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atw - International Journal for Nuclear Power | 04.2023

Umwelt, Klima, Energiesysteme Betriebsergebnisse 2022

Umwelt, Klima, Energiesysteme
Betriebsergebnisse 2022

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nucmag.com<br />

2023<br />

4<br />

ISSN · 1431-5254 (Print) | eISSN · 2940-6668 (Online)<br />

32.50 €<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen<br />

für eine neue<br />

Energiepolitik<br />

From Smart Marketing to Building<br />

a New Energy System – Challenges<br />

<strong>for</strong> SMR Global Adoption<br />

Seit 67 Jahren<br />

im Dienste der Kerntechnik<br />

Operating Results of <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Plants in Germany 2022


JETZT<br />

TICKET<br />

SICHERN<br />

1 6 . K O N T E C<br />

S Y M P O S I U M<br />

16. <strong>International</strong>es Symposium "Konditionierung<br />

radioaktiver Betriebs- und Stilllegungsabfälle"<br />

einschließlich<br />

16. Statusbericht des BMBF "Stilllegung und<br />

Rückbau kerntechnischer Anlagen"<br />

SHOP<br />

30.08. - 01.09.2023 | kontec-symposium.de | @KontecSymposium<br />

MARITIM Hotel & <strong>International</strong>es Congress Center Dresden


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Neuorientierung und Aufbruch<br />

3<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wie schon oft zu lesen, bildet die Abschaltung der letzten<br />

drei Kernkraftwerke nach über 60 Jahren Stromerzeugung<br />

mit Kernenergie in Deutschland tatsächlich eine<br />

Zäsur für die kerntechnische Branche. Allerdings – und<br />

das gilt es im Inland wie im Ausland immer wieder hervorzuheben<br />

– besteht die deutsche Kernenergiewirtschaft<br />

und die hiesige kerntechnische Forschungslandschaft<br />

nicht nur aus nunmehr abgeschalteten Kernkraftwerken<br />

und angeschlossener Drittmittel<strong>for</strong>schung, sondern sie<br />

bieten nach wie vor ein vielfältiges Kompetenzportfolio<br />

bei Herstellern, Dienstleistern, Komponentenherstellern,<br />

Sachverständigen, in Forschung und Lehre. Diese<br />

Kompetenzen können für die restlichen Aufgaben in<br />

Deutschland, aber eben und langfristig vor allem für<br />

viele Arbeiten im internationalen Geschäft, von Entsorgung<br />

und Rückbau über Zulieferung und Service<br />

bestehender Anlagen, bis hin zu Planung und Ausführung<br />

von LTO-Programmen, Leistungssteigerungen,<br />

Sicherheitsnachrüstungen und Neubauten Anwendung<br />

finden.<br />

Und hier zeigt sich nun, dass das Ende der Kernenergienutzung<br />

in Deutschland zusammen fällt mit einer neuen<br />

Wertschätzung für die Kernkraft in vielen Ländern, aber<br />

gerade in Europa, das im vergangenen Jahr schmerzhaft<br />

wieder lernen musste, dass nicht immer alles „Glatt<br />

geht“. Diese Entwicklung fand einen bemerkenswerten,<br />

fast spektakulären Ausdruck in der Gründung einer Nuklearallianz<br />

pronuklearer Staaten innerhalb der EU, die<br />

eine Mehrheit von 15 der 27 Mitgliedstaaten vereint. Und<br />

dieser im Rahmen der Gepflogenheiten in der EU drastische<br />

Schritt wirkt. In den Verhandlungen über die<br />

Erneuerbare-Energien-Richtlinie hat die Kommission die<br />

Rolle anderer als erneuerbarer Energien für die Erreichung<br />

des Ziels der Klimaneutralität der EU anerkannt<br />

und Schweden hat sein Ziel von 100 Prozent erneuerbaren<br />

Energien aufgehoben und auf 100 Prozent fossilfreie<br />

Stromerzeugung bis 2050 abgeändert, ein Schritt, der<br />

die Errichtung neuer Kernkraftwerke ermöglichen soll.<br />

So entwickelt sich ein neuer Aufbruch der Kernenergie<br />

mit positiven Entwicklungen in zahlreichen Staaten und<br />

auch einer neuen Vielfalt an Optionen. Hier ist das Ziel<br />

der Einführung der Kernenergie in Estland mittels eines<br />

SMR-Technologie, die Projekte polnischer Industrieunternehmen<br />

für eine eigene Standortenergieversorgung<br />

mit Strom und Wärme oder rumänische und polnische<br />

Konversionsprojekte für Kohlekraftwerksstandorte zu<br />

nennen. Eine Aufgabe, die eigentlich auch in Deutschland<br />

ansteht, für die hier aber Kernenergieprojekte<br />

natürlich denkunmöglich sind. Vom neuen Aufbruch bei<br />

unseren Nachbarn aber wird auch die hiesige Branche<br />

profitieren, selbst wenn sie oftmals gar nicht mehr auf<br />

dem Radarschirm von Auftraggebern erscheint, bei<br />

denen bisweilen die Gleichung Kernkraft plus Deutschland<br />

ist gleich Ausstieg gilt. Denn der enorme<br />

Arbeitskräftebedarf der Branche von 450.000 Beschäftigten,<br />

davon 200.000 Fachkräften in der EU in den<br />

kommenden 30 Jahren in Verbindung mit der demographischen<br />

Entwicklung in vielen Staaten und dem<br />

allgegenwärtigen Fachkräftemangel wird dazu führen,<br />

dass man alle Köpfe und Hände für den neuen europäischen<br />

Kernenergieaufschwung brauchen wird.<br />

Der Umschwung in der Wahrnehmung der Kernenergie<br />

als einer sicheren Bank und Garant für Versorgungssicherheit,<br />

Energie(teil)souveränität und Preisstabilität<br />

– neben den in den vergangenen Jahren im Vordergrund<br />

stehenden Vorteilen beim Treibhausgasausstoß und<br />

anderen ökologischen Aspekten – hat auch die deutsche<br />

Bevölkerung, nicht aber die deutsche Politik erfasst. Und<br />

hier nun liegt ein Risikopotential für die Beteiligung der<br />

deutschen Branche an der europäischen Entwicklung.<br />

Die fehlende proaktive Unterstützung durch die Bundesregierung<br />

macht für viele potentielle Auftraggeber<br />

Deutschland eher unattraktiv für größere Aufträge mit<br />

einem großen Finanzierungsvolumen. Und die derzeit<br />

restriktive Genehmigungspraxis bei bestimmten Exporten<br />

von kerntechnischen Gütern bereitet auch bei<br />

kleineren Aufträgen Schwierigkeiten in Form von Investitionsunsicherheit<br />

für die Zukunft. Sollte sich hier ein<br />

politischer Wille – ob aktiv oder auch nur passiv sich<br />

äußernd – manifestieren, der auf den Niedergang der<br />

hiesigen Branche hinausläuft und so die Umsetzung der<br />

Planungen unserer Nachbarn erschweren würde, so<br />

wäre dies in dreifacher Hinsicht für Deutschland<br />

schlecht: Zum einen wäre die wirtschaftliche Selbstschädigung<br />

zu nennen, eine hiesige Industrie mit guten<br />

Perspektiven und hoher Wertschöpfung zu bremsen, die<br />

ironischerweise von den hohen Energiepreisen, die derzeit<br />

so vielen Unternehmen zu schaffen machen, nur<br />

wenig betroffen ist, weil der nuklearspezifische Aufwand<br />

und die damit verbunden Kosten anderweitig<br />

entstehen. Zum Zweiten würde ein aktiver oder passiver<br />

Widerstand gegen den Neubau von Kernkraftwerken bei<br />

unseren Nachbarn auch unsere eigene Versorgungssicherheit<br />

schädigen, die zwingend auch regelbare<br />

Kraftwerkskapazität im europäischen Verbundsystem<br />

benötigt. Und zum dritten würde eine solche unsolidarische<br />

Handlungsweise von den anderen Staaten kaum<br />

goutiert werden und dürfte unserem Land bei sich bietender<br />

Gelegenheit auf die Füße fallen.<br />

Für die Branche wichtig ist es aber, auf sich aufmerksam<br />

zu machen, für Kerntechnik Made in Germany weiter zu<br />

werben, Sichtbarkeit auf den internationalen Kernenergiemärkten<br />

zu erhalten und den prospektiven Kunden zu<br />

zeigen, dass die deutschen Kerntechnikunternehmen<br />

einschließlich der hiesigen Standorte internationaler<br />

Unternehmen bereit sind, einen gemeinsamen Neuaufbruch<br />

für die Kernenergie in Europa und in vielen<br />

anderen Teilen der Welt mitzugestalten.<br />

Nicolas Wendler<br />

– Chefredakteur –<br />

EDITORIAL<br />

Editorial<br />

Neuorientierung und Aufbruch


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Inhalt<br />

4<br />

CONTENTS<br />

Cover:<br />

Ausgabe 4<br />

2023<br />

Juni<br />

Impression of<br />

GE Hitachi’s<br />

BWRX-300 SMR.<br />

Quelle: Fermi Energia<br />

Editorial<br />

Neuorientierung und Aufbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3<br />

Nicolas Wendler<br />

Did you know? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5<br />

Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6<br />

Feature<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik. . . . . . . . . . . . 7<br />

Martin Neumann<br />

Interview mit Kalev Kallemets<br />

February 2019, seven founders established Fermi Energia<br />

and very quickly received good private funding and strong<br />

public interest in Estonia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Operation and New Build<br />

From Smart Marketing to Building a New Energy System –<br />

Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

John Warden, Ruediger Koenig<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

SMRs als Option für Industrieunternehmen in Deutschland? . . . . 24<br />

Christian Raetzke<br />

Energy Systems<br />

Energiespeicher – Ein Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

Kai Dürfeld<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der<br />

Kernenergiewirtschaft in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Nicolas Wendler<br />

Education and Training<br />

Kerntechnische Lehrstühle: Universität Stuttgart –<br />

Institut für Kernenergetik und Engiesysteme . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Jörg Starflinger<br />

Decommissioning and Waste Management<br />

Zum Zeitplan des Standortauswahlverfahrens für die<br />

Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle in Deutschland. . . . . . . 52<br />

Klaus-Jürgen Röhlig<br />

Environment and Safety<br />

Dynamic Dispersion Modelling to Enable In<strong>for</strong>med Decision<br />

Making in a Modern <strong>Nuclear</strong> Safety Case. . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

Howard Chapman, Joseph Hargreaves, Stephen Lawton, Robert Gordon, Tim Culmer<br />

Research and Innovation<br />

Experimental Investigation on the Pool Scrubbing Behaviour<br />

of soluble and mixed Aerosol Components . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

René Vennemann, Michael Klauck, Tobias Jankowski, Hans-Josef Allelein, Marco K. Koch<br />

Report<br />

Operating results 2022 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

KERNTec 2023<br />

Nachwuchsgewinnung und Aufbruchstimmung<br />

für die Kerntechnik in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

Nicolas Wendler<br />

KTG – Fachinfo. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

Vor 66 Jahren<br />

Die erste Generalkonferenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

KTG Inside<br />

• Geburtstage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

• Nuklearprogramme in Europa / Unterstützung Sektionsarbeit . . 98<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Inhalt


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Did you know?<br />

Wirtschaftlichkeit der Kernenergie in der Stromerzeugung<br />

Die französische kerntechnische Gesellschaft (Sfen) hat in einem<br />

Arbeitspapier vom November 2022 mit dem Titel „Combien<br />

coûte le nucléaire ? Économie du nucléaire dans le système<br />

électrique" die Kosten und Wirtschaftlichkeit der Kernenergie<br />

in Frankreich und Europa für den Zeitraum ab 2030 und mit<br />

Blick auf das geplante Neubauprogramm mit EPR2-Reaktoren<br />

untersucht. Wie viele Studien stellt auch Sfen nicht mehr allein<br />

auf die levelized cost of electricity (LCOE) ab, sondern macht<br />

eine umfänglichere Betrachtung. Die Studie fußt dabei auf anderen<br />

Arbeitspapieren der Sfen und bezieht zahlreiche weiter<br />

Studien, insbesondere auch die Futures énergétiques 2050<br />

des Stromnetzbetreibers RTE ein. Die wichtigste methodische<br />

Entwicklung über die Jahre war dabei die Anwendung eines erweiterten<br />

Kostenbegriffs, der nicht nur die Kosten der einzelnen<br />

Anlage betrachtet, sondern die Systemkosten sowie hier auch<br />

externe, vor allem umwelt- und gesundheitsbezogene Kosten.<br />

Zunächst werden die Erzeugungskosten der laufenden Anlagen<br />

einschließlich großer Wartungs- und Nachrüstpakete wie der<br />

aktuell durchgeführten grand carénage betrachtet und mit 30<br />

bis 40 Euro pro MWh angegeben. Als LCOE für den Langzeitbetrieb<br />

ergeben sich rund 40 Euro pro MWh bezogen auf 10 Jahre<br />

Laufzeitverlängerung, die bei 20 Jahren Laufzeitverlängerung<br />

sinken. Somit stellt auch in Frankreich eine längere Laufzeit für<br />

Kernkraftwerke die kostengünstigste Möglichkeit der Stromerzeugung<br />

dar. Für das Neubauprogramm von insgesamt 25<br />

Gigawatt installierter Leistung – sechs plus acht EPR2-Anlagen<br />

– werden Kosten von 52 Milliarden Euro für die sechs ersten<br />

Einheiten und ein Zinssatz von 4 Prozent als mittleres Szenario<br />

angesetzt. Dies führt zu LCOE für das Neubauprogramm von<br />

60 Euro pro MWh. In den Szenarien von RTE ergeben sich mit<br />

Neubauprogramm systemweit um 20 Euro pro MWh niedrigere<br />

Stromgestehungskosten unabhängig vom Strombedarf. Alle Beträge<br />

beziehen sich auf den Geldwert des Jahres 2020.<br />

Im Sfen-Papier wird zur Gesamtkostenbetrachtung der Ansatz<br />

des System LCOE (SLCOE) herangezogen, in dem als Systemkosten<br />

die er<strong>for</strong>derlichen Netzausbaukosten einer Erzeugungstechnologie,<br />

die Netzmanagement- oder Stabilisierungskosten sowie<br />

die Profilkosten betrachtet werden. Letzter setzen sich wiederum<br />

aus den Kosten der Vorhaltung von Back-up-Kraftwerken,<br />

der Reduktion der Vollaststunden anderer Stromerzeuger und<br />

der Kosten von Abregelung von Überproduktion zusammen. Im<br />

Fall der Stromerzeugung mit Windkraft und Fotovoltaik steigen<br />

diese Kosten mit zunehmendem Marktanteil zunächst maßvoll,<br />

bis zu einem Anteil von 40 bis 50 Prozent, dann sehr stark jenseits<br />

von 50 Prozent. In Energieszenarien mit unterschiedlichen<br />

Energiemixen führt das dann dazu, dass auf Systemebene die<br />

Einbeziehung von Kernenergie trotz deren höherem LCOE im<br />

Vergleich zu Großflächen-PV und Wind an Land zu niedrigeren<br />

Gesamtkosten führt.<br />

Im Sfen-Bericht wird ein interessanter Aspekt eines Mischsystems<br />

aus volatilen Erneuerbaren und Kernenergie identifiziert,<br />

eine Konvergenzzone der Systemkosten. Das heißt, von einem<br />

Mischungsverhältnis volatil erneuerbar zu Kernenergie von 25<br />

zu 55 Prozent bis zu 45 zu 35 Prozent ergibt sich ein Kostenoptimum.<br />

Die übrige Erzeugung entstammt im Fall Frankreich<br />

wesentlich der Wasserkraft. Bei mehr Kernenergie als 55 Prozent<br />

und mehr volatilen Erneuerbaren als 45 Prozent wird das<br />

Kostenoptimum verlassen. Es ist anzumerken, dass aufgrund<br />

des niedrigeren LCOE diese Betrachtung nicht für den Kraftwerksbestand<br />

gilt.<br />

Weiters werden der EROI-Wert (Energy returned on Energy invested),<br />

der Treibhausgasausstoß und die Materialintensität zur<br />

Ermittlung der ökologischen externen Kosten berücksichtigt, für<br />

die die Methodologie aber weniger gut standardisiert ist, weshalb<br />

aus diesem Bereich größere Fehlerbandbreiten erwachsen,<br />

insbesondere hinsichtlich der ökonomischen Bewertung des<br />

Faktors Treibhausgasausstoß. Die Darstellung der langfristigen<br />

Gesamtkosten für vier Erzeugungstechnologien in Europa mit<br />

den Fehlermargen über die Summenwerte findet sich in der<br />

Abbildung unten.<br />

DID YOU EDITORIAL KNOW? 5<br />

Gesamterzeugungskosten von vier Stromerzeugungstechnologien<br />

in Europa ab 2030 in Euro/MWh einschließlich Gesamtfehlermarge<br />

Quelle: Combien coûte<br />

le nucléaire? Économie<br />

du nucléaire dans<br />

le système électrique;<br />

Note technique;<br />

Novembre 2022.<br />

Did you know?


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Kalender<br />

CALENDAR 6<br />

2023<br />

15.07. – 20.07.2023<br />

13 th <strong>Nuclear</strong> Plant Instrumentation,<br />

Control & Human-Machine Interface<br />

Technologies (NPIC& HMIT 2023) –<br />

18 th <strong>International</strong> Probabilistic Safety<br />

Assessment and Analysis (PSA 2023).<br />

NPIC & HMIT 2023 and PSA 2023 Co-Located<br />

Meetings Knoxville, TN, USA<br />

https://www.ans.org/meetings/npic13psa2023/<br />

17.07. – 21.07.2023<br />

TopFuel2023.<br />

Chinese <strong>Nuclear</strong> Society, Xi‘an, China<br />

http://wrfpm2023.org.cn/<br />

18.07.2023<br />

<strong>Nuclear</strong> Fuel Supply Forum.<br />

NEI, Washington D.C., USA<br />

https://www.nei.org/conferences/nuclear-fuelsupply-<strong>for</strong>um<br />

30.07. – 04.08.2023<br />

EFB25 – European Conference on Few-Body<br />

Problems in Physics.<br />

Johannes Gutenberg University Mainz, Germany<br />

https://indico.him.uni-mainz.de/event/150<br />

20.08. – 25.08.2023<br />

NURETH-20 – 20 th <strong>International</strong><br />

Topical Meeting on <strong>Nuclear</strong> Reactor<br />

Thermal Hydraulics.<br />

ANS, Washington DC, USA<br />

https://www.euronuclear.org/project/nureth-<br />

20-august-2023-washington-usa/<br />

27.08. – 31.08.2023<br />

NWMDER 2023 – 5 th Canadian Conference<br />

on Waste Management, Decommissioning<br />

and Environmental Restoration.<br />

Canadian <strong>Nuclear</strong> Society, Niagara Falls, Canada<br />

https://nwmder.ca<br />

10.09. – 14.09.2023<br />

INGSM-23 – <strong>International</strong> <strong>Nuclear</strong> Graphite<br />

Specialists Meeting.<br />

In cooperation with IAEA, Aachen, Germany<br />

https://ingsm2023.com/<br />

10.09. – 15.09.2023<br />

MT-28 – <strong>International</strong> Conference on Magnet<br />

Technology.<br />

CEA/ITER, Aix-en-Provence, France<br />

https://mt28.aoscongres.com/home!en<br />

11.09. – 14.09.2023<br />

NENE 2023 – <strong>Nuclear</strong> Energy <strong>for</strong> New Europe.<br />

<strong>Nuclear</strong> Society of Slovenia, Portorož, Slovenia<br />

https://www.djs.si/nene2023<br />

13.09. – 15.09.2023<br />

safeND 2023 – BASE research symposium.<br />

Copernicus Publications, Berlin, Germany<br />

https://www.base.bund.de/EN/topics/research/<br />

events/safend/safend-2023.html<br />

18.09. – 22.09.2023<br />

NuSym 2023 – <strong>International</strong> Symposium on<br />

<strong>Nuclear</strong> Symmetry Energy.<br />

GSI Helmholtz Centre <strong>for</strong> Heavy-Ion Research<br />

GmbH, Darmstadt, Germany<br />

https://indico.gsi.de/event/17017/<br />

20.09. – 22.09.2023<br />

NUTECH 2023.<br />

AGH University of Science and Technology,<br />

Krakow, Poland<br />

http://nutech-2023.agh.edu.pl/<br />

25.09. – 29.09.2023<br />

NPC 2023 – <strong>International</strong> Conference<br />

on <strong>Nuclear</strong> Plant Chemistry.<br />

SFEN, Antibes, France<br />

https://www.nuclearinst.com/events/sfen-npc-<br />

2023-international-conference-on-nuclear-plantchemistry/15571<br />

03.10.2023<br />

SMR Business Day 2023.<br />

Fin<strong>Nuclear</strong>, Espoo, Finland<br />

https://finnuclear.fi/smr-business-day-2023/<br />

03.10. – 06.10.2023<br />

ICEM 2023 – <strong>International</strong> Conference<br />

on Environmental Remediation &<br />

Radioactive Waste Management.<br />

ASME, Stuttgart, Germany<br />

https://event.asme.org/ICEM<br />

16.10. – 21.10.2023<br />

FEC 2023 – 29 th IAEA Fusion<br />

Energy Conference.<br />

IAEA, London, UK<br />

https://www.iaea.org/events/fec2023<br />

23.10. – 25.10.2023<br />

TINCE’23 – Technological Innovations<br />

in <strong>Nuclear</strong> Civil Engineering.<br />

Sfen, Paris, France<br />

https://www.sfen.org/evenement/tince23/<br />

26.10.2023<br />

Kernenergie – Wann steigt Deutschland<br />

wieder ein?<br />

Initiative „Rettet unsere Industrie“,<br />

Frankfurt am Main, Germany<br />

https://www.akademie-bergstrasse.de/kernenergie-tagung-2023<br />

04.11.2023<br />

Karriereportal Kerntechnik.<br />

actimondo, Ruhr-Universität Bochum<br />

https://karriereportal.actimondo.com<br />

13.11. – 16.11.2023<br />

ICOND 2023.<br />

Aachen Institute <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> Training,<br />

Aachen, Germany. www.icond.de<br />

30.08. – 01.09.2023<br />

KONTEC 2023.<br />

DKM Business Events, Dresden, Germany<br />

www.kontec-symposium.com<br />

28.09. – 29.09.2023<br />

Mitgliederversammlung WIN Germany.<br />

Kernkraftwerk Grafenrheinfeld<br />

http://www.win-germany.org/<br />

05.09. – 06.09.2023<br />

10. Symposium Lagerung und<br />

Transport radioaktiver Stoffe.<br />

TÜV NORD, Hannover, Germany<br />

https://www.tuev-nord.de/de/unternehmen/<br />

veranstaltung/details/bildung/symposium-lagerung-und-transport-radioaktiver-stoffe/<br />

01.10. – 06.10.2023<br />

ICNC 2023 – <strong>International</strong> Conference<br />

on <strong>Nuclear</strong> Criticality Safety.<br />

NEA, Sendai, Japan<br />

https://icnc2023.jaea.go.jp/<br />

27.11. – 01.12.2023<br />

<strong>International</strong> Conference on Research Reactors:<br />

Achievements, Experience<br />

and the Way to a Sustainable Future.<br />

IAEA, Dead Sea, Jordan<br />

https://shorturl.at/ixzFY<br />

28.11. – 30.11.2023<br />

World <strong>Nuclear</strong> Exhibition.<br />

Paris Nord Villepinte – Hall 7, France<br />

www.world-nuclear-exhibition.com<br />

06.09. – 08.09.2023<br />

World <strong>Nuclear</strong> Symposium 2023.<br />

World <strong>Nuclear</strong> Association, London, UK<br />

https://www.wna-symposium.org<br />

11.06. – 12.06.2024<br />

KernD e. V. und KTG e. V., Leipzig, Germany<br />

www.kerntechnik.com/kerntechnik/kerntechnik-2024/<br />

welcomes<br />

This is not a full list and may be subject to change.<br />

Calendar


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue<br />

Energiepolitik<br />

Martin Neumann<br />

Weltweites Bevölkerungswachstum und global <strong>for</strong>tschreitender gesellschaftlicher Wohlstand bedingen<br />

einen stetig wachsenden Energiebedarf. Der derzeitige Mix an Energieträgern führt zur Erhöhung der<br />

Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre. Deutschland hat sich im Rahmen der EU das ambitionierte<br />

Ziel gesetzt, Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Qualitativ ergibt sich in Abb. 1 folgendes Bild:<br />

| Abb. 1<br />

Primärenenergieverbrauch in Deutschland 2022 in Petajoule (PJ).<br />

Der derzeitige Mix an Energieträgern, wie in der<br />

Grafik aus dem Jahr 2022 dargestellt, führt zur Erhöhung<br />

der Treibhausgaskonzentrationen in der<br />

Atmosphäre.<br />

Mängel in der nationalen Energiepolitik<br />

Mit dem Jahr 2022 sind fundamentale Mängel der<br />

deutschen Energiepolitik offen zutage getreten. Der<br />

derzeit beschrittene Weg zur zukünftigen Energieversorgung<br />

Deutschlands erweist sich daher als<br />

Sonderweg, mit dem die Ziele der Bezahlbarkeit,<br />

Verlässlichkeit, Akzeptanz und Nachhaltigkeit nicht<br />

erreichbar sind. Unser Wohlstand und damit die<br />

verschiedenen Sozialsysteme sowie unsere Möglichkeiten<br />

zu globalen Zielen beizutragen, sind akut<br />

gefährdet.<br />

Heute basieren 80 % unserer Endenergieversorgung<br />

auf fossilen Brennstoffen. Wie diese vollständig ersetzt<br />

werden sollen, ist ungeklärt. Der bisherige<br />

Weg der staatlich verordneten Energiewende wird<br />

deshalb scheitern. Die Fokussierung auf volatile<br />

Wind- und Solarenergie wird nicht reichen, um die<br />

Energielücke zu schließen.<br />

Neubestimmung des<br />

Weges<br />

Um die Ziele des Pariser Abkommens<br />

zu erreichen und<br />

gleichzeitig Wohlstand zu erhalten,<br />

ist daher eine grundsätzliche<br />

Neubestimmung des Weges zu<br />

einer treibhausgasarmen, zuverlässigen,<br />

wettbewerbsfähigen,<br />

bezahlbaren und umweltverträglichen<br />

Energieversorgung<br />

dringend er<strong>for</strong>derlich.<br />

Die bereits vorhandene Energieinfrastruktur<br />

ist wertvoll<br />

und muss auch aus Nachhaltigkeitsgründen<br />

für die zukünftige<br />

Nutzung mit anderen Energieträgern<br />

erhalten bzw. angepasst<br />

werden. Dazu sind kommunale und priv<strong>atw</strong>irtschaftliche<br />

Initiativen wichtig, die eine dezentrale<br />

Energieversorgung zum Eigenverbrauch analog zu<br />

den Quartierslösungen in Stadt und Land einfach<br />

und unbürokratisch umsetzen. Zielführend ist auch<br />

der Wettbewerb verschiedener emissionsarmer Energieträger<br />

und Energiespeichertechnologien sowie<br />

eine insgesamt höhere technologische Souveränität<br />

in Deutschland. Der von der EU bereits eingeführte<br />

CO 2 -Preis (ETS) ist das zentrale, effiziente und einfache<br />

marktwirtschaftliche Steuerungselement, das<br />

zeitnah auf alle Branchen und Emittenten erweitert<br />

werden muss. Nur so kann in Zukunft der Abbaupfad<br />

an Emissionen in Europa gesichert eingehalten<br />

werden.<br />

Ein grenzüberschreitender europäischer Wettbewerb<br />

führt zu niedrigen Energiepreisen für<br />

Industrie und Verbraucher auch in Deutschland<br />

und trägt darüber hinaus zur Versorgungssicherheit<br />

bei. Zugleich ist aber auch klar, dass eine europäische<br />

Energieautarkie weder wirtschaftlich noch<br />

umweltgerecht möglich ist. Eine nationale Energieversorgungsstrategie,<br />

selbst im EU-Kontext, kann<br />

FEATURE | ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 7<br />

Feature<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik ı Martin Neumann


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

FEATURE | ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 8<br />

den globalen Ausstoß an Treibhausgasen nicht stoppen,<br />

aber wichtige Impulse setzen. Globales Denken<br />

und freier Handel mit allen Regionen dieser Welt,<br />

wettbewerbsfähige Steuern und Abgaben sowie<br />

qualifizierte Fachkräfte sind notwendige Rahmenbedingungen<br />

für das Gelingen der Umstellung der<br />

Energieversorgung.<br />

Beim Aufbau einer neuen Energieversorgung muss<br />

das Potenzial innovativer, priv<strong>atw</strong>irtschaftlicher<br />

Kräfte aus der Energiebranche eine zentrale Rolle<br />

spielen und zugleich muss der Staat langfristig<br />

zuverlässige Rahmenbedingungen bieten, um Investitionssicherheit<br />

und -bereitschaft zu schaffen. Dazu<br />

braucht es einen realistischen, strategischen, erfolgskontrollierbaren<br />

und nachjustierbaren Rahmen für<br />

die zukünftige Energieversorgung in Deutschland.<br />

Notwendig ist dabei, dass mit Innovation und<br />

Technologie die Treibhausgasemissionen der Energieversorgung<br />

reduziert werden. Dazu dienen der<br />

Wettbewerb verschiedener emissionsarmer Energieträger<br />

und Energiespeichertechnologien sowie<br />

insgesamt eine höhere technologische Souveränität<br />

in Deutschland.<br />

Marktwirtschaftliche Anreize statt<br />

Planwirtschaft<br />

Wegen der hohen Komplexität des Aufbaus eines<br />

neuen Energiesystems, vieler derzeit ungeklärter<br />

und auch kurzfristig nicht ausreichend klärbarer<br />

Fragen:<br />

p wie zum zukünftigen zeitlichen Bedarfsverlauf an<br />

unterschiedlichen Energieträgern,<br />

p zu den Kosten des Energieimports im Vergleich<br />

zur heimischen Herstellung,<br />

p zu Kosten und Technologien der Energiespeicherung<br />

aber auch wegen <strong>for</strong>tlaufender Innovationen<br />

können planwirtschaftliche Konzepte prinzipiell<br />

nicht funktionieren. Es braucht daher marktwirtschaftliche<br />

Ansätze.<br />

Wesentlich sind deutlich vereinfachte Rahmenbedingungen<br />

zur Umsetzung dezentraler<br />

Konzepte (auch Quartierskonzepte) zur ortsoptimierten<br />

Energiegewinnung und Speicherung. Dies<br />

eröffnet kommunalen, priv<strong>atw</strong>irtschaftlichen sowie<br />

genossenschaftlichen Initiativen Chancen zur<br />

Selbstversorgung und den Unternehmen, die diese<br />

vernetzten Systeme technisch weiterentwickeln,<br />

wirtschaftliche Perspektiven. Dezentrale Konzepte<br />

müssen unbeachtet ihrer Größe von behördlichen<br />

und steuerrechtlichen Vorschriften und Vorgaben<br />

sowie von Netzanschluss- und Durchleitungsgebühren<br />

und noch bestehenden bürokratischen Auflagen<br />

angemessen befreit werden. Genauso wichtig<br />

ist, dass langfristig berechenbare und attraktive<br />

Bedingungen für die er<strong>for</strong>derlichen Investitionen<br />

nicht allein durch politische Maßgaben erreicht<br />

werden können, sondern vertraglicher Sicherheit<br />

bedürfen. Nur mit ausgewogenen Lösungen im<br />

Spannungsfeld Marktwirtschaft – Marktregulierung<br />

(Strommarktdesign) – staatliches Engagement sind<br />

brauchbare Lösungen zu schaffen.<br />

Beachten wir, dass diese Trans<strong>for</strong>mation der Energieversorgung<br />

erhebliche Chancen bietet, aber<br />

auch eine Herkulesaufgabe ist, deren Zeit- und Kostenaufwand<br />

nicht unterschätzt werden darf. Die<br />

Konsequenzen für die Gesellschaft müssen daher<br />

immer begleitend diskutiert und Entscheidungen<br />

mit Blick auf das allgemeine Bürgerwohl getroffen<br />

werden.<br />

Kohlekraftwerksnutzung<br />

Kohlekraftwerke spielen bei der Energiewende<br />

eine zwiespältige Rolle. Einerseits sind sie eine bedeutende<br />

Quelle für Treibhausgasemissionen und<br />

tragen somit maßgeblich zum Klimawandel bei.<br />

Im Gegensatz dazu sind sie derzeit noch wichtige<br />

Stromerzeuger, insbesondere in Ländern, die stark<br />

von Kohle abhängig sind.<br />

Kohlekraftwerke haben über viele Jahrzehnte eine<br />

bedeutende Rolle in der Energieerzeugung weltweit<br />

gespielt. Erstens ist Kohle weltweit in großen Mengen<br />

verfügbar und relativ kostengünstig. Dies hat es<br />

vielen Ländern ermöglicht, ihre Energiesicherheit<br />

zu gewährleisten und ihre Wirtschaft anzukurbeln.<br />

Zweitens sind Kohlekraftwerke technologisch ausgereift<br />

und können eine konstante Stromversorgung<br />

liefern. Sie sind in der Lage, große Mengen an elektrischer<br />

Energie zu erzeugen und somit den steigenden<br />

Bedarf in Industrie und Haushalten zu decken. Sie<br />

haben eine zuverlässige und kostengünstige Stromversorgung<br />

ermöglicht und zur wirtschaftlichen<br />

Entwicklung zahlreicher Länder beigetragen. Doch<br />

in den letzten Jahren sind Kohlekraftwerke zunehmend<br />

ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.<br />

Im Zuge der Energiewende streben viele Länder<br />

einschließlich Deutschland an, ihren Energiemix<br />

zunehmend auf erneuerbare Energiequellen umzustellen<br />

und den Anteil fossiler Brennstoffe wie<br />

Kohle zu reduzieren. Das langfristige Ziel ist es, eine<br />

kohlenstoffarme oder kohlenstofffreie Energieversorgung<br />

zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

werden Kohlekraftwerke in vielen Ländern schrittweise<br />

stillgelegt oder durch kohlenstoffärmere<br />

Alternativen ersetzt. Dies kann beispielsweise<br />

durch den Ausbau erneuerbarer Energien wie Windkraft<br />

und Solarenergie sowie durch den verstärkten<br />

Einsatz von Gaskraftwerken und der Nutzung von<br />

Feature<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik ı Martin Neumann


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Kernenergie geschehen. Es ist wichtig anzumerken,<br />

dass der Übergang von Kohlekraftwerken zu saubereren<br />

Energiequellen in einigen Ländern schneller<br />

voranschreitet als in anderen. Dies hängt von verschiedenen<br />

Faktoren ab, wie z. B. politischen Zielen,<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Verfügbarkeit<br />

von Alternativen und sozialen Auswirkungen<br />

auf die betroffenen Regionen und Gemeinschaften.<br />

Insgesamt spielt die schrittweise Reduzierung und<br />

schließlich die Eliminierung von Kohlekraftwerken<br />

eine entscheidende Rolle bei der Energiewende und<br />

dem Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung.<br />

Der Wandel hin zu sauberen Alternativen<br />

Angesichts der dringenden Notwendigkeit, den Klimawandel<br />

einzudämmen und den Umweltschutz<br />

zu fördern, hat die Nutzung von Kohlekraftwerken<br />

deutlich an Akzeptanz verloren. Viele Länder und<br />

Unternehmen setzen verstärkt auf erneuerbare Energien<br />

wie Solarenergie, Windkraft und Wasserkraft,<br />

die deutlich geringere CO 2 -Emissionen aufweisen.<br />

Die Fortschritte in der Technologie und die Kostenreduktion<br />

bei erneuerbaren Energien haben ihre<br />

Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Darüber<br />

hinaus wurden Maßnahmen ergriffen, um die<br />

Emissionen von Kohlekraftwerken zu reduzieren.<br />

CCS/CCU und blauer Wasserstoff<br />

Wie bereits in einigen europäischen Ländern (z. B.<br />

Niederlande und Norwegen) ist die Speicherung von<br />

CO 2 (Carbon Capture and Storage/Use; CCS/CCU)<br />

bereits üblich. Ohne diese Technologie wird die CO 2 -<br />

Reduktion in vereinbartem Umfang zu akzeptablen<br />

Preisen bei gleichzeitig gesicherter Energieversorgung<br />

nicht funktionieren. So kann auch ein schneller<br />

Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft anfangs basierend<br />

auf blauem Wasserstoff und späterem Umstieg<br />

auf grünem Wasserstoff, sobald dieser nicht nur<br />

wettbewerbsfähig, sondern auch in ausreichendem<br />

Umfang zur Verfügung steht, gewährleistet werden.<br />

Zusätzlich bzw. auch alternativ sollte die Nutzung<br />

von Methan in der Methanpyrolyse (türkiser Wasserstoff)<br />

als weiterer Eckpfeiler einer CO 2 -freien<br />

Erzeugung von Wasserstoff effizient und in der<br />

räumlichen Nähe zu den Verbrauchern erfolgen,<br />

wodurch der Transport zu vereinfachen wäre und<br />

entstehende Abwärme verwertbar würde.<br />

von Kohle in Kraftwerken führt zur Freisetzung großer<br />

Mengen an Treibhausgasen. Dies belastet die<br />

Atmosphäre und verstärkt den globalen Temperaturanstieg.<br />

Darüber hinaus tragen Kohlekraftwerke<br />

zur Luftverschmutzung bei, indem sie Schadstoffe<br />

wie Schwefeldioxid, Stickoxide und Feinstaub<br />

emittieren. Diese Emissionen haben negative Auswirkungen<br />

auf die Luftqualität und die menschliche<br />

Gesundheit.<br />

Zeitschiene und Investitionen<br />

Der Umbau des gesamten Energiesystems ist für eine<br />

Hochtechnologie- und Industrienation wie Deutschland<br />

eine sehr große Heraus<strong>for</strong>derung. Der derzeit<br />

vorgesehene, kurze Zeitraum von ca. 20 Jahren setzt<br />

hocheffizientes und effektives politisches Handeln<br />

voraus. Die Energiebranche ist so kapitalintensiv wie<br />

kaum eine andere Branche. Daher sind hier verlässliche<br />

staatliche Rahmenbedingungen unerläßlich, um<br />

die notwendigen massiven privaten Investitionen zu<br />

ermöglichen.<br />

Wärme und Nutzerkosten<br />

Die Wärmeversorgung erfolgt in Deutschland aktuell<br />

größtenteils auf Basis fossiler Energieträger.<br />

Die Umstellung der dezentralen und zentralen Wärmeversorgung<br />

auf treibhausgasarme Quellen muss<br />

erfolgen, ohne mit den Erzeugungskosten die Nutzer<br />

zu über<strong>for</strong>dern. Hier verbirgt sich der größte soziale<br />

Sprengstoff bei der Umstellung unserer zukünftigen<br />

Energieversorgung.<br />

Wetterabhängigkeit und Speicher<br />

Die volatile, nicht bedarfsorientierte Stromerzeugung<br />

durch wetterabhängige Photovoltaikanlagen<br />

und Windenergieanlagen bedingt die ständige Bereitstellung<br />

gesicherter Stromerzeugungskapazitäten<br />

wie z. B. durch den von der Bundesnetzagentur<br />

vorgeschlagenen Bau von mindestens 15–25 GW<br />

an H 2 -ready Gaskraftwerken und/oder noch<br />

zu entwickelnden, genügend großen Energiespeichern<br />

und die Digitalisierung der Netze und<br />

Anschlüsse (Smart-Grid), die eine europäisch abgestimmte<br />

Überarbeitung des Strommarktdesigns<br />

inklusive Kapazitätsmarkt notwendig machen. Das<br />

nationale Regelwerk in Deutschland muss dahingehend<br />

angepasst werden, auch um international<br />

wettbewerbsfähig zu sein. (Abb. 2)<br />

FEATURE | ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 9<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen und Kritik<br />

Trotz ihrer Vorteile stehen Kohlekraftwerke heute<br />

vor erheblichen Heraus<strong>for</strong>derungen und werden<br />

weltweit kritisiert. Der Hauptgrund liegt in ihrem<br />

enormen CO 2 -Ausstoß, der einen erheblichen Beitrag<br />

zum Klimawandel leistet. Kohle ist der emissionsintensivste<br />

fossile Brennstoff und die Verbrennung<br />

Kernkraftwerke nicht vorschnell<br />

stilllegen<br />

Wegen des russischen Gasembargos mussten Kohlekraftwerke<br />

aus Gründen der Versorgungssicherheit<br />

wieder in Betrieb genommen werden, mit der Folge<br />

klimaschädlicher CO 2 -Emissionen. Der Ausstieg aus<br />

der Kernkraft ist Gesetzeslage, er bleibt deshalb ein<br />

Feature<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik ı Martin Neumann


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

FEATURE | ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 10<br />

deutscher Sonderweg. Wenn wir klimaneutral werden<br />

wollen, dann war der Ausstieg ein Fehler, da<br />

mit dem Ausstieg eine weitere Angebotsverknappung<br />

einher geht. Die gesellschaftliche Akzeptanz<br />

für Kernkraft hat sich im letzten Jahr wesentlich erhöht.<br />

Die Bewertung der Kernenergietechnik muss<br />

deshalb vor dem Hintergrund zukünftiger neuer<br />

Technologieentwicklungen vorgenommen werden.<br />

Dazu gehört gleichermaßen das Thema Fachkräfte.<br />

Unnötige Treibhausgas-Emissionen<br />

vermeiden<br />

Wir importieren mit Fracking gefördertes Erdgas<br />

als LNG vom amerikanischen Kontinent, statt unsere<br />

verbliebenen Erdgaslagerstätten zu explorieren.<br />

Durch das Handling, die notwendige Verflüssigung<br />

für den Transport, Boil-Off-Raten von mindestens<br />

0,1%/d und die Regasifizierung entweicht das potente<br />

Treibhausgas Methan. Es ist befremdlich, dass<br />

die Exploration unserer heimischen Gasvorkommen<br />

aufgrund anderer Überzeugungen auf Kosten der<br />

Bürger des Landes abgelehnt wird.<br />

Importe und Diversifizierung<br />

Auch die zukünftige Energieversorgung wird in erheblichem<br />

Maße von Importen abhängen, die auf<br />

einem erst noch entstehenden Weltmarkt im Wettbewerb<br />

zu anderen Ländern beschafft werden müssen<br />

und für die die er<strong>for</strong>derlichen Investitionen international<br />

und national noch vorzunehmen sein werden.<br />

Dabei ist auf eine Diversifizierung bezüglich der Art<br />

der Energieträger (z. B. Kernenergie – Fusion und<br />

Fission – sowie E- Fuels) und bezüglich der Exportländer<br />

zu achten, um zu große Abhängigkeiten zu<br />

vermeiden.<br />

Mehr Wärmepumpen im Winterbetrieb<br />

Der Einsatz von Wärmepumpen kann den<br />

Spitzenbedarf erhöhen, wenn Wärmepumpen verstärkt<br />

eingesetzt werden. Dies liegt hauptsächlich<br />

an zwei Faktoren:<br />

Wärmepumpen nutzen elektrische Energie, um<br />

Wärme aus einer niedrigeren Temperaturquelle<br />

(wie der Umgebungsluft oder dem Erdreich) auf<br />

ein höheres Temperaturniveau zu heben und für<br />

Heiz- oder Kühlanwendungen zu verwenden. Drei<br />

Bereiche spielen für die Effizienz und damit für den<br />

Energieumsatz der Wärmepumpe eine große Rolle:<br />

p A) Wärmeentzugsleistung (W/m) bezeichnet<br />

die energetische Qualität der Quelle<br />

p B) Wärmepumpenleistung (W)<br />

p C) Gebäudeheizlast (W)<br />

Alle drei Bereiche müssen gut aufeinander abgestimmt<br />

werden. Anderenfalls droht eventuell eine<br />

Vereisung der Wärmeentzugsquelle, eventuell eine<br />

Verschlechterung des Wärmepumpenwirkungsgrades<br />

bzw. eine Verschiebung der Arbeitszahl<br />

in Richtung „eins“, was einer elektrischen Direktheizung<br />

entspricht. Da Wärmepumpen elektrisch<br />

betrieben werden, erhöht sich der Bedarf an<br />

elektrischer Energie, insbesondere während der Kälteperioden,<br />

in denen die Heizlast am höchsten und<br />

bei Luftwärmepumpen die Arbeitszahl am niedrigsten<br />

ist. Dies führt zu einem erhöhten Spitzenbedarf<br />

im Stromnetz, wenn viele Wärmepumpen gleichzeitig<br />

betrieben werden.<br />

Was ist zu tun, um diese Versorgungssicherheit zu<br />

sichern?<br />

p ausreichender Ausbau von Gaskraftwerken?<br />

p ausreichend dezentrale Speicher?<br />

p nachhaltige Biomasse?<br />

p Abregeln von Ladesäulen (und Wärmepumpen)?<br />

p Abregeln von Industrieverbrauchern?<br />

| Abb. 2<br />

Stromeinspeisung durch konventionelle und erneuerbare Energieträger in %.<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt – Destatis, 2023.<br />

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Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik ı Martin Neumann


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Was bedeutet Versorgungssicherheit, wenn der<br />

Stromverbrauch sich an die Verfügbarkeit von Wind<br />

und Sonne anpassen muss?<br />

Reicht, wenn überhaupt möglich, ein<br />

sicherer Import zur Zeit der Spitzenlast?<br />

Aber gleichzeitig steht damit die Frage:<br />

Steigt deshalb die Importabhängigkeit?<br />

Darüber gibt es in der Fachwelt geteilte Meinungen.<br />

Einerseits wird das Aus für die deutschen AKWs für<br />

richtig gehalten – die letzten drei Atomkraftwerke<br />

würden angeblich nicht gebraucht – so Claudia Kemfert,<br />

Energieökonomin beim Deutschen Institut für<br />

Wirtschafts<strong>for</strong>schung, (10.03.2023. „Abschaltung<br />

kein Fehler“: Claudia Kemfert).<br />

Das Umweltbundesamt (UBA) argumentiert, dass<br />

Strom aus Atomkraftwerken zudem nicht CO 2 -neutral<br />

sei. Denn bei der Errichtung der Kraftwerke,<br />

dem Transport des radioaktiven Materials und dem<br />

Betrieb von Zwischen- und Endlagern entstehen<br />

CO 2 -Emissionen. Dem UBA zufolge ist Atomstrom<br />

mit Blick auf die Emissionen zwar besser fürs Klima<br />

als fossile Energieträger wie Kohle oder Gas, doch<br />

immer noch deutlich schädlicher als erneuerbare<br />

Energien.<br />

André Thess vom Institut für Energiespeicherung<br />

(IES) an der Universität Stuttgart gibt allerdings zu<br />

bedenken: „Mit einem einzigen Kernkraftwerk sparen<br />

Sie pro Jahr ungefähr 10 Millionen Tonnen CO 2 .<br />

Das ist der Ausstoß von einer Million Einwohner der<br />

Bundesrepublik Deutschland.“ Die sechs Kraftwerke,<br />

die Anfang 2022 noch in Betrieb waren, hätten<br />

länger am Netz bleiben sollen, meint auch Thomas<br />

Walter Tromm vom Karlsruher Institut für Technologie.<br />

Man hätte damals sagen sollen: „Wir machen<br />

diese periodischen Sicherheitsüberprüfungen, wir<br />

schauen darauf, dass die sicher betrieben werden<br />

können, wir bestellen Brennelemente und dann gucken<br />

wir, dass wir mal für ein paar Jahre hier ein<br />

bisschen Luft reinkriegen.“ Diese Auffassung ist auch<br />

aus Gründen der Versorgungssicherheit zu unterstützen.<br />

Realisierung des Ausbaupfades der<br />

Erneuerbaren Energien<br />

Die Energiewende in Deutschland basiert<br />

bisher hauptsächlich auf dem Ausbau der<br />

Stromerzeugungskapazitäten. Windkraft- und Photovoltaikanlagen<br />

spielen hierbei eine besondere<br />

Rolle. Die natürlich vorhandenen Fluktuationen<br />

dieser Art der Stromerzeugung müssen ausgeglichen<br />

werden, da Einspeisung und Nachfrage im Stromnetz<br />

gleich sein müssen. Die Residuallast bildet<br />

hierbei die Leistung, die von allen Verbrauchern<br />

aktuell im Netz nachgefragt wird – abzüglich der<br />

aktuell angebotenen Leistung aus nicht regelbaren<br />

alternativen Energien. Bei positiver Residuallast<br />

wird zusätzlicher Strom zur Deckung der Nachfrage<br />

benötigt – im negativen Fall wird mehr Strom in das<br />

Netz eingespeist, als zu diesem Zeitpunkt benötigt<br />

wird.<br />

Bereits innerhalb des Stromsektors könnte ein räumlicher<br />

und zeitlicher Ausgleich von Verbrauch und<br />

Einspeisung die gewünschte Glättung hervorbringen.<br />

Diese Flexibilitätsoptionen sollten auch auf<br />

andere Sektoren (Verkehr, Wärme) ausgeweitet<br />

werden, um Energie für diese bereitzustellen und<br />

gleichzeitig eine Reduktion der CO 2 -Gesamtemissionen<br />

zu erzielen.<br />

Um den Ausbaupfad alternativer Energien zu realisieren,<br />

sind mehrere Maßnahmen er<strong>for</strong>derlich. Hier<br />

sind einige wichtige Aspekte:<br />

Es ist wichtig, dass Regierungen und politische<br />

Entscheidungsträger klare Ziele und langfristige<br />

Strategien für den Ausbau alternativer Energien<br />

festlegen. Dies umfasst die Schaffung von Anreizen,<br />

Förderprogrammen und rechtlichen Rahmenbedingungen,<br />

die Investitionen in alternative Energien<br />

attraktiv machen und Planungssicherheit bieten.<br />

Wesentlich ist, ob wie es gelingt, gleichsam Speicher<br />

und Netze für die volatilen Energien zu generieren.<br />

Gebäudeenergiegesetz<br />

Das Gebäudeenergiegesetz enthält An<strong>for</strong>derungen<br />

an die energetische Qualität von Gebäuden, die<br />

Erstellung und die Verwendung von Energieausweisen<br />

sowie an den Einsatz erneuerbarer Energien<br />

in Gebäuden. Das Gebäudenergiegesetz (GEG)<br />

ist am 1. November 2020 in Kraft getreten. In der<br />

jetzt vorliegenden Novelle des GEG wird mit vielen<br />

ordnungsrechtlichen Details der Versuch unternommen,<br />

Klimaschutz per Ver- und Gebot zu erreichen.<br />

Die aktuellen Diskussionen zeigen eindrucksvoll,<br />

dass enormer Überarbeitungsbedarf besteht, um<br />

Akzeptanz und Bezahlbarkeit zu schaffen (Abb. 3).<br />

Dabei tritt der eigentliche Kern – Klimaschutz im<br />

Gebäudebereich zu organisieren – bisher in den Hintergrund.<br />

Industriestrompreis<br />

Eine Volkswirtschaft mit Steuergeld gegen hohe<br />

Energiepreise schützen, d. h. zu subventionieren bejubeln<br />

die Einen als wichtig für den klimaneutralen<br />

Umbau der Wirtschaft. Andere fürchten, dass eine<br />

Stromsubvention Deutschlands Zukunftsfähigkeit<br />

gefährdet. Mitnichten kann dies der richtige Weg<br />

sein.<br />

FEATURE | ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 11<br />

Feature<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik ı Martin Neumann


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FEATURE | ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 12<br />

Dass ab dem nächsten Jahr der Einbau von Heizungen, die mit Gas und Öl betrieben werden,<br />

verboten werden soll, halten für richtig:<br />

| Abb. 3<br />

<strong>for</strong>sa. Meinungen zum geplanten Verbot des Einbaus von Gas- und Öl-Heizungen.<br />

Quelle: RTL/ntv-Tendbarometer vom 25. und 26. Mai 2023 (1.009 Befragte), Angaben in Prozent.<br />

