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elaphe 2019-2

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Titelthema: Citizen Conservation - Haltung rettet Arten

TitelthemaTitelthemareproduziert schließlich nicht mehr, und plötzlich wird dieArt zur Rarität, und die Ex-situ-Population kollabiert.Es gilt also, neben dem Erhalt der maximalen genetischenVielfalt auch eine Mindestgröße der Population zu erreichenAlle Gründertiere sollten sich imgleichen Verhältnis in ihrerNachkommenschaft wiederfindenFarbmorphen bei Schmuckhornfröschen sind der Belegfür kleine Evolutionsprozesse, die in menschlicher Obhutauch in relativ kurzer Zeit ablaufen können Foto: K. KunzDas plötzliche Verschwinden von„gewöhnlichen“ ArtenEin Phänomen, das man in Zoos wie in der Hobbyszeneimmer wieder beobachten kann, ist Folgendes: Für einezunächst seltene und schwer zu haltende Art gelingt es,die Vermehrung zu etablieren. Eine Zucht wird aufgebaut,und zahlreiche Haltungen sind vorhanden. Mehr undmehr Nachzuchten werden verfügbar. Auf Dauer sind aberselbst solche Populationen mit Hunderten von Individuenkeine Selbstläufer, sondern müssen gepflegt werden. Dennschnell wird eine Art sonst zu einer Modeerscheinung. DieTiere sind leicht zu bekommen, die Haltungsbedingungensind geklärt, die Zucht gelingt ohne Probleme. Irgendwannist der „Markt übersättigt“, und das Platzieren der Nachkommenwird immer schwieriger oder plötzlich auch überhauptnicht mehr möglich. Das Resultat: Die Zucht wird aufbreiter Front aufgegeben. Die Gesamtpopulation überaltert,und diese zu erhalten. Gleichzeitig muss die Populationeine ausgewogene Altersstruktur wie auch ein passendesGeschlechterverhältnis aufweisen. Schwieriger noch: AlleGründertiere sollten sich im gleichen Verhältnis in ihrerNachkommenschaft wiederfinden, und die Populationsollte ein möglichst geringes Maß an Inzucht aufweisen.Wie groß muss eine Ex-situ-Population sein?Auf diese Frage gibt es keine schnelle befriedigende Antwort.Die Zielgröße einer Population ist abhängig von zahlreichen,meist biologischen Faktoren. Daher ist für jede Arteine andere Anzahl an Individuen erforderlich, um einerobuste und nachhaltige Population aufzubauen. WesentlicheFaktoren sind hierbei: die Dauer bis zur Geschlechtsreife;wie lang ist ein Individuum einer Art fruchtbar?; Mitwie vielen Nachkommen kann man rechnen? Entscheidendist außerdem die Lebenserwartung und ob die Tiere individuellgemanagt werden können oder als Gruppe betrachtetwerden müssen. Ungeachtet der rechnerischen (Wunsch-)Populationsgröße gibt es limitierende Faktoren wie beispielsweisedie verfügbare Anzahl der Haltungen – diesich je nach Art und deren Haltungsanforderungen unterschiedlichleicht oder schwer beeinflussen lässt.Zur Verdeutlichung: Bei Elefanten ist es vermutlich schwieriger,300 Halter für eine Gesamtpopulation von 1.000 Individuenzu finden, als es für einen Pfeilgiftfrosch der FallUm Ambystoma dumerilii 25 Jahre in menschlicher Obhut ohne genetische Verluste zu erhalten, muss man etwa 265adulte Tiere im Zuchtprogramm halten Foto: B. Trapp/Frogs & FriendsVom Aussterben bedroht: Pátzcuaro-Querzahnmolch Foto: B. Trapp/Frogs & Friendssein dürfte. Weitere exogene Faktoren, die Einfluss auf dieZielgröße haben, sind die Anzahl der Gründertiere sowieder Zeitraum, über den die Erhaltungszucht avisiert ist,also ob es eher zehn oder hundert Jahre sein sollen.Welches ist die richtige Zuchtstrategie?Jede Art benötigt eine eigene Zuchtstrategie, die sich ausden artspezifischen Parametern ergibt. Dazu gilt grundsätzlich:• Je mehr Gründertiere desto besser• Gründertiere im gleichen Geschlechterverhältnis• Gründertiere in gleicher Geschwindigkeit und im gleichenVerhältnis züchten lassen (zurNot unter Entnahme von Nachzuchtenaus dem Zuchtprogramm beischnell reproduzierenden Zuchtpaaren)• Tiere verpaaren, die genetisch möglichstweit voneinander entferntsind• Möglichst schnell auf die Zielgrößeder Population kommenDarüber hinaus ist es entscheidend,ob sich Individuen eindeutig unddauerhaft voneinander unterscheidenlassen. Idealerweise ist das derFall. Nur dann lassen sich gezieltTiere miteinander verpaaren, die im Rahmen der Analyseals genetisch vorteilhaft für die Gesamtpopulation sind.Leider ist bei Amphibien eine individuelle Erkennung derTiere häufig nicht möglich oder sehr aufwendig.Hat man es aber in der Zuchtpopulation mit Gruppen zutun, dann wird es ungemein komplizierter. Sind männlicheund weibliche Tiere klar voneinander zu unterscheiden,ergeben sich abermals andere Optionen, als wenn eskeine eindeutigen und leicht nutzbaren Unterscheidungsmerkmalegibt. Sind in einem Terrarium etwa mehrereWeibchen und Männchen untergebracht, die sich wederindividuell noch nach Geschlecht unterscheiden lassen, ist2829

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