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TV BOY (Leseprobe)

TV BOY – Das Buch Arianna Ghilardotti (Hrsg) 160 Seiten, Hardcover, Euro (D) 34.00 | Euro (A) 34.70 | CHF 39.00 ISBN 978-3-03876-295-9 (Midas Collection) TV BOY wurde 1980 als Salvatore Benintende in Palermo geboren und lebt in Barcelona. Er ist bekannt für seine Wandbilder, die Fußballer und aktuelle Themen darstellen, insbesondere George Floyd nach seiner Ermordung, Wladimir Putin nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022 und Alexia Putellas nach dem Gewinn ihres ersten Ballon d‘Or Féminin. Er begann 1996 mit seiner Street Art und wurde immer wieder als »der italienische Banksy« bezeichnet. TV Boy stellt in seinen Werken oft aktuelle Themen dar - nach der russischen Invasion in der Ukraine hat er zahlreiche Wandbilder zur Unterstützung der Ukraine geschaffen, unter anderem in Kiew und in Barcelona.

TV BOY – Das Buch
Arianna Ghilardotti (Hrsg)
160 Seiten, Hardcover, Euro (D) 34.00 | Euro (A) 34.70 | CHF 39.00
ISBN 978-3-03876-295-9 (Midas Collection)

TV BOY wurde 1980 als Salvatore Benintende in Palermo geboren und lebt in Barcelona. Er ist bekannt für seine Wandbilder, die Fußballer und aktuelle Themen darstellen, insbesondere George Floyd nach seiner Ermordung, Wladimir Putin nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022 und Alexia Putellas nach dem Gewinn ihres ersten Ballon d‘Or Féminin. Er begann 1996 mit seiner Street Art und wurde immer wieder als »der italienische Banksy« bezeichnet. TV Boy stellt in seinen Werken oft aktuelle Themen dar - nach der russischen Invasion in der Ukraine hat er zahlreiche Wandbilder zur Unterstützung der Ukraine geschaffen, unter anderem in Kiew und in Barcelona.

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&


FÜR ANNA UND MARTINA,<br />

MEINE BEIDEN LIEBLINGSWERKE<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong><br />

© 2024<br />

Midas Collection<br />

ISBN 978-3-03876-295-9<br />

1. Auflage<br />

Übersetzung: Dr. Ulrike Schimming<br />

Lektorat: Claudia Koch<br />

Layout: Ulrich Borstelmann<br />

Projektleitung: Gregory C. Zäch<br />

Midas Verlag AG<br />

Dunantstrasse 3, CH-8044 Zürich<br />

Büro Berlin: Mommsenstraße 43, D-10629 Berlin<br />

E-Mail: kontakt@midas.ch<br />

www.midas.ch<br />

Der Midas Verlag wird vom Bundesamt für Kultur<br />

für die Jahre 2021–2024 unterstützt.<br />

Italienische Originalausgabe:<br />

»<strong>TV</strong><strong>BOY</strong>«<br />

© 2023 24 ORE Cultura srl, Milano<br />

Redaktion: Arianna Ghilardotti<br />

Grafikdesign: PEPE Nymi<br />

Printed in Europe<br />

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese<br />

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet<br />

unter www.dnb.de abrufbar.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und<br />

Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung<br />

des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar.


MIDAS


<strong>TV</strong><strong>BOY</strong>. Einer, keiner,<br />

hunderttausend<br />

— 3<br />

– NICOLAS BALLARIO<br />

Auf Twitter liest man oft »Ein Retweet ist<br />

keine Zustimmung«: Meist sind es Persönlichkeiten<br />

des öffentlichen Lebens, die<br />

damit erklären, dass sie eine Meinung nicht<br />

unbedingt teilen, selbst wenn sie auf ihrem<br />

Profil den Tweet eines anderen posten.<br />

Dieses Buch ist die erste Monografie über<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong>, und wenn es hier einen Hausherrn<br />

gibt, dann ist er es. Es ist wie ein soziales<br />

Profil, und ich bin nur zu Gast: Ich wünsche<br />

mir, dass <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> Vertrauen hat und auch<br />

andere Sichtweisen zulässt (auch wenn er<br />

nicht darum gebeten hat), denn ich möchte<br />

aus meiner ganz persönlichen Perspektive<br />

von ihm erzählen, die sich mit Sicherheit<br />

von seiner unterscheidet.<br />

Ich traf <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> zum ersten Mal bei einem<br />

Interview, das ich mit ihm für den »Rolling<br />

Stone« führte, anlässlich einer seiner<br />

Installationen für eine Luxusuhrenmarke in<br />

Mailand. Diese Installation war gleichzeitig<br />

Oper, Werbung, Party und Performance.<br />

Er sagte mir: »Wenn man mich fragt, was<br />

ich von Beruf bin, weißt du, was ich dann<br />

sage? Gegenwartskünstler. Künstlern ist<br />

so eine Aussage oft peinlich, aber ich sage<br />

das ganz offen, denn ich bin ein Künstler<br />

und lebe noch. Die Kunst muss über die<br />

Gegenwart sprechen, aber die Gegenwart ist<br />

immer auch Politik. Warum sollte man das<br />

leugnen? Heutzutage kann man bestimmte<br />

Themen und Menschen nicht mehr einfach<br />

verschweigen. Die Kunst hat die Aufgabe,<br />

von der Gegenwart zu erzählen. Ich fühle<br />

mich zwar nicht als politischer Künstler,<br />

aber ich beobachte die Geschehnisse. Und<br />

wenn mich ein Thema berührt, mach ich es<br />

zu meinem und verarbeite es.« Und das ist<br />

genau der Punkt: <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> ist eben nicht nur<br />