Perspektive Gaskraftwerke<br />

Bis 2030 müssen Dutzende neuer Gaskraftwerke in<br />

Betrieb gehen. Sie sollen als Back-up-Kapazitäten genutzt<br />

werden, wenn Wind und Sonne keinen Strom<br />

liefern. Doch wer diese Kraftwerke bauen soll, ist bisher<br />

unklar.<br />

Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet an einer<br />

Kraftwerksstrategie, die Neubauten anreizen soll,<br />

doch bislang sind keine Details bekannt. Die Branche<br />

pocht daher auf Transparenz und mahnt zur<br />

Eile. Der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW<br />

und die Kraftwerksbetreiber Steag und GKM haben<br />

nun einen eigenen Vorschlag erarbeitet: Die Unternehmen<br />

plädieren dafür, einen Neubauvorschuss<br />

einzuführen. Konkret <strong>for</strong>dern sie, dass die Vergütungen,<br />

die schon heute für Kraftwerkseinsätze gezahlt<br />

werden und die der Netzstabilisierung dienen („Redispatch“),<br />

bereits zum Zeitpunkt der Investition in<br />

ein neues Kraftwerk garantiert werden. Diese Vergütungen<br />

könnten dann ohne Risikoabschlag in die<br />

Investitionsrechnung eines Kraftwerkbetreibers aufgenommen<br />

werden.<br />

Perspektive Wasserstoffwirtschaft<br />

Der Fokus der Wasserstoffwirtschaft liegt auf der<br />

Elektrolyse als zentrale Technologie zur Synthese<br />

von grünem Wasserstoff. Dabei werden etwa<br />

die Strategien von Bund und Ländern, die zentralen<br />

Akteure der Wasserstoff-Forschung und<br />

-Förderung sowie Kennzahlen zur Entwicklung<br />

des Wasserstoffmarktes näher betrachtet. Eine regelmäßig<br />

aktualisierte Website trägt alle zentralen<br />

Erkenntnisse zusammen. Die Veröffentlichung der<br />

Nationalen Wasserstoffstrategie im Juni 2020 hat<br />

die zentrale Bedeutung von Wasserstoff als wichtige<br />

Säule der Energiewende und zur Verringerung von<br />

CO 2 -Emissionen verdeutlicht. Allerdings sind viele<br />

Aspekte zur Ausgestaltung einer deutschen Wasserstoffwirtschaft<br />

wie etwa zu Erzeugung, Transport<br />

und Nutzung des grünen Wasserstoffs, zur Entwicklung<br />

von Netzwerken oder Finanzierungsfragen<br />

noch offen. Das Fraunhofer ISI greift etliche dieser<br />

Fragen in wissenschaftlichen Untersuchungen auf,<br />

deren Ergebnisse sukzessive in eine umfassende<br />

Technologie-Roadmap für die Entwicklung einer<br />

grünen Wasserstoffwirtschaft einfließen.<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Ing. Martin Neumann MdB a. D.<br />

ehem. Sprecher für Energiepolitik der FDP<br />

prof.m.neumann@web.de<br />

Prof. Dr. Ing. Martin Neumann studierte Maschinenbau an der TU Dresden und<br />

promovierte anschließend an der Hochschule Cottbus. Von 2017 bis 2021 war er<br />

Mitglied des 19. Deutschen Bundestages - Sprecher für Energiepolitik sowie 2009<br />

bis 2013 Mitglied des 17. Deutschen Bundestags- Sprecher für Forschungspolitik.<br />

In 2007 war er Mitglied der Arbeitsgruppe „Klimawandel“ beim Ministerium für<br />

Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt und hält seit 1999 die<br />

Professur für Technische Gebäudeausrüstung (TGA) an der Hochschule Magdeburg-Stendal.<br />

Feature<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen für eine neue Energiepolitik ı Martin Neumann


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

February 2019, seven founders<br />

established Fermi Energia and very<br />

quickly received good private funding<br />

and strong public interest in Estonia<br />

Interview mit Kalev Kallemets,<br />

CEO of Fermi Energia AS<br />

Kalev Kallemets<br />

Kalev Kallemets, Ph.D., is co-founder and CEO of Fermi Energia,<br />

company established early 2019 by Estonian nuclear energy<br />

professionals and business people to develop Small Modular<br />

Reactor deployment in Estonia. Mr. Kallemets earned his<br />

Ph.D. from Tallinn University of Technology studying energy<br />

economics.<br />

ENVIRONMENT AND INTERVIEW SAFETY 13<br />

Mr. Kallemets has extensive private & public sector experience<br />

from an Estonian private energy company, Ministry of Economic<br />

Affairs, deputy director of Geological Survey of Estonia and as<br />

Member of Parliament of Estonia.<br />

Your company, Fermi Energia, wants to pioneer<br />

nuclear power in Estonia. When did the endeavor<br />

start and what was the motivation to bring<br />

nuclear power to Estonia?<br />

Estonia started to consider nuclear energy in<br />

2006 in cooperation with Lithuania, but due to<br />

political mismanagement of the ef<strong>for</strong>t in Lithuania,<br />

the project did not proceed. I personally and<br />

all co-founders of Fermi Energia<br />

developed significant interest<br />

and engagement in nuclear<br />

energy since then, but in<br />

2018 as I personally finished<br />

my Ph.D. on oil shale economics<br />

and saw serious ef<strong>for</strong>t in<br />

US, Canada and UK on SMR<br />

development, became convinced<br />

that only through private<br />

ef<strong>for</strong>t SMR deployment in Estonia or the Baltic<br />

states is possible. Thus, in February 2019, seven<br />

founders established Fermi Energia and very quickly<br />

received good private funding and strong<br />

public interest in Estonia.<br />

We can witness an increase in willingness to<br />

enter or expand nuclear power and an acceleration<br />

in programs after the Russian war in<br />

Russian full-scale invasion<br />

has exposed the folly<br />

of Austria and German led<br />

renewable plus natural<br />

gas anti-nuclear energy<br />

policy in Europe<br />

Ukraine started in many European countries,<br />

such as France, the UK, Poland, Sweden, the<br />

Netherlands, the Czech Republic, Romania and<br />

Bulgaria. What impact did this double geopolitical<br />

and energy crisis have on Estonian energy<br />

policy?<br />

Indeed, energy crisis hit already in December<br />

2021 when some older fossil capacities were unable<br />

to generate power due to<br />

unplanned outages and with<br />

–20 °C and dunkelflaute renewable<br />

capacities were useless.<br />

Thus, power prices surged to<br />

ca 500 €/MWh as daily average.<br />

Russian full-scale invasion<br />

has exposed the folly of<br />

Austria and German led renewable<br />

plus natural gas antinuclear<br />

energy policy in Europe given the whole<br />

continent is increasingly importing its fossil fuel<br />

supplies and there is considerable price coupling<br />

between carbon and fossil fuel prices. Estonia,<br />

Baltic states, Poland and others warned <strong>for</strong> many<br />

years that NordStream 1 & 2 buildouts together<br />

with weak defense and <strong>for</strong>eign policy will lead to<br />

dependency that Russia will take advantage of.<br />

Un<strong>for</strong>tunately German elite and government<br />

Environment and Interview Safety<br />

Dynamic Dispersion Modelling February to Enable 2019, seven In<strong>for</strong>med founders Decision established Making Fermi in a Modern Energia <strong>Nuclear</strong> and very Safety quickly Case received ı Howard good Chapman, private funding Stephen and Lawton, strong Joseph public Hargreaves, interest in Robert Estonia Gordon, ı Kalev Tim Kallemets Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENVIRONMENT AND INTERVIEW SAFETY 14<br />

| Fermi Energia chooses GE Hitachi’s BWRX-300 as the technology <strong>for</strong> planned SMR nuclear power plant in Estonia.<br />

Quelle: Fermi Energia<br />

ridiculed these concerns and <strong>for</strong> years neglected<br />

its role in Europe as responsible leader. Russian<br />

barbaric war against Ukraine has proven that<br />

United States is the keystone of European defense<br />

and thus all Central- and Eastern European<br />

countries are cooperating closely with USA in defense,<br />

<strong>for</strong>eign policy and energy policy.<br />

How much political and social support does<br />

your nuclear project have, what is the public<br />

opinion about Estonia entering nuclear energy?<br />

Since early 2019 we have been polling biannually<br />

public view on option of SMR deployment displacing<br />

heavy carbon emitting oil shale power generation<br />

and in the beginning support <strong>for</strong> SMR option<br />

was 52 %. The latter is not<br />

too bad given Estonia has not<br />

deployed nuclear energy, but<br />

supporting that is knowledge<br />

that Finland and Sweden have<br />

managed both nuclear reactors<br />

and spent fuel in careful,<br />

wise manner to the benefit of<br />

the whole society. In 2022 as<br />

result of Russian aggression<br />

and energy crisis the support rose to 68 % and<br />

the latest government poll on the question of<br />

whether Estonia should deploy SMRs was even<br />

75 % support.<br />

Estonia being a relatively small country, your<br />

company looked to Small Modular Reactors<br />

early on. When did you start your selection<br />

process and which were the criteria that finally<br />

made you choose the General Electric Hitachi<br />

BWRX-300?<br />

Indeed, in studies with Tractebel Engineering we<br />

started screening potential SMRs early on. Also,<br />

we learned that only up to 400MWe generators<br />

were acceptable to the Transmission System Operator.<br />

In September 2022 Fermi Energia invited<br />

Fermi Energia aims to<br />

receive nuclear construction<br />

license early 2028 and to start<br />

commercial power generation<br />

by Christmas 2031<br />

proposals from NuScale, RollsRoyce and GEHitachi<br />

to make definite vendor commitment in order<br />

to professionally prepare <strong>for</strong> site and technology<br />

specific planning, design, development and financing.<br />

Key criteria <strong>for</strong> us were a credible First<br />

of a Kind deployment in a Tier 1 nuclear country<br />

by a strong nuclear utility. Clearly OPG (Ontario<br />

<strong>Power</strong> Generation) is an absolute world class nuclear<br />

utility that is willing to cooperate with<br />

BWRX-300 customers to support its deployment<br />

in other countries like Poland and Estonia.<br />

Which are the next steps in the project and what<br />

is your target date <strong>for</strong> the start up of Estonia’s<br />

first nuclear power plant?<br />

Given increased power demand,<br />

fossil fuel price volatility,<br />

aging of fossil fleet, renewables<br />

unreliability and urgency<br />

of climate change, Fermi<br />

Energia aims to receive<br />

nuclear construction license<br />

early 2028 and to start commercial<br />

power generation by<br />

Christmas 2031. We cannot<br />

exclude delays due to unplannable reasons, but so<br />

far we are in schedule and based on an official<br />

<strong>Nuclear</strong> energy working group report the Estonian<br />

government and Parliament will likely decide<br />

early 2024 yes or no to “knowledgeable commitment<br />

on nuclear energy”.<br />

Being a newcomer to nuclear power is more than<br />

an industrial construction project. How are you<br />

and the government providing <strong>for</strong> the necessary<br />

regulatory and oversight framework, the<br />

education programs, the qualified work<strong>for</strong>ce<br />

and the best possible localization of construction,<br />

supply chain, maintenance and service to<br />

be able to create the best economic value <strong>for</strong><br />

your country out of the nuclear project?<br />

Environment Interview and Safety<br />

Dynamic February Dispersion 2019, seven Modelling founders to established Enable In<strong>for</strong>med Fermi Energia Decision and Making very quickly in a Modern received <strong>Nuclear</strong> good private Safety Case funding ı Howard and strong Chapman, public Stephen interest Lawton, in Estonia Joseph ı Kalev Hargreaves, Kallemets Robert Gordon, Tim Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Estonian government established<br />

the <strong>Nuclear</strong> Energy Working<br />

Group in early 2021 and<br />

is working based on the IAEA<br />

Milestones approach on all 19<br />

nuclear infrastructure areas.<br />

Key to Fermi Energia and Estonian<br />

progress is international<br />

cooperation with our allies as it always has<br />

been in nuclear science and energy. However,<br />

there are certain Estonian characteristics that we<br />

have been successful in implementing such as:<br />

frugality – avoiding overspending or wasting money;<br />

efficiency – focus on most important and<br />

temporary priority areas; early investment – Fermi<br />

Energia is investing private capital to international<br />

nuclear engineering masters and domestic<br />

bachelor scholarships; proactive education – Fermi<br />

Energia has done lectures in 60 public schools,<br />

over 30 site area meetings, organized about 10<br />

nuclear power plant visits, nuclear energy in<strong>for</strong>mation<br />

room and been active in communications;<br />

honesty – being honest about the mistakes of the<br />

past and present of operation and construction of<br />

NPPs in Europe.<br />

Apart from GEH, who will be an international<br />

cooperation partner <strong>for</strong> the project and can you<br />

imagine a role <strong>for</strong> German nuclear companies in<br />

your supply chain?<br />

Early on we tried to contact Preussen Electra <strong>for</strong><br />

cooperation and response was that we do not see<br />

future in nuclear energy. For Estonia it is practical<br />

to cooperate with Swedish, Canadian and American<br />

companies who are also able to connect to<br />

governmental and financial ecosystems in their<br />

countries. In Germany latter would be too optimistic.<br />

Leadership by France of<br />

uniting pro-nuclear member<br />

state governments is very<br />

welcome and Estonia has<br />

joined recently that group<br />

national utility Latvenergo<br />

and we have completed a study<br />

on the role SMRs in the Baltic<br />

power market given the increased<br />

penetration of renewable<br />

energies. We are in discussion<br />

on further cooperation<br />

given the urgent need to replace<br />

expensive and aging fossil capacities to ensure<br />

security of supply.<br />

When you look at European Union energy<br />

and climate policies, do you think that nuclear<br />

power is adequately considered as a building<br />

block <strong>for</strong> a future decarbonized and competitive<br />

energy system on the European level?<br />

Leadership by France of uniting pro-nuclear<br />

member state governments is very welcome and<br />

Estonia has joined recently that group. Un<strong>for</strong>tunately,<br />

due to vehemently anti-nuclear positions<br />

by Austria and Luxembourg and lately also Germany,<br />

cooperation in EU on nuclear energy is difficult.<br />

It does not help if industry itself loses faith in this<br />

technology. Specifically, that German nuclear<br />

power industry decided to terminate membership<br />

in Foratom (now <strong>Nuclear</strong> Europe, where Fermi<br />

Energia is corporate member) even years be<strong>for</strong>e<br />

last Ger6 were closed. I would recommend to rejoin<br />

and embrace the 1957 signed by founding<br />

members of Treaty establishing the European<br />

Atomic Energy Community Article 1: “It shall be<br />

the task of the Community to contribute to the<br />

raising of the standard of living in the Member<br />

States and to the development of relations with<br />

the other countries by creating the conditions necessary<br />

<strong>for</strong> the speedy establishment and growth<br />

of nuclear industries.“<br />

ENVIRONMENT AND INTERVIEW SAFETY 15<br />

How will nuclear power fit into Estonia’s energy<br />

and climate policy, which role do you aim <strong>for</strong><br />

nuclear power?<br />

Estonian TSO currently has mandated 1000MWe<br />

firm capacity in Estonia that is being provided by<br />

national utility with oil shale power plants. We<br />

aim not to be overly ambitions, and plan <strong>for</strong> minimum<br />

600MWe capacity that is necessary <strong>for</strong><br />

Estonia and our southern neighbor Latvia to ensure<br />

security of supply with decarbonized sources<br />

of power.<br />

Is there cooperation on the issue of nuclear<br />

power among the Baltic states or does everyone<br />

pursue its own course, eventually even in<br />

opposition to nuclear power?<br />

Fermi Energia has a MOU with the Latvian<br />

Author<br />

Nicolas Wendler<br />

Head of Press and Politics<br />

KernD (Kerntechnik Deutschland e. V.)<br />

nicolas.wendler@kernd.de<br />

Nicolas Wendler has been Head of Press and Politics at KernD since August 2013<br />

(<strong>Nuclear</strong> Technology Germany e. V. / German Atomic Forum e. V.) and started<br />

his career in March 2010 as Policy officer. Previously he was an international<br />

consultant <strong>for</strong> the international relations of the Young Union (Junge Union) of<br />

Germany among other topics of energy, climate and economic policy <strong>for</strong> the organization.<br />

Since January 2022 he is also the editor in chief at <strong>atw</strong>. Wendler studied<br />

in Munich and Bordeaux political science and economics and (North) American<br />

cultural history.<br />

Environment and Interview Safety<br />

Dynamic Dispersion Modelling February to Enable 2019, seven In<strong>for</strong>med founders Decision established Making Fermi in a Modern Energia <strong>Nuclear</strong> and very Safety quickly Case received ı Howard good Chapman, private funding Stephen and Lawton, strong Joseph public Hargreaves, interest in Robert Estonia Gordon, ı Kalev Tim Kallemets Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, OPERATION ECONOMY AND NEW AND BUILD LAW 16<br />

| This article is the<br />

first in a 3-part<br />

series by NECG in<br />

<strong>atw</strong> – <strong>International</strong><br />

<strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong><br />

<strong>Power</strong>, to explore<br />

the role that new<br />

technology in<br />

nuclear fission and<br />

in fusion can have<br />

in a New Energy<br />

System, and what<br />

challenges they will<br />

need to overcome.<br />

PART<br />

1/3<br />

From Smart Marketing to Building<br />

a New Energy System –<br />

Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption<br />

John Warden, Ruediger Koenig<br />

<strong>Nuclear</strong> energy is expected to have an important role in the global ef<strong>for</strong>t to provide clean, reliable energy<br />

while reducing or eliminating electricity sector carbon emissions. This implies a substantial program to build<br />

new nuclear capacity: besides large “GW” plants using proven designs, there will be a role <strong>for</strong> smaller units<br />

and advanced designs, generally referred to as “SMR”s. 1 Proponents of these smaller designs offer the promise<br />

of faster, cheaper, and safer deployment to help reach global new nuclear power capacity goals. But SMRs<br />

also face major challenges to reach the scale of deployment needed to realize their potential. This article<br />

discusses these obstacles and identifies questions that stakeholders in any global SMR deployment at the<br />

scale required still need to answer.<br />

Introduction<br />

<strong>Nuclear</strong> energy, with its ability to provide clean<br />

high-density energy and dispatchable power, is<br />

seen as an important contribution to pathways to<br />

Net Zero Emissions (“NZE”). The <strong>International</strong> Energy<br />

Agency (IEA) assumes that to achieve NZE by<br />

2050 the global nuclear industry will have to build<br />

around 640 GWe of new capacity (I) . With around<br />

420 GWe globally of existing capacity in 2023, of<br />

which an estimated 260 GWe is due to be retired<br />

by 2050, this new build requirement is a significant<br />

challenge. To put this in context, in the next two<br />

decades, some 400 EPRs, currently the largest reactor<br />

design at 1.6 GWe, would be needed to fill the<br />

gap; but in the past two decades only a few EPRs or<br />

other similar GW plants have been completed, all<br />

subject to well-publicised cost and risk burdens (II) .<br />

The significant construction risk and huge capital<br />

liabilities involved in such GW plants have prompted<br />

many actors around the world to explore the potential<br />

of SMRs. The proponents of these smaller,<br />

modular designs claim less cost, better risk profiles<br />

and greater agility <strong>for</strong> SMR deployment compared<br />

to GW equivalent capacity, which would open new<br />

markets and applications to nuclear power. This potential<br />

has led to significant marketing and lobbying<br />

to develop market share by vendors of SMR technology<br />

(see Box 1 – “Smart Marketing Reactors”).<br />

The SMR concept builds on potential to reach commercially<br />

viable economies through large-scale fleet<br />

deployment, encouraged by the promise of reduced<br />

BOX 1: “Smart Marketing Reactors”<br />

The <strong>International</strong> Atomic Energy Agency (IAEA) lists around 80<br />

SMR designs in development around the world, with perhaps<br />

10 or 20 of these likely to be credible and reach commercial<br />

readiness [III] . Many, if not all, of these designs claim significant<br />

safety and operating advances over earlier and current reactor<br />

technology, and additional deployment possibilities such<br />

as co-generation and direct heat. Most vendors are some way<br />

from having a design beyond a concept – let alone detailed<br />

fabrication design – but still aggressively lobby, publicise and<br />

seek investment, hence the sometimes used epithet “Smart<br />

Marketing Reactor”.<br />

Each technology vendor is seeking to grab as large a share as<br />

possible (i.e., by signing up customers early) in an uncertain<br />

and fragmented market, and this is generating considerable<br />

marketing hype, flashy websites and social media presence:<br />

nobody wants to end up as the Betamax of the SMR renaissance<br />

(IV) .<br />

Governments in several countries are engaged in developing<br />

SMR options in different ways, with R&D funds, regulatory reviews,<br />

feasibility studies, even pilot projects at Government<br />

sites and market support mechanisms. Numerous customers<br />

around the world – utilities as well as industrial interests (chemical,<br />

steel) – are signing up <strong>for</strong> “Development Programmes”<br />

and even “PPAs”. What is less clear, in all these cases, is how<br />

significant the customer commitments are in terms of financial<br />

contribution and tangible take-or-pay commitments.<br />

A different emerging technology choice <strong>for</strong> future energy systems<br />

are fusion machines. These in principle offer similar capabilities<br />

as nuclear plants, GW plants and SMRs. While they<br />

share some of the same challenges, fusion machines require<br />

potentially less regulatory overhead and promise other advantages.<br />

We will explore their risks and opportunities in the<br />

upcoming <strong>atw</strong> 5/23.<br />

construction risk, new applications <strong>for</strong> industrial<br />

power delivery, advanced safety features, operating<br />

efficiencies and system predictability. To put this in<br />

context: more than 6000 SMRs would be needed<br />

1 In this artice we refer to large, traditional reactors, usually >1000 MWe as "GW plants" and we use "SMR" to generically refer to small medium/modular<br />

and advanced reactors. "Modular" refers to the construction design (with factory assembled modules) and/or modular configurations of SMR units (e.g. 4 units<br />

with 77 MWe each <strong>for</strong> a plant total of 308 MWe with a combined control room).<br />

Operation and New Build<br />

From Smart Marketing to Building a New Energy System – Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption ı John Warden, Ruediger Koenig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

BOX 2: “SMR opportunities and challenges”<br />

The crux of any discussion about SMRs is an interaction between three perspectives: Economic, Industrial, Systemic.<br />

ECONOMICS: How (or if) the benefits of smaller size outweigh the scale efficiencies of GW plants or advantages of other technologies<br />

and so deliver the expected advantages of multi-unit rapid deployment. This should be achieved in a combination of several factors:<br />

• by reducing the SMR unit cost and improving the investment cash flow and risk profile;<br />

• by finding special market segments or applications where SMRs create extra systemic value;<br />

• by optimizing operation and maintenance efficiency.<br />

INDUSTRIAL: In order to reduce unit cost, the design, supply chain and manufacturing model must maximise the ability to simplify<br />

design (i.e. lower cost of materials and assembly) and replicate and deliver quality control. A UK report in 2016 [V] estimated that by<br />

manufacturing 10 units per annum, SMRs could achieve levelized cost parity with large reactors at 5 GWe of total deployment, with<br />

a potential further 20 % CAPEX reduction through design innovation and modern build and manufacturing techniques. Other studies<br />

suggest that the learning curve flattens after 5 – 7 units [VI] . Eventual build rate will be driven by a balance between manufacturing capacity<br />

(at the factory and in the supply chain) and market demand. This requires a successful design to achieve multi-unit manufacture<br />

and deployment and seize as much market share as possible.<br />

SYSTEMIC: In comparison to GW plants which are primarily <strong>for</strong> grid supply, SMRs could be deployed in other locations (e.g. <strong>for</strong>mer<br />

coal plants or at industrial sites) and be better suited <strong>for</strong> other purposes besides power supply (e.g. very high temperature heat) or in<br />

the case of advanced reactors <strong>for</strong> recycling of radioactive substances (waste, plutonium). However, this prospect raises new questions<br />

regarding the licensing of sites, definition and requirement of emergency planning zones as well as local/regional permitting rules and<br />

capacities/capabilities of local/regional authorities to oversee the process.<br />

to reach the abovementioned 640 GWe capacity,<br />

instead of 400 EPRs. In other words, by mitigating<br />

challenges that GW plants confront, the SMR business<br />

model faces challenges that a GW plant does not<br />

(see Box 2 – “SMR opportunities and challenges”).<br />

The SMR conundrum:<br />

In order <strong>for</strong> SMRs to be economically attractive, manufacturing<br />

needs to be at an appropriate consistent,<br />

high throughput level. In order to achieve that level,<br />

vendors and their supply chain need to grow and hold a<br />

sufficient order backlog. This in turn will be difficult to<br />

attain as long as the economic business case is not well<br />

established. – So the question is, what needs to happen<br />

if we are to believe that SMR deployment can happen<br />

at sufficient scale (i.e. significantly more than just one<br />

or two government sponsored pilot projects) and in an<br />

appropriate timescale to support net-zero needs?<br />

In this paper we examine the ability of the market to<br />

support this need <strong>for</strong> fleet deployment and estimate<br />

what market share SMRs can reach, by asking two<br />

questions:<br />

1. What scale of SMR deployment is achievable to<br />

support NZE pathways?<br />

2. What needs to be done to facilitate global SMR<br />

deployment at scale?<br />

What scale of SMR deployment is<br />

achievable to support NZE pathways?<br />

The IEA, in its World Outlook 2022, offers scenarios<br />

<strong>for</strong> <strong>for</strong>ecasting future energy profiles and requirements.<br />

The most aggressive is Net Zero Emissions<br />

(NZE) which targets a limit of 1.5 deg C global temperature<br />

rise and net zero GHG emission by 2050,<br />

and the least aggressive is STEPS, which assumes<br />

existing (2022) policy commitments are kept. Each<br />

of these scenarios assumes a proportion of total demand<br />

is met by nuclear energy, and from these we<br />

estimate that there is a requirement to build by 2050<br />

between 358 and 640 GWe, where only the high end<br />

of this range can meet net zero targets (see Box 3 –<br />

“IEA Scenarios” <strong>for</strong> a summary of the IEA scenarios<br />

and the derivation of these figures).<br />

ENERGY POLICY, OPERATION ECONOMY AND NEW AND BUILD LAW 17<br />

Within this range, what size is the likely or necessary<br />

market share <strong>for</strong> SMRs? As of 2023, estimating<br />

the demand <strong>for</strong> SMRs over GW plants is simply a<br />

guess with wide variations in approach in different<br />

regions, as well as demand signals varying between<br />

grid applications and other industrial uses.<br />

We can examine a number of cases <strong>for</strong> global manufacture<br />

and deployment which give us insight into<br />

the future <strong>for</strong> SMRs (see Table 1).<br />

Operation and New Build<br />

From Smart Marketing to Building a New Energy System – Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption ı John Warden, Ruediger Koenig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, OPERATION ECONOMY AND NEW AND BUILD LAW 18<br />

BOX 3: “IEA Scenarios”<br />

The IEA examines three scenarios in its 2022 World Energy<br />

Outlook. These are:<br />

STEPS – Stated Policies Scenario – prediction of how the<br />

global energy system evolves assuming current policies, including<br />

the US Inflation Reduction Act, remain in place. STEPS<br />

assumes global nuclear supply of 4260 TWh [VI] in 2050, or 530<br />

GWe capacity.<br />

APS – Announced Pledges Scenario – includes further ambitions<br />

of governments not yet enshrined in policy, and assumes<br />

that pledged targets are met in full. This scenario requires global<br />

nuclear supply of 5103 TWh in 2050.<br />

NZE – Net Zero Emissions by 2050 scenario – the normative<br />

scenario, taking a route to net zero emissions by 2050. This<br />

scenario assumes a nuclear supply by 2050 of 5810 TWh [VII] ,<br />

which the IEA states requires 813 GWe of capacity. Taking<br />

into account the decommissioning of existing plant, the NZE<br />

indicates some 640 GWe of nuclear capacity needs to be built<br />

between 2021 and 2050. The IEA also examines a low nuclear<br />

case of the NZE where nuclear supply falls from 413 GWe in<br />

2022 to 310 GWe in 2050, requiring a similar increase in other<br />

<strong>for</strong>ms of clean energy capacity. It concludes that this scenario<br />

is valid, but would result in higher investment and consumer<br />

costs, additional strain on clean energy supply chains, and higher<br />

exposure to fossil fuel market prices.<br />

The IEA does benchmark the NZE against other published scenarios<br />

<strong>for</strong> nuclear energy and concludes that this scenario is<br />

‘broadly similar to that of the 97 scenarios assessed by the<br />

IPCC that limit warming to 1.5 deg C (with a greater than 50%<br />

probability) with no or limited overshoot’, although the overall<br />

2050 nuclear power output in these scenarios ranged from<br />

1000 TWh to 26000 TWh 1 . As a further comparison, the IEA<br />

notes that in a 2021 IAEA Study, estimates of nuclear capacity<br />

ranged from 830 GWe (high case), similar to the NZE figure, to<br />

415 GWe (low case).<br />

So the IEA models can give us a reasonable estimate of the<br />

upper bound (NZE – the capacity required to meet Net Zero<br />

targets) and lower bound (STEPS – the capacity already envisaged)<br />

of required nuclear capacity to 2050. The IEA report<br />

states that <strong>for</strong> NZE scenario the required capacity to be built<br />

between 2021 and 2050 is 640 GWe, taking into account<br />

a model <strong>for</strong> capacity planned to retire over that period. The<br />

STEPS model does not specifically state a new build requirement<br />

but we can use the stated 2050 capacity requirement of<br />

530 GWe and compare it to the NZE figures to assume a new<br />

build requirement under STEPS of 358 GWe 2 . So in this paper<br />

we will assume the range of new build nuclear capacity<br />

between now and 2050 is 358 – 640 GWe.<br />

1 Our task is made more difficult by different sources choosing to use<br />

either TWh power output or GWe capacity; the conversion is not<br />

always straight<strong>for</strong>ward as the assumed plant capacity factor is not<br />

always quoted.<br />

2 NZE capacity in 2050 is 812 GWe; STEPS capacity in 2050 is 530<br />

GWe; the difference between the two is 282 GWe; subtract this from<br />

the NZE new build requirement of 640 GWe to obtain 358 GWe.<br />

p For example if SMRs are as successful a concept<br />

as some of the excitement in the market suggests,<br />

then the market and investors would pile in,<br />

small plants would dominate the market and<br />

most or all of the NZE 640 GWe requirement to<br />

2050 would be supplied by SMRs (Case 4 in<br />

Table 1). This upper boundary would require in<br />

the order of 6000 SMRs, to be supplied by<br />

between 20 and 80 SMR vendors.<br />

p In another extreme, we estimate the minimum<br />

demand <strong>for</strong> a viable SMR industry to be some<br />

20 GWe <strong>for</strong> SMR capacity to 2050 (Case 1 in<br />

Table 1): this would allow the SMR sector to<br />

realise commercially viable production economies.<br />

If this is not met, then SMRs will not reach<br />

series production, making it unlikely they could<br />

achieve more than niche roles at best. This could<br />

provide commercially viable work <strong>for</strong> between<br />

one and three vendors, depending on how many<br />

units each can build per year. A more optimistic<br />

low case, with 50 GWe SMR capacity by 2050,<br />

would allow <strong>for</strong> between 2 and 7 vendors (Case 2<br />

in Table 1).<br />

Instead of these boundary cases, <strong>for</strong> the purpose of<br />

this article we may consider a moderate Reference<br />

Case at the level of 200 GWe by 2050 (i.e. roughly<br />

2/3 of the IEA STEP case and 1/3 of the IEA NZE<br />

case): this would call <strong>for</strong> some 2000 SMR units to be<br />

manufactured and deployed over 20 years (Case 3<br />

in Table 1) and allow <strong>for</strong> between 7 and 25 vendors,<br />

which may provide a more com<strong>for</strong>table target<br />

market <strong>for</strong> existing SMR designers and a reasonable<br />

global/regional competition and range of applications.<br />

Of note, this Reference Case would call <strong>for</strong> an<br />

average annual completion rate of 100 SMR units<br />

per year, and would likely need upwards of 500 sites<br />

to be developed. Box 4 outlines some of the implications<br />

of this scale of deployment. These orders of<br />

magnitude – and compared to the current stage of<br />

development where neither the designs, the supply<br />

chains, the customers or the regulators nor the energy<br />

and financial markets are ready <strong>for</strong> the scales<br />

in question – demonstrate the size of the challenge<br />

to facilitate an SMR deployment at scale.<br />

What needs to be done to facilitate<br />

SMR deployment at scale?<br />

In order to develop a fleet deployment approach<br />

of sufficient scale, the SMR concept requires solutions<br />

to issues the nuclear sector has not yet solved<br />

or perhaps even traditionally encountered. These<br />

are outlined below; each will need more extensive<br />

discussion in future papers in our series. In market<br />

communications on the potential of SMRs, from<br />

vendors, governments or other proponents, we<br />

have not yet heard compelling answers how these<br />

challenges are being recognized and overcome, although<br />

a number of influential commentators are<br />

raising similar analyses [VIII], [IX], [X] .<br />

– Issue 1 –<br />

The scale and profile of financial support<br />

<strong>for</strong> SMR deployment<br />

The scale of the deployment required to approach<br />

NZE requirements is huge, <strong>for</strong> any technology,<br />

not just nuclear. The SMR concept offers possible<br />

Operation and New Build<br />

From Smart Marketing to Building a New Energy System – Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption ı John Warden, Ruediger Koenig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

advantages over GW plants in that the capital cost<br />

is spread over multiple units, giving the ability to<br />

use revenue from early units, either through offtake<br />

or asset sale, to fund the ongoing build with more<br />

favorable cash flow and risk profiles.<br />

The first question is unit cost: experience with GW<br />

plants showed that any cost estimates are highly<br />

uncertain. The current GW “Gen III+” plants were<br />

designed to improve on cost – total plant cost and<br />

MWh cost (or LCOE) – over previous “Gen II” and<br />

“Gen III” generations, through simplification and<br />

modularization. Instead, they experienced huge<br />

(> factor 3) cost increases in practice. With 30 years<br />

learning curves GW plants may ultimately bring cost<br />

down to expected levels, but this is an experience<br />

SMRs cannot af<strong>for</strong>d to repeat if they are to achieve<br />

necessary high booking and production rates.<br />

Furthermore, considering the numbers of SMR<br />

units required per year, the financial burden on the<br />

vendors and investment needed is very significant.<br />

SMR capital costs in 2023 are not yet accurately defined<br />

and long-run capital cost will be affected by<br />

numbers, but as shown in Box 4 any deployment<br />

in significant numbers will imply substantial completion<br />

risk – and a need <strong>for</strong> sufficient vendors and<br />

clients able to carry this ef<strong>for</strong>t. Which, if any, entities<br />

have the capacity and desire to absorb such large<br />

investment risk exposure, let alone completion risk, or<br />

even have the balance sheets to allow to carry the workin-progress?<br />

And, as we showed in Box 4, quite large<br />

numbers of such large players would be needed.<br />

BOX 4: Implications of deploying 2000 SMRs<br />

between 2030 and 2050<br />

Case 3 of Table 1 estimates that a global demand of 200 GWe as part of<br />

the NZE pathway will require 10 SMR vendors between them to manufacture<br />

10 SMR units annually <strong>for</strong> 20 years, giving a total of 2000 units<br />

(at 100 MWe mean output each).<br />

Assumptions:<br />

All 2023 prices<br />

Capital cost of each 100 MWe SMR unit - $1bn<br />

Build time – 3 years<br />

Each vendor would have 30 units in the manufacture and build process<br />

at any one time, requiring a cash float of at least $10bn and a completion<br />

risk of $30bn continuously. If manufacturing does not begin in<br />

earnest by 2027, then this cash need will increase by at least 15 % as<br />

the available period to 2047 will reduce.<br />

Over the 20 year period the total required investment in SMRs will be<br />

$2 trillion.<br />

If we assume an average SMR plant site to take 4 * 100 MWe units, i.e.<br />

400 MWe total, this would require 500 sites to be developed, presumably<br />

most or all of these not being previously licensed nuclear sites.<br />

However, note 400 MWe is a fairly high average, since many site needs<br />

will be lower, and except in special use scenarios, larger sites would be<br />

more suitable to GW plants; i.e. the total number of future SMR nuclear<br />

sites could be significantly greater.<br />

If we assume each client on average will buy 10 units, then this Case<br />

requires some 200 clients <strong>for</strong> SMRs globally, each of whom must manage<br />

an exposure of at least $10bn. Some SMR vendors propose a leasing<br />

arrangement, which retains the capital risk with the vendor.<br />

The answer to this Issue will likely require new, bespoke<br />

business models, which might be set up by<br />

Governments and/or Specialized Venture Funds,<br />

and which might build on infrastructure leasing<br />

models or regulated energy monopolies. Some of<br />

the ideas we discussed in our 2021 article in <strong>atw</strong> (XI)<br />

have been taken <strong>for</strong>ward, e.g. in the UK with “Great<br />

British <strong>Nuclear</strong>” – but to date no comprehensive plan<br />

ENERGY POLICY, OPERATION ECONOMY AND NEW AND BUILD LAW 19<br />

Tab. 1 – Market Case Scenarios<br />

Four Cases<br />

(1)<br />

Case 1 – minimum capacity <strong>for</strong> one<br />

SMR vendor to achieve commercial<br />

viability<br />

Case 2 – minimum capacity with<br />

multiple vendors<br />

Case 3 – a possible scenario if<br />

SMRs become the technology of<br />

choice and commercially viable<br />

Case 4 – upper bound; all nuclear<br />

capacity is supplied by SMRs<br />

Global nuclear capacity<br />

uplift to be supplied by<br />

SMRs by 2050<br />

(2)<br />

Number of SMR units<br />

required per annum<br />

(average 100 MWe per unit)<br />

(3)<br />

Number of vendors needed to supply the global<br />

market if each vendor produces N units pa<br />

N = 4<br />

(4)<br />

N = 10 N=16<br />

(5)<br />

20 GWe 10 3 1 1<br />

50 GWe 25 7 3 2<br />

200 GWe 100 25 10 7<br />

640 GWe 320 80 32 20<br />

(1) Case 1 is provision of 20 GWe from SMR technology over the period 2030-2050, or 1 GWe per annum, which estimates the lowest realistic SMR requirement where<br />

one vendor can supply the global volume needed to be commercially viable. Case 2 assumes SMRs will supply 50 GWe over the two decades, and illustrates that<br />

between 2 and 7 vendors can supply the market. Case 3 assumes SMRs will supply 200 GWe, a significant proportion of the total requirement but perhaps not<br />

unrealistic if the SMR concept is commercially viable. Case 4 provides figures <strong>for</strong> the number of SMRs and vendors needed to provide the whole 640 GWe NZE<br />

requirement.<br />

(2) We assume that all SMR deployment will take place from 2030 at the earliest, so delivery of capacity will be during the two decades 2030-2050. (Some vendors<br />

state earlier completion dates from around 2026 but these are <strong>for</strong> FOAK units and may not be credible.)<br />

(3) Current SMR designs vary in power output per unit from around 20MWe to 300MWe, with a few, such as the Rolls-Royce SMR, with higher outputs. For ease of<br />

illustration, we assume here that an ‘average’ SMR is 100 MWe.<br />

(4) We assume around 4 units per annum is the lower bound <strong>for</strong> realising cost parity with large plants; below this number it will be more cost effective to build a large<br />

plant. As SMRs are likely to take around 3 years to build, this implies that each vendor will have at least 12 units in their manufacturing pipeline at any one time.<br />

(5) We take here 16 units per annum as a rough upper bound, which would put severe strain on the vendor’s supply chain, with up to 48 in each vendor’s pipeline at<br />

any one time. It also illustrates the limit of the market being able to support multiple vendors in Cases 1 and 2.<br />

Operation and New Build<br />

From Smart Marketing to Building a New Energy System – Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption ı John Warden, Ruediger Koenig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, OPERATION ECONOMY AND NEW AND BUILD LAW 20<br />

that could achieve the levels of investment needed<br />

to achieve NZE Targets has yet been presented to the<br />

interested public.<br />

– Issue 2 –<br />

The capacity and agility of the<br />

Supply Chain<br />

To support global SMR deployment at scale, the<br />

supply chain will have to become more agile and<br />

distributed. The most publicised example of a nuclear<br />

supply chain bottleneck is the limited capacity<br />

globally to <strong>for</strong>ge RPV castings, but at each level of<br />

manufacture and supply there are existing supply<br />

chain risks, and a wholescale change in scale and<br />

speed will be needed to support the envisaged SMR<br />

production lines. Even if SMRs may require less demanding<br />

manufacturing capabilities (e.g. reduced<br />

size of <strong>for</strong>gings, which may provide an advantage<br />

<strong>for</strong> SMRs over GW), they will still need to comply<br />

with nuclear grade quality processes (although see<br />

the comment in Issue 7 about areas outside the nuclear<br />

island). Also, <strong>for</strong> many SMR/AR designs, the<br />

fabrication <strong>for</strong> novel nuclear fuel types will need to<br />

be set up from scratch. The global supply chain and<br />

its work<strong>for</strong>ce will also have to grow significantly to<br />

supply both SMR and GW requirements at the same<br />

time as supporting increasing demand in other energy,<br />

technology, and defence sectors.<br />

As experience with GW plants in the last quarter<br />

century has shown, the ef<strong>for</strong>t, cost and risks of<br />

building a nuclear grade supply chain and taking<br />

plant designs from conceptual stage to site specific<br />

fabrication design and execution are significant.<br />

While in the SMR model they can be spread over a<br />

large fleet, the benefits from this model will only<br />

occur if and when a steep learning curve is achieved<br />

on a large scale across several vendors, clients and<br />

sites.<br />

– Issue 3 –<br />

Modifications to Energy Market Design<br />

to accommodate SMR advantages<br />

Current energy market designs do not always compensate<br />

best use of SMR characteristics such as<br />

load following and load shedding. In order to encourage<br />

and support SMR deployment at scale,<br />

energy market mechanisms will have to be revised<br />

to recognise such advantages. If the primary impact<br />

of load following and flexible operation are financial<br />

losses (i.e., a loss of revenue while operating<br />

costs are fixed), this will hurt the business case <strong>for</strong><br />

SMRs in volatile markets. Without other incentives,<br />

investors/operators will not choose SMR technology<br />

with flexible operation as a design feature, losing<br />

some of the advantages of the SMR concept. As<br />

an example, Bruce <strong>Power</strong> (i.e., existing 8-reactor<br />

CANDU facility in Ontario) provides several hundred<br />

MWe of fast-response load following service<br />

to the Ontario grid/market operator, because Bruce<br />

<strong>Power</strong> is compensated <strong>for</strong> this in their power contracts<br />

with the grid/market operator.<br />

– Issue 4 –<br />

The technology implementation risk in<br />

SMR designs still not (fully) eliminated<br />

SMR designs such as GE-Hitachi BWRX-300,<br />

NuScale VOYGR and Westinghouse AP300 rely on<br />

well-understood LWR operating and design principles<br />

and, of current SMR technologies, are likely<br />

to be first to operation, but they aren’t there yet.<br />

Advanced designs use different and novel reactor<br />

technology which brings significant additional development<br />

risk.<br />

So, the introduction of SMR technology implies an<br />

increase in risk over GW plants in two areas: firstly,<br />

getting a first-of-a-kind (FOAK) SMR unit licensed<br />

and in operation will mean a lot of work and risk<br />

that would not be present in a proven GW design 2 ;<br />

this is especially pertinent <strong>for</strong> advanced technologies.<br />

Secondly, these new SMR designs do not have<br />

the 60+ years of operating and maintenance learning<br />

that is present <strong>for</strong> proven GW designs, increasing<br />

risk of cost and per<strong>for</strong>mance issues after commercial<br />

operation of SMR units.<br />

This also leads to questions <strong>for</strong> investor decision<br />

making: Advanced reactors offer additional benefits,<br />

whether safety features, special capabilities<br />

(e.g. consuming radioactive wastes or nuclear materials,<br />

generating high temperatures), and/or less<br />

operational risk - but they still carry more development<br />

uncertainty. Is it better to move fast with more<br />

traditional designs or hold out <strong>for</strong> later but more favourable<br />

assets?<br />

– Issue 5 –<br />

Alignment of design and site licensing<br />

requirements across jurisdictions<br />

In other sectors such as aviation, automotive and<br />

maritime transport, regulations and essential design<br />

requirements are largely common across global jurisdictions.<br />

Despite ef<strong>for</strong>ts since more than 25 years<br />

to harmonize international licensing requirements,<br />

the need remains to address each country’s nuclear<br />

2 Of note, some SMR vendors offer SMR designs which are based on already licensed GW designs, such as GE-Hitachi BWRX-300 (based on ESBWR, licensed but not<br />

built) and Westinghouse AP300 (based on AP1000, licensed and built, and AP600, licensed but not built). The link to licensed GW designs may lower the time, ef<strong>for</strong>t,<br />

and cost to license these SMR versions.<br />

Operation and New Build<br />

From Smart Marketing to Building a New Energy System – Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption ı John Warden, Ruediger Koenig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

regulatory requirement ab initio and provide safety<br />

justification in a different <strong>for</strong>m to a different philosophy.<br />

This adds significant cost and risk to any<br />

nuclear power plant design and subsequent deployment.<br />

To deliver sufficient nuclear capacity <strong>for</strong> NZE,<br />

whether SMR or GW, regulators would need to move<br />

to align their essential needs to allow more efficient<br />

licensing of technology designs, and allow common<br />

work across some aspects of site licensing such as<br />

cooling, ground requirements and grid connection.<br />

Real progress will require fundamental shifts in<br />

public acceptance and legal and regulatory frameworks,<br />

but it is noted that moves to harmonise and<br />

share regulatory in<strong>for</strong>mation are increasingly being<br />

explored [VII] and this is welcomed.<br />

– Issue 6 –<br />

Successful SMR deployment will encompass<br />

significantly more nuclear sites<br />

An SMR success story will involve thousands of<br />

units and hundreds of sites, in unconventional surroundings,<br />

putting new organizational demands<br />

on local/regional authorities. Multi-site, multi-unit<br />

deployment is site-specific and <strong>for</strong> SMRs involves siting<br />

closer to densely populated and industrial sites,<br />

with corresponding new permitting challenges.<br />

need to develop agile, fast deployment <strong>for</strong> ultra-safe<br />

SMRs at sites which may be near to communities<br />

and <strong>for</strong> uses which are new to nuclear. Above all<br />

else, this culture, across all stakeholders and the<br />

public, will have to change if SMRs are to reach their<br />

potential.<br />

For example, a traditional nuclear site is a wasteland<br />

of concrete and steel, designed to make it easy<br />

to avoid and clean up contamination. But an operational<br />

SMR site, with zero emissions, little noise,<br />

limited on site movement and proven safety, may<br />

seek to move away from such a look; indeed, some<br />

vendors, such as Rolls Royce SMR and Oklo, are depicting<br />

in marketing material their SMR sites with<br />

green landscaping and trees. Perhaps we should<br />

develop SMR sites with fruit trees, beehives and<br />

wildlife havens to burnish their green credentials<br />

and prove to the local community that the risk of<br />

contamination is at an acceptable low level? Could<br />

the plant areas outside the nuclear island be subject<br />

to standards less onerous than existing nuclear<br />

quality requirements? Perhaps a two-tier system of<br />

risk assessment needs to be developed, <strong>for</strong> SMRs<br />

and <strong>for</strong> GW; although this would likely be more<br />

acceptable in countries that don’t yet have an established<br />

nuclear (safety) culture.<br />

ENERGY POLICY, OPERATION ECONOMY AND NEW AND BUILD LAW 21<br />

This involves significant local regulatory time, cost,<br />

and risk – and these will scale more or less proportionally<br />

to the number of sites. Identifying and<br />

developing these sites will be a huge challenge and<br />

to be succesful will require regulatory and cultural<br />

(see Issue 7) changes as well as sufficiently qualified<br />

resources at vendors, clients, authorities. This is in<br />

addition to the huge required growth in other energy<br />

sources such as GW plant, renewables, hydrogen<br />

and the energy infrastructure <strong>for</strong> transportation,<br />

distribution, storage and use.<br />

Introducing nuclear power plants globally to regions,<br />

countries and sites without existing nuclear<br />

infrastructure also may raise new practical, political<br />

and ethical questions on e.g. waste management<br />

and non-proliferation.<br />

– Issue 7 –<br />

<strong>Nuclear</strong> industry culture is driven by<br />

excess risk aversion<br />

The nuclear sector, and its associate functions in<br />

national regulation and government policy, were<br />

developed to support GW plants. This, along with<br />

the well-known GW accidents, has over decades<br />

instilled a culture of ‘large megaprojects’, extreme<br />

risk aversion, stovepiping, ‘nuclear is different’, and<br />

public scepticism. Such a culture runs counter to the<br />

Perhaps the public acceptance of nuclear energy<br />

will grow as risk perceptions change. Perhaps the<br />

advantages and necessity of clean, cost-effective,<br />

reliable energy from SMRs will become more accurately<br />

defined in the context of climate change and<br />

new energy supply challenges. Yet, as with all culture<br />

changes, this will be a significant challenge with<br />

considerable political and societal implications and<br />

obstacles, but must be addressed in concert by all<br />

stakeholders if SMRs are to reach scale.<br />

– Issue 8 –<br />

Competition from fusion<br />

Looming on the horizon is the promise of fusion<br />

energy, the only other technology which offers the<br />

same prospect of high-density, dispatchable energy.<br />

Private investment in excess of USD 3 billion in the<br />

last 2 years is spurring growth and governments are<br />

providing funding <strong>for</strong> private developers in addition<br />

to big international programs (as ITER). Near term<br />

(the next 2–3 years) demonstration machines are<br />

expected to demonstrate proof of concept <strong>for</strong> these<br />

technologies. Private developers are pointing to the<br />

end of this decade to early in the next decade <strong>for</strong><br />

their fusion powered machines to deliver electricity,<br />

similar to the target deployment dates <strong>for</strong> many<br />

SMR vendors; this implies that the window of opportunity<br />

<strong>for</strong> SMR fission energy may be short-lived.<br />

Operation and New Build<br />

From Smart Marketing to Building a New Energy System – Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption ı John Warden, Ruediger Koenig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, OPERATION ECONOMY AND NEW AND BUILD LAW 22<br />

Or will fusion remain "the next great thing always<br />

30 years away"? We will explore these prospects in<br />

our next article in this series in the upcoming <strong>atw</strong><br />

5/23.<br />

Conclusion<br />

The need to increase global clean energy production<br />

capacity to meet NZE targets is a significant<br />

challenge. The IEA 2022 scenarios indicate a<br />

need of up to 640 GWe new nuclear capacity to be<br />

built between now and 2050. Whilst we cannot<br />

predict what proportion of that need can or will<br />

be met by SMRs, we can estimate that a minimum<br />

of a few tens of GW will be required to reach any<br />

semblance of commercial viability <strong>for</strong> the SMR<br />

concept. This implies that SMRs must rapidly<br />

demonstrate clear advantages over GW plants<br />

and other energy sources in order to grow sufficient<br />

market share by 2030, and to thrive in a<br />

crowded energy market and perhaps, in the next<br />

decade, compete with fusion energy.<br />

In order to leverage the potential advantage of<br />

the SMR concept, the supply chain, energy systems<br />

and global regulatory regime need to be updated.<br />

These changes will need to be put in train<br />

early to encourage the growth in market share.<br />

To enable and sustain its growth and be able to<br />

deploy number of units at a scale to make a dent<br />

in the NZE targets, the SMR concept must quickly<br />

generate credible financial support to provide at<br />

least $10bn risk capital backing per client and<br />

vendor, <strong>for</strong> a large number of clients and sites.<br />

This is likely to need government or specialized<br />

fund intervention and will need to be in place as<br />

we approach the end of the decade to allow manufacturing<br />

volumes to develop.<br />

References<br />

[I] <strong>International</strong> Energy Agency, <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> and Secure Energy Transitions: from today’s<br />

challenges to tomorrow’s clean energy systems, revised version Sep 2022,<br />

https://iea.blob.core.windows.net/assets/016228e1-42bd-4ca7-bad9-a227c4a40b04/<strong>Nuclear</strong><strong>Power</strong>andSecureEnergyTransitions.pdf<br />

accessed 4 May 2023.<br />

[II]<br />

https://ieefa.org/articles/european-pressurized-reactors-nuclear-powers-latest-costly-anddelayed-disappointments<br />

accessed 29 May 2023<br />

[III] https://aris.iaea.org/Publications/SMR_booklet_2022.pdf , accessed 22 April 2023.<br />

[IV]<br />

https://www.theguardian.com/technology/2015/nov/10/betamax-dead-long-live-vhs-sonyend-prodution<br />

accessed 23 April 2023.<br />

[V] Small Modular Reactors: Can building nuclear power become more cost-effective? EY 2016,<br />

https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_<br />

data/file/665300/TEA_Projects_5-7_-_SMR_Cost_Reduction_Study.pdf accessed 7 Mar 2023<br />

[VI] Mignacca, B. and Locatelli, G., Economics and finance of Small Modular reactors: a systematic<br />

review and research agenda; Renewable and Sustainable Energy Reviews, Vol 118, 2020.<br />

[VII] All TWh figures from IEA World Energy Outlook 2022, p281, Table 6.1 Global electricity<br />

demand and supply by scenario, p281<br />

[VIII] McKinsey: https://www.mckinsey.com/industries/electric-power-and-natural-gas/ourinsights/what-will-it-take-<strong>for</strong>-nuclear-power-to-meet-the-climate-challenge<br />

Accessed 26 May<br />

2023.<br />

[IX] Wood Mackenzie: https://www.woodmac.com/horizons/making-new-nuclear-power-viablein-the-energy-transition/.<br />

