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2014-4 REISE und PREISE

CURAÇAO ALLES DUSHI IN

CURAÇAO ALLES DUSHI IN DER KARIBIK Bon Dia«, »Masha Danki« und »dushi«: Papiamentu ist vermutlich das, was passiert wäre, wenn man die Landesgrenzen innerhalb Europas irgendwann aufgelöst hätte. Ein kunterbunter Sprachenmix, der sich auf Curaçao durch die europäischen Eroberer ge formt und mit afrikanischen und indianischen Einflüssen vermischt hat. Die Spanier entdeckten, die Niederländer übernahmen (und versklavten), ein paar Portugiesen besiedelten, die Franzosen schnüffelten und die Briten besetzten das kleine Eiland 60 Kilometer vor der Küste Venezuelas, bevor es schließlich 1816 wieder Teil der Niederländischen Krone wurde. Rein architektonisch hat diese Häuser wie in Amsterdam, aber karibisch-bunt angemalt – das Klischee der »Niederlande auf Karibisch« lebt auch seit der Autonomie des Inselstaates weiter. Doch Curaçao beweist Eigenständigkeit. Mit einer faszinierend trockenen Flora, einem kunterbunten Sprachenmix und seiner bewegten Geschichte. VON CHRISTOPH KARRASCH auch heute noch den größten Einfluss auf das Inselbild, wie das Postkartenmotiv Nr. 1 mit den holländisch geprägten Giebelhäusern Willemstads beweist. Sie sind – wie so vieles auf Curaçao – »dushi«. Das allgegenwärtige Allroundwort beschreibt alles, was hübsch (Frauen), süß (Gebäck) und schön (Wetter) ist. Angeblich heißen sogar sämtliche Hunde der niederländischen Königsfamilie Dushi. Denn: Auch wenn Curaçao seit 2010 autonom ist, Teil der Krone ist es noch immer. So fühlt es sich bei einem Besuch auf der Insel, die so weit weg ist von zu Hause, ein bisschen an, als sei man nur mal eben zu unseren holländischen Nachbarn rübergehopst – und doch irgendwie ganz anders, weil karibisch. VIDEO-TIPP Unsere Videoclips nehmen Sie mit auf einen sonnigen Ausflug über die Insel: www.REISE-PREISE.de/video So lässt sich’s aushalten! Badeplattform des Apartmenthotels »Rancho El Sobrino« in Westpunt 32 REISE & PREISE 4-2014