Künstler, Publizist und Performer, sondern<br />

doch auch Politiker. Ich stimme seiner<br />

Selbstdefinition zu, und wäre ich Polizeipräsident,<br />

würde ich ihm erlauben, in seinen<br />

Ausweis unter der Rubrik »Beruf« »Gegenwartskünstler«<br />

eintragen zu lassen: Denn in<br />

seinem Tun lässt sich <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> kaum definieren:<br />

Er schlüpft mühelos in verschiedene<br />

Rollen, ohne oberflächlich zu sein und ohne<br />

zu einem abgehobenen Star zu werden.<br />

Doch der Reihe nach: <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>, ein Pseudonym<br />

für Salvatore Benintende, wurde am 16. Juli<br />

1980 in Palermo geboren und studierte<br />

Industriedesign am Mailänder Bovisa-Polytechnikum.<br />

Anschließend besuchte er die<br />

Fakultät der Bildenden Künste in Bilbao.<br />

Nach seiner Rückkehr nach Italien organisierte<br />

die Design-Fakultät in Mailand eine<br />

Ausstellung, in der <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> zum ersten Mal<br />

seine Werke präsentierte: Bei dieser Gelegenheit<br />

sprayte der Künstler die Gesichter<br />

von Freunden und Show-Stars mithilfe<br />

von Schablonen auf die Bildschirme alter,<br />

ausrangierter Fernsehgeräte. Nach diesem<br />

Erfolg reproduzierte er das stilisierte Bild<br />

eines Kindes, das mit dem Kopf im Fernsehgerät<br />

steckt, an Mailänder Hauswänden:<br />

Das waren seine Anfänge als Street Artist.<br />

Kurz zur Erläuterung: Der Künstlername<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> bezieht sich auf die Zeit, in der Salvatore<br />

Benintende aufgewachsen ist. Da ich<br />

genau wie er in den frühen 1980er-Jahren


— 4<br />

geboren wurde, weiß ich nur zu gut, wie sehr<br />

das Fernsehen unsere Erziehung beeinflusst<br />

hat. Genau genommen war dies ja auch<br />

schon vorher der Fall, nämlich seit in jedem<br />

Haushalt ein Fernseher stand – also seit<br />

den 1960er-Jahren. Für uns war es jedoch<br />

ein bisschen anders. Bis in die 1970er-Jahre<br />

bot das Fernsehen zwar durchaus Unterhaltung,<br />

lieferte aber vor allem Informationen.<br />

Die Generation von <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> und mir war<br />

die erste, die die volle Kontrolle über das<br />

Medium hatte. Bis dahin war der Fernseher<br />

ein Objekt, um das man sich versammelte.<br />

Fernsehen wurde zu einer Art weltlichem<br />

Ritual, das alle zusammenbrachte. Für uns<br />

jedoch nicht mehr. Wir waren die ersten Kinder,<br />

die einen eigenen Fernseher in ihrem<br />

Zimmer hatten, und vor allem waren wir die<br />

Ersten, die selbst entscheiden konnten, was<br />

wir wann sehen wollten. Hat das Schaden<br />

angerichtet? Ja, natürlich, aber dafür sind<br />

unsere Eltern verantwortlich: Wir waren<br />

durch unser jugendliches Alter entschuldigt.<br />

Es stimmt, dass wir uns vom Fernsehen<br />

beeinflussen ließen, doch gleichzeitig<br />

lenkten wir es auch, indem wir die Grundlage<br />

für modernes Marketing bildeten. Denn<br />

wir schufen eine Welt, die auf die Dauerberieslung<br />

durch das Fernsehen anspielte, der<br />

wir ausgesetzt waren. <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> ist Zeitzeuge<br />

dieser Entwicklung und spielt bereits in<br />

seinem Namen mit diesem Konzept. Dabei<br />

fordert er uns auf, uns davon zu lösen, und<br />

zwar genau in dem Moment, in dem er es<br />

uns vor Augen führt.<br />

Doch weiter im Text: Nach einiger Zeit gab<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> die klassische Stencil-Technik auf, er<br />

fand sie zu unpersönlich. Er zeichnete die<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong>-Figur freihändig und schuf so eine<br />

typische Signatur, die sich leicht mit einem<br />

Filzstift oder einer Sprühdose reproduzieren<br />

lässt. Dieses Kind im Manga-Stil ist glücklich<br />

in einem Bildschirm gefangen, es ist<br />

immer gleich und doch immer anders, und<br />

genau das symbolisiert das gesamte Wesen<br />

von <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>. In der folgenden Zeit brachte<br />

er große bunte Bilder, die er in seinem<br />

Atelier von Hand herstellte, mit Kleber an<br />

Wänden und Mauern an (wie ein gewöhnlicher<br />

Plakatkleber); seine umfangreichste<br />

Produktion bestand jedoch aus schwarzweißen<br />

Stickern, die <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> auf Klebepapier<br />

