Lesen - Allgemeine Zeitung
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Hobby-Astronomin Sonja Itting-Enke<br />
betreibt außerhalb Windhoeks ihr eigenes<br />
Observatorium. Die Autodidaktin studiert<br />
die Sterne nicht nur im Eigeninteresse, sondern<br />
lädt auch Interessierte, Schulklassen und<br />
Reiseleiter ein, auf ihrem Anwesen zwischen den<br />
Auasbergen die Sterne zu beobachten.<br />
Eine halbe Autostunde außerhalb Windhoeks wird<br />
die asphaltierte Straße zur Schotterpiste, nichts als<br />
das Grün der Auasberge umgibt einen. Weit oben<br />
auf den Bergen steht ein gar nichts so namibisches<br />
Backsteinhaus in weiß, doch es versteckt allerlei<br />
namibische Geheimnisse. Hier weit abseits<br />
Hauptstadt wohnt eine junggebliebene 78-Jährige,<br />
die sich ihren Lebenstraum verwirklicht hat: Ein<br />
eigenes Observatorium.<br />
Die Astronomie in Namibia beliebter zu machen,<br />
liegt Itting-Enke besonders am Herzen. „In Namibia<br />
sind optimale Sternbeobachtungen möglich. Hier<br />
verlieren wir fast nichts am Himmel, sondern<br />
sehen im Laufe des Jahres fast alle Sterne.“Oft<br />
ist sie entsetzt, dass sich in Namibia trotz des<br />
freien Blicks auf den Himmel nur so wenige für<br />
Astronomie interessieren.<br />
Ihr eigenes Interesse an den Sternen erweckte<br />
damals ihr Physiklehrer. Der alte Mann kehrte<br />
1945 aus dem Krieg zurück und konnte seine<br />
Schüler kaum für sein Fach begeistern – bis es<br />
bei der Schule einen Waldbrand gab und der Blick<br />
zum Himmel freigelegt wurde.. „Da ist die Venus,“<br />
sagt er zu seinen Schülern „und wenn wir jetzt ein<br />
Teleskop hätten, könnten wir die Jupitermonde<br />
sehen.“ Damit war das Interesse der 16-jährigen<br />
Sonja geweckt. Voller Tatendrang stellte sie viele<br />
Fragen und lieh sich von ihrem Vater, einem<br />
Elektrizitätswerkbetreiber, das Teleskop, und<br />
die Klasse begann, Monde zu beobachten und<br />
astronomische Rechnungen zu erstellen. Von<br />
da an war die junge Frau von der Sehkraft eines<br />
Teleskopes fasziniert.<br />
Doch lange hatte sich die junge Frau nach ihrer<br />
Schulzeit nicht mehr intensiv mit Astronomie<br />
beschäftigt. Ein Zwischenfall schaffte ihr den<br />
Zugang zur Astronomie: Bei einem Schulausflug<br />
ihrer Kinder entdeckte die Mutter in der Hütte der<br />
Wildlife-Stätte auf den Höhen Windhoeks eine<br />
Sternenkarte. Begeistert blickte sie in den Himmel<br />
und fand erst einmal nichts - außer dem Orion,<br />
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June 2009<br />
Von Silke Steuer<br />
Hobbyastronomin Sonja<br />
Itting-Enke hat sich ihr<br />
gesamtes Wissen selbst<br />
beigebracht.Von ihrem<br />
Observatorium in den<br />
Auasbergen aus studiert<br />
sie nachts die Sterne.<br />
• Foto: Wiebke Schmidt<br />
S et<br />
den sie begeistert den Schülern zeigte. Die ganze<br />
Nacht über hatte sie die Sterne studiert. Damit<br />
kam ihr die Idee, Astronomie auch an der Schule<br />
ihrer Kinder, der Deutschen Höheren Privatschule<br />
(DHPS) prominenter zu machen. Sie baute ein<br />
Schulplanetarium und machte auch außerhalb<br />
der DHPS Projekte, wie auch in Katutura. „Die<br />
Wissenschaft gehört allen,“ sagt Sonja Itting-<br />
Enke.<br />
Deshalb schickte man 1986 auch viele interessierte<br />
Astronomen aus Deutschland zu ihr nach<br />
Windhoek, um den Halleyschen Kometen besser<br />
beobachten zu können. Sie bekam viele Meldungen<br />
von Namibiern, auch von Jugendlichen, die den<br />
Kometen beobachten wollten. So eröffnete sie<br />
1986 im leerstehenden Schülerheim von Karibib<br />
ein ganzes Astronomielager, zu dem auch Laien<br />
Zugang haben sollten.<br />
Das Interesse an den Sternen wurde immer<br />
größer und so schlich sich die Ehefrau häufig<br />
nachts raus, um die Sterne zu beobachten. Als<br />
ihr Mann dann nach 36 Jahren Ehe die Scheidung<br />
wollte, nahm sie das Großprojekt in Angriff: Sonja<br />
Itting-Enke baute ihre eigene Sternwarte auf.<br />
Lange zog sie durch Windhoek und suchte einen<br />
geeigneten Platz. Der sollte nicht zu weit weg sein<br />
von der Stadt, um auch Schulklassen Besuche<br />
zu ermöglichen. Als idealer Platz erschien ihr<br />
da ein Anwesen zwischen den Auasbergen,<br />
die das Straßenlicht der Stadt zurückhalten.<br />
Genauestens rechnete sie den Bau durch, um<br />
Geld für Teleskope übrig zu haben. Bis auf den<br />
Rohbau stellte sie das Haus selbst fertig. Als<br />
der Bau nach einigen Schwierigkeiten endlich<br />
beendet war, konnte sie auch praktische Kurse<br />
für Reiseleiter anbieten. „So bin ich mir sicher,<br />
dass sie den Touristen keinen Unsinn erzählen,“<br />
sagt sie über die Reiseleiterkurse. Deshalb stellt<br />
sie sich auch immer wieder gerne bereit, ihnen<br />
Auffrischungskurse anzubieten.<br />
Ihr größtes Erlebnis neben dem Halleyschen<br />
Kometen war der McNaught-Komet, der<br />
2007 zu sehen war. Eine große Nachfrage am<br />
Sternebeobachten lief in ihrem Observatorium<br />
ein. Lange war unsicher, ob sie die Erwartungen<br />
der Besucher erfüllen konnte, denn der Komet<br />
war anfangs nicht zu sehen. „Ich war übersiedelt<br />
von Leuten, die begeistert waren, den Kometen<br />
zu sehen,“ erzählt sie fasziniert.<br />
Als Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit bietet Itting-<br />
Enke nicht nur besondere Beobachtungen<br />
wie bei Mondfinsternis oder Begegnungen<br />
von Planeten an, sondern besucht auch viele<br />
Schulen und bietet dort Astronomieprojekte an.<br />
„Es ist schon was wert, Kindern zu zeigen, dass<br />
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