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Titelthema: Herpetologische Forschung und Artenschutz in Vietnam

Titelthema„Die

Titelthema„Die Amphibien undReptilien einesTieflandfeuchtwald-Schutzgebietes inVietnam“ –mehr als zwei Jahrzehnte danachIm Jahr 2002 legte Thomas Ziegler ein Buch über seine Dissertation mit dem Titel „Die Amphibienund Reptilien eines Tieflandfeuchtwald-Schutzgebietes in Vietnam“ vor. Seither hat sich vielgetan – nicht nur in Bezug auf die Kenntnis der Herpetofauna des südostasiatischen Landes. Inder Folge ist aus dem zugrundeliegenden Projekt ein umfangreiches internationales Netzwerk fürForschung und Artenschutz entstanden.Text und Fotos von Thomas ZieglerKürzlich fragte mich eine Kollegin von der SüdostasiatischenVereinigung der Zoos und Aquarien(SEAZA) aus Singapur, warum ich mich denn eigentlichso speziell für die Erforschung und den Schutz der BiodiversitätSüdostasiens, insbesondere Vietnams, einsetzenwürde. Die Antwort darauf ist im Jahr 1996 zu finden. Danämlich ist mir klargeworden, dass ich den Rest meinerberuflichen Zoologen-Laufbahn nicht im sprichwörtlichenElfenbeinturm der Museums-Genitalmorphologieverbringen wollte (die Genitalstrukturen der Waranewaren nämlich das Thema meiner taxonomisch ausgerichtetenDiplomarbeit), sondern es mich vielmehr indie Tropen zog, um die Artenvielfalt vor Ort zu erforschenund mich für ihren Erhalt einzubringen. Als dannder heute im Ruhestand befindliche, ehemalige Direktordes Frankfurter Zoos, Prof. Dr. Manfred Niekisch – damalsnoch Geschäftsführer von Oro Verde, der Stiftungzur Rettung der Tropenwälder – zu Besuch bei Prof. Dr.Wolfgang Böhme im Zoologischen ForschungsmuseumAlexander Koenig war, weil er nach einem Doktorandensuchte, der in einem Projektgebiet von Oro Verde in Vietnamdie Amphibien- und Reptilienvielfalt eines aufzubauendenSchutzgebietes erforschen sollte, war die Sacheeigentlich von diesem Tag an bereits klar. Nach der darauffolgendenAkquirierung von Geldern für das Projektund die vietnamesischen Kooperationspartner, damalsbereitgestellt von der Graduiertenstiftung der UniversitätBonn, dem DAAD und der Volkswagen-Stiftung, konntedas Promotionsprojekt unter der Betreuung von WolfgangBöhme starten.So bin ich vor mehr als einem Vierteljahrhundert imSommer 1997 mit 26 Jahren das erste Mal nach Vietnamgeflogen. Ziel meiner Untersuchungen war das TieflandfeuchtwaldgebietKe Go in der im Norden von Zentralvietnamgelegenen Provinz Ha Tinh, welches im Mai 1997gerade erst zum Schutzgebiet deklariert worden war. Bereitszu diesem Zeitpunkt gab es kaum noch Tieflandwaldin Vietnam, wohl auch, weil dieser beispielsweise im Verhältniszu Karst- oder Bergwald einfacher zu erreichen istund daher schneller abgeholzt wird.36

TitelthemaInmitten des Ke-Go-Schutzgebietes im Tiefland von VietnamVon der Inventarisierung zum BuchDas Schutzgebiet von Ke Go besteht aus einer Hügellandschaft,die von 50–497 m über dem Meeresspiegel reicht.Der überwiegende Teil des Waldes liegt jedoch unter300 m. Bereits damals war Ke Go als Refugium bedrohterund endemischer Vogelarten bekannt. So waren zu diesemZeitpunkt von dort bereits 270 Vogelarten nachgewiesen,darunter seltene Fasanarten (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Ke-Go-Naturschutzgebiet).So kommt dortder erst 1965 beschriebene, stark bedrohte Ha-Tinh- oderVietnamfasan (Lophura hatinhensis) vor, der heute allerdingsals Form des Edwardsfasan (L. edwardsi) betrachtetwird. Der Entdecker des Vietnamfasans, Professor VoQuy, war es übrigens, der mir vor 27 Jahren gemeinsammit Manfred Niekisch bei den ersten Schritten in Vietnamhalf und der sich als oberster vietnamesischer Kooperationspartnerzur Verfügung stellte. Gemeinsam mit einemangrenzenden Waldgebiet in der Provinz Quang Binh bildetdas Ke-Go-Schutzgebiet eines der größten verbleibendennatürlichen Waldgebiete im Annamitischen Tiefland.Leider fand dort in der Vergangenheit viel Holzeinschlagstatt, sodass 76 % des Waldes bereits zur Gründungszeitdes Schutzgebiets als stark gestört eingestuft werden mussten– ungestörten Primärwald gab es dort also so gut wiegar nicht mehr. Bereits damals wurden die dort ehemalsnatürlich vorkommenden Flaggschiff-Säugetierarten wieElefant, Gaur und Tiger nur noch als in Reliktpopulationenauftretend eingestuft, falls nicht sogar bereits gänzlichdort durch den Menschen ausgerottet – sei es durch dieJagd oder Abholzung des natürlichen Lebensraums. Umverlässliche Zahlen zu erhalten – damals waren z. B. für dasGebiet erst 46 Säugetierarten bekannt – bestand eindeutigForschungsbedarf.So sollte ich für Oro Verde eine erste Inventarisierungder Herpetofauna der Region vornehmen, denn bekanntlichkann man ja nur schützen, was man auch kennt. ImSommer 1997 erfolgte dazu ein erster, etwa dreimonatigerDer stark bedrohte Vietnamfasan im lokalen Tierhandel37

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