foto kopierte und einzeln ausschnitt. Er<br />

hinterließ sie auf der Rückseite von Straßenschildern<br />

oder Stadtmöbeln. Schließlich<br />

zog er der Liebe wegen nach Barcelona: eine<br />

typisch sizilianische Liebesflucht. In Spanien<br />

arbeitete er als Grafiker für Snowboardund<br />

Skateboard-Magazine.<br />

Zwei Werke brachten ihm schließlich weltweite<br />

Berühmtheit ein: Das erste veröffentlichte<br />

er 2017 am Tag des Heiligen Jordi, dem<br />

Schutzpatron der katalanischen Liebenden,<br />

die sich zu diesem Anlass ein Buch und<br />

eine Rose schenken. In einer Straße in Barcelona<br />

klebte <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> ein Bild, das einen leidenschaftlichen<br />

Kuss zwischen Messi und<br />

Ronaldo, den Topspielern der zwei erfolgreichsten<br />

spanischen Fußballteams zeigte.<br />

Die beiden wichtigsten Städte Spaniens<br />

wurden so auf das Beste vereint. Vor allem<br />

in Spanien und Südamerika, aber auch im<br />

Rest der Welt, wurde dieses Bild in Zeitungen<br />

veröffentlicht, im Fernsehen gezeigt<br />

und in den sozialen Netzwerken millionenfach<br />

geteilt. Der Kuss sollte laut <strong>TV</strong><strong>BOY</strong><br />

metaphorisch verstanden werden, denn<br />

in einer Zeit, in der alles über die sozialen<br />

Medien vermittelt wird, ist der Kuss eine<br />

Versöhnung, aber auch eine direkte Auseinandersetzung,<br />

ein Ort der Begegnung. Gleiches<br />

passierte mit einem weiteren Kuss, der<br />

zum Manifest einer italienischen Ära wurde:<br />

An dem Tag, als sich 2018 die rechtsgerichtete<br />

Regierung in Italien konstituiert, klebte<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> den Kuss zwischen Matteo Salvini<br />

und Luigi Di Maio an eine Wand in Rom. Das<br />

Kunstwerk hielt sich nur wenige Stunden,<br />

es wurde nach kürzester Zeit von offizieller<br />

Seite entfernt. Bis zur Ankunft eines Mitarbeiters<br />

der Stadtverwaltung, der das Bild<br />

beseitigen sollte, versuchte die Polizei, es<br />

mit einem Stapel Pappkartons zu verbergen.<br />

Diese Aktion weckte die Neugier der


— 5<br />

Passanten, die das Bild dann über soziale<br />

Netzwerke verbreiteten. Seitdem hat <strong>TV</strong><strong>BOY</strong><br />

in vielen Museen, Galerien und auf den Straßen<br />

der halben Welt ausgestellt und ist zu<br />

einem der bekanntesten und berühmtesten<br />

Street Artists geworden.<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> ist Künstler, Werber, Performer,<br />

Politiker, Designer, Grafiker und Typograf.<br />

Er ist all dies und doch nichts davon. Jede<br />

seiner Begabungen ist ein Mosaiksteinchen,<br />

das eine neue grenzenlose Persönlichkeit<br />

schafft: Er ist ein zeitgenössischer Künstler,<br />

der sich nicht festlegen lässt, gleichzeitig<br />

aber ist er ikonisch und schafft neue<br />

Symbole. Mit diesem Buch stellen wir Ihnen<br />

eine Reihe seiner Werke vor, die zeigen, dass<br />

es keinen großen Unterschied zwischen<br />

Leinwand und Wandmalerei gibt, zwischen<br />

illegalen Aktionen und öffentlichen oder privaten<br />

Aufträgen. <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> hat die Kunstszene<br />

auf den Kopf gestellt, indem er Zeitungen,<br />

Unternehmen, soziale Medien und vor allem<br />

Menschen einbezieht, die in Kunst investieren<br />

wollen, anstatt sie auszubeuten. Doch<br />

Achtung: Hier geht es nicht um wirtschaftlichen<br />

Gewinn. Die Investition besteht vor<br />

allem in Empathie und Dialog. Denn eine der<br />

wichtigsten Eigenschaften des Menschen<br />

offenbart sich darin, einen Weg zu finden,<br />

der die verschiedenen Persönlichkeiten<br />

dieser Welt zusammenbringt.<br />

unseren sterilen, von Kategorien geprägten<br />

Weltblick aufzugeben. Dies macht er zum<br />

einen durch seine Techniken oder Werkzeuge,<br />

zum anderen durch die Inhalte, mit<br />

denen er sich auseinandersetzt. So erzählt<br />

er uns von Rassismus, Diskriminierung,<br />

Umwelt, Klima, Film, Sport, Religion, Gewalt,<br />

Sex, Tod, Migration, Liebe, Freundschaft,<br />

Macht, Helden und Kunst. Seine Stärke ist<br />

eine kontinuierliche, überbordende und<br />

unersättliche Produktion. <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> strebt<br />

danach, eine Bild-Enzyklopädie der Gegenwartsgesellschaft<br />

zu schaffen. Auf diesen<br />

Seiten werden wir Ihnen von seinen Erfahrungen<br />

erzählen, ergänzt durch Beiträge von<br />

Beppe Sala, mehr als Bewunderer, denn als<br />

Bürgermeister von Mailand, dem Fotografen<br />

Oliviero Toscani, einem der Vorbilder von<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong>, und Marc Reig Creus, dem Kapitän<br />

des Seenotrettungsschiffes Open Arms, mit<br />

dem er ein wichtiges Projekt verwirklicht<br />

hat. Den Abschluss bildet ein Nachwort von<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong>s Manager Angelo Casa.<br />

