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elaphe 2019-2

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Titelthema: Citizen Conservation - Haltung rettet Arten

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TitelthemaTitelthemaEs ist schwierig, die Bedrohung der Artenvielfalt in konkreteZahlen zu fassen. Denn einerseits wissen wir bisheute noch lange nicht, wie viele Spezies den Planetenüberhaupt mit uns teilen – ein Blick in die Liste der im Jahr2018 neu beschriebenen Amphibien in dieser elaphe-Ausgabebelegt das einmal mehr eindrucksvoll. Zum anderensind Bedrohungssituationen und selbst Aussterbeereignissenur schwer in harte Zahlen umzusetzen. Aber niemand bezweifelternsthaft, dass wir einen dramatischen Verlust anBiodiversität erleben. Nicht erst seit gestern, wie die traurigenhistorischen Beispiele vom Dodo bis zur Wandertaubebeweisen. Wissenschaftler sprechen inzwischen vom „sechstenMassensterben“, in Anspielung auf die fünf vorherigenerdgeschichtlichen Einschnitte, in deren Verlauf die Biodiversitätdramatisch eingebrochen ist (Ceballos et al. 2015).Das bekannteste Beispiel hierfür ist zweifellos das Ende derKreidezeit, mit der die Ära der Dinosaurier endete.Zu den Überlebenden dieser dramatischen urgeschichtlichenPhase gehören ausgerechnet jene, denen es jetztbesonders an den Kragen zu gehen droht. Amphibienwaren schon da, als die Saurier die Bildfläche betraten,und sie haben auch ihr Ende überstanden. Heute bevölkernsie mit über 7.000 bekannten Arten und unzähligenSpezialisierungen den Planeten. Und gerade sie sind wohlso stark bedroht wie keine andere Tierklasse (sofern wirReptilien als eigene, einheitliche Klasse betrachten). Diejüngste Einschätzung der Roten Liste der WeltnaturschutzorganisationIUCN (2018) geht davon aus, dassetwa 2.100 Amphibienarten als gefährdet gelten müssen.Dabei wurden überhaupt erst rund 5.200 Arten diesbezüglichbewertet – für die anderen fehlt die notwendigeDatengrundlage. Das bedeutet: Rund 40 % des bekanntenArteninventars der Amphibien ist bedroht. Jüngste Untersuchungenzeigen, dass es um die Arten, die noch nichtbeurteilt sind, wohl noch schlechter steht (Tietje & Rödel2017). Tatsächlich also wird die Gefährdung eher unteralsüberschätzt.2.100 gefährdete Amphibienarten also – was ist zu tun?Natürlich weiß jeder die eigentlich richtige, wünschenswerteAntwort: Die Lebensräume der Tiere müssen wirkungsvollunter Schutz gestellt werden, denn immer nochist mit weitem Abstand die Biotopzerstörung der Artenitizenonservation— Haltung rettet ArtenArtenschützer ins rechte Licht setzen: Thomas Wampulaund Doris Preininger werben mit diesem Kampagnenmotivfür „ihre“ Erhaltungszucht von Ambystoma dumerili im WienerTiergarten Schönbrunn Foto: B. Trapp/Frogs & FriendsWir befinden uns am Beginn einer Aussterbewelle,vergleichbar mit jener dramatischenerdgeschichtlichen Phase, an deren Ende die Dinosaurierausgelöscht waren. Nur ist diesmal keinKomet daran Schuld, sondern der Mensch. Diezumindest vorläufige Rettung vieler Arten wirdnur durch Haltung in menschlicher Obhut möglichsein. Dafür müssen Zoos, Wissenschaftler undPrivathalter zusammenarbeiten. Das ist das Zielvon Citizen Conservation #Amphibians, einemProjekt von Frogs & Friends, DGHT und VdZ(Verband der Zoologischen Gärten).von Heiko Werningkiller Nummer eins. Auch Klimawandel, verschleppteKrankheiten wie die berüchtigten Chytridpilze, Umweltverschmutzung,Übersammlung und vor allem mittelfristigder Klimawandel sind ernste Gefährdungsfaktoren.Die müsste man also einfach nur abstellen, schon wärealles in bester Ordnung und die Frösche könnten auch zukünftigzufrieden in ihren Tümpeln vor sich hinquaken.Man muss kein Pessimist sein, um zu wissen, dass dieseVorstellung naiv und vollkommen abwegig ist. So wichtigArten- und Naturschutzmaßnahmen in den Lebensräumenauch sind – bei realistischer Betrachtung vonDurchsetzungswillen, wirtschaftlichen und politischenInteressenlagen und der Geschwindigkeit in der Umsetzungwirkungsvoller Schutzmaßnahmen ist klar: Fürviele Arten werden solche Bemühungen definitiv zu spätkommen, selbst wenn sie ab morgen entschlossen angegangenwürden – wofür zudem nichts spricht.1415

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