[X] “Are SMRs on the cost curve?”; Janet Wood, <strong>Nuclear</strong> Engineering <strong>International</strong>, 4 May 2023,<br />

https://www.neimagazine.com/features/featureare-smrs-on-the-cost-curve-10815013/<br />

accessed 25 May 2023<br />

[XI] <strong>Nuclear</strong> New Build – How to Move Forward, Koenig/Kee, <strong>atw</strong> Vol. 66 (2021), Issue 1, from<br />

page 9. https://nuclear-economics.com/wp-content/uploads/2022/04/2021-01-<strong>atw</strong>-nuclearnew-build-how-to-move-<strong>for</strong>ward-NECG.pdf<br />

[VII] CNSC: https://www.canada.ca/en/nuclear-safety-commission/news/2023/05/the-international-nuclear-regulators-association-inrastatement-on-small-modular-reactors-and-international-collaboration.html<br />

accessed 26 May 2023.<br />

AUTHORS<br />

This article is a collaboration between John Warden (UK) and Ruediger<br />

Koenig (EU) with participation by Edward Kee (USA) of <strong>Nuclear</strong> Economics<br />

Consulting Group (NECG, www.nuclear-economics.com ):<br />

John Warden<br />

NECG Affiliated Consultant<br />

jmw@nuclear-economics.com<br />

Based in the UK, John Warden is an expert in structuring and financing nuclear<br />

projects, with special interest in SMR and advanced reactor technologies, as well<br />

as advising on skills and strategic work<strong>for</strong>ce development in the nuclear and<br />

engineering construction sectors. John is a Director of Greensabre Consulting and<br />

was previously CEO of the <strong>Nuclear</strong> Institute, a Royal Navy submariner, reactor<br />

physicist and nuclear engineer.<br />

See https://nuclear-economics.com/john-warden/<br />

The success of SMR deployment at scale requires<br />

a change in culture from all stakeholders. SMRs<br />

need a manufacturing and volume mindset more<br />

akin to the aerospace or shipbuilding sectors; and<br />

the general public as well as politicians and regulators<br />

would need to accept this change in approach.<br />

Without this, it may be that the SMR concept<br />

will not reach the scale needed to support its<br />

vendors, and will fail or at least not be able to<br />

contribute in a meaningful way to NZE targets.<br />

The as yet unsolved challenge we see is that all of<br />

these building blocks are interdependent and<br />

need to be in place on a large global scale, in the<br />

near <strong>for</strong>eseeable future, in order <strong>for</strong> SMRs to be<br />

able to contribute the Net Zero targets in a meaningful<br />

way.<br />

Ruediger Koenig<br />

NECG Affiliated Consultant<br />

rk@ruediger-koenig.com<br />

Rudy Koenig supports market players in the clean energy industrial value chain,<br />

structuring complex business transactions in large capital projects and managing<br />

lean business operations. He has held executive responsibilities <strong>for</strong> suppliers in<br />

the nuclear front- and back-end and has helped a large utility investor develop<br />

and ultimately sell several nuclear new build projects. His current main business<br />

theme is The Transition Gap, i.e. the holistic challenge that decommissioning and<br />

regeneration (incl. SMRs) constitute in the critical chain of the energy transition.<br />

Rudy works closely with JACOBS <strong>for</strong> their European growth strategy.<br />

See https://nuclear-economics.com/ruediger-koenig/<br />

Operation and New Build<br />

From Smart Marketing to Building a New Energy System – Challenges <strong>for</strong> SMR Global Adoption ı John Warden, Ruediger Koenig


SEMINARPROGRAMM 2023<br />

Grundlagenschulung: Einführung in die Kern- und Entsorgungstechnik<br />

TERMIN 06. — 07. SEPTEMBER 2023 PREIS 1.398,— €<br />

Referent Christoph Leichmann ENGIE Deutschland, Niederlassung Dresden<br />

LIVE<br />

WEBINAR<br />

Kompaktkurs praktischer Rückbau: Vom Aktivitätsaufbau zur Dekontamination<br />

TERMIN 20. — 21. SEPTEMBER 2023 PREIS 1.400,— € ORT Berlin, Präsenzseminar<br />

Referent Dipl.-Ing. Frank Klein Freiberufl. und EU-zertifizierter Sachverständiger für Chemie und Radiochemie in Nuklear-Technik, Offingen/Donau<br />

Atomrecht — Ihr Weg durch Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren<br />

TERMIN 12. OKTOBER 2023 PREIS 898,— €<br />

Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

LIVE<br />

WEBINAR<br />

Dual-Use-Re<strong>for</strong>m und Exportkontrolle kerntechnischer Produkte und Dienstleistungen<br />

TERMIN 17. OKTOBER 2023 PREIS 498,— €<br />

Referent Kay Höft Rechtsanwalt, M. A. (BWL), Rechtsanwalt der Kanzlei für Außenwirtschaftsrecht, Hamburg<br />

LIVE<br />

WEBINAR<br />

Atomrecht — Was Sie wissen müssen<br />

TERMIN 18. OKTOBER 2023 PREIS 698,— €<br />

Referenten Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Akos Frank LL. M. (SULS Boston), Experte für Handelsrecht, Group Senior Legal Counsel, NKT A/S<br />

LIVE<br />

WEBINAR<br />

Das Strahlenschutzrecht und seine praktische Umsetzung<br />

TERMIN 07. — 08. NOVEMBER 2023 PREIS 1.698,— € ORT Filderstadt, Präsenzseminar<br />

Referenten Dr. Maria Poetsch TÜV SÜD Energietechnik, Filderstadt | Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Atomrecht — Ihr Weg durch Genehmigungs- und Aufsichtsverfahren<br />

TERMIN 14. NOVEMBER 2023 PREIS 998,— € ORT Berlin, Präsenzseminar<br />

Referent Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

Grundzüge des Strahlenschutzrechts<br />

TERMIN 16. NOVEMBER 2023 PREIS 998,— €<br />

Referenten Dr. Christian Raetzke Rechtsanwalt, Leipzig<br />

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Öffentliche Anhörungen erfolgreich meistern<br />

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Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Stand: Juni 2023


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 24<br />

SMRs als Option für Industrieunternehmen<br />

in Deutschland?<br />

Christian Raetzke<br />

Der Betrieb von kommerziellen Kernkraftwerken in Deutschland ist seit dem 15. April dieses Jahres nach<br />

Ablauf der gesetzlich vorgegebenen Frist (vorerst) Geschichte. Angesichts dessen mag es abwegig erscheinen,<br />

sich Gedanken über einen Neubau von Reaktoren hierzulande zu machen; ein solcher spielt, soweit<br />

bekannt, auch keinerlei Rolle in den Überlegungen der Energieversorgungsunternehmen, die sämtlich die<br />

Entscheidung der Politik zum Ausstieg, die im Atomgesetz verbindliche Form angenommen hat, akzeptiert<br />

und sich (unvermeidlich) anderweitig orientiert haben. Wollte man sich jedoch an Gedankenspielen über<br />

Optionen eines künftigen Neubaus versuchen und erste juristische Überlegungen dazu anstellen, so käme<br />

schnell ein Bereich ins Blickfeld, der vielleicht nicht ganz so völlig fernliegend ist wie andere Konstellationen:<br />

der Bau von Small Modular Reactors (SMRs) zur autarken Energieversorgung von Industrieunternehmen.<br />

SMRs sind bekanntlich Reaktoren, die zum einen<br />

durch ihre (geringe) Kapazität – laut der Definition<br />

der IAEO bis maximal 300 MWe – und zum<br />

anderen (und vor allem) durch ihre Modularität<br />

charakterisiert werden. Mit dem letzteren Begriff<br />

ist bei vielen Modellen gemeint, dass sich eine Anzahl<br />

von Reaktoren zu einem einheitlichen Kraftwerk<br />

zusammenfügen lassen. Das ermöglicht eine<br />

flexible und – wenn z. B. zur Erleichterung der<br />

Finanzierung gewünscht – zeitlich gestaffelte Installation<br />

der ge<strong>for</strong>derten Kapazität (z. B. 400 MW<br />

aus acht Einheiten à 50 MW).<br />

Zugleich steht „modular“ für<br />

den Aspekt, dass wesentliche<br />

Baugruppen der Reaktoren als<br />

Module in einer Fabrik hergestellt<br />

werden und am Einsatzort<br />

dann nur noch zusammengebaut<br />

werden müssen; das<br />

macht das Bauvorhaben natürlich<br />

sehr viel einfacher und<br />

berechenbarer. Der Brennstoff würde mitgeliefert<br />

und würde bei manchen Konzepten sogar für die<br />

gesamte Betriebsdauer von einigen Jahrzehnten<br />

reichen.<br />

Auch der Betrieb solcher SMRs wäre deutlich<br />

vereinfacht, man bräuchte keine spezialisierten<br />

Betreiberorganisationen mit Hunderten von Experten.<br />

Das Risikopotential wäre im Vergleich<br />

mit Großkraftwerken schon durch das viel geringere<br />

Inventar deutlich kleiner; auch nehmen die<br />

Entwickler und Hersteller für sich in Anspruch,<br />

durch passive und auf Naturgesetzen basierende<br />

Sicherheitssysteme die Wahrscheinlichkeit einer<br />

In vielen Ländern planen<br />

energieintensive Unternehmen<br />

SMRs für die eigene<br />

Stromversorgung …<br />

Freisetzung auch noch dieses geringen Inventars<br />

gegenüber dem heutigen Stand weiter zu verringern.<br />

Schließlich basieren viele SMR-Designs auf<br />

neuen, innovativen Techniken, die sich von der bisher<br />

überwiegenden Leichtwasserreaktortechnik<br />

für die großen Anlagen unterscheiden.<br />

Aufgrund dieser Eigenschaften bieten sich den<br />

SMRs künftige Einsatzgebiete, die deutlich über<br />

die Zweckbestimmung der bestehenden Leistungsreaktoren<br />

– im Wesentlichen die Grundlast-<br />

Einspeisung ins Netz – hinausgehen.<br />

Zu diesen potentiellen<br />

neuen Einsatzgebieten zählt<br />

die Zurverfügungstellung von<br />

Strom oder Prozessdampf bzw.<br />

-wärme für Industrieunternehmen<br />

mit hohem Energiebedarf.<br />

Dieser Aspekt stellt sich international<br />

immer mehr als ein<br />

ganz wesentlicher Treiber für<br />

die Implementierung von SMR-Projekten heraus:<br />

Industrieunternehmen kooperieren mit SMR-Anbietern<br />

und entwickeln Konzepte zur autarken<br />

Energieversorgung. So hat etwa die polnische<br />

KGHM Polska Miedź SA, ein großer Kupfer- und<br />

Silberverarbeiter, am 14. April dieses Jahres einen<br />

Antrag auf eine Grundsatzgenehmigung („Decision-in-principle“)<br />

für einen SMR des US-Typs<br />

NuScale VOYGR gestellt, der aus sechs Einheiten<br />

à 77 MWe bestehen soll. 1 Wenige Tage später, am<br />

17. April, stellte Orlen Synthos Green Energy sieben<br />

Standorte in Polen vor, deren Geologie untersucht<br />

wird mit dem Ziel, Reaktoren der Baulinie<br />

BWRX-300 von GE Hitachi <strong>Nuclear</strong> Energy zu<br />

1 WNN vom 18. April 2023; https://www.world-nuclear-news.org/Articles/KGHM-seeks-approval-<strong>for</strong>-SMR-project.<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

SMRs als Option für Industrieunternehmen in Deutschland? ı Christian Raetzke


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

bauen, u.a. zur Versorgung von Industrieparks<br />

und zur Bereitstellung von Fernwärme. 2 Ähnliche<br />

Meldungen kommen aus den USA. 3 In Frankreich<br />

und Tschechien scheinen die ersten SMR-Projekte<br />

eher von den jeweiligen Energieversorgern EDF<br />

und ČEZ getrieben, dennoch gibt es auch dort entsprechende<br />

Überlegungen seitens großer Industrieunternehmen,<br />

etwa Škoda <strong>Power</strong>. 4<br />

<strong>International</strong> ordnen sich SMRs ein in das angesichts<br />

der Energiekrisen anwachsende Bedürfnis<br />

von Industrieunternehmen, sich autark mit<br />

Strom oder anderer Energie zu versorgen. Die<br />

Stromautarkie kann in vielen Fällen zwar auch<br />

mit Erneuerbaren erreicht werden;<br />

angesichts der geringen<br />

Energiedichte der Photovoltaik<br />

oder der Windenergie, die<br />

große Flächen benötigen, und<br />

der Notwendigkeit kosten- und<br />

platzintensiver Speicherung<br />

zum Ausgleich der Volatilität<br />

stößt man hier jedoch an Grenzen.<br />

Ein kompakter, rund um<br />

die Uhr Strom oder Prozesswärme produzierender<br />

SMR hat bei nüchterner Betrachtung viele Vorteile<br />

und ist in der Gesamtbilanz genauso klimaschonend<br />

wie die Erneuerbaren. Insofern erstaunt diese<br />

Entwicklung in Ländern, die der Kernenergie<br />

generell aufgeschlossener gegenüberstehen, nicht.<br />

Dass sich deutsche Industrieunternehmen diesem<br />

Trend anschließen könnten und dürften, scheint<br />

zunächst utopisch. Doch mag es sich durchaus lohnen,<br />

sich der Thematik differenziert zu nähern.<br />

Zum einen kann man die Tatsache betrachten, dass<br />

SMRs in vielen Ländern, auch in Nachbarländern<br />

Deutschlands, gewünscht sind und sich, wie beschrieben,<br />

in der Projektierungsphase befinden.<br />

Ein deutsches Unternehmen, das in Ländern wie<br />

Polen, Tschechien oder Frankreich eine Betriebsstätte<br />

oder ein Tochterunternehmen hat, könnte<br />

dort in entsprechende Planungen eintreten.<br />

Für Betriebsgelände in Deutschland ist die Situation<br />

offenkundig schwieriger. Bei Grenznähe könnte<br />

man auf die Idee kommen, einen SMR hinter der<br />

Grenze zu bauen und eine Leitung zu legen; das<br />

wäre allerdings politisch, medial und juristisch mit<br />

vielen Heraus<strong>for</strong>derungen verbunden.<br />

Der deutsche Gesetzgeber<br />

wäre nicht gehindert,<br />

in Deutschland SMRs zur<br />

Stromerzeugung (wieder)<br />

zuzulassen …<br />

Aber ist es denn vollkommen utopisch, an einen<br />

SMR in Deutschland zu denken? Es ist allgemein<br />

bekannt, dass das Atomgesetz den Neubau von<br />

Kernkraftwerken verbietet. Schaut man genauer<br />

hin (§ 7 Abs. 1 Satz 2 Atomgesetz), so ist allerdings<br />

nur eine Neugenehmigung für Reaktoren<br />

„zur gewerblichen Erzeugung von Elektrizität“<br />

ausgeschlossen. Das Verbot erfasst seinem Wortlaut<br />

nach also keine SMRs, die Prozessdampf oder<br />

-wärme liefern; und selbst bei stromerzeugenden<br />

SMRs könnte man über das Merkmal der „gewerblichen<br />

Erzeugung von Elektrizität“ streiten, wenn<br />

die Elektrizität nicht verkauft, sondern für eigene<br />

betriebliche Zwecke oder für die Herstellung<br />

eines anderen Energieträgers<br />

wie Wasserstoff in einem integrierten<br />

Gesamtprozess bereitgestellt<br />

werden soll.<br />

Der Ausstiegsgesetzgeber von<br />

2002, der das Verbot <strong>for</strong>muliert<br />

hat, hat zwar sicherlich noch<br />

nicht an SMRs gedacht; ihm<br />

ging es damals um die von den<br />

EVU betriebenen großen Kernkraftwerke in Abgrenzung<br />

zu Forschungsreaktoren, bei denen ein<br />

Neubau weiterhin möglich sein sollte. 5 Dennoch<br />

kann man den sprachlich eindeutigen Gesetzeswortlaut<br />

nicht beiseiteschieben; eine Analogie zur<br />

Ausweitung des Verbotes auf damals noch nicht in<br />

Betracht gezogene Anwendungen der Kernenergie<br />

erschiene nicht zulässig. 6 Letztlich hat der Gesetzgeber<br />

immer die Möglichkeit, aus gegebenem Anlass<br />

das Gesetz zu ändern und „nachzuschärfen“,<br />

um das Verbot auf neue Entwicklungen zu erweitern,<br />

wenn er es denn für er<strong>for</strong>derlich hält.<br />

Und genau aus diesem Grund wäre es tatsächlich<br />

wenig ratsam, heute einen Antrag auf Genehmigung<br />

eines SMR zur Wärme- oder Wasserstofferzeugung<br />

nach § 7 AtG zu stellen, auch wenn dieser<br />

theoretisch positiv zu bescheiden wäre, sofern für<br />

das konkrete Projekt das Vorliegen der in § 7 Abs. 2<br />

AtG aufgeführten Genehmigungsvoraussetzungen<br />

nachgewiesen werden kann, was grundsätzlich<br />

machbar erscheint (das sog. Versagungsermessen<br />

im Rahmen des § 7 AtG soll hier nicht erörtert werden<br />

– das wäre ein eigenes Thema). Solange die jeweils<br />

amtierende Bundesregierung am „Atomausstieg“<br />

im Sinne einer politischen Ablehnung jeglicher<br />

gewerblichen Kernspaltung in Deutschland<br />

SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 25<br />

2 https://osge.com/en/first-potential-sites-announced.<br />

3 Betreffend das Stahlunternehmen Nucor Corporation: https://www.world-nuclear-news.org/Articles/Steel-maker-considers-use-of-NuScale-SMRs-at-its-m.<br />

4 https://www.world-nuclear-news.org/Articles/UK-minister-joins-Rolls-Royce-SMR-<strong>for</strong>-Czech-talks.<br />

5 Siehe die Begründung des Gesetzentwurfs, BT-Drs. 14/6890, S. 20 f.<br />

6 Eine Analogie -hier: für eine Erstreckung des Verbots auf andere kerntechnische Anlagen – wird ebenfalls abgelehnt von Posser in Hennenhöfer/Mann/Pelzer/Sellner,<br />

AtG/PÜ, Kommentar, 2021, § 7 AtG Rn. 15.<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

SMRs als Option für Industrieunternehmen in Deutschland? ı Christian Raetzke


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

SPOTLIGHT ON NUCLEAR LAW 26<br />

festhält, wäre es dem Gesetzgeber ein Leichtes,<br />

eine als solche empfundene „Lücke“ in § 7 Abs. 1<br />

Satz 2 AtG mit Bezug auf SMRs durch eine neue,<br />

weiter gefasste Formulierung zu schließen. Auch<br />

wäre für ein Industrieunternehmen gegenwärtig<br />

das Risiko sicherlich zu hoch, durch die Bestellung<br />

eines „Atomkraftwerks“ den Widerstand bestimmter<br />

gesellschaftlicher Gruppen hervorzurufen und<br />

sich einer ungünstigen Berichterstattung durch die<br />

Medien ausgesetzt zu sehen.<br />

Daher ist perspektivisch die Bestellung eines<br />

SMR durch ein Industrieunternehmen nur denkbar,<br />

wenn die Politik mehrheitlich mitmacht und<br />

eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für SMRs<br />

entsteht. Dies setzt voraus, dass es gelingt, SMRs<br />

dank ihrer neuartigen Eigenschaften in der Wahrnehmung<br />

der Öffentlichkeit von den bisherigen<br />

Kernkraftwerken abzugrenzen und sie als klimaschonende<br />

„grüne“ Innovation und Chance statt<br />

als „Hochrisikotechnologie“ zu etablieren. <strong>International</strong><br />

scheint eine solche Entwicklung im Gange;<br />

der Verfasser war erstaunt, kürzlich auf einer<br />

Reise durch Polen auf der Autobahn großen Plakaten<br />

von Orlen (s.o.) zu begegnen, auf denen mit der<br />

Abbildung eines SMR, der sich in eine idyllische<br />

Landschaft einfügt, für umweltschonende und<br />

innovative Stromerzeugung geworben wird. In<br />

Deutschland ist es bis dahin noch ein weiter Weg;<br />

aber angesichts der erstaunlichen Entwicklungen,<br />

die sich nach Beginn des russischen Angriffs auf<br />

die Ukraine und nach Einsetzen der Energiekrise<br />

in der Diskussion um Kernenergie hierzulande innerhalb<br />

weniger Monate ergeben haben, scheint<br />

ein solcher Wandel der Anschauungen, zumal<br />

über einen längeren Zeitraum, nicht mehr völlig<br />

utopisch. Eine weltweite Einführung von SMRs<br />

und Neubauvorhaben „in Sichtweite“ in Frankreich<br />

oder Polen, die den dort ansässigen Unternehmen<br />

Wettbewerbsvorteile verschaffen, werden sich<br />

auch auf die Stimmung in Deutschland auswirken.<br />

Heft 1/2023 der <strong>atw</strong> ausgeführt. 7 Die Instrumente<br />

des AtG für die Genehmigung von Errichtung und<br />

Betrieb von Reaktoren – von den Genehmigungsvoraussetzungen<br />

des § 7 Abs. 2 AtG bis zu den Verfahrensregelungen<br />

in der Atomrechtlichen Verfahrensverordnung<br />

(AtVfV) – sind noch vorhanden;<br />

gewisse Anpassungen dieser Regelungen wären,<br />

wenn es soweit ist, sicherlich zu diskutieren, um<br />

den Eigenheiten der SMRs gerecht zu werden.<br />

Jedoch ist dies alles erst einmal Spekulation und<br />

Zukunftsmusik. Man wird die weitere Entwicklung<br />

in mittlerer und ferner Zukunft abwarten müssen;<br />

einstweilen finden die entscheidenden Entwicklungen<br />

im Ausland statt. Aber vielleicht wird<br />

Deutschland doch irgendwann einmal wieder den<br />

Anschluss an die internationale Nutzung der Kernenergie<br />

und an die Entwicklung des internationalen<br />

Atomrechts in dieser Hinsicht finden.<br />

Autor<br />

Dr. Christian Raetzke<br />

Rechtsanwalt<br />

Leipzig<br />

christian.raetzke@conlar.de<br />

Dr. Christian Raetzke ist Rechtsanwalt und seit über 20 Jahren im Atom- und<br />

Strahlenschutzrecht tätig. Von 1999 bis 2011 arbeitete er für die E.ON Kernkraft<br />

(heute PreussenElektra) in Hannover. 2011 ließ er sich als Rechtsanwalt mit<br />

eigener Kanzlei in Leipzig nieder. Er veröffentlicht regelmäßig rechtswissenschaftliche<br />

Beiträge und ist Dozent auf Seminaren und an internationalen Fortbildungseinrichtungen<br />

zum Atom- und Strahlenschutzrecht.<br />

Juristisch gibt es für die Bestellung von SMRs<br />

durch deutsche Industrieunternehmen, sofern sie<br />

eines Tages politisch geklärt sein sollte, keine unüberwindlichen<br />

Hindernisse. Der Gesetzgeber ist<br />

frei, das Neubauverbot ganz oder teilweise aufzuheben.<br />

Das Grundgesetz steht einer Wiedereinführung<br />

der (kommerziellen) Kernenergie in Deutschland<br />

nicht entgegen, sofern der Maßstab der „nach<br />

dem Stand von Wissenschaft und Technik er<strong>for</strong>derlichen<br />

Vorsorge gegen Schäden“ gewahrt bleibt;<br />

das hat der Verfasser bereits in seinem Beitrag in<br />

7 Raetzke, Kernenergie und Grundrechte – Zur 19. AtG-Novelle, <strong>atw</strong> Ausgabe 1/2023, S. 42; ausführlicher ders., Laufzeitverlängerung und Grundgesetz – Zur 19.<br />

Novelle des Atomgesetzes, NVwZ 2023, S. 145.<br />

Spotlight on <strong>Nuclear</strong> Law<br />

SMRs als Option für Industrieunternehmen in Deutschland? ı Christian Raetzke


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Energiespeicher – Ein Überblick<br />

Kai Dürfeld<br />

Die Bundesregierung hat beschlossen, den Bruttostromverbrauch bis zum Jahr 2030 zu 80 Prozent aus<br />

erneuerbaren Quellen zu speisen. Anders als fossile Energieträger oder Kernenergie sind Sonne und Wind<br />

allerdings nicht grundlastfähig. Nachts funktioniert keine Solarzelle und bei Flaute dreht sich kein Windrad.<br />

Natürlich kann einerseits das europäische Netz für einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage<br />

sorgen. Und auch die intelligente Nutzung elektrische Energie kann sicher ihren Teil beitragen. Doch schon<br />

die laute Überlegung, Elektroautos und Wärmepumpen in Phasen mangelnder Energieerzeugung zwangsweise<br />

abzuschalten, stößt auf wenig Gegenliebe und zeigt die Brisanz des Themas. Energieexperten sind sich<br />

deshalb einig: Ohne Speicher wird der Umstieg auf erneuerbare Energien nicht funktionieren. Doch welche<br />

Möglichkeiten gibt es überhaupt, um elektrische Energie zu speichern und wie ist der Entwicklungsstand<br />

der einzelnen Technologien? Dieser Artikel soll einen Überblick geben.<br />

Eine Möglichkeit, die Speicher zu kategorisieren, ist<br />

der Blick auf die Speicherdauer. Nachfolgend wollen<br />

wir drei Gruppen unterscheiden: Die Leistungsspeicher<br />

dienen in erster Linie der Stabilisierung des<br />

Netzes. Sie müssen kurzfristige Schwankungen im<br />

Bereich weniger Millisekunden bis hin zu einigen<br />

Minuten ausgleichen können. Verschiebespeicher<br />

wiederum sorgen dafür, dass Stromangebot und<br />

Nachfrage über den Tag ausgeglichen werden. Zu<br />

guter Letzt dienen Langzeitspeicher dazu, Energie<br />

über Tage und Wochen zu speichern und damit<br />

saisonale Schwankungen abzumildern. Dabei ist<br />

die Speicherung von Energie in aller Regel mit<br />

der Umwandlung von einer Form in eine andere<br />

verbunden. Deshalb sollen uns die verschiedenen<br />

Energie<strong>for</strong>men als roter Faden dienen, an dem wir<br />

uns bei unserer Reise durch die Welt der Speicher<br />

entlangbewegen.<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY ENERGY AND SYSTEMS LAW 27<br />

Keine Regel ohne Ausnahme<br />

Beginnen wir mit einer Ausnahme vom gerade<br />

Gesagtem – den elektrischen Speichern. Denn bei<br />

diesen findet keine Umwandlung in eine andere<br />

Energie<strong>for</strong>m statt. Stattdessen wird die Energie im<br />

elektromagnetischen Feld gespeichert. Was sich<br />

auf den ersten Blick vielleicht der Vorstellungskraft<br />

entzieht, kennen wir von all den vielen Elektrogeräten,<br />

die uns im Alltag begleiten. In ihnen arbeiten<br />

Kondensatoren, die Energie speichern und wieder<br />

abgeben.<br />

Das funktioniert so: Wird Gleichstrom an zwei von<br />

einer isolierenden Schicht getrennten Elektroden angelegt,<br />

baut sich ein elektrisches Feld auf. Das bleibt<br />

auch nach Abschalten des Stroms erhalten – zumindest<br />

für eine gewisse Zeit. Die darin gespeicherte<br />

Energie wird beim Entladen wieder abgegeben. Das<br />

| Kondensatoren Axiale und radiale Bau<strong>for</strong>m.<br />

Foto: SECH SA<br />

kann in sehr kurzer Zeit geschehen, sodass sich Kondensatoren<br />

vor allem als Leistungsspeicher – zum<br />

Beispiel in unterbrechungsfreien Stromversorgungen<br />

(USV) – eignen. Eine Weiterentwicklung stellen<br />

Superkondensatoren und Ultrakondensatoren dar.<br />

Diese nutzen neben der statischen Elektrizität<br />

eines elektrischen Feldes zusätzlich noch elektrochemische<br />

Effekte. Ihre Energiedichte beträgt nur<br />

etwa ein Zehntel einer gleichschweren Batterie.<br />

Allerdings übertrifft ihre Leistungsdichte diese bis<br />

zum Faktor hundert. Das heißt, sie speichern zwar<br />

weniger Energie, können diese aber rasend schnell<br />

aufnehmen und wieder abgeben. Sie sind bereits als<br />

Leistungsspeicher vor allem in mobilen Anwendungen<br />

im Einsatz.<br />

Energie Systems<br />

Energiespeicher – Ein Überblick ı Kai Dürfeld


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY ENERGY AND SYSTEMS LAW 28<br />

| Superkondensatorenfertigung in Grossröhrsdorf bei Skeleton Technologies mit dem patentierten „Curved Graphene“, das einer der entscheidenden<br />

Faktoren ist, wenn es um die Ergebnisse bei Energiedichte und Lebensdauer geht.<br />

Foto: Skeleton Technologies<br />

Neben Kondensatoren sind auch Spulen altbekannte<br />

elektrische Bauteile – und zentrale Elemente einer<br />

weiteren Form elektrischer Speicher. Den supraleitenden<br />

magnetischen Energiespeichern, kurz SMES.<br />

In einer mit Gleichstrom gespeisten Spule baut sich<br />

ein magnetisches Feld auf. Ist der Ladevorgang beendet,<br />

wird die Spule kurzgeschlossen und der Strom<br />

fließt nun verlustfrei. Beim Entladen kann eine solche<br />

Spule eine hohe Leistung in wenigen Sekunden<br />

abgeben. Das funktioniert allerdings nur, wenn das<br />

Material ein Supraleiter ist und auf extrem tiefe<br />

Temperaturen abgekühlt wird. Die Speicherung für<br />

sich betrachtet, hat einen Wirkungsgrad für einen<br />

Lade-Entladezyklus sensationell<br />

nahe bei 100 Prozent. Allerdings<br />

verlangt die aufwändige Maschinerie<br />

zur Erzeugung der tiefen<br />

Temperaturen ihren Tribut und<br />

treibt die Kosten für solche<br />

Speicher extrem in die Höhe.<br />

In Kombination mit einer recht<br />

hohen Selbstentladung von etwa<br />

10 Prozent pro Tag limitiert das<br />

den Einsatzbereich auf kleinere<br />

Leistungsspeicher zur Stabilisierung<br />

des Netzes.<br />

verrichten und Generatoren, um Strom zu erzeugen.<br />

Nach genau diesem Prinzip funktionieren Schwungrad-Speicherkraftwerke.<br />

Sie wandeln elektrische in<br />

kinetische und anschließend wieder in elektrische<br />

Energie. Und das geht so: Ein Elektromotor versetzt<br />

eine Masse, den Rotor, in konstante Drehungen.<br />

Zum Entladen treibt das Schwungrad einen Dynamo<br />

an und erzeugt damit elektrische Energie. Das<br />

klingt erst einmal recht simpel. Doch der Teufel<br />

steck wie immer im Detail. Denn der Rotor dreht<br />

sich bis zu 50.000-mal in der Minute um die eigene<br />

Achse – eine Heraus<strong>for</strong>derung für die Materialwissenschaft.<br />

Die antwortet zum Beispiel mit leichten<br />

Energie in Bewegung<br />

Dass elektrischer Strom in mechanische<br />

Energie umgewandelt<br />

werden kann, machen wir uns<br />

jeden Tag zunutze. Wir lassen<br />

Motoren rotieren, um Arbeit zu<br />

| Kinetisches Energie-Rückgewinnungssystem ("Flybird Systeme" für ein Formel-1-Auto in diesem Fall).<br />

Dieses System verwendet ein Schwungrad, die kinetische Energie speichert, wenn die Fahrzeugbremsen<br />

abgebremst werden. Diese Energie wird dann recycelt, unsd verwendet um das Fahrzeug<br />

zu beschleunigen in entscheidenden Momenten des Rennens (z. B. am Kurvenausgang).<br />

Foto: Geni / GFDL CC-BY-SA<br />

Energie Systems<br />

Energiespeicher – Ein Überblick ı Kai Dürfeld


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

| Das Pumpspeicherwerk Castaic (Castaic <strong>Power</strong> Plant, auch Castaic Pumped Storage Plant) mit sieben Turbinen/Generatoreinheiten, das vom Los Angeles<br />

Department of Water and <strong>Power</strong> (LADWP) betrieben wird, gehört zu den zehn größten Wasserkraftwerken der USA.<br />

Foto: Wikipedia<br />

und gleichzeitig hochbeanspruchbaren, kohlefaserverstärkten<br />

Kunststoffen. Zweiter Knackpunkt sind<br />

die Verluste durch die allgegenwärtige Reibung, die<br />

zu einer Selbstentladung bis zu 20 Prozent pro Stunde<br />

führen können. Da lässt sich beispielsweise mit<br />

Magnetlagerung gegensteuern. Oder mit einem Betrieb<br />

im Vakuum. Von der Leistungsseite betrachtet,<br />

reichen Schwungradspeicher vom Kilowattbereich<br />

bis in den zweistelligen Megawattbereich. Heute<br />

sind solche Systeme bereits als Kurzzeitspeicher im<br />

Einsatz.<br />

Wesentlich längere Speicherdauern und auch höhere<br />

Leistungen gewähren hingegen Technologien,<br />

die Strom in potenzielle Energie umwandeln. Das<br />

bekannteste und weltweit in großem Stil genutzte<br />

Beispiel ist das Pumpspeicherkraftwerk. Bei diesem<br />

fördern elektrisch betriebene Pumpen große Mengen<br />

an Wasser in ein höhergelegenes Reservoir.<br />

Das ist der Ladevorgang. Zum Entladen fließt das<br />

Wasser zurück in tiefere Lagen. Dabei treibt es eine<br />

Turbine an und die stellt elektrische Energie bereit.<br />

Der Vorteil: Die Dimensionen solcher Kraftwerke<br />

erlauben das Speichern wirklich großer Energiemengen.<br />

Die Speicherdauer wird nicht durch eine<br />

Selbstentladung begrenzt. Und der Wirkungsgrad<br />

liegt bei etwa 80 Prozent. Pumpspeicherkraftwerke<br />

sind deshalb die einzigen wirklich großen Speicher<br />

für elektrische Energie, die wir aktuell in großem<br />

Maßstab betreiben. Und da zeigen sich dann die<br />

Nachteile der Technologie. Sie ist – zumindest in<br />

Deutschland – nicht in dem Maße ausbaufähig,<br />

wie wir es brauchen könnten. Zurzeit speichern sie<br />

rund 40 Gigawattstunden elektrische Energie und<br />

könnten Deutschlands Stromversorgung damit 30<br />

Minuten aufrechterhalten. Um eine 7 Tage Reserve<br />

aufzubauen, müssten die Kapazitäten um den Faktor<br />

280 erhöht werden. Dazu fehlen hierzulande die<br />

geeigneten Standorte. Ob Skandinavien die Rettung<br />

für uns sein könnte, darüber streiten sich noch die<br />

Experten.<br />

Neben der Standortfrage stellen Pumpspeicherkraftwerke<br />

auch einen großen Eingriff in die<br />

Landschaft dar. Das zu verhindern, versprechen<br />

sich Forscher vom Osmose-Pumpspeicher. Aktuell<br />

existiert er nur auf dem Papier. Die Idee: Es gibt<br />

zwei Wasserreservoirs – eines mit Salz und eines<br />

ohne. Zwischen beiden liegt eine Membran, die nur<br />

die Wassermoleküle durchlässt. Normalerweise ist<br />

ein solches System bestrebt, den Salzgehalt in beiden<br />

Gefäßen auszugleichen. Süßwasser drängt also<br />

durch die Membran und erzeugt einen Druck. Der<br />

lässt sich in elektrische Energie umwandeln. Zum<br />

Aufladen wird das Wasser dann wieder zurück auf<br />

die „süße Seite“ gedrängt, damit die Salzkonzentration<br />

auf der anderen steigt. Zusätzlich – und hier<br />

kommt der Pumpspeicher ins Spiel – sollen beide<br />

Wassermassen in die Höhe gefördert werden. Das<br />

alles – so die Idee – könnte im Turm eines Windrades<br />

stattfinden. Damit würde es seinen eigenen<br />

Speicher für windstille Zeiten erhalten. Bis es so<br />

weit ist, wird aber wahrscheinlich noch einige Zeit<br />

vergehen. Aktuell sind die Forscher der Technischen<br />

Universität Darmstadt dabei, eine zehn Meter hohe<br />

Pilotanlage zu bauen.<br />

Nach dem gleichen Prinzip wie Pumpspeicherkraftwerke<br />

arbeiten Schwerkraft- oder Lageenergiespeicher<br />

– nur mit einem anderen Trägermedium. Aktuell<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY ENERGY AND SYSTEMS LAW 29<br />

Energie Systems<br />

Energiespeicher – Ein Überblick ı Kai Dürfeld


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY ENERGY AND SYSTEMS LAW 30<br />

befinden sie sich in Konzeption, Erprobung oder<br />

schrittweiser Markteinführung.<br />

Eines der Konzepte setzt dabei auf massiven Fels.<br />

Der soll aus dem umgebenen Gestein geschnitten<br />

und abgedichtet werden. Der zu speichernde Strom<br />

treibt Pumpen an. Die fördern Wasser unter den<br />

Fels, heben ihn hydraulisch an und beladen ihn<br />

dabei mit potenzieller Energie. Das Entladen erfolgt<br />

in umgekehrter Reihenfolge. Die Speicherkapazitäten<br />

wären rein theoretisch wirklich gigantisch. Ein<br />

Steinzylinder mit einem Kilometer im Durchmesser<br />

und 500 Meter in der Höhe wäre laut Berechnungen<br />

im Stande, gut 1,7 Terawattstunden Energie zu<br />

speichern. Das würde ausreichen, ganz Deutschland<br />

einen Tag lang mit Energie zu versorgen.<br />

Entwickelt hat ihn der Münchner Wissenschaftler<br />

Eduard Heindl bereits 2014. Nach wie vor sucht das<br />

Projekt noch nach Investoren, um einen Demonstrator<br />

bauen zu können.<br />

Einen Schritt weiter ist da zum Beispiel das<br />

schottischen Cleantech-Startup Gravitricity. Das<br />

Unternehmen nutzt stillgelegte Minenschächte, um<br />

Energie in Form von großen Gewichten zu stapeln.<br />

Ein erster Demonstrator wurde 2021 im schottischen<br />

Edinburgh getestet – hier allerdings noch im<br />

Hafengelände an einem Kran. Der hievte zyklisch<br />

zwei 25 Tonnen schwere Blöcke in 15 Meter Höhe<br />

und ließ sie anschließend fallen. Mit einer Leistung<br />

von 250 Kilowatt war die Anlage für drei Monate ins<br />

Netz eingekoppelt. Für ein erstes Projekt unter Tage<br />

prüft das Unternehmen zurzeit geeignete Minen in<br />

der Tschechischen Republik und Südafrika.<br />

Auch das Unternehmen Energy Vault nutzt massive<br />

Blöcke. Die fertigt es nicht nur aus Sand oder Erde,<br />

sondern auch aus Abfallstoffen wie Rotorblättern<br />

ausgedienter Windräder. Innerhalb eines speziellen<br />

Gebäudes zieht ein Kran diese Blöcke mit Überschussstrom<br />

in die Höhe und platziert sie auf einer<br />

Ebene. Das ist der Ladevorgang. Zum Entladen sausen<br />

die Blöcke am Seil den Kranarm hinunter und<br />

erzeugen über einen Dynamo elektrische Energie.<br />

Eine Steuerung auf Basis von Algorithmen aus dem<br />

Bereich der künstlichen Intelligenz soll dafür sorgen,<br />

dass Lade- und Entladezyklen exakt an Angebot<br />

und Nachfrage angepasst sind. Ein erstes Speicherkraftwerk<br />

mit einer Leistung von 25 Megawatt und<br />

einer Kapazität von 100 Megawattstunden entsteht<br />

gerade in Rudong in China.<br />

Keine schweren Steine, sondern leichte Luft ist das<br />

Speichermedium in Druckluft-Speicherkraftwerken.<br />

Elektrische Kompressoren verdichten dazu<br />

die Umgebungsluft und leiten sie in gasdichte<br />

unterirdische Kavernen. Vor allem alte Salzstöcke<br />

sind dafür prädestiniert. Wird Energie benötigt,<br />

entspannt die gespeicherte Druckluft über eine<br />

Turbine und erzeugt elektrische Energie. Praktisch<br />

für Deutschland ist dabei die Tatsache, dass viele<br />

solcher Salzstöcke entlang der windreichen Nordseeküste<br />

liegen. Dort, in Huntorf, liegt seit 1978<br />

auch das weltweit erste und bisher einzige deutsche<br />

Druckluftspeicherkraftwerk. Gedacht war es dazu,<br />

das Kernkraftwerk Unterweser zu unterstützen. Die<br />

elektrische Leistung liegt bei 321 Megawatt und die<br />

Kapazität bei 1.680 Megawattstunden. Weltweit<br />

gibt es aktuell nur eine Handvoll Druckluftspeicherkraftwerke.<br />

Noch weniger befinden sich in Planung.<br />

Die Temperatur macht‘s<br />

Ebenfalls auf flüchtige Medien setzen Flüssigluft-<br />

Speicher. Wie bei einem Druckluftspeicherkraftwerk<br />

wird auch hier die Luft mit elektrischer Energie<br />

komprimiert. Und sie wird dabei bis auf rund<br />

–190 ˚C abgekühlt. Dann wird sie flüssig und ihre<br />

Dichte liegt 700-mal höher als im gasförmigen Zustand.<br />

So lassen sich große Volumen des Gases in<br />

verhältnismäßig kleinen Kältetanks speichern.<br />

Beim Entladen wird die Luft in einem Wärmetauscher<br />

entspannt. Das Volumen erhöht sich<br />

schlagartig. Der Druck steigt und treibt eine Turbine<br />

an. Die erzeugt wieder Strom. Die Firma Linde<br />

hat errechnet, dass ein 1.600 Kubikmeter-Tank rund<br />

220 Megawattstunden an elektrischer Energie aufnehmen<br />

kann. Das Unternehmen hat gerade eine<br />

kleinere Anlagen als Demonstrator gebaut. Auch<br />

das britische Unternehmen Highview <strong>Power</strong> arbeitet<br />

an Flüssigluftspeichern. Im kleinen Maßstab – 15<br />

Kilowattstunden Leistung – betreibt es eine solche<br />

Anlage in Manchester und plant weitere in Spanien.<br />

Der Wirkungsgrad ist erstmal recht gering. Er<br />

liegt bei 25 Prozent. Ein Kältespeicher würde ihn<br />

immerhin auf 50 Prozent heben. Und mit einer Wärmequelle<br />

zur Unterstützung der Prozesse ginge es<br />

wohl in Richtung 70 Prozent Wirkungsgrad.<br />

Nicht auf eisige Kälte, sondern auf große Hitze<br />

setzen hingegen Flüssigsalz-Speicher. Projekte<br />

wie TESIS des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR) arbeiten im Bereich zwischen<br />

170 und 560 Grad Celsius und können mit fünf<br />

verschiedenen Salzgemischen betrieben werden.<br />

Die Wärmespeicherkapazität der Schmelzen ist<br />

vergleichbar mit der von Wasser. Der Vorteil: Bei<br />

500 Grad Celsius steht Wasserdampf unter extrem<br />

hohem Druck. Die Salzschmelze nicht. Als Speicher<br />

für elektrische Energie können Salzschmelzen vor<br />

allem in Solarthermischen Kraftwerken eingesetzt<br />

Energie Systems<br />

Energiespeicher – Ein Überblick ı Kai Dürfeld


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

| Die Testanlage für Wärmespeicherung in Salzschmelzen (TESIS) des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik in Köln ist die erste<br />

Groß<strong>for</strong>schungsanlage für Flüssigsalzspeicher und -technologie in relevantem Maßstab in Deutschland. Die Groß<strong>for</strong>schungsanlage dient<br />

der Entwicklung neuer Speichertechnologien und Verbesserung der Flüssigsalztechnologie für erneuerbare Energien.<br />

Foto: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

werden. Das Erhitzen des Salzes übernimmt dabei<br />

die gebündelte Sonnenenergie. Der Speicher kann<br />

die Temperatur gut 12 Stunden halten und damit<br />

auch über Nacht die Dampfturbinen drehen lassen.<br />

Dadurch versprechen sich die Entwickler damit ein<br />

grundlastfähiges Solarkraftwerk. Eine erste Testanlage<br />

haben portugiesische und deutsche Forscher<br />

2021 an einem solarthermischen Kraftwerk in Betrieb<br />

genommen.<br />

Wenn die Chemie stimmt<br />

Wenn es um die großangelegte Speicherung elektrischer<br />

Energie geht, baut Deutschland vor allem<br />

auf eine ganz spezielle Form: die galvanischen Zellen.<br />

Oder den Akku, wie man salopp sagen würde.<br />

Aufgebaut sind diese Elemente aus zwei Elektroden<br />

und einem Elektrolyt. In diesem setzt der elektrische<br />

Strom eine chemische Reaktion in Gang. Diese<br />

Stoffumwandlungen speichern beim Laden Energie,<br />

die sie beim Entladen wieder abgeben. Arbeitspferd<br />

war lange Zeit der Blei-Akku, den viele als Autobatterie<br />

kennen. Günstig in der Herstellung und eine<br />

hohe Zuverlässigkeit sprechen für ihn. Das hohe Gewicht<br />

im Verhältnis zur gespeicherten Energie ist<br />

für stationäre Anwendungen auch nicht unbedingt<br />

ein Gegenargument. Trotzdem werden sie im stationären<br />

Bereich aktuell von Lithium-Ionen-Akkus<br />

verdrängt. Gegen diese sprach bisher vor allem der<br />

Preis. Doch das ändert sich. Ihr Vorteil gegenüber<br />

den Blei-Akkus: Sie haben eine höhere Zyklenfestigkeit,<br />

können also öfter ge- und entladen werden.<br />

Zusammen mit der geringen Selbstentladung und<br />

der Skalierbarkeit könnten sie also tatsächlich als<br />

Großspeicher taugen.<br />

Allerdings gibt es auch hier ein großes Aber: Lithium<br />

ist ein begehrter Rohstoff. Die Förderung erfolgt<br />

meist außerhalb Europas, auch wenn hier jetzt<br />

einige Projekte gestartet wurden. Die Förderkapazitäten<br />

müssen also gesteigert werden. Das kostet<br />

Zeit und Geld. Hinzu kommt, dass sie als Speicher<br />

für Elektroautos auch zum Schlüssel zur Verkehrswende<br />

werden. Dass sie zumindest auf kurze Sicht<br />

zum Rückgrat für das Energiesystem werden, dürfte<br />

angezweifelt werden. Natürlich gibt es die Idee,<br />

die in Elektroautos verbauten Speicher zur Stabilisierung<br />

des Energienetzes heranzuziehen. Doch um<br />

hier einen spürbaren Effekt zu erzielen, müssten<br />

Elektroautos tatsächlich relativ schnell die Straßen<br />

bevölkern. Die rund eine Million, die aktuell<br />

in Deutschland fährt, ist in puncto Systemspeicher<br />

eher von untergeordneter Bedeutung.<br />

Die Probleme rund um den Rohstoff Lithium<br />

versuchen Forscher mit neuen Technologien zu umschiffen.<br />

Mit Natrium zum Beispiel. Das soll nach<br />

ersten Rechnungen den Preis gegenüber Lithium-<br />

Technologie um 20 Prozent senken. Allerdings<br />

mit dem großen Nachteil einer geringeren Energiedichte.<br />

Metall-Luft-Batterien sind eine andere<br />

Möglichkeit, an der gearbeitet wird. Bei diesen ist nur<br />

ein Partner für die chemische Reaktion in der Batterie<br />

enthalten – das Metall. Den Sauerstoff gewinnen<br />

diese Systeme aus der Luft. Bei Zink-Luft-Batterien<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY ENERGY AND SYSTEMS LAW 31<br />

Energie Systems<br />

Energiespeicher – Ein Überblick ı Kai Dürfeld


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY ENERGY AND SYSTEMS LAW 32<br />

| Bleiakkus für die Notstromversorgung oder unterbrechungsfreie Stromversorgung.<br />

Foto: andreysha74<br />

ist das schon länger gut erprobt. Die stecken zum<br />

Beispiel in Hörgeräten. Auch von Eisen-Luft-Batterien<br />

versprechen sich die Forscher viel. Bei gleichem<br />

Volumen könnten sie fünfmal mehr Energie als heutige<br />

Lithium-Ionen-Akkus aufnehmen. Zumindest<br />

im Labor. Denn über dieses Stadium sind viele solcher<br />

Systeme noch nicht hinaus, auch wenn in den<br />

USA bereits ein Batteriewerk für 2024 angekündigt<br />

wurde. Vor allem Wirkungsgrad und Lebensdauer<br />

bedürfen noch intensiver Forschung.<br />

Ebenfalls intensiv entwickelt werden Redox-Flow-<br />

Systeme. Die Elektrolyte sind bei diesen nicht in<br />

Zellen, sondern in großen Tanks untergebracht.<br />

Damit lassen sich Kapazität und Leistung der Systeme<br />

unabhängig voneinander auslegen. Auch die<br />

Selbstentladung ist vernachlässigbar. Mit einer<br />

prognostizierten Lebensdauer von etwa 20 Jahren<br />

übertreffen sie zum Beispiel Lithium-Ionen-Akkus.<br />

Doch sie haben aktuell auch einen großen Nachteil.<br />

Gängige System setzen auf Vanadium – einem kritischen<br />

Rohstoff. Alternativen sind aktuell noch in<br />

der Forschung. Die „größte Batterie der Welt“ sollte<br />

tatsächlich nach der Redox-Flow-Technologie<br />

entstehen. Etwa 700 Megawattstunden wollte der<br />

Stromversorger EWE in Salzkavernen an der Nordseeküste<br />

speichern. Aus wirtschaftlichen Gründen<br />

ist das Projekt aktuell aber erst einmal auf Eis gelegt.<br />

interessante Ansätze. Doch das<br />

ist eine Geschichte, die ein andermal<br />

erzählt werden soll.<br />

Fazit<br />

Im Fazit lässt sich zum Vorgesagten<br />

festhalten: Wirklich neu<br />

ist an den bis heute bekannten<br />

und als für die Praxis irgendwie<br />

sinnvoll erachteten Speichern<br />

nichts. Teilweise sind die Grundlagen<br />

dafür und auch die ersten<br />

gebauten Speicher schon deutlich<br />

über 100 Jahre alt wie zum<br />

Beispiel die gute alte Bleibatterie.<br />

Und es gibt auch weiterhin<br />

einen Grundsatz zu beachten,<br />

der rein physikalisch-technischer<br />

Natur ist: Am besten ist es immer, Energie<br />

direkt zu wandeln und so<strong>for</strong>t „zu verbrauchen“,<br />

also dem Verbraucher zuzuführen. Denn jede Zwischenspeicherung<br />

von Energie ist in der Praxis mit<br />

Wandlungs-, Beladungs-, Entladungs- und gegebenenfalls<br />

auch mit Transportverlusten sowie in der<br />

Regel mit zeitlichen Speicherverlusten verbunden.<br />

Hinzu kommen die wirtschaftlichen Kosten für<br />

Speicher, die eben nicht anfallen, wenn hochwertige<br />

Energie direkt erzeugt und so<strong>for</strong>t bedarfsgerecht<br />

verbraucht wird. Vor jeder Praxisanwendung eines<br />

Speichers ist eine primärenergetische Gesamtbilanz<br />

zwingend geboten, die zudem mit einer Gesamtkostenbilanz<br />

gekoppelt werden sollte. Erst dann lässt<br />

sich die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Speichern,<br />

gleich welcher Art, richtig und fair beurteilen.<br />

Autor<br />

Kai Dürfeld<br />

Redakteur,<br />

Wissenschafts- und Technikjournalist<br />

kai.duerfeld@web.de<br />

Kai Dürfeld ist Wissenschafts- und Technikjournalist in Wermsdorf bei Leipzig.<br />

Er schreibt über Zukunftstrends an der Schnittstelle zwischen Forschung<br />

und Anwendung zum Beispiel in den Bereichen Raumfahrt, Energie, Robotik und<br />