Viel Spaß beim Lesen, Betrachten und<br />

Reisen.<br />

Bei unserem ersten Treffen sagte mir <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>:<br />

»Wenn wir uns die Meisterwerke der Kunstgeschichte<br />

ansehen, verstehen wir den<br />

zeitlichen Kontext, in dem sie entstanden<br />

sind. Schau dir zum Beispiel die Impressionisten<br />

an: Aus ihren Gemälden können<br />

wir ableiten, was die Menschen aßen und<br />

tranken oder wie sie sich kleideten. Auch in<br />

meinen aktuellen Arbeiten möchte ich die<br />

Kunst mit den Symbolen unserer heutigen<br />

Gesellschaft kombinieren.«<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> verkörpert unsere Gegenwart so<br />

perfekt, weil er die Grenzen zwischen den<br />

Disziplinen aufbricht und uns nötigt,


KUSSE


Es ist Zeit weiterzumachen<br />

— 9<br />

Ich habe <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> vor einigen Jahren im<br />

Palazzo Marino in Mailand getroffen und<br />

war sofort von seiner Lebendigkeit und<br />

seiner anregenden Kunst beeindruckt, die in<br />

vielerlei Hinsicht meiner eigenen Gefühlslage<br />

nahekommt. Es handelt sich um eine<br />

sehr urbane Kunst, die von der Anziehung<br />

und Innovationskraft der Metropolen inspiriert<br />

wird und ihr Publikum in den diversen<br />

Menschen in diesen Städten findet.<br />

Der künstlerische Wert von Street Art ist<br />

inzwischen allgemein anerkannt. Natürlich<br />

gibt es immer auch wieder lebhaften Widerstand,<br />

aber das ist im Grunde nur ein Beleg<br />

für die Ausdruckskraft von Künstlern wie<br />

Banksy oder Keith Haring, die die Gemüter<br />

bewegen, Reaktionen und Emotionen<br />

wecken und somit echte Kunst schaffen.<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> interpretiert als Künstler dieses<br />

Genre in all seinen Facetten, und zwar auf<br />

eine Art und Weise, die – ich sage das mit<br />

einem gewissen Stolz – sehr mailändisch<br />

ist. Seine Kindheit, sein Studium und seine<br />

frühen künstlerischen Erfahrungen haben<br />

eine entscheidende Rolle gespielt, ihn als<br />

Kunstschaffenden und Mensch wachsen<br />

zu lassen. In den Arbeiten von <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> steckt<br />

sehr viel Mailand. In seinen Wandbildern,<br />

seinen Provokationen, seinen Werken sehe<br />

ich den Geist meiner Stadt, einer Metropole,<br />

die offen für Neues ist, es interpretiert und<br />

oft sogar antizipieren kann. Dieser junge<br />

Künstler mit sizilianischen Wurzeln verkörpert<br />

auf beispielhafte Weise die typische<br />

Fähigkeit Mailands, den Elan und das<br />

Können von Frauen und Männern aus ganz<br />

Italien und der Welt in sich aufzunehmen.<br />

Die Themen von <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>s Kunst sind mit dem<br />

Zeitgeschehen verwoben, sie sind lebendig,<br />

so lebendig wie auch die Welt dieses außergewöhnlichen<br />

Künstlers: eine Welt ohne<br />

Grenzen, die nicht hinter den Mauern eines<br />

Museums eingeschlossen bleibt, sondern<br />

für die Straßen und Plätze unserer Städte<br />

geschaffen wurde, für den direkten Kontakt<br />

mit dem täglichen Leben der Metropole.<br />

Diese Kunst taucht in die Realität und ihre<br />

Widersprüche ein, prangert Ungerechtigkeit<br />

an, feiert aber auch die positive Haltung und<br />

die Großzügigkeit der Menschen.<br />

In diesem historischen Moment vermittelt<br />

so eine Kunst Zuversicht und den Wunsch,<br />

nach vorn zu blicken. Und genau diese<br />

programmatische Kunst von <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>, die ein<br />

möglichst breites Publikum ansprechen<br />

will, passt perfekt zu dieser Perspektive.<br />

»Es ist Zeit weiterzumachen«, schrieb<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> vor einiger Zeit, wobei er Richter<br />

