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atw - International Journal for Nuclear Power | 05.2023

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 5 ı September<br />

Did you know?<br />

Finanzierung des Kernkraft-Neubauprogramms in Frankreich<br />

In einer ihrer Mitteilungen mit dem Titel „Wie lässt sich die Erneuerung<br />

des Kernkraftwerksparks finanzieren? – Entwicklung<br />

eines Finanzierungsmodells um wettbewerbsfähigen Strom für<br />

Frankreich zu garantieren“ hat die Société française d’énergie<br />

nucléaire (SFEN) im Oktober 2022 Finanzierungsmöglichkeiten<br />

für das französische Neubauprogramm für Kernkraftwerke beleuchtet.<br />

Ausgangspunkt der Betrachtungen sind zum einen<br />

die bekannte Tatsache, dass Kernkraftwerksprojekte sehr<br />

kapitalintensiv sind und mit einem stark verzögerten Einnahmenfluss<br />

ein ungünstiges Risikoprofil für Investoren haben, zu<br />

dem sich noch politische sowie Markt- und Baurisiken gesellen.<br />

Zum anderen wird festgehalten, dass ein wettbewerbsfähiger<br />

und volkswirtschaftlich sinnvoll optimierter Strompreis mit<br />

Kernkraftwerken nur mit einem größeren Bauprogramm –<br />

das zeigen besonders die Erfahrungen außerhalb der OECD<br />

sowie die historischen Erfahrungen in Frankreich – sowie<br />

bei moderaten Kapitalkosten erreicht werden kann. Zugleich<br />

zeigt sich, dass die großen europäischen (Strom-)Versorgungsunternehmen<br />

nicht mehr in der Lage sind, unter den heutigen<br />

Marktbedingungen das finanzielle Risiko eines größeren Kernkraftbauprogramms<br />