KI oder Material<strong>for</strong>schung.<br />

Und Wasserstoff? Hier öffnen wir tatsächlich ein<br />

Tor in eine andere Welt. Denn elektrische Energie<br />

lässt sich auch in chemischer Form speichern. Als<br />

Wasserstoff, als Synthesegas und schließlich als<br />

synthetische Kraftstoffe. Zur Kopplung der Sektoren<br />

Strom, Wärme, Verkehr und Industrie sind das<br />

Energie Systems<br />

Energiespeicher – Ein Überblick ı Kai Dürfeld


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch –<br />

die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft<br />

in Deutschland<br />

Nicolas Wendler<br />

Historischer Rückblick auf die Entwicklung der Kernenergiewirtschaft<br />

in Deutschland seit 1955 – Teil 1<br />

Aus Anlass der Beendigung der<br />

Nutzung der Kernkraft in Deutschland<br />

am 15. April 2023 möchte die <strong>atw</strong> mit<br />

Ihrer Leserschaft auf die Geschichte der<br />

Kernenergiewirtschaft in Deutschland<br />

aus der eigenen Perspektive zurückblicken.<br />

Diese Geschichte soll in einer<br />

mehrteiligen Artikelserie in der <strong>atw</strong><br />

rekapituliert und damit auch in Highlights<br />

der Schatz des Branchenarchivs<br />

der <strong>atw</strong> seit 1956 für die Leser gehoben<br />

und zugänglich gemacht werden.<br />

Manche der Themen und Fragestellungen,<br />

denen man bei diesem<br />

geschichtlichen Rückblick begegnet,<br />

sind in überraschender Weise noch<br />

oder wieder aktuell, so dass die Lektüre<br />

hoffentlich interessant und für die<br />

Gegenwart lehrreich sein wird.<br />

Das Land in dem die Kernspaltung 1938 entdeckt<br />

wurde und das eine führende Rolle in<br />

der Kernphysik und anderen Feldern der modernen<br />

Physik spielte, die allerdings schon durch die Exilierungswellen<br />

nach 1933 geschwächt wurde, konnte<br />

aufgrund der politischen Gegebenheiten nach dem<br />

verlorenen Krieg nur mit Verspätung in die Epoche<br />

der friedlichen Nutzung der Kernenergie eintreten.<br />

Der Bundesrepublik Deutschland waren durch<br />

Gesetz der Alliierten Hohen Kommission gemäß<br />

Besatzungsstatut von 1949 Beschränkungen hinsichtlich<br />

der Nutzung der Atomenergie auch zu<br />

friedlichen Zwecken auferlegt. Erst mit Inkrafttreten<br />

der Pariser Verträge (u.a. Deutschlandvertrag,<br />

Übererleitungsvertrag) wurde es in Deutschland<br />

(West) möglich, die zivile Nutzung der Kernenergie<br />

ungehindert zu er<strong>for</strong>schen und Anwendungen zu<br />

entwickeln. Voraussetzung dafür war eine einseitige<br />

Erklärung Bundeskanzler Konrad Adenauers auf<br />

der Londoner Neunmächte-Konferenz 1954 über<br />

den Verzicht auf die Herstellung von ABC-Waffen<br />

durch die Bundesrepublik.<br />

Erste Genfer Atomkonferenz und<br />

erster Blick auf die Kerntechnik<br />

In Folge nahm eine Delegation aus Wissenschaftlern,<br />

angeführt von Otto Hahn, Politikern, darunter<br />

Außenminister Clemens Brentano und Industriellen<br />

an der ersten Genfer Atomkonferenz „Atoms<br />

<strong>for</strong> Peace“ im August 1955 teil. Die Konferenz, zu<br />

der aus Deutschland nur zwei wissenschaftliche<br />

Beiträge eingereicht werden konnten, und die parallel<br />

stattfindende Ausstellung der Nukleartechnik<br />

der anderen Staaten, bewirkte bei den Teilnehmern<br />

einen oft beschriebenen Schock ob des Rückstandes<br />

von Forschung und Technik auf dem Gebiet der<br />

Kernenergie, der sich mittlerweile ergeben hatte.<br />

Insbesondere die Entwicklungen in den Vereinigten<br />

Staaten, Großbritannien und der Sowjetunion<br />

in denen die Kernkraftwerke Shippingport bzw.<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 33<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 33<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 34<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 34<br />

| Abb. 1<br />

Abschlusssitzungen<br />

der Konferenz für die<br />

friedliche Nutzung der<br />

Atomenergie. Auf<br />

dem Bild sind (von<br />

links nach rechts)<br />

Herr Ilya S. Tchernychev<br />

und Dr. Ralph J.<br />

Bunche, Unterstaatssekretäre<br />

der UN ,<br />

sowie Dr. Homi J.<br />

Bhabha aus Indien,<br />

Präsident der Konferenz,<br />

zu sehen.<br />

(Genf, Schweiz, 20.<br />

August 1955).<br />

Quelle: IAEA/United<br />

Nations<br />

Calder Hall bereits in Bau waren und die kleine sowjetische<br />

5-MW-Anlage Obninsk bereits in Betrieb.<br />

Aus der Erkenntnis der internationalen Entwicklung<br />

entstand in Politik, Wissenschaft und Industrie ein<br />

starker Handlungsimpuls, der zur Gründung eines<br />

Bundesministeriums für Atomfragen – erster Amtsinhaber<br />

Franz Josef Strauß – und der Deutschen<br />

Atomkommission sowie zur Erarbeitung des ersten<br />

Deutschen Atomprogramms führte.<br />

Einstieg in die Kernenergie<br />

in der Theorie<br />

Schon ganz am Anfang der Entwicklung der friedlichen<br />

Nutzung der Kernenergie wurde intensiv über<br />

Kostenfragen nachgedacht, Kostenrechnungen<br />

von verschiedenen Reaktorkonzepten, Brennstofftypen<br />

und Brennstoffkreisläufen kalkuliert und<br />

kontrovers diskutiert. Das seinerzeit mit Abstand<br />

größte Elektrizitätsunternehmen in Deutschland,<br />

das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk<br />

(RWE) machte schon 1956 klar, dass vor allem die<br />

Kosten zählten und die Politik keine übermäßigen<br />

Hoffnungen wecken solle. Auch Versicherungsfragen<br />

zur Anlagenversicherung und zur Haftpflicht<br />

für Nuklearschäden begleiten die Entwicklung der<br />

Kernenergie in Deutschland und im damals entstehenden<br />

politischen Europa von Anbeginn. Auch die<br />

Diskussion über den Thorium-Zyklus wurde schon<br />

geführt, noch bevor auch nur der erste Forschungsreaktor<br />

in Deutschland in Betrieb ging. Gleiches<br />

gilt für die Öffentlichkeitsarbeit für die Atomwirtschaft<br />

und Ihre Psychologie, da diese trotz der<br />

Genfer Konferenz und einer allgemein positiven<br />

Aufbruchstimmung unter der historischen Einführung<br />

der Kernenergie in die Öffentlichkeit durch<br />

die Kernwaffenexplosionen und die Rüstungsspirale<br />

litt.<br />

Ein großes Thema der technischen Entwicklung<br />

der frühen Jahre war die Herstellung und Anwendung<br />

von radioaktiven Isotopen in Metallindustrie<br />

und Bergbau, Mineralöl- und Textilindustrie, etwa<br />

bei zerstörungsfreien Prüfungen, Strömungs- und<br />

Volumenmessungen oder der Verbesserung von Materialeigenschaften<br />

so auch in der Strahlenchemie,<br />

in der mit ionisierender Strahlung Fertigungsverfahren<br />

optimiert wurden. Auch in diesen Bereichen<br />

gab es einen technologischen und Anwendungsrückstand<br />

zu anderen entwickelten Staaten, der<br />

sich erst langsam im Lauf von Jahren schloss. Von<br />

diesen industriellen Defiziten waren auch Strahlungsmessung<br />

und Strahlenschutz betroffen, für<br />

die es quasi gar keine Anwendung in Deutschland<br />

gegeben hat. In diesem Bereich, etwa bei der Entwicklung<br />

von Messgeräten, zeigten sich aber auch<br />

rasch die Stärken der deutschen Industrie, die ihren<br />

anfänglichen Rückstand schnell aufholte und bald<br />

dazu übergehen konnte, deutsche Produkte in andere<br />

Staaten zu exportieren.<br />

Während die Betrachtungen zur Leistungsfähigkeit<br />

und Kostenstruktur von Reaktorkonzepten zur Stromerzeugung<br />

noch im Abstrakten verblieben, konnte<br />

in der wissenschaftlichen Forschung bereits 1957<br />

ein Beitrag zum Synchro-Zyklotron des CERN zur<br />

Protonenbeschleunigung geleistet werden. Weitere<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Themen dieser Zeit waren im Strahlenschutz die<br />

Auswirkungen ionisierender Strahlung auf menschliche<br />

Gesundheit und Umwelt, diesbezügliche<br />

Nachweisverfahren sowie der Gesundheitsschutz<br />

bei Urangewinnung und Verarbeitung. Auch wurde<br />

sowohl in Deutschland als auch im übrigen Europa<br />

nach Uranvorkommen gesucht, um die damals<br />

bestehende einseitige Abhängigkeit westlicher<br />

Atomprogramme von Uranlieferungen aus den Vereinigten<br />

Staaten zu vermeiden.<br />

Ehrgeizige Ziele im Ersten Deutschen<br />

Atomprogramm<br />

In Fortschreibung des ersten Atomprogramms des<br />

Atomministeriums hat die Deutsche Atomkommission<br />

das Eltviller Entwicklungsprogramm zur<br />

Errichtung mehrerer Kernkraftwerksprototypen<br />

mit rund 100 MW elektrischer Leistung bis 1965<br />

beschlossen. Dies war im internationalen Vergleich<br />

eine sehr ehrgeizige Zielsetzung, die nur von den<br />

Entwicklungen in den Vereinigten Staaten und<br />

Großbritannien deutlich übertroffen worden wäre,<br />

zu einem Gleichstand mit der Sowjetunion und<br />

Italien geführt hätte und etwa die Entwicklungen<br />

des französischen und japanischen Kraftwerksprogramms<br />

überholt hätte. Es waren in diesem<br />

Ersten Deutschen Atomprogramm Anlagen mit<br />

insgesamt rund 500 MW elektrischer Leistung<br />

unterschiedlicher Technologien vorgesehen: ein<br />

gasgekühlter, grafitmoderierter Natururanreaktor,<br />

ein schwerwassermoderierter und -gekühlter<br />

Natururanreaktor, ein Leichtwasserreaktor mit<br />

schwach angereichertem Uran und ein gasgekühlter<br />

Hochtemperaturreaktor mit stärker angereichertem<br />

Uran (20 %). Die industriellen Projektpartner<br />

waren Babcock & Wilcox, die Dampfkessel AG, die<br />

Siemens-Schuckertwerke AG, AEG, BBC-Krupp und<br />

Interatom.<br />

Als Kostenrahmen wurden bis 1965 1,2 bis 2,4 Milliarden<br />

DM veranschlagt, eine in der damaligen Zeit<br />

enorme Dimension, die inflationsbereinigt 3,3 bis<br />

6,6 Milliarden Euro entspricht. Dementsprechend<br />

war die Finanzierung ein erhebliches Problem, da<br />

man sowohl mit hohen Investitionskosten als auch<br />

– beim damaligen Stand der Technik – hohen Brennstoffkosten<br />

zu rechnen hatte. Auch die allgemeinen<br />

Betriebskosten waren eher hoch anzusetzen, da<br />

man von den Prototypanlagen nur eine mäßige<br />

Arbeitsausnutzung erwartete. Dies bedeutete hohe<br />

Stromgestehungskosten, die in Verbindung mit<br />

einer damals noch kleinen Industrie eine staatliche<br />

Beteiligung an den Versuchsatomkraftwerken er<strong>for</strong>derlich<br />

machte.<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 35<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 35<br />

| Abb. 2<br />

Aufbau des Synchro-Zyklotron Genf.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 36<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 36<br />

| Abb. 3<br />

Bau des FRM 1957 – Der Reaktorpool steht frei in der Halle.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Aufbau einer Forschungsreaktor-<br />

Infrastruktur und erste<br />

Eigenentwicklung<br />

In die konkrete Umsetzung gingen dagegen die<br />

Forschungsreaktorprojekte in München, Berlin,<br />

Frankfurt, Geestacht – hier auch mit Blick auf<br />

Schiffsreaktoren – und die beiden Anlagen Dido und<br />

Merlin in Nordrhein-Westfalen. Auch die Projektierung<br />

des Versuchsatomkraftwerks Kahl durch das<br />

RWE mit späterer Beteiligung des Bayernwerks ging<br />

auf das Jahr 1957 zurück. Die Kernreaktor Bau- und<br />

Betriebsgesellschaft Karlsruhe, die Trägerin des<br />

Kern<strong>for</strong>schungszentrums Karlsruhe wird, projektiert<br />

mit dem zunächst FR-1, dann FR-2 genannten<br />

Forschungsreaktor die erste eigenständige deutsche<br />

Reaktorentwicklung unter Beteiligung zahlreicher<br />

namhafter Industrieunternehmen. Bei dem schwerwassermoderierten<br />

und schwerwassergekühlten<br />

Natururanreaktor vom Tanktyp wird metallisches<br />

Uran als Brennstoff verwendet, das mit Aluminium<br />

verlötet zu Brennelementen gefertigt wird, ebenfalls<br />

in Deutschland. Die Anlage hatte zunächst ab<br />

1962 eine thermische Leistung von 12 MW und erreichte<br />

nach einer Umrüstung auf angereicherten<br />

UO2-Brennstoff dann ab 1966 44 MW thermische<br />

Leistung. Vorbild für die Reaktorkonstruktion<br />

waren die kanadischen Forschungsreaktoren NRX<br />

und NRU. Die Finanzierung des Projekts erfolgt zu<br />

30 Prozent durch den Bund, zu 20 Prozent durch das<br />

Land Baden-Württemberg und zu 50 Prozent durch<br />

eine Gemeinschaftsbeteiligung der Industrie. Bei<br />

der Entwicklung waren neben der schon damals<br />

als prioritär angesehenen Reaktorsicherheit, die<br />

Erzielung eines hohen Neutronenflusses trotz der<br />

Verwendung von Naturruran, die Möglichkeit, den<br />

Reaktor zur Brennelemententwicklung sowie zur<br />

Isotopenherstellung zu nutzen, Untersuchungen<br />

über das Verhalten des Reaktors<br />

durchzuführen sowie andere<br />

Strahlungsexperimente machen<br />

zu können, ge<strong>for</strong>dert. Übergeordnete<br />

Zielsetzung war auch<br />

die Eigenentwicklung eines<br />

Reaktors in Deutschland als solche.<br />

Für die Sicherheit galten<br />

strengere An<strong>for</strong>derungen als an<br />

konventionelle Kraftwerke oder<br />

chemische Fabriken.<br />

Im Bereich der Kernenergiepolitik<br />

gibt es einen Rückschlag,<br />

da das Atomgesetz – für das<br />

auch eine Verfassungsänderung<br />

vorgesehen war – im Juli<br />

1957 in der parlamentarischen<br />

Beratung scheiterte. Ein in<br />

der Sommerpause von der Bundesregierung verabschiedeter<br />

neuer Atomgesetzentwurf wurde<br />

dann in die letzte Sitzung des Bundestages vor<br />

der Bundestagswahl nicht mehr eingebracht.<br />

Um den laufenden Forschungsreaktorprojekten<br />

gleichwohl eine sichere Rechtsgrundlage zu verleihen,<br />

werden Landesatomgesetze – so im Juli ein<br />

bayerisches – sowie Landesstrahlenschutzverordnungen<br />

beschlossen, so dass der Erstkritikalität des<br />

| Abb. 4<br />

Plattenförmige Brennelemente aus dem<br />

NUKEM-Programm ACHEMA 1961.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Forschungsreaktors München (FRM) am 31.10.1957<br />

keine rechtliche Hürde im Weg steht. Mit dem FRM<br />

geht der erste Kernreaktor in Deutschland in Betrieb,<br />

gefolgt übrigens vom Rossendorfer Forschungsreaktor<br />

(RFR) in der DDR, der am 16.12.1957 kritisch<br />

wird, aber natürlich nicht von der bundesrepublikanischen<br />

Atomgesetzgebung betroffen war.<br />

| Abb. 5<br />

Leitstand für AEG-Reaktorsimulator.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Bei einzelnen Projekten kommt es zu Komplikationen.<br />

So ergeben sich beim Forschungsreaktor<br />

Frankfurt und den Anlagen Dido und Merlin Verzögerungen.<br />

In Nordrhein-Westfalen wurde zunächst<br />

der Standort Königs<strong>for</strong>st bei Köln ausgewählt, musste<br />

aber nach Widerstand breiter Bevölkerungskreise<br />

aufgegeben und in die Nähe von Düren bzw. Jülich<br />

verlegt werden. Auch das VAK Kahl erleidet einen<br />

Rückschlag, da RWE erwägt, den Hauptvertrag mit<br />

Siemens-Schuckert, American Machine and Foundry<br />

und Mitchell Engineering zu stornieren, weil zum<br />

einen das US-amerikanische Schwesterprojekt Elk<br />

River nicht wie geplant verwirklicht und aus Sicht<br />

des Unternehmens aus dem internationalen Kraftreaktorabkommen<br />

unbillige Haftungsrisiken<br />

resultieren würden. Das Projekt dieses Siedewasserreaktors<br />

wurde im Herbst tatsächlich storniert.<br />

Nach dem deutsch-amerikanischen und dem<br />

deutsch-britischen Atomabkommen 1957 wurde<br />

1958 das deutsch-kanadische Atomabkommen geschlossen.<br />

Es konnten die Forschungsreaktoren in<br />

Berlin und Frankfurt fertig gestellt werden und<br />

mit dem Projekt Eurochemic in Belgien wurde die<br />

erste industrielle Wiederaufarbeitungsanlage für<br />

Kernbrennstoffe im Rahmen der Anfang des Jahres<br />

begründeten Euratom-Gemeinschaft geplant.<br />

Verbreiterung der technischen Basis in<br />

Deutschland<br />

Im Bundeshaushalt 1958 waren 190 Millionen Euro<br />

für die Förderung der Atomenergie vorgesehen, was<br />

0,5 Prozent des Haushaltes entsprach, heute wären<br />

das – gemessen am Bundeshaushalt – 2,4 Milliarden<br />

Euro. In den technischen Diskussionen spielten<br />

die Lehren aus dem Windscale-<br />

Unfall von Oktober 1957 eine<br />

wichtige Rolle, bei dem es in den<br />

Grafitreaktoren zur Erbrütung<br />

waffenfähigen Plutoniums einen<br />

dreitägigen Brand gegeben hatte,<br />

bei dem erhebliche Radioaktivität<br />

freigesetzt wurde. Es wurde<br />

die noch heute bestehende<br />

Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft<br />

gegründet<br />

und ein Vertrag zwischen Euratom<br />

und den Vereinigten Staaten<br />

geschlossen.<br />

Unter den technischen Entwicklungen<br />

in Deutschland sind<br />

Kraftwerkssimulatoren der AEG<br />

und von Siemens & Halske zu<br />

nennen. Hinsichtlich des Atomprogramms<br />

wurde das im ersten<br />

Anlauf gescheiterte VAK Kahl<br />

neu aufgesetzt und sollte nun<br />

mit einem Siedewasserreaktor<br />

von AEG und General Electric – mit Primär- und<br />

Sekundärdampfkreislauf – bei Beteiligung des Bayernwerks<br />

an Bau und Betrieb verwirklicht werden.<br />

RWE wurde – nun zusammen mit dem Bayernwerk –<br />

damit und noch mehr durch die Ausschreibung und<br />

Prüfung auch von Kernkraftwerksgroßprojekten –<br />

nach damaligen Maßstäben – zu einem wichtigen<br />

Impulsgeber der Kernenergienutzung in Deutschland.<br />

Ein vertrauter Produktname der Regeltechnik, Teleperm<br />

von Siemens & Halske taucht 1958 in der<br />

Kerntechnik auf. Im Bereich Messung, Regeltechnik<br />

und Instrumentierung erlangen die deutschen<br />

Hersteller auf Grundlage ihres elektrotechnischen<br />

Know-hows aus anderen Branchenzusammenhängen<br />

schnell eine führende Stellung. Regelung,<br />

Sicherheitssystem und Instrumentierung der<br />

Reaktoren bilden dabei ein Gesamtsystem zur<br />

Betriebskontrolle des Reaktors im Sinne der Sicherheit.<br />

Auch in einem anderen Bereich, in dem<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 37<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 37<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 38<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 38<br />

| Abb. 6<br />

Teleperm-Regler Siemens & Halske AG 1958.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

die deutsche Industrie führend werden sollte, der<br />

Gaszentrifugentechnologie zur Anreicherung von<br />

Uran, haben zu dieser Zeit praktische Erprobungsarbeiten<br />

begonnen. Es wurde – das ist heute wieder<br />

ganz aktuell und wird von Start-up Unternehmen<br />

im Bereich SMR verfolgt – ein Konzept für ein<br />

Kernkraftwerk mit Wärmespeicher entwickelt, der<br />

nachts bei niedriger Netzlast aufgeladen wird, und<br />

tagsüber bei Lastspitzen zusätzlich Leistung bereitstellen<br />

soll.<br />

Dementsprechend konnten in der Industrie- und<br />

Forschungsausstellung bei der zweiten Genfer<br />

Atomkonferenz der Vereinten Nationen schon in<br />

erheblichem Umfang Produkte, Einrichtungen<br />

und Anlagen sowie Projekte<br />

vorgestellt werden. Auch in der<br />

Entwicklung von Reaktorbrennelementen<br />

wurden große<br />

Fortschritte erzielt und es wurden<br />

Uranmetallbrennelemente,<br />

Zirkonium-Legierungen für<br />

Uranoxid-Brennstoff, Urankarbid-Grafit<br />

Brennstoffkugeln für<br />

Hochtemperaturreaktoren und<br />

Brennelemente des britischen<br />

Magnox-Typs entwickelt und<br />

gefertigt. Auch in der Entwicklung<br />

so genannter nuklearreiner<br />

Werkstoffe wurden Erfolge erzielt,<br />

bei Zirkonium-Legierungen<br />

hatte Deutschland sogar eine<br />

führende Stellung, so dass diese<br />

in andere Staaten exportiert wurden.<br />

In der Ausstellung wurden<br />

Konzepte eines Siemens-Druckwasserreaktors,<br />

eines AEG-SWR, eines Interatom Homogenreaktors<br />

mit Terphenyl als Moderator und Kühlmittel sowie<br />

Reaktorsimulatoren und der Siemens-Argonaut-<br />

Forschungsreaktor vorgestellt.<br />

Im Bereich der Forschung sind erste Fusionsversuche<br />

und die Fertigstellung des Elektronensynchrotron<br />

Bonn zu vermelden. Hinsichtlich des als dringlich<br />

betrachteten Aufbaus akademischer Kompetenz<br />

und entsprechender Ausbildungskapazitäten bestanden<br />

neun Lehrstühle in Reaktortechnik, drei<br />

in Neutronenphysik, sechs für Kernfusion, zwei<br />

für Isotopentrennung, fünf für Radiochemie. Beim<br />

Aufbau der Ausbildung in der Kerntechnik wird der<br />

Austausch mit dem Ausland als wichtige Möglichkeit<br />

des Kompetenzerwerbs betrachtet.<br />

Erste Widrigkeiten und Unzufriedenheit<br />

trotz erkennbarer Erfolge<br />

Trotz aller Erfolge erschienen aus Perspektive der<br />

Wissenschaftler sowie der in die Kerntechnik einsteigenden<br />

Unternehmen und ihrer Ingenieure die<br />

Fortschritte zu langsam, die politische Unterstützung<br />

zu zögerlich und die Finanzmittel zu gering.<br />

Dabei wurde der Vergleich mit Großbritannien<br />

und Frankreich aber teils auch mit den Vereinigten<br />

Staaten gesucht, was im Fall des Nachkriegsdeutschlands<br />

von 1959 schon damals manchem Beobachter<br />

als unangemessen erschienen ist. Bei diesen Vergleichen<br />

wurde aber übersehen – wie schon damals<br />

herausgearbeitet wurde – dass in den Kernwaffenstaaten<br />

relevante Entwicklungsimpulse von der<br />

militärischen zur zivilen Kerntechnikentwicklung<br />

gegangen sind, sowohl technisch – man bedenke<br />

etwa die Entwicklung des Nautilus U-Bootreaktors<br />

| Abb. 7<br />

Ausstellung bei der Zweiten Genfer Atomkonferenz.<br />

Quelle: UN Photo<br />

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Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

| Abb. 8<br />

Kontrollraum des BER 1959.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

und der dort genutzten DWR-Technik – als auch finanziell.<br />

Anders als dies später und teils noch heute<br />

von interessierter Seite dargestellt wird, diente also<br />

nicht etwa die zivile Entwicklung und Nutzung der<br />

Kerntechnik der Stützung der militärischen Programme,<br />

sondern die hohen Finanzmittel für das<br />

Militär haben in allen Kernwaffenstaaten die zivile<br />

Entwicklung begünstigt. In Deutschland fehlten<br />

solche Impulse und dual genutzte Finanzmittel,<br />

wodurch es schwieriger war, die Technik voranzutreiben<br />

und dies zu finanzieren. Zusätzlich wurde<br />

die Finanzierung der großen und teuren Projekte erschwert,<br />

weil der deutsche Kapitalmarkt noch klein<br />

und relativ wenig liquide war.<br />

Ein anderer Hemmschuh der Entwicklung gerade<br />

aus Sicht von Stromerzeugern war ein politisches<br />

Risiko durch die Abhängigkeit bei der Brennstoffbelieferung<br />

im Fall angereicherten Urans von den<br />

Vereinigten Staaten. Ein weiteres Problem war die<br />

Gegenüberstellung der Kernenergieentwicklung<br />

und der Probleme im heimischen Steinkohlebergbau,<br />

die bereits Ende der fünfziger Jahre bestanden.<br />

Hier erschien es so, als würde der Staat aus Steuermitteln<br />

einen Sektor fördern, der die Probleme des<br />

Bergbaus und deren Folgen für die betroffenen Regionen<br />

noch verschärfen würde. Wirklich gelöst<br />

wurde in Deutschland dieser Konflikt zwischen<br />

Kernenergie und Kohle erst durch die Vollendung<br />

der Abschaffung der Kernenergie unter Beibehaltung<br />

der Kohle. Er hat schon davor die Entwicklung<br />

der Kernenergie stetig gehemmt und man meint, seinen<br />

Widerhall bis in die heutige Zeit hinein zu hören,<br />

wenn der Bundeswirtschaftsminister Wochen nach<br />

der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke verkündet,<br />

dass man zur Abschaltung vorgesehene<br />

Braunkohlekraftwerke auch im kommenden Winter<br />

betreiben müsse und der Vorstandsvorsitzende der<br />

RWE kurz vor Abschaltung der Kernkraftwerke erklärt,<br />

es gebe genug Strom und knapp zwei Monate<br />

später vor einem Strommangel warnt.<br />

Nachdem Ende 1958 der Forschungsreaktor Geestacht<br />

in Betrieb gegangen ist, wurde 1959 der erste<br />

Berliner Forschungsreaktor in Betrieb genommen,<br />

ein homogener Lösungsreaktor mit 50 kW thermischer<br />

Leistung mit auf 20 Prozent angereichertem<br />

Uranylsulfat in wässriger Lösung (H 2 O), die auch<br />

als Moderator dient. Für den Lehrbetrieb wurden<br />

allgemein anwendbare Lehrpläne für Kerntechnik<br />

und Strahlenschutz entwickelt.<br />

Wirtschaftlichkeit wird zum<br />

Schlüsselfaktor, Industrie, Reaktorbau<br />

und Forschung werden flügge<br />

Das Programmziel des Atomprogramms für die Errichtung<br />

von Reaktoren für die Stromerzeugung<br />

wurde auf Kosten und Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Kernenergie in der Stromerzeugung verengt. Die<br />

Aspekte der Rohstoffversorgung, einer breiteren<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 39<br />

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Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


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ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 40<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 40<br />

| Abb. 9<br />

Blick in den Ringtunnel des Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg 1964.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Rohstoffbasis, die Isotopenproduktion und die<br />

Technologieentwicklung als solche treten in den<br />

Hintergrund. Was aus der Perspektive wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisgewinns oder auch politischer<br />

Ziele wie Energieautarkie manchem Beobachter wie<br />

Barbarei oder Engstirnigkeit erschienen sein mag,<br />

hat aber langfristig Früchte getragen und dafür gesorgt,<br />

dass die deutschen Kernkraftwerke bis ganz<br />

zum Schluss zu den produktivsten und vor allem<br />

auch profitabelsten Anlagen der Welt gehörten, die<br />

die niedrigsten variablen Kosten hatten.<br />

Unter den technischen Entwicklungen ist der Fortschritt<br />

bei der zerstörungsfreien Prüfung durch<br />

Betatrons von BBC zu nennen, die in immer mehr<br />

industriellen Fertigungsanlagen fest installiert eingebaut<br />

wurden. Speziell für die An<strong>for</strong>derungen des<br />

Reaktorbaus begann man mit der Entwicklung einer<br />

fahrbaren Version, die an den Baustandorten eingesetzt<br />

werden kann. Es wurden für die Forschung<br />

und die Industrie verschiedene Beschleunigeranlagen<br />

in Betrieb genommen, darunter beim DESY in<br />

Hamburg. Der Pumpenhersteller KSB hat Pumpen<br />

nach Nuklearstandard für den Forschungsreaktor<br />

München und den geplanten FR-2 am Kern<strong>for</strong>schungszentrum<br />

Karlsruhe gebaut bzw. entwickelt.<br />

Der seit 1956 in Entwicklung befindliche Hochtemperatur-Prototypreaktor<br />

AVR wurde schließlich<br />

1959 für den Standort Jülich beauftragt. Dabei<br />

handelte es sich um den ersten in Deutschland<br />

entwickelten Leistungsreaktor und den ersten beauftragten<br />

gasgekühlten Hochtemperaturreaktor<br />

überhaupt. Dort wurde bereits in großem Umfang<br />

Strahlen<strong>for</strong>schung für die Kerntechnik betrieben,<br />

um die Wirkung von Neutronen und Korrosionsphänomene<br />

zu er<strong>for</strong>schen. Bestrahlungsversuche<br />

für neue Brennelemente und Reaktormaterialien<br />

fanden zu diesem Zeitpunkt aber noch im Ausland<br />

statt.<br />

| Abb. 10<br />

Schnittmodell des BBC-Krupp-Reaktors (AVR).<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

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Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


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| Abb. 11<br />

Aufbau des 70 cm Betonstrahlenschutzmantels<br />

um die Reaktordruckschale VAK Kahl 1960.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Als erster in Deutschland eigenständig projektierter<br />

und ausgeführter Reaktor wurde der Ausbildungsund<br />

Übungsreaktor Siemens-Argonaut-Reaktor<br />

(SAR) von Siemens-Schuckert, der auf der firmeneigenen<br />

Reaktorstation in Garching bei München<br />

errichtet wurde, am 23.06.1959 kritisch. Der Reaktor<br />

wurde nach dem Vorbild des ARGONAUT<br />

(Argonne naught power reactor) des Argonne National<br />

Laboratory entwickelt. Im Dezember des Jahres<br />

verabschiedet der Bundestag das Atomgesetz, in<br />

dem einem priv<strong>atw</strong>irtschaftlichen Modell des Ausbaus<br />

der Kernenergie der Vorzug gegenüber einem<br />

staatlichen Programm gegeben wird. In Bezug auf<br />

die Selbstorganisation der Branche<br />

zur Interessenvertretung und<br />

zum Dialog mit der Öffentlichkeit<br />

wurde ein wichtiger Schritt<br />

getan und von der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Kerntechnik<br />

der technisch-wissenschaftlichen<br />

Vereine (Düsseldorf), der<br />

Deutschen Gesellschaft für<br />

Atomenergie e. V. (Bonn), dem<br />

Verein Atom für den Frieden<br />

e. V. (München) und der Physikalischen<br />

Studiengesellschaft<br />

Düsseldorf mbH. (Düsseldorf)<br />

das Deutsche Atom<strong>for</strong>um gegründet,<br />

das seinen Sitz in der<br />

Bundeshauptstadt Bonn genommen<br />

hat.<br />

Erstkritikalität des VAK Kahl und viele<br />

unterschiedliche Reaktorkonzepte<br />

Der wichtigste kerntechnische Meilenstein des<br />

Jahres 1960 war die Erstkritikalität des ersten<br />

Leistungsreaktors in Deutschland, des VAK Kahl<br />

am 13.11.1960. Das Jahr sah auch den Baubeginn<br />

des AVR von BBC-Krupp in Jülich. Ein von der<br />

Studiengesellschaft für Kernkraftwerke bei der<br />

Deutschen Babcock & Wilcox-Dampfkessel-Werke<br />

AG in Auf trag gegebenes gasgekühltes und grafitmoderiertes<br />

Kernkraftwerk vom Calder-Hall-Typ<br />

mit Na tururanmetall-Brennelementen wurde wegen<br />

der Unwirtschaftlichkeit dieses Konzepts auf den<br />

moderneren gasgekühlten Typ (AGR) mit Urandioxid-Brennstoff<br />

in Edelstahlhüllen von ca. 150 MW<br />

elektrischer Leistung umgestellt. Die gleiche Ge -<br />

sellschaft hat AEG mit der Errichtung eines Siedewasserreaktors<br />

mit nuklearer Dampfüberhitzung<br />

von rund 100 MW elektrischer Leistung beauftragt.<br />

Die Gesellschaft für die Entwicklung der Atomkraft<br />

in Bayern erteilte einen Entwicklungsauftrag für<br />

einen 100-MWe-Natururan-Reaktor mit Schwerwasser<br />

als Moderator und CO 2 als Kühlmittel. Diese<br />

Projekte sollten staatlich gefördert werden. Darüber<br />

hinaus gab es Überlegungen zur Errichtung kleinerer<br />

Prototypen von 15 bis 50 MWe zur Begrenzung des<br />

finanziellen Risikos. Anträge für die Errichtung solcher<br />

Anlagen von den Reaktorbauern AEG, Babcock<br />

& Wilcox, BBC/Krupp, Interatom und Siemens fanden<br />

Zustimmung. Siemens-Schuckert schlug einen<br />

D 2 O-moderierten Natururanreaktor mit 80 MWe als<br />

Mehrzweck<strong>for</strong>schungsreaktor vor.<br />

Die Reaktorentwicklung in Deutschland war<br />

anfangs recht offen und vielfältig, da keine militärischen<br />

Zweckmäßigkeitsüberlegungen hinsichtlich<br />

der Spaltstoffproduktion für Kernwaffen die konzeptionellen<br />

Arbeiten belastet haben. Der Nachteil<br />

| Abb. 12<br />

Versuchsatomkraftwerk Kahl a Main von RWE und Bayernwerk errichtet<br />

von AEG, General Electric und Hochtief.<br />

Quelle: IAEA/United Nations<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 41<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 41<br />

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Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


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ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 42<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 42<br />

war allerdings, dass dadurch die vorhandenen<br />

Mittel in viele Projekte zerstreut wurden und es<br />

insgesamt relativ wenig Förderung gab, zumindest<br />

im Vergleich zu den Kernwaffenstaaten. Ende 1960<br />

gab es in der Welt rund 1.000 MWe installierte Kapazität<br />

an Kernkraftwerken und 4.500 MWe waren<br />

in Bau. Eine Produktion von Strom aus Kernenergie<br />

fand in den USA, Großbritannien, der Sowjetunion<br />

und Frankreich statt.<br />

Kernenergie als Antrieb<br />

in der Schifffahrt<br />

An einem anderen Anwendungsfeld der Kernenergie<br />

arbeitete die Gesellschaft für Kernenergienutzung<br />

in Schiffbau und Schiffahrt. Dort bestanden Pläne<br />

für den Umbau eines Tankers mit 16.000 Tonnen<br />

Wasserverdrängung zu einem Nuklearschiff mit<br />

einem OMCR (Organic Moderated and Cooled<br />

Reactor) von Interatom, dessen Kühlmittel und<br />

Moderator eine organische Substanz, etwa Kohlenwasserstoffe<br />

oder PCB hätte sein sollen mit<br />

Urandioxid als Brennstoff. Das Schiffsprojekt wurde<br />

im Lauf des Jahres wieder aufgegeben, die Zusammenarbeit<br />

mit Interatom an dem Reaktortyp wurde<br />

aufrechterhalten und weiter mit Bundesmitteln gefördert.<br />

Andere Reaktorschiffprojekte bestanden<br />

bei den Howaldts-Werken in Zusammenarbeit mit<br />

Siemens-Schuckert zur Entwicklung eines Druckwasserschiffsreaktors<br />

mit 20.000 Wellen-PS oder<br />

70 MW thermischer Leistung und bei Deutsche<br />

Werft und AEG für einen Direktkreislauf-Siedewasserreaktor<br />

mit 60 MW thermischer Leistung,<br />

die beide mit 1,5 Millionen DM vom Bundesministerium<br />

für Atomfragen unterstützt wurden. Blohm<br />

& Voss plante mit der Deutschen Babcock & Wilcox<br />

einen gasgekühlten Schiffsreaktor für einen Tanker<br />

mit 20.000 Wellen-PS, die AG. Weser und BBC/<br />

Krupp projektierten einen gasgekühlten Reaktor für<br />

einen Tanker mit 10.000 Wellen-PS. Diese Projekte<br />

waren bescheidener als die US-amerikanischen<br />

mit 30.000 Wellen-PS und 43.000 Tonnen Wasserverdrängung,<br />

das französische mit 40.000 Tonnen<br />

Wasserverdrängung und erst recht als die norwegischen,<br />

dänischen und italienischen Projekte, die<br />

mit 65.000 bis 68.000 Tonnen Wasserverdrängung<br />

planten und Adaptionen von landgestützten Reaktoren<br />

mit bis zu 175 MW thermischer Leistung<br />

vorsahen, eine Leistungsdimension, die erst im heutigen<br />

Zeitalter von Großcontainerschiffen mit über<br />

20.000 Standardcontainereinheiten Frachtkapazität<br />

oder Supertankern von der Dimensionierung her<br />

passen würde.<br />

| Abb. 13<br />

Der Mehrzweck<strong>for</strong>schungsreaktor Karlsruhe (MZFR, 1965) war ein schwerwassergekühlter und -moderierter Druckwasserreaktor auf dem<br />

Gelände des Forschungszentrums Karlsruhe (heute Karlsruher Institut für Technologie – KIT). Erbaut wurde die Anlage in den Jahren von 1961 bis 1965.<br />

Das Kraftwerk hatte eine elektrische Bruttoleistung von 58 Megawatt .<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

An anderen Entwicklungen sei<br />

die gesteigerte, aber im internationalen<br />

Vergleich immer<br />

noch niedrige Einfuhr und Anwendung<br />

radioaktiver Isotope<br />

nennen sowie die Herstellung<br />

der Argonaut-Brennstoffplatten<br />

in Deutschland. In Mol in Belgien<br />

erfolgte die Grundsteinlegung für<br />

das europäische Wiederaufarbeitungsanlagenprojekt<br />

Eurochemic<br />

und in Karlsruhe wurde angegliedert<br />

an die Reaktorstation<br />

die Schule für Kerntechnik mit<br />

eigenen Messinstrumenten und<br />

Reaktorsimulatoren gegründet.<br />

Vergabestau, erhöhte<br />

Fördermittel und<br />

perspektivische Wettbewerbsfähigkeit<br />

Im Jahr 1961 ist zunächst die<br />

Stimmung schlechter als die<br />

Lage: es werden Zweifel an der<br />

perspektivischen Wirtschaftlichkeit<br />

der Kernenergie im<br />

Wettbewerb mit billigem Öl<br />

und Kohle laut, die hohen Kapitalinvestitionen<br />

in die Anlagen<br />

einschließlich des Erstkerns werden<br />

kritisiert, der Strombedarf<br />

wächst weniger stark als erwartet<br />

und es gibt Verzögerungen<br />

bei der Betriebsgenehmigung für<br />

das VAK Kahl. Dies alles führt zu<br />

Zögern bei der Elektrizitätswirtschaft hinsichtlich<br />

der Weiterentwicklung und Neubeauftragung von<br />

Projekten. Um die Entwicklung wieder in Schwung<br />

zu bringen, bewilligt das Bundesministerium für<br />

Atomfragen 70 Millionen DM Förderung für vier<br />

Kernkraftwerksprojekte. Der Bund erklärt sich auch<br />

bereit, einen Teil des Betriebskostenrisikos der Anlagen<br />

zu übernehmen.<br />

Der Mehrzweck<strong>for</strong>schungsreaktor Karlsruhe<br />

(MZFR) wird in Auftrag gegeben, nachdem der Bund<br />

eine Förderung von 100 Millionen DM für den Reaktorteil<br />

zusagt. Die mit schwerem Wasser moderierte<br />

und gekühlte Anlage mit Urandioxidbrennstoff soll<br />

als Druckwasserreaktor mit 200 MW thermischer<br />

Leistung ausgeführt werden. Der FR 2 im Kern<strong>for</strong>schungszentrum<br />

Karlsruhe, der erste eigenständig<br />

entwickelte deutsche Reaktor, hat am 07.03.1961<br />

Erstkritikalität erreicht. Im Auftrag des Atomministeriums<br />

wird eine zusätzliche Studie zu einem<br />

Schiffs-DWR bei MAN erstellt. Bei der Entwicklung<br />

| Abb. 14<br />

MZFR-Reaktordruckgefäß bei der Druckprobe in den Werkstätten der Klöckner AG..<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

und Fertigung von karbidischen Brennelementen<br />

wurde trotz der geringen Betriebserfahrung mit<br />

Brennelementen eine internationale Spitzenposition<br />

erreicht.<br />

Inzwischen werden einige Reaktortypen standardisiert<br />

angeboten: dies gilt für die britischen<br />

Magnox-Reaktoren sowie für Siedewasser- und<br />

Druckwasserreaktoren, auf die auch heute noch<br />

83 Prozent der global installierten Reaktorleistung<br />

entfallen. Die Entwicklung des Brennstoffs ist inzwischen<br />

international so weit <strong>for</strong>tgeschritten,<br />

dass der Vorteil der Kernenergie bei den Brennstoffkosten<br />

beginnt, bei der Projektplanung zum<br />

Tragen zu kommen und die Kernenergie wettbewerbsfähig<br />

zu machen. Als Zielabbrand werden für<br />

Urandioxid-Brennstoff mittlerweile 20.000 MWd/t<br />

angekündigt. <strong>International</strong> – insbesondere in den<br />

Vereinigten Staaten – richtet sich die Entwicklung<br />

zunehmend auf große Anlagen im Bereich 1.000<br />

MW elektrischer Leistung, um die Investitionskosten<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 43<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 43<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


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ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 44<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 44<br />

| Abb. 15<br />

Ansicht des Steuerpultes und der Tafel für die nuklearen Meßgeräte in der Warte des<br />

Forschungsreaktors FR 2 Karlsruhe.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

| Abb. 16<br />

Forschungsreaktor Karlsruhe FR-2, 1963.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

pro MW zu senken. Zugleich ist wegen des Mangels<br />

an Erfahrung nicht klar, ob solche Konzepte nicht<br />

ein problematisch erhöhtes Betriebsrisiko hinsichtlich<br />

Verlässlichkeit und Ausfallraten mit sich<br />

bringen. Auch die Einbindung so großer Anlagen<br />

in die Stromnetze ist ein Diskussionsthema, zumal<br />

dies in besonderem Maße für das damals stark fragmentierte<br />

deutsche Stromnetz relevant ist.<br />

Natriumkühlung auf Gaskühlung<br />

zu wechseln. Bei den<br />

konkreten Projekten sind im<br />

Jahr 1962 der erfolgreiche Betrieb<br />

des VAK Kahl, der zügige<br />

Bau<strong>for</strong>tschritt beim AVR und der<br />

Baubeschluss zum Kernkraftwerk<br />

Gundremmingen vom RWE<br />

und dem Bayernwerk zu erwähnen.<br />

Die Kern<strong>for</strong>schungszentren<br />

Karlsruhe und Jülich führen zu<br />

einer besseren Verbindung zwischen<br />

Forschung und Industrie.<br />

In Karlsruhe wird die Entwicklung<br />

eines Schnellen Brüters<br />

begonnen<br />

Meilenstein Projekt<br />

KKW Gundremmingen<br />

Das Projekt eines nach damaligen<br />

deutschen Maßstäben<br />

großen Kernkraftwerks mit 237<br />

MW elektrischer Nettoleistung<br />

ist ein entscheidender Schritt zur<br />

wirtschaftlichen Nutzung der<br />

Kernenergie in Deutschland. Als<br />

Reaktortechnik wird ein Siedewasserreaktor<br />

gewählt und ein<br />

Konsortium von AEG, General<br />

Electric und Hochtief beauftragt.<br />

Beim Fortschritt weiterer Projekte<br />

und der Auftragsvergabe<br />

durch die Elektrizitätsversorgungsunternehmen<br />

erweist sich<br />

die Beteiligung der öffentlichen<br />

Hand an diesen Unternehmen zunehmend als<br />

Hemmschuh. Diese führt zu einer ausgeprägten<br />

Risikoaversion bei den Entscheidungsträgern. Insbesondere<br />

kommunale Mandatsträger schrecken<br />

Als weitere Reaktorvariante wird ein gasgekühlter<br />

Reaktor mit Schwerwasser als Moderator und<br />

U2O-Brennstoff auch für Deutschland vorgeschlagen.<br />

Bei Brennstoffen für Brutreaktoren mit<br />

schnellen Neutronen werden auch in Deutschland<br />

zunehmend oxidische Brennstoffe – U 2 O und<br />

Pu 2 O – in den Blick genommen, statt metallischer<br />

Brennstoffe, da damit ein höherer Abbrand und ein<br />

größerer Brutfaktor möglich wäre und mit Wiederaufarbeitung<br />

niedrigere Brennstoffkosten erwartet<br />

werden. Bei Brüterkonzepten wird untersucht, von<br />

| Abb. 17<br />

Messung der Rechtwinkeligkeit von U2O-Sinterkörpern 1961.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

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Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


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| Abb. 18<br />

Kernkraftwerk Gundremmingen im Bau 1964.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

oft davor zurück, kommunale Energieversorger<br />

an investitionsrisikobehafteten Projekten solcher<br />

Größenordnung wie Kernkraftwerke zu beteiligen.<br />

Dazu trug in Süddeutschland auch bei, dass damals<br />

wegen des hohen Anteils der Wasserkraft in dieser<br />

Region kein durchgängiger Volllastbetrieb thermischer<br />

Kraftwerke möglich war. Ein Thema das sehr<br />

gegenwärtig klingt. Für das Projekt Gundremmingen<br />

wurden zwischen 1957 und 1962 11 Angebote<br />

von 6 Firmengruppen geprüft. Gleichwohl war<br />

wegen noch fehlender internationaler Erfahrung<br />

zu Verfügbarkeit und Abbrand das Betriebs(kosten)<br />

risiko nicht genau zu ermitteln. Es wird deswegen<br />

eine Risikobeteiligung des Bundes sowie eine Förderung<br />

durch Euratom gewährt. Im Rahmen des<br />

Atomabkommens zwischen Euratom und den Vereinigten<br />

Staaten erfolgt eine Kreditgewährung durch<br />

die US-Import-Export-Bank.<br />

Errichtung des Prototyps eines Heißdampfreaktors<br />

durch AEG. Die Österreichische Studiengesellschaft<br />

für Atomkernenergie beauftragt Siemens-Schuckert<br />

mit Vorprojektarbeiten für einen Druckwasserreaktor<br />

mit 15 MW elektrischer Leistung. Im Bereich der<br />

Forschungsreaktoren wurden der Forschungsreaktor<br />

Geestacht 2 und der Argonaut Karlsruhe kritisch.<br />

Beim Rossendorfer Argonaut war dies schon 1962<br />

der Fall. Beim Projekt der AKG Gesellschaft für<br />

Atomkraft in Bayern mit Siemens-Schuckert wurde<br />

das Konzept eines Druckröhrenreaktors mit einem<br />

neuen Brennelementetyp und 100 MW elektrischer<br />

Leistung von D 2 O-Kühlung auf CO 2 -Kühlung umgestellt.<br />

Es soll eine Kühlmittelaustrittstemperatur<br />

von 550 °C erreicht werden. Als Brennstoff sollen<br />

U 2 O-Tabletten mit einprozentiger Anreicherung<br />

verwendet werden bei einem mittleren Abbrand<br />

von 11,6 GWd/t.<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 45<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 45<br />

Zweites Deutsches Atomprogramm und<br />

noch ein Reaktortyp<br />

Im Jahr 1963 wird vom Bund das zweite Deutsche<br />

Atomprogramm beschlossen. Es sieht ein Budget<br />

von 2,5 Milliarden DM für fünf Jahre vor, was<br />

inflationsbereinigt sechs Milliarden Euro heute<br />

entspricht. Ziel des Programms ist die Förderung<br />

technischer Entwicklungslinien vom Prototyp bis<br />

zum wettbewerbsfähigen Leistungsreaktor.<br />

Im Bereich einzelner Projekte sei der Einbau<br />

eines nuklearen Überhitzerkreislaufes in das VAK<br />

Kahl durch AEG genannt und die Sicherung der<br />

Im folgenden Jahr 1964 werden die Baubeschlüsse<br />

für die Kernkraftwerke Lingen und Obrigheim<br />

gefasst. Damit und mit dem Projekt in Gundremmingen<br />

wird einer Punkte des zweiten Atomprogramms<br />

1963 verwirklicht: der Bau von drei Reaktoren mit<br />

im Ausland erprobter Technologie mittlerer Größe,<br />

die von deutschen Unternehmen selbständig ausgeführt<br />

werden und relativ wenig staatliche Förderung<br />

beanspruchen. Keine Beschlüsse wurden allerdings<br />

zum AEG Heißdampfreaktor oder zum AKB-Siemens-Druckröhrenreaktor<br />

gefasst. Gleiches gilt<br />

für das Projekt einer Wiederaufarbeitunganlage in<br />

Karlsruhe von Leybold, Lurgi und Uhde sowie die<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 46<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 46<br />

| Erster Strom aus AKW<br />

Gundremmingen<br />

1965.<br />

Quelle: BR Archiv<br />

| Abb. 19<br />

Kernkraftwerk Gundremmingen 1965.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Kompakte Natriumgekühlte Kernreaktoranlage<br />

(KNK) von Interatom in Karlsruhe. Auch die Möglichkeit<br />

einer hohen Bundesförderung konnte die<br />

beiden Projekte zunächst nicht voranbringen. In<br />

Jülich wurden ein Abfalllager und die Landessammelstelle<br />

Nordrhein-Westfalen eingerichtet.<br />

Baubeginn des ersten<br />

„Großkernkraftwerks“<br />

1963 ist der Bau des Kernkraftwerks<br />

Gundremmingen (KRB)<br />

ein maßgebliches Ereignis der<br />

Entwicklung der Kerntechnik in<br />

Deutschland. Als Vorläufer des<br />

KRB können das Kernkraftwerk<br />

Dresden in den Vereinigten Staaten<br />

von 1959 (Erstkritikalität)<br />

und die SENN-Anlage in Garigliano<br />

in Italien, die 1963 kritisch<br />

wurde, gelten sowie das VAK<br />

Kahl in Deutschland als Prototyp.<br />

Es gibt also als Grundlagen<br />

schon mehrjährige Erfahrungen<br />

bei Konstruktion und Bau. Als<br />

Hüllrohrmaterial wird wegen<br />

der guten Erfahrungen in Kahl<br />

Zircalloy ausgewählt. Dort wurden<br />

10.000 MWd/t Abbrand<br />

ohne undichte Stäbe erreicht.<br />

Das Kernkraftwerk Lingen wird<br />

ebenfalls als Siedewasserreaktor<br />

errichtet, soll aber einen fossil<br />

betriebenen Dampfüberhitzer<br />

erhalten. Ebenfalls beschlossen<br />

wird der Bau des AEG-Heißdampfreaktors<br />

(HDR) mit<br />

nuklearer Dampfüberhitzung<br />

am Standort Großwelzheim in<br />

der Nachbarschaft des VAK Kahl.<br />

Die hohe Überschussreaktivität<br />

im Kern des KRB ermöglicht<br />

das Überfahren einer Xenonvergiftung<br />

und gewährleistet<br />

einen hohen Bereitschaftsgrad<br />

auch nach Betriebspausen bzw.<br />

nach plötzlicher Entlastung der<br />

Anlage. Die Regelfähigkeit des<br />

Reaktors ist größer als die der<br />

übrigen Anlagenteile, d.h. die<br />

Laständerungsgeschwindigkeit<br />

wird von der Turbine bestimmt.<br />

Eine wesentliche und zukunftsweisende<br />

Verbesserung des KRB<br />

gegenüber dem KKW Dresden<br />

und dem KKW Garigliano ist die<br />

Dampftrocknung innerhalb des Reaktordruckbehälters<br />

mit einer Dampffeuchte von weniger als 0,1<br />

Prozent. Bei der Standortauswahl musste eine Änderung<br />

vorgenommen werden: wegen der Planung<br />

der Wasserversorger, den Bereich Bertoldsheim als<br />

Reservegebiet für die künftige Wasserversorgung<br />

| Abb. 20<br />

Baustelle des HDR Großwelzheim neben VAK Kahl 1965.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

| Abb. 21<br />

Gerät zur Programmierung logischer Verknüpfungen von digitalen<br />

signalen (Digitallogik).<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

des Großraums Nürnberg-Fürth-Erlangen zu nutzen,<br />

wurde der Standort nach Gundremmingen<br />

verlegt, was kleinere Anpassungen er<strong>for</strong>derlich<br />

machte, u. a. an die geringere Wasserführung der<br />

Donau am neuen Standort.<br />

DWR-Großkernkraftwerk Obrigheim<br />

In Karlsruhe erreichte der Mehrzweck<strong>for</strong>schungsreaktor<br />

(MZFR) Erstkritikalität und Siemens<br />

beginnt 1965 mit der Errichtung des Kernkraftwerks<br />

Obrigheim (KWO). Auch das KWO erhält ein<br />

umfangreiches Paket von Landes-, Bundes-, und<br />

Euratom-Förderung. Von den veranschlagten 330<br />

Millionen DM Gesamtkosten entfallen 16 Millionen<br />

DM auf einen Bundeszuschuss für Forschung<br />

und Entwicklung sowie 24 Millionen DM auf einen<br />

Bundeszuschuss für die erste Brennstofflieferung.<br />

Darüber hinaus wird ein langfristiger ERP-Kredit<br />

in Höhe von 50 Millionen DM, sowie Bürgschaften<br />

für 140 Millionen DM Fremdmittel (davon Bundesbürgschaft<br />

85 Mio. DM und Bürgschaft des Landes<br />

Baden-Württemberg 55 Mio. DM) gewährt. Die Regelfähigkeit<br />

des KWO liegt im Bereich zwischen 65<br />

und 100 Prozent der Nennleistung bei +/– 20 MW<br />

pro Minute, im Bereich Null bis 65 Prozent bei +/–<br />

13 MW pro Minute. Lastsprünge von 25 MW sind<br />

im Bereich 30 bis 100 Prozent der Nennleistung<br />

möglich. Dies und die vorigen Ausführungen zum<br />

KBR zeigen eindrucksvoll, dass die Lastfolgefähigkeit<br />

von Kernkraftwerken nicht nur von Anbeginn<br />

an ein wichtiges Entwicklungsziel war, sondern<br />

dass dieses auch vollumfänglich bereits bei einigen<br />

der ersten Kernkraftwerke in Deutschland erreicht<br />

wurde. Umso unverständlicher, dass die Mär von<br />

den vermeintlich unflexiblen Kernkraftwerken,<br />

die den Ausbau anderer Energieerzeuger behinderten<br />

und gar „die Netze“ verstopften immer noch im<br />

Umlauf ist und von interessierter Seite immer wieder<br />

unverdrossen und unbeachtlich aller Tatsachen<br />

weitergetragen wird. Im Zusammenhang mit dem<br />

Projekt KWO, dem größten seinerzeit in Europa<br />

projektierten Leichtwasserreaktor, baut Siemens in<br />

Nürnberg eine eigene Brennelementfertigung auf.<br />

Einen Eklat gibt es aus dem Bereich der Forschung<br />

zu vermelden. Es kam zu großen Protesten, Unstimmigkeiten<br />

innerhalb der Landesregierung und<br />

sogar zu Morddrohungen gegen den bayerischen<br />

Ministerpräsidenten Alfons Goppel wegen des teils<br />

intransparent und ungeschickt kommunizierten Angebots<br />

an das europäische Kern<strong>for</strong>schungszentrum<br />

CERN, im Ebersberger Forst östlich von München<br />

einen Protonenbeschleunigerring zu errichten.<br />

Wenn man sich die Symbolkraft und Ausstrahlung<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 47<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 47<br />

| Abb. 22<br />

MZFR Brennelement.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 48<br />

SPECIAL TOPIC | A JOURNEY THROUGH GERMAN NUCLEAR TECHNOLOGY 48<br />

| Abb. 23<br />

Elektronische Großrechenanlage IBM 7090 im Gebäude der Theoretischen Abteilung des Institus für Plasmaphysik in Garching.<br />