Giovanni Falcone auf großen Transparenten<br />

zitierte, die zum Gedenken an den Anschlag<br />

von Capaci an den Rathäusern von Mailand<br />

und Palermo aufgehängt wurde. Genau das<br />

müssen wir uns heute gemeinsam sagen, in<br />

der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die<br />

wir aufbauen, gestalten und schaffen können<br />

– als ein wahres Kunstwerk, das allen<br />

zur Verfügung steht.<br />

— Beppe Sala


— 10<br />

L’AMORE È CIECO: MESSI & RONALDO | LIEBE IST BLIND: MESSI & RONALDO<br />

2017 | Barcelona


— 11<br />

Liebe ist blind:<br />

In Katalonien wird der Tag der Liebenden<br />

nicht am 14. Februar, sondern am 23. April,<br />

dem Tag des Heiligen Jordi, gefeiert: Zu<br />

diesem Anlass schenkt der Mann der Frau<br />

eine rote Rose und sie revanchiert sich<br />

mit einem Buch. Im Jahr 2017 fiel das Fest<br />

mit »El Clásico« zusammen, der Fußballpartie<br />

von Real Madrid gegen den FC Barcelona:<br />

Dieses bedeutendste Fußballduell<br />

wurde bis vor einigen Jahren von Ronaldo<br />

und Messi verkörpert. <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> sah in diesem<br />

Ereignis eine Chance, eine Botschaft<br />

der Hoffnung zu verbreiten. Das Werk<br />

entstand im Herzen Barcelonas, war ein<br />

großer Erfolg und sollte kurz darauf versteigert<br />

werden, unter der Bedingung des<br />

Urhebers, den gesamten Erlös für wohltätige<br />

Zwecke zu verwenden. Das Auktionshaus<br />

lehnte dies ab, und <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> weigerte<br />

sich daraufhin, das Werk zu signieren.


— 12<br />

EXIT THROUGH LOVE: BANKSY & MR. BRAINWASH — 2021 | Barcelona<br />

BACIO REGALE: KATE & MEGHAN | KÖNIGLICHER KUSS: KATE & MEGHAN — 2019 | Mailand


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— 13


— 14<br />

Der Kuss des<br />

Influencers<br />

Dieses Bild ist von Robert Doisneaus berühmtem<br />

Foto Der Kuss vor dem Hôtel<br />

de Ville inspiriert und zeigt ein modernes<br />

Paar. Heutzutage hat man das Gefühl,<br />

dass Erlebtes nur dann wirklich existiert,<br />

wenn man es in den sozialen Medien postet.<br />

Die dargestellten Figuren könnten<br />

zwar jede bzw. jeder von uns sein, doch<br />

es gibt einen Bezug zu einem der berühmtesten<br />

Paare Italiens: dem Rapper Fedez<br />

und der Mode-Influencerin Chiara Ferragni.<br />

Tatsächlich wurde <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>s Bild<br />

von Fedez ausgewählt, um seinen Song<br />

Favorisca i sentimenti (Gefühle stärken),<br />

mit dem er Chiara Ferragni einen Heiratsantrag<br />

machte, in den sozialen Medien<br />

zu pushen. <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> reflektiert ironisch<br />

und sarkastisch über diese Ikonen einer<br />

neuen Generation.<br />

IL BACIO DELL’INFLUENCER |<br />

DER KUSS DES INFLUENCERS<br />

2019 | Mailand


— 15


— 24<br />

Das Gute<br />

vergibt dem<br />

BOsen<br />

Es mag blasphemisch anmuten, und<br />

Gläubige mögen sich an diesem Bild<br />

stören, doch die Kunst von <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> ist<br />

niemals oberflächlich: Seine Werke<br />

sollten aufmerksam und gründlich<br />

betrachtet werden. Hinter diesem<br />

»Kuss« verbirgt sich eine sehr bedeutende<br />

christliche Botschaft: Der Gute<br />

muss dem Bösen vergeben, der Anständige<br />

muss den ersten Schritt auf den<br />

Unanständigen zugehen. Die Sprache<br />

des Künstlers ist klar, unmittelbar und<br />

universell. Seine Bilder sprechen zu allen,<br />

ohne dass schriftliche Erklärungen<br />

notwendig sind.<br />

IL BENE PERDONA IL MALE: IL PAPA & TRUMP |<br />

DAS GUTE VERGIBT DEM BÖSEN: DER PAPST & TRUMP<br />

2017 | Rom


— 25


DIE MACHT


Nicht an der Realität zugrunde gehen<br />

— 27<br />

Als die Sixtinische Kapelle erbaut und ausgemalt<br />

wurde, konnten nur sehr wenige<br />

Menschen die dortigen Kunstwerke sehen,<br />

nämlich diejenigen, die die Kapelle tatsächlich<br />

besuchten. Doch wie viele Menschen<br />

kennen heute Das Jüngste Gericht von<br />

Michelangelo, das die Wand hinter dem Altar<br />

ziert? Millionen, besser gesagt, Milliarden.<br />

Und obwohl die Vatikanischen Museen zu<br />

den meistbesuchten Kulturstätten der Welt<br />

gehören, können sie nicht all diese Menschen<br />

aufnehmen. Gleiches gilt auch für die Museen<br />

und Kirchen, in denen da Vincis Mona Lisa<br />

oder Das letzte Abendmahl, Picassos Guernica<br />

oder van Goghs Sternennacht untergebracht<br />

sind. Ähnliches gilt für die Frage: Wie viele<br />

Menschen haben Barack Obama oder den<br />

Papst persönlich getroffen? Nur sehr wenige.<br />

Dennoch kennen wir alle diese Kunstwerke<br />

und Personen und haben sie mithilfe von<br />

Reproduktionen »gesehen«: dank der Fotografie.<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> hat erkannt, dass die Stärke der Kunst<br />

