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der motor – Sonderausgabe Nautik 2021 – Kommunikation für die Branche

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An Bord Natürlich

An Bord Natürlich können Additive keine Wunder bewirken, oder größere Verschleißschäden „reparieren“. Wer z.B. erstmal die gefürchtete Dieselpest im großen Umfang im Tank hat, der wird dem Problem nur mit einer gründlichen, mechanischen Reinigung des Tanks und des Kraftstoffsystems Herr. Ein Dieselschutz-Additiv ist aber sinnvoll, um der Kontaminierung vorzubeugen. Gerade für Boote und Yachten, deren Kraftstoff lange lagert, die sich vielleicht auch in korrosiver salzhaltiger Umgebung aufhalten und die im Ausland ggf. auch mal minderwertigen Kraftstoff tanken, können Additive bei der Reinigung und Pflege des Motor- und Kraftstoffsystems helfen, die Lebensdauer des Motors zu erhöhen und den Spritverbrauch etwas senken. Somit schont der Einsatz von Additiven langfristig nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Ein kleiner Bord-Vorrat an ausgewählten Additiven, die regelmäßig und zielgerichtet beigemischt werden, ist also durchaus sinnvoll. Mit und ohne Ölschlammspülung vor dem Ölwechsel das Ergebnis ist deutlich. Das Liqui Moly Dieselschutz Additiv ist frei an Endverbraucher verkäuflich (Foto: Liqui Moly) Die Hersteller haben für den marinen Einsatz eigene Produktlinien entwickelt.(Foto:ERC) 14 Ausgabe 2/2021

Interview Dr. Martin Müller verantwortet als Geschäftsführer die Sparte Produktkoordination und Produktion des niedersächsischen Additiv-Spezialisten ERC. Das Unternehmen zählt zu den führenden Herstellern von Mineralöl-Additiven. DerMotor: Kraftstoff- und Motoröl-Additiven werden manchmal in der Werbung überragende Eigenschaften zugeschrieben. Von einer erheblichen Kraftstoff-Einsparung ist die Rede, von deutlich besseren Beschleunigungs- und Endgeschwindigkeiten und auch Motor-Undichtigkeiten sollen damit angeblich behoben werden. Was halten Sie als Chemiker davon? Dr. Müller: Wenn das so wäre, würden die Motorenhersteller längst solche Additive werkseitig vorschreiben. Solche Aussagen bringen eine ganze Branche in Verruf. Seriöse Hersteller von Additiven führen bestimmte Mixturen für speziell definierte Anwendungsbereiche in ihrem Portfolio. Immer dann, wenn das individuelle Nutzungsprofil eines Kraftstoffs oder eines Motors vom allgemeinen Profil abweicht, können maßgeschneiderte Additive helfen. DerMotor: Zum Beispiel? Dr. Müller: Nehmen sie einen modernen Common Rail-Diesel. Der spritzt mit bis zu 3000 bar bis zu sieben Mal pro Kolbenhub Kraftstoff in die Brennkammer ein. Schon die kleinste Verschmutzung des Injektors kann diesen Prozess nachhaltig stören. Zunächst wird der Motorlauf unruhiger, dann tritt durch die verzögerte Haupteinspritzung ein Leistungsverlust auf und nicht selten endet das Ganze in einem aufwendigen Injektortausch, der schnell mal eine satte vierstellige Summe verschlingt. Bei regelmäßiger Reinigung durch spezielle reinigende Additive hätte man das vermeiden können. DerMotor: Dann wären die Motoren aber doch werkseitig falsch konstruiert? Dr. Müller: Nein, die Motorenentwickler konstruieren Motoren für normgerechte Kraftstoffe unter dem Druck immer restriktiverer Abgasvorschriften. Was im täglich genutzten PKW oder LKW noch funktioniert, kann in nur gelegentlich genutzten Aggregaten schon mal zu kraftstoffbedingten Fehlfunktionen führen. Oder denken Sie in diesem Zusammenhang nur mal an deutlich schlechtere Kraftstoffqualitäten in vielen Ländern. Hier empfiehlt es sich, regelmäßig Vorsorge durch geeignete Additive zu treffen. DerMotor: Was würden Sie persönlich unternehmen, um sich vor Schäden zu schützen? Dr. Müller: Je nach Einsatzprofil des Motors würde ich bei Dieselmotoren den Kraftstoff gegen Belagsbildung und Alterung schützen und das gesamte Einspritzsystem mindestens einmal im Jahr gründlich mit Additiven reinigen. Bei Benzinern empfiehlt sich neben einem Detergent (Reinigungsmittel für das Kraftstoffsystem, d.R.) ein Korrosionsschutz und bei nicht regelmäßigem Betrieb ein geeigneter Alterungsstabilisator. Nur in Sonderfällen z.B. bei Benzinqualitäten, die die seitens der Hersteller geforderten Oktanzahlen nicht garantieren können, empfiehlt sich ggf. ein Oktanzahlverbesserer. Ausgabe 2/2021 15