E-Paper

Aufrufe
vor 2 Jahren

2014-4 REISE und PREISE

MYANMAR DIE REPORTAGE

MYANMAR DIE REPORTAGE Schneidersitz, es sieht aus wie ein Exerzierplatz des Glaubens. Vor der Kawtka-Thaung-Höhle säumt eine schier endlose Parade von Mönchsstatuen den Weg. Und am Ufer des Sees von Kyauk Ka Lat wird schon das nächste Heiligtum gebaut, ein Tempel für eine Buddha-Statue, die in Mandalay aus einem Stein gehauen wird. Am spektakulärsten aber ist die Saddan-Höhle. Zwei weiße Beton-Elefanten bewachen den Eingang. In der ersten Halle ruht ein riesiger Buddha, den Kopf in die rechte Hand gestützt. Es geht weiter und weiter in die Dunkelheit. Es stinkt nach dem Kot der Fledermäuse, die in Trauben an der Decke hängen. Wenn der Strahl der Taschenlampe sie trifft, flattern sie quiekend auseinander. Im Blitzlicht der Kameras glitzert der Fels. Von einigen Wänden scheinen Drachen- und Elefantenköpfe zu hängen. Dann endlich Licht und Luft, es öffnet sich ein grandioser Blick auf einen kleinen See. Am Ufer warten schon die Ruderer in ihren Einbäumen, um die Touristen durch eine Höhle zu paddeln. Auf der anderen Seite geht es zu Fuß weiter am Wald ententlang. Auf den Reisfeldern schneiden Bauern in breitkrempigen Hüten die ausgedorrten Halme und tragen die Heubüschel an Holzstangen über den Schultern, daneben grasen Wasserbüffel. Das Klischeebild asiatischer Landidylle. Aber die Schönheit ist bedroht. In manchen Bergflanken sieht man die Wunden, die die beiden Zementfabriken gerissen haben, manchmal hört man sogar die Sprengungen. Wie lange wird es die Karstberge von Hpa-An noch geben? Glanz und Glorie im alten Mawlamyaing Die Reliquie, für die all die Pracht erbaut wurde, ähnelt einem Traumfänger. Ein Zahn, um - schlungen von Perlenketten, in einem goldenen Ring. Das Original steht in Sri Lanka und soll einst im Gebiss Buddhas gesteckt haben. Für die Kopie ließ die Königin Seindon um das Jahr 1860 das Kloster in Mawlamyaing bauen. Das Teak- Bauwerk ist eines der letzten Zeugnisse, die Glanz und Glorie der letzten Könige des stolzen Landes ahnen lassen. Durch Rosen aus Buntglas fällt gedimmtes Licht auf den Thron der Königin. Er ist aus Teakholz geschnitzt, vergoldet und mit Reihen von Edelsteinen überzogen, so wie die Kassettenwand mit Dutzenden Statuen dahinter. Engel, Dämonen, Tänzerinnen und Buddhas, gesprenkelt mit Halbedelsteinen und Spiegelchen, die einst das Licht reflektierten. Heute sind sie alle von Staub bedeckt. Auf den Holzdielen im Vorraum sitzt ein Mönch und bietet mir Tee an. Er zeigt ein Heftchen, in dem ein Franzose zu Spenden aufruft, um das Kloster zu renovieren. 100.000 Euro wür- INFO MYANMAR Fläche: 676.578 qkm. Einwohner: ca. 55 Mio. Hauptstadt: Nay Pyi Taw (200.00 Einw.). Religion: 89 % Buddhisten. EINREISE Visumpflicht. Seit 1.9.2014 kann der Antrag u. a. von Deutschen und Schweizern online gestellt werden, wenn sie über den Flughafen Yangon einreisen (www.myanmarevisa.gov.mm). Das Visum kostet US$ 50 und berechtigt dazu, 28 Tage im Land zu bleiben. Alternativ stellen die Botschaften Visa aus (Touristenvisum € 25, in Berlin Tel. 030-2061570, www.botschaft-myan mar.de). Die Bearbeitung dauert mindestens zwei Wochen. Österreicher benötigen stets ein Visum von der Botschaft (zuständig ist Berlin). GELD Währung ist der Kyat (MMK). € 1 = 1.210 MMK (Stand 9/14). In größeren Städten kann man von Geldautomaten mit Visa-Karte und Mastercard Geld abheben. Gute Kurse bieten die