />

Für Erstabrechnungen ab dem 5. Mai bis zum 30.<br />

September <strong>2020</strong> darf zusätzlich pro Verordnung<br />

die Positions-Nummer X9944 „Hygienemaßnahmen<br />

Corona“ mit 1,50 EUR abgerechnet<br />

werden. Die Abrechnung erfolgt immer auf<br />

dem letzten Behandlungstag und wird ohne Zuzahlung<br />

berechnet. Alle Informationen zum<br />

Rettungsschirm erhalten Sie unter:<br />

www.optica.de/rettungsschirm<br />

WEBINARE<br />

Wissen gewinnen trotz Krise<br />

Auch wenn ein Großteil der Messen und Fortbildungsveranstaltungen<br />

dieses Jahr abgesagt oder<br />

verschoben wurde, können Sie Ihr Wissen dennoch<br />

erweitern – und zwar digital. Gewinnen Sie<br />

kompaktes und leicht verständliches Wissen für<br />

die Praxisführung, die Therapie und die Abrechnung<br />

– bequem vom eigenen Rechner aus:<br />

www.optica.de/webinar<br />

PRAXISPROFI<br />

Bewerber richtig filtern<br />

Bei der Wahl eines neuen Arbeitnehmers sollte<br />

man nicht nur auf das Bauchgefühl hören. Therapeutin<br />

und Coach Barbara Freitag-Herse erklärt,<br />

wie Sie in vier Schritten den passenden Mitarbeiter<br />

auswählen. Lesen Sie den ganzen Artikel:<br />

www.optica.de/bewerber-filtern<br />

Service &<br />

Wissen<br />

AOK-Genehmigungsverfahren<br />

Die AOK Rheinland/Hamburg verzichtet seit<br />

dem 1. Mai <strong>2020</strong> vollständig auf das Genehmigungsverfahren<br />

von Verordnungen außerhalb<br />

des Regelfalls. Seit dem 1. Juli 2016 wurde eine<br />

Genehmigung bei bestimmten Indikationsschlüsseln<br />

(alle außer ZN1, AT3, LY2 und LY3)<br />

verlangt. Dies wird für alle Verordnungen mit<br />

Ausstellungsdatum nach dem 30. April <strong>2020</strong><br />

nicht mehr der Fall sein.<br />

Absetzungen für Ergotherapeuten<br />

bei der BKK24<br />

Aktuell kommt es für Ergotherapeuten in Bayern<br />

zu Absetzungen bei der BKK24 mit der<br />

Begründung, dass gemäß des Rahmenvertrags<br />

die Abrechnung monatlich mit allen im Vormonat<br />

abgeschlossenen Verordnungen zu erfolgen<br />

hat. Ähnliche Regelungen gibt es dort<br />

auch für Physiotherapeuten. In anderen Regionen<br />

sind die Regelungen mit einer Jahresfrist<br />

großzügiger. Besagte Rezepte sollten spätestens<br />

im Folgemonat nach Behandlungsabschluss<br />

eingereicht werden.<br />

Wissenswert-Newsletter –<br />

immer bestens informiert<br />

Neuigkeiten zum Rettungsschirm, ein Infoservice<br />

zu Absetzungen, Einladungen zu Webinaren<br />

und Messen: Wer sich für „Wissenswert“<br />

registriert, bleibt künftig per E-Mail up to date<br />

und kann kostenlos auf alle Premiumartikel<br />

zugreifen. Die Anmeldung erfolgt unter:<br />

www.optica.de/wissen-abonnieren<br />

Fragen zur Abrechnung?<br />

Unser Kundenservice antwortet Ihnen persönlich.<br />

Einfach unter 0711 99373-2000 anrufen oder eine<br />

E-Mail schreiben: kundenservice@optica.de.<br />

Damit wir schnell und gezielt helfen können, geben<br />

Sie bitte Ihre Kundennummer an.<br />

Ihr Optica-Team<br />

ZUKUNFT PRAXIS KUNDENINFORMATION17


Was machen eigentlich die Kollegen? Dieses Mal beantwortet<br />

den Fragebogen JUTTA GÄRTNER-SCHIEBOLD.<br />

Zusammen mit ihrem Kollegen Dustin Sippel führt sie die<br />