Quelle: <strong>atw</strong> – <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

dieser wissenschaftlichen Jahrhunderteinrichtung<br />

für München vergegenwärtigt, mag man<br />

geneigt sein, sich an den etwas ungnädigen Bundestagszwischenruf<br />

eines anderen bayerischen<br />

Ministerpräsidenten – Franz Josef Strauß – zu<br />

erinnern: „Vox populi, Vox Rindvieh“. Als lange<br />

verzögerte Schlusspointe dieser kleinen Anekdote<br />

mag man die Tatsache betrachten, dass statt<br />

eines unterirdisch errichteten Beschleunigerrings<br />

nun ein per Bürgerbefragung befürworteter Windpark<br />

die schon damals als Argument angeführte<br />

Nacherholungsfunktion des Ebersberger Forsts<br />

beeinträchtigen wird. Wissenschaftsgeschichtlich<br />

bedeutende Durchbrüche der Grundlagen<strong>for</strong>schung<br />

sind dabei aber nicht zu erwarten.<br />

Fazit<br />

Mit großem Engagement und einem unbändigen Erfolgswillen<br />

haben die Akteure der Kerntechnik in<br />

Deutschland im Zeitraum von 1955 bis 1965 eine<br />

weit abgeschlagene Position in der internationalen<br />

Kernenergie in einen fulminanten Aufbruch verwandelt,<br />

der zum europäischen LWR-Projekt mit<br />

der höchsten Leistung in Europa führte. Auch die<br />

noch heute in Deutschland zu findende Breite der<br />

kerntechnischen Kompetenz wurde in dieser Zeit<br />

vorge<strong>for</strong>mt, die man rückblickend als heroische<br />

Phase der Kernenergie in Deutschland bezeichnen<br />

könnte. Kehrseite der Machermentalität und des<br />

Erfolges war allerdings der Beginn einer gewissen<br />

Engführung der Mentalität der Akteure, die<br />

schon in der immer wieder auftauchenden und zur<br />

Unmäßigkeit neigenden Kritik an eigentlich günstigen<br />

und positiven Verhältnissen aufscheint und<br />

in den folgenden Jahren dazu führen sollte, das<br />

der Kerntechnikgemeinschaft, aber auch manchen<br />

unterstützenden Politikern häufig ein Sensorium<br />

dafür fehlte, dass nach wie vor in der allgemeinen<br />

Gesellschaft Vorbehalte und Befürchtungen gegenüber<br />

der Kerntechnik bestanden, die einen größeren<br />

Erklärungs- und auch Rechtfertigungsbedarf dieser<br />

Technologie nach sich zogen, als man wohl wahrhaben<br />

wollte. Bis sich diese Schwäche allerdings in<br />

tatsächlichen Problemen manifestieren sollte, verging<br />

noch ein weiteres technisch-wissenschaftlich<br />

sehr erfolgreiches Jahrzehnt, das im Rahmen des<br />

zweiten Teils dieses historischen Rückblicks dargestellt<br />

werden soll.<br />

– Fortsetzung folgt –<br />

Autor<br />

Nicolas Wendler<br />

Chefredakteur <strong>atw</strong> –<br />

<strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

nicolas.wendler@nucmag.com<br />

Nicolas Wendler ist seit August 2013 Leiter Presse und Politik von Kerntechnik<br />

Deutschland e. V./Deutsches Atom<strong>for</strong>um e. V. und war davor seit März 2010 als<br />

Referent Politik dort beschäftigt. Er war zuvor als <strong>International</strong>er Referent für die<br />

internationalen Beziehungen der Jungen Union Deutschlands zuständig und hat<br />

unter anderem Themen der Energie-, Klima- und Wirtschaftspolitik für die Organisation<br />

bearbeitet. Seit Januar 2022 ist er außerdem Chefredakteur der <strong>atw</strong> –<br />

<strong>International</strong> <strong>Journal</strong> <strong>for</strong> <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong>. Wendler hat in München und Bordeaux<br />

Politische Wissenschaft sowie Volkswirtschaftslehre und (Nord-) Amerikanische<br />

Kulturgeschichte studiert.<br />

Special Topic | A Journey through German <strong>Nuclear</strong> Technology<br />

Kollektiver Schock und Aufbruch – die frühen Jahre der Kernenergiewirtschaft in Deutschland ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Kerntechnische Lehrstühle an<br />

deutschsprachigen<br />

Universitäten und Hochschulen<br />

Kerntechnik studieren, aber wo? In dieser Reihe werden die kerntechnischen Lehrstühle an deutschsprachigen<br />

Universitäten und Hochschulen in Kurzportraits vorgestellt. Hierbei geht es vor allem<br />

darum, die Standorte vorzustellen, die aktuelle Lehre zu beleuchten und exemplarisch Forschungsarbeiten<br />

zu präsentieren. In jeder Ausgabe wird ein weiterer Lehrstuhl vorgestellt.<br />

Universität Stuttgart –<br />

Institut für Kernenergetik<br />

und Engiesysteme (IKE)<br />

Kompetenzerwerb und Kompetenzentwicklung<br />

der Studierenden und Promovierenden ist das<br />

Leitbild der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des<br />

Instituts für Kernenergetik und Energiesysteme<br />

(IKE) der Universität Stuttgart. In einem Mix aus<br />

klassischer Kernenergietechnik, Reaktorsicherheits<strong>for</strong>schung<br />

und innovativen Methoden wird<br />

den Zuhörern die „Faszination Kerntechnik“ nähergebracht.<br />

Ausgangslage für die Kerntechnik in<br />

Deutschland<br />

„Brauchen wir noch kerntechnische Lehrstühle<br />

und Forschungsarbeiten zur Reaktorsicherheit?<br />

Hat sich das nicht mit dem Abschalten der letzten<br />

Leistungsreaktoren erledigt? Diese Fragen<br />

bekomme ich gerade wieder häufiger gestellt“,<br />

erklärt Prof. Jörg Starflinger, geschäftsführender<br />

Direktor des Instituts für Kernenergetik und Energiesysteme<br />

der Universität Stuttgart. „Und meine<br />

Antwort ist immer: Ja, sicher brauchen wir das!"<br />

Der Hintergrund für diese Einschätzung ist der<br />

Fachkräftemangel, der auch im akademischen<br />

Bereich deutlich spürbar ist. Die Studierendenzahlen<br />

im Bereich der Ingenieurwissenschaften<br />

an der Uni Stuttgart gehen deutlich zurück. Dabei<br />

wird eine kontinuierliche Anzahl an Absolventen<br />

gebraucht, um freiwerdende Stellen in der kerntechnischen<br />

Industrie zu besetzen. Stilllegung<br />

und Rückbau werden sicher noch 30 Jahre lang<br />

wichtige Themen sein. Strategisch gesehen ist ein<br />

tragfähiges nationales Konzept für die Weiterentwicklung<br />

von Kompetenzen in der Kerntechnik<br />

für die Beurteilung der Entwicklung von Neuanlagen<br />

in unseren Europäischen Nachbarländern<br />

er<strong>for</strong>derlich. Langfristig gilt es, bis zum Verschluss<br />

eines Endlagers, relevantes Know-how, das nicht<br />

einfach in Datenbanken speicherbar ist, weiterzuführen<br />

und ständig dem aktuellen, internationalen<br />

Stand von Forschung und Wissenschaft entsprechend<br />

weiterzuentwickeln. Gerade letzteres ist<br />

eine gesellschaftliche, generationenübergreifende<br />

Aufgabe, welche von allen wichtigen Akteuren<br />

gemeinsam gemeistert werden muss. Auch dafür<br />

brauchen wir eine kontinuierliche Ausbildung und<br />

Entwicklung zukünftiger Know-how Träger unter<br />

Einbeziehung von Forschung und Entwicklung,<br />

Industrie, Gutachterorganisationen und Aufsichtsbehörden.<br />

Das IKE steht für diese wichtige<br />

gesellschaftliche Aufgabe zur Verfügung.<br />

Kerntechnische Lehre<br />

Die Lehre besteht aus den Grundlagen der Kerntechnik<br />

und weiteren Spezialisierungen. Neben<br />

den Vorlesungen Kerntechnische Anlagen zur<br />

Energieerzeugung, in der der Aufbau und die<br />

Funktion von Kernkraftwerken (inkl. Gen III+,<br />

Gen IV, SMR 1 und MMR 2 -Anlagen) erläutert werden,<br />

können Studierende ihre Kenntnisse in den<br />

Vorlesungen Reaktorphysik und -sicherheit,<br />

Modellierung kerntechnischer Anlagen und<br />

ENERGY POLICY, EDUCATION ECONOMY & TRAINING AND LAW 49<br />

1 Small Modular Reactor<br />

2 Micro-Modular Reactor<br />

Education and Training<br />

Universität Stuttgart – Institut für Kernenergetik und Energiesysteme (IKE) ı Jörg Starflinger


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, EDUCATION ECONOMY & TRAINING AND LAW 50<br />

| Praktikum am<br />

SUR-100 der<br />

Universität Stuttgart.<br />

Foto: Nelson Rincon,<br />

IKE<br />

Strahlenschutz vertiefen. In Probabilistik- und<br />

Monte-Carlo-Methoden werden Studierende<br />

mit aktuellen Methoden zu Sensitivitäts- und<br />

Unsicherheitsanalysen vertraut gemacht, wie sie<br />

beispielsweise im GRS-Code SUSA eingesetzt werden.<br />

Diese Vorlesung besuchen interessanterweise<br />

viele Studierende der Luft und Raumfahrttechnik<br />

der Universität Stuttgart, die dies als wertvolle Ergänzung<br />

ihres Curriculums verstehen.<br />

Neu hinzugekommen ist die Vorlesung <strong>Nuclear</strong><br />

Waste, für den englischsprachigen Studiengang<br />

WASTE und als Angebot für die Studierenden der<br />

Umweltschutztechnik. Weiterhin ist eine deutschsprachige<br />

Vorlesung Nuklear Abfälle – wohin<br />

damit? für Nicht-MINT-Studierende 3<br />

im letzten<br />

Wintersemester erstmalig angeboten worden.<br />

Studierende der Fächer Geschichte und Architektur<br />

waren die ersten Teilnehmer dieser Vorlesung,<br />

die ausgebaut werden wird und ggf. im „Studium<br />

Generale“ wissenschaftlich interessierte Personen<br />

außerhalb der Universität über radioaktive<br />

Abfälle, Entsorgungs- und Endlagerkonzepte in<strong>for</strong>mieren<br />

soll.<br />

Als Lehrexport vermittelt das IKE Studierenden<br />

der Biomedizinischen Technik der Unis Tübingen<br />

und Stuttgart Kenntnisse über Radioaktivität<br />

und Strahlenschutz sowie Grundlagen der medizinischen<br />

Strahlentechnik. Die letztgenannte<br />

Vorlesung dient als Einstieg zur Vorlesung „Grundlagen<br />

der Therapie mit ionisierender Strahlung“,<br />

die vom Medizinphysiker des Robert-Bosch-Krankenhauses<br />

und des Marienhospitals Stuttgart<br />

durchgeführt wird.<br />

Praktika am Siemens Unterrichtsreaktor<br />

(SUR-100)<br />

Zu allen Studiengängen gehören Praktika. Das<br />

IKE bietet mit seinem Siemens Unterrichtsreaktor<br />

(SUR-100), einem Nullleistungsreaktor mit 100 mW<br />

Nennleistung am Standort Stuttgart 4 , praktische<br />

Experimente an einem Kernreaktor an. Beispielsweise<br />

kann der Neutronenflussverlauf im SUR<br />

an der Tafel hergeleitet, oder eben am Reaktor<br />

direkt gemessen werden. Eine solche Experimentiereinrichtung<br />

ist die ideale Ergänzung zum<br />

Tafelanschrieb und unterstützt somit den Lernerfolg.<br />

Weiterhin können Aktivierungsversuche<br />

durchgeführt und beispielsweise Halbwertzeiten<br />

bestimmt werden. Mit dem vorhandenen<br />

Gamma-Spektrometer können nach Aktivierung<br />

im SUR-100 Inhaltsstoffe von<br />

Substanzen identifiziert werden.<br />

So entdecken Studierende<br />

immer wieder in den Integrierten<br />

Schaltkreisen der 80er Jahre<br />

neben Silizium, Kupfer sowie<br />

Gold und Silber. Ein aktuelles<br />

Projekt ist ein Versuchsaufbau<br />

zur Herstellung von Technetium<br />

99 aus Molybdän 98. Den<br />

Studierenden der Medizintechnik<br />

soll ein Weg der Herstellung<br />

dieses wichtigen Radiopharmakons<br />

praktisch erläutert werden. Der Lernerfolg<br />

mit diesen praktischen Versuchen ist viel größer<br />

als nur mit Theorie.<br />

Innovative Forschungsthemen<br />

Nach dem Humboldt’schen Bildungsideal sind<br />

Lehre und Forschung an einer Universität untrennbar<br />

miteinander verbunden. Diesem Ideal folgend<br />

werden am IKE Forschungsarbeiten zu sehr aktuellen<br />

Themen durchgeführt, von denen hier nur zwei<br />

Beispiele genannt werden sollten: Passive Wärmeabfuhr<br />

und Künstliche Intelligenz. Alle Themen<br />

werden in der Regel von Promovierenden bearbeitet,<br />

die durch die Arbeit an den wissenschaftlichen<br />

Themen ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aufbauen<br />

bzw. verbessern. Dadurch werden sie sehr<br />

interessant für den Arbeitsmarkt, leider oftmals<br />

auch außerhalb der Kerntechnik. Die Projektförderung<br />

erfolgt durch die Bundesministerien und<br />

durch die EU, nicht durch Industrieaufträge.<br />

Passive Nachwärmeabfuhr ist durch den Unfall in<br />

Fukushima in den Fokus der Reaktorsicherheits<strong>for</strong>schung<br />

gerückt. Hierbei stellt sich die Frage,<br />

wie die Nachwärme bei Ausfall der Not- und<br />

Nachkühlkette und einer zerstörten Infrastruktur<br />

(kein Zugang für externe Maßnahmen) abgeführt<br />

werden kann. Ein von der EU gefördertes Projekt<br />

3 Mathematik-In<strong>for</strong>matik-Naturwissenschaften-Technik<br />

4 weitere SUR-100 Standorte an der HS Ulm und HS Fortwangen sowie ein bauähnlicher Nullleistungsreaktor (AKR-2) an der TU Dresden.<br />

Education and Training<br />

Universität Stuttgart – Institut für Kernenergetik und Energiesysteme (IKE) ı Jörg Starflinger


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

| Kamin der ATHOS<br />

Versuchsanlage<br />

(Atmospheric<br />

THermosyphon<br />

COoling System).<br />

Foto: Nelson Rincon,<br />

IKE<br />

bewertet den möglichen Einsatz eines autarken,<br />

selbst-startenden, sehr kompakten, nachrüstbaren<br />

Nachwärmeabfuhrsystems mit überkritischem<br />

Kohlenstoffdioxid als Arbeitsmittel (sCO2-4-NPP 5 ).<br />

Für einen generischen KONVOI konnte gezeigt<br />

werden, dass 4 solcher Kreisläufe die Nachzerfallswärme<br />

verlässlich abführen können. Ein weiteres<br />

Projekt ist die passive Kühlung von Nasslagern<br />

mittels Heat Pipes (PALAWERO 2, BMWi (heute<br />

BMUV), Förderkennzeichen: FKZ 1501515). Die im<br />

Heat Pipe vorhandene Flüssigkeit verdampft in der<br />

Verdampfungszone und transportiert die Wärme<br />

zur Kondensationszone, meist am oberen Ende<br />

der Heat Pips um Auftriebskräfte bei der Verdampfung<br />

zu nutzen. Die Wärme wird beispielsweise an<br />

die Umgebungsluft abgegeben, was die Abhängigkeit<br />

der Wasserbevorratung verringert. Sog.<br />

Loop-Heat Pipes können auch zur sicheren passiven<br />

Nachwärmeabfuhr bei neuen SMR-Designs<br />

dienen (siehe EU Projekt PASTELS 6 . Mehr Beispiele<br />

finden sich auf der IKE-Webseite: www.ike.unistuttgart.de/<strong>for</strong>schung/<strong>for</strong>schungsprojekte/<br />

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein weiteres Zukunftsthema<br />

in der Kerntechnik. Hierbei geht es<br />

weniger um die Formulierung von Texten 7 , sondern<br />

darum, wie eine KI dahingehend trainiert<br />

werden kann, dass hoch-komplexe, rechenzeitintensive<br />

Simulationsvorgänge, wie beispielsweise<br />

die späte Störfallphase, mit vernünftigem Ressourcenaufwand<br />

durchgeführt werden können. Nicht<br />

allen steht ein Großrechner zur Verfügung. Dazu<br />

haben sich neben dem IKE das Institute für parallele<br />

und Verteilte Systeme der Uni Stuttgart und<br />

die Arbeitsgruppe Plant Simulation and Safety der<br />

Ruhr Universität Bochum zusammengeschlossen,<br />

um aus einer sehr umfangreichen Datenbasis,<br />

die beide kerntechnische Institute besitzen, mit<br />

Hilfe von KIs rechenzeitgünstige, aber durch die<br />

Datenmenge hinsichtlich der Gültigkeit abgesicherte<br />

Modelle (sog. Surrogatmodelle) abzuleiten,<br />

die dann in thermohydraulischen Systemcodes,<br />

wie ATHLET der GRS, verwendet werden können.<br />

Das Projekt wird vom BMBF gefördert (FKZ:<br />

02NUK078). Auch hier steht neben dem wissenschaftlichen<br />

Ziel die Kompetenzentwicklung von<br />

Promovierenden, die von engagierten Studierenden<br />

unterstützt werden, im Vordergrund.<br />

Zukunft in Forschung und Lehre?<br />

Man stelle sich folgende Frage: Vor dem Hintergrund,<br />

dass es vielleicht erst ab 2079 oder sogar<br />

noch deutlich später ein Endlager für wärmeentwickelnde<br />

Abfälle geben könnte (siehe <strong>atw</strong><br />

03/2023), wer macht 2050 eigentlich noch eine<br />

Kritikalitätsanalyse nach (dann) aktuellem Stand<br />

von Wissenschaft und Technik für die Brennelemente<br />

in den CASTOR©-Behältern? Wissen kann<br />

man nicht speichern. Man speichert Daten und<br />

In<strong>for</strong>mationen. Wissen generiert man aus dem<br />

ständigen Arbeiten mit Daten und Fakten. Erfahrungen<br />

(Know-how) sammelt man aus richtig und<br />

besser sogar aus falsch angewendetem Wissen.<br />

Wissen generieren wir durch Projekte, seien es nationale<br />

oder internationale. Wissen gibt man an<br />

Universitäten und Hochschulen weiter in dem wir<br />

Studierenden beibringen, wissenschaftlich sauber<br />

mit Fakten und Daten zu arbeiten. Wer soll das<br />

machen, wenn die Gefahr besteht, dass die Universitäten<br />

in Gefolgschaft gegenüber politischen<br />

Erwartungshaltungen ihre kerntechnischen Institute<br />

schließen? Die sehr guten, strategischen<br />

Nachwuchsprogramme des BMBF und BMWi (nun<br />

BMUV) mit ihren zielgerichteten Förderungen von<br />

Nachwuchsgruppen werden dann ins Leere laufen.<br />

Die Frage der „Lehre und Lehrenden 2030“<br />

muss jetzt, unter Einbeziehung des Bundes und<br />

der Länder, geklärt werden. Vielleicht ist es sogar<br />

Zeit für eine „kerntechnische Akademie“?<br />

KONTAKT<br />

Prof. Dr.-Ing. Jörg Starflinger<br />

Geschäftsführender Direktor<br />

Institut für Kernenergetik und Energiesysteme<br />

Tel.: +49 711 685 62138<br />

institut@ike.uni-stuttgart.de<br />

www.ike.uni-stuttgart.de<br />

ENERGY POLICY, EDUCATION ECONOMY & TRAINING AND LAW 51<br />

5 https://www.sco2-4-npp.eu/ zuletzt besucht am 8.6.2023<br />

6 https://www.pastels-h2020.eu/ zuletzt besucht am 8.6.2023<br />

7 Obwohl sich der Professor, der die studentischen Arbeiten liest, immer öfter wünscht, man hätte ChatGPT o. ä. verwendet<br />

Education and Training<br />

Universität Stuttgart – Institut für Kernenergetik und Energiesysteme (IKE) ı Jörg Starflinger


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 52<br />

Zum Zeitplan des<br />

Standortauswahlverfahrens für<br />

die Endlagerung hoch radioaktiver<br />

Abfälle in Deutschland<br />

Klaus-Jürgen Röhlig<br />

Seit 2017 wird in Deutschland ein Verfahren durchgeführt, das zur Auswahl eines Standorts für die Endlagerung<br />

hoch radioaktiver Abfälle führen soll. Von Beginn an gab es eine Diskrepanz zwischen den Vorgaben<br />

für das Verfahren und deren Interpretation durch die Akteure einerseits und der nach dem Standortauswahlgesetz<br />

anzustrebenden Jahreszahl 2031 für die Festlegung des Endlagerstandorts andererseits. Im November<br />

2022 stieg die Aufmerksamkeit für diese Diskrepanz aufgrund einer Reihe von Pressemitteilungen. Zugrunde<br />

lagen Abschätzungen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), die auf eine Verzögerung um<br />

mehrere Jahrzehnte hinwiesen. Im Artikel werden Hintergründe und Ursachen für diese Entwicklung dargelegt<br />

und argumentiert, warum eine Verzögerung in dieser Größenordnung nicht akzeptabel ist. Abschließend<br />

werden einige Vorschläge gemacht, die zu einer deutlich kürzeren Verfahrensdauer beitragen können.<br />

Dieser Beitrag gibt die persönliche Auffassung des Verfassers<br />

wieder. Der Verfasser dankt den Mitgliedern und<br />

ständigen Gästen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />

Endlager<strong>for</strong>schung (DAEF) sowie den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern des Instituts für Endlager<strong>for</strong>schung<br />

der TU Clausthal für wertvolle Anregungen und Diskussionen<br />

zum Thema dieses Beitrags.<br />

1. Das Standortauswahlverfahren<br />

Nach dem 2011 gefassten Beschluss zur Beendigung<br />

der friedlichen Nutzung der Kernenergie in<br />

Deutschland ergab sich die Chance, dem bislang<br />

unauflösbar scheinenden Konflikt um die Entsorgung<br />

insbesondere hoch radioaktiver Abfälle<br />

– kulminierend in der Auseinandersetzung um das<br />

Vorhaben einer Endlagerung am Standort Gorleben<br />

(Tiggemann 2019) – beizukommen: Mit der ersten<br />

Fassung des Standortauswahlgesetzes (StandAG<br />

2013) wurde ein neuer Prozess zur Auswahl eines<br />

Standorts zur Endlagerung insbesondere hoch<br />

radioaktiver Abfälle „in einem wissenschaftsbasierten<br />

und transparenten Verfahren“ eingeleitet.<br />

Für die Auswahl wurde im Gesetz das Primat der<br />

Sicherheit <strong>for</strong>muliert – mehr noch: es ging um die<br />

„bestmögliche Sicherheit für einen Zeitraum von<br />

einer Million Jahren“ (§ 1). Es wurden Festlegungen<br />

zur Öffentlichkeitsbeteiligung im Verfahren getroffen,<br />

Aspekte der Freiwilligkeit oder Vetorechte für<br />

betroffene Standorte oder Gebietskörperschaften<br />

wurden dagegen nicht aufgenommen. 1 Es wurde<br />

festgelegt, dass das Standortauswahlverfahren „bis<br />

zum Jahr 2031 abgeschlossen“ sein sollte (§ 1). Zu<br />

den zentralen Festlegungen gehörte weiterhin die<br />

Bildung einer „Kommission Lagerung hoch radioaktiver<br />

Abfallstoffe“ (§ 3) mit Mitgliedern aus Politik,<br />

Wissenschaft und Gesellschaft, die Handlungsempfehlungen<br />

für das vorgesehene Verfahren erarbeiten<br />

und eine Konkretisierung des Standortauswahlgesetzes<br />

vorbereiten sollte.<br />

Diese Kommission erarbeitete einen Abschlussbericht<br />

(Endlagerkommission 2016), der die Grundlage<br />

für die Neufassung des StandAG (2017) bildete.<br />

U. a. wurden festgelegt:<br />

p der Ablauf des Standortauswahlverfahrens über<br />

drei Phasen, deren jede mit einer Gesetzgebung<br />

abzuschließen ist (Teil 3, Kapitel 2),<br />

p Kriterien für die Auswahl und Randbedingungen<br />

für die unterstützenden so genannten<br />

„vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen“<br />

(Teil 3, Kapitel 3) und<br />

p Regeln für die Organisation und Durchführung<br />

der Öffentlichkeitsbeteiligung, einschließlich<br />

der Bildung eines Nationalen Begleitgremiums<br />

(NBG) (Teil 2).<br />

Der Anspruch der bestmöglichen Sicherheit für eine<br />

Million Jahre wurde beibehalten, das Verfahren<br />

1 Zum Verhältnis der Aspekte „Sicherheit“ und „Freiwilligkeit“ in Standortauswahlverfahren vgl. DAEF (2014) und Röhlig (2022).<br />

Decommissioning and Waste Management<br />

Zum Zeitplan des Standortauswahlverfahrens für die Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle in Deutschland ı Klaus-Jürgen Röhlig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

| Abb. 1<br />

Statuskonferenz Endlagerung.<br />

Quelle: BASE-Bildkraftwerk<br />

sollte partizipativ, wissenschaftsbasiert, transparent,<br />

selbsthinterfragend und lernend sein (§<br />

1). Grundsätzlich für die Endlagerung in Betracht<br />

kämen die „Wirtsgesteine Steinsalz, Tongestein<br />

und Kristallingestein“. Die erste Phase des Verfahrens<br />

sollte ausschließlich auf der Auswertung<br />

bereits existierender geowissenschaftlicher Daten<br />

basieren und wurde noch einmal in zwei Teilschritte<br />

unterteilt: Im ersten Schritt sollten Teilgebiete<br />

Deutschlands, „die günstige geologische Voraussetzungen<br />

für die sichere Endlagerung radioaktiver<br />

Abfälle erwarten lassen“ (§ 13) ermittelt werden,<br />

aus denen dann im zweiten Teilschritt „Standortregionen<br />

für übertägige Erkundung“ ausgewählt<br />

werden sollen (§§ 14, 15). In den weiteren Phasen<br />

sollte dann eine Einengung durch übertägige und<br />

untertägige Erkundung hin zur Festlegung eines<br />

Standorts erfolgen (§§ 16–20).<br />

– inzwischen umbenannt in Bundesamt für die Sicherheit<br />

der nuklearen Entsorgung (BASE). Das<br />

BASE ist auch Träger der Öffentlichkeitsbeteiligung<br />

im Standortauswahlverfahren.<br />

Mit der Veröffentlichung des „Zwischenberichts<br />

Teilgebiete“ (BGE 2020) wurde der erste Schritt<br />

im Verfahren vollzogen. Es wurden ca. 54 % der<br />

deutschen Fläche als Teilgebiete für die weitere<br />

Untersuchung ausgewiesen, der Standort Gorleben<br />

war nicht unter diesen Teilgebieten. Gemäß § 9<br />

StandAG fand eine Fachkonferenz Teilgebiete statt<br />

(eine Auftaktveranstaltung und drei Beratungstermine).<br />

Die Ergebnisse wurden 2021 veröffentlicht<br />

(Fachkonferenz Teilgebiete 2021). Über die gesetzlichen<br />

Festlegungen hinausgehend erfolgte dann<br />

eine Verstetigung der Öffentlichkeitsbeteiligung<br />

als „Forum Endlagersuche“. 2<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 53<br />

Durch die Festlegungen des Standortauswahlgesetzes<br />

und des Gesetzes zur Neuordnung der<br />

Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung<br />

(VkENOG 2017) wurden auch die Organisationsstruktur<br />

und die Finanzierung der nuklearen<br />

Entsorgung grundlegend neu geregelt. Es kam<br />

u. a. zur Bildung der Vorhabenträgerin Bundesgesellschaft<br />

für Endlagerung (BGE), die für die<br />

Durchführung des Standortauswahlverfahrens und<br />

die Endlagerprojekte in Deutschland zuständig ist,<br />

der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ)<br />

und der Aufsichts- und Genehmigungsbehörde<br />

Ausgelöst durch eine Reihe von Pressemitteilungen<br />

(u. a. BMUV 2022) gewann die bis dahin eher<br />

verhaltene Diskussion um den Zeitplan des Standortauswahlverfahrens<br />

im November 2022 eine<br />

neue Qualität. Die BGE (2022b) veröffentlichte im<br />

Dezember 2022 Abschätzungen, die je nach unterstelltem<br />

Szenario auf Jahreszahlen zwischen 2046<br />

und 2068 für die Standortfestlegung führten. Das<br />

BASE (2023) reagierte mit einer Stellungnahme, die<br />

auf einen eher noch größeren Zeitbedarf hinwies.<br />

Der vorliegende Artikel soll einen Beitrag zum nun<br />

begonnen Diskurs leisten.<br />

2 www.endlagersuche-infoplatt<strong>for</strong>m.de/webs/Endlagersuche/DE/Beteiligung/Buergerbeteiligung/konzeption/fach<strong>for</strong>um/fach<strong>for</strong>um.html aufgerufen am 09.06.2023.<br />

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DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 54<br />

| Abb. 2<br />

Veranstaltung Nationales Begleitgremium (NBG), die Rolle der Wissenschaft bei der Endlagersuche.<br />

Quelle: Aygül Cizmecioglu<br />

2. Lernen aus der Vergangenheit:<br />

Mehr Mut und mehr Ehrlichkeit sind<br />

notwendig<br />

Die Jahreszahl 2031 ist ein neuer „Elefant im Raum“ 3 :<br />

Die Endlagerkommission (2016) hat sich durchaus<br />

differenziert zu dieser Zeitmarke des ersten Standortauswahlgesetzes<br />

(StandAG 2013) geäußert (vgl.<br />

Thomauske 2023). Die Kommission hat aber letztlich<br />

ein Verfahren vorbereitet, das zumindest potentiell<br />

auf Verfahrensdauern wie jetzt diskutiert hinwirkt.<br />

Sie hat diesen Widerspruch nicht aufgelöst.<br />

Der Gesetzgeber hat sich entschlossen, die Zeitmarke<br />

„2031“ in die 2017er Novellierung des StandAG<br />

zu übernehmen, jedoch in unverbindlicher Weise<br />

(„angestrebt“). Laut Pressemitteilung des BMUV<br />

(2022) geschah dies aus „Notwendigkeit, dass die<br />

Arbeiten im Standortauswahlverfahren zügig beginnen“.<br />

Interessierte, die die Jahreszahl (zu) wörtlich<br />

genommen haben, dürften diese Argumentation als<br />

unehrlich empfinden.<br />

Die Fachcommunity – den Verfasser eingeschlossen<br />

– hat bislang geschwiegen, obwohl offensichtlich<br />

war, dass die Vorgaben des StandAG und ihre Interpretation<br />

durch die Akteure nicht zur Jahreszahl<br />

2031 passten – erst recht nicht, wenn man Attribute<br />

des Verfahrens wie „selbsthinterfragend“, „lernend“,<br />

„reversibel“ (§ 1 StandAG) ernst nimmt. Lediglich<br />

die wiederholten Hinweise des BASE, die BGE möge<br />

einen Zeitplan erstellen, können als Versuche des<br />

Umgangs mit der offensichtlichen Diskrepanz interpretiert<br />

werden (u. a. BASE 2017, 2021).<br />

Vergrößert wurde die Differenz zwischen Anspruch<br />

und Wirklichkeit durch den „Zwischenbericht Teilgebiete“<br />

– insbesondere die geowissenschaftlichen<br />

Abwägungskriterien des StandAG (2017) wurden<br />

weitgehend wirkungslos im Auswahlprozess, weil<br />

viele von ihnen durch die Verwendung pro Wirtsgestein<br />

einheitlicher Referenzdatensätze in ihrer<br />

Wirkung nivelliert wurden (DAEF 2020, Röhlig et<br />

al. 2021). Das Ergebnis ist bekannt: 54 % der deutschen<br />

Fläche wurden als Teilgebiet ausgewiesen, die<br />

Entscheidung zur weiteren Einengung wurde nach<br />

hinten verschoben.<br />

Die Möglichkeit, nach § 13 StandAG Empfehlungen<br />

zum Umgang mit Gebieten mit unzureichender<br />

Datenlage zu geben, wurde nicht genutzt. Dieser<br />

Sachverhalt wurde in der Fachkonferenz Teilgebiete<br />

mehrfach angesprochen, eine aufsichtliche Reaktion<br />

des BASE ist dem Verfasser nicht bekannt.<br />

3 Tiggemanns (2019) Zuschreibung zum Standort Gorleben.<br />

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Dies sind wenige herausragende Beispiele eines<br />

zurückhaltenden und zögerlichen Umgangs mit<br />

der Diskrepanz zwischen dem „Anstreben“ einer<br />

Standortfestlegung im Jahr 2031 einerseits und<br />

den Vorgaben zum Ablauf des Verfahrens und ihrer<br />

Interpretation andererseits. Eine solche Zurückhaltung<br />

in Kommunikation und/oder Handeln mag der<br />

Vorsicht in einem fragilen und kommunikativ anspruchsvollen<br />

Verfahren geschuldet gewesen sein:<br />

Die Akteure und Interessierten – den Verfasser eingeschlossen<br />

– machten im Standortauswahlgesetz<br />

durchaus Defizite aus. Sie sahen in ihm jedoch auch<br />

die einzige Chance, einen Dauerkonflikt zu beenden<br />

und zu einer sicheren Entsorgung der hoch radioaktiven<br />

Abfälle in Deutschland zu gelangen. Die<br />

laufende Debatte zum Zeitplan zeigt aber, dass sich<br />

solcherart Zurückhaltung rächt:<br />

Ignorierte Probleme verschwinden nicht von allein.<br />

Alle Beteiligten müssen mehr Mut und mehr Ehrlichkeit<br />

aufbringen, um so zum Gelingen des Verfahrens<br />

beizutragen.<br />

3. Bestmögliche Sicherheit:<br />

Wie, für wen, wann?<br />

Die Setzung der „bestmöglichen Sicherheit“ „für<br />

einen Zeitraum von einer Million Jahren“ (StandAG)<br />

führte im Diskurs zu nachgerade metaphysischer<br />

Ehrfurcht, zuletzt nachzulesen in der Pressemitteilung<br />

des BMUV: „Dem Grundsatz<br />

der bestmöglichen Sicherheit<br />

haben sich auch Zeitvorgaben<br />

unterzuordnen, […]“. Diese<br />

Argumentation ist fehlerhaft:<br />

Der Zeitraum von einer Million<br />

Jahre hat bereits begonnen, die<br />

Zwischenlagerung muss z. B. als<br />

Teil des zu betrachtenden und<br />

(best-)möglichst sicheren Systems verstanden werden<br />

(Röhlig & Sträter 2022). Und: Wenn aufgrund<br />

einer Überdehnung des Zeitplans am Ende gar kein<br />

Standort gefunden wird, ist das dann auch „bestmöglich“,<br />

oder sollte diese Gefahr nicht vielmehr in<br />

eine umfassende Risikobetrachtung eingehen, die<br />

diesen Namen verdient? Ist es legitim, sich einen hypothetischen<br />

Sicherheitsgewinn in ferner Zukunft<br />

mit einem Sicherheitsverzehr in der nahen Zukunft<br />

zu erkaufen? 4 Man sieht: Zeit hat sich nicht der Sicherheit<br />

„unterzuordnen“, vielmehr ist sie selbst ein<br />

sicherheitsrelevanter Faktor.<br />

Der Umgang mit dem Begriff „bestmöglich“ ist ein<br />

weiteres Beispiel für Mangel an Mut und / oder<br />

„Ist es legitim, sich einen<br />

hypothetischen Sicherheitsgewinn<br />

in ferner Zukunft<br />

mit einem Sicherheitsverzehr<br />

in der nahen Zukunft zu<br />

erkaufen?“<br />

Ehrlichkeit in der Kommunikation: Dass es aus<br />

mehreren Gründen nicht möglich ist, den objektiv<br />

bestmöglichen Standort zu finden, ist aus fachlicher<br />

Sicht einleuchtend:<br />

p Man bräuchte vollständige Kenntnis zum geologischen<br />

Untergrund (im Sinne des Laplaceschen<br />

Dämons) – diese ist nicht zu erlangen.<br />

p Selbst bei vollständiger Kenntnis gäbe es<br />

Inkommensurabilität: Man stelle sich z. B.<br />

vor, Standort A verfüge über eine im Vergleich<br />

zu Standort B mächtigere geringdurchlässige<br />

Tonschicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese<br />

durch Erosionsvorgänge im Bewertungszeitraum<br />

geschädigt wird, sei aber für Standort A<br />

größer als für Standort B. Was ist besser?<br />

p Sicherheitskonzepte für unterschiedliche Wirtsgesteine<br />

gewichten natürliche (geologische)<br />

Barrieren im Vergleich zu (geo-)technischen<br />

Barrieren unterschiedlich. Welches ist das<br />

beste?<br />

Das StandAG verlangt auch keinen objektiv „bestmöglichen“<br />

Standort, es definiert „bestmöglich“ im<br />

Gegenteil prozedural: „[…] ist der Standort, der im<br />

Zuge eines vergleichenden Verfahrens aus den in der<br />

jeweiligen Phase nach den hierfür maßgeblichen<br />

An<strong>for</strong>derungen dieses Gesetzes geeigneten Standorten<br />

bestimmt wird […]“. Damit wird aber auch<br />

klar, dass die Handelnden Einfluss auf das Ergebnis<br />

haben, und zwar insbesondere<br />

durch Entscheidungen darüber,<br />

welchen Verfahrensaufwand sie<br />

für angemessen halten. Diese<br />

Entscheidungen wiederum<br />

werden sinnvollerweise auch<br />

von der Gesamtsituation und<br />

der dadurch er<strong>for</strong>derlichen Ressourcenverteilung<br />

angesichts<br />

von Bedrohungen wie z. B. Krieg oder Klimakrise<br />

bestimmt. Entscheidende Stellschraube auf der<br />

Suche nach „bestmöglich“ wird sein, wann und<br />

nach welchen Kriterien man sich von Optionen<br />

trennt oder diese zumindest zurückstellt. Nachdenken<br />

und Diskutieren über Stellschrauben er<strong>for</strong>dern<br />

jedoch Mut und Ehrlichkeit!<br />

Es wäre also nicht unbedingt notwendig, sich von<br />

der Setzung „bestmöglich“ zu trennen (Thomauske<br />

2023), wenn man sie in diesem Sinne interpretiert.<br />

Es ist aber notwendig, die genannten Sachverhalte<br />

ehrlich und offensiv zu kommunizieren. Es besteht<br />

sonst das Risiko, dass Betroffene das Verfahren<br />

als „ungerecht“ empfinden: Warum ausgerechnet<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 55<br />

4 Eine Frage, die schon in Diskussionen zum Bergwerk Asse II zu wenig Raum bekam.<br />

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DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 56<br />

„meine“ Region, wenn doch eine andere potentiell<br />

besser sein könnte?<br />

4. Das Verfahren dauert länger –<br />

hat das Vorteile?<br />

Zu hoher Zeitdruck in einem Verfahren wie dem<br />

Standortauswahlverfahren kann zu nicht-sicherheitsgerichtetem<br />

Entscheidungsverhalten der<br />

Akteure führen. Ist dies aber ein hinreichender<br />

Grund für eine sich über mehrere Jahrzehnte streckende<br />

Verfahrensdauer? Dem Verfasser sind vor<br />

allem zwei Argumente in diesem Sinne bekannt:<br />

1. Eine längere Dauer würde Konflikte beruhigen<br />

(durchaus auch auf natürlichem Wege durch Generationswechsel)<br />

– verwiesen wird dabei auch<br />

auf Erfahrungen aus der Schweiz. Hierzu sei<br />

angemerkt, dass dies in der Tendenz wahr sein<br />

mag, die für eine Beruhigung notwendigen Zeiträume<br />

aber deutlich kürzer sein dürften als die<br />

derzeit diskutierten: Es geht eher um Jahre als<br />

um mehrere Jahrzehnte. Dies entspricht sowohl<br />

den Schweizer Erfahrungen als auch der Wahrnehmung<br />

des Verfassers, dass sich die Diskussionen<br />

gerade der jüngeren Teilnehmer in den Beteiligungsverfahren<br />

im deutschen<br />

Verfahren durch eine<br />

Versachlichung auszeichnen.<br />

2. Eine längere Dauer würde<br />

mehr Forschung und Entwicklung<br />

zum Erreichen<br />

von „bestmöglich“ erlauben.<br />

Diesbezüglich sei auf eine<br />

Reihe ausländischer Endlagerprojekte<br />

verwiesen, in denen der Stand von<br />

Forschung und Entwicklung (FuE) offensichtlich<br />

als angemessen eingeschätzt wird, um zur Umsetzung<br />

zu gelangen. FuE-Bedarf und offene Fragen<br />

wird es immer geben – z. B. sähe der Verfasser in<br />

Errichtung und Betrieb eines Untertagelabors im<br />

Steinsalz eine interessante Perspektive (während<br />

man für die anderen Wirtsgesteinstypen weiterhin<br />

von den vielfältigen Kooperationen in ausländischen<br />

Untertagelaboren profitieren kann). Hier<br />

wie an anderer Stelle stellt sich aber die Frage,<br />

welchen Aufwand die Gesellschaft in „bestmöglich“<br />

investieren will (s. Abschnitt 3).<br />

5. Das Verfahren dauert länger –<br />

hat das Nachteile?<br />

Hocke et al. (2023) folgend ist der Verfasser der<br />

Meinung, dass eine Dauer des Verfahrens wie<br />

derzeit diskutiert zu erhöhten sozio-technischen<br />

„Der Umgang mit dem<br />

Begriff „bestmöglich“ ist ein<br />

weiteres Beispiel für Mangel<br />

an Mut und/oder Ehrlichkeit<br />

in der Kommunikation“<br />

Heraus<strong>for</strong>derungen, Risiken und Ungewissheiten<br />

führen würde. Einzelheiten hierzu haben u. a. auch<br />

die ESK (2023), Wendler (2023) und Thomauske<br />

(2023) zusammengestellt, zusammenfassend seien<br />

hier folgende Aspekte genannt:<br />

p Das Interesse am Verfahren würde (noch<br />

weiter) sinken, für viele Beteilige „bricht der<br />

Spannungsbogen zusammen.“ (Hocke et al.<br />

2023) Es käme zu einer Verschiebung von<br />

Entscheidungen auf die nächsten zwei Generationen<br />

und das Risiko eines Abbruchs wäre<br />

erhöht.<br />

p Es besteht auch das Risiko eines Abbruchs<br />

aufgrund neuer Prioritäten angesichts anderer<br />

– konkurrierender – gesellschaftlicher Heraus<strong>for</strong>derungen<br />

und Gefahren.<br />

p Mit zunehmender Dauer des Verfahrens nimmt<br />

das Risiko von Nutzungskonflikten mit konkurrierenden<br />

Optionen einer Nutzung des untertägigen<br />

Raums (Geothermie, Energiespeicherung,<br />

CCS, Bergbau, …) zu.<br />

p Bislang ist im Verfahren immer auch zu prüfen,<br />

ob „eine zusätzliche Endlagerung größerer<br />

Mengen schwach- und mittelradioaktiver<br />

Abfälle“ (§ 27 (4) StandAG) am Standort für die<br />

Endlagerung hochradioaktiver<br />

Abfälle möglich ist. Es handelt<br />

sich hier um die Abfälle, die<br />

aus der Schachtanlage Asse II<br />

zurückzuholen sind und um<br />

abgereichertes Uran aus der<br />

Urananreicherung („Urantails“)<br />

sowie ggf. weitere Abfälle, die<br />

aufgrund des Nuklidinventars<br />

und/oder ihrer chemischen<br />

Zusammensetzung nicht im Endlager Konrad<br />

angenommen werden können (ESK 2016,<br />

BMUV 2015). Ob eine solche Endlagerung am<br />

selben Standort gelänge, ist ungewiss, mit einer<br />

Verschiebung der Standortauswahl um Jahrzehnte<br />

entfiele diese Option vermutlich.<br />

p Eine rechtliche Prüfung erst im Rahmen eines<br />

um Jahrzehnte hinausgeschobenen Genehmigungsverfahrens<br />

nach § 20 (3) StandAG wäre<br />

nach Thomauske (2023) „eine nicht hinnehmbare<br />

zeitliche Verschiebung für den er<strong>for</strong>derlichen<br />

Rechtsschutz“.<br />

p Die demnächst auslaufenden Aufbewahrungsgenehmigungen<br />

für die Zwischenlager müssen<br />

in jedem Fall (selbst bei einer Standortfestlegung<br />

im Jahr 2031) durch Neugenehmigungen<br />

ersetzt werden. In Zusammenhang mit der<br />

Zeitplanung für die Endlagerung stellt sich aber<br />

die Frage nach der zu beantragenden Genehmigungsdauer<br />

(ggf. 80–120 Jahre und mehr)<br />

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| Abb. 3<br />

Veranstaltung NBG, Atommüllagerung in Deutschland, Ahaus.<br />

Quelle: Bundesfoto-Zöhre-Kurc<br />

und damit auch nach einem insgesamt neuen<br />

Zwischenlagerkonzept (ESK 2023, Wendler<br />

2023). Beispielsweise stellt sich auch die Frage<br />

nach der Sinnhaftigkeit des Vorgehens beim<br />

geplanten neuen Zwischenlager ESTRAL am<br />

Standort Lubmin (beantragte behälterspezifische<br />

Aufbewahrungsdauer bis 2051). Für alle<br />

Zwischenlagerstandorte erscheint es jedoch<br />

zumindest fraglich, ob und wie eine Akzeptanz<br />

der dortigen Gemeinden für signifikant verlängerte<br />

Zwischenlagerzeiten erlangt werden kann<br />

(Wendler 2023).<br />

p Die Genehmigungen für einzelne Transportund<br />

Zwischenlagerbehälter sind auf 40 Jahre<br />

nach Verschluss befristet. Es ist zu prüfen, wie<br />

mit diesem Sachverhalt technisch und genehmigungsrechtlich<br />

umzugehen ist.<br />

p Weiterhin ist auf die Heraus<strong>for</strong>derungen<br />

hinsichtlich der Anlagensicherung bei einer<br />

verlängerten Zwischenlagerung angesichts einer<br />

gefährdeten gesellschaftlichen Stabilität hinzuweisen<br />

(ESK 2023, Wendler 2023).<br />

p Alterungsprozesse im Inventar (insbesondere<br />

den ausgedienten Brennelementen) könnten<br />

eine spätere Konditionierung erschweren. Für<br />

diesbezügliche Untersuchungen stehen allenfalls<br />

die noch nicht in Behälter verpackten<br />

Brennelemente zur Verfügung, da mit der<br />

Abschaltung der Kernkraftwerke eine Anlage<br />

fehlen wird, die ein Öffnen verschlossener<br />

Behälter ermöglichen würde (ESK 2023,<br />

Wendler 2023).<br />

p Die Transportfähigkeit der Behälter muss auch<br />

nach einer lang andauernden Zwischenlagerung<br />

technisch gegeben sein und nachgewiesen<br />

werden (ESK 2023).<br />

Es ergeben sich also größere Verfahrensrisiken und<br />

technische Risiken, hinzu kommt das Risiko des<br />

Kompetenzverlustes. Schließlich kann angeführt<br />

werden, dass das Ziel einer generationengerechten<br />

Lösung noch weiter aus dem Blick gerät. Auch<br />

der Punkt „erhöhte Kosten“ sollte angesichts der<br />

Verknappung von Ressourcen offen angesprochen<br />

werden.<br />

6. Wie weiter?<br />

Ist das Standortauswahlverfahren also gescheitert?<br />

Nach Auffassung des Autors ist es für eine solche<br />

Einschätzung zumindest zu früh: Das Verfahren ist<br />

an einem Punkt angelangt, an dem es „zum Schwur<br />

kommt“. Einerseits bestand unter dem durch die<br />

Setzung „2031“ erzeugten Zeitdruck die Gefahr,<br />

dass es zu nicht-sicherheitsgerichtetem Entscheidungsverhalten<br />

von Akteuren kommt. Andererseits<br />

weisen die kürzlich veröffentlichten Abschätzungen<br />

auf eine Verlängerung um mehrere Jahrzehnte hin,<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 57<br />

