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elaphe 2019-6

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Titelthema: Doppelschleichen

ForschungForschungDie

ForschungForschungDie Salamandra ist eine der führenden herpetologischen Fachzeitschriften derWelt. Sie wird von der DGHT als reines Online-Magazin auf Englisch herausgegeben.Die auf der Webseite www.salamandra-journal.com zum PDF-Downloadangebotenen Arbeiten stellen wir Ihnen in dieser Rubrik in Kurzform vor.SalamandraWie selten ist Gastrotheca microdiscus?Erstmals 1908 gefunden und anhand eines Pärchens 1910beschrieben, gilt der kleine Beutelfrosch Gastrotheca microdiscusals selten und unbekannt. Er ist nur nachgewiesen ausdem Nordosten der brasilianischen Bundesstaaten São Paulosowie Santa Catarina, wo er nur zweimal gefunden wurde,zum letzten Mal 1978. Monteiro et al. (2019) durchsuchtendie Gegend erneut, und zwar gegen Ende des Winters 2017.Überraschend registrierten sie mindestens 15 Männchen, mitRufwarten hoch in den Bäumen von Sekundärwaldbeständen.Die Autoren konnten die Anzeigerufe aufzeichnen understmals beschreiben sowie ein Exemplar für molekulargenetischeDaten sammeln. Die angebliche Seltenheit dieser Artkönnte eine Fehleinschätzung sein, denn die Feldarbeit wirddort normalerweise nicht im Winter unternommen, wennAmphibien allgemein geringe Aktivität zeigen. Zudem haltensich die Frösche hoch auf Bäumen auf und sind dort kaum zulokalisieren, auch wenn sie bei regnerischem Wetter sowohltagsüber als auch fast die ganze Nacht rufen.LiteraturMonteiro, J.P.C., T.H. Condez, L.R. Malagoli, E.C. Nardin &C.F.B. Haddad (2019): The marsupial frog Gastrotheca microdiscus(Anura: Hemiphractidae) in South Brazil: distribution, naturalhistory, advertisement call and molecular genetics. – Salamandra55(1): 48–53.Adultes Männchen von Gastrotheca microdiscus aus SantaCatarina Foto: AutorenZwergfrösche mit riesigerHöhenverbreitungDie Fröschchen der madagassischen Gattung Stumpffia sindmit wenigstens 40 Arten nicht nur überaus vielgestaltig undmit z. T. weniger als 1 cm Adultlänge geradezu winzig, sondernweisen auch interessante Verbreitungsmuster auf. DieHöhenverbreitung von mindestens sieben Arten, die im Marojejy-Massivim Nordosten Madagaskars vorkommen, habenRakotoarison et al. (2019) untersucht und mittels Genanalysendie intra- und interspezifischen Verwandtschaftsbeziehungenentschlüsselt. Überraschenderweise stellte sich heraus, dassdiese Bergbewohner untereinander weniger verwandt sind alsmit Arten aus dem südlich und südwestlich gelegenen Umlandund daher eigene Entwicklungslinien verkörpern. Das Gebirgsmassivhaben alle wohl unabhängig voneinander erobert undsich zu eigenen Arten entwickelt. Eine zuvor als Kandidatenartangesehene Form mit der Bezeichnung Ca07 erwies sich als engverwandt mit S. sorata und wird nun als S. cf. sorata geführt; alseinzige Form zeigt sie eine enge Verwandtschaft zu einer Artaus dem 90 km nördlich gelegenen Sorata-Massiv.LiteraturRakotoarison, A., M.D. Scherz, M.C. Bletz, J.H. Razafindraibe,F. Glaw & M. Vences (2019): Diversity, elevational variation,and phylogenetic origin of stump-toed frogs (Microhylidae,Cophylinae, Stumpffia) on the Marojejy massif, northern Madagascar.– Salamandra 55(2): 115–123.Rufendes Männchen von Stumpffia cf. sorata aus dem Marojejy-NationalparkFoto: AutorenInzucht und die Folgen beiWasserfröschenDie europäischen Wasserfrösche im Pelophylax-kl.