Wechselstuben am Flughafen. GESUNDHEIT Keine Impfungen vorgeschrieben. Empfehlenswert ist Impfschutz gegen Tetanus, Diphtherie, Polio, Hepatitis und Typhus sowie Malaria-Prophylaxe. KLIMA Die heiße Trockenzeit dauert von März bis Mai, die Regenzeit von Juni bis Oktober. Am meisten Regen fällt im Juli und August. Als beste Reisezeit gelten die trockenen, kühlen Monate von November bis Februar. DIE BESTEN HOTELS UND LODGES Es gibt bisher wenige Hotels internationaler Klasse im Süden. Es lohnt sich, vorher zu reservieren. Hpa-An: EINFACH Die meisten Individualreisenden gehen ins »Soe Brothers Guesthouse« (Tel. 0095-58-21372; DZ ab US$ 12). Hier kann man auch Tagestouren im Tuk-Tuk buchen (€ 4/Pers.). MITTEL Bestes Haus am Platz ist das Hotel »Zwekabin« etwas außerhalb (Tel. 0095-58-22556, E-Mail: hotelzwekabin 2012@gmail.com, EZ/DZ ab US$ 50). Mawlamyaing: MITTEL Zimmer mit WLAN und Aircondition hat das moderne »Cinderella Hotel« (Tel. 0095-57- 24411, www.cinderellahotel.com, EZ/DZ US$ 25/50 ÜF). GEHOBEN Internationalen Standard in etwas steriler Atmosphäre bietet das »Mawlamyaing Strand Hotel« (Tel. 0095-57-24787, http://mawlamya ingstrand.com, EZ/DZ ab US$ 110 ÜF). NEBENKOSTEN Was kostet der Urlaub? Preise pro DZ einfach € 10–20 mittel € 30–100 gehoben ab € 100 Für’s Smartphone: QR-App downloaden, Code abfotografieren und Info-PDF auf’s Handy herunterladen. Frühstück ab € 1 Lunch/Snack ab € 2 Dinner (Tellergericht) € 2–10 Mehr Charme haben die Bungalows des »Attran Hotel« (Tel. 0095-5725764, E-Mail: attranhotel057@gmail.com, EZ/DZ ab US$ 45). VERKEHRSMITTEL Die Busse von Yangon nach Mawlamyaing und Hpa-An starten meist nachts (7–8 Std., € 6–7). Um 6 Uhr und um 7:15 Uhr fahren außerdem Züge (US$ 16). Die staatliche Myanma Airways fliegt montags und donnerstags (US$ 60 oneway, Tel. 0095-5721500). Das Boot von Mawlamyaing nach Hpa-an fährt täglich (€ 5). MYANMARS KÜCHE Die Gerichte basieren auf Reis, dazu gibt es in Schälchen Fleisch-, Fisch- und Gemüsecurrys, gebratenes Gemüse und immer eine Suppe (ab € 2). Eine 640-ml-Flasche »Dagon Beer« kostet im Restaurant rund € 1,20. Wasser kauft man am besten immer in Plastik - flaschen (€ 0,25). Wasser (1 l) € 0,30–0,70 Softdrink € 0,50–1,50 Bier € 0,50–1,50 Auch bei Flügen nach Yangon geht China Southern in die Preis - offensive (ab € 558). China Airlines offeriert Tickets ab € 617. Mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis warten ebenfalls Malaysia Airlines (ab € 641), Thai Airways (ab € 697) und Asiana Airlines auf (ab € 712). Flug ab € 558 AUSKÜNFTE Botschaft der Republik Union Myanmar, Tel. 030-2061570, www.botschaft-myanmar.de Handverlesene Pauschalreisen DAS KOSTET DER FLUG Preis-Info unter REISE-PREISE.de REISEFÜHRER »Myanmar (Birma)«, Stefan Loose Travel Handbücher 2013, € 24,99. Burma-Spezialist Antares Asien-Reisen (Tel. 0800-6926627, www.antaresasien-reisen.de) bietet die fünftägige Privatrundreise »Versteckte Schätze im Süden« von Yangon nach Mawlamyaing und Hpa-An ab € 803 an. Ohne Flug. Bei Reisefieber (Tel. 06021-306526, www.reisefieber.net) ist eine sechstägige Privatrundreise von Yangon ab € 859 buchbar. Station hier ist auch Kyaikhtiyo (Goldener Felsen). Der Fernflug geht auch hier extra. Mindestausgaben bei einfachen bis mittleren Ansprüchen inkl. ½ Doppelzimmer Tagesetat € 40 Bus Bahn Taxi ab € 2/100 km € 3/100 km € 1/km Fotos: Florian Sanktjohanser, Flickr/James Antrobus 48 REISE & PREISE 4-2014