Praxis Kinderphysio Barmbek in Hamburg.<br />

Alle Antworten<br />

finden Sie unter<br />

www.optica.de/<br />

schiebold<br />

Praxis-Outfit oder Freestyle?<br />

Jeder kann bei uns anziehen, was er<br />

will. Das ist für uns wichtig, weil man<br />

mit seiner Kleidung auch seine Individualität<br />

zum Ausdruck bringen kann.<br />

Aber auch die Kinder sollen ja nicht<br />

denken, sie wären hier in einer sterilen<br />

Umgebung.<br />

Wie redselig sind Sie während der<br />

Behandlung: Intensive Gespräche<br />

oder Schweigen im Walde?<br />

Nur weil man mit Kindern arbeitet,<br />

heißt es nicht, dass man die ganze<br />

Zeit miteinander reden müsste.<br />

Manchmal ist auch das sehr bewusste<br />

und stille Fühlen ganz wichtig, um<br />

den eigenen Körper wahrzunehmen.<br />

Karteikarte oder Praxis-EDV – wie<br />

digital ist Ihre Praxis?<br />

Wir sind da eher „oldschool“ und<br />

machen noch viel mit Karteikarte<br />

und Bleistifteintrag im Kalender. Allerdings<br />

hat mein junger Kollege es<br />

sich zum Ziel gesetzt, dies in nächster<br />

Zeit zu ändern.<br />

Gesundheitsminister für einen Tag?<br />

Was würden Sie machen?<br />

Uns ärgert am meisten, dass die entwicklungsbegleitende<br />

Arbeit mit Kindern<br />

und ihren Eltern so wenig bekannt<br />

ist. Das ist ein blinder Fleck in<br />

der Gesundheitslandschaft. Das<br />

würden wir natürlich gerne ändern,<br />

denn das Thema ist – gerade auch<br />

bildungspolitisch – wichtiger denn je.<br />

Was ist an Ihrer Praxis anders als<br />

in anderen Praxen?<br />

Unsere Praxis ist eine kleine Villa<br />

Kunterbunt auf einem alten Krankenhausgelände<br />

in Hamburg-Barmbek.<br />

Dort behandeln wir ausschließlich<br />

Kinder und Jugendliche, vom<br />

Frühchen bis zum 18-Jährigen. Die<br />

Arbeit ist dabei ziemlich interdisziplinär<br />

und am besten mit dem Begriff<br />

Entwicklungsförderung zu umschreiben.<br />

Auch die Familienarbeit<br />

und -begleitung ist ein ganz wichtiger<br />

Aspekt unserer Arbeit.<br />

Wie wird Ihr Team zum „Dreamteam“?<br />

Wir haben viel Wertschätzung und<br />

gegenseitige Toleranz füreinander.<br />

Das ist am allerwichtigsten. Hinzu<br />

kommt der Humor, den wir alle allein<br />

schon durch unsere Arbeit mit den<br />

Kindern mitbringen. Der hilft in allen<br />

Lebenslagen.<br />

Noch einmal auf Start – würden Sie<br />

alles nochmal genauso machen?<br />

Ja, ich würde diesen Beruf wiederwählen.<br />

Ich habe aber während meiner<br />

30 Berufsjahre noch parallel<br />

zwei Studiengänge absolviert: Sonderpädagogik<br />

und Gesundheitsmanagment.<br />

Das ist eine sehr schöne<br />

Ergänzung.<br />

Therapeut auch nach Feierabend?<br />

Allein mit meinen fünf Enkelkinder<br />

habe ich nach Feierabend einiges<br />

zu tun. Aber ich trenne nicht zwischen<br />

Beruf und Privatleben. Beides<br />

gehört für mich zusammen.<br />

18 ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN


Termine<br />

Impressum<br />

FIBO<br />

1. bis 4. Oktober <strong>2020</strong> in Köln<br />

www.fibo.de<br />

Ergotherapie-Kongress <strong>2020</strong><br />

22. bis 24. Oktober <strong>2020</strong> in Weimar<br />

