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2013-4 REISE und PREISE

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SPANIEN BALEAREN

SPANIEN BALEAREN Blühende Mandelbäume bei einer Finca unweit von Andratx AUF MALLORCA DEN WINTER VERKÜRZEN Die Baleareninsel erstrahlt in Weiß und Rosa, wenn rund 7 Millionen Mandelbäume von Ende Januar bis Anfang März bei frühlingshaften Temperaturen um die Wette blühen. Neben Romantikern lieben auch Aktivurlauber die preiswerte Vorsaison. VON ELKE HOMBURG Uuuh, welches Chaos!« Emilio, der Schinkenschneider, schüttelt sich. Geschickt säbelt er in der Tapa-Bar »La Boveda« in Palma Scheibe für Scheibe vom köstlichen Serrano-Schinken. Doch ganz bei der Sache ist er heute nicht, schließlich legten Schnee und Eis, höchst seltene Besucher auf Mallorca, den Verkehr in der Inselhauptstadt für ein paar Stunden lahm. Bei Schmuddelwetter erkundet man am bes - ten Palma, eine Stadtschönheit, die die meisten Sommerurlauber zu Unrecht kaum beachten. Von einer reichen Geschichte zeugen die Banys Arabs, die arabischen Bäder, und La Seu, eine der schönsten gotischen Kathedralen Europas, die wie ein riesiges Schiff am Rande der Altstadt und hoch über dem Hafen thront. Ein Gewirr aus schmalen Gassen, steilen Treppen und Bogengängen, gesäumt von Renaissancepalästen mit stillen Innenhöfen, und Boulevards wie die Flaniermeile Passeig des Born mit ihren Jugendstilfassaden laden zum Entdecken ein. Dass alte Mauern und modernes Design wunderbar harmonieren, beweisen zahllose Restaurants, Ca fés und Galerien, in denen sich eine junge Szene tummelt. Nach dem Besichtigungsprogramm kann man sich beim Café solo in der »Bar Bosch« unter die Mallorquiner mischen oder die Schuhgeschäfte nach Schnäppchen durchstöbern. Wer früh kommt, schaut auf dem Mercat de l’Olivar den Hausfrauen und Küchenchefs beim Einkaufen zu und schnuppert sich durch Köstlichkeiten aus mallorquinischer Erde und aus dem Mittelmeer (am Plaça de l’Olivar, geöffnet Mo–Sa 9–13 Uhr, Fr bis 18 Uhr). Ein beliebtes Souvenir aus dem »Bauch Palmas«: Sobrasadas, die mallorquinischen Paprikawürste. Auch gut: sich durch das Angebot der winzigen Tapa-Bars im Markt snacken. Eine Winterliebe auf Mallorca 24 Stunden nach dem unverhofften Wintereinbruch ist der Frühling zurückgekehrt, der Schnee nur noch auf den Gipfeln des Tramun- 56 REISE & PREISE 4-2013

