38 Mo de ra ta Fon te 39 Die Ali ce Schwar zer der Re nais sance Ge bo ren im Jahr 1555 als zwei tes, auf den Na men Mo des ta ge tauf tes Kind der Ma ri et ta und des Hie ro ni mo da Poz zo, die dem wohl ha ben den und kul ti vier ten ve ne zia ni schen Bür ger tum an ge hö ren, je doch be reits 1556 ster ben. Mo des ta kommt in das Klos ter San Mar ta, wo sie durch ein au ßer ge wöhn li ches Ge dächt nis und ih re Schlag fer tig keit auf fällt. Dem eben so be rühm ten wie dick lei bi gen Pre di ger und Dich ter Gab rie le Fiam ma als Wun der kind vor ge führt, fühlt sich die ser be mü ßigt, die zar te Mo des ta als „kör per lo sen Geist“ zu be zeich nen. Wenn sie ein „kör per lo ser Geist“ sei, dann wir ke er auf sie wie ein „geist lo ser Kör per“, kon tert Mo des ta. Mit neun Jah ren kommt sie in das Haus Sa ra ce ni, der groß el ter li chen Fa mi lie müt ter li cher seits, wo sie Lehr stoff aus dem Schul ran zen ih res äl te ren Bru ders Leo nar do be zieht und sich al lein la tei nisch Le sen und Schrei ben bei bringt. Und sie dich tet. Un ter dem spre chen den Pseu do nym Mo de ra ta (i.S.v. maß geb lich, selbst be stim mend) Fon te (Brun nen, Quel le) ver öf fent licht sie 1581 die „Drei zehn Ge sän ge des Flo ri do ro“ und „Die Fest ta ge“, da nach das geist li che Spiel „Das Lei den Chris ti“. So net te, Kan zo nen und Mad ri ga le zu ver schie de nen The men, die sie als Auf trags ar bei ten ver fasst, er schei nen ano nym. 1582 lässt sich Mo de ra ta Fon te in ih rem Schreib fluss brem sen: vom Steu er ad vo ka ten Fi lip po de’ Zor zi, den sie hei ra tet und zum drei fa chen Va ter macht. Zwi schen 1588 und 1592 schreibt sie am „Ver dienst der Frau en“ („Il me ri to del le don ne“), das sie an dem Tag voll en det, an dem sie 37-jäh rig im Kind bett, bei der Ge burt ih res vier ten Kin des, stirbt. „Das Ver dienst der Frau en ge fasst von Mo de ra ta Fon te in zwei Tag wer ke, in de nen of fen bar wird, wie wür de voll sie sind und wie viel voll kom me ner als die Män ner“ (wie der Ti tel voll stän dig lau tet) er scheint post hum im Jahr 1600. Mit die sem Buch über lebt „Ma don na Mo des ta“ (Bio graf Gio van ni Ni co lò Dog lio ni, 1593) – nun wirk lich ein „kör per lo ser Geist“. Geist reich und iro nisch for mu liert, er folgt die Aus ei nan der set zung mit den Über-, Un ter- und Ver le gen hei ten der Frau en re spek ti ve Män ner in ei ner rein fe mi ni nen Ge sprächs run de – ein No vum in ner halb der Dia lo gli te ra tur im ita lie ni schen Ge schlech ter streit des 16./17. Jahr hun derts, der „Que rel le des Fem mes“, die Teil ei nes ge samt eu ro pä i schen Phä no mens ist. In der in Ro man form an ge leg ten, pro to fe mi nis ti schen Streit - schrift ent wi ckelt die Dich te rin ei nen Plot mit sie ben Frau en, de ren Ver schie den heit in Al ter, Stand und Tem pe ra ment es ihr ge stat tet, die un ter schiedli chen Stand punk te auf ei nan der pral len zu las sen, oh ne selbst ein zel ne Be haup tun gen auf zu stel len oder per sön lich Po si ti on zu be zie hen. Die Ve ne ziane rin nen ver sam meln sich in ei nem Pa last gar ten an ei nem sechs ecki gen Brun nen (fon te) mit al le go ri schen Fi gu ren, die für Keusch heit, Ein sam keit, Frei heit, Arg lo sig keit (der Frau en) so wie für Falsch heit und Grau sam keit (der Män ner) ste hen. In der Mit te die sieb te Fi gur: ei ne Frau mit Was ser spen den - den Brüs ten, die in der Kon ver sa ti on von Co rin ne per so ni fi ziert wird, die mit ih ren Vor trä gen den Wis sens durst der lau schen den Ge schlechts ge nos sin nen stillt, und wo mit die „Ali ce Schwar zer der Re nais sance“ (deut scher Buch re zen sent, 2001) für den weib li chen Zu gang zu den Wis sen schaf ten wirbt. Fon te vi si va/: Ri trat to “Mo de ra ta Fon te”, ri pro du zi o ne d’in ci sio ne su ra me ne “Il Me ri to del le Don ne”, au to re sco no sci u to, 1589 cir ca Vi sual sour ce: “Mo de ra ta Fon te” Por trait, re pro duc ti on of the cop per in ci si on in “Il Me ri to del le Don ne”, au thor un known, cir ca 1589 Bild re fe renz: Por trät „Mo de ra ta Fon te“, Kup fer stich fak si mi le in „Il Me ri to del le Don ne“, Künst ler/in un bek., um 1589 Ma ri nel la Bis ca ro Ire ne An dess ner Ma ri nel la Bis ca ro “Ma don na Mo des ta”, 2003 olio su te la / oil on can vas / Öl auf Lein wand, 66 x 54 cm
Ben de det to Mar cel lo Bar ba ra Stroz zi