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Titelthema: Herpetologische Forschung und Artenschutz in Vietnam

ForschungDie Salamandra

ForschungDie Salamandra ist eine der führenden herpetologischen Fachzeitschriften derWelt. Sie hat einen hohen Impact factor von aktuell 1,3 und wird von derDGHT als reines Online-Magazin auf Englisch herausgegeben. Die auf der Webseitewww.salamandra-journal.com zum PDF-Download angebotenen Arbeitenstellen wir Ihnen in dieser Rubrik in Kurzform vor.SalamandraSechs neue Gephyromantis-Arten ausMadagaskarDie zur madagassischen Froschfamilie Mantellidae zählendeGattung Gephyromantis umfasste bislang 51 beschriebeneArten in sechs Untergattungen – plus zahlreiche noch namenloseKandidaten, und stetig kommen weitere hinzu.Miralles et al. (2023) unterzogen vor diesem Hintergrunddie beiden Artenkomplexe in der Untergattung Gephyromantisum G. boulengeri und G. blanci einer umfangreichenBearbeitung anhand molekulargenetischer, morphologischer,bioakustischer und biogeographischer Gesichtspunkte. Dieumfangreiche Revision mit älterem sowie zwischen 2000 und2018 neu gesammeltem Material erbrachte Wiederbeschreibungenvon G. boulengeri und G. blanci sowie Erstbeschreibungeneines halben Dutzends neuer Arten: Gephyromantismitsinjo, G. kremenae, G. sergei, G. mafifeo, G. feomborona undG. cornucopia. Obwohl sich manche Vertreter sehr ähnlichsehen, lassen sie sich durch bestimmte Merkmalskombinationendoch unterscheiden. Mit einer Ausnahme (G.mafifeo) beschreiben die Autoren auch die Anzeigerufe derTaxa, deren Dokumentation bei dieser Gattung aufgrundder von Gewässern unabhängigen Fortpflanzungsbiologieeine besondere Herausforderung darstellt. Die terrestrischeLebensweise macht die Frösche zugleich tolerant gegenüberLandschaftsveränderungen, solange diese nicht zumTotalverlust von Lebensräumen führen. Dennoch bleibenviele Fragen ungeklärt, und ein Ende der taxonomischenErfassung dieser Frösche ist noch lange nicht in Sicht.LiteraturMiralles, A., J. Köhler, F. Glaw, K.C. Wollenberg Valero, A.Crottini, G.M. Rosa, L. du Preez, P.-S. Gehring, D.R. Vieites,F.M. Ratsoavina & M. Vences (2023): An endless harvest: integrativerevision of the Gephyromantis boulengeri and G. blancicomplexes reveals six new species of mantellid frogs fromMadagascar. – Salamandra 59(1): 1–41.Das genetische Uroplatus-PuzzleSeit ihrer erstmaligen Erwähnung 1658 und der wissenschaftlichenBeschreibung der ersten Art 1797 ist diemadagassische Gattung Uroplatus inzwischen auf 21 Artenangewachsen, von denen die allermeisten erst in der jüngerenVergangenheit hinzugekommen sind. Die spektakulärenBlattschwanzgeckos spielen in der Terraristik einebedeutende Rolle, sind als Regenwaldbewohner aber auchakut durch das Abholzen ihrer Lebensräume bedroht undstellen die Wissenschaft noch immer vor Fragen. Gehringet al. (2023) untersuchten mittels molekulargenetischerAnalysen und morphologischer Vergleiche den aktuell auszwei Arten, U. sikorae und U. sameiti, bestehenden U.-sikorae-Komplex.Der sich ergebende Stammbaum weist nichtweniger als 16 tief verzweigte Evolutionslinien auf, 12 beiNeu beschrieben: Gephyromantis mitsinjo aus dem G.-boulengeri-KomplexFoto: AutorenUroplatus sikorae aus der Ranomafana-PopulationFoto: Autoren70