-esculentus-Komplexsind durch ihr einzigartiges Fortpflanzungssystemmit fruchtbaren Hybriden (Kleptons, kl.) aus der Paarung von P.lessonae und P. ridibundus von Interesse. Eine Frage ist, wie sichInzuchterscheinungen bemerkbar machen, wenn sich Kleptonsuntereinander paaren. Wie Bolis et al. (2019) experimentell unddurch Genanalysen an P. kl. esculentus aus Italien herausfanden,führt die Zusammenführung identischer geklonter Elemente derDNA (d. h. aus derselben Population) unter den Kaulquappen zueiner hohen Sterblichkeitsrate und vermehrt zu Fehlbildungen,vor allem in Gestalt eines Knickschwanzes. Bei Verpaarungverschiedener Klone (also von Klepton-Elterntieren aus unterschiedlichenPopulationen) tritt dieses Phänomen nicht auf. Dieszeigt, dass Kleptons ihre Ursprungseltern wohl nie ganz ersetzenkönnen, legt aber auch nahe, dass phänotypische Fehlbildungengenetische Hintergründe haben können, also nicht zwangsläufigauf schädliche Umwelteinflüsse beruhen müssen.LiteraturBolis, A., D. Pellitteri-Rosa & A. Bellati (2019): Cross-specificmortality and differential occurrence of aberrant phenotypes intadpoles of the Pelophylax kl. esculentus hemiclone assortment.– Salamandra 55(2): 127–130.Kaulquappe von P. kl. esculentus aus einer Verpaarung vonKlepton-Elterntieren derselben Population mit Knickschwanz(Maßstab 5 mm) Foto: AutorenGiftiges RätselTetrodotoxin gehört zu den giftigsten Substanzen und tritt auchbeim Rauhäutigen Gelbbauchmolch (Taricha granulosa) auf,der entlang der Westküste Nordamerikas verbreitet ist. Trotzintensiver Forschungsarbeit ist noch immer nicht geklärt, wieder Molch zu diesem Gift kommt – ob er es selbst herstellenkann oder ob er es über die Nahrung aufnimmt – und warumsich einzelne Populationen wie auch Exemplare in ihrer Giftigkeitvon anderen z. T. deutlich unterscheiden. Mebs et al.(2019) untersuchten Molche vom Nordrand der VerbreitungMassenamplexus von Taricha granulosa in einem Teichbei Juneau, Südostalaska Foto: D. Mebsin Kanada und Alaska auf ihre Giftkonzentration, um einenmöglichen Zusammenhang aufzudecken. Geringe Konzentrationenfanden sich bei Proben aus küstennahen und Inselbiotopen,andererseits wiesen auch Jungtiere von landeinwärtsgelegenen östlichen Fundorten kaum Gift auf. Demgegenüberzeigten die Proben adulter Molche aus einem Teich bei Juneaugegenüber Shelter Island in Südostalaska eine zehnfach höhereKonzentration, während die dortigen Jungtiere wenig bis garkein Tetrodotoxin aufwiesen. Die Autoren diskutieren möglicheErklärungen, wie die Ausbreitung nach der letzten Eiszeit unddas Auftreten oder Fehlen giftresistenter Strumpfbandnattern,kommen aber zu keinem plausiblen Schluss, auch weil immerwieder hochgiftige Einzeltiere in mehr oder weniger giftlosenMolchpopulationen gefunden wurden.LiteraturMebs, D., M. Yotsu-Yamashita & S.W. Toennes (2019): Tetrodotoxincontent of Rough-skinned Newts, Taricha granulosa (Salamandridae),from their northern distribution range, British Columbia,Canada, and Southeast-Alaska, USA. – Salamandra 55(2): 82–88.Kein Bsal in ItalienIm Rahmen einer europaweiten Initiative zur Überwachungdes Salamanderpilzes Batrachochytrium salamandrivorans(Bsal) (www.bsaleurope.com) erfolgten in Italien zwischen 2015und 2018 genetische Reihenuntersuchungen (Grasselli et al.2019), die sich auch auf privat bei Terrarianern gehaltene Artenerstreckten. Von den insgesamt 189 Hautabstrichen erwies sichkeiner als Bsal-positiv, allerdings waren ein Alpensalamanderund drei Alpenkammmolche aus der Natur Träger von B.dendrobatidis (Bd). Wenngleich dies ein insgesamt ermutigendesErgebnis ist, besteht doch nach wie vor die Gefahr einerEinschleppung oder weiteren Ausbreitung der beiden Pilze.LiteraturGrasselli, E., G. Bianchi, L. Dondero, V. Marchianò, M. Carafa,M. Perrone & S. Salvidio (2019): First screening for Batrachochytriumsalamandrivorans (Bsal) in wild and captive salamandersfrom Italy. – Salamandra 55(2): 124–126.4647

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