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100 Jahre Caritas der Diözese St. Pölten

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Solidarisch denken leben handeln

Gespräch Was schätzen

Gespräch Was schätzen Sie an der Institution Caritas? Ich schätze an der Caritas, dass es viele Menschen gibt, die ihre Zeit, ihre Menschlichkeit, ihre Offenheit für das Leben anderen zur Verfügung stellen. Menschen also, die diese Verfügbarkeit dem Nächsten gegenüber als ihre solidarische Aufgabe in der Gesellschaft verstehen. Es gibt einerseits die organisierte und bezahlte Nächstenliebe in den sozialen Diensten, die sehr professionell und kompetent gemacht wird. Darüber hinaus gibt es dann aber auch so etwas wie den Mehrwert der „lieben Aufmerksamkeit“ für den Menschen. Es geht also nicht nur um professionelle Hilfe für Menschen in bedrängten Situationen, sondern es geht um den menschlichen Blick, der dem anderen sagt: „Du bist geliebt.“ Das ist das, was die Caritas so stark macht. Unabhängig von ihrer religiösen Einstellung vermitteln Menschen, die in der Caritas arbeiten, einen Gott, der die Liebe ist, weil sie selbst der Liebe eine Hand, ein Gesicht, eine helfende Aufmerksamkeit geben. Das ist das, was ich an der Caritas so schätze. Darf man also als Caritas100Jahre“ feiern? Stolz sein auf das, was erreicht wurde, und zelebrieren, dass wir seit 100 Jahren als Organisation im Dienst des Nächsten stehen? Bei jeder Feier gehen wir zunächst vom Leben aus und schauen, wie Leben sich gestaltet. Wir heben also aus dem Leben etwas heraus, was uns bedeutsam ist. Und das feiern wir. Das heißt: Wir müssen „100 Jahre“ feiern, damit das Leben der Menschen in seiner Bedeutsamkeit auf die Bühne kommt und die Mitmenschlichkeit und die großen Ressourcen der Liebesfähigkeit unserer Menschen auf die Bühne kommen. Leben, deuten, feiern – das sind Grundelemente des menschlichen Lebens. Wenn uns im Leben etwas bewusst wird, dann reden wir darüber. Und dann wollen wir dieses Ereignis feiern, damit es gefestigt wird. Wenn jemandem ein Kind geboren wird, dann wird darüber gesprochen, man erzählt es weiter und sagt: „Das müssen wir feiern.“ Dadurch wird dieses Lebensereignis eingeschrieben in unsere Biografie. Wir müssen also Caritas feiern, weil wir damit die Mitmenschlichkeit ins Licht heben und uns wieder bewusst machen: Es braucht so etwas wie eine Intelligenz der Liebe. Wir haben so viel Wissen in unseren Medien, wir können so viel abrufen im Internet, uns steht viel Wissen zur Verfügung. Jetzt geht es darum, dieses Wissen mit der Intelligenz der Liebe zu durchdringen. 30

Was wünschen Sie der Caritas zu ihrem Jubiläum? Ich wünsche, dass diese Dynamik des offenen Gesichts der Nächstenliebe in unserem Land Niederösterreich von vielen Menschen wahrgenommen wird. Dass die Caritas durch diese Feier eine neue Aufmerksamkeit erhält und dass Menschen, die in der Caritas und für die Caritas arbeiten, Anerkennung erfahren. Sie übernehmen ja große Verantwortung für die Gestaltung unserer Gesellschaft. Und es ist wirklich höchst an der Zeit zu sagen: „Ihr, die ihr hier so selbstlos und hilfsbereit für die Menschen da seid, ihr seid eine ganz große Kostbarkeit und entscheidend dafür mitverantwortlich, dass Niederösterreich ein Land mit herausragender Mitmenschlichkeit ist.“ Dr. Alois Schwarz wurde am 14. Juni 1952 in Hollenthon (NÖ) geboren. Nach seinem Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien wurde er 1967 zum Priester geweiht. 1997 empfing er die Bischofsweihe. Seit 1. Juli 2018 ist Alois Schwarz Bischof der Diözese St. Pölten. 31

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