ForschungBlattschwanzgecko aus der Ranomafana-PopulationFoto: AutorenU. sikorae und 4 bei U. sameiti, die sich jedoch im Erscheinungsbildnicht als eigene Taxa abgrenzen lassen. Selbstdie als sicheres Unterscheidungsmerkmal geltende Färbungder Mundschleimhaut, schwarz bei U. sikorae und farblosoder rosa bei U. sameiti, ist nur relativ und kann auch beiU. sikorae fundorttypisch farblos bis rosa sein. Möglicherweisebefinden sich die einzelnen Populationen noch auf demWeg zur – wenngleich fortgeschrittenen – Artbildung. DerBefund zersplittert das Gesamtverbreitungsgebiet der beidenArten in entsprechend kleinere Gebiete, deren Bewohnerdamit in andere Gefährdungskategorien fallen. Auch Erhaltungszuchtmaßnahmensind betroffen, denn Zuchtpaare inTerrarienbeständen müssen von einem Fundort stammen,wenn ihre Vermehrung dem Artenschutz dienen soll.LiteraturGehring, P.-S., M.D. Scherz, C.A. Bailey, E.E. Louis, F.M. Ratsoavina,F. Glaw & M. Vences (2023): High diversity of deepmitochondrial lineages meets low morphological distinctiveness– insights into the complex phylogeography of the Malagasyleaf-tailed geckos Uroplatus sikorae and U. sameiti. – Salamandra59(2): 158–178.Salamanderpest und NördlicherKammmolchDer Chytridpilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) trittals tödlicher Erreger vor allem beim Feuersalamander auf,ist aber auch bei anderen Schwanzlurchen bekannt. WelcheAuswirkungen Bsal auf die Bestände des NördlichenKammmolches (Triturus cristatus) hat, untersuchten Böninget al. (2023) an zwei Fundorten im Nationalpark Eifel undNördlicher Kammmolch Foto: A. KwetAnji-Bergsalamander, Hynobius amjiensis, aus dem OstenChinas Foto: C. Chenin Bochum-Günnigfeld vor dem Hintergrund früherer Erhebungen.Ziel war es zu klären, ob das Pathogen zu denmaßgeblichen Faktoren für den zu beobachtenden Rückgangder Kammmolch-Populationen gehört, und zugleich standardisierteUntersuchungsmethoden für ein landesweitesMonitoring zu etablieren. Erstaunlich ist, dass einige befalleneMolche offenbar in der Lage waren, ihre Infektion innerhalbeines Jahres wieder loszuwerden. Da drastische Bestandsrückgängedeutschlandweit auch bei Molchpopulationenohne Bsal-Belastung festgestellt werden, wirkt dieser Pilzvermutlich als zusätzlicher Stressfaktor. Insgesamt ist trotzder intensivierten Studien noch unklar, welche Dynamikdiese Infektionskrankheit entwickelt und welche konkrete Bedrohungfür einzelne Schwanzlurcharten von ihr ausgeht.LiteraturBöning, P., J. Virgo, S, Bleidissel, N. Dabbagh, L. Dalbeck et al.(2023): Key questions about the impact of the salamander plagueon the Northern Crested Newt, Triturus cristatus – a Germanperspective. – Salamandra 59(2): 107–116.Genom des seltenen WinkelzahnmolchsHynobius amjiensisDer 1992 entdeckte Anji-Bergsalamander, Hynobius amjiensis, gehörtzu den Top Ten der am stärksten vom Aussterben bedrohtenAmphibien Chinas. Neben Schutzmaßnahmen einschließlichGründung eines Naturreservats und Erhaltungszuchtmaßnahmenversucht man auf molekulargenetischer Ebene zu verstehen,wie diese Art so dicht an den Abgrund rücken konnte.In diesem Zusammenhang entwickelten Chen et al. (2023) einVerfahren anhand neu definierter Mikrosatellitenmarker, daserstmals eine Untersuchung des gesamten oder zumindest einesGroßteils des Molchgenoms erlaubt. Die Autoren beschreibenim Detail diese neue Methode der nächsten Generation (next-generationsequencing), die viele Erkenntnisse für die Zukunftverspricht und zugleich gut umsetzbar und kostengünstig ist.Weiterhin präsentieren die Autoren genetische Informationenüber H. amjiensis, die als Grundlage für weitere Untersuchungenan dieser wie auch verwandten Arten dienen können.LiteraturChen, K., R. Guo, L. Xia, Y. Mei, C. Chen & J. Yang (2023): Genomesurvey and characterization of new microsatellite markers inHynobius amjiensis (Caudata: Hynobiidae). – Salamandra 59(2):117–124.71

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