in ihrer Verbreitung liegt, und schuf daher<br />

eine Kunst, die zugleich einzigartig und<br />

unendlich ist, die sich vervielfältigen lässt<br />

und in Zeitungen, im Fernsehen und in sozialen<br />

Netzwerken publiziert werden kann.<br />

Sein visueller Code wird sofort zu einem<br />

Vehikel: Es ist, als hätte <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> eine Botschaft<br />

erschaffen und sie auf Millionen von Flugblättern<br />

gedruckt, die aus einem ewig fliegenden<br />

Flugzeug in die Welt geworfen werden.<br />

Das ist der Sinn von Kunst, denn Galerien und<br />

Museen eignen sich nur für die erste Etappe.<br />

Später muss die Kunst jedoch hinaus auf die<br />

Straße. Sie bekommt nur dann einen Sinn,<br />

wenn sie wirklich öffentlich ist. Kunst, die<br />

nur bei ein paar reichen Sammlern an der<br />

Wand hängt, nennt man Marketing; sie ist<br />

ein Widerspruch in sich.<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> wurde bekannt, weil er diese Mechanismen<br />

durchbricht. Dabei wird er zum<br />

Zeugen seiner Zeit und setzt sich mit den<br />

großen Fragen der Welt auseinander. Ich war<br />

immer der Meinung, dass jedes Kunstwerk<br />

eine aus Bildern gemachte politische Aktion<br />

sein sollte. <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>s Symbole prangern eine<br />

bestimmte Machtform an, indem sie Beispiele<br />

davon darstellen, ohne dabei moralisch<br />

zu werden. Wir brauchen die Kunst, um<br />

nicht an der Realität zugrunde zu gehen und<br />

Dinge vorherzusehen. Die Werke in diesem<br />

Band zeigen genau, dass <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> der Zeit voraus<br />

war und Bilder schuf, die nicht erst von<br />

der Geschichte abgesegnet werden mussten,<br />

um ikonisch zu werden.<br />

Durch all seine Werke weht ein ironischer<br />

Unterton. Damit bezieht er Stellung, manchmal<br />

vielleicht ganz unbewusst, wie viele<br />

große Künstler der Vergangenheit. Das ist die<br />

Aufgabe der Kunst: Sie entdeckt diese Gabe<br />

zwischen Herz und Hirn, die man Talent nennt.<br />

Die Kunst fördert die Fähigkeit, von der Realität<br />

zu abstrahieren, indem sie neue Sichtweisen<br />

anbietet und, wenn nötig, unsere Moral<br />

untergräbt. Wenn man dabei schnell und<br />

effektiv das Zeitgeschehen verarbeitet, begeht<br />

man allerdings vielleicht denselben Fehler,<br />

den auch ich gemacht habe, nämlich unwichtigen<br />

Persönlichkeiten wie Matteo Salvini oder<br />

Giorgia Meloni zu viel Beachtung zu schenken,<br />

anstatt sie lieber im künstlerischen Schaffen<br />

zu ignorieren. Denn von ihnen werden keine<br />

Spuren in der Geschichte zurückbleiben.<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong>, dessen Namen die Signatur einer<br />

Generation ist, nutzt geschickt die Massenkommunikation<br />

für sich und entfernt sich<br />

von einer Kunst, die sich zwar »zeitgenössisch«<br />

nennt, aber gleichzeitig alt wirkt,<br />

obwohl sie eigentlich den Hauch der Zukunft<br />

in sich tragen sollte.<br />

— Oliviero Toscani


— 28<br />

BABBO NATALE CLANDESTINO |<br />

ILLEGALER WEIHNACHTSMANN<br />

2018 | Mailand


— 29<br />

Illegaler<br />

Weihnachtsmann<br />

Mailand 2018. Banksy stellt im Mudec aus,<br />

dem Mailänder Kulturmuseum, Matteo<br />

Salvini ist Innenminister und das Thema<br />

der illegalen Einwanderung beherrscht die<br />

öffentliche Debatte in Italien. Nach unserer<br />

Vorstellung kommt der Weihnachtsmann<br />

aus Nordeuropa, dabei stammte der<br />

Heilige Nikolaus (mit dem er gleichgesetzt<br />

wird) ursprünglich aus dem Nahen Osten.<br />

Mit anderen Worten: Er ist ein »Nicht-EU-<br />

Bürger«, und die Polizei muss einschreiten.<br />

Der Unglückliche hat keine Aufenthaltsgenehmigung<br />

und wird deshalb verhaftet:<br />

So wird aus einer fröhlichen Weihnachtsbotschaft<br />

der Albtraum, den Hunderte<br />

von Menschen jeden Tag erleben müssen.<br />

Wenn man das Bild genau betrachtet, hat<br />

auch dieser Polizist eine gewisse Ähnlichkeit<br />

mit Matteo Salvini, der früher alle möglichen<br />

Sweatshirts und Outfits trug. Ist er<br />

das etwa?