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DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 58<br />

| Abb. 4<br />

3. Beratungstermin Fachkonferenz Teilgebiete.<br />

Quelle: BASE-Bildkraftwerk<br />

die ebenfalls nicht sicherheitsgerichtet ist und auch<br />

hohe Verfahrensrisiken birgt. Im Übrigen versteht<br />

der Verfasser die von der BGE (2022b) vorgelegten<br />

Schätzungen nicht als Setzungen, sondern als Situationsbeschreibung<br />

aus Sicht des zentralen Akteurs<br />

im Verfahren und als Anstoß und Auftakt zu einer<br />

Diskussion, die Chancen für Korrekturen eröffnet.<br />

Diese Korrekturen sollten der Sicherheit des Gesamtsystems<br />

„nukleare Entsorgung in Deutschland“ und<br />

der Verfahrensqualität verpflichtet sein – es geht um<br />

das vom Standortauswahlgesetz ge<strong>for</strong>derte „lernende<br />

Verfahren“ im besten Sinne (Smeddinck et al.<br />

2022).<br />

Es ergibt sich also – Hocke et al. (2023) folgend, dass<br />

Mut und Ehrlichkeit auf eine im Vergleich zu den<br />

veröffentlichten Schätzungen deutlich verkürzte<br />

Verfahrensdauer hinwirken sollten. Zu unterscheiden<br />

ist dabei zwischen Wegen, die im StandAG in<br />

der jetzigen Fassung möglich wären und solchen,<br />

die eine Gesetzesänderung er<strong>for</strong>dern würden. Eine<br />

Gesetzgebung ist zur Ausweisung von Standortregionen<br />

sowieso er<strong>for</strong>derlich. Der jetzige Plan der BGE<br />

(2022b) sieht einen diesbezüglichen Vorschlag für<br />

2027 vor – nach Einschätzung des Verfassers liegt im<br />

Zeitraum bis dahin nur unwesentliches Beschleunigungspotential<br />

5 . Allerdings würden sich daran vor<br />

einer Gesetzgebung noch Partizipationsprozesse<br />

sowie Prüfungen durch das BASE anschließen.<br />

Trotzdem erscheint es geboten, die derzeit laufende<br />

erste Phase des Verfahrens, also die Ermittlung von<br />

Standortregionen für die übertägige Erkundung,<br />

entsprechend der derzeit geltenden gesetzlichen<br />

und untergesetzlichen Regelungen geordnet zum<br />

Ziel zu führen. Alles andere, also eine Regeländerung<br />

im laufenden Prozess, wäre nach Auffassung<br />

des Verfassers kaum vermittelbar und daher verfahrensschädigend.<br />

Jedoch sollte bereits jetzt mit der Vorbereitung<br />

für eine Gesetzgebung begonnen werden, die sicherheitsgerichtet<br />

ist und gleichzeitig zu deutlich<br />

kürzeren Verfahrensdauern als den derzeit geschätzten<br />

führt. Gleichzeitig gilt es, sich die Akzeptanz<br />

oder zumindest Toleranz möglichst vieler Akteure<br />

für die er<strong>for</strong>derlichen Korrekturen zu erarbeiten.<br />

Naturgemäß bedarf es zunächst geschützter Räume<br />

für die Erarbeitung von Ideen, es besteht jedoch<br />

auch die Notwendigkeit, die interessierte Öffentlichkeit<br />

in den Diskurs einzubeziehen. Der nächste<br />

Termin des „Forums Endlagersuche“ im November<br />

2023 bietet sich hierfür zwangsläufig an, es ist also<br />

eine gewisse Eile geboten. Mit dem von der BGE für<br />

2027 angekündigten Vorschlag von Standortregionen<br />

für die übertägige Erkundung beginnt für die<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung eine neue Etappe: In den<br />

5 Bei der Konzeptentwicklung und Durchführung der repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen, allerdings bliebe dann die Anwendung der geowissenschaftlichen<br />

Kriterien möglicherweise trotzdem entscheidend für den Zeitbedarf.<br />

Decommissioning and Waste Management<br />

Zum Zeitplan des Standortauswahlverfahrens für die Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle in Deutschland ı Klaus-Jürgen Röhlig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Regionen sind Regionalkonferenzen nach § 10 StandAG<br />

einzuberufen, das dem Forum Endlagersuche<br />

zugrundeliegende Konzept sieht für dieses den Zeitraum<br />

„zwischen der Fachkonferenz Teilgebiete und<br />

den kommenden Regionalkonferenzen“ vor. 6<br />

Die<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung verliert also mit dem Vorschlag<br />

von Standortregionen voraussichtlich ihren<br />

überregionalen Charakter.<br />

Mehrere Argumente sprechen nach Meinung des<br />

Verfassers daher dafür, die Diskussion zur weiteren<br />

gesetzlichen Ausgestaltung des Verfahrens bereits<br />

im Fach<strong>for</strong>um Endlagersuche zu führen: Die Diskussion<br />

würde nicht aus der Perspektive regionaler<br />

Betroffenheit geführt, und in den Regionalkonferenzen<br />

selbst wäre der Verlauf des weiteren Prozesses im<br />

Wesentlichen bekannt. Auch bliebe genügend Zeit<br />

zur <strong>for</strong>malen Vorbereitung der Gesetzgebung.<br />

Für die weiteren Schritte muss man sich vor allem<br />

fragen: Was legitimiert zum Ausschluss oder zur Zurückstellung<br />

von Optionen? Der<br />

Verfasser hält es vor diesem Hintergrund<br />

für nicht zielführend,<br />

dass die BGE (2022 b) in ihrer<br />

Abschätzung für die Erkundung<br />

vorab Zahlen für die übertägig zu<br />

erkundenden Regionen postuliert<br />

und dann über die Notwendigkeit<br />

einer sequentiellen Erkundung argumentiert.<br />

Man könnte im Sinne<br />

von Abschnitt 3 oben („prozessual bestmöglich“)<br />

auch auf Erkundungen weiterer Regionen verzichten,<br />

wenn bereits erhaltene Erkundungsergebnisse<br />

bzgl. der untersuchten Regionen hinreichend ermutigend<br />

sind. Allerdings ergäben sich zwei Risiken:<br />

p (i) Mangelnde Akzeptanz, weil Entscheidungen<br />

als willkürlich wahrgenommen und das Verfahren<br />

als „ungerecht“ empfunden würde,<br />

p (ii) die Notwendigkeit eines späteren Rücksprungs,<br />

falls sich die positiven Prognosen als fehlerhaft<br />

erweisen. Eine weitere Beschleunigungsmöglichkeit<br />

bestünde in der – wissenschaftlich<br />

zu begründenden – frühzeitigen Zurückstellung<br />

ganzer Wirtsgesteinstypen.<br />

Die BGE (2022b) betrachtet unterschiedliche Varianten<br />

für die untertägige Erkundung – Bohrungen und<br />

Erkundungsbergwerke. Zur Wahrheit gehört, dass<br />

der AkEnd (2002) und auch die Endlagerkommission<br />

(2016) wohl an Erkundungsbergwerke gedacht<br />

hatten. Zur Wahrheit gehört auch, dass dieses Denken<br />

anscheinend davon geprägt war, dass sich die<br />

sicherheitstechnisch relevante Internstruktur von<br />

„Das Verfahren ist an<br />

einem Punkt angelangt,<br />

an dem es 'zum Schwur<br />

kommt'“<br />

Salzstöcken so am ehesten charakterisieren lässt –<br />

Endlagerprojekte im Ausland zeigen jedoch, dass<br />

man in anderen Wirtsgesteinen auch ohne Erkundungsbergwerk<br />

auskommen kann.<br />

Gedanklich über die expliziten Setzungen des<br />

StandAG hinausgehend: Darf auch ein erhöhter<br />

Erkundungs- oder Forschungsaufwand als valides<br />

Argument für eine Zurückstellung gelten? , Das<br />

(sicherheitsgerichtete) Beschleunigungspotential<br />

spräche dafür, das herrschende verabsolutierende<br />

Verständnis von „bestmöglich“ spricht dagegen.<br />

Schließlich sind auch die Schätzungen des BASE<br />

(2023) für Begutachtung und Partizipation kritisch<br />

zu hinterfragen. Viele diesbezügliche Einzelheiten<br />

liegen nicht im Kompetenzbereich des Verfassers,<br />

auf einen Sachverhalt sei jedoch exemplarisch<br />

hingewiesen: Nach Wahrnehmung des Verfassers<br />

legt sich das BASE in seiner aufsichtlichen Tätigkeit<br />

im Standortauswahlverfahren eine (zu) große<br />

Zurückhaltung auf. So wurde in<br />

den Fachkonferenzen z. B. wiederholt<br />

der Wunsch nach einer<br />

Einschätzung der durch die BGE<br />

(2022a) vorgelegten Methodik für<br />

die im nächsten Verfahrensschritt<br />

ge<strong>for</strong>derten repräsentativen<br />

vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen<br />

(rvSU) geäußert. Eine<br />

solche Einschätzung ist bislang<br />

nicht erfolgt, in seiner Stellungnahme zum Zeitplan<br />

verweist das BASE (2023) auf die „Detailtiefe“ der<br />

vorgelegten Methodik, die „für eine Bewertung und<br />

spätere aufsichtliche Prüfung durch das BASE nicht<br />

ausreichend“ sei. Der Verfasser nimmt hier kein „Insichgeschäft“<br />

der Akteure (Thomauske 2023) wahr,<br />

sondern eher im Gegenteil einen Mangel an Kommunikation<br />

und Austausch.<br />

Die Zurückhaltung des BASE mag im Interesse einer<br />

klaren Rollentrennung und der Rechtssicherheit sein.<br />

Nach den Beobachtungen des Verfassers war und ist<br />

der Erfolg von Prozessen der nuklearen Entsorgung<br />

im Ausland jedoch stark von einem erfolgreichen<br />

Dialog zwischen „implementer“ (in Deutschland:<br />

BGE) und „regulator“ (BASE) abhängig: „Früher<br />

und in<strong>for</strong>meller Einbezug von Aufsichts- und Genehmigungsbehörden<br />

in die Endlagerentwicklung,<br />

Feedback und Dialog sind einerseits notwendig, um<br />

Fehlentwicklungen vorzubeugen. Unbedingt zu<br />

vermeiden ist das Szenarium einer Einreichung von<br />

Antragsunterlagen nach jahrelanger und aufwendiger<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeit und daran<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 59<br />

6 https://shorturl.at/lBGNX aufgerufen am 10.06.2023<br />

Decommissioning and Waste Management<br />

Zum Zeitplan des Standortauswahlverfahrens für die Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle in Deutschland ı Klaus-Jürgen Röhlig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 60<br />

anschließend deren Zurückweisung durch die Behörde,<br />

weil nach deren Auffassung entscheidende<br />

Weichen bereits frühzeitig falsch gestellt worden<br />

waren – etwa, weil Vorhabenträgerin und Behörde<br />

Regelwerke unterschiedlich interpretieren. Andererseits<br />

besteht die Gefahr einer zu großen Nähe<br />

zwischen Vorhabenträgerin und Behörde, in der<br />

Grenzen verwischt, nicht mehr vorhanden oder nicht<br />

mehr erkennbar sind und es zu scheinbar oder tatsächlich<br />

unsauberen Absprachen zwischen den<br />

Akteuren kommt.“ (Röhlig 2023)<br />

Mit diesem Spannungsfeld befasst sich eine Arbeitsgruppe<br />

der OECD/NEA . Das BASE (2023) selbst regt<br />

an: „Es ist zu prüfen, wie eine verstärkt beratende<br />

Tätigkeit des BASE schon vor der Übermittlung<br />

des Standortregionenvorschlags durch die Vorhabenträgerin<br />

ermöglicht werden kann, ohne dabei<br />

Bindungswirkungen für die im Gesetz angelegte<br />

Unabhängigkeit der Prüfung durch die Behörde zu<br />

erzeugen.“<br />

Worum geht es also? Eine Standortentscheidung im<br />

Jahr 2031 ist realistischerweise wohl nicht zu erwarten,<br />

eine Verschiebung um mehrere Jahrzehnte<br />

hält der Verfasser jedoch für nicht akzeptabel. Um<br />

eine Standortentscheidung gegen Ende des nächsten<br />

oder spätestens zu Beginn des übernächsten<br />

Jahrzehnts in den Bereich des Möglichen zu rücken,<br />

ist zunächst eine Rückbesinnung auf die<br />

prozessorientierte Definition des Anspruchs „bestmögliche<br />

Sicherheit“ (vgl. Abschnitt 3) und eine<br />

offene Kommunikation hierzu er<strong>for</strong>derlich. Die<br />

BGE ist ge<strong>for</strong>dert, im Rahmen der Gesetzeslage die<br />

Einengung des „Suchraums“ auf eine minimale Anzahl<br />

und Fläche von Standortregionen, die für eine<br />

übertägige Erkundung vorgeschlagen werden, hinzuarbeiten.<br />

Das BASE sollte durch Ausschöpfung<br />

seiner aufsichtlichen Möglichkeiten zum Gelingen<br />

dieses Vorhabens beitragen. Das Augenmerk des<br />

BMUV müsste nach Meinung des Verfassers auf<br />

einer frühzeitigen Vorbereitung einer zielführenden<br />

Gesetzgebung anlässlich der Entscheidung zur übertägigen<br />

Erkundung und dem Anstoß eines Diskurses<br />

dazu im Forum Endlagersuche sowie mit dem NBG<br />

liegen. Schließlich ist – Wendler (2023) folgend –<br />

auch eine strategische Neuorientierung hinsichtlich<br />

der Zwischenlagerung er<strong>for</strong>derlich.<br />

Dieser Artikel soll zu der jetzt begonnen und<br />

dringend notwendigen Diskussion zu Grundsatzfragen<br />

der weiteren Ausgestaltung des<br />

Standortauswahlverfahrens beitragen. Neben und<br />

nach einer solchen grundsätzlichen Diskussion besteht<br />

die Notwendigkeit, sich interdisziplinär mit<br />

den wissenschaftlich-technischen und gesellschaftlichen<br />

Aspekten und Details dieser Ausgestaltung zu<br />

befassen. Die Nennung solcher Aspekte im vorliegenden<br />

Artikel ist exemplarisch und kursorisch, sie<br />

erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

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Decommissioning and Waste Management<br />

Zum Zeitplan des Standortauswahlverfahrens für die Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle in Deutschland ı Klaus-Jürgen Röhlig


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Literatur<br />

| AkEnd (2002) Auswahlverfahren für Endlagerstandorte. Empfehlungen des AkEnd – Arbeitskreis<br />

Auswahlverfahren Endlagerstandorte https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Endlagerung/Downloads/Standortauswahl/Arbeitskreis_Auswahlverfahren_Endlagerstandorte/kmat_01_akend_<br />

data.pdf?__blob=publicationFile&v=5 aufgerufen am 24.05.2023<br />

| BASE (2017) Schrittabfolge zur Ermittlung von Teilgebieten. Brief an die BGE v. 23.06.2017<br />

https://www.endlagersuche-infoplatt<strong>for</strong>m.de/SharedDocs/IP6/BASE/DE/20170623_BfE-BGE_<br />

Schrittabfolge-Teilgebiete.html aufgerufen am 09.06.2023<br />

| BASE (2021) Standortauswahlverfahren Endlager. hier: Terminpläne. Brief an die BGE v.<br />

29.10.2021 https://www.endlagersuche-infoplatt<strong>for</strong>m.de/SharedDocs/IP6/BASE/DE/20211029_<br />

Schreiben-BASE-BGE.html aufgerufen am 24.05.2023<br />

| BASE (2023) Ein Endlager für hochradioaktive Abfälle – generationenübergreifende Sicherheit.<br />

Stellungnahme zur ersten zeitlichen Betrachtung des Standortauswahlverfahrens der Bundesgesellschaft<br />

für Endlagerung mbH https://www.endlagersuche-infoplatt<strong>for</strong>m.de/SharedDocs/IP6/<br />

BASE/DE/20230223_BASE_Stellungnahme_Zeitablaeufe_BGE-Bericht.html aufgerufen am<br />

24.05.2023<br />

| BGE (2020) Zwischenbericht Teilgebiete gemäß § 13 StandAG https://www.bge.de/fileadmin/<br />

user_upload/Standortsuche/Wesentliche_Unterlagen/Zwischenbericht_Teilgebiete/Zwischenbericht_Teilgebiete_barrierefrei.pdf<br />

aufgerufen am 09.06.2023<br />

| BGE (2022a) Konzept zur Durchführung der repräsentativen vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen<br />

gemäß Endlagersicherheitsuntersuchungsverordnung. Stand 28.03.2022 https://www.<br />

bge.de/fileadmin/user_upload/Standortsuche/Wesentliche_Unterlagen/Methodik/Phase_I_<br />

Schritt_2/rvSU-Methodik/20220328_Konzept_zur_Durchfuehrung_der_rvSU_barrierefrei.pdf<br />

aufgerufen am 09.06.2023<br />

| BGE (2022b) Zeitliche Betrachtung des Standortauswahlverfahrens aus Sicht der BGE. Rahmenterminplanung<br />

für Schritt 2 der Phase I bis zum Vorschlag der Standortregionen und zeitliche<br />

Abschätzungen für Phase II und III https://www.bge.de/fileadmin/user_upload/Standortsuche/<br />

Wesentliche_Unterlagen/05_-_Meilensteine/Zeitliche_Betrachtung_des_Standortauswahlverfahrens_2022/20221216_Zeitliche_Betrachtung_StandAW-48_barrierefrei.pdf<br />

aufgerufen am<br />

24.05.2023<br />

| BMUV (2015) Programm für eine verantwortungsvolle und sichere Entsorgung bestrahlter Brennelemente<br />

und radioaktiver Abfälle (Nationales Entsorgungsprogramm) https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Nukleare_Sicherheit/nationales_entsorgungsprogramm_<br />

aug_bf.pdf aufgerufen am 13.06.2023<br />

| BMUV (2022) Stellungnahme zum Zeitplan der Endlagersuche https://www.bmuv.de/meldung/<br />

stellungnahme-zum-zeitplan-der-endlagersuche aufgerufen am 24.05.2023<br />

| DAEF (2014) Deutsche Arbeitsgemeinschaft Endlager<strong>for</strong>schung, Aspekte eines Standortauswahlverfahrens<br />

für ein Endlager für Wärme entwickelnde Abfälle https://www.endlager<strong>for</strong>schung.de/<br />

assets/daef_broschuere_okt_2014.pdf aufgerufen am 09.06.2023<br />

| DAEF (2020) Zwischenbericht Teilgebiet. Brief an die BGE v. 16.10.2020 https://www.bge.de/fileadmin/user_upload/Standortsuche/Wesentliche_Unterlagen/Fachdiskussionen/Stellungnahmen/20201016_DAEF_an_BGE_Schreiben_zu_Teilgebieten_barrierefrei.pdf<br />

aufgerufen am<br />

24.05.2023<br />

| Endlagerkommission (2016) ABSCHLUSSBERICHT der Kommission Lagerung hoch radioaktiver<br />

Abfallstoffe. K-Drs. 268 https://www.bundestag.de/resource/blob/434430/35fc29d72bc9a98ee7<br />

1162337b94c909/drs_268-data.pdf aufgerufen am 24.05.2023<br />

| ESK (2016) Diskussionspapier zur Endlagerung von Wärme entwickelnden radioaktiven Abfällen,<br />

abgereichertem Uran aus der Urananreicherung, aus der Schachtanlage Asse II rückzuholenden<br />

Abfällen und sonstigen Abfällen, die nicht in das Endlager Konrad eingelagert werden können, an<br />

einem Endlagerstandort https://www.entsorgungskommission.de/sites/default/files/reports/<br />

diskusspapiersonstabf12052016hp.pdf aufgerufen am 13.06.2023<br />

| ESK (2023) Verlängerte Zwischenlagerung bestrahlter Brennelemente und sonstiger hochradioaktiver<br />

Abfälle in Abhängigkeit von der Auswahl des Endlagerstandorts. Positionspapier https://<br />

www.entsorgungskommission.de/sites/default/files/reports/ESK_Positionspapier_verlaengerte_<br />

ZL_40plus_ESK105_23032023.pdf aufgerufen am 24.05.2023<br />

| Fachkonferenz Teilgebiete (2021) Bericht der Fachkonferenz Teilgebiete. Februar 2021 bis August<br />

2021. FKT_Bt3_037_Rev01 https://www.endlagersuche-infoplatt<strong>for</strong>m.de/SharedDocs/Downloads/Endlagersuche/DE/Fachkonferenz/Dok_FKT_3.Beratungstermin/FKT_Bt3_037_Bericht_<br />

der_FachkonferenzTeilgebiete.pdf?__blob=publicationFile&v=13 aufgerufen am 09.06.2023<br />

| Hocke P., Smeddinck U., Bechthold E., Enderle S., Kuppler S., Mühleck E., Ossenberg C., Scheer D.<br />

(2023) Zehn ITAS-Thesen zu den veränderten Zeitplänen im Standortauswahlverfahren<br />

(2031/2046/2068), Karlsruhe: Forschungsgruppe „Endlagerung als soziotechnisches Projekt“ im<br />

Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am KIT, https://www.itas.kit.edu/downloads/fg_endfo_zehn_thesen.pdf<br />

aufgerufen am 31.05.2023<br />

| Röhlig K.-J., Bollingerfehr W., Brendler V., Fischer-Appelt K., Geckeis H., Hocke P., Kudla W., Mbah<br />

M., Mönig J., Smeddinck U., Sträter O. (2021) Anwendung von Abwägungskriterien im Standortauswahlverfahren:<br />

Einschätzungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Endlager<strong>for</strong>schung. Fachkonferenz<br />

Teilgebiete, 06.02.2021, Arbeitsgruppe C1 https://www.endlagersuche-infoplatt<strong>for</strong>m.<br />

de/SharedDocs/Downloads/Endlagersuche/DE/Fachkonferenz/Dok_FKT_1.Beratungstermin/FKT_<br />

Bt1_018_AG_C1.pdf?__blob=publicationFile&v=22 p. 31 ff. aufgerufen am 24.05.2023<br />

| Röhlig K.-J. (2022) Geology, engineering, and society: repository siting as a socio-technical<br />

problem. In: Röhlig K.-J. (ed.) <strong>Nuclear</strong> Waste. Management, disposal and governance. IOP Publishing,<br />

Bristol, UK https://doi.org/10.1088/978-0-7503-3095-4<br />

| Röhlig K.-J. (2023) Der Safety Case als Grundlage für Entscheidungen unter Ungewissheit. In:<br />

Eckhard A. et al. (Hrsg.) Entscheidungen für die Zukunft: Ungewissheiten bei der Entsorgung hochradioaktiver<br />

Abfälle. Springer Nature, im Erscheinen<br />

| Röhlig K.-J., Sträter O. (2022) Das „lernende“ Verfahren – Ziele, Systemgrenzen, Akteure und Erfahrungen.<br />

In: Smeddinck U., Röhlig K.-J., Mbah M., Brendler V. (Hrsg.): Das „lernende“ Standortauswahlverfahren<br />

für ein Endlager radioaktiver Abfälle. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin. https://<br />

doi.org/10.35998/9783830555124<br />

| Smeddinck U., Röhlig K.-J., Mbah M., Brendler V. (Hrsg.) (2022) Das „lernende“ Standortauswahlverfahren<br />

für ein Endlager radioaktiver Abfälle. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin. https://doi.<br />

org/10.35998/9783830555124<br />

| StandAG (2013) Gesetz zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme<br />

entwickelnde radioaktive Abfälle und zur Änderung anderer Gesetze (Standortauswahlgesetz –<br />

StandAG) vom 23. Juli 2013. Bundesgesetzblatt Jahrgang 2013 Teil I Nr. 41, ausgegeben zu Bonn<br />

am 26. Juli 2013, pp. 2553 ff.<br />

| StandAG (2017) Standortauswahlgesetz vom 5. Mai 2017 (BGBl. I S. 1074), das zuletzt durch<br />

Artikel 8 des Gesetzes vom 22. März 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 88) geändert worden ist https://www.<br />

gesetze-im-internet.de/standag_2017/ aufgerufen am 09.06.2023<br />

| Thomauske B. (2023) Ist das Standortauswahlverfahren gescheitert? Auswahl von Endlagerstandorten<br />

für hochradioaktive wärmeentwickelnde Abfälle. <strong>atw</strong> Vol. 68 Ausgabe 3, Mai<br />

| Tiggemann A. (2019) The Elephant in the Room. In: Brunnengräber, A., Di Nucci, M. (eds) Conflicts,<br />

Participation and Acceptability in <strong>Nuclear</strong> Waste Governance. Energiepolitik und Klimaschutz.<br />

Energy Policy and Climate Protection. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-<br />

658-27107-7_5<br />

| VkENOG (2017) Gesetz zur Neuordnung der Verantwortung in der kerntechnischen Entsorgung<br />

vom 27. Januar 2017 (BGBl. I S. 114; 1222), 1676), das durch Artikel 244 der Verordnung vom 19.<br />

Juni 2020 (BGBl. I S. 1328) geändert worden ist<br />

| Wendler N. (2023) Genese, Status quo und Zukunft der Zwischenlagerung bestrahlter Brennelemente<br />

und hochradioaktiver Abfälle in Deutschland. <strong>atw</strong> Vol. 68 Ausgabe 3, Mai<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Klaus-Jürgen Röhlig<br />

Institut für Endlager<strong>for</strong>schung,<br />

TU Clausthal<br />

klaus.roehlig@tu-clausthal.de<br />

Klaus-Jürgen Röhlig ist Professor für Endlagersysteme und geschäftsführender<br />

Direktor des Instituts für Endlager<strong>for</strong>schung an der Technischen Universität Clausthal.<br />

Seine Forschungsgebiete sind Sicherheitsanalysen für Endlager radioaktiver<br />

Abfälle und soziotechnische Fragestellungen der nuklearen Entsorgung. Von 1991<br />

bis 2007 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Gesellschaft für Anlagenund<br />

Reaktorsicherheit (GRS) Köln.<br />

Klaus-Jürgen Röhlig ist Mitglied der Entsorgungskommission des BMUV (stv.<br />

Vorsitzender 2008-2010), der Kantonalen Expertengruppe Sicherheit (Schweiz)<br />

und der Integration Group <strong>for</strong> the Safety Case der OECD/NEA (Vorsitz 2010-2015).<br />

Von 2019 bis 2022 war er Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />

Endlager<strong>for</strong>schung (DAEF).<br />

DECOMMISSIONING AND WASTE MANAGEMENT 61<br />

Decommissioning and Waste Management<br />

Zum Zeitplan des Standortauswahlverfahrens für die Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle in Deutschland ı Klaus-Jürgen Röhlig


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ISSN 1431-5254 (Print) · eISSN 2940-6668 (Online)


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Dynamic Dispersion Modelling to<br />

Enable In<strong>for</strong>med Decision Making<br />

in a Modern <strong>Nuclear</strong> Safety Case<br />

Howard Chapman, Joseph Hargreaves, Stephen Lawton, Robert Gordon, Tim Culmer<br />

Introduction<br />

Radionuclide material when discharged into the atmosphere<br />

is carried along by the wind and dispersed<br />

into the environment by the action of turbulent diffusion<br />

[1] . As outlined by Hester and Harrison “the<br />

problem of predicting the distribution of airborne material<br />

released from a source is commonly approached<br />

by solving the diffusion-transport equation. There are<br />

a range of models which have been developed to solve<br />

the equation depending upon simplifying assumptions<br />

made and boundary conditions imposed” [2] .<br />

The National <strong>Nuclear</strong> Laboratory (NNL) have historically<br />

used computer modelling techniques which<br />

are based upon the National Radiation Protection<br />

Board (NRPB) Model <strong>for</strong> Short and Medium Range<br />

Dispersion of Radionuclides Released to the Atmosphere,<br />

NRPB-R91 [1] , and Near Wake Modelling,<br />

NRPB-R157 [3] . These approaches are based on a<br />

simplified Gaussian model; but, as with most dispersion<br />

models, there are limitations on the range at<br />

which the model can be appropriately used because<br />

the modelling technique uses weather data from the<br />

release point <strong>for</strong> the whole release path. Other factors<br />

affecting the model can include release height,<br />

topography and deposition, amongst others.<br />

Riskaware have developed an assessment code called<br />

the Urban Dispersion Model (UDM) which estimates<br />

the downwind dispersion of airborne contaminants.<br />

This higher fidelity model can predict atmospheric<br />

transport and dispersion of chemical, biological and<br />

radiological materials within urban and semi-urban<br />

environments, including modelling the effects<br />

of buildings, wake regions, courtyards, and urban<br />

canyons. UDM also models complex material effects<br />

such as wet and dry particulate deposition, primary<br />

and secondary liquid evaporation, and buoyant and<br />

dense gas modelling.<br />

As the need to respond to climate change leads to<br />

renewed interest in the potential <strong>for</strong> new nuclear<br />

energy and deployment as co-generation sites (i.e.<br />

where the heat energy from the reactor is used <strong>for</strong><br />

multiple purposes such as electricity, district heating,<br />

process heat and hydrogen/chemical production) it<br />

becomes important to start considering both the radiological<br />

and chemical hazards in a more rounded<br />

way. Traditionally, nuclear Safety Cases have focused<br />

predominately on the radiological hazards associated<br />

with the site; and where required assessment of<br />

specific chemical hazards are undertaken when the<br />

facilities in question contained significant quantities<br />

of certain hazardous and/or toxic chemicals.<br />

However, as the likelihood of co generation looks<br />

to become a reality there is a need to consider all<br />

hazards related to the activities on a site in a more<br />

complete manner. It is considered that use of UDM<br />

in the nuclear industry could provide a unique opportunity<br />

to improve the assessment of radiological<br />

and chemical aerial release hazards. The approach<br />

would allow safety assessors to compare the consequences<br />

of radiological and chemical hazards in<br />

the same code making it easier and more effective<br />

to balance the risks associated with a facility and<br />

any neighbouring major accident hazard sites in a<br />

more holistic way.<br />

Proposed Future Application of UDM<br />

The aim of this paper is to provide an overview of<br />

the current position regarding dispersion modelling<br />

and how this might be improved by the use of the<br />

Riskaware UDM to support dispersion calculations<br />

in consequence assessment and Safety Case work.<br />

It is also thought that using the enhanced graphical<br />

outputs, provided by the UDM interface, will assist<br />

the engagement process with Regulators and other<br />

stakeholders.<br />

It is anticipated that the output from UDM may be<br />

used to support and provide evidence in decision<br />

making and the overall safety demonstration <strong>for</strong><br />

aerial dispersion in the Safety Case; particularly relating<br />

to the extent of Emergency Planning Zones. An<br />

aspiration <strong>for</strong> the Advance Modular Reactors (AMRs)<br />

programme in the UK is to reduce these zones to be as<br />

small as possible, so that AMRs can be located closer<br />

to industrial clusters and populated areas. This<br />

would allow <strong>for</strong> the heat generated by the reactor to<br />

be utilised more effectively and in new ways beyond<br />

that of traditional electricity generation.<br />

ENVIRONMENT AND SAFETY 63<br />

Environment and Safety<br />

Dynamic Dispersion Modelling to Enable In<strong>for</strong>med Decision Making in a Modern <strong>Nuclear</strong> Safety Case ı Howard Chapman, Stephen Lawton, Joseph Hargreaves, Robert Gordon, Tim Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENVIRONMENT AND SAFETY 64<br />

It is anticipated that use of UDM will provide a powerful<br />

tool, and potentially a benchmark, to assess<br />

the consequence implications <strong>for</strong> both radiological<br />

and chemical hazards; presenting results in detailed<br />

but simple to interpret and highly graphical manner.<br />

This will enable the nuclear industry to make in<strong>for</strong>med<br />

decisions about the siting of new AMRs and<br />

provide an evidence base to support any conclusions<br />

and judgements made during optioneering. The improved<br />

results may also provide an opportunity to<br />

improve the calculated risk at existing facilities <strong>for</strong><br />

an extended range of scenarios which may avoid<br />

over designation of safety systems resulting in significant<br />

cost saving and reduced requirements.<br />

Assessment Methodology<br />

The dispersion of activity released external to a<br />

building can be a complicated modelling scenario<br />

due to the numerous parameters that could affect<br />

the result, e.g. wind speed, wind direction, convection<br />

currents, proximity to buildings, rainfall, air<br />

temperature, inventory temperature, initial release<br />

velocity etc. Taking all relevant factors into account<br />

would be an onerous task and require computational<br />

analysis which is often disproportionate to the requirements<br />

<strong>for</strong> the dose assessments required.<br />

that the release is instantaneously dispersed into a<br />

defined volume <strong>for</strong> a brief period, and then moves<br />

away. The Sievert (Sv) dose is assessed as follows:<br />

%&& ()*&"+,-<br />

DDDDDDDD = & 'QQ ! ∙ RRRR<br />

DDDD ∙ CC ∙ BB ∙ ee "#$.<br />

where Q 0 is Source Activity (Bq), RF is a Release<br />

Fraction, DF is a Decontamination Factor, Cis the<br />

Dispersion coefficient (s.m –3 ), B is a Breathing rate<br />

(m3.s –1 ) and einh is the inhalation committed effective<br />

dose factor (Sv.Bq –1 ) taken from [4] .<br />

Expanding Cube Model<br />

For a release which occurs away from buildings with<br />

exposed people in the range > 11.5 m to 100 m distance<br />

from the source, the ‘Expanding Cube’ model<br />

can be used. The model assumes that the release<br />

occurs at a single point at ground level, leading to a<br />

cube of contaminated air which expands as the wind<br />

moves the cube away from the source and over the<br />

exposed person. The model is not suitable <strong>for</strong> use<br />

within 11.5 m of the point source because the height<br />

of the cube would not reach the breathing zone of a<br />

person within that range.<br />

The models currently used in external dose assessments<br />

<strong>for</strong> nuclear installations generally follow a<br />

simplified approach as summarised in Table 1 below:<br />

Instantaneous Release to Local Area<br />

This method <strong>for</strong> dose assessment is most suitable <strong>for</strong><br />

a release originating away from buildings (nominally<br />

more than 25 m from any large building) and is<br />

only intended <strong>for</strong> use where the exposed person is<br />

within 11.5 m of the release. The model assumes<br />

| Fig. 1<br />

Expanding Cube Model Diagram.<br />

Model Typical Use Typical Affected Group<br />

Instantaneous Release<br />

to Local Area<br />

Expanding Cube<br />

NRPB Wake Models<br />

Used when the exposed person is close to the<br />

source


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

National Radiation Protection Board<br />

(NRPB) Wake Models<br />

If the release originates within a building with leakage<br />

from the building to the outside, or the release<br />

arises from an incident close to a building, the presence<br />

of the building will influence the dispersion<br />

of the released material. Air turbulence from wind<br />

flowing past the building can make the simple expanding<br />

cube model inaccurate, and excessively<br />

conservative. In these circumstances, the wake<br />

models will provide more realistic dispersion and<br />

dose assessments. NRPB-R91 [1] covers people located<br />

at any distance, from immediately adjacent to the<br />

building/incident up to ~10 km distant.<br />

Use of the wake model avoids the need to determine<br />

where the contamination might leak out of a building.<br />

The model assumes that wind creates a ‘wake’<br />

downstream of the building. Within the turbulent air<br />

close to the building, activity released is assumed to<br />

be instantaneously dispersed in the whole volume of<br />

this ‘near wake’. The near wake distance depends on<br />

the wind speed and the building size.<br />

UDM Physics<br />

Within UDM, the dispersion plume is represented<br />

as a set of discrete gaussian ’puffs’ that travel downwind<br />

and disperse. The concentration distribution of<br />

each puff is Gaussian over three axes. The x-axis is<br />

aligned with the wind direction at the centroid of the<br />

puff, the y-axis is perpendicular to the x-axis in the<br />

horizontal plane, and the z-axis lies in the vertical<br />

direction. The size of the puff is represented by its<br />

standard deviations along the three axes, denoted σ x ,<br />

σ y and σ z respectively. These values are referred to<br />

as the longitudinal, lateral and vertical spreads. Figure<br />

3 illustrates the representation of a puff in the x<br />

and y plane; the distribution is similar in the z plane.<br />

ENVIRONMENT AND SAFETY 65<br />

Urban Dispersion Modelling<br />

Approach<br />

The UDM has been in use since 1999 and was originally<br />

developed, by Riskaware under contract to<br />

Defence Science and Technology Laboratory (DSTL)<br />

<strong>for</strong> the prediction of toxic contaminants in urban environments.<br />

A key requirement of the model was that<br />

the calculations should be fast in order to efficiently<br />

simulate the large range of distances and surface<br />

characteristics likely to be encountered and to enable<br />

simulation of a wide range of complex source<br />

terms. The model was also required to operate in<br />

‘real time’ <strong>for</strong> some applications. In order to satisfy<br />

these requirements UDM was developed as an<br />

empirical model based on a research programme<br />

providing urban dispersion data from wind tunnel<br />

and field experiments as shown in Figure 2 [5] .<br />

| Fig. 2<br />

Wind Tunnel Experiments used to Parameterise UDM.<br />

| Fig. 3<br />

Representation of a Gaussian puff in the x and y planes.<br />

UDM models the environment at a high level through<br />

the definition of three distinct calculation ’regimes’,<br />

effectively representing varying degrees of urban interaction.<br />

Greater fidelity is provided within each<br />

regime through the consideration of background<br />

land cover and any defined ground areas or urban<br />

ground areas. These regimes are:<br />

p Open Regime: This is the default calculation<br />

regime and assumes a ground area with an<br />

obstacle density of less than 5 %, or that the<br />

puffs are large compared to the average<br />

obstacle size or that the puff is above the urban<br />

canopy.<br />

p Urban Regime: Used when puffs interact<br />

significantly with the urban canopy. This means<br />

an obstacle density of greater than 5 %, or the<br />

puff is small enough to interact with an<br />

obstacle, or the puff is within the urban canopy.<br />

p Recirculating Regime: If a puff interacts with<br />

an obstacle (or building), some of the mass of<br />

the puff may be exchanged into one or more<br />

entrainment regions. These exist downwind of<br />

the obstacle, where they are known as wakes, or<br />

can be contained within the obstacle itself, in<br />

Environment and Safety<br />

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ENVIRONMENT AND SAFETY 66<br />

which case they are known as enclosed spaces.<br />

As the simulation progresses, mass will detrain<br />

from the entrainment regions, resulting in the<br />

creation of new puffs and their addition to the<br />

model, while maintaining mass consistency, at<br />

which point the calculation regime will be reset<br />

to either the urban or open regime using the<br />

methodology above.<br />

The Recirculating and Urban regimes are depicted<br />

in Figure 4.<br />

The transport and diffusion of puffs depends upon<br />

the meteorological conditions and the bulk properties<br />

of the ground areas over which the puffs travel.<br />

Variation in these can cause the puffs to split into<br />

multiple puffs, thereby maintaining a high fidelity of<br />

modelling. Conversely, puffs may merge if they have<br />

similar positions, sizes and orientations, in order to<br />

improve the efficiency of the simulation run. UDM<br />

calculates a vertical wind velocity profile, from a<br />

point reading, based on the underlying roughness<br />

coefficients of the ground properties at any point<br />

within the calculation domain, as shown in Figure 5.<br />

Assessment of Prospective Sites<br />

<strong>for</strong> New <strong>Nuclear</strong><br />

In the UK the current drive <strong>for</strong> both low carbon<br />

and energy security has cast revived interest in the<br />

potential <strong>for</strong> nuclear energy. The Department <strong>for</strong><br />

Business Energy and Industrial Strategy (BEIS) has<br />

recently awarded the Bay Hydrogen Hub project in<br />

Lancashire funding <strong>for</strong> a feasibility study. Additional<br />

projects are also being explored; such as the Hydrogen<br />

Hub in Tees Valley, which is planned to be located<br />

in the same region as the existing Hartlepool nuclear<br />

power station. This funding has been made available<br />

from the UK government’s £1 billion Net Zero<br />

Innovation Portfolio, under the Industrial Hydrogen<br />

Accelerator Programme. Which demonstrates that<br />

currently there is a high level of interest to see if hydrogen<br />

can be used as an energy vector and replace<br />

reliance on natural gas.<br />

| Fig. 4<br />

UDM Gaussian puff plume representation interacting with a single building<br />

and urban array<br />

Along with the development of a hydrogen industry<br />

there is also significant interest in the development<br />

| Fig. 5<br />

Dose Assessment Models <strong>for</strong> Airborne Dispersion External to a Building.<br />

Environment and Safety<br />

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| Fig. 6a<br />

Overview of the areas and faculties to be assessed (plain image no dispersion clouds).<br />

ENVIRONMENT AND SAFETY 67<br />

of AMRs / Small Modular Reactors (SMR) which are<br />

deployed in a co generation arrangement where the<br />

heat energy is used <strong>for</strong> numerous activities, such as;<br />

production of hydrogen, manufacture of additional<br />

products like ammonia and Sustainable Aviation<br />

Fuel (SAF), electricity generation, industrial process<br />

heat, district heating, etc.<br />

The illustrations provided (Figure 6a to 6e) show<br />

the results which UDM is capable of producing. They<br />

provide highly illustrative dispersion plumes which<br />

can be layered over satellite imagery to make a clear<br />

indication of the dispersion of materials based on expected<br />

or typical environmental parameters <strong>for</strong> the<br />

area being studied. The illustrations show the typical<br />

outputs that would be expected <strong>for</strong> assessments <strong>for</strong><br />

radiological and chemical hazard dispersions.<br />

In the images a hypothetical location <strong>for</strong> an ammonia<br />

plant at Tees Valley has been selected. Following the<br />

current work UDM will be able to make assessment of<br />

both radiological and chemotoxic consequences and<br />

the results presented in a highly graphical manner<br />

to allow clear indication of the extent of potential<br />

hazard zones. Understanding the implications of siting<br />

certain potential major accident hazard facilities<br />

together in a co generation arrangement will provide<br />

support to justification of siting and overall decision<br />

making.<br />

Advantages of UDM<br />

Over the last two decades UDM has seen substantial<br />

development and improvements to model a wider<br />

range of source terms and material effects. This includes<br />

the following key enhancements:<br />

p Long Range Dispersion and Elevated Sources,<br />

p First Order Buoyant Puff Model,<br />

p First and Second order Evaporation,<br />

p Dense Gas modelling,<br />

p Biological and Radiological Decay,<br />

p Radiological Cloudshine.<br />

By considering a wider range of input factors than<br />

traditional ‘Expanding Cube’ models, UDM can<br />

model the effects of a wider range of environmental<br />

parameters to provide higher fidelity output. Obstacles<br />

such as buildings and surface roughness are<br />

considered in UDM, as well as more detailed wind<br />

profiles and different combinations of releases. This<br />

leads to the following potential benefits:<br />

p Tighter Margins on Safety Cases: Models<br />

which do not take into account the surroundings<br />

of a release need to use increased safety<br />

margins to allow <strong>for</strong> the greater variations<br />

between the simulated and real worlds. This<br />

potentially results in unnecessarily large areas<br />

predicted to be affected. For incident response,<br />

this means larger cordons with more people<br />

displaced and disrupted. Furthermore, effects<br />

such as urban channelling may result in the<br />

plume going outside the area predicted by a<br />

more approximate model.<br />

p Rapid Setup and Simulation: There are a<br />

number of modelling approaches available that<br />

can provide greater fidelity than UDM, such as<br />

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ENVIRONMENT AND SAFETY 68<br />

| Fig. 6b<br />

Radiological Release<br />

and the Interactions<br />

with Buildings.<br />

Finite Element or Finite<br />

Difference approached.<br />

However, these models are<br />

inherently difficult to setup,<br />

both in terms of the input<br />

data required to drive the<br />

model and also due to the<br />

expertise required to<br />

correctly define the<br />

boundary conditions and<br />

model parameters. Furthermore,<br />

these models can<br />

take significant computational<br />

resources and time to<br />

run a single simulation.<br />

UDM on the other hand is<br />

able to provide output<br />

within minutes and does<br />

not require the level of<br />

expert knowledge required<br />

by complex numerical<br />

modelling approaches.<br />

| Fig. 6c<br />

Radiological Release.<br />

| Fig. 6d<br />

Chemical Release.<br />

| Fig. 6e<br />

Radiological and<br />

Chemical Release.<br />

p Advanced Outputs<br />

and Visualisation: UDM<br />

produces 3 dimensional<br />

output of concentration,<br />

dosage and deposition<br />

which can be displayed on a<br />

map. This type of visualisation<br />

is far easier <strong>for</strong> generalist<br />

users to understand<br />

than a set of values <strong>for</strong><br />

points downwind of the<br />

release which is a common<br />

output from more traditional<br />

models.<br />

Societal Risk<br />

The UDM provides a tool<br />

which can be used to calculate<br />

the consequences from<br />

aerial releases of various<br />

radiological and chemical<br />

hazards which could be released<br />

from a nuclear reactor<br />

site and the additional major<br />

accident hazard facilities<br />

which maybe co located in<br />

the same area.<br />

For potential major accident<br />

hazards societal risk should<br />

be explicitly taken into account<br />

when assessing the<br />

Environment and Safety<br />

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designation of appropriate safety measures, and<br />

it is also important to in<strong>for</strong>m decision making on<br />

land use around such sites. The risks considered are<br />

those associated to the major accident hazards which<br />

if they were to occur would impact on society; and<br />

may also have significant adverse repercussions <strong>for</strong><br />

the organisations that are responsible <strong>for</strong> putting in<br />

place the required provisions and arrangements <strong>for</strong><br />

protecting individuals and the public. These types of<br />

concerns are primarily associated with hazards that<br />

could give rise to risks which provoke a socio political<br />

response if they did occur. This includes scenarios<br />

which can cause widespread detriment or multiple<br />

fatalities from a single event.<br />

Health and safety legislation specific to major accident<br />

hazard sites requires sites/facilities to be<br />

designed, constructed and operated safely. The legislation<br />

also requires that the site operators provide<br />

the Health and Safety Executive (HSE) with in<strong>for</strong>mation<br />

on how this is done. The COMAH Regulations<br />

(2015) [6] require site operators “to provide HSE with<br />

in<strong>for</strong>mation about the potential effects of major accidents<br />

at their sites, including the likelihood, how far<br />

the effects might be experienced off-site and how much<br />

harm maybe caused to people in an event”. Although<br />

such events should be extremely unlikely due to the<br />

numerous precautions that operators must put in<br />

place to prevent accident scenarios arising. However,<br />

a significant number of people could be harmed<br />

if such an accident were to take place and there<strong>for</strong>e<br />

the scenarios need appropriate considerations.<br />

It should also be considered that the societal risk related<br />

to a major accident hazard site can change over<br />

time. If the population density in the surrounding<br />

areas next to a major accident hazard site builds up<br />

over time, then there would naturally be an increase<br />

in the societal risk. It may also be appropriate and<br />

necessary to take account of societal risk when considering<br />

any further development proposals around<br />

a site with a major accident hazard.<br />

There is a well-established process in the UK <strong>for</strong> ensuring<br />

that risks from major accident hazard sites<br />

are controlled and kept low. These are discussed<br />

explicitly in [7] and takes a three step approach as<br />

summarised below:<br />

p Identification: Understand which sites have<br />

the potential <strong>for</strong> major accident hazards based<br />

on inventory, toxicity, fire and explosion<br />

hazards;<br />

p Assessment and Controls: through the<br />

COMAH Regulations assessment is undertaken<br />

and measures are applied by the operator to:<br />

A Prevent, so far as is reasonably practicable,<br />

major accidents;<br />

B Reduce the chances of any incident that does<br />

occur escalating to more serious consequences<br />

(e.g. one explosion leading to<br />

another).<br />

p Mitigation: consequences of major accidents<br />

that occur after the loss of prevention and<br />

control. This includes functions carried out by<br />

local authorities such as land use planning<br />

controls and emergency planning. This step is<br />

undertaken to lessen the effects from a major<br />

accident.<br />

This approach recognises the potential <strong>for</strong> an accident<br />

can never be completely eliminated, so<br />

mitigation, as a final measure, is also required to<br />

ensure responses to an accident have been thought<br />

out and are in place be<strong>for</strong>e the occurrence of such<br />

a scenario. This naturally leads to the development<br />

of emergency response planning and arrangements.<br />

In this way UDM would provide a strong evidence<br />

base to support decision making <strong>for</strong> crucial choices<br />

such as; initial siting, considerations <strong>for</strong> expansion<br />

or changes to activities based on consequences to<br />

the public, confirming the impact of hazards from<br />

the different facilities located in a co-generation site.<br />

Being able to assess these types of scenarios quickly<br />

and accurately would allow <strong>for</strong> the societal risk to be<br />

explicitly considered and provide part of the safety<br />

demonstration that shows that the risk to workers<br />

and members of the public remains tolerable <strong>for</strong> the<br />

planned activities.<br />

Future Development<br />

UDM has been developed over a period of 20 years<br />

and continues to be an integral part of the US military<br />

and governments CBRN modelling capabilities.<br />

During that time UDM has undergone a substantial<br />

verification and validation programme. DSTL have<br />

validated UDM [8] by taking measured and modelled<br />

results from a range of trials. This included a<br />

full-scale experiment to examine meteorology and<br />

atmospheric dispersion within an urban area, containing<br />

over 60,000 buildings. All trials provided a<br />

range of scales to test the model. The results showed<br />

that the UDM per<strong>for</strong>med well against these examples<br />

<strong>for</strong> short, medium, and long-range field studies, accurately<br />

recreating experimental observations and<br />

demonstrating that the model provides accuracy<br />

over the range.<br />

With the growing interest in new nuclear power<br />

generation, both nationally and internationally,<br />

Riskaware aims to enhance the radiological<br />

ENVIRONMENT AND SAFETY 69<br />

Environment and Safety<br />

Dynamic Dispersion Modelling to Enable In<strong>for</strong>med Decision Making in a Modern <strong>Nuclear</strong> Safety Case ı Howard Chapman, Stephen Lawton, Joseph Hargreaves, Robert Gordon, Tim Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENVIRONMENT AND SAFETY 70<br />

capabilities of UDM. This ambition will include both<br />

aerial inhalation and ground shine radiation assessment<br />

capabilities to the modelling.<br />

UDM’s ability to model different material properties<br />

and their interaction with the complex environment<br />

has the potential to provide significant benefits to<br />

the nuclear industry and provide the ability <strong>for</strong> assessment<br />

of a greater range of scenarios with high<br />

accuracy. The advanced visualisation and output options<br />

available via the UrbanAware plat<strong>for</strong>m provide<br />

significant benefits in terms of stakeholder engagement<br />

and communication. Once the additional<br />

radiological modelling capabilities have been appropriately<br />

incorporated, Riskaware will work with NNL<br />

to verify and validate the enhanced capabilities of the<br />

UDM. Once the reliability of UDM can be evidenced<br />

then it should stand as a powerful tool to support<br />

assessments <strong>for</strong> both radiological and chemical hazards<br />

in a wide range of applications across the whole<br />

nuclear industry.<br />

Joseph Hargreaves<br />

National <strong>Nuclear</strong> Laboratory<br />

joseph.hargreaves@uknnl.com<br />

Joe is a chartered engineer and physicist. He has worked in the nuclear industry <strong>for</strong><br />

more than 18 years supporting Safety Case and radiological safety assessment /<br />

fault studies. In this time, he has gained experience working in <strong>Nuclear</strong> New Build,<br />

electricity generation, decommissioning, research and defence sectors. Joe has<br />

worked at a wide range of technical/engineering offices, nuclear power stations,<br />

research reactors and other nuclear licensed sites. He has spent time at operational<br />

Advanced Gas Reactors, Pressurised Water Reactors and Magnox power<br />

stations at various stages of operation, interim life extensions and to support ultimately<br />

their decommissioning. Notably, he worked on a long-term international<br />

assignment <strong>for</strong> more than 4 years providing direct nuclear safety engineering<br />

support to EDF-SA as part of the Generic Design Assessment and classification<br />

engineering sequence <strong>for</strong> the UK EPR. Joe is currently supporting an internal NNL<br />

project on nuclear enabled hydrogen providing ongoing safety advice and<br />

supporting the advanced modular programme.<br />

Stephen Lawton<br />

National <strong>Nuclear</strong> Laboratory<br />

References<br />

[1] NRPB-R91, Model <strong>for</strong> Short and Medium Range Dispersion of Radionuclides Released to the<br />

Atmosphere, September 1979<br />

[2] Hester, R.E. and Harrison, R.M. eds., 1994. Waste incineration and the environment (Vol. 2).<br />

Royal Society of Chemistry<br />

[3] NRBP-R157, Models to Allow <strong>for</strong> the Effects of Costal Sites, Plume Rise and Buildings on<br />

Dispersion of Radionuclides and Guidance on the Value of Deposition Velocity and Washout<br />

Coefficients, December 1983.<br />

[4] ICRP Publication 119 Compendium of Dose Coefficients based on ICRP 60, Volume 41, Supplement<br />

1, 2012.<br />

[5] D.J. Hall, A.M. Spanton, I.H. Griffiths, M. Hargrave, S. Walker, C. John, “The UDM. A puff model<br />

<strong>for</strong> estimating dispersion in urban areas” 7th Int. Conf. on Harmonisation within Atmospheric<br />

Dispersion Modelling <strong>for</strong> Regulatory Purposes, pp. 256 – 260, 2002.<br />

[6] UK Statutory Instrument, 2015 No. 483, The Control of Major Accident Hazards Regulations 2015<br />

[7] Health and Safety Executive, Research Report RR703, Societal Risk: Initial briefing to Societal<br />

Risk Technical Advisory Group, 2009<br />

[8] D.R. Brook, N.V. Beck, C.M. Clem, D.C. Strickland, I.H. Griffiths, D.J. Hall, R.D. Kingdon, J.M.<br />

Hargrave, Validation of the Urban Dispersion Model (UDM), 2003 (https://doi.org/10.1504/<br />

IJEP.2003.004236).<br />

stephen.lawton@uknnl.com<br />

Stephen Lawton is a Radiological and Chemotoxic Safety Consultant primarily<br />

covering the civil nuclear fuel cycle as well as <strong>for</strong> research and development<br />

projects and new reactor designs. He routinely undertakes radiological and<br />

chemotoxic dispersion modelling <strong>for</strong> a range of projects as part of <strong>Nuclear</strong> Safety<br />

