Flash-N°64-2012 - generations-mouvement-67.org
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(Suite de la page 12) „Zum wilde Mann“, der Name ging auf die<br />
selbst einige solcher Wirkteppiche, auch aus<br />
Straßburger Wirkereien, mit wilden Leuten, die<br />
dort besichtigt werden können.<br />
84 Heidnischwerktücher können zu Basel<br />
lokalisiert werden, wo sie zwischen 1410 und<br />
1480 entstanden sind.<br />
6 1 E x e m p l a r e d e r e r h a l t e n e n<br />
Heidnischwerktücher aus Straßburg sind ab<br />
1400 bis Ende des 15. Jahrhunderts<br />
entstanden. Experten berichten, dass von den<br />
Straßburger Erzeugnissen ein optischer Reiz von<br />
Flimmern ausgeht. Die Wirker ließen<br />
kleine Lichtreflexe in Gewänder, Schmuck,<br />
Vogelfedern, Blatt– und Blütenspitzen der<br />
Teppiche in verschiedenfarbiger Seide<br />
aufblitzen.<br />
Wirtschaften, Häuser und Brunnen<br />
Der Name „Zum Wilden Mann“ ist ein<br />
Freiheitssymbol ! Mit seiner der Natur<br />
geweihten Fröhlichkeit, nahm er die soziale<br />
Ordnung nicht ernst, und in den nach dem<br />
„wilden Mann“ benannten Wirtschaften darf<br />
jeder frei seine Meinung äußern. In<br />
Deutschland, Österreich und Schweiz ist der alte<br />
Name und das dazugehörende Wissen<br />
erhalten. Obwohl das französische Wort<br />
„sauvage“ vom lateinischen „sylva“ = der Wald,<br />
abgeleitet ist, wo die wilden Männer hausten,<br />
h at d i e se Be nennung n i c h t d e n<br />
selben Sinn.<br />
So geschah es in Mülhausen. In der<br />
eidgenössischen Zeit hieß eine alte Wirtschaft<br />
13<br />
Gasse über als „Wildemannsgass“ die später in<br />
„rue du Sauvage“ übersetzt wurde. Als dann die<br />
rue du Sauvage 1940 zu „Adolf Hitler<br />
Straße“ umgetauft wurde, haben sich die<br />
Mülhauser halb tot gelacht !<br />
Dem Weine scheinen die wilden Leute nicht<br />
abhold gewesen sein. Vielleicht haben es<br />
deshalb unzählige Wirtschaften den wilden<br />
Mann zum Patron und Schutzgeist erkoren. Es<br />
werden oft die Saufgelage der wilden Leute<br />
erwähnt. Johannes Pauli überliefert in seinem<br />
Schwankbuch „Schimpf und Ernst“ 1522 „... Es<br />
saßen eines males wilde lüte by einem wyne by<br />
ein ander...“ als ein Teufel eine Seele<br />
kaufen wollte.<br />
Blätterkranz auf buschigem Haar<br />
Früher gab es im Elsass viele Wirtschaften „Zum<br />
wilden Mann“. In Straßburg sogar<br />
mehrere, wovon eine in der Langen Straße<br />
neben der Bäckerei „zum wilden Wyb“ stand,<br />
welche 1412 und 1428 erwähnt wurde. Wenn<br />
an sehr seltenen Orten wenige Einheimische die<br />
Bezeichnung „zum wilde Mann“ für eine<br />
umgetaufte Wirtschaft gebrauchen, so steht im<br />
Unterelsass nur das Restaurant A l‘Homme<br />
Sauvage in der Bäregass von Weißenbürg in<br />
den Gelben Blättern des Telefonbuches.<br />
Das typische Wirtshausschild „zum wilde Mann“<br />
zeigt einen kräftigen Mann mit einem<br />
Blätterkranz auf buschigem Haar, einen<br />
Lendenschurz aus Blättern um die Hüften,<br />
barfuß auf einem kleinen Hügel stehend.<br />
In Ammerschwihr gab es früher<br />
eine Wirtschaft „Zum wilden Mann“<br />
mit einer Inschrift : „Beim wilden<br />
Mann kehr ein, Hier ist Kude Kost<br />
und Wein, 1758“.<br />
Im gleichen Ort gibt es auch<br />
einen „Wildemannsbrunnen“. Das<br />
Original der Skulptur steht nun im<br />
Rathaus, eine Kopie am Brunnen,<br />
leider nennt niemand mehr den<br />
Eine besonders<br />
« romantische »<br />
Darstellung<br />
wilder Leute