— 30<br />

BY THEN — 2020 | Barcelona


ANGRY DONALD | WÜTENDER DONALD — 2020 | Mischtechnik auf Leinwand, 65 x 80 cm<br />

— 31


— 32<br />

Stoppt<br />

Rassismus :<br />

Der rassistische Mord an George Floyd war<br />

der Auslöser für unzählige »Black Lives<br />

Matter«-Proteste in aller Welt. Das universelle<br />

Thema Rassismus betrifft uns alle.<br />

Floyd wird als Engel dargestellt, nicht, weil<br />

er ein Heiliger war, sondern um die beispiellose<br />

und unverhältnismäßige Gewalt<br />

anzuprangern, durch die er getötet wurde.<br />

<strong>TV</strong><strong>BOY</strong> hat das Werk in Barcelona vor dem<br />

Kultur- und Gedenkzentrum »Born CCM«<br />

angebracht – auf dem Schaufenster einer<br />

Kosmetikerin, die auf die Rekonstruktion<br />

von Haut spezialisiert ist. Denn die Farbe<br />

seiner Haut hat George Floyd das Leben<br />

gekostet. Diese Anspielung ist also die<br />

perfekte Metapher für das Erinnern und<br />

Nachdenken über dieses Thema.<br />

STOP RACISM: GEORGE FLOYD |<br />

STOPPT RASSISMUS: GEORGE FLOYD<br />

2020 | Barcelona


— 33


— 34


SAVE PLANET EARTH | RETTET DEN PLANETEN ERDE<br />

2020 | Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 80 cm<br />

— 35


— 42


— 43<br />

SuperFrancesc0<br />

Der Superhelden-Papst ist gekommen, um<br />

die Welt zu retten – oder zumindest seine<br />

Kirche aus der Krise zu führen. Bei diesem<br />

Werk ist auch der Ort, an dem <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> dieses<br />

Wandbild klebte, interessant: Es prangte an<br />

der Baustellenverkleidung des inzwischen<br />

geschlossenen Caffè della Pace in Rom. Das<br />

Caffè della Pace, gegründet 1891, hatte sich<br />

im Laufe der Jahre einen Ehrenplatz unter<br />

den symbolträchtigen Orten Roms erworben,<br />

doch die Hausbesitzer ließen das Café<br />

räumen, um dort ein Hotel zu eröffnen. Und<br />

wem gehört das Haus? Dem Pontificio Istituto<br />

Teutonico di Santa Maria dell‘Anima,<br />

besser gesagt, dem Vatikan. Hier zeigt uns<br />

also dieser Heldenpapst die zwei Gesichter<br />

der katholischen Kirche und den inneren<br />

Widerspruch des Vatikans, der aus Profitgründen<br />

ein Symbol Roms zerstört, obwohl<br />

ein franziskanischer Papst (wenngleich ein<br />

Jesuit) an seiner Spitze steht.<br />

SUPERFRANCESCO | SUPERFRANZISKUS<br />

2017 | Rom


— 44<br />

STOP ABUSE | STOPPT DEN MISSBRAUCH — 2019 | Rom


SUPERMARIO — 2021 | Rom<br />

— 45


— 46<br />

I WANT YOU TO STAY HOME | ICH WILL, DASS IHR ZU HAUSE BLEIBT<br />

2020 | Mischtechnik auf Leinwand, 70 x 100 cm<br />

HO COMBATTUTO PER LA LIBERTÀ (DONNA CURDA) |<br />

ICH KÄMPFTE FÜR DIE FREIHEIT (KURDIN)<br />

2019 | Florenz


— 47


— 50<br />

Justitia<br />

Der abgedankte König Juan Carlos I.<br />

war 2019 gerade vor den Ermittlungen<br />

wegen Steuerhinterziehung und<br />

Korruption aus Spanien geflohen,<br />

als dieses Bild entstand. Das spanische<br />

Volk war empört, und das Vertrauen<br />

in eine Justiz, die den König<br />

zu schonen schien, war auf einem<br />

historischen Tiefpunkt. Bevor sie<br />

Recht spricht, prüft diese Justitia<br />

also erst einmal, wer der Beschuldigte<br />

ist. Denn das Gesetz ist zwar<br />

für alle gleich, aber für einige ist es<br />

eben gleicher. Und die Waage der<br />

Gerechtigkeit scheint sich eher auf<br />

die Seite der Macht, der Kirche, des<br />

Finanzwesens und der Monarchie<br />

zu neigen, als auf die der Verfassung.<br />

LA GIUSTIZIA | JUSTITIA<br />

2019 | Barcelona


— 51


— 80<br />

NIE ZU KLEIN<br />

Greta Thunberg und Donald Trump werden<br />

in diesem Kunstwerk zu modernen<br />

David und Goliath. <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> brachte es 2019<br />

während einer Fridays-for-Future-Demonstration<br />

in Barcelona auf einer Ladestation<br />

für Elektroautos an – natürlich kein Zufall.<br />

Während Gretas Schild mit der Aufschrift<br />

»Man ist nie zu klein, um die Welt zu verändern«<br />

eindeutig ist, hat Trumps »Man ist<br />

nie zu groß, um seine Meinung zu ändern«<br />

eine doppelte Bedeutung: Wir alle erkennen<br />

Trump an seiner typischen Frisur,<br />

doch einmal erschien der ehemalige US-<br />

Präsident bei einer öffentlichen Veranstaltung<br />

mit zurückgegelten Haaren. Bezieht<br />

sich <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> mit seiner Botschaft also auf<br />

