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Titelthema: Herpetologische Forschung und Artenschutz in Vietnam

TitelthemaGigantische

TitelthemaGigantische StabschreckeAnnam-Laubfrosch (Hyla simplex), Provinz Nghe Ander sonnendurchfluteten Laubschichtdes Waldbodens, konnte diese flinkenTierchen bei den wenigen Gelegenheitenjedoch nicht fangen bzw.bestimmen. Dabei könnte es sich ausheutiger Sicht gut um Lygosoma siamensisgehandelt haben, eine Skinkart,die ich später noch mehrfach in Zentralvietnamgesehen habe. Das heißt,die Anzahl der heute definitiv vonKe Go bekannten 91 Amphibien- undReptilienarten könnte höchstwahrscheinlichdemnächst auf mindes-tens 101 Arten anwachsen. Nimmtman dann noch die Arten hinzu, fürdie ein begründeter Verdacht auf einVorkommen existiert, also z. B. Arten,die aus niederen Lagen von ober- undunterhalb von Ke Go, also aus NordoderSüdvietnam, bekannt und in derRegion bislang wahrscheinlich einfachnoch nicht nachgewiesen worden sind,dann sind es wohl noch deutlich mehr.Aus Vietnam sind heute 281 Amphibien-und 484 Reptilienarten bekannt(Krzikowski et al. 2022; Stenger 2022).GefährdungDoch ist es nicht nur die Anzahl annachgewiesenen Arten, die sich seit damalsgeändert hat und gewachsen ist– gleiches betrifft auch den Bedrohungsbzw.Schutzstatus vieler Arten. Heutehaben deutlich mehr der aus Ke Gonachgewiesenen Amphibien und Reptilienals damals einen offiziellen Schutzstatus(z. B. die damals ungeschützteWeichschildkröte Palea steindachneri).Weiterhin gab es für einige der bereitsfrüher geschützten Arten mittlerweileeine Statuserhöhung – so ist die Königskobra(Ophiophagus hannah) in derRoten Liste („Red Data Book“) Vietnamsmittlerweile nicht mehr als starkgefährdet sondern als vom Aussterbenbedroht eingestuft. Auch der erst nachdem Buch neu beschriebene RuderfroschRhacophorus kio ist mittlerweilein der Roten Liste Vietnams aufgeführt– und zwar als stark gefährdet. Diessind nur einige Beispiele, die deutlichmachen, dass mittlerweile wesentlichmehr Arten als damals einen Schutzstatushaben bzw. dieser in der Zwischenzeitnoch erhöht worden ist.Solche Veränderungen des Schutzstatusbasieren natürlich auf neuenErkenntnissen. Man kann es also nurimmer wieder betonen: Forschung istessentiell für den Artenschutz. Undam Anfang steht die Taxonomie, dennerst, wenn Arten klar definiert und erkanntsind, kann deren Verbreitung,Ökologie, Populationsgröße und dertatsächliche Bedrohungsstatus ermitteltwerden. So hat sich der im Buchnoch als Gekko gecko aufgeführte,durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen(WA/CITES)geschützte Tokeh von Ke Go zwischenzeitlichals Gekko reevesii herausgestellt(Rösler et al. 2011). Währendder Tokeh mehr oder weniger in ganzSüdostasien zu finden ist, kommt letztereArt nur im Norden Vietnams undim Süden Chinas vor. Gekko reevesiibewohnt also ein deutlich kleineresVerbreitungsgebiet und ist deswegensicher auch stärker bedroht.Ein weiteres solches Beispiel ist dieerst vor kurzem, auch anhand vonExemplaren aus Ke Go beschriebeneGefleckte Weichschildkröte (Pelodiscusvariegatus). Diese Art, die vorher als44

TitelthemaGestreifter Klebfrosch (Kalophrynus interlineatus), Provinz Quang Binhweit verbreitete Chinesische Weichschildkröte(P. sinensis) angesehenwurde, kommt nach derzeitigem Wissensstandnur in Nordvietnam undauf der Insel Hainan vor. Bereits dieweit verbreitet geglaubte P. sinensisist auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion(IUCN) als gefährdetaufgeführt. Die deutlich engräumigerverbreitete P. variegatus müsste alsohöher eingestuft werden – auch weildie Arten, die zuvor von P. sinensis abgespaltenwuden (P. axenaria, P. maackiiund P. parviformis), auf Anhang IIdes Washingtoner Artenschutzübereinkommengelistet sind (Farkas et al.2019). Das zeigt einmal mehr auf, dassForschung tatsächlich eine essentielleGrundlage für solide Entscheidungenim Artenschutz ist. Hoffen wir nur,dass entsprechende Änderungen bzw.ein verbesserter Schutzstatus auchschnell umgesetzt werden können.Man kann also zusammenfassen, dasssich nach zwei Jahrzehnten die dokumentierteArtenzahl an Amphibienund Reptilien für Ke Go erweitert hat.Wären dort in den letzten Jahren intensivereForschungen durchgeführt worden,wären es heute sicherlich nochmehr neue Artnachweise. Weiterhinwurden zuvor als weit verbreitet geglaubteTieflandarten in kleinräumigerauftretende Taxa aufgespalten, und eswurden neue Arten aus Ke Go beschrieben.Und das gilt nicht nur für die Her-Im lokalen Tierhandel fotografierte Schlangenausbeute (Ptyas mucosus, Bungarusfasciatus)45

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