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Bayreuth Evangelisch Mai-Juni 2019

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Thema: Willkommenstag

Thema: Willkommenstag deckter Tisch, an den alle eingeladen sind. Ein Leib, der nur funktioniert, weil die verschiedenen Glieder zusammenspielen und eines für den anderen einspringt. Ein Licht, das leuchtet für die, die im Dunkeln stehen. rück, lassen Sie sich von ihnen inspirieren und tragen“, ermuntert Jutta Geyrhalter. So alt diese Bilder auch sein mögen – sie sind aktuell bis heute. Am Ende des Willkommenstages ein ähnliches Bild wie zu Beginn: Wieder sitzen die Teilnehmerinnen im Stuhlkreis, wieder liegt in der Mitte das Willkommensschild. Ratlose Mienen sind nun aber nicht mehr zu sehen, gemeinsam lassen die Teilnehmerinnen die vielen Gespräche und Erkenntnisse, die neuen Kontakte, die Gemeinsamkeiten, die entdeckt wurden, Revue passieren. Vor dem Auseinandergehen dann noch ein Zitat des Theologen Fulbert Steffensky: Seine kranke Tochter wollte immer „Passt oft, aber natürlich nicht immer“, bemerkt eine Teilnehmerin. Anspruch und Wirklichkeit – gerade bei diesem Arbeitgeber keine leichte Sache, auch, weil die Balance zwischen Ethik und Wirtschaftlichkeit trotz des christlichen Ideals stimmen muss. Wie erleben die neuen Kräfte das in ihrem Umfeld? Lob und Kritik, der Austausch ist offen – „Danke gerade für diese Offenheit“, sagt eine Teilnehmerin. „Denken Sie immer wieder einmal an diese biblischen Bilder zunach Bethel ins Krankenhaus, weil die Häuser dort Namen hatten – sie hießen nicht einfach nur Klinik I, II und III, sondern trugen Namen biblischer Orte wie Pniel, Bethesda. „Es sind erkennbare Orte. [...] Man erwartet in jenen Häusern die Deutlichkeit und die Sichtbarkeit des Geistes, aus dem heraus solche Anstalten gegründet worden sind.“ Das ist der Wunsch, der mit den Willkommenstagen einhergeht: Dass die Mitarbeitenden in Kirche und Diakonie die Orte, an denen sie arbeiten und wirken, in diesem Sinn zu erkennbaren Orten machen – zu Orten, denen man abspürt, dass sie im christlichen Geist stehen. Mit anderen Worten: Orte, an denen Menschen auf ganz besondere Weise willkommen sind. BAYREUTH EVANGELISCH hat vier Teilnehmerinnen des Willkommenstages im Februar über ihre neue Arbeitsstelle befragt und was ihnen dort besonders wichtig ist. Ute Lobe: „Ich arbeite seit 1. Februar im Kindergarten Heinersreuth, der Träger ist die Kirchengemeinde. Für die Kinder in guten und in schweren Zeiten da sein zu können, das gibt mir sehr viel. Ich begleite die Kinder, ich freue mich darüber, ihnen vieles von dem, was mir wichtig ist, vermitteln zu dürfen – und sie nehmen es auch gerne an. Fotos:Sonnenstatter 6 Bayreuth Evangelisch | Mai - Juni 2019 „Salz der Erde“ sein: Vor dem Gemeindehaus sind biblische Bilder aufgebaut. Ein Moment in meinem Arbeitsalltag, der mir besonders viel bedeutet? Ich lese sehr gerne, und wir machen nach dem Mittagessen immer eine Ruhephase. Da ist mein Lieblingsbuch „Oma, schreit der Frieder“. Die Friedergeschichten, die lieben die Kinder, und ich liebe sie auch. Ich mache da emotional immer alles mit, was der Frieder so sagt und wie die Oma dann darauf reagiert - das gefällt den Kindern sehr gut. Mir ist es auch wichtig, dass wir den Kindern die Kirche nahebringen. Im Morgenkreis beten wir, wir singen auch religi-