Cases and COMAH Safety Reports.<br />

Robert Gordon<br />

Riskaware Limited UK<br />

robert.gordon@riskaware.co.uk<br />

Authors<br />

Howard Chapman<br />

National <strong>Nuclear</strong> Laboratory<br />

Robert Gordon is a founding member and the Commercial Director at Riskaware.<br />

He has over 25 years’ experience within the CBRN defence sector, applying his<br />

scientific and technical leadership skills to the development of operational downwind<br />

hazard assessment and prediction modelling and simulation applications.<br />

This has included significant involvement in UDM <strong>for</strong> DSTL, the Hazard Prediction<br />

and Assessment Capability (HPAC) <strong>for</strong> the US Defence Threat Reductions Agencies<br />

(DTRA) and the Joint Effects Model (JEM) Programme <strong>for</strong> the US Joint Program<br />

Office <strong>for</strong> In<strong>for</strong>mation Systems (JPM IS).<br />

Tim Culmer<br />

Riskaware Limited UK<br />

howard.chapman@uknnl.com<br />

Howard Chapman is a Principal Safety Consultant and has worked in the nuclear<br />

industry <strong>for</strong> over thirty five years, with vast experience in the production and<br />

management of radiological and high hazard chemotoxic safety cases at a number<br />

of sites throughout the UK and internationally. His career spans across all aspects<br />

of the nuclear project lifecycle. More recently Howard has been working on<br />

Advanced Modular Reactors and on co-generation safety, with particular emphasis<br />

on hydrogen/chemical production.<br />

tim.culmer@riskaware.co.uk<br />

Tim Culmer is the Environmental and Geospatial Capability Lead at Riskaware.<br />

He specialises in the provision of innovative software solutions and consultancy<br />

services <strong>for</strong> the defence and environmental sectors. His experience includes the<br />

development of operational decision support tools <strong>for</strong> hazard prediction and<br />

mitigation planning covering both airborne and marine based transport and<br />

dispersion modelling.<br />

Environment and Safety<br />

Dynamic Dispersion Modelling to Enable In<strong>for</strong>med Decision Making in a Modern <strong>Nuclear</strong> Safety Case ı Howard Chapman, Stephen Lawton, Joseph Hargreaves, Robert Gordon, Tim Culmer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Experimental Investigation on the<br />

Pool Scrubbing Behaviour of soluble<br />

and mixed Aerosol Components<br />

René Vennemann, Michael Klauck, Tobias Jankowski, Hans-Josef Allelein, Marco K. Koch<br />

Introduction<br />

The retention of aerosol particles and especially of fission products in liquid pools, also known as pool<br />

scrubbing, is an employed process in the frame of postulated severe accident scenarios in nuclear power<br />

plants. In case of a boiling water reactor (BWR), the reactor pressure vessel (RPV) is equipped with Safety<br />

Relief Valves (SRVs), that might reduce undesirable pressure increases in the RPV by gas release into the<br />

suppression pool and thereby maintaining the cooling circuits’ integrity. In case of a postulated severe accident<br />

scenario, the suppression pool has the function to condensate steam from the gas flow and to scrub<br />

fission products from the gas flow be<strong>for</strong>e it is released to the containment atmosphere. Beside this scenario<br />

Gupta et al. [GUP23] describe more postulated accident scenarios where pool scrubbing phenomena can be<br />

expected, <strong>for</strong> example in a steam generator tube rupture scenario or as part of a filtered containment venting<br />

system. The focus of this work is to expand the experimental database on pool scrubbing and to discuss the<br />

aerosol retention <strong>for</strong> individual size classes. Most experiments available in the open literature are carried<br />

out with insoluble particles like SnO 2 [HER18, REH22] . Consequently, this work focusses on the retention of the<br />

soluble CsI and a mixture of CsI and SnO 2 to enhance the knowledge on the behaviour of aerosols typical<br />

<strong>for</strong> postulated severe accident scenarios<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 71<br />

SAAB test facility<br />

The SAAB test facility is shown in figure<br />

1 [ALL18] . The test vessel has a modular<br />

design; thus the pool height can be varied<br />

from 2.25 m to 6.25 m and the distance to<br />

the measuring device at the outlet can be<br />

kept almost identical. Due to five identical<br />

one-meter-high segments the test vessels’<br />

total height can be changed while the gas<br />

space above the pool is kept at a constant<br />

volume. In addition to the five identical<br />

parts the vessel has a bottom segment<br />

with a gas inlet and a conical top part<br />

with openings <strong>for</strong> measurement devices.<br />

The inner diameter of the test vessel is<br />

1.5 m, and the maximum possible water<br />

volume is 10 m³. The injection nozzle is situated<br />

0.75 m above the vessels’ floor and<br />

is upward directed. The inner diameter of<br />

the nozzle outlet is 0.021 m. Aerosols are<br />

generated with a spraying system (soluble<br />

particles) and with a particle disperser<br />

with brush (insoluble particles) [ALL20] and<br />

afterwards fed into a mixing chamber,<br />

where they are conditioned and blended.<br />

During this process additional carrier gas<br />

and steam can be added. Once the aerosol<br />

passed the mixing chamber it is measured<br />

with an Electrical Low-Pressure Impactor<br />

(ELPI+) from Dekati, which determines<br />

| Fig. 1<br />

SAAB test vessel [ALL18].<br />

the aerosol concentration <strong>for</strong> fourteen<br />

size classes, and is injected into<br />

the water pool of the vessel. After<br />

passing the water pool, the aerosol is<br />

measured by a second ELPI+ system,<br />

located 0.625 m above the pool surface<br />

in the conical part of the vessel.<br />

Experiment<br />

A pool height of 2.25 m up to 6.25<br />

m is realized, i.e. the submergence<br />

of the injection nozzle is 1.5 m up to<br />

5.5 m. Nitrogen is used as carrier gas<br />

and is injected with 20 m³/h (5.56 x<br />

10 –3 m³/s) up to 80 m³/h (2.22 x 10 –2<br />

m³/s). Thus, the Weber number is<br />

approximately 5 x 10 4 – 8 x 10 5 . The<br />

tests are per<strong>for</strong>med with an ambient<br />

pool temperature (approximately<br />

22 °C) and with caesium iodine<br />

(CsI) or a mixed aerosol consisting<br />

of 60 mass percentage CsI and 40<br />

mass percentage tin dioxide (SnO 2 ).<br />

As in previous tests [VEN22] the inlet<br />

gas temperature is 30 °C and to keep<br />

the humidity on a constant level, the<br />

sampling temperature of the ELPI+<br />

is at 60 °C. The experiment was repeated<br />

more than once, to obtain<br />

reliable measurement results.<br />

Research and Innovation<br />

Experimental Investigation on the Pool Scrubbing Behaviour of soluble and mixed Aerosol Components ı René Vennemann, Michael Klauck, Tobias Jankowski, Hans-Josef Aus den Allelein, Unternehmen<br />

Marco K. Koch


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 72<br />

Theoretical background of<br />

pool scrubbing<br />

The Decontamination Factor (DF) is the main parameter<br />

to describe the aerosol retention due to pool<br />

scrubbing. It is defined as the ratio of the aerosol<br />

mass flow rate at the inlet (ṁ in ) to that at the outlet<br />

(ṁ out ) of a system. In the frame of stationary test<br />

phases, it can be achieved from ELPI+ measurements<br />

as the ratio of the particle concentration at<br />

the vessel inlet c in to that at the vessel outlet c out :<br />

DDDD = mṁ !"<br />

mṁ #$%<br />

= c !"<br />

c #$%<br />

Another important parameter to describe aerosol<br />

retention is the retention efficiency (η), which is<br />

linked to the DF by the equation:<br />

ηη = 1 − 1<br />

DDDD = 1 − mṁ !"#<br />

mṁ $%<br />

η is preferred in this paper <strong>for</strong> the presentation of<br />

the results.<br />

Allelein et al. [ALL09] divide the liquid pool into three<br />

regions to describe the occurring pool scrubbing<br />

phenomena. Those regions are named injection<br />

zone, bubble rise zone and pool surface zone.<br />

The first area, the injection zone, is located where<br />

the aerosol enters the pool. The prevailing flow regime<br />

is determined by use of the non-dimensional<br />

Weber number, which consists of the ratio of the inertia<br />

<strong>for</strong>ce to the surface <strong>for</strong>ce [ALL09] . If the Weber<br />

number is less than 10 5 , the flow is situated in the<br />

globule regime. If the Weber number is larger than<br />

10 5 , the jet regime is achieved. For the experiments<br />

presented in this paper, the Weber number<br />

is situated between 5 x 10 4 and 8 x 10 5 , hence the<br />

experiments investigate the transition regime close<br />

to the beginning of the jet regime.<br />

The aerosol retention due to the particles’ inertia is<br />

the major contributor to the pool scrubbing process<br />

in the injection zone.<br />

In the bubble rise zone the particles are trapped<br />

inside rising bubbles. The deposition of aerosols<br />

trapped in the bubbles occurs by the following<br />

mechanisms: Diffusiophoresis, thermophoresis,<br />

sedimentation, centrifugal impaction and Brownian<br />

diffusion. Within the bubble, the particles are driven<br />

towards the bubble wall near the liquid interface<br />

due to these phenomena and are deposited. [DEH94]<br />

As the bubbles come to rest and burst at the pool<br />

surface, they disintegrate into small droplets, which<br />

are released into the gas phase above the liquid pool.<br />

If the droplet sedimentation velocity is lower than<br />

the vertical upward directed gas velocity, they are<br />

transported to the gas space as aerosol particles, if<br />

not they will fall back to the pool.<br />

This process is more significant with the degree of<br />

contamination of the pool and length of the pool<br />

scrubbing process. [KOC00]<br />

Experimental results<br />

Four test series are presented in this section, comprising<br />

seventeen individual (quasi-) stationary test<br />

phases. The first test series deals with the retention<br />

efficiency of CsI that is injected with 20 m³ nitrogen<br />

per hour by different nozzle submergences in the<br />

water layer of the test vessel. Those tests are repeated<br />

in the second test series but using a mixed-aerosol<br />

(consisting of ~60 % CsI and ~40 % SnO 2 ) instead<br />

of CsI. The third test series investigates the retention<br />

efficiency of CsI <strong>for</strong> a nozzle submergence of<br />

1.5 m and different carrier gas feed rates. These investigations<br />

are repeated in the fourth test series,<br />

using a mixed-aerosol instead of CsI. Former experiments<br />

per<strong>for</strong>med with SnO 2 in the SAAB test vessel<br />

are taken into account in a discussion, where the<br />

behaviour of mixed-aerosols is compared to a single<br />

component aerosol.<br />

As the aim of the considered SAAB experiments is<br />

the measurement of the initial aerosol concentration<br />

in mg/m³ as well as the aerosol concentration<br />

0.625 m above the pool surface and to determine<br />

the decontamination factor and the retention efficiency<br />

from these values <strong>for</strong> each size class of the<br />

used measurement device (ELPI+), the retention efficiency<br />

derived from the experiments is shown over<br />

the aerodynamic diameter in the diagrams below.<br />

In 2022 it was shown [VEN22] that the integral retention<br />

efficiency probably does not reveal an accurate<br />

picture of the inferior retention of smaller particles,<br />

because larger heavy particles could mask the retention<br />

efficiency of smaller particles.<br />

For an enhanced analysis of the experiment, the<br />

mass concentration of the aerosols be<strong>for</strong>e they enter<br />

the test vessel is shown in figure 2. Figure 3 shows<br />

the mass concentration of the aerosols after passing<br />

the water pool. The submergence of the inlet orifice<br />

in these experiments is 1.5 m.<br />

The CsI curve is visualized in blue, the one of the<br />

mixed aerosol in green and of SnO 2 in yellow. The<br />

connection lines between 0.1 and 0.3 µm are only<br />

shown as dashed lines, as the reliability of these<br />

Research and Innovation<br />

Aus Experimental den Unternehmen<br />

Investigation on the Pool Scrubbing Behaviour of soluble and mixed Aerosol Components ı René Vennemann, Michael Klauck, Tobias Jankowski, Hans-Josef Allelein, Marco K. Koch


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

data is not fully clarified due to measurement uncertainties.<br />

There<strong>for</strong>e, these are preliminary analyses.<br />

mass concentration [mg/m³]<br />

Figure 2 reveals that the feed concentration of the<br />

experiments with CsI is by far the lowest <strong>for</strong> all aerodynamic<br />

diameters. The feed concentration of SnO 2<br />

is between 0.1 µm and 0.5 µm at approximately the<br />

same level as <strong>for</strong> the mixed aerosol. Between 0.5 µm<br />

and 2 µm the feed mass concentration of the mixed<br />

aerosol is higher. Afterwards, the concentrations<br />

converge again.<br />

mass concentration [mg/m³]<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

50<br />

0<br />

0.1 1.0 10.0<br />

aerodynamic diameter [µm]<br />

mixed aerosol CsI SnO₂<br />

| Fig. 2<br />

Mass concentration at the vessels’ inlet <strong>for</strong> individual diameters and<br />

substances (submergence 1.5 m).<br />

0<br />

0.1 1.0 10.0<br />

aerodynamic diameter [µm]<br />

mixed aerosol CsI SnO₂<br />

| Fig. 3<br />

Mass concentration at the vessels’ outlet <strong>for</strong> individual diameters and<br />

substances (submergence 1.5 m).<br />

Figure 3 shows <strong>for</strong> CsI the lowest mass concentration<br />

<strong>for</strong> all aerodynamic diameters. The mass<br />

concentration after the pool scrubbing process of<br />

SnO 2 is <strong>for</strong> almost all size classes slightly higher<br />

than <strong>for</strong> the mixed aerosol. That means the mixed<br />

aerosol retention efficiency seems to be higher compared<br />

to the single SnO 2 aerosol. Furthermore, it<br />

can be recognized that at first glance the feed curves<br />

(cf. Fig. 2) <strong>for</strong> CsI and the mixed aerosol show similar<br />

tendencies as the curves from Fig. 3. For SnO 2 , a<br />

clear deviation can already be perceived here. This<br />

phenomenon will be discussed later.<br />

the different submergences are plotted by different<br />

colours. The colour scheme is also used <strong>for</strong> Fig. 5.<br />

| Fig. 4<br />

Retention Efficiency measured in the experiments <strong>for</strong> a submergence<br />

between 1.5 m and 5.5 m <strong>for</strong> CsI [VEN22].<br />

With increasing height, the residence time increases,<br />

and the retention becomes significantly better,<br />

at most by 70 % (0.5 µm; from 1.5 m to 5.5 m). At<br />

0.5 µm, the filter gap seems to be <strong>for</strong> the lowest<br />

submergence with the poorest retention efficiency<br />

of ~27%. However, the diagram reveals that with<br />

increasing residence time, the poorest retention<br />

efficiency moves towards smaller particles (between<br />

0.2 µm to 0.3 µm). The strongest increase in<br />

retention <strong>for</strong> respirable particles smaller than one<br />

micrometer can be perceived <strong>for</strong> the submergence of<br />

1.5 m to 2.5 m. In addition, the experiments reveal<br />

that the particles in the 0.8 µm – 3 µm range achieve<br />

the best retention efficiencies.<br />

Figure 5 shows the experimental results of the second<br />

test series, that differs from the first test series<br />

by the used aerosol material. In contrast to the first<br />

test series, all heights show retention efficiencies<br />

above ~77% <strong>for</strong> all size classes (cf. Figure 5). Thus,<br />

the y-axis ranges from 0.6 to 1 instead of zero to 1.<br />

retention efficiency<br />

1.00<br />

0.95<br />

0.90<br />

0.85<br />

0.80<br />

0.75<br />

0.70<br />

0.65<br />

0.60<br />

0.1 1 10<br />

aerodynamic diameter [µm]<br />

1.5 m 2.5 m 3.5 m 4.5 m 5.5 m<br />

| Fig. 5<br />

Retention Efficiency measured in the experiments <strong>for</strong> a submergence<br />

between 1.5 m and 5.5 m <strong>for</strong> the mixed aerosol.<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 73<br />

Figure 4 shows the derived retention efficiency <strong>for</strong><br />

the first test series in dependence of the particle diameter<br />

<strong>for</strong> five different submergences. The tests <strong>for</strong><br />

For particle diameters above 0.3 µm the poorest<br />

retention efficiency is observed at a pool height of<br />

1.5 m. However, <strong>for</strong> this height no exact filter gap<br />

Research and Innovation<br />

Experimental Investigation on the Pool Scrubbing Behaviour of soluble and mixed Aerosol Components ı René Vennemann, Michael Klauck, Tobias Jankowski, Hans-Josef Aus den Allelein, Unternehmen<br />

Marco K. Koch


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 74<br />

is observed, but a plateau with poorer retention<br />

efficiency between 0.5 µm and 1.3 µm. The same<br />

tendencies are revealed <strong>for</strong> 2.5 m. The remaining<br />

tests show an increasing retention efficiency from<br />

approx. 0.2 µm with increasing diameter. The<br />

higher retention at a submergence of 2.5 m <strong>for</strong> size<br />

classes between approx. 0.1 µm and 0.3 µm seems<br />

to be an error of measurement and needs more investigation<br />

in further experiments. Apart of this it<br />

becomes apparent that with increasing the submergence<br />

the retention efficiency rises especially <strong>for</strong><br />

particles larger than 0.3 µm<br />

The determined retention efficiency <strong>for</strong> different<br />

particle sizes in the third test series is shown in<br />

Fig. 6, that investigates the CsI retention <strong>for</strong> a 1.5 m<br />

submergence and different injection gas feed rates.<br />

The different flow rates are visualized by different<br />

colors: 20 m³/h is shown in green, 40 m³/h in blue<br />

and 80 m³/h in yellow.<br />

differs from the particle retention curves <strong>for</strong> the<br />

other two investigated feed rates. In all three size<br />

classes in this region, the retention efficiency <strong>for</strong> the<br />

feed rate of 80 m³/h is higher than <strong>for</strong> the feed rate<br />

of 40 m³/h. The curve <strong>for</strong> the feed rate of 20 m³/h<br />

shows in the size class around 0.2 µm a higher retention<br />

efficiency than the other two curves. In the size<br />

class around 0.3 µm it shows the retention efficiency<br />

between those of the other two curves and in the<br />

size class around 0.5 µm it shows the lowest retention<br />

efficiency of all three investigated feed rates.<br />

The results of the fourth test series are given in<br />

figure 7, as a repetition of the third test series, using<br />

a mixed aerosol instead of CsI to determine the aerosol<br />

materials’ influence on the retention efficiency.<br />

As the observed retention efficiency <strong>for</strong> the mixed<br />

aerosol is above 70 % <strong>for</strong> all test phases, the scaling<br />

of the y-axis is chosen analogous to Fig. 5 from 0.6<br />

to 1.<br />

retention efficiency<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.1 1 10<br />

aerodynamic diameter [µm]<br />

20m³/h 40m³/h 80m³/h<br />

retention efficiency<br />

1.00<br />

0.95<br />

0.90<br />

0.85<br />

0.80<br />

0.75<br />

0.70<br />

0.65<br />

0.60<br />

0.1 1 10<br />

aerodynamic diameter [µm]<br />

20 m³/h 40 m³/h 60 m³/h 80 m³/h<br />

| Fig. 6<br />

Retention Efficiency <strong>for</strong> CsI measured in the experiments <strong>for</strong> a submergence<br />

of 1.5 m and different carrier gas feed rates.<br />

Figure 6 might be divided in different regions, depending<br />

on the aerodynamic particle diameter. In<br />

the region from 0.5 µm to 2 µm in Fig. 6, the retention<br />

efficiency increases with increasing particle<br />

diameter. The poorest CsI retention is observed at a<br />

gas feed rate of 20 m³/h at about 0.5 µm and increases<br />

in each size class with increasing carrier gas feed<br />

rate. Former experiments with SnO 2 at the SAAB<br />

test facility [ALL18] reveal similar tendencies, as the<br />

integral retention efficiency increases with higher<br />

Weber numbers.<br />

The observed poorest retention efficiency <strong>for</strong> a feed<br />

rate of 20 m³/h at about 0.5 µm moves to slightly<br />

smaller particles with increasing velocity. For particles<br />

at about 0.1 µm, with higher Weber numbers<br />

the retention efficiencies decrease, at most from 56<br />

% to 13 % <strong>for</strong> the highest investigated feed rate.<br />

In the region from about 0.2 µm to 0.48 µm the<br />

behavior of the curve <strong>for</strong> the feed rate of 20 m³/h<br />

| Fig. 7<br />

Retention Efficiency <strong>for</strong> the mixed aerosol measured in the experiments <strong>for</strong> a<br />

submergence of 1.5 m and different carrier gas feed rates.<br />

The retention efficiency is <strong>for</strong> all size classes<br />

more than 70 % and shows <strong>for</strong> all four parameter<br />

variations only small deviations. As seen <strong>for</strong> the<br />

experiments with CsI (cf. Fig. 6), the retention efficiency<br />

<strong>for</strong> particles around 0.1 µm decreases with<br />

increasing Weber number. This different behavior<br />

compared to size classes with larger particles<br />

around 1 µm, might lead to the assumption of different<br />

deposition mechanisms <strong>for</strong> different particle<br />

size classes.<br />

In contrast to the measurements <strong>for</strong> CsI (cf. Fig. 6),<br />

the retention efficiency in the experiments with a<br />

mixed aerosol is the lowest <strong>for</strong> the highest injection<br />

gas feed rate in the region from 0.1 µm till 0.5 µm<br />

particle diameter. In this region the highest retention<br />

efficiencies are still received <strong>for</strong> the lowest gas<br />

feed rate. Similar to the results in Fig. 6, the retention<br />

efficiency <strong>for</strong> the lowest gas feed rate decreases<br />

afterwards with increasing particle diameter below<br />

the retention efficiencies of the higher gas feed rates<br />

Research and Innovation<br />

Aus Experimental den Unternehmen<br />

Investigation on the Pool Scrubbing Behaviour of soluble and mixed Aerosol Components ı René Vennemann, Michael Klauck, Tobias Jankowski, Hans-Josef Allelein, Marco K. Koch


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

(cf. size class around 1.3 µm). This behavior might<br />

indicate that the change in weighting of the deposition<br />

mechanisms with increasing particle diameter,<br />

might be shifted to larger particle diameters by the<br />

mixed aerosol compared to the results with CsI<br />

(cf. Fig. 6).<br />

Nevertheless, the retention efficiency <strong>for</strong> particles<br />

below 0.5 µm is <strong>for</strong> the mixed aerosol above 70 %<br />

whereas in the tests with CsI the retention efficiency<br />

in this region is at most 62 %.<br />

Figure 8 shows the retention efficiency plotted over<br />

the aerodynamic diameter <strong>for</strong> three experiments<br />

with a submergence of 1.5 m. The experiments differ<br />

in the aerosol material used. The results <strong>for</strong> the<br />

experiments conducted with CsI are given by the<br />

blue line, the results <strong>for</strong> SnO 2 by the green line and<br />

the measurements <strong>for</strong> the mixed aerosol are given<br />

by the yellow line in Fig. 8.<br />

of CsI. The third test series investigates the retention<br />

efficiency of CsI <strong>for</strong> a nozzle submergence of<br />

1.5 m and different carrier gas feed rates. These investigations<br />

are repeated in the fourth test series,<br />

using a mixed-aerosol instead of CsI. Former experiments<br />

per<strong>for</strong>med with SnO 2 in the SAAB test vessel<br />

are taken into account in a discussion, where the<br />

behaviour of mixed-aerosols is compared to a single<br />

component aerosol.<br />

Pool scrubbing experiments on the retention efficiency<br />

of a mixed aerosol (SnO 2 and CsI) were<br />

conducted in the SAAB test facility at Research<br />

Centre Juelich. To investigate the mixed aerosols’<br />

influence on the particle retention behaviour, the<br />

results are compared to experiments with CsI.<br />

Boundary conditions such as volume flow rate and<br />

height were also varied to investigate their influence<br />

on the retention efficiency. In the experiments<br />

with CsI increasing the submergence is a key to increase<br />

the retention efficiency especially <strong>for</strong> smaller<br />

particles. Increasing the gas velocity shows a different<br />

effect <strong>for</strong> very small particles.<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 75<br />

Contrary to the expectation that the retention efficiency<br />

increases with residence time, all heights<br />

show relatively high retention efficiencies of more<br />

than 70 % <strong>for</strong> the mixed aerosol <strong>for</strong> all size classes.<br />

Only small deviations are observed.<br />

| Fig. 8<br />

Retention efficiency <strong>for</strong> three different aerosols plotted over the aerodynamic<br />

diameter.<br />

It is noticeable that the mixed aerosol is much better<br />

retained than the individual substances. For the<br />

individual substances SnO 2 and CsI a filter gap at a<br />

specific aerodynamic diameter is observed, whereas<br />

<strong>for</strong> the mixed aerosol there is a plateau between<br />

0.5 µm and 1.2 µm where the retention efficiency<br />

is reduced.<br />

However, it must also be considered that the input<br />

mass concentration was highest <strong>for</strong> the mixed aerosol<br />

(cf. Fig. 2).<br />

Conclusion and Outlook<br />

Four test series are presented in this section, comprising<br />

seventeen individual (quasi-) stationary test<br />

phases. The first test series deals with the retention<br />

efficiency of CsI that is injected with 20 m³ nitrogen<br />

per hour by different nozzle submergences in the<br />

water layer of the test vessel. Those tests are repeated<br />

in the second test series but using a mixed-aerosol<br />

(consisting of ~60 % CsI and ~40 % SnO 2 ) instead<br />

The rather high retention of the mixed aerosol might<br />

have been caused by different mechanisms. Three<br />

different interpretations have been developed.<br />

Firstly, that during the experiment the partial density<br />

of the water next to the aerosol stream might<br />

have been higher, because of the soluble CsI. Dissolved<br />

CsI could act as scrubbing liquid <strong>for</strong> SnO 2 ,<br />

and the retention efficiency would rise. The second<br />

theory is that a mixed aerosol might build coarser<br />

particles due to agglomeration, and there<strong>for</strong>e more<br />

particles would be retained by inertial impaction at<br />

the inlet. The third theory is that the initial number<br />

concentration of the mixed aerosol was much higher<br />

than in the single aerosol tests, so the particle interactions<br />

inside a rising bubble would have been<br />

much higher and more particles would have been<br />

retained, e.g. due to Brownian diffusion or centrifugal<br />

impaction.<br />

For varying the inlet flow rate it is observed that<br />

the retention efficiency of the mixed aerosol is significantly<br />

higher than in the tests with the single<br />

aerosol CsI. Increasing the inlet flow causes the integral<br />

retention to rise. Nevertheless, with increasing<br />

the inlet flow rate and there<strong>for</strong>e the inlet velocity<br />

the filter gap is shifted from 0.5 µm to smaller<br />

Research and Innovation<br />

Experimental Investigation on the Pool Scrubbing Behaviour of soluble and mixed Aerosol Components ı René Vennemann, Michael Klauck, Tobias Jankowski, Hans-Josef Aus den Allelein, Unternehmen<br />

Marco K. Koch


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

RESEARCH AUS DEN AND UNTERNEHMEN<br />

INNOVATION 76<br />

particle sizes. This phenomenon is still inconclusive<br />

and needs further investigation.<br />

As seen in earlier experiments at the SAAB test facility<br />

this work also indicates that an integral DF<br />

(based on mass) does not give an accurate picture<br />

of aerosol retention as bigger particle size classes<br />

mask the poorer retention of smaller, respirable aerosols.<br />

All shown experiments have a characteristic<br />

particle size class or classes where the particles are<br />

filtered worst. The filter gap occurs <strong>for</strong> CsI at 0.5 µm<br />

and <strong>for</strong> SnO 2 at 1.2 µm. The mixed aerosol (60 % CsI<br />

and 40 % SnO 2 ) seems to have a filter gap between<br />

those two size classes from 0.5 µm up to 1.2 µm<br />

where the particle retention is the poorest.<br />

The theories presented on mixed aerosols should be<br />

further investigated. In order to further investigate<br />

theories two and three, it is important to include<br />

new aerosol species in the experiments and to vary<br />

the concentration (mass and number) of the different<br />

aerosols.<br />

References<br />

[ALL09] Allelein, H.-J. et al.: "State of the art report on nuclear aerosols" OECD/NEA,<br />

Committee on the Safety of <strong>Nuclear</strong> Installations, 2009.<br />

[ALL18]<br />

[ALL20]<br />

[DEH94]<br />

[GUP23]<br />

[HER18]<br />

[REH22]<br />

[VEN22]<br />

Authors<br />

Allelein, H.-J. et al.: "Severe Accident Aerosol Behaviour" – Final report of the<br />

research project: BMWi 1501454, RWTH Aachen University, 2018.<br />

Allelein, H.-J. et al.: “Severe accident related activities of the research center<br />

Jülich/Germany” <strong>International</strong> <strong>Journal</strong> of Advanced <strong>Nuclear</strong> Reactor Design and<br />

Technology, Volume 2, pp. 131-143, 2020.<br />

Dehbi, A. and Guentay, S.: "Simulation of pool scrubbing experiments using<br />

BUSCA" Paul Scherer Institute, 1994.<br />

Gupta, S. et al.: “Integration of pool scrubbing research to enhance Source-Term<br />

calculations (IPRESCA) project – Overview and first results” <strong>Nuclear</strong> Engineering<br />

and Design, Volume 404, p. 112189, 2023.<br />

Herranz, L. E. and Sanchez, F.: “Critical Assessment of Pool Scrubbing Background”<br />

Presentation at the 2nd Meeting of the IPRESCA Project, Frankfurt a. M.<br />

(Germany), 2018.<br />

Rehrmann, J.et al.: “Bewertung der verfügbaren Datenbasis zur Partikelrückhaltung<br />

in Flüssigkeitsvorlagen” – Technical report of the research project:<br />

BMUV 1501618, Ruhr-Universität Bochum, PSS,2022.<br />

Vennemann, R. et al.: “Experimental Investigation on the Retention of Soluble<br />

Particles by Pool Scrubbing”, <strong>Journal</strong> of <strong>Nuclear</strong> Engineering and Radiation<br />

Science, Volume 8, p. 044502, 2022<br />

René Vennemann<br />

Plant Simulation and Safety (PSS),<br />

Ruhr-Universität Bochum (RUB)<br />

rene.vennemann@pss.rub.de<br />

Nomenclature<br />

c concentration [kg/m 3 ]<br />

ṁ mass flow [kg/s]<br />

Greek Symbols<br />

η retention efficiency [–]<br />

ρ density [kg/m 3 ]<br />

Nondimensional Numbers<br />

DF decontamination factor<br />

Subscripts or Superscripts<br />

in inlet<br />

out outlet<br />

Acronyms<br />

BWR boiling water reactor<br />

CsI cesium iodine<br />

ELPI electric low-pressure impactor<br />

N 2 nitrogen<br />

SAAB severe accident aerosol behavior (facility)<br />

SnO 2 tin dioxide<br />

Acknowledgement<br />

This work is funded by the German Federal Ministry<br />

<strong>for</strong> the Environment, Nature Conservation, <strong>Nuclear</strong><br />

Safety and Consumer Protection (BMUV) under<br />

grant numbers 150 1551 and 150 1618 based on a<br />

decision of the German Bundestag.<br />

René Vennemann studied mechanical engineering at Ruhr-Universität Bochum,<br />

majoring in energy and process engineering. After completing his masters’<br />

degree, he worked as research assistant at RWTH-Aachen in the SAAB II project<br />

from 2019 to 2021. Since March 2021, he has been working at PSS AG at<br />

Ruhr-Universität Bochum with the focus on experimental research of pool scrubbing.<br />

Co-Authors<br />

Dr.-Ing. Tobias Jankowski<br />

Plant Simulation and Safety (PSS),<br />

Ruhr-Universität Bochum (RUB)<br />

tobias.jankowski@pss.rub.de<br />

Dr.-Ing. Michael Klauck<br />

Institute of Energy and Climate Research (IEK-14),<br />

Forschungszentrum Juelich GmbH<br />

m.klauck@fz-juelich.de<br />

Prof. Dr. rer. nat. Hans-Josef Allelein<br />

Institute of Energy and Climate Research (IEK-6),<br />

Forschungszentrum Juelich GmbH<br />

h.j.allelein@fz-juelich.de<br />

Prof. Dr.-Ing. Marco K. Koch<br />

Head of Plant Simulation and Safety (PSS),<br />

Ruhr-Universität Bochum (RUB)<br />

marco.koch@pss.rub.de<br />

Research and Innovation<br />

Aus Experimental den Unternehmen<br />

Investigation on the Pool Scrubbing Behaviour of soluble and mixed Aerosol Components ı René Vennemann, Michael Klauck, Tobias Jankowski, Hans-Josef Allelein, Marco K. Koch


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WiN Germany Preis 2023<br />

Auszeichnung wissenschaftlicher Arbeiten im nuklearen Bereich<br />

Women in <strong>Nuclear</strong> (WiN) ist ein internationaler Zusammenschluss von über 35.000 Frauen aus mehr als 140<br />

Ländern. In Deutschland agiert WiN Germany als eingetragener, gemeinnütziger Verein mit rund 110<br />

weiblichen Mitgliedern. WiN Germany möchte dazu beitragen, einen Dialog über die Notwendigkeit der<br />

nuklearen Kompetenzen in Deutschland zu führen.<br />

WiN Germany ist davon überzeugt, dass eine Industrienation im internationalen Wettbewerb auch über den<br />

Kernenergieausstieg hinaus kerntechnische Kompetenzen erhalten und weiter ausbauen muss. Insbesondere<br />

für die Einflussnahme Deutschlands in Fragen der nuklearen Nichtverbreitung, der Versorgung für die<br />

Nuklearmedizin (z.B. Krebsdiagnostik) und des sicheren Betriebs, Stilllegung und Rückbaus von<br />

kerntechnischen Anlagen sind eigene Kompetenzen noch sehr lange unverzichtbar. Das international<br />

anerkannt hohe Know-how in Deutschland ist zudem im Zusammenhang mit den weltweiten<br />

Neubauprojekten sehr gefragt. Deswegen möchte WiN Germany junge Frauen ausdrücklich dazu ermutigen,<br />

eine berufliche Laufbahn im nuklearen Bereich zu wählen.<br />

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Gruppen verliehen werden, die in Deutschland in einem Fachgebiet im nuklearen Bereich tätig sind und seit<br />

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Fragen, z.B. zu internationalen Beziehungen, Kommunikation, Wissensmanagement, Psychologie,<br />

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einzureichen. Sie müssen eine Zusammenfassung der Arbeit (max. 3 DIN A4 Seiten), einen Lebenslauf sowie<br />

ein Empfehlungsschreiben einer dritten Person mit kurzer Begründung für die Preiswürdigkeit der Arbeit<br />

enthalten. Bewerbungen können in deutscher oder englischer Sprache erstellt werden. Es werden sowohl<br />

Eigenbewerbungen als auch Vorschläge von Dritten angenommen.<br />

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bzw. Gruppen ausgewählt. Dieser Personenkreis wird eingeladen, ihre Arbeit im Rahmen der<br />

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vorzustellen. Die 15-minütige Präsentation in deutscher Sprache mit anschließender Diskussion soll den<br />

eigenen Anteil an der vorgestellten Arbeit darstellen und auch Fachfremden das Thema näherbringen.<br />

Danach werden die Teilnehmerinnen der Mitgliederversammlung entscheiden, wer den WiN Germany Preis<br />

2023 erhält. Die Auszeichnung erfolgt anschließend durch die Präsidentin von WiN Germany e.V.<br />

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<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2022<br />

<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

78<br />

REPORT<br />

Operating results 2022<br />

In 2022 the three (3) German nuclear power plants, Emsland,<br />

Isar 2 and Neckarwestheim II, generated 34.655 billion kilowatt<br />

hours (kWh) of electricity gross. The three plants Brokdorf KBR<br />

(1,480 MWe gross), Grohnde KWG (1,430 MWe gross) and Gundremmingen<br />

KRB C (1,344 MWe gross) with an total capacity of<br />

4,254 MWe gross ceased operation – lost the permit <strong>for</strong> generating<br />

electricity – at the end of 2021, on 31 December 2021 24:00 h at<br />

latest, due to the revision of the German Atomic Energy Act in the<br />

political aftermath of the accidents in Fukushima, Japan, in 2011.<br />

The three nuclear power plants in operation during the year 2022<br />

contributed to electricity production with an electric gross output<br />

of 4,291 MWe and a net output of 4,055 MWe.<br />

All three nuclear power plants in operation in 2022 achieved results<br />

with a gross production greater than 11 billion kilowatt hours,<br />

the Isar 2 power plant produced more than 12 billion kilowatt hours.<br />

.<br />

Worldwide, in 2022, 41 nuclear power plant units achieved production<br />

results of more than 10 billion kilowatt hours gross in the year<br />

2022.<br />

At the end of 2022, 414 reactor units were in operation in 33 countries<br />

worldwide and 58 were under construction in 16 countries. The<br />

number of units declared “in operation” decreased from 2021 significantly,<br />

when 438 units were in operation. A new operation status,<br />

“Suspended operation”, was assigned to 23 units in Japan. The share<br />

of nuclear power in world electricity production was around 10 %.<br />

German nuclear power plants have been occupying top spots in electricity<br />

production <strong>for</strong> decades thus providing an impressive demonstration<br />

of their efficiency, availability and reliability.<br />

Additionally German nuclear power plants are leading with their<br />

lifetime electricity production. The Brokdorf, Emsland, Grohnde,<br />

Gundremmingen C and Neckarwestheim II nuclear power plant have<br />

produced more than 360 billion kilowatt hours since their first criticality,<br />

the Grohnde and Isar 2 plant even are the first nuclear power<br />

plants that generated more than 400 billion kilowatt hours, worldwide.<br />

Operating results of nuclear power plants in Germany 2022 and 2021.<br />

<strong>Nuclear</strong> power plant<br />

Rated power<br />

in 2022 (2021)<br />

Gross electricity<br />

generation<br />

in MWh<br />

Availability<br />

factor*<br />

in %<br />

Energy availability<br />

factor**<br />

in %<br />

gross<br />

in MWe<br />

net<br />

in MWe<br />

2022 2021 2022 2021 2022 2021<br />

Brokdorf KBR (1,480) (1,410) --- 10,552,306 --- 100.00 --- 92.59<br />

Emsland KKE 1,406 1,335 11,293,993 11,356,583 94.88 95.44 94.83 95.37<br />

Grohnde KWG (1,430) (1,360) --- 10,485,503 --- 92.70 --- 92.50<br />

Gundremmingen KRB C (1,344) (1,288) --- 9,154,214 --- 99.90 --- 99.70<br />

Isar KKI 2 1,485 1,410 12,273,569 12,068,285 97.25 94.79 96.88 94.62<br />

Neckarwestheim GKN II 1,400 1,310 11,141,700 11,151,300 94.43 92.36 94.43 92.32<br />

Total in 2022 (and in 2021)<br />

4,291<br />

(8,545)<br />

4,055<br />

(8,113)<br />

34,655,262 64,382,397 95.50 95.85 95.35 94.50<br />

* Availability factor (time availability factor) kt = tN/tV: The time availability factor kt is the quotient<br />

of available time of a plant (tV) and the reference period (tN). The time availability factor is a degree<br />

<strong>for</strong> the deployability of a power plant.<br />

** Energy availability factor kW = WV/WN: The energy availability factor kW is the quotient of available<br />

energy of a plant (WV ) and the nominal energy (WN). The nominal energy WN is the product of nominal<br />

capacity and reference period. This variable is used as a reference variable (100 % value) <strong>for</strong> availability<br />

considerations. The available energy WV is the energy which can be generated in the reference period<br />

due to the technical and operational condition of the plant. Energy availability factors in excess of 100 %<br />

are thus impossible, as opposed to energy utilisation.<br />

*** Inclusive of round up/down, rated power in 2022/2021.<br />

**** The Philippsburg KKP 2 nuclear power plant was permanently shutdown on 31 December 2020<br />

due to the revision of the German Atomic Energy Act in 2011. The revision bans electricity generation <strong>for</strong> the<br />

nuclear power plants in Germany from a fixed point in time.<br />

All data in this report as of 31 March 2023<br />

64 | vgbe energy journal Report 5 · 2023<br />

Operating results 2022


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2022<br />

Top Ten<br />

Top Ten: Electricity production 1981 to 2022<br />

Top Ten: <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong> Plants<br />

79<br />

Since the operating year 1981, i.e. with<br />

the commissioning of the first powerful nuclear<br />

power plant units with a capacity of<br />

more than 1,000 MW from the second half of<br />

the 1970s, the “Top Ten” statistics <strong>for</strong> the operation<br />

of nuclear power plants was published.<br />

The annual gross and net electricity<br />

generation of the nuclear power plant units is<br />

always taken into account.<br />

Of the 420 rankings in the 42 years of operation<br />

(1981 to 2022) during this period:<br />

• 218 were taken by 15 different nuclear<br />

power plants from Germany<br />

• of which 28 times with the first place in<br />

the top ten by 8 different nuclear power<br />

plants.<br />

In 2022, the Isar 2 and the Emsland unit<br />

achieved two of the world’s ten best production<br />

results of gross generation in 2022 (“Top<br />

Ten”, Isar 2: second place, Emsland: eighth<br />

place.) The Saeul 1 nuclear power plant, Republic<br />

of Korea, was the top unit in 2022 with<br />

13.0 billion kWh; no maintenance outage<br />

and refuelling was carried out in 2022, so the<br />

plant was operated with 100.00 % time availability.<br />

Year<br />

1981<br />

1982<br />

1983<br />

1984<br />

1985<br />

1986<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

World's<br />

best<br />

2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

D D D<br />

D D D D<br />

D D D D<br />

D D D D<br />

D D D D D D D<br />

D D D D D D<br />

D D D D D D<br />

D D D D D<br />

D D D D D D D<br />

D D D D D D<br />

D D D D D D D<br />

D D D D D D D<br />

D D D D D D D<br />

D D D D D D D<br />

D D D D D D D<br />

D D D D D D D<br />

D D D D D D D<br />

REPORT<br />

1998<br />

D D D D D D<br />

1999<br />

D D D D D D D<br />

2000<br />

D D D D D D<br />

2001<br />

D D D D D D D D<br />

2002<br />

D D D D D<br />

2003<br />

D D D D<br />

D<br />

D<br />

2004<br />

D D D D D<br />

2005<br />

D D D D D D<br />

2006<br />

D<br />

D<br />

D D D D D<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

D D D D D D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D D D<br />

D D D<br />

D<br />

2010<br />

D<br />

D<br />

D D D D<br />

2011<br />

D D D D<br />

2012<br />

D D D<br />

D<br />

2013<br />

D D D<br />

2014<br />

D D D D<br />

D German<br />

nuclear power plant<br />

2015 D D D D<br />

2016 D D D<br />

2017<br />

D D<br />

2018 D D<br />

2019<br />

D<br />

D<br />

2020<br />

D<br />

2021<br />

D D<br />

2022 D D<br />

vgbe energy Report journal 5 · 2023 | 65<br />

Operating results 2022


<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2022<br />

<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

80<br />

Emsland<br />

REPORT<br />

Operating sequence in 2022<br />

Electrical output in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

January February March April May June July August September October November December<br />

100 Apart from the 16.6 days refueling outage the Emsland nuclear<br />

power plant had been operating uninterrupted and mainly at full<br />

load 80 during the review period 2022. Producing a gross power<br />

generation of 11,356,583 MWh with a capacity factor of 95.37 %<br />

60<br />

the power plant achieved a very good operating result.<br />

40<br />

Planned shutdowns<br />

20<br />

35 rd Refueling and 34 rd overall maintenance outage:<br />

The annual outage was scheduled <strong>for</strong> the period 6 May to 25 May<br />

0<br />

2022. The outage took 18.7 days from breaker to breaker. During<br />

the 35 rd refueling none new fuel elements were used. The following<br />

100 major maintenance and inspection activities were carried<br />

out:<br />

80<br />

• Inspection of core and reactor pressure vessel internals.<br />

60<br />

• Inspection of pressurizer valves.<br />

• Pressure test on different coolers and tanks.<br />

40<br />

• Pressure test on residual heat exchange.<br />

• 20Inspection of feedwater tank.<br />

0<br />

Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip<br />

None.<br />

<strong>Power</strong> reductions above 10 % and longer than <strong>for</strong> 24 h<br />

11 April to 6 May 2022: Stretch-out operation.<br />

13 November 2022<br />

to 21 January 2023: Stretch-out operation.<br />

Delivery of fuel elements<br />

In 2022 no fuel elements were delivered.<br />

Waste management status<br />

No CASTOR © cask loading was carried out during the review period<br />

2022.<br />

At the end of the year 47 loaded casks were stored in the local<br />

interim storage facility owned by BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung<br />

mbH.<br />

General points<br />

None.<br />

Positionierung:<br />

Bezug, links, unten<br />

X = 20,475 Y = 95,25 B = 173,5 H = 38,2<br />

VGB: HKS6K 30 %<br />

<strong>atw</strong>: 100 60 0 0<br />

66 | vgbe energy journal Report 5 · 2023<br />

Operating results 2022


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2022<br />

81<br />

Operating data<br />

Review period 2022<br />

REPORT<br />

Plant operator: Kernkraftwerke Lippe-Ems GmbH<br />

Shareholder/Owner: RWE <strong>Power</strong> AG (87,5 %),<br />

PreussenElektra GmbH (12,5 %)<br />

Plant name: Kernkraftwerk Emsland (KKE)<br />

Address: Kernkraftwerk Emsland,<br />

Am Hilgenberg , 49811 Lingen, Germany<br />

Phone: 0591 806-1612<br />

Web: www.rwe.com<br />

First synchronisation: 04-19-1988<br />

Date of commercial operation: 06-20-1988<br />

Design electrical rating (gross):<br />

1,406 MW<br />

Design electrical rating (net):<br />

1,335 MW<br />

Reactor type:<br />

PWR<br />

Supplier:<br />

Siemens/KWU<br />

The following operating results were achieved:<br />

Operating period, reactor:<br />

8,318 h<br />

Gross electrical energy generated in 2022: 11,293,993 MWh<br />

Net electrical energy generated in 2022: 10,719,210 MWh<br />

Gross electrical energy generated since<br />

first synchronisation until 12-31-2022:<br />

391,661,277 MWh<br />

Net electrical energy generated since<br />

first synchronisation until 12-31-2022:<br />

371,402,139 MWh<br />

Availability factor in 2022: 94.88 %<br />

Availability factor since<br />

date of commercial operation: 93.98 %<br />

Capacity factor 2022: 94.83 %<br />

Capacity factor since<br />

date of commercial operation: 93.85 %<br />

Downtime<br />

(planned and unplanned) in 2022: 5.12 %<br />

Number of reactor scrams 2022: 0<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

10<br />

Availability factor in %<br />

Capacity factor in %<br />

91<br />

91<br />

94<br />

94<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

89<br />

89<br />

94<br />

94<br />

2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />

Collective radiation dose of own<br />

and outside personnel in Sv<br />

95<br />

95<br />

2021<br />

95<br />

95<br />

2022<br />

Licensed annual emission limits in 2022:<br />

Emission of noble gases with plant exhaust air:<br />

Emission of iodine-131 with plant exhaust air:<br />

(incl. H-3 and C-14)<br />

Emission of nuclear fission and activation products<br />

with plant waste water (excluding tritium):<br />

1.0 · 10 15 Bq<br />

5.0 · 10 9 Bq<br />

3.7 · 10 10 Bq<br />

Proportion of licensed annual emission limits<br />

<strong>for</strong> radioactive materials in 2022 <strong>for</strong>:<br />

Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.09 %<br />

Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 0.00 %<br />

(incl. H-3 and C-14)<br />

Emission of nuclear fission and activation products<br />

with plant waste water (excluding tritium): 0.00 %<br />

Collective dose:<br />

0.038 Sv<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0.10<br />

2015<br />

0.05<br />

2016<br />

0.09<br />

2017<br />

0.06<br />

2018<br />

0.07<br />

2019<br />

0.08<br />

2020<br />

0.05<br />

2021<br />

0.04<br />

2022<br />

vgbe energy Report journal 5 · 2023 | 67<br />

Operating results 2022


<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2022<br />

<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

82<br />

Isar 2<br />

REPORT<br />

Operating sequence in 2022<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Electrical output in %<br />

January February March April May June July August September October November December<br />

100 With a gross electricity generation of 12,273,569 MWh and a energy<br />

availability of 96.88 %, unit 2 achieved a very good operating<br />

80 result in the reporting period. The power plant surpassed the<br />

400 billion kilowatt hour mark in electricity generated on the<br />

evening 60 of 11 November 2022. The planned end of the cycle was<br />

reached on 25 December 2022, and then stretch-out operation<br />

phase 40 1 started.<br />

20<br />

Planned shutdowns<br />

On 9 January 2022, the plant was shut down and disconnected<br />

0<br />

from the grid due to a fault in the water/steam circuit. After fixing<br />

the cause, the power plant was re-synchronised with the grid<br />

100 at 21:08 on 10 January 2022.<br />

The plant was disconnected off the grid on 21 October 2022 <strong>for</strong> a<br />

short 80 shutdown <strong>for</strong> maintenance of the pressuriser valves. The<br />

work on the pressuriser valve station started on 22 October 2022<br />

and 60 ended on 27 October 2022. The Isar 2 unit was synchronised<br />

with the grid on 29 October 2022 at 14:28.<br />

40<br />

Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip<br />

None.<br />

20<br />

WANO Review/Technical Support Mission<br />

None.<br />

Delivery of fuel elements<br />

None.<br />

Waste management status<br />

In 2022, 9 TN24E casks have been loaded in KKI 2 and have been<br />

put successfully in the Brennelemente-Zwischenlager Isar (BZI).<br />

General points<br />

In the reporting period (1 January 2022 to 31 December 2022),<br />

the Isar 2 nuclear power plant was in operation continuously,<br />

with the exception of a short outage in January due to an fault<br />

and a planned short outage in October <strong>for</strong> work on the pressuriser<br />

valve station.<br />

0<br />

<strong>Power</strong> reductions above 10 % and longer than <strong>for</strong> 24 h<br />

None.<br />

Positionierung:<br />

Safety Reviews<br />

Bezug, links, unten<br />

In the period from 28 February 2022 to 4 March 2022, a review<br />

of the integrated management system was carried out at the Isar<br />

site as part of a recertification or revalidation audit.<br />

X = 20,475 Y = 95,25 B = 173,5 H = 38,2<br />

VGB: HKS6K 30 %<br />

<strong>atw</strong>: 100 60 0 0<br />

68 | vgbe energy journal Report 5 · 2023<br />

Operating results 2022


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2022<br />

83<br />

Operating data<br />

Review period 2022<br />

REPORT<br />

Plant operator: PreussenElektra GmbH<br />

Shareholder/Owner: PreussenElektra GmbH (75 %),<br />

Stadtwerke München GmbH (25 %)<br />

Plant name: Kernkraftwerk Isar 2 (KKI 2)<br />

Address: PreussenElektra GmbH, Kernkraftwerk Isar,<br />

Postfach 11 26, 84049 Essenbach, Germany<br />

Phone: 08702 38-2465, Telefax: 08702 38-2466<br />

Web: www.preussenelektra.de<br />

First synchronisation: 01-22-1988<br />

Date of commercial operation: 04-09-1988<br />

Design electrical rating (gross):<br />

1,485 MW<br />

Design electrical rating (net):<br />

1,410 MW<br />

Reactor type:<br />

PWR<br />

Supplier:<br />

Siemens/KWU<br />

The following operating results were achieved:<br />

Operating period, reactor:<br />

8,519 h<br />

Gross electrical energy generated in 2022: 12,273,569 MWh<br />

Net electrical energy generated in 2022: 11,610,816 MWh<br />

Gross electrical energy generated since<br />

first synchronisation until 12-31-2022:<br />

401,770,897 MWh<br />

Net electrical energy generated since<br />

first synchronisation until 12-31-2022:<br />

379,891,140 MWh<br />

Availability factor in 2022: 97.25 %<br />

Availability factor since<br />

date of commercial operation: 93.51 %<br />

Capacity factor 2022: 96.88 %<br />

Capacity factor since<br />

date of commercial operation: 92.69 %<br />

Downtime<br />

(schedule and <strong>for</strong>ced) in 2022: 2.75 %<br />

Number of reactor scrams 2022: 0<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