Vorsicht beim Baden! In Myanmar zu baden ist so eine Sache – vor allem als Frau. Wer in einen Fluss, See oder Naturpool steigt, zieht besser T-Shirt und Shorts über den Bikini. Denn man weiß nie, ob das Wasser heilig ist. Und selbst wenn nicht, kann es passieren, dass einen ein Halbwüchsiger unflätig anzischt, dem ein Bikini zu freizügig ist. Vorsichtig sollte man übrigens auch beim Betreten der Pools sein, die glitschig sein können. Das musste ich selbst schmerzhaft an den Quellen hinter der Kawtka-Thaung-Höhle bei Hpa-An lernen. Der ganze Pool voller Kinder, die in Reifen planschen und von Statuen ins Wasser springen. Der blasse Westler tapst vorsichtig über die Steinplatten – und es zieht ihm wie im Comic beide Füße weg und er landet mit blutenden Ellenbogen auf dem Hintern… den genügen, schreibt er, dann könnte das Kloster ins Welterbe aufgenommen werden. Es dürfte eine Weile dauern, bis das Geld zusammenkommt. An diesem Nachmittag schauen nur eine junge Frau und ein Paar herein, die einzigen anderen Touristen. Die meisten Besucher steigen lieber hinauf zur Kyaik-Thanlan-Pagode auf dem Gipfel, in der ein Haar Buddhas liegen soll. Hier glänzt alles in poliertem Gold, die 45 Meter hohe Hauptpagode und der Ring der Nebenpagoden. Gläubige beten auf Matten und stoßen mit einem Stock gegen die großen Glocken. Kinder werfen Münzen in die Schüsseln an einem sich drehenden Miniberg, auf dem ein Plastikbuddha eine Schlange zähmt. Abends wird es voll. Dann kommen Einheimische, Mönche und Touristen herauf, um die Sonne über dem Thanlwin versinken zu sehen. Den herrlichen Rundum-Ausblick verewigte Rudyard Kipling in seinem Gedicht »Mandalay«: »By the old Moulmein Pagoda, lookin’ eastward to the sea…« Moulmein nannten die Briten den Ort an der Mündung des Thanlwin, der zwischen 1827 und 1852 die erste Hauptstadt von Britisch-Birma war. Ein bisschen Kolonialarchitektur ist aus diesen Zeiten übriggeblieben, eine Moschee im Mogulstil, ein paar Kirchen und Häuser mit gedrechselten Balkonen und bunten Fensterläden. Die meisten Gebäude der Handelsstadt aber sind mittlerweile aus Beton, so wie das neue Pilgerziel, das eine halbe Stunde außerhalb liegt: Win Sein Taw Ya, der größte liegende Buddha der Welt, 180 Meter lang, 30 Meter hoch. Seit 1991 wird an dem Koloss gebaut, und noch immer liegt Bauschutt in seinem Inneren, wo bunte Figuren Szenen aus dem Leben Buddhas und die Qualen der Hölle vorführen. Aber bald, wenn genug Spenden gesammelt sind, soll er vollendet werden. Und gegenüber wächst bereits der nächste Riesenbuddha... MYANMAR – LAND DER TEMPEL UND PAGODEN RUNDREISE Faszination Burma 8 Nächte/Verpflegungspaket Inklusive: Flug ab/bis Deutschland, Zug zum Flug, hochwertiger Reiseführer Pro Pers. im DZ ab € 2.315 Weitere Informationen und attraktive Angebote in Ihrem Reisebüro oder unter www.meiers-weltreisen.de MEIER‘S WELTREISEN, ZNL der DER Touristik Frankfurt GmbH & CO. KG, 60424 Frankfurt

© 2023 by REISE & PREISE