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2020-3 REISE und Preise

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PHILIPPINEN

PHILIPPINEN Traumstrände, Kobolde, Kuriositäten Die meisten Touristen genießen die Unterwasserwelt und die schnee weißen Sandstrände des Inselstaats. Wer die Philippinen aber wirklich kennen lernen will, sollte bei einem Heiler gewesen sein, ein Balut gegessen und einem Koboldmaki in die Augen geschaut haben. VON MARTINA KATZ Schneeweißer Sand, türkisfarbendes Wasser: der Dumaluan Beach auf Panglao Island 86 REISE-PREISE.de 3-2020

Fotos: Martina Katz, R.M. Nunes/vincentlecolley/Shutterstock, David Noton Photography/Alamy Stock Photo Ein Koboldmaki lugt mit seinen großen Augen aus dem Grün des Dschungels auf Bohol hervor (links oben). »Bolo-Bolo«- Heilerin Genelou Sumalpong bei einer Heilungs zeremonie (oben rechts). Auf Siquijor gibt es nur ein paar Jeepneys und Moped-Taxis (links). Ein Büffel grast in einem Reisfeld bei Siaton, ganz im Süden von Negros (rechts) Genelou Sumalpong ist eine typische Bolo-Bolo-Heilerin. Mit einem Glas Wasser in der Hand steht die kräftige Frau vor einem Patienten auf der Veranda ihres Hauses auf der Insel Siquijor. An ihrer Eingangstür hängen Bilder von Maria und Jesus, auf der Fußmatte sonnen sich Katzen, im Hof kräht ein Hahn. Genelou, im schlichten T-Shirt, in schwarzen Shorts und Riemchensandalen, die Zehennägel rot-weiß lackiert, steckt einen Strohhalm in ein Glas mit Wasser, auf dessen Boden ein schwarzer Stein liegt. Die 34-Jährige pustet hinein, so dass sich ihre Wangen aufblähen und das Wasser Blasen schlägt. Langsam bewegt sie dabei das Glas über die schmerzende Schulter ihres Patienten. Innerhalb von Sekunden wird aus dem klaren Nass eine trübe Brühe. Genelou kippt die Flüssigkeit ins Gebüsch und füllt sauberes Wasser nach. Fünfmal wiederholt sie die Prozedur, dann bleibt das Wasser klar, denn alles Übel ist aus der Schulter herausgesogen. »Ich habe meinen Opa schon mit 14 Jahren beim Bolo- Bolo vertreten. Mit diesem mystischen Stein hat er auf unserem Hof auf Vögel geschossen. Doch am nächsten Tag lag der immer wieder auf dem Altar in unserem Haus«, sagt die Filipina, wischt sich die Schweißperlen von der Stirn und sinkt in einen Gartenstuhl. Siquijor, die Insel der Geister und der Heiler Schon am Fährhafen auf der Insel Siquijor stimmt ein Schild auf die Heiler ein. »Welcome to the healing paradise« steht da drauf. Als drittkleinste Inselprovinz der Philippinen ist sie Teil der Central Visayas. Die Inselgruppe, zu der auch Bohol, Cebu und Negros Oriental gehören und die mit Cebuano ihre eigene Sprache hat, breitet sich zwischen den großen Eilanden Luzon im Norden und Mindanao im Süden aus. Gut 100.000 Einwohner leben in den sechs Inseldörfern von Siquijor. Reisbauern pflügen ihre Felder hier mit Wasserbüffeln. An den naturbelassenen Sandstränden liegen Strohreusen der Fischer und im seichten Küstenwasser dümpeln bunte Auslegerboote, die Bangkas, neben leuchtendblauen Seesternen. Nur eine schmale Rundstraße zwischen Kokospalmen, Bananenstauden und riesigen Akazien und ein paar Querpisten führen über das Eiland, darauf eine Handvoll Mopeds oder einer der fünf Insel-Jeepneys. Die Filipinos nutzen die aufgehübschten Militärjeeps, die die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg zurückließen, im ganzen Land als öffentliche Kleinbusse. Auf Siquijor bringen sie die Touristen zu den Cambugahay Falls. Über drei Etagen strömt der Wasserfall durch das prächtige Inselinnere, unterbrochen von türkisfarbenen Teichen, wo die Dschungelfans auf Bambusflößen dösen und wie Tarzan an Seilen über das Wasser schwingen. ➔ 3-2020 REISE-PREISE.de 87

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