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elaphe 2019-6

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Titelthema: Doppelschleichen

Untersuchungen

Untersuchungen zurElektrokardiographie bei derStreifenköpfigen Bartagame(Pogona vitticeps)ForschungDie Elektrokardiographie stellt eine routinemäßig durchgeführte Untersuchungsmethode beim Menschendar, welche in der Tiermedizin ebenso für die routinemäßige Anwendung bei Hund und Katze etabliertwurde. Für Reptilien fehlen bislang über Einzelversuche hinausgehende valide Erfahrungswerte. Im Rahmeneiner durch den Ingo-und-Waltraud-Pauler-Fonds der DGHT geförderten Studie wurden verschiedeneTechniken zur Anwendung der Elektrokardiographie bei Bartagamen bearbeitet mit dem Ziel, erste Orientierungswertezu erhalten und diese Technik auch für den Einsatz in der Reptilienmedizin verfügbar zu machen.von Tatjana Franziska Deger, Karina Häussler, Eva Strütt, Monika Rinder &Rüdiger KorbelAbbildungen von Tatjana Franziska DegerDer Bereich der Reptilienmedizin gewinnt innerhalb derTiermedizin seit Ende der 1990er-Jahre an Bedeutung(Mader 2019). Dabei wird von den Tierhaltern zunehmendeine weiterführende und spezialisierte Diagnostikerwartet, auch unter dem Aspekt einer erhöhtenWertschätzung sowie dem aufgrund verbesserterHaltungsbedingungen zunehmend höherenLebensalter der betreffenden Tiere. Regelmäßigwerden chirurgische Eingriffe unterAllgemeinanästhesie durchgeführt undbedürfen hierfür einer fachgerechtenNarkoseüberwachung (Read 2004).Die Elektrokardiographie stellt imBereich der Kleintier- und Humanmedizineine bewährte und routinemäßigin der Kardiologie undzum Narkosemonitoring genutzte,nicht-invasive Untersuchungsmethodedar. Im Bereichder Reptilienmedizin wird dieElektrokardiographie hingegenaufgrund der fehlenden Grundlagenkenntnissebislang nurPogona vitticeps,eines der VersuchstiereDGHTIngo-und-Waltraud-PaulerFondssporadisch und auf Basis klinischer Empirie mit Tradierungvon Erkenntnissen von anderen Tierarten eingesetzt.Die Streifenköpfige Bartagame (Pogona vitticeps) ist inDeutschland eine der am häufigsten in Privathandgehaltenen Echsenspezies und wirddaher regelmäßig in der „Exotenpraxis“vorgestellt (Dörnath 2014). Für P. vitticepsexistiert derzeit kein einheitliches oder standardisiertesProtokoll zur Ableitung einesElektrokardiogramms (EKG). Da es bishernur eine Publikation mit Orientierungswertenzur Auswertung von EKG-Kurven an P. vitticepsim Wachzustand gibt (Hunt 2013), sindAussagen zu EKG-Ableitungen unter Narkoseim Hinblick auf ein Narkosemonitoring nichtund die Verwendung zur kardiologischen Diagnostiknur eingeschränkt möglich. Zielsetzungder vorliegenden Arbeit war es daher, am Beispielvon P. vitticeps eine Untersuchungstechnik zuermitteln, mit der EKG-Kurven im Wachzustandsowie unter Isofluran-Narkose reproduzierbarund unter Praxisbedingungenabgeleitet und ausgewertet werdenkönnen. Zusätzlich sollten Orientierungswerteder EKG-Parameterfür P. vitticeps im Wachzustandsowie unter Isofluran-Narkose erhobenwerden.ForschungElektrodenart Elektrodenpositionierung Wachgruppe NarkosegruppeKrokodilklemmenGliedmaßenableitung x xNackenableitung x xNadelelektrodenGliedmaßenableitung x xNackenableitung x xTabelle 1: Untersuchte Einzelmethoden der EKG-AbleitungDie Streifenköpfige Bartagamewird regelmäßig in der„Exotenpraxis“ vorgestelltGrundprinzip der Elektrokardiographie ist das Verständnis,dass an der Körperoberfläche die Summe der (elektrischen)Potentialänderungen, die am Herz im Rahmender elektrischen Erregung entstehen (das sogenannteSummenaktionspotential), abgeleitet und graphisch dargestelltwerden können (Miller et al. 1999). Somit könnendie einzelnen Ausschläge der EKG-Kurve Phasen der Depolarisationbzw. Repolarisation einzelner Herzabschnitteim Herzzyklus zugeordnet werden (Bernal 2011). BeimSäugetier beginnt die Erregung des Herzens im sogenanntenSinusknoten und wird von dort über die Herzvorhöfeweitergeleitet. Dies stellt sich in der EKG-Kurve alsTerrarienhaltung während des Versuchszeitraumessogenannte P-Welle dar (Tilley & Augustin-Voss 1989).Darauf folgt der sogenannte QRS-Komplex, welcher dieErregung der Hauptkammern abbildet. Anschließendfolgt als letzter Teil eines Herzzyklus (Herzschlag) diesogenannte Repolarisation der Hauptkammern – diesewird in der EKG-Kurve als die sogenannte T-Welle dargestellt(Tilley & Smith Jr. 2008). Beim Reptil können dieeinzelnen Bestandteile der EKG-Kurve ähnlich wie beimSäuger bestimmten Abschnitten der Herzerregung zugeordnetwerden (White 1976). Hierbei entsprechen analogzum Säugetier die P-Welle der Vorhofdepolarisation, derQRS-Komplex der Kammerdepolarisation und die T-Welleder Kammerrepolarisation (Kik & Mitchell 2005). Vorallem bei Schlangen kann zusätzlich eine der P-Welle vorausgehendeSV-Welle dargestellt werden. Diese entsprichtder Depolarisation des Sinus venosus (Valentinuzzi etal. 1969). Der Sinus venosus liegt in der Regel dorsal demHerzen auf und ist mit dem rechten Vorhof durch eineKlappe verbunden.5253

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