LAND un - Culture et Bilinguisme

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LUS_175:LUS_175 28/07/10 14:33 Page 28 In memoriam Auf Wiedersehen, Françoise Schaffner-Ehrmann Hier klingt „sie war“ doch schrecklich. Françoise Schaffner- Ehrmann war seit 1975 die ehren amtliche Buchhalterin der René Schickele-Gesellschaft und die Ge - schäftsführerin ihres Verlags, der Salde. Den Kampf, den sie bis zum Ende gegen eine heimtückische und un - erbittliche Krankheit mit Klarsicht und festem Mut geführt hat, hat sie am 23. Mai endgültig verloren, und ist ruhig im Kreise Ihrer Familie entschlafen. Die Vereinigung hat einen ihren langjährigen Eck pfeiler verloren. Neben Ihrer Familie hat sie sich immer anderen, der Zwei - sprachigkeit und der Regionalsprache gewidmet. Sie empfand ihr Engagement nicht als ein Opfer, das Sie erbrachte, sondern als eine Tätigkeit, die weitergeben sollte, was Sie von Ihrer Umgebung, Eltern und Vorfahren mitbekommen hatte, als eine Tätigkeit, die auch den Namens losen wieder den ihnen geraubten sprachlichen Reichtum wiedergeben sollte. Diese Ungerechtigkeit und andere waren Ihr zuwider. Neben Ihrer manchmal undankbaren Arbeit in der Buchführung hat Sie im Vereinigungs - sekretariat Praktikanten ausgebildet, ihre ersten beruflichen Erfahrungen geleitet und hat ihnen später die Berufswelt eröffnet. Viele erinnern in ihren Beileidsbriefen an Ihren lächelnden Empfang, sei es in der Oberlinstraße oder später am Niklausring. Sie wusste viel und hatte die Gabe, ihr Wissen ohne Aufsehen zu vermitteln. Sie leitete eine Zeitlang die oft gutbesuchten Dialektkurse der Vereinigung. Bei Seminaren oder Kolloquien hatte Sie effizient die Logistik unter sich und Une femme remarquable d’Alsace 28 Land un Sproch 175 äußerte klipp und klar Ihre Meinung zum Programm der Veranstaltungen. Obgleich sie gutmütig war, konnte sie entschlossen durchgreifen. Sie brauchte nicht laut zu sprechen, ihr Wort galt. Seit 1992 stellte Sie nach Gustav Woytt mit Ihrem Ehemann und anderen Mithelfern den Kalender „Unsere Heimat“ zusammen und vertrieb ihn. Sie gab eine schöne Anzahl von Werken heraus. Die Autoren hießen u.a. Charles Fichter, Wolfgang Ladin, Adrien Finck, Ronald Euler, Pierre König, André Weckmann. Sie war Mitherausgeberin des Gesamtwerks im Dialekt des Letzteren. Auf den „Cimetière juif de Rosenwiller“ war Sie u.a. stolz. Sie hat noch in den 8 letzten Monaten den CD „Ritte, Ritte, Ross“ mit traditionellen Kinder - reimen, das 2. Gedichtsband von Ronald Euler und den poetischen Wegbegleiter zu André Weckmanns Dichterweg in Steinburg/Steiweri herausgegeben. Sie ließ das Prinzip Hoffnung walten. Sie ruht in Ihrem Heimatdorf. Wir werden ihrer gedenken. eg Françoise est partie en sérénité, à Pentecôte. C'est juste ainsi, sereine, lors d'une fête chrétienne et d'une fête juive qui commémorent l'Esprit et la Loi. Je suis sûre que nous allons continuer de bénéficier longtemps de son immense bienveillance et de sa sagesse. Mais cela ne diminue pas la douleur et la tristesse. L'insoutenable absence (...) L'Alsace doit beaucoup à Françoise. Cultivée, persévérante, déterminée, disponible, le travail qu'elle a fourni bénévolement au quotidien, avec une si grande modestie, est impossible à évaluer, tant il est important. Travailleuse de l'ombre en faveur d'une Alsace qui assume toutes ses traditions et qui se construit un présent et un avenir bilingue, multilingue et ouvert aux autres cultures du monde. Françoise est une Femme Remarquable d'Alsace, une de celles dont les journaux ne parlent pas souvent, mais dont l'apport est incommensurable. Je suis fière de l'avoir connue, et d'avoir pu avancer un peu à ses côtés. Elle va me manquer. Andrée Buchmann fer Françoise e weichi Stimm isch verstummt e liiser Schritt geht nim sine Waj e Lache isch verbliëhjt wàrum schun so friëhj d’Finger laufe nimm ewer d’Tàschtàtür d’Biecher wo sie erüs het gan- sahn sich verwaist un meer wo se gschriwwe hàn sawe werum schun so friëhj so wie sie furt isch -so isch se vor Johre kumme ohne Ufsahns zu màche- ohne lüt ze sin doch wanns notwandig isch gsin in de Versàmmlung het ihr Wort- ohne lànges Erum un Erum Gewicht ghet dief in ihre ischs gsasse -des wàs sie durichs Lawe gfiëhrt het unermiedlich durichs Schàffe un’s Hoffe: s' Menscheracht vun ere Volksgemeinschàft von ere Sprochgemeinschàft- von