10<br />

89<br />

89<br />

Availability factor in %<br />

Capacity factor in %<br />

96<br />

96<br />

91<br />

92<br />

95<br />

95<br />

96<br />

96<br />

93<br />

93<br />

2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />

Collective radiation dose of own<br />

and outside personnel in Sv<br />

95<br />

95<br />

97<br />

97<br />

2022<br />

Licensed annual emission limits in 2022:<br />

Emission of noble gases with plant exhaust air: 1.1 · 10 15 Bq<br />

Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 1.1 · 10 10 Bq<br />

Emission of nuclear fission and activation products<br />

with plant waste water (excluding tritium):<br />

5.5 · 10 10 Bq<br />

9<br />

8<br />

7<br />

Proportion of licensed annual emission limits<br />

<strong>for</strong> radioactive materials in 2022 <strong>for</strong>:<br />

Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.13 %<br />

Emission of iodine-131 with plant exhaust air: < limit of detection<br />

Emission of nuclear fission and activation products<br />

with plant waste water (excluding tritium): 0.0002 %<br />

Collective dose:<br />

0.025 Sv<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0.25<br />

2015<br />

0.06<br />

2016<br />

0.14<br />

2017<br />

0.06<br />

2018<br />

0.05<br />

2019<br />

0.18<br />

2020<br />

0.05<br />

2021<br />

0.03<br />

2022<br />

vgbe energy Report journal 5 · 2023 | 69<br />

Operating results 2022


<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2022<br />

<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

84<br />

Neckarwestheim II<br />

REPORT<br />

Operating sequence in 2022<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Electrical output in %<br />

January February March April May June July August September October November December<br />

100<br />

In 80the reporting year 2022, the Neckarwestheim II nuclear power<br />

plant (GKN II) generated a gross energy of 11,141,700 MWh, of<br />

which 60 10,033,894 MWh were fed into the public three-phase grid<br />

and 1,107,806 MWh into the static converter plant of Deutsche<br />

40<br />

Bahn AG. The net electrical generation was 10,435,381 MWh.<br />

The plant was connected to the grid <strong>for</strong> 8,271.9 hours. This results<br />

in a time utilisation of 94.43 %.<br />

20<br />

Since the commissioning of the three-phase current machine,<br />

0<br />

373,647,884 MWh gross and 349,485,097 MWh net have been<br />

generated.<br />

100<br />

Planned shutdowns<br />

480June to 24 July 2022: 39 th fuel reloading and annual major inspection.<br />

Major maintenance activities:<br />

• 60Fuel assembly replacement without insertion of new fuel assemblies<br />

40<br />

• Eddy current inspection of heating tubes of all four steam generators,<br />

system JEA10-40<br />

20<br />

• Activities in the main redundancy 3/7<br />

• 0Maintenance of the turbine set and generator<br />

• Inspection of various trans<strong>for</strong>mers<br />

• Maintenance and repair of the 110 kV and 400 kV grid connections<br />

Positionierung:<br />

Bezug, links, unten<br />

X = 20,475 Y = 95,25 B = 173,5 H = 38,2<br />

VGB: HKS6K 30 %<br />

<strong>atw</strong>: 100 60 0 0<br />

• Tests of tanks of the steam generator blowdown system LCQ<br />

• Pressure tests of high-pressure coolers of the main coolant<br />

pumps, system JEB<br />

• Inspection of high pressure preheater, system LAD61<br />

Unplanned shutdowns and reactor/turbine trip<br />

None.<br />

Integrated management system (IMS)<br />

EnKK (NPP P, GKN, KWO)<br />

The integrated management system (IMS) of the EnBW Kernkraft<br />

GmbH (EnKK) according to KTA 1402 with its partial system<br />

<strong>for</strong><br />

• <strong>Nuclear</strong> Safety (SMS),<br />

• Quality Management (QMS/QSÜ),<br />

• Occupational Safety Management (AMS) as well as<br />

• Environmental and Energy Management<br />

(UMS, EnMS, Umwelt- und Energiemanagementsystem)<br />

was also in 2022 continuously further developed. Scope and content<br />

of each process descriptions were gradually adapted to the<br />

different internal requirements and related approval criteria.<br />

The completeness and effectiveness (con<strong>for</strong>mity) of the process-oriented<br />

IMS, including the quality management measures<br />

(QM), were confirmed by corresponding internal and external<br />

audits as well as by an inspection by the assessor (ESN) and the<br />

supervisory authority over several days at the GKN (Neckarwestheim)<br />

and KKP (Philippsburg) sites.<br />

The surveillance audit of the certified energy management<br />

(standard 50001:2018) was successfully conducted by an external<br />

auditor (SQS) from 4 to 6 May 2022.<br />

Waste management status<br />

No cask loading campaign was carried out in 2022.<br />

At the end of 2022, there were 665 GKN II fuel assemblies (dry<br />

storage, wet storage and reactor) in the GKN II plant.<br />

<strong>Power</strong> reductions above 10 % and longer than <strong>for</strong> 24 h<br />

30 April to 4 June 2022: Stretch-out operation.<br />

January to April 2022<br />

and<br />

June to October 2022: Load sequence operation.<br />

26 October to 31 December 2022: Stretch-out operation<br />

70 | vgbe energy journal Report 5 · 2023<br />

Operating results 2022


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

<strong>Nuclear</strong> power plants: Operating results 2022<br />

85<br />

Operating data<br />

Review period 2022<br />

REPORT<br />

Plant operator: EnBW Kernkraft GmbH (EnKK)<br />

Shareholder/Owner: EnBW Erneuerbare und Konventionelle<br />

Erzeugung AG (98,45 %), ZEAG Energie AG, Deutsche Bahn AG,<br />

Kernkraftwerk Obrigheim GmbH<br />

Plant name: Kernkraftwerk Neckarwestheim II (GKN II)<br />

Address: EnBW Kernkraft GmbH, Kernkraftwerk Neckarwestheim,<br />

Im Steinbruch, 74382 Neckarwestheim, Germany<br />

Phone: 07133 13-0, Telefax: 07133 17645<br />

E-mail: poststelle-gkn@kk.enbw.com<br />

Web: www.enbw.com<br />

First synchronisation: 01-03-1989<br />

Date of commercial operation: 04-15-1989<br />

Design electrical rating (gross):<br />

1,400 MW<br />

Design electrical rating (net):<br />

1,310 MW<br />

Reactor type:<br />

PWR<br />

Supplier:<br />

Siemens/KWU<br />

The following operating results were achieved:<br />

Operating period, reactor:<br />

8,281 h<br />

Gross electrical energy generated in 2022: 11,141,700 MWh<br />

Net electrical energy generated in 2022: 10,435,381 MWh<br />

Gross electrical energy generated since<br />

first synchronisation until 12-31-2022:<br />

373,647,884 MWh<br />

Net electrical energy generated since<br />

first synchronisation until 12-31-2022:<br />

349,485,097 MWh<br />

Availability factor in 2022: 94.43 %<br />

Availability factor since<br />

date of commercial operation: 92.94 %<br />

Capacity factor 2022: 94.43 %<br />

Capacity factor since<br />

date of commercial operation: 92.61 %<br />

Downtime<br />

(schedule and <strong>for</strong>ced) in 2022: 5.57 %<br />

Number of reactor scrams 2022: 0<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

10<br />

9<br />

93<br />

93<br />

Availability factor in %<br />

Capacity factor in %<br />

94<br />

95<br />

89<br />

89<br />

81<br />

81<br />

88<br />

94<br />

93<br />

94<br />

2016 2017 2018 2019 2020 2021<br />

Collective radiation dose of own<br />

and outside personnel in Sv<br />

92<br />

92<br />

94<br />

94<br />

2022<br />

Licensed annual emission limits in 2022:<br />

Emission of noble gases with plant exhaust air: 1.0 · 10 15 Bq<br />

Emission of iodine-131 with plant exhaust air: 1.1 · 10 10 Bq<br />

Emission of nuclear fission and activation products<br />

with plant waste water (excluding tritium):<br />

6.0 · 10 10 Bq<br />

8<br />

7<br />

6<br />

Proportion of licensed annual emission limits<br />

<strong>for</strong> radioactive materials in 2022 <strong>for</strong>:<br />

Emission of noble gases with plant exhaust air: 0.0096 %<br />

Emission of iodine-131 with plant exhaust air: < limit of detection<br />

Emission of nuclear fission and activation products<br />

with plant waste water (excluding tritium):<br />

< limit of detection<br />

Collective dose:<br />

0.073 Sv<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0.12<br />

2015<br />

0.08<br />

2016<br />

0.15<br />

2017<br />

0.12 0.10<br />

2018 2019<br />

0.08<br />

2020<br />

0.09<br />

2021<br />

0.07<br />

2022<br />

vgbe energy Report journal 5 · 2023 | 71<br />

Operating results 2022


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

ENERGY POLICY, REPORT ECONOMY | KERNTec AND 2023 LAW 86<br />

| Preisverleihung<br />

Von links nach rechts:<br />

Frank Apel, Tania<br />

Barretto, Alena<br />

Wernke, Gregor<br />

Schuboth, Nicole Koch.<br />

Nachwuchsgewinnung und Aufbruchstimmung<br />

für die Kerntechnik in Deutschland<br />

Nicolas Wendler<br />

Vom 13. bis 15. Juni 2023 fand in Frankfurt am Main die<br />

erste KERNTec als neues gemeinsames Veranstaltungs<strong>for</strong>mat<br />

von Kerntechnik Deutschland e. V. (KernD) und<br />

Kerntechnischer Gesellschaft e. V. (KTG) statt. Ziel der<br />

Veranstaltung war es, junge Menschen mit einem<br />

technischen oder naturwissenschaftlichen Hintergrund<br />

an die Kerntechnik heranzuführen und sie mit Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen zu vernetzen.<br />

Dabei galt es, die Faszination Kerntechnik für ein interessantes,<br />

vielfältiges und bedeutsames Tätigkeitsfeld<br />

zu vermitteln und auf die großen Chancen hinzuweisen,<br />

die sich derzeit europaweit und international<br />

entwickeln. So erwartet die europäische Nuklearallianz<br />

der 15 kernkraftfreundlichen EU-Mitgliedern für die<br />

kommenden Jahre einen EU-weiten Personalbedarf von<br />

450.000 Mitarbeitern in den kommenden 30 Jahren,<br />

davon 200.000 hoch qualifiziert. Diese Entwicklung soll<br />

und wird an der deutschen Branche nicht vorbei gehen.<br />

Hauptakteure der KERNTec waren deshalb Studierende,<br />

die im Science Slam ihr Forschungsthema<br />

oder ihren gegenwärtigen Tätigkeitsbereich kurz,<br />

allgemeinverständlich und unterhaltsam vorstellen<br />

konnten. Die Beiträge im Science Slam wurden von den<br />

Veranstaltungsteilnehmern bewertet und die besten<br />

prämiert, denn hierbei gab es ein seitens KTG ausgesetztes<br />

Preisgeld in Höhe von 2.000 € zu gewinnen.<br />

Alena Wernke vom Karlsruher Institut für Techologie<br />

(KIT) konnte sich den ersten Platz sichern. Frau Wernke<br />

studierte zunächst am KIT Maschinenbau und arbeitete<br />

anschließend als Konstrukteurin und Projektmanagerin.<br />

Da ihr Herz für die Wissenschaft schlägt, kehrte<br />

Sie 2019 ans KIT zurück, um zu <strong>for</strong>schen. Hier arbeitet<br />

Sie seitdem an der Entwicklung von Robotern für den<br />

Rückbau. Ihr Vortrag lautete: „ROBDEKON – Robotersysteme<br />

für die Dekontamination in menschenfeindlichen<br />

Umgebungen".<br />

Auf dem zweiten Platz folgte Frau Tania Barretto. Frau<br />

Barretto, die einen Abschluss im Bauingenieurwesen<br />

von der Universität von Sao Paulo und einen Master<br />

im Bereich Wasserressourcen von der Universität<br />

Federal von Rio de Janeiro, Brasilien hat, arbeitet seit<br />

2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am KIT. Ihr<br />

Forschungsgebiet ist der Rückbau konventioneller und<br />

kerntechnischer Bauwerke, insbesondere der Entsorgung<br />

von radioaktiven Abfällen. Ihr Beitrag hatte den<br />

Titel „Entwicklung eines mobilen, automatisierten,<br />

optischen Inspektionssystems<br />

für radioaktive Fassgebinde<br />

(EMOS)".<br />

Der dritte Platz ging an<br />

Herrn Gregor Schuboth, der<br />

an der TU Dresden studiert<br />

und sich in den Endzügen<br />

seiner Bachelor arbeit<br />

befindet. Herr Schuboth<br />

begann das Maschinenbaustudium<br />

mit Hinblick<br />

auf die Vertiefung Raumfahrttechnik,<br />

konnte aber<br />

bei einem Besuch des Kernkraftwerks<br />

Lubmin von der<br />

Kerntechnik überzeugt<br />

werden. Sein Vortrag<br />

widmete sich der „Nutzung<br />

der Kerntechnik in der Raumfahrt".<br />

Weiterhin stellten sich den An<strong>for</strong>derungen des<br />

Science Slams: Stefan Ballok von der TU Wien mit dem<br />

Beitrag „Kernenergie – Der Schlüssel zu einer erfolgreichen<br />

Energiewende“, Dr. Iaroslav Meleshenkovskii<br />

vom Forschungszentrum Jülich zum Thema „Fast<br />

neutron inelastic scattering technology <strong>for</strong> rapid nondestructive<br />

characterization of rare-earth elements in<br />

magnets“, Tanzila Nurjahan (TU Dresden) mit „In-situ<br />

measurement of moisture content and contamination<br />

in concrete during decommissioning of nuclear power<br />

REPORT<br />

KERNTec 2023 ı Nicolas Wendler


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

plants“. Selim Uygur trat mit der „Herstellung von<br />

Laborproben an Uran-Cer Mischoxidkeramik aus wässrigen<br />

Metallnitratlösungen“ an, Chiara Wagner sowie<br />

Simon Asters Beitrag, beide an der TU Wien, titelte „Das<br />

blaue Leuchten – ein Forschungsreaktor in Wien“ und<br />

Nelson Felipe Rincón Soto erläuterte Versuche hinsichtlich<br />

„Heatpipes zur Nachwärmeabfuhr“.<br />

| Blick in die Veranstaltungslocation „Maindock“ in Frankfurt am Main.<br />

Auf der anderen Seite bot die KERNTec den teilnehmenden<br />

Unternehmen und Einrichtungen die Gelegenheit,<br />

sich an Tischen und mit Vorträgen vorzustellen und<br />

auf die Möglichkeiten für Berufseinsteiger und Quereinsteiger<br />

aufmerksam zu machen. Am wichtigsten aber<br />

war die vielfältige Gelegenheit sowohl während des<br />

Veranstaltungsablaufes in Kaffee- und Essenspausen,<br />

während einzelner in<strong>for</strong>meller Programmpunkte<br />

und vor allem bei den beiden Abendveranstaltungen<br />

zwanglos ins Gespräch zu kommen. Das Konzept alles<br />

– Science Slam, Unternehmensvorstellungen, Vorträge,<br />

Unternehmenstische, Mittag- und Abendessen, Kaffeepausen<br />

– in einem Raum stattfinden zu lassen hat sich<br />

somit hervorragend bewährt.<br />

Dieser direkte Austausch hat sowohl bei den Teilnehmern<br />

als auch den Vertretern der Branche nach übereinstimmenden<br />

Aussagen sehr gut funktioniert und alle<br />

Anwesenden einschließlich der Organisatoren haben<br />

von der Veranstaltung eine optimistische Aufbruchstimmung<br />

mitgenommen, wie es sie in Deutschland auf<br />

diesem Gebiet schon lange nicht mehr gegeben hat.<br />

Die jungen Teilnehmer haben auch erfahren, dass gute<br />

und engagierte Mitarbeiter hochwillkommen sind und<br />

sich eine hervorragende langfristige Perspektive in der<br />

Kerntechnik für sie bietet.<br />

Zur allgemeinen Aufbruchstimmung haben auch die<br />

Vorträge von Dr. Walter Tromm vom KIT „The Future<br />

is <strong>Nuclear</strong>“ zu Beginn der KERNTec, „Competence.<br />

hub – Das Onboarding Programm“ von Dr. Hendrik<br />

Wiesel, Framatome, „Newclear – a leap <strong>for</strong>ward into<br />

a clean energy future“ von Oliver Rabe, TÜV Nord<br />

EnSys, „Making a career as a nuclear generalist“ von<br />

Dr. Martin Pache, Westinghouse, „Kerntechnik Made<br />

in Germany“ von Frank Apel, KTG sowie „Die Mythen<br />

der Kernenergie“ von<br />

Sebastian Hahn, Preussen<br />

Elektra beigetragen.<br />

Ergänzt wurde das Wissensangebot<br />

für die Teilnehmer<br />

durch die Vorstellung der<br />

Jungen Generation der KTG<br />

(Florian Krist) und der ENS<br />

(Hannah Paterson), eines<br />

europäischen Programmes<br />

zur Förderung der Ausbildung<br />

im Kerntechniksektor<br />

(Roberta Cirillo) und einer<br />

Darstellung zu Stand und<br />

künftiger Entwicklung im<br />

Bereich nuklearer Abfälle<br />

in Europa (Dr. Eileen Langegger).<br />

Die Teilnehmer und<br />

auch die Branchenvertreter<br />

hatten zudem Gelegenheit, kostenlos die Dienste einer<br />

Fotografin für professionelle Profilbilder in Anspruch zu<br />

nehmen.<br />

Darüber hinaus erhielten alle Studierenden ein digitales<br />

Jahresabo der <strong>atw</strong>. Zusätzlich gab es 10 Freitickets<br />

(inkl. Übernachtungen) der KTG für die Teilnahme an<br />

der KERNTECHNIK 2024 zu gewinnen.<br />

Aufgrund der positiven Resonanz soll das neue<br />

Format beibehalten und weiterentwickelt werden. Im<br />

nächsten Jahr wird es damit vom 11. – 12. Juni 2024<br />

erstmalig „KERNTECHNIK welcomes KERNTec“ heißen<br />

und so einen weiteren Fokus auf die Gewinnung von<br />

Neu- und Quereinsteigern legen.<br />

Für die gesamte Branche und damit auch für die beiden<br />

Veranstalter KernD und KTG sind Nachwuchsgewinnung<br />

und Kompetenzerhalt die zentrale Heraus<strong>for</strong>derung<br />

der kommenden Jahre, sowohl in wissenschaftlicher<br />

Hinsicht als auch für die wirtschaftliche Zukunft<br />

und die Möglichkeit, den aktuellen Aufschwung der<br />

Kerntechnik in Europa zu nutzen.<br />

ENERGY POLICY, REPORT ECONOMY | KERNTec AND 2023 LAW 87<br />

REPORT<br />

KERNTec 2023 ı Nicolas Wendler


INFORUM SEMINARE<br />

FOKUS: Kompaktkurs Praktischer Rückbau<br />

Vom Aktivitätsaufbau zur Dekontamination<br />

Zusammenfassung: Der Kompaktkurs bietet die praxisnahe Vermittlung von Fachkenntnissen über den<br />

Aufbau und die Bildung von Aktivitätsträgern/Kontaminanten aus dem bisherigen Kraftwerks-Leistungsbetrieb<br />

sowie über die zu deren Dekontamination etablierten und auch neueren Verfahren. Der Referent<br />

ist Radiochemiker mit langjähriger Berufserfahrung in der Nuklearindustrie. Der Kurs schließt mit einer<br />

Erfolgskontrolle ab.<br />

Im Einzelnen: Beim Rückbau geht es um die Minimierung der radioaktiven Abfallmengen. Dazu müssen<br />

die Kontaminanten entfernt werden, damit aus Rückbaustoffen möglichst dekontaminierte Wertstoffe<br />

werden. Die zur Dekontamination etablierten Verfahren werden mit differenziertem Blick auf galvanischchemische<br />

Prozesserfahrungen diskutiert und auch neue Laseranwendungen damit verglichen. Darüber<br />

hinaus wird in diesem Seminar über die kausalen und zielorientiert vorgenommenen Maßnahmen während<br />

des letzten Leistungsbetrieb-Jahrzehnts vor der Endabschaltung referiert.<br />

Die erzielten Erfolge zur Verbesserung der Anlagenradiologie werden in einer Art roter Faden beschrieben<br />

und belegt. Dieser Pfad führt zum Verständnis der immer aktueller werdenden Heraus<strong>for</strong>derungen im<br />

Rückbau. Er zeigt auf kurze und zielführende Lösungswege.<br />

Der Kurs wird zur Erfolgskontrolle mit einer Multiple-Choice-Prüfung abgeschlossen, er ist wesentlich<br />

für den Rückbau und leistet einen wichtigen Beitrag zum nuklearen Kompetenzerhalt!<br />

Seminarinhalte:<br />

• Woher kommt die Radioaktivität, wie liegt sie vor?<br />

• Aufbau DWR, SWR<br />

• Kernreaktionen, Nuklid-Freisetzung (Neutronen-Aktivierung, Spaltprodukte, Kernbrennstoffe)<br />

• Was ist CRUD, Ag-110m, Alphas?<br />

• Mobilisierung der Aktivität<br />

• BE-Defekt: Erkennung, Ablauf, Kinetik Austrag, Kontamination der Anlage am Beispiel des SWR<br />

• Maßnahmen zur Verbesserung der Kontaminationssituation bei Leistungs-/Restbetrieb<br />

• Vorbereitungen zum Rückbau: Prinzip der Full-System-Decontamination (FSD)<br />

• Dekont im Rückbau: Vergleich unterschiedlicher Oberflächen-Dekontaminationsverfahren<br />

• Funktionsprinzip: Elektropolieren, Abrasion, Laser-Ablation<br />

• Entsorgung, Arbeitsschutz, Strahlenschutz, Wirtschaftlichkeit<br />

Buchen Sie jetzt!<br />

Gabriele Wolf-Ganser | Geschäftsbereich Seminare<br />

Tel.: +49 1578 3025156 | E-Mail: seminare@kernd.de<br />

INFORUM Verlags- und Verwaltungsgesellschaft mbH<br />

Berliner Straße 88A, 13467 Berlin<br />

Tel.: +49 30 319 88 2 99 | www.kernd.de/kernd/seminare<br />

Heraus<strong>for</strong>derung für Generationen:<br />

Lernen Sie in nur 2 Tagen<br />

effektives Rückbau-Management.<br />

Mit wirkungsvollen Methoden<br />

bauen Sie ihr Know-how auf und<br />

tragen zum Erfolg bei.<br />

Termin<br />

20. – 21. September 2023<br />

Ablauf<br />

Tag 1: 10:00 – 17:30 Uhr<br />

Tag 2: 08:30 – 14:30 Uhr<br />

Ort<br />

Berlin<br />

(Präsenzseminar)<br />

Teilnahmegebühr<br />

1.400,– € zzgl. 19 % USt.<br />

Im Preis inbegriffen sind:<br />

• Seminarunterlagen<br />

• Teilnahmebescheinigung<br />

• Pausenverpflegung<br />

inkl. Mittagessen<br />

Referent<br />

Dipl.-Ing. Frank Klein<br />

Freiberuflicher und EU-zertifizierter<br />

Sachverständiger für Chemie und Radiochemie<br />

in Nuklear-Technik, Offingen/Donau<br />

Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Stand: Mai 2023


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

KTG-Fachinfo 12/2023 vom 23.06.2023<br />

Weitere Verzögerung bei<br />

Endlager Konrad<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Mitglieder der KTG,<br />

mit einer Pressemitteilung vom 13. Juni 2023 kündigte<br />

die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) an, dass<br />

der bisher genannte Termin für die Fertigstellung des<br />

Endlagers Konrad 2027 nicht mehr gehalten werden<br />

könne. Als Gründe werden angegeben:<br />

a längere Vertragsverhandlungen mit den Generalplanern,<br />

a eine Unterschätzung der Aufgabe, aktualisierte<br />

Sicherheitsan<strong>for</strong>derung im kerntechnischen Regelwerk<br />

gegen Erdbeben in die Ausführungsplanungen<br />

aller Bauwerke umzusetzen,<br />

a längere Verfahrensdauern bei atomrechtlichen<br />

Zustimmungsverfahren als angenommen.<br />

und Material nach unter Tage und wieder herausgebracht<br />

werden. Alle für den Betrieb des Endlagers notwendigen<br />

Hohlräume unter Tage sind aufgefahren, der<br />

Unter-Tage-Ausbau ist fast abgeschlossen.<br />

Mit der Inbetriebnahme der Baustelle für die Tagesanlagen<br />

auf Konrad 2 ist das Endlager nunmehr auf der Zielgeraden<br />

der Errichtung. Über den Betriebsteil Konrad 2<br />

werden in Zukunft die schwach- und mittelradioaktiven<br />

Abfälle angenommen, nach unter Tage befördert und<br />

dort eingelagert. Damit wird der zentrale Baustein der<br />

Entsorgungsstrategie für die Rückbaumaterialien der<br />

abgeschalteten Kernkraftwerke und Atom<strong>for</strong>schungseinrichtungen<br />

Realität. Die seit 2017 angenommene Fertigstellung<br />

des Endlagers Konrad im Jahr 2027 ist allerdings<br />

nicht mehr zu erreichen.<br />

89<br />

KTG-FACHINFO<br />

BGE kommt im Rahmen einer Bewertung der ausstehenden<br />

Bautätigkeit zur Einschätzung, dass ein Verzug<br />

von rund zwei Jahren bestehe. Weiter unten finden Sie<br />

den Text der BGE-Pressemitteilung.<br />

Die neuerliche Verzögerung der Fertigstellung von<br />

Endlager Konrad wird wieder zu Umplanungen und<br />

Kostensteigerungen bei allen Ablieferungspflichtigen,<br />

darunter vielen Mitgliedern von KernD führen. Nach<br />

Einschätzung der Geschäftsstelle (Dr. Behringer) aus<br />

bisherigen über 15 jährigen Erfahrungen dürfte die<br />

zu erwartende Verzögerung in der Praxis eher bei<br />

fünf Jahren liegen. Ende des Jahres wird darüber<br />

hinaus vom Umweltministerium Niedersachsen die<br />

Entscheidung über einen von zwei Umweltverbänden<br />

gestellten Antrag erwartet, die Genehmigung<br />

(Planfeststellungsbeschluss) für das Endlager Konrad<br />

zurückzunehmen oder zu widerrufen. Sollte das der<br />

Fall sein, kann von einem Endlager Konrad künftig<br />

keine Rede mehr sein und eine Parallelentwicklung<br />

zu den HAW-Abfällen wäre offenkundig. Es darf hier<br />

daran erinnert werden, dass auch Konrad – nicht nur<br />

Gorleben – von Anfang an von Atomkraftgegnern<br />

bekämpft wurde und von diesen auch gerade immer<br />

wieder die Frage des sinngemäß „fehlenden transparenten<br />

Such- und Findungsprozesses“ in die öffentliche<br />

Diskussion getragen wurde.<br />

a Pressemitteilung Nr. 07/23 – Endlager Konrad<br />

Drei Gründe für die Verzögerung<br />

Drei Hauptgründe sind zu nennen: Die Bundesgesellschaft<br />

für Endlagerung mbH (BGE) hat für die Neugestaltung<br />

der vertraglichen Beziehungen zu den zentralen<br />

Auftragnehmern (Generalplaner) länger gebraucht, als<br />

bei Gründung der BGE erwartet. Generalplaner sind die<br />

zentralen Vertragspartner für die Planung der Bauwerke.<br />

Die BGE hat die Aufgabe unterschätzt, die aktualisierte<br />

Sicherheitsan<strong>for</strong>derung im kerntechnischen Regelwerk<br />

gegen Erdbeben in die Ausführungsplanungen aller Bauwerke<br />

umzusetzen. Die dafür notwendigen Berechnungen<br />

<strong>for</strong>dern von allen Beteiligten bis heute besondere<br />

Anstrengungen. Bei den notwendigen atomrechtlichen<br />

Zustimmungsverfahren hat sich gezeigt, dass die in der<br />

Terminplanung der BGE angenommenen Verfahrensdauern<br />

in der Vollzugspraxis nicht immer umzusetzen<br />

sind.<br />

Fertigstellung des Endlagers Konrad verzögert sich<br />

13. Juni 2023: Das Endlager Konrad ist auf der Zielgeraden.<br />

Allerdings gibt es noch einige Hürden zu überwinden.<br />

Die Errichtungstätigkeiten für das Endlager Konrad<br />

sind weit <strong>for</strong>tgeschritten. Alle neuen Gebäude auf dem<br />

Betriebsgelände Konrad 1 sind errichtet. Konrad 1 ist der<br />

konventionelle Teil des Endlagers, über den Beschäftigte<br />

Der technische Geschäftsführer der BGE, Dr. Thomas<br />

Lautsch, sagt: „Wir haben zum Start der BGE auf Konrad<br />

den durch die vorherige Verantwortungsstruktur nicht<br />

bearbeitbaren Stillstand bei der Errichtung des Einlagerungsschachtes<br />

aufgelöst.“ Er fügt aber hinzu: „Bei<br />

den konkreten Arbeiten haben wir allerdings mehrfach<br />

erlebt, dass wir Aufgaben in ihrer Komplexität unterschätzt<br />

haben. Das gilt insbesondere für Konrad 2. Wir<br />

sind aber zuversichtlich, auch diese Heraus<strong>for</strong>derung<br />

KTG-Fachinfo


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

90<br />

KTG-FACHINFO<br />

mit Unterstützung unserer Auftragnehmer bewältigen<br />

zu können.“ Zudem hofft die BGE, dass die zuständigen<br />

Aufsichts- und Genehmigungsbehörden das weitere Vorgehen<br />

zügig prüfen und billigen werden.<br />

Der Schacht Konrad 2 ist die größte Heraus<strong>for</strong>derung<br />

Aktuell terminführend bei der Errichtung ist die Herrichtung<br />

des Einlagerungsschachtes Konrad 2. In einer Neubewertung<br />

der restlichen Bautätigkeit kommt die BGE zu<br />

der Einschätzung, dass die Arbeiten um etwa zwei Jahre<br />

im Verzug sind. Im intensiven Dialog sollen nun weitere<br />

Beschleunigungspotenziale ausgelotet werden.<br />

Die BGE wird in den kommenden Jahren ein besonderes<br />

Augenmerk auf mögliche Änderungen in den sicherheitsgerichteten<br />

Regelwerken für die Fertigstellung des<br />

Endlagers Konrad legen, um schneller reagieren zu können.<br />

Insbesondere wird die BGE sich darum bemühen, in<br />

einem kontinuierlichen Dialog mit den Auftragnehmenden<br />

sowie den Behörden zielgenauer An<strong>for</strong>derungen zu<br />

erfassen und entsprechende Unterlagen vorzulegen. Die<br />

BGE strebt insbesondere an, im Dialog mit den Behörden<br />

eine Optimierung bei der Umsetzung des Berg- und des<br />

Atomrechts zu erzielen.<br />

Bereits in der Vergangenheit hat die BGE die Arbeitsverdichtung<br />

auf den Baustellen durch Ausweitung der<br />

Schichtmodelle auf einen unterbrechungslosen Betrieb<br />

erhöht. Das wird bei jedem neuen Bearbeitungsschritt<br />

erneut geprüft und umgesetzt, wenn es Beschleunigung<br />

bringt.<br />

Im Hinblick auf den von zwei Umweltverbänden beim<br />

Umweltministerium Niedersachsen gestellten Antrag, die<br />

Genehmigung (Planfeststellungsbeschluss) für das Endlager<br />

Konrad zurückzunehmen oder zu widerrufen, hat die<br />

BGE keine Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Genehmigung.<br />

Das Umweltministerium in Hannover hat für Ende<br />

2023 eine Entscheidung zum Antrag angekündigt.<br />

Über die BGE<br />

Die BGE ist eine bundeseigene Gesellschaft im Geschäftsbereich<br />

des Bundesumweltministeriums. Die BGE hat<br />

am 25. April 2017 die Verantwortung als Betreiber der<br />

Schachtanlage Asse II sowie der Endlager Konrad und<br />

Morsleben vom Bundesamt für Strahlenschutz übernommen.<br />

Zu den weiteren Aufgaben zählt neben der Stilllegung<br />

des Bergwerks Gorleben die Suche nach einem<br />

Endlagerstandort zur Entsorgung der in Deutschland<br />

verursachten hochradioaktiven Abfälle auf der Grundlage<br />

des im Mai 2017 in Kraft getretenen Standortauswahlgesetzes.<br />

Geschäftsführer sind Stefan Studt (Vorsitzender)<br />

und Dr. Thomas Lautsch (technischer Geschäftsführer).<br />

Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />

Nicolas Wendler<br />

KTG-Fachinfo 11/2023 vom 19.06.2023<br />

Erfolgreiche Veranstaltung<br />

KERNTec 2023 für Nachwuchsgewinnung<br />

und Kompetenzerhalt<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Mitglieder der KTG,<br />

am 14. und 15. Juni 2023 fand in Frankfurt a. Main erstmals<br />

die KERNTec statt. Dieses neue gemeinsame Veranstaltungs<strong>for</strong>mat<br />

von Kerntechnik Deutschland e.V.<br />

(KernD) und Kerntechnischer Gesellschaft e.V. (KTG)<br />

dient der Nachwuchsgewinnung und dem Kompetenzerhalt<br />

der kerntechnischen Branche in Deutschland.<br />

Die KERNTec ist vom Konzept speziell auf ein junges<br />

Publikum aus Studierenden der Naturwissenschaften<br />

oder ingenieurwissenschaftlicher Disziplinen sowie<br />

jungen Berufstätigen zugeschnitten, die noch nicht<br />

in der Kerntechnik sind, sich jedoch für diese interessieren.<br />

Doch auch junge Leute, die bereits Bezug zur<br />

Kerntechnik haben, waren auf der Veranstaltung. Entsprechend<br />

hatte der Nachwuchs die Gelegenheit, seine<br />

Forschung oder Tätigkeit in einem kurzen, allgemeinverständlichen<br />

und auch unterhaltsamen sog. „Science<br />

Slam“ vorzustellen. Danach bestand für die Teilnehmer<br />

die Möglichkeit, die auf der Veranstaltung vertretenen<br />

Unternehmen und Einrichtungen der Kerntechnik in<br />

Deutschland in Vorträgen und persönlich vor Ort kennen<br />

zu lernen. Somit wurde ein hervorragender Einblick<br />

in das gesamte Spektrum der deutschen Kerntechnikbranche<br />

ermöglicht und den Teilnehmern unmittelbar<br />

die „Faszination Kerntechnik“ vermittelt.<br />

Eine Reihe von Vorträgen wie „The Future is <strong>Nuclear</strong>“,<br />

„Kerntechnik Made in Germany“ und „Newclear – a leap<br />

<strong>for</strong>ward into a clean energy future“ rundeten das In<strong>for</strong>mationsangebot<br />

ab. Im Mittelpunkt sowohl bei den<br />

Teilnehmern als auch bei den Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

stand das zwanglose Kennenlernen<br />

in einer entspannten und sehr positiven, optimistischen<br />

Atmosphäre. Diese ist auch dem Umstand<br />

zu verdanken, dass in den vergangenen zwei Jahren<br />

die Kernenergie in Europa und weltweit eine positive<br />

Entwicklung hin zu einem neuen Aufbruch genommen<br />

hat. Dieser Aufschwung birgt auch für die deutschen<br />

Unternehmen und Forschungseinrichtungen große<br />

Chancen, die sie gemeinsam mit Neueinsteigern in der<br />

Kerntechnik nutzen wollen.<br />

Aufgrund der sehr positiven Resonanz von Teilnehmern<br />

und Branchenvertretern soll im kommenden Jahr<br />

eine weitere KERNTec stattfinden, die an die gemeinsame<br />

Fachtagung von KernD und KTG, die KERNTECH-<br />

NIK 2024 in Leipzig, unter dem Motto „KERNTECHNIK<br />

welcomes KERNTec“ angeschlossen wird. Nach den<br />

KTG-Fachinfo


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Erfahrungen von vergangener Woche lässt sich schon<br />

jetzt absehen, dass sich hier eine sehr gute Gelegenheit<br />

bieten wird, auch über die Nachwuchsgewinnung hinaus<br />

neue Mitarbeiter für die Branche zu gewinnen und<br />

ihnen eine interessante und anspruchsvolle berufliche<br />

Perspektive zu bieten.<br />

KTG-Fachinfo 10/2023 vom 17.05.2023<br />

Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />

Nicolas Wendler<br />

Europäische Nuklearallianz und<br />

Kernenergiebeschleunigungsgesetz<br />

in Frankreich<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Mitglieder der KTG,<br />

am gestrigen Dienstag fand in Paris auf Einladung der<br />

französischen Energieministerin Agnès Pannier-Runacher<br />

das dritte Treffen der Staaten der Nuklearallianz in<br />

der EU statt, nach Treffen in Stockholm am 28. Februar<br />

und Brüssel am 28. März. Im Beisein der europäischen<br />

Energiekommissarin Kadri Simson haben die inzwischen<br />

15 EU-Staaten eine Erklärung mit ambitionierten Zielen<br />

für den Ausbau der Kernenergie in Europa verabschiedet.<br />

Der Allianz gehören neben Frankreich inzwischen<br />

Belgien, Bulgarien, Estland, Finnland, Kroatien, Italien<br />

(Beobachter), die Niederlande, Polen, Rumänien, Schweden,<br />

die Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik<br />

und Ungarn an, das vereinigte Königreich war als Gast<br />

geladen.<br />

Bei den Beratungen standen die Themenbereiche Aufbau<br />

einer unabhängigen europäischen supply chain<br />

für die Kernenergie und Bedarf an Kompetenz und<br />

Innovation für den Aufschwung der europäischen<br />

Nuklearindustrie im Mittelpunkt. Nach Einschätzung<br />

der Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung solle<br />

es im Jahr 2050 in der EU eine installierte Kapazität an<br />

Kernkraft von 150 GW geben – im Vergleich zu rund<br />

100 GW heute – was neben dem Betrieb eines Teils der<br />

bestehenden Anlagen den Neubau von 35 bis 45 großen<br />

Kernreaktoren sowie etlicher SMR-Projekte er<strong>for</strong>derlich<br />

macht. Ziel soll dabei ein gleichbleibender Anteil<br />

von 25 Prozent an der Stromerzeugung im Verbund<br />

mit erneuerbaren Energien sein. Ein solches Nuklearprogramm<br />

würde im Vergleich zur Aufrechterhaltung<br />

der heutigen Kapazität einen zusätzlichen positiven<br />

Beitrag zum europäischen Inlandprodukt in Höhe von<br />

92 Milliarden Euro leisten, insgesamt 300.000 direkte<br />

und indirekte Arbeitsplätze schaffen und bis 2050 die<br />

Neueinstellung von 450.000 Mitarbeitern er<strong>for</strong>derlich<br />

machen. Es wird auch darauf hingewiesen, dass das als<br />

Gast geladene Vereinigte Königreich eine sehr ähnliche<br />

Nuklearstrategie verfolgt. Die Teilnehmer des Treffens<br />

unterstrichen die strategische Bedeutung der Kernkraft<br />

für die europäische Energiepolitik und ihre Ziele Energiesouveränität<br />

– einschließlich der Unabhängigkeit von<br />

Russland wie sie auch die Kooperation im Rahmen der<br />

G7 fördert – und Dekarbonisierung.<br />

Die Unterzeichner der Erklärung streben an, dass die<br />

EU sich stärker in die Entwicklung der Nuklearindustrie<br />

einbringt und u. a. Energiesicherheit, Dekarbonisierung<br />

und Netzstabilität auf europäischer Ebene sicherstellt<br />

sowie bessere Bedingungen für die Entwicklung und<br />

Errichtung neuer Kernkraftkapazität einschließlich<br />

besseren Zugangs zu Finanzmitteln schafft. Im Bereich<br />

der Sicherheit und Entsorgung soll sich die EU für hohe<br />

Sicherheitsstandards im Sinne der internationalen best<br />

practice einsetzen und den In<strong>for</strong>mationsaustausch<br />

zwischen den Aufsichtsbehörden fördern, um die Wissensbasis<br />

für die Regulierung aktueller und künftiger<br />

Reaktordesigns zu verbreitern. Gleiches soll für den<br />

Erfahrungsaustausch bei Brennstofftransporten, Wiederaufarbeitung,<br />

Transmutation und Entsorgungsfragen<br />

gelten. Auch soll die EU gemeinsame Initiativen zur<br />

Sicherung eines qualifizierten Arbeitskräftereservoirs<br />

für alle Bereiche der Kerntechnik entwickeln sowie<br />

Forschung und Innovation insbesondere hinsichtlich<br />

Laufzeitverlängerungen, kleinen und <strong>for</strong>tschrittlichen<br />

Reaktoren fördern.<br />

Die Teilnahme Italiens an dem Treffen als Beobachter<br />

geht auf eine Parlamentsresolution vom 9. Mai zurück,<br />

in der die italienische Abgeordnetenkammer die<br />

Regierung auf<strong>for</strong>dert, die Möglichkeiten zu prüfen, die<br />

Kernenergie wieder in den nationalen Energiemix zu<br />

integrieren, ein Endlager zu errichten, kleine modulare<br />

Reaktoren in Erwägung zu ziehen, die Nuklear<strong>for</strong>schung<br />

zu fördern und der europäischen Nuklearallianz beizutreten.<br />

Ebenfalls gestern hat die französische Nationalversammlung<br />

am späten Nachmittag in letzter Lesung das<br />

Gesetz zur Beschleunigung der Verfahren in Verbindung<br />

mit dem Neubau von Nuklearanlagen in der Nähe bestehender<br />

Anlagen mit einer breiten, lagerübergreifenden<br />

Mehrheit von 399 der 577 Abgeordneten verabschiedet.<br />

Mit diesem Gesetz wurde auch die Begrenzung des<br />

Anteils der Kernenergie ab dem Jahr 2035 auf maximal<br />

50 Prozent der Stromerzeugung sowie die Obergrenze<br />

für die installierte (Netto-)Kapazität von Kernkraftwerken<br />

in Frankreich von 63,2 GW abgeschafft. Das Projekt<br />

einer Fusion von ASN und IRSN wurde aufgeschoben<br />

und das parlamentarische Büro zur Evaluierung wissenschaftlicher<br />

und technischer Entscheidungen wurde mit<br />

der Erstellung eines Berichts zur Folgenabschätzung<br />

einer solchen Maßnahme beauftragt.<br />

Ihre KTG-Geschäftsstelle<br />

Nicolas Wendler<br />

91<br />

KTG-FACHINFO<br />

KTG-Fachinfo


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 92<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 93<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 94<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

VOR 66 EDITORIAL JAHREN 95<br />

Vor 66 Jahren


<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 5 ı September<br />

www.ktg.org<br />

KERNTECHNIK 2022 · 21. – 22. JUNI · LEIPZIG 50<br />

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Wenn Ihnen die sachliche Auseinandersetzung mit der Kernenergie<br />

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Wir engagieren uns dafür, Wissen zu vermitteln und weiterzugeben,<br />

um die sachliche Auseinandersetzung mit der Kerntechnik zu fördern.<br />

Dabei liegen die Schwerpunkte auf:<br />

! Erörterung wissenschaftlicher und technischer Fragestellungen<br />

! Förderung der Diskussion unter verschiedenen Disziplinen und Einrichtungen<br />

! Erfahrungsaustausch mit Organisationen im In- und Ausland<br />

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unserer Mitglieder<br />

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Ehrenmitgliedschaft ı Laudatio Frank Apel


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

Inside<br />

Die KTG gratuliert an dieser Stelle unseren besonderen Jubilaren ab und in ihren „ Neunzigern“.<br />

Wir danken für die lange und treue Mitgliedschaft in der KTG und wünschen noch viele glückliche Lebensjahre.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

August 2023<br />

94 Jahre | 1929 2. Dipl.-Phys. Wolfgang Schwarzer, Weilerswist<br />

September 2023<br />

90 Jahre | 1933 17. Dr. Ing. Manfred Mach, Berlin<br />

92 Jahre | 1931 22. Dipl.-Ing. Ludwig Seyfferth, Egelsbach<br />

Die KTG gratuliert ihren Mitgliedern sehr herzlich zum Geburtstag und wünscht ihnen weiterhin alles Gute!<br />

KTG INSIDE 97<br />

August 2023<br />

55 Jahre | 1968<br />

12. Ronny Ziehm, Alzenau<br />

55 Jahre | 1968<br />

28. Dipl.-Ing. Frank Staude, Winterbach<br />

65 Jahre | 1958<br />

7. Dipl.-Ing. Eberhard H. Rausch, Stockstadt<br />

65 Jahre | 1958<br />

2. Dipl.-Ing. Steffen Kniest, Dresden<br />

70 Jahre | 1953<br />

29. Ing. Günter Schwarzl, Braunschweig<br />

74 Jahre | 1949<br />

8. Dipl.-Ing. Frank-Egbert Rubbel, Hannover<br />

76 Jahre | 1947<br />

6. Dr. Michael Micklinghoff, Hemmingen<br />

76 Jahre | 1947<br />

5. Dr. Hartmut Lauer, Montferrier sur Lez / FR<br />

76 Jahre | 1947<br />

6. Dr. Roland Schenkel, Baden-Baden<br />

76 Jahre | 1947<br />

7. Dr. Mohammad Ali Movahed, Kelkheim<br />

77 Jahre | 1946<br />

19. Dr. Helga Kalinowski, Ohrum<br />

77 Jahre | 1946<br />

11. Dr. Manfried Lasch, Rettenbach<br />

79 Jahre | 1944<br />

24. Dr. Gerd Uhlmann, Dresden<br />

79 Jahre | 1944<br />

29. Dipl.-Phys. Harald Scharf, AX Goes/NL<br />

81 Jahre | 1942<br />

28. Dipl.-Ing. Hans-J. Fröhlich, Berzhahn<br />

82 Jahre | 1941<br />

21. Dipl.-Phys. Peter Kahlstatt, Hameln<br />

83 Jahre | 1940<br />

20. Dr. Herwig Pollanz, Linkenheim-Hochstetten<br />

84 Jahre | 1939<br />

29. Dr.-Ing. E. h. Adolf Hüttl, Monte Estoril<br />

(Parque Palmela) / PT<br />

84 Jahre | 1939<br />

31. Dr. Dietrich Ekkehard Becker, Deisenhofen<br />

84 Jahre | 1939<br />

1. Dipl.-Ing. Gerhard Becker,<br />

Neunkirchen-Seelscheid<br />

85 Jahre | 1938<br />

6. Prof. Dr. Rudolf Avenhaus, Baldham<br />

85 Jahre | 1938<br />

21. Dr. Gerhard Schücktanz, Altdorf<br />

87 Jahre | 1936<br />

31. Dr. Hartwig Poser, Radeberg-Rossendorf<br />

88 Jahre | 1935<br />

29. Dr. Hans-Jürgen Engelmann, Peine<br />

89 Jahre | 1934<br />

15. Dipl.-Phys. Heinrich Glantz,<br />

Eggenstein-Leopoldshafen<br />

September 2023<br />

40 Jahre | 1983<br />

20. Sven Honnefeller, Apensen<br />

60 Jahre | 1963<br />

8. Olaf Lehradt, Hanau<br />

60 Jahre | 1963<br />

14. Peter Spengler, Hasselroth<br />

71 Jahre | 1952<br />

6. Dipl.-Ing. (FH) Rudolf Skalitzky, Landshut<br />

72 Jahre | 1951<br />

1. Dieter Porsch, Fürth<br />

72 Jahre | 1951<br />

5. Dipl.-Phys. Gerhard Keinhorst, Backnang<br />

74 Jahre | 1949<br />

21. Otto Zach, Erlangen<br />

74 Jahre | 1949<br />

28. Matthias Holl, Essen<br />

74 Jahre | 1949<br />

6. Manfred Erve, Oberasbach<br />

75 Jahre | 1948<br />

8. Bärbel Leibrecht, Krefeld<br />

75 Jahre | 1948<br />

17. Robert Holzer, Bad Homburg<br />

75 Jahre | 1948<br />

6. Dr. Heinz-Peter Berg, Braunschweig<br />

76 Jahre | 1947<br />

17. Dipl.-Ing. Walter Anspach, Siegbach<br />

82 Jahre | 1941<br />

5. Prof. Dr. Manfred Popp, Karlsruhe<br />

86 Jahre | 1937<br />

22. Dr. Uwe Schmidt, Obertshausen<br />

87 Jahre | 1936<br />

7. Dr. Harald Stöber, Eggenstein-Leopoldshafen<br />

88 Jahre | 1935<br />

27. Dipl.-Ing. Klaus Kleefeldt,<br />

Karlsdorf-Neuthard<br />

89 Jahre | 1934<br />

30. Dr. Klaus Ebel, Ingersleben OT Morsleben<br />

89 Jahre | 1934<br />

13. Dipl.-Phys. Veit Ringel, Dresden<br />

Wenn Sie künftig eine<br />

Erwähnung Ihres<br />

Geburtstages in der <strong>atw</strong><br />

wünschen, teilen Sie dies<br />

bitte der KTG-<br />

Geschäftsstelle mit.<br />

KTG Inside<br />

Lektorat:<br />

Kerntechnische<br />

Gesellschaft e. V. (KTG)<br />

Berliner Straße 88A,<br />

13467 Berlin<br />

E-Mail: info@ktg.org<br />

www.ktg.org<br />

Special | KERNTECHNIK KTG Inside 2022<br />

Ehrenmitgliedschaft ı Antwort Erwin Fischer


<strong>atw</strong> Vol. 68 (2023) | Ausgabe 4 ı Juni<br />

KTG INSIDE 98<br />

Nuklearprogramme in Europa<br />

Liebe KTG-Mitglieder,<br />

unsere während der Pandemie ins Leben gerufene<br />

online Vortragsreihe soll mit einem weiteren Vortrag<br />

von Herrn Uwe Stoll, technisch-wissenschaftlicher<br />

Geschäftsführer der Gesellschaft für Anlagen-<br />

und Reaktorsicherheit (GRS) mit dem Titel<br />

„Nuklearprogramme in Europa“ <strong>for</strong>tgesetzt werden.<br />

ONLINE-VORTRAG<br />

Er ist unter anderem seit 2010 Mitglied der RSK<br />

und Leiter des Ausschusses „Elektrische Einrichtungen“<br />

der RSK und Präsident von ETSON (European<br />

Technical Safety Organization Network).<br />

Der Vortag wird am 21. Juli 2023 von 16:00 bis<br />

18:00 stattfinden.<br />

Inhalt:<br />

Die Diskussion über die Reduzierung von CO 2 -<br />

Emissionen sowie der Konflikt in der Ukraine haben<br />

in zahlreichen europäischen Ländern zu einer<br />

Neubewertung der Kernenergienutzung geführt.<br />

Im Rahmen des Vortrags wird ein umfassender<br />

Überblick über den aktuellen Stand der Planung<br />

und Umsetzung von Kernenergieprojekten in<br />

ganz Europa gegeben. Dabei werden sowohl konventionelle<br />

Kernkraftwerke – „große“ KKW – als<br />

auch kleine modulare Reaktoren (SMR) und Forschungsreaktoren<br />

behandelt.<br />

Referent:<br />

Herr Dipl.-Ing. Uwe Stoll war von 1990 – 2016 bei<br />

Siemens KWU und AREVA tätig und zuletzt bei<br />

Areva GmbH Leiter der Einheit „Engineering &<br />

Projects“ mit den Arbeitsschwerpunkten Sicherheits-<br />

und Störfallbeherrschungskonzepte sowie<br />

Störfallanalysen für Siede- und Druckwasserreaktoren,<br />

Untersuchung und Bewertung von<br />

Ereignissen in KKW und Inbetriebsetzung von<br />

Reaktoren.<br />

Interessierte KTG-Mitglieder sowie Freunde und<br />

Bekannte sind herzlich eingeladen.<br />

Bei Interesse bitten wir Sie bis zum 19. Juli 2023<br />

eine E-Mail an vortrag-ktg@web.de mit dem Betreff<br />

FG „Betrieb und Sicherheit“ – Vortragsteilnehmer<br />

Vorname Nachname zu schicken .<br />

Spätestens bis zum 20. Juli 2023 erhalten Sie einen<br />

Link, über den Sie an der TEAMS-Videokonferenz<br />

teilnehmen können.<br />

Der Vortag ist mit einer Dauer von 1 Stunde geplant,<br />

anschließend werden wir genügend Zeit für<br />

eine Fragerunde haben. Gerne können Sie Ihre<br />

Fragen vorab an die oben genannte E-Mail-Adresse<br />

senden.<br />

Die Möglichkeit einer persönlichen Teilnahme<br />

wird noch diskutiert und rechtzeitig bekanntgegeben.<br />

Bitte geben Sie bei Ihrer Anmeldung an, ob<br />

Sie auch persönlich in Erlangen oder Hannover.<br />

teilnehmen würden.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Dr.-Ing. Tatiana Salnikova<br />

Vorsitzende der Fachgruppe „Betrieb und Sicherheit“<br />

Aufruf – Unterstützung Sektionsarbeit!<br />

Sie würden gerne aktiv werden und haben Interesse daran<br />

im Verein aktiv mitzuwirken?<br />

Sie haben eine Idee für einen Online-Vortrag/eine Besichtigung<br />

und können diese/n (mit Unterstützung) organisieren?<br />

Sie haben eine andere Idee wie sie sich gemeinnützig einbringen können?<br />

Sie haben Kapazitäten? Dann lassen Sie uns loslegen!<br />

info@ktg.org<br />

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