Inbild des »anderen« Mallorca: Valdemossa, einstiges Refugium des Künstlerpaares George Sand und Frédéric Chopin, weckt auch heute noch romantische Gefühle (links). Besuchermagnet in der Hauptstadt: die »Bar Bosch« an Palmas Prachtboulevard, dem Passeig des Born (rechts) tana-Gebirges zu erspähen. Mit den Temperaturen steigt die Entdeckerlust. Steil winden sich die Straßen ins Bergland und unter dem Blau des Himmels wirkt die Insel wie frisch gewaschen. Die Häuser des Bergdorfs Valldemossa schmiegen sich rund um das mächtige Kartäuserkloster, hinter dessen Mauern George Sand und Frédéric Chopin den Winter 1838/39 durchfroren. Die französische Schriftstellerin schwärmte von ihrem Liebesnest: »Alles was ein Maler oder Dichter erträumen könnte, hat die Natur hier erschaffen.« Doch eisige Kälte hinter Klostermauern kühlte die Leidenschaft der Liebenden schnell merklich ab. Fluchtartig verließen die berühmten Gäste die Insel, hinterließen aber das Klavier, auf dem Chopin die »Regenbogen-Prélude« komponiert hatte. Da - vor drängen sich im Sommer die Besucher. In den Wintermonaten, wenn der Wind durch die Gassen des Bergdorfs pfeift, sitzen nur wenige Gäste in den Cafés bei frisch gebackenen Cocas de patata. Die köstlichen Kartoffelkrapfen – Spezialität des Ortes – wärmen Leib und Seele, und die Mallorquiner, noch entspannt vor dem ersten Besucheransturm, haben Zeit für ein Schwätzchen. Mallorca blüht auf Frühlingshafte Temperaturen beglücken die Inselbesucher, aber auch die Bauern. Der Engländer James, der seit einigen Jahren eine Finca mit Mandelplantage auf der Insel bewirtschaftet, ist zufrieden: »Kein Frost mehr – jetzt kann die Mandelblüte kommen!« Tatsächlich: Zwei Tage später ist Mallorca aufgeblüht. Fährt man von Palma kommend in Richtung Sóller, taucht man bald in ein duftendes Blütenmeer ein. Vor mehr als 900 Jahren importierten die Araber die aromatische Frucht. Heute wachsen mehr als 7 Millionen Mandelbäume auf der Insel. James, der Hotelier, ist stolz auf seine prächtigen Früchte, die wie eh und je von Hand geerntet werden. Nicht zuletzt deshalb spielen sie agrarwirtschaftlich auf Mallorca kaum noch eine Rolle. Für den Tourismus ist die Mallorca- Mandel – im Vergleich zur genormten kalifornischen Mandel ein besonders schmackhafter Individualist – ein Glücksfall. Schließlich zieht die Mandelblüte in der Vorsaison Gäste auf die Insel. Blüte ist – je nach Region, Klima und Sorte – von Ende Januar bis Ende Februar/Anfang März. Besonders viele Bäume stehen zwischen Palma und Andratx bzw. Port d’Andratx und S’Aracco, auf dem Weg von Palma nach Valldemossa bzw. nach Sóller und im Osten zwischen Llucmajor, Cala Figuera und Colonia Sant Jordi. Die wahren Reize finden sich im Inselwesten Ein perfekter Standort im Westen ist das Tal von Sóller, umgeben von einigen der höchsten Berge der Insel und nicht weit vom Meer entfernt. Hier wachsen neben Mandeln auch Oliven und vor allem Orangen. Die Produkte aus den Früchten des Landes von frisch gepresstem Orangensaft bis zu Mandelkuchen (mit Kaffee € 3) oder Mandeleis (Kugel € 1,20) kann man gleich im Zentrum der Provinzstadt bei »Fet a Sóller« probieren (Avinguda de Cristòfol Colom 15, www.fetasoller.com). Öle, Liköre, Marmelade, mallorquinischer Wein und vieles mehr – hier gibt es Leckereien, die das Urlaubsgefühl zu Hause verlängern. Eine Attraktion in der Umgebung, die man sich nicht entgehen lassen sollte, sind die Jardins d’ Alfàbia zwischen Palma und Sóller, in denen arabische Gartenbaukünstler ihre Träume vom Paradies verwirklichten. Ein Spaziergang durch den üppigen Garten ‘ KÖSTLICH ESSEN Im TAPAS-LOKAL »LA BOVEDA« IN PALMA (Paseo Sagrera 3) ist es am nettesten zu später Stunde, wenn sich hier halb Palma trifft (Tapas € 4–14, Flasche Wein ab € 8). »La Boveda« FEINE MALLORQUINISCHE KÜCHE, kreiert von zwei jungen Küchenchefs, serviert man im stilvollen Restaurant des Landhotels »Sa Torre« in Santa Eugenia bei Consells (Degustationsmenü € 39,50, Hauptgerichte € 18–24). Zum Essen werden erlesene Weine serviert. (Mo Ruhetag, Nov.– Ende Feb. Betriebspause) »Es Vergé« Ein LANDGASTHOF MIT REICHLICH RUSTIKALCHARME ist »Es Vergé« in Alaró zwischen Inca und Soller (Camino Castillo 143, Mo Ruhetag). Ist auch der Service etwas ruppig – das Essen ist gut und deftig, die Lammschulter für € 16 ein Gedicht! REISE & PREISE 4-2013 57

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