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Titelthema: Citizen Conservation - Haltung rettet Arten

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TitelthemaTitelthemaDie Projektsteuerungsgruppe von Citizen Conservation(von links nach rechts): Axel Kwet, Heiko Werning, BjörnEncke und Tim Schikora Foto: S. Drakulic/Frogs & FriendsWollen wir also verhindern, dass zahlreiche Arten in nähererZukunft für immer von der Erde verschwinden, werdenwir sie retten müssen, indem wir sie in Sicherheit bringen –in menschliche Obhut. Denn in ihren Biotopen können wirsie nicht schnell genug schützen.Browne et al. (2018) schätzen, dass für etwa 200 Amphibienartenumgehend „conservation breeding“-, also Erhaltungszuchtmaßnahmenerforderlich wären, um ihrAussterben noch zu verhindern. Solche Erhaltungszuchtensind natürlich generell keine neue Idee. Zoos arbeiten bereitsseit Jahrzehnten an solchen Projekten, mitunter auchrecht erfolgreich. So führen die europäischen Zoos, die sichin der EAZA zusammengeschlossen haben, ein umfangreichesNetzwerk an Europäischen Erhaltungszuchtprojekten(EEP). Allerdings liegen ihre Kompetenzen vor allem aufSäugern und Vögeln, Amphibien dagegen spielen bisherkaum eine Rolle. Lediglich für vier Amphibienarten gibt esbislang aktive oder zumindest angekündigte EEPs. Das entsprichtgerade mal 0,2 % der gefährdeten Amphibienarten.Die „pro ex situ“-Kampagne von Citizen Conservationsoll zeigen, dass private „Exotenhaltung“ nichts Anrüchigesist, sondern ein wichtiger Beitrag für den Artenschutzsein kann: Karl-Heinz Jungfer im Einsatz an einemseiner Terrarien Foto: B. Trapp/Frogs & FriendsEs ist in der Praxis nicht vorstellbar, dass die Zoos in absehbarerZeit allein in der Lage sein werden, Größenordnungenmehr an Amphibienarten zu retten. Dafür mangeltes ihnen an finanziellen und personellen Ressourcen, amKnowhow und am Platz.Auf der anderen Seite gibt es eine relativ große Zahl anprivaten Haltern, die sich erfolgreich mit der Haltung undVermehrung von Amphibien beschäftigen, die also sowohldie nötigen Kenntnisse besitzen als auch die Kapazitäten,um diese Tiere zu betreuen. Das geschieht in der Praxis jabereits auch seit langem und mit beachtlichen Resultaten,wie jeder weiß, der die Berichte über oder die Angebote vonNachzuchten betrachtet. Allerdings mangelt es der privatenSzene bis jetzt an jeder Koordination.Das genau ist der Kern der Idee von Citizen Conservation(CC). Dieses Projekt will Zoos, Wissenschaftler und Privathalterzusammenbringen, um die Kapazitäten für professionellkoordinierte Erhaltungszuchten in erheblichemDer Pátzcuaro-Querzahnmolch lebt nur in einem einzigen See im Hochland von Mexiko, der stark von Umweltverschmutzungbetroffen ist. Unter anderen im Tiergarten Schönbrunn werden die Tiere erfolgreich nachgezüchtet. Nun sollen Privathalterhelfen, einen größeren, sicheren Bestand dieser Art auch in Europa aufzubauen. Foto: B. Trapp/Frogs & FriendsMaße auszubauen, damit möglichst vieleArten (zumindest vorübergehend) inmenschlicher Obhut gerettet werdenkönnen. So einleuchtend und einfachdie Idee auf den ersten Blick scheint– im Detail stecken eine Menge Aspektedahinter, die gut durchdacht werdenmüssen. Der gemeinnützige Verein Frogs& Friends, der sich als eine Art PR-Agenturfür Frösche versteht (siehe Werning 2017), derVerband der Zoologischen Gärten (VdZ) und dieDGHT haben sich nun zusammengetan, umdieses Projekt zu verwirklichen.Wie