Thema: Willkommenstag Fotos:Sonnenstatter öse Lieder und erarbeiten die Feste und Feiern im Kirchenjahr. Vor kurzem haben wir gemeinsam einen Gottesdienst mit den Kindern gestaltet, der kam auch sehr gut an. Und heute bin ich hier am Willkommenstag – erst habe ich mir gedacht: Was muss ich da hin? Aber jetzt bin ich froh, hier zu sein und einfach noch mehr über die Kirche zu erfahren.“ Cora Tekin: „Ich bin ein Mensch, der schon immer gerne mit kleinen Kindern arbeitet oder Zeit mit ihnen verbringt, ich bin selbst auch Mutter von zwei kleinen Kindern. Im Juni habe ich meine Ausbildung zur Kinderpflegerin abgeschlossen, im Juli habe ich in der Kinderkrippe Spatzennest in der KiTa Arche Noah in Bindlach begonnen. Ich bin einfach sehr glücklich darüber, dass ich jetzt im Berufsleben dem nachgehen kann, was mir auch in meiner Freizeit unheimlich viel Spaß macht: Der Kontakt mit Kindern ist mir unheimlich wichtig – und ich glaube, dass es auch den Kindern ganz gut tut. Mein Lieblingsmoment ist am Morgen, wenn die Kinder eintreffen und freudestrahlend auch auf mich zugerannt kommen. Ich verbinde damit das Gefühl, dass ich angekommen bin, als Bezugsperson wahrgenommen werde, dass die Kinder ein Vertrauen zu mir aufgebaut haben und ich ihnen das auch wieder entgegenbringen kann. Dass ich in einem kirchlichen Kindergarten arbeite, empfinde ich schon als einen ausschlaggebenden Punkt in unserer Arbeit – allein das Tischgebet, die kirchlichen Lieder, die wir singen. Ich habe auch schon Feedback bekommen, dass eine Mutter gesagt hat: Meine Tochter besteht jetzt daheim darauf, vor dem Essen zu beten. Unter einem Willkommenstag konnte ich mir erst nichts vorstellen. Ich finde es jetzt aber sehr schön, dass man dadurch auch einiges über den Hintergrund mitbekommt und dass die Kirche sich selber vorstellt.“ Dagmar Konnerth: „Ich bin Sozialpädagogin in der Ausbildung und arbeite seit Januar 2019 im Haus Cosima - das ist eine Einrichtung für Obdachlose in Bayreuth, die im Oktober 2017 eröffnet wurde. Als Besonderheit meiner Arbeitsstelle empfinde ich, dass Menschen hierherkommen dürfen, die gerade keinen anderen Ausweg mehr wissen. Wir versuchen, ihnen dann dabei zu helfen, dass sie auf ihrem Weg wieder in die Stabilität kommen und unterstützen sie dabei. Was ich festgestellt habe, ist, dass die Menschen ganz viele verschiedene Lebensgeschichten mitbringen, die man auch nicht von Anfang an alle durchblickt. Wir nehmen die Menschen an, wie sie sind, mit allem, was sie mitbringen. Das hat für mich auch etwas mit Diakonie zu tun. Dann suchen wir gemeinsam für jeden einzelnen seinen Weg - das kann und muss auch nicht immer der sein, sich gezwungenermaßen in den Arbeitsmarkt integrieren zu müssen. Man muss tatsächlich immer schauen, was der jeweilige Mensch sich noch für sein Leben als möglich vorstellen kann. Ihn jeweils zu akzeptieren, wie er ist - das haben viele oft noch nicht so erfahren. Ich finde es spannend an diesem Willkommenstag heute, andere Menschen kennenzulernen, die auch in der Diakonie arbeiten, sich auszutauschen und dabei Netzwerke zu knüpfen.“ Elfriede Schmidt: „Ich teile mir mit einer lieben Kollegin seit kurzem die Stelle der Mesnerin in der evangelischen Kirche Weidenberg. Verschiedene Menschen haben mir signalisiert, dass sie mir diese Tätigkeit zutrauen würden - erst war ich etwas skeptisch, nun bin ich sehr froh, dass ich diese Stelle angenommen habe, ich bin total glücklich dabei. Alleine schon das Umfeld – wir haben ja die große St. Michaelskirche und eine Friedhofskirche. Wir können uns die Arbeit selber einteilen, das ganze Arbeitsklima ist einfach schön: Wenn sich das Gotteshaus füllt, oder wenn die Menschen sich bedanken, es kommt ganz viel zurück. Die Kirche zu schmücken, ist auch eine schöne Aufgabe – wir dürfen vieles selbst entscheiden. Als Weidenbergerin kenne ich natürlich viele Menschen dort, und viele fragen uns dann auch und brauchen Rat, etwa, wie sie sich bei den Beerdigungen richtig verhalten sollen. Das ist ja eine andere Situation, wenn man als Trauernder betroffen ist. Die Arbeitszeiten machen mir nichts aus, die Kinder sind ja aus dem Haus. Was ein Willkommenstag ist, konnte ich mir nicht vorstellen, unser Pfarrer Günter Daum hat mir empfohlen, hierher zu gehen. Ich habe hier vorher niemanden gekannt und finde es schön, dass so viele verschiedene Berufsgruppen zusammengekommen sind und dass wir alle an diesem Tag gemerkt haben: Im Prinzip geht bei uns allen alles auf das eine hinaus: Dass man zugeht auf die Menschen und dass es einem guttut , wenn es anderen gut geht – egal, ob es Kinder sind, ältere Leute, Erwachsene. Das verbindet uns alle hier.“ Text und Interviews: Angela Hager Bayreuth Evangelisch | Mai - Juni 2019 7

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