ere Heimet unseri un die Sproch saat ere jetz merci un die wo d Biëcher gschriwwe un àlli die wo se kannt hàn sawere merci in dere Sproch isch d’weich Stimm verklunge? àwer heere mer se nit -ennewandsi in uns? un im Windhüch von ihre Deere- glauwe mer nit – de liise Schritt zu vernamme? so wie sie züenis kumme isch -so isch se furtohne lüt zu sin àwer sie het uns ihri Spür zeruckgelon un so làng mer die Spür gehn - blit sie irgendwie bi uns un ihr àlli wo sie liëb het ghet -ihr wisse dàss ihr Lachle in ejere Harzer nië verbliëhje wird un dü Françoise bisch jetzt - geleest un frey -ewer unsri ange Horizonte nüs in die Heimet -wo’s fer immer Pfingschte isch zitlos in Liëcht un Wärme- zitlos in Frede un Liëb un die unandli Fraid in dir jetz sej uns e Trooscht in unserem Leid André Weckmann 28.5.2010
LUS_175:LUS_175 28/07/10 14:33 Page 29 Kriz un Kreis DICHTER VUN GESCHT UN HIT Von Emma Guntz Kupferstich von J. Lips nach F. Müller Johann Peter Hebel (1760-1826) Er ist zwar kein Dichter, der in der Jetztzeit lebt, aber seine Kalenderge - schichten und seine schon von Goethe und Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter) hochgerühmten „alemannischen Gedichte” sind auch heute noch taufrisch und so lebendig wie eh und je. Die „alemannische Welt“ -und das Elsass darf und soll sich dazu rechnen- feiert in diesem Jahr den 250. Geburtstag des am 10. Mai 1760 in Basel, im Patrizierhaus der Iselin, geborenen Johann Peter Hebel. Sein Vater stammte aus dem Hunsrück, und seine Mutter war eine Bauerstochter aus Hausen. Beide Eltern arbeiteten -der Vater als „Herrendiener“, die Mutter als „Magd“- im Sommer in Basel, bei den Iselin. Im Winter kehrten sie nach Hausen zurück, wo der Vater seinem Beruf als Leine weber nachging. Johann Peter verlor seinen Vater, als das Kind ein Jahr alt war. Die Mutter starb, als der Dreizehnjährige die Todkranke auf einem Ochsenkarren von Basel nach Hausen fuhr. Von Gönnern gefördert kam Hebel auf das „Gymnasium illustre“ in Karslruhe, studierte Theologie in Erlangen und machte langsam aber sicher seinen Weg, bis er 1819 vom Grossherzog von Baden zum Prälat der evangelischen Landeskirche ernannt wurde, in der -auf Anregung Hebelsdie Lutherischen und die Reformierten „uniert“ waren. Johann Peter Hebel ist der erste bahn - brechende alemannische Mundartdichter, dessen Sprache unübersetzbar bleibt. Selbst die hochdeutschen Versionen von Robert Reinick oder von Arnold Stadler können die Farbe, die Stimmung, den unnach - ahmlichen Klang nicht wiedergeben. Am 9. Juni fand ein "Fescht am Hebel "-Abend zur 250. Geburtstagsfeier von Johann - Peter Hebel im der Landesbibliothek (BNUS) in Strassburg statt.Mit Liselotte Hamm, Jean- Marie Hummel, Manfred Jung und Raymond Matzen. Das Liedlein vom Kirschbaum Der Liebgott het zum Summer gseit: „Gang, deck im Spätzli au si Tisch!“ Druf het der Chriesbaum Früchte treit; viel tuusig Chriesi roth und frisch Und ‘s Spätzli seit: „Ich das der Bricht? Do sitzt me zu und fragt nit lang; Das git mer Chraft in Mark und Bei. Und stärkt mer d’Stimm zu neuem Gsang.“ Der Liebgott het zum Spötlig gseit: „Ruum ab, sie hen jetz alli gha!“ Druf het e chüele Bergluft gweiht Und ‘s het scho chline Riife g’ha Un d’Blättli werde gel und roth. Und fallen eis em andre no; Und was vom Boden obsi chunnt muss au zum Bode nidsi goh... Johann-Peter Hebel Stroosename un Gschicht von Ottrott (1) Durich die „Altgàss“ selle schon Reemer Gfohre sin bis uff ihri Feschtung „Altitona“ Uf de „Hohenburg“ het die heilig Odilia Speeter gegrindt ihr Fràuiekloschter Noch ihrem Tod sin viel Ottrotter Uf de heilig Bari geloffe durich de „Bariwaj“ Im „Herrehoft“ isch fer s’Kloschter Abgan wore de Zehntel Es sin immer g’gànge de salwe Waj Die von de Grüewe durich S‘„Rohriggassel“ Von „Staffelseck“ bis àns „Streessel“ Isch s’„Zich“ mitem „Schaffergassel“ Am „Kerichplàtz“ fàngt àn de „Burigwaj“ Der uns fährt uf die „Ottrotter Schlesser“ Unte von de Schlesser isch’s „Eichwaldel“ Mit àll sine Name von de àlte Schlesser D‘„Hauiptstrooss“ geht bis àn de „Lendeplàtz“ Mit uf de Sit „Bickgassel“ un „Kerichgassel“ Die „Bàhnhofstroos“ and àm „Bàhnhofplatz“ Mit hinte àn s’Viertel vom „Pfarichel“ André Keller (1) Oder wie man die Straßenamen, im Dialekt und im täglichen Leben nannte. Land un Sproch 175 29
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