alles begannBereits im Jahr 2008 hatte der WeltzooverbandWAZA das „Year ofthe Frog“ ausgerufen, und schondamals gab es die Idee, dass Zoosmöglichst viele gefährdete Amphibienartenin Erhaltungszuchtprogrammebringen und Privathaltereinbeziehen. Für den deutschsprachigenRaum und die DGHT übernahmPeter Janzen von derAG Anuren die Aufgabe,diese Bemühungen zukoordinieren, die ermit viel Engagementausführte. Dennochmusste man zehn Jahre später attestieren, dass die erhofftenErfolge überschaubar geblieben waren. Es fehlte ganzoffensichtlich an festen Strukturen und an Geld – alleinehrenamtlich und mit gutem Zureden an Privathalter undZoos ist eine solche Aufgabe wohl nicht zu stemmen.Deshalb begann Frogs & Friends nach Rücksprache mitdem VdZ, im Frühjahr 2017 ein Konzept zu erarbeiten,um das angestrebte Ziel in einem zweiten Anlauf zu erreichen.Nach einigen Monaten der Vorarbeit haben wir dannvom 26. bis zum 28. Januar 2018 etwa ein Dutzend Expertennach Berlin eingeladen, um in einem Kick-off-Workshop unsere ersten Pläne zu diskutieren. Mit dabeiwaren als Vertreter der Zoos Stephan Hering-Hagenbeck(Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des VdZ),Helmut Mägdefrau vom Tiergarten Nürnberg (stellvertretenderDirektor), Anton Weissenbacher (ZoologischerAbteilungsleiter des Aquarien-/Terrarienhauses imWiener Tiergarten Schönbrunn), Philipp Wagner (Kuratorfür Artenschutz im Allwetterzoo Münster) sowieVdZ-Geschäftsführer Volker Homes. Von der StiftungArtenschutz war der frisch designierte GeschäftsführerChristian Matauschek mit an Bord, von der DGHT Karl-Heinz Jungfer von der AG Anuren, Joachim Nerz von derAG Urodela und Axel Kwet, damals noch Vizepräsidentund heute Geschäftsführer der DGHT, sowie als österreichischerPrivathalter Christian Proy. Frogs & FriendsDer Lemur-Laubfrosch ist von derAusrottung bedroht („critically endangered“nach der Roten Liste der IUCN).Privathalter vermehren die Art seit Jahrensehr erfolgreich. Foto: B. Trapp/Frogs & Friendsschließlich war mit Björn Encke, Mark-Oliver Rödel undmir vertreten.Nach ebenso intensiven wie produktiven Diskussionenstand ein grober Fahrplan, wie das Projekt Citizen Conservation#Amphibians auf die Spur gebracht werden könnte.Geplant ist eine fünfjährige Pilotphase, in der die Abläufegetestet und optimiert sowie eine tragfähige Struktur fürdie Zukunft entwickelt werden sollen. Um das Vorhabenzu leiten, wurde eine Projektsteuerungsgruppe gebildet,der Axel Kwet für die DGHT, Tim Schikora, Direktordes Zoos Schwerin, für den VdZ sowie Björn Encke undich für Frogs & Friends angehören. Die Entscheidungenfällt ein operativer Beirat, der im Wesentlichen aus denTeilnehmern des Kick-off-Workshops gebildet wurde,ergänzt um Frank Mutschmann als Veterinärmediziner(nach dessen tragischem Tod Ende 2018 – siehe Kasten– nun Tobias Eisenberg in die Bresche gesprungen ist).Ergänzt wird der operative Beirat von einem Fachbeirat,der sich derzeit im Aufbau befindet.Die konkretisierte Projektbeschreibung überzeugte dannauch das DGHT-Präsidium und den VdZ-Vorstand, sodassbeide entschieden, Citizen Conservation #Amphibiansgemeinsam mit Frogs & Friends zu tragen. Ein erstesFinanzierungskonzept wurde erarbeitet, die Regeln undVorgehensweisen wurden detaillierter ausgearbeitetund verabschiedet, ein Kommunikationskonzept als integralerBestandteil von Citizen Conservation als einer1617

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