die Frisur oder auf eine mögliche Läuterung<br />

von The Donald?<br />

MAI TROPPO PICCOLI (PER SALVARE IL MONDO) |<br />

MAN IST NIE ZU KLEIN (UM DIE WELT ZU RETTEN)<br />

2019 | Barcelona


— 81


— 82<br />

Saubere Luft<br />

jetzt<br />

Dieses Bild ist Teil der Kampagne »Clean<br />

Air Now«, für die Greenpeace <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> mit<br />

der Illustration beauftragt hatte. Damit<br />

sollte das Bewusstsein für die notwendige<br />

Reduzierung des Kohlenmonoxid-<br />

Ausstoßes geschärft werden. Der Künstler<br />

lässt außergewöhnliche Botschafter<br />

die Umweltverschmutzung anprangern:<br />

Schauspieler:innen aus der italienischen<br />

Filmgeschichte, aber auch Papst Franziskus,<br />

den Schriftsteller Pier Paolo Pasolini<br />

und den Fußballer Francesco Totti.<br />

Dieses Wandbild ist von der berühmten<br />

Vespa-Fahrt aus dem Film Ein Herz und<br />

eine Krone mit Audrey Hepburn und Gregory<br />

Peck inspiriert. Beide tragen Atemmasken,<br />

während sie die wichtige Botschaft<br />

verkünden: »Clean Air Now«. Das<br />

Werk befindet sich in der Nähe des Kolosseums<br />

und wird nach wie vor ein viel<br />

fotografiert. <strong>TV</strong><strong>BOY</strong> ahnte da noch nicht,<br />

dass diese Masken wenige Jahre später<br />

zu einem selbstverständlichen Accessoire<br />

für jedermann werden sollten.<br />

CLEAN AIR NOW | SAUBERE LUFT JETZT (PROJEKT IN ZUSAMMENARBEIT MIT GREENPEACE)<br />

2017 | Rom


— 83


— 84<br />

SORRENTO LOVES ART | SORRENT LIEBT KUNST — 2019 | Mischtechnik auf Leinwand, 200 x 100 cm | Privatsammlung


— 85


— 86


I NOSTRI ANGELI CUSTODI | UNSERE SCHUTZENGEL<br />

2020 | Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 100 cm<br />

— 87


— 88<br />

ADIOS MARADONA<br />

2021 | Barcelona


— 89


DANK<br />

von Salvatore Benintende<br />

Claudio, Adele, Sergio, meiner ganzen Familie und meinen Freunden danke ich für ihre<br />

Unterstützung und Geduld.<br />

Ich danke meinem Manager Angelo, ohne den dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre.<br />

Besonderer Dank geht an das gesamte Team von <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>: Marta, Gaia, Ana, Carla und alle<br />

Mitarbeitenden.<br />

Zudem möchte ich danken:<br />

Alessandro Del Stabile<br />

Giampaolo Venier<br />

Federica Borgobello<br />

Massimo Fasano<br />

Fabiano Benedetti<br />

Elena Pagnotta<br />

Deodato Salafia<br />

Beatrice Acerbis<br />

Marta Cossettini<br />

Lello Caldarelli<br />

Giovanni di Giovanna<br />

Gabriele Palma<br />

Pier Bergonzi<br />

Giampiero Zurlo<br />

Schließlich möchte ich mich bei allen bedanken, die mir auf meinem Weg geholfen<br />

und an mich geglaubt haben: Ihr werdet immer einen Platz in meinem Herzen haben.<br />

FOTO-Nachweise<br />

Für alle Bilder:<br />

Mit freundlicher Genehmigung des <strong>TV</strong><strong>BOY</strong>-Archivs<br />

Mit Ausnahme von:<br />

© Alessandro Serranò @alessandroserrano: S. 24–25, 155 unten, 158 unten<br />

Mit freundlicher Genehmigung von Greenpeace Italia ©greenpeace_ita: S. 156 oben, 159<br />

© Guenter Albers/Shutterstock: Schutzumschlag und Vorsatz<br />

© Lupe Capell Gasol @xindogu: S. 54<br />

© Nubifilm ©nubifilmstudio: S. 63<br />

© Raffaele Marino @ramarino: S. 2, 6–7<br />

© Rebel Media Deutschland: S. 36, 157 unten<br />

© Salvatore Cavalli @salvatore_cavalli: S. 58–59, 154 oben rechts und unten, 157 oben, 158 oben<br />

© Valentino Bonacquisti @fotografiaerrante: S. 20, 21, 42, 92–93, 156 unten<br />

© Xavi Torrent @xavitorrentphoto: S. 155 oben<br />

© Xavier Torres-Bacchetta @bacchis: S. 88–89<br />

Den Urhebern von nicht identifizierten Bildquellen steht der Herausgeber zur Verfügung.


Wir brauchen die Kunst, um<br />

nicht an der Realität zu sterben.<br />

Oliviero Toscani<br />

ISBN 978-3-03876-295-9<br />

€ 34.00 | € 34.70<br />

MIDAS COLLECTION

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