https://dve.info/kongress<br />

OTWorld<br />

27. bis 30. Oktober <strong>2020</strong> in Leipzig<br />

www.ot-world.com<br />

TheraPro<br />

2. bis 3. Oktober <strong>2020</strong> in Essen<br />

www.messe-stuttgart.de<br />

49. dbl-Kongress 2021<br />

3. bis 5. Juli 2021 in Dresden<br />

www.dbl-ev.de<br />

Achtung,<br />

verschoben<br />

Achtung,<br />

verschoben<br />

Achtung,<br />

verschoben<br />

Achtung,<br />

abgesagt<br />

Achtung,<br />

verschoben<br />

Zukunft Praxis, Ausgabe <strong>05</strong>/<strong>2020</strong><br />

(Erscheinungsweise: monatlich)<br />

Herausgeber:<br />

Optica Abrechnungszentrum Dr. Güldener GmbH<br />

Marienstraße 10, 70178 Stuttgart<br />

Vertreten durch die Geschäftsführer Konrad<br />

Bommas, Markus Kinkel und Dr. Jochen Pfänder<br />

Telefon: 0711 99373-0, Telefax: 0711 99373-2025<br />

E-Mail: info@optica.de<br />

Optica-Redaktion: Fabian Maier (V.i.S.d.P.)<br />

Verlag: FAZIT Communication GmbH, Frankenallee 71 – 81,<br />

60327 Frankfurt am Main<br />

Konzept: Jan Philipp Rost, Martin Schmitz-Kuhl,<br />

Christiane Zimmer<br />

Art-Direktion: Oliver Hick-Schulz<br />

Produktion: Anabell Krebs<br />

Text: Hajo Hoffmann, Martin Schmitz-Kuhl,<br />

Christiane Zimmer<br />

Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,<br />

Mörfelden-Walldorf<br />

Fotografie:<br />

Titel + S.3: cyano66/iStock, S. 3: Optica, S. 5: Ljupco/iStock,<br />

S. 6: tharrison/iStock, S. 6/7: filmfoto/iStock, S.7: Optica,<br />

S. 8: pseudodaemon/iStock, S. 10/11: pseudodaemon/<br />

iStock, S. 12: 360 Production/iStock, S. 15: Thieme, S. 16:<br />

Optica, S. 18: Optica, S. 19: Christian Horz/iStock; Rocky89/iStock<br />

Abo-Bestellung: zukunft-praxis@optica.de,<br />

Jahresabonnement 85,00 Euro für 12 Ausgaben,<br />

Einzelverkauf 7,80 Euro. Für Optica-Kunden und ausgewählte<br />

Interessenten kostenlos; Registrierung unter<br />

www.optica.de/zukunft-praxis<br />

Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wird<br />

entweder die männliche oder weibliche Form von personenbezogenen<br />

Hauptwörtern<br />

gewählt. Dies impliziert keine<br />

genderspezifische Benachteiligung.<br />

ID-Nr. 20912<strong>05</strong><br />

Vorschau<br />

Zukunft Praxis Ausgabe 06/<strong>2020</strong><br />

Aufgrund der Corona-Krise behalten wir uns vor,<br />

möglichst aktuell über Themen zu berichten, die im<br />

Zusammenhang mit der Pandemie und ihren Auswirkungen<br />

auf die Heilmittelerbringer sind. Sobald wir<br />

unsere Magazin-Beiträge wieder längerfristiger planen,<br />

werden wir an dieser Stelle unsere Top-Themen<br />

ankündigen.<br />

ZUKUNFT PRAXIS FRAGEBOGEN19


Wir sind für Sie da.<br />

Auch in schwierigen Zeiten.<br />

Aktuell informiert. Pünktlich ausgezahlt.<br />

Auch in diesen herausfordernden Zeiten sind wir<br />

als zuverlässiger Partner in der Rezeptabrechnung<br />

für Sie da.<br />

Immer aktuell informiert: www.optica.de/covid-faq<br />

Immer pünktlich ausgezahlt: www.optica.de/abrechnung<br />

Ob telefonisch, online oder via E-Mail,<br />

wir kümmern uns um Ihre Anliegen, Ihre Fragen, um Sie.<br />

Telefon: 0711 99373-2000<br />

E-Mail: kundenservice@optica.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!