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elaphe 2019-2

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Titelthema: Citizen Conservation - Haltung rettet Arten

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TitelthemaTitelthemaDie etwas andere Terrarienanlage:gestapelteBehälter zur Salamanderhaltung– auf dieseWeise können vom„Salamanderfresserpilz“bedrohte Populationenwomöglich gerettetwerden Foto: U. Seidelweshalb auf diese sicherheitshalberverzichtetwerden sollte. Wer völligauf Nummer sichergehen will, kann natürlichauch unbedrucktesPapier verwenden. Küchenrolleund Haushaltspapierallerdings habensich als Alternative nichtbewährt.Erfolg durch MinimalismusSelbstverständlich setztsich die Einrichtung desTerrariums auch nochaus weiteren Elementenzusammen. Hierbeisollte aber ein klarerGrundsatz gelten: Erfolgdurch Minimalismus. Die Einrichtung wird auf das absolutNötigste beschränkt. Alles, was den Insassen des Terrariumsnicht nützt, findet keinen Platz.Somit scheidet jede Art der Dekoration aus, die lediglichder Ästhetik dient und nur dem Halter gefällt. Jeweniger Gegenstände zum Einsatz kommen, destobesser übertragbar ist die Form der Haltung auf andereund kann daher an verschiedenen Standorten mitvorhersehbaren Ergebnissen zum Einsatz kommen.Elementar ist eine Wasserschale, über die die Salamanderihren Feuchtigkeitshaushalt regulieren können. Ihr Inhaltwird etwa alle ein bis zwei Wochen gewechselt. Um den Tierenunterschiedliche pH-Werte zu bieten, können in den WasserteilKalksteine gelegt werden, wodurch das Wasser härterwird. Die Wasserschale sollte ein Volumen haben, das füradulte Feuersalamander ausreichend ist, um darin zu badenund gegebenenfalls auch Larven abzusetzen. Die Möglichkeitzum einfachen Ausstieg sollte immer bestehen.Daneben wird, ähnlich wie in der Reptilienhaltung, eine„Wetbox” angeboten. Dabei handelt es sich um eine Plastikbox,die mit feuchtem Sphagnum-Moos gefüllt wird. Siedient ebenfalls der Feuchtigkeitsregulation und bietet alsAusgleich zum harten Wasser durch das in ihr befindlicheSubstrat einen saureren pH-Wert. Die Plastikbox istmit einem Deckel versehen, in den eine Öffnung hineingeschnittenwird, die den Tieren Zugang zum Inneren bietet.So haben die Salamander die Möglichkeit, je nach Beliebenfeuchte oder trockene Plätze im Terrarium aufzusuchen.Etwa alle acht Wochen muss auch bei der Wetbox der Inhaltausgewechselt werden.Als Versteckplätze im Terrarium kommen außerdem Tonplatten,Steine und Korkstücke zum Einsatz. Gesprüht wirdgar nicht, wodurch das Zeitungspapier weitestgehend trockenbleibt und lediglich durch die Luftfeuchtigkeit leichtangefeuchtet wird – die Keimbelastung wird so auf einemMinimum gehalten. Selbstverständlich muss das Zeitungspapiernach gewisser Zeit ausgetauscht werden. Es kommtbei den zeitlichen Intervallen ein wenig auf Augenmaßan, im Schnitt erfolgt der Wechsel bei einer Besatzdichtevon zwei bis drei Tieren jedoch alle drei bis sechs Wochen.Feuersalamander nutzen bei der weitestgehend trockenenHaltung vorwiegend den Wasserbehälter zur Exkretion,wodurch der Boden relativ sauber bleibt.Gesprüht wird in solchen Behältern nie! Bei geeignetemWetter im Sommer (Gewitter oder Abfall des Luftdruckes)kann durch ein leichtes Vernebeln von Wasser aus einerBlumenspritze die Paarungsbereitschaft bei den Feuersalamandernausgelöst werden. Die Feuchtigkeit sollte nach2–3 Stunden wieder abgetrocknet sein.Die Art des BehältersNeben dem Inhalt des Terrariums ist die Art des Behältersan sich nicht zu vernachlässigen. Klassische Glasterrarieneignen sich für diese Form der Haltung durchaus,aber auch Kunststoffboxen haben sich bewährt. Bei denBoxen handelt es sich um standardmäßige Eurobehälter,deren Grifföffnungen mit Gaze überklebt sind und so Lüftungsflächenbilden. Die geringe Höhe der Behälter bringtzwei Vorteile mit sich: Zum einen bleibt die Luftfeuchtigkeitdurch Verdunstung aus der Wasserschale höher, zumanderen ist ein einfaches Stapeln möglich. Zahlreiche Salamandergruppenlassen sich so auf geringem Raum unterbringen,was für Erhaltungszuchtprogramme relevantist. Dass die Boxen lichtundurchlässig sind, hat offenbarkeinen negativen Effekt auf die Insassen. Das durch dieLüftungsflächen einfallende Licht scheint den nachtaktivenFeuersalamandern zur Regulierung des Tag-Nacht-Rhythmus vollauf zu genügen. Alternativ lassen sichauch Behälter aus transparentem Kunststoff verwenden.Die minimalistisch eingerichteten Kunststoffboxen bildenalso ein System, das eine unkomplizierte