Wie in Amsterdam, nur bunter: die Handelskade von Willemstad (links). Gut gelaunte Köchinnen in der Markthalle (rechts) Willemstad – die kunterbunte Hauptstadt Früh am Morgen schaukelt die Königin- Emma-Brücke einsam vor sich hin. Als eine der ältesten Schwimmbrücken der Welt verbindet sie Willemstads Stadtteile Punda und Otrobanda. Wenn Industrie- und Kreuzfahrtschiffe in der St.-Anna-Bucht ankommen, fährt sie gemächlich zur Seite und gewährt Einfahrt. Die Fußgänger, die auf die andere Seite der Bucht wollen, müssen dann warten – oder die kostenlose Ersatzfähre nutzen. Gleich um die Ecke erwacht langsam der Floating Market in Punda. Verkauft wird zwar an ganz normalen Ständen ohne nasse Füße, doch gleich dahinter ankern am Ufer die Holzboote der Verkäufer, vollgepackt mit saftigen Früchten aus Venezuela. Bis auf Gurken, grüne Bohnen, Kürbis und Tomaten muss quasi alles importiert werden. Seit jeher war das Leben in Willemstad nah am Wasser gebaut. Einblicke in die über 500- jährige Seefahrergeschichte sowie in die Hin- Üppig-tropisch ist Curaçao nicht. Die 62 Kilometer lange Insel ist trocken und karg: Kakteen, Agaven, Aloe und jede Menge trockener Wildwuchs bestimmen die Vegetation. Die höchste Erhebung ist der Christoffelberg im gleichnamigen Park im Nordwesten. Das Naturschutzgebiet (Eintritt US$ 12) lässt sich mit dem Mietwagen oder zu Fuß erkunden und bietet tolle Aussichtspunkte. Ein Wanderweg führt auf die 375 Meter hohe Spitze des Bergs (Dauer: ca. 2 Std., Achtung: Auf der letzten Etappe ist Klettern angesagt!). Gleich um die Ecke wartet mit Boca Tabla ein urgewaltiges Naturschauspiel: Mächtige Wellen schlagen gegen die raue Kalksteinküste und haben über Jahrmillionen eine beeindruckende Grottenkulisse ge - formt, die sich von der neuen Aussichtsplattform beobachten lässt. Überall auf der Insel gibt es Landhäuser aus tergründe der Ölindustrie bietet das Curaçao Maritime Museum mit Kanonen und alten Schiffsmodellen (N. van den Brandhofstraat 1, www.curacaomaritime.com; US$ 6,50). Empfehlenswert ist die Kombikarte aus Museum und einer Rundfahrt im Wassertaxi durch einen der ältesten Häfen der Karibik (US$ 10). Die Innenstadt mit ihren bunten Gassen ist UNESCO-Weltkulturerbe – vor allem Punda bietet sich zum Schlendern und Shoppen an. Dabei kommt man auch mit einem weiteren wichtigen Eckpfeiler der Geschichte Curaçaos in Berührung: dem Judentum. Auf der Suche nach politischer und gesellschaftlicher Ruhe waren seit 1659 mehr als 2.000 Juden eingewandert. Ihre Geschichte erzählt das Museum neben der Mikvé-Israël-Emanuel-Synagoge (Hanchi di Snoa 29, www.snoa.com; US$ 10). Gegenüber in Otrobanda erinnert das Kura Hulanda Museum an Naturhighlights – raus aufs Land dem 17. bis 19. Jahrhundert, der Plantagenzeit. Im Landhaus Knip wird anhand von Werkzeugen und Haushaltsgeräten der damalige Alltag wieder lebendig und an den Volkshelden Tula erinnert, der 1795 seinen Widerstand gegen die Sklaverei begann. Im Landhaus Chobolobo in Willemstad befindet sich die Curaçao Liqueur Distillery, in der seit 1896 der berühmte blaue Likör hergestellt wird (Eintritt frei, www.curacao liqueur.com). Wer sich für Kräuter und Pflanzen interessiert, stattet Dinah Veeris Botanic & Historic Garden einen Besuch ab. Hier erzählt die 74-jährige Besitzerin von ihren Kräuterwundern (Seru Grandi 105 A, Banda Ariba, www.dinahveeris. com; US$ 9). Eine schöne Ergänzung dazu ist die nahegelegene Aloe-Vera-Plantage, wo man allerhand über die Wirkung der Aloe-Pflanze erfährt (Groot St. Joris West z/n, www.aloecura cao.com; US$ 6). Curaçaos Vergangenheit als Zentrum des Sklavenhandels (Klipstraat 9, www.kurahulanda. com; US$ 10). Abends trifft man sich in den Bars und Restaurants im alten Fort und an der bunten Häuserfront an der St.-Anna-Bucht (Handelskade). Nicht selten finden hier zu späterer Stunde temperamentvolle Tänze auf der Straße statt. RESTAURANTTIPP Kulinarische Köstlichkeiten Willemstad hat tolle Restaurants. Eine stylische Open-Air-Adresse mit Pool- Lounge und exquisiter Fisch- und Fleischkarte ist der »Saint Tropez Ocean Club« direkt am Meer (ab US$ 18, Pietermaai 152). Direkt gegenüber befindet sich der In-Treff »Kome« mit schummrigem Ambiente und internationaler Küche (Hauptgericht US$ 26). Im lauschigen Gewölbe der alten Festungsmauer geht’s bei »Mr Congas« kubanisch zu, gern hört man dazu Live-Musik (ab US$ 15, Waterfort Arches 54). Lust auf kreolische Köstlichkeiten? In der alten Markthalle Marsche Bieuw befinden sich mehrere Garküchen – das Essen ist preiswert und schmeckt hervorragend (Teller ab US$ 7, De Ruyterkade). Sandwiches, Salate und Burger gibt’s im kitschig-altmodischen »Mundo Bizarro« (ab US$ 8, Nieuwestraat 12). Eine klasse Location am Wasser mit Blick auf die bunte Häuserfront Willemstads bietet das »Zoya«, wo lokale Gerichte mit internationalem Touch serviert werden (ab US$ 20, De Rouvilleweg 9). REISE & PREISE 4-2014 33

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