in ihren Bilanzen zu tragen. Damit fällt die<br />

Möglichkeit einer Finanzierung wie beim historischen Bauprogramm<br />

von 1970 bis 2000 aus, das durch Eigenmittel, kleinere<br />

staatliche Förderungen und Fremdkapitalaufnahme unter sehr<br />

günstigen, weil stabilen Umständen finanziert wurde.<br />

Durch die heute höheren politischen Risiken und ein erhebliches<br />

Marktrisiko in preislich volatilen liberalisierten Strommärkten<br />

– das Baurisiko soll durch ein größeres, serialisiertes Bauprogramm<br />

und eine Vereinfachung des Reaktordesigns vermindert<br />

werden – er<strong>for</strong>dert die Finanzierung des Neubauprogramms<br />

andere Ansätze. In der Sfen-Mitteilung werden dabei die Modelle<br />

der Finanzierung des Kernkraftwerk Paks in Ungarn, des<br />

Projekts Dukovany II in Tschechien, Olkiluoto 3 in Finnland sowie<br />

Hikley Point C (HPC) und Sizewell C (SZC) im Vereinigten Königreich<br />

betrachtet. Im Fall Paks wird die neue Doppelblockanlage<br />

vom Typ VVER von Rosatom von einer staatlichen Gesellschaft<br />

errichtet und großteils durch einen zwischenstaatlichen Kredit<br />

von Russland in Höhe von 10 Milliarden Euro finanziert, der erst<br />

ab Inbetriebnahme voraussichtlich 2031 bedient werden muss.<br />

Insgesamt liegt die Höhe der Kapitalkosten für das Projekt bei<br />

drei Prozent, was zu einem Strompreis von rund 55 Euro pro<br />

Megawattstunde (MWh) führen soll. Der Strom wird ohne gesonderte<br />

Abnahmegarantien o. Ä. am Markt verkauft. Dieses<br />

Modell wurde mit einigen Auflagen von der EU-Kommission<br />

beihilferechtlich genehmigt. Das Projekt Dukovany, dessen<br />

Kosten auf 7,5 Milliarden Euro geschätzt werden, wird von der<br />

überwiegend in Staatseigentum befindlichen CEZ errichtet und<br />

durch einen staatlichen Kredit in voller Höhe der Baukosten<br />

finanziert. Der Zinssatz des Kredits liegt in der Bauphase bei<br />

Null, danach bei zwei Prozent, die Laufzeit liegt bei 30 Jahren.<br />

Im Gegenzug ist ein anpassbarer Festpreis für den Strom über<br />

die gesamte Anlagenlaufzeit vereinbart, der zwischen 50 und<br />

60 Euro pro MWh liegen soll. Es gibt auch eine Absicherung für<br />

besondere Risiken, etwa politischer Art. Dieses Modell wird von<br />

der EU-Kommission geprüft.<br />

Im Vereinigten Königreich wurden für die Projekte HPC und<br />

SZC jeweils innovative Finanzierungsmodelle entwickelt. Für<br />

HPC war es der Contract <strong>for</strong> Difference, mit einem staatlich<br />

garantierten Abnahmepreis (strike price) und einer Übergewinnabführung<br />

im Fall höherer Markterlöse. Dieses Modell<br />

hat allerdings zu einer recht hohen impliziten Rendite von<br />

rund 9 Prozent geführt, weil das Baurisiko ausschließlich bei<br />

den Investoren belassen hat und es nicht aufgeteilt wurde. Der<br />

britische Rechnungshof kritisierte das Modell deshalb als für<br />

die Stromkunden suboptimal. Für SZC wurde ein Instrument<br />

adaptiert, dass für andere Infrastrukturprojekte in UK Verwendung<br />

findet, insbesondere im Fall natürlicher Monopole, das<br />

RAB-Modell (Regulated Asste Base). Hierbei wird den Investoren<br />

auf ihre Kosten bis zu einer vorher vereinbarten Obergrenze<br />

eine regulierte Rendite zugesichert – eine gesicherte Rendite<br />

fehlt dem CfD-Modell – und somit das finanzielle Projektrisiko<br />

zwischen Investoren und Stromkunden sowie jenseits der<br />

Obergrenze mit dem Staat, also dem Steuerzahler geteilt. Der<br />

Vorteil sind dabei reduzierte Kapitalkosten in der Größenordnung<br />

einer Verzinsung von rund fünf Prozent. Dies führt zu<br />

deutlich niedrigeren Stromkosten von 44 bis 66 Euro pro MWh<br />

statt den aktuell 102 Euro pro MWh für das inflationsindexierte<br />

CfD-Modell bei HPC.<br />

Für die erste Tranche des Neubauprogramms will EDF Stromgestehungskosten<br />

unterhalb von 70 Euro pro MWh erreichen, was<br />

bei geschätzten Gesamtkosten zwischen 50 und 55 Milliarden<br />

Euro Kapitalkosten zwischen vier und fünf Prozent er<strong>for</strong>derlich<br />

macht. Da EDF bereits stark verschuldet ist und direkte staatliche<br />

Kredite möglicherweise nicht umsetzbar sind, empfiehlt Sfen ein<br />

französisches Finanzierungsmodell ähnlich dem britischen RAB-<br />

Modell zu entwickeln, ggf. in Kombination mit einem niedrig<br />

bepreisten CfD. Einen weiteren Beitrag kann die Investitionsund<br />

Betriebskostenbeteiligung stromintensiver Unternehmen<br />

leisten, für die diese Strombezugsrechte zum Selbstkostenpreis<br />

erhalten, ähnlich dem finnischen Mankala-Modell, das für einen<br />

Teil der Investition in das Projekt Olkiluoto 3 zur Anwendung<br />

gekommen ist. Bei Flamanville 3 wurde mit dem Exeltium-Konsortium<br />

bereits eine solche Regelung genutzt. Im historischen<br />

Kernkraftprogramm haben sich in der gleichen Weise auch<br />

verschiedene ausländische Stromversorger an französischen<br />

Kernkraftwerken beteiligt, was auch für das aktuelle Neubauprogramm<br />

wieder genutzt werden könnte.<br />

Quelle:<br />

Avis de la Sfen : HYPERLINK<br />

https://www.sfen.org/wpcontent/uploads/2022/10/<br />

Etude-financement-Sfen-<br />

MAJ-oct-2022.pdf<br />

Comment financer le renouvellement<br />

du parc nucléaire?<br />

– Construire un modèle de<br />

financement afin de garantir<br />

une électricité compétitive<br />

pour la France;<br />

Sfen, 13 octobre 2022<br />

DID YOU EDITORIAL KNOW? 5<br />

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