Reinigungermöglicht, den Zustand der Salamander leichtüberprüfbar macht und dabei äußerst platzsparend ist.Systematisierte AufzuchtEine systematisierte Haltung hat sich nicht nur bei der Haltungadulter Feuersalamander als effektiv erwiesen. Direktnach der Geburt lassen sich die Larven in einer eigens konstruiertenAufzuchtanlage bis zur Metamorphose pflegen.Dabei handelt es sich um mehrere große Aquarien, diedurch ein Filtersystem miteinander verbunden sind. Dortwerden einzelne Körbe eingebracht, sodass eine Trennungder kannibalistischen Larven möglich ist. So lassen sich Larvenverschiedener Feuersalamander auf vergleichsweisegeringem Raum und mit wenig Arbeitsaufwand erfolgreichaufziehen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Jungtiereaus dieser Form der Haltung größer undkräftiger sind, wenn sie metamorphosieren. Dadurchist die weitere Aufzucht unkomplizierter.Eine detaillierte Beschreibung der Anlage findetsich in Seidel & Gerhardt (2016).Jungtiere werden nach dem Vorbild der Beckender Adulti in ebenfalls minimalistischeingerichteten Boxen untergebracht – am bestenin Einzelhaltung. Äußerst kleine Jungtieremüssen jedoch nicht unbedingt auf Zeitung gehaltenwerden. Das Risiko zu vertrocknen, istfür Feuersalamander kurz nach der Metamorphosedeutlich höher, weshalb auf feuchterenBodengrund wie Erde, Sphagnum-Moos oderSchaumstoff (beziehungsweise Aquarienfiltermatte)zurückgegriffen werden sollte.Letztere Variante bietet den Vorteil, dass sie durch einschnelles Durchspülen im Waschbecken äußerst unkompliziertzu reinigen ist. Auf den Bodengrund wird ein Verstecksowie eine gut zugängliche Wasserschale gestellt.Weitere Einrichtungselemente sind überflüssig. Bei derHaltung auf Schaumstoff oder Filtermatte fällt die Wasserschaleweg. Sie wird durch eine unbedeckte Ecke auf demBehälterboden ersetzt, wo sich ein Wasserstand von einigenMillimetern befindet. Als Behälter für heranwachsendeFeuersalamander eignen sich beispielsweise die in der Terraristikoft verwendeten Braplastboxen. Sie sind handlichund ermöglichen es ebenfalls durch gute Stapelbarkeit,viele Tiere auf relativ geringem Raum unterzubringen.Bloß kein Stress!Wie bereits erwähnt, sollten Jungtiere in dieser Form derHaltung einzeln aufwachsen. Jungsalamander, die in Gruppenaufgezogen werden, wachsen häufig ungleichmäßig,und einzelne Individuen werden schnell deutlichgrößer als ihre Geschwister. Bei einer Einzelaufzuchttritt dieses Problem in der Regelnicht auf, und Größenunterschiede sind kaumfeststellbar. Der Grund dafür liegt vermutlich ininnerartlichem Stress. Dominantere Salamandersetzen sich den Gleichaltrigen gegenüber durch,wodurch sie im Wachstum gehemmt werden.Über Stress, der aus dem natürlichen Verhaltenvon Artgenossen resultiert, ist bei Feuersalamandernwenig bekannt, er gehört allerdings zuden Aspekten, die von essenzieller Bedeutungfür eine erfolgreiche Haltung sind. Dokumentationenvon wildlebenden Feuersalamandernbeweisen, dass Männchen ihre Kräfte bei Kommentkämpfenmessen. Und auch einigen Halterndürfte dieses Verhalten von Terrarientierenbekannt sein. In der Natur werden diese körperlichenAuseinandersetzungen in der Regel durchdie Flucht des unterlegenen Männchens beendet,was im Terrarium aufgrund der beengten Platzverhältnissenicht ohne weiteres möglich ist.Zeitungspapier ist ein sauberer und leicht zu handhabender Bodengrundfür Feuersalamander (hier: Salamandra salamandra gallaica)Foto: P. GerhardtAußerdem neigen männliche Feuersalamander in Paarungsstimmungdazu, Weibchen äußerst ausdauernd zuverfolgen und immer wieder aufs Neue körperlich zu bedrängen.Den Weibchen bleibt dann oft nur, regungslos liegenzubleiben,um keine weitere Aufmerksamkeit auf sichzu lenken.Der durch Artgenossen ausgelöste Stress fördert möglicherweisedas Ausbrechen von Krankheiten. Als Beispiellassen sich die bei vielen Haltern bekannten „offenen Hautstellen”nennen, bei denen es sich meistens um mykobakterielleInfektionen handelt. Salamander mit entsprechendenSymptomen, die nach dieser Diagnose separiert wurden,konnten sich in einigen Fällen in Einzelhaltung wieder vollständigregenerieren – ohne Behandlung mit Antibiotika.Der Verdacht liegt nahe, dass das Immunsystem durchinnerartlichen Stress geschwächt wird und die Tiere dadurchempfindlicher für Krankheitserreger in der Umgebungwerden, wie z. B. Mykobakterien. DementsprechendSalamandra salamandra bernardezi auf praktischem Zellulose-UntergrundFoto: P. Gerhardt3637

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