TitelthemaTitelthemaDie Gattung Blanus –Doppelschleichen in Europaund rund ums MittelmeerSo exotisch Doppelschleichen auch erscheinen mögen – sie sind es im geographischen Sinn keineswegsalle. Denn auch in Europa sind Amphisbaeniden zu Hause, wenn auch selbst die meisten Reptilienfreundesie kaum als Teil der einheimischen Herpetofauna „auf dem Schirm“ haben. Grund genug, aufdie unbekannten Geschöpfe fast vor unserer Haustür einen etwas genaueren Blick zu werfen.von Christian LangnerDen einen oder anderen wird es vielleicht verwundern,aber auch hier in Europa kommen Doppelschleichenvor. Bis vor wenigen Jahrzehnten gestaltete sich die Situationder Gattung Blanus noch sehr übersichtlich. DieArt Blanus cinereus kam im westlichen MittelemeerraumSpaniens, Portugals und Nordafrikas vor. In der östlichenMittelmeerregion war dagegen B. strauchi verbreitet.Durch genauere morphologische und in den letzten Jahrenauch verstärkt genetische Analysemethoden zeigtsich heute allerdings ein komplexeres Bild, und es werdeninnerhalb der Gattung Blanus mittlerweile sieben Artenunterschieden.Netzwühlen rund ums MittelmeerIn Europa ist Blanus in Portugal und Spanien mit den beidenArten B. cinereus und B. vandellii vertreten. Die morphologischkaum abgrenzbare Art B. vandellii hat einekuriose Beschreibungsgeschichte zu verzeichnen. Im JahrBlanus aporus aus der Umgebung von Antalya in der Türkei Fotos: F. HulbertBlanus strauchi bedriagae ist eine weitere türkische Doppelschleiche, hier ein Exemplar aus der Umgebung von Ulupinarin Lykien Fotos: F. Hulbert2009 wurde von Albert & Fernández die Art Blanusmariae für den Südwesten Spaniens und Portugals neubeschrieben und von B. cinereus abgetrennt. Obwohldie beiden Taxa auf molekularer Ebene gut voneinanderabzugrenzen sind, war die Arbeit nach Angabenvon Ceríaco & Bauer (2018) so fehlerhaft, dass sie diesefür ungültig erklärten und stattdessen B. vandellii neubeschrieben. Die neue Art wurde vorrangig an eineminvaliden Lektotypus festgemacht. Benannt wurde sieIn der Hand zeigen Doppelschleichen(hier: B. strauchibedriagae) oft ein harmlosesAbwehrverhalten,indem sie mit demSchwanz pieksenFoto: F. HulbertInnerhalb der Gattung Blanuswerden mittlerweile sieben Artenunterschiedennun nach dem Beschreiber von B. cinereus, DomingosVandelli (Ceríaco & Bauer 2018).Auf Kos und Rhodos und einigen weiteren kleinerenInseln kommt mit B. strauchi eine weitere Art vor. Diesegriechischen Inseln gehören aber nur politisch zu Europa.Geografisch sind die vor der türkischen Küstegelegenen Inseln ein Teil Kleinasiens. Blanus strauchiist in zwei Unterarten im westlichen Teil der türkischenMittelmeerküste verbreitet, die Nominatform istentlang der türkischen Ägäisküste etwa ab Izmir bisetwa nach Marmaris verbreitet. Das Verbreitungsgebiet2223
