Eltern ohne Stimmrecht
Artikel aus der Segeberger Zeitung vom 11.05.2017 mit freundlicher Genehmigung von Nicole Scholman.
Artikel aus der Segeberger Zeitung vom 11.05.2017 mit freundlicher Genehmigung von Nicole Scholman.
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KALTENKIRCHEN | HENSTEDT-ULZBURG<br />
DONNERSTAG, 11. MAI 2017 29<br />
VON HEINRICH PANTEL<br />
.............................................................<br />
Zuhause wird nur Platt gesprochen<br />
Ilse und Günter Sielk sind heute seit 60 Jahren verheiratet<br />
WINSEN. „Nun müssen wir<br />
beichten“, meinte Günter<br />
Sielk humorvoll vor dem Rückblick<br />
auf die zurückliegenden<br />
60 Ehejahre mit seiner Frau Ilse.<br />
Anlässe, um das Gewissen<br />
zu erleichtern, kamen dann allerdings<br />
doch nicht zur Sprache,<br />
dafür umso mehr spannender<br />
Stoff aus der Sicht eines<br />
Paares, das dankbar auf eine<br />
stürmische Zeit zurückblickt.<br />
Noch gut können sich die<br />
Eheleute an ihre Kindheit erinnern,<br />
als plötzlich Flüchtlingsfamilien<br />
vor der elterlichen Tür<br />
standen. Beide wuchsen auf<br />
einem Bauernhof auf, er in<br />
Winsen, sie in Wiemersdorf.<br />
Günter Sielk: „Da kam der<br />
Bürgermeister mit fremden<br />
Leuten an, und dann hieß es,<br />
die müsst Ihr aufnehmen.“ Sogar<br />
das Wohnzimmer, die gute<br />
Stube, musste für die neuen<br />
Nachbarn im eigenen Haus<br />
geräumt werden.<br />
Das Sagen habe ich.<br />
Aber was meine Frau<br />
sagt, das wird gemacht!<br />
Günter Sielk<br />
über das Rezept für<br />
eine gelungene Ehe<br />
Ilse und Günter Sielk aus Winsen feiern heute ihre diamantene Hochzeit.<br />
Das Schlimmste war mit dem<br />
Ende des Krieges aber überstanden,<br />
und bei allen Schwierigkeiten<br />
ging es beständig<br />
mit Optimismus und Tatendrang<br />
bergauf. Günter Sielk<br />
war 1957 gerade 20 Jahre alt<br />
und seine Ilse drei Jahre älter,<br />
als beide in Bad Bramstedt den<br />
Bund fürs Leben schlossen.<br />
Die erste Anstellung fand<br />
der junge Ehemann auf dem<br />
Hof der Schwiegereltern. Der<br />
Abschied von der Landwirtschaft<br />
folgte bald, weil Geschwister<br />
die Betriebe übernahmen.<br />
Günter Sielk erhielt<br />
dafür von den <strong>Eltern</strong> in Winsen<br />
ein großes Grundstück. Darauf<br />
wurde nicht nur ein neues<br />
Haus gebaut, es bot daneben<br />
so viel Land, dass nahezu alles<br />
angebaut werden konnte, was<br />
der tägliche Bedarf in der Küche<br />
erforderte.<br />
Für Ilse Sielk war der Anfang<br />
in der für sie fremden<br />
Umgebung hart. „Hier bliffst<br />
du nicht“, habe sie sich zuerst<br />
gesagt. Das änderte sich mit<br />
den drei Kindern, denen sie<br />
das Leben schenkte. Schnell<br />
war die Wiemersdorferin in<br />
der neuen Dorfgemeinschaft<br />
integriert.<br />
Der Gatte war es <strong>ohne</strong>hin.<br />
Das Geld für die Familie verdiente<br />
er zunächst als Waldarbeiter<br />
beim Kreis, später auf<br />
Gute Kontakte in der<br />
Dorfgemeinschaft<br />
FOTO: HEINRICH PANTEL<br />
dem Flughafen in Hamburg im<br />
Frachtverkehr. Im Heimatdorf<br />
sorgte der Dienst in der Feuerwehr<br />
für enge Kontakte. Das<br />
ist für ihn – längst Mitglied der<br />
Ehrenabteilung – bis heute<br />
schon deshalb so geblieben,<br />
weil sein Sohn Volker seit einigen<br />
Jahren als Wehrführer an<br />
der Spitze der Brandschützer<br />
steht.<br />
Inzwischen lassen Günter<br />
und Ilse Sierk es gerne etwas<br />
ruhiger angehen. Haus und<br />
Garten bieten ein Betätigungsfeld,<br />
das fit hält und<br />
Freude bereitet. Nach langen<br />
und fernen Entdeckungsreisen<br />
steht ihnen der Sinn nicht.<br />
Daheim ist es am schönsten.<br />
Und sind die Senioren unter<br />
sich, wird nur Plattdeutsch gesprochen.<br />
Bei anderen Gelegenheiten<br />
ebenfalls, vor Kurzem<br />
auch mit der Enkelin.<br />
„Heute will ich nur Platt sprechen“,<br />
habe sie ihr bei der Begrüßung<br />
gesagt, meinte Ilse<br />
Sierk. Den Wunsch erfüllten<br />
Oma und Opa natürlich besonders<br />
gerne.<br />
Lachend meint Günter Sielk<br />
über die lange Ehe: „Das Sagen<br />
habe ich. Aber was meine<br />
Frau sagt, das wird gemacht!“<br />
Ihre eigenen Wünsche halten<br />
sich in Grenzen. „Gesund<br />
bleiben“, sagen beide Senioren<br />
übereinstimmend. Dasselbe<br />
– und immer Arbeit zu haben<br />
– wünschen sie auch den<br />
Kindern und Enkeln. „Dat is<br />
wichtig för uns!“, betonen beide.<br />
KURZNOTIZEN<br />
Einschränkungen<br />
wegen des Laufes<br />
HENSTEDT-ULZBURG. Eine<br />
Veranstaltung wie der Volkslauf<br />
HU läuft am Freitag, 12.<br />
Mai, hat immer zwei Seiten:<br />
Spaß, Freude, sportliche<br />
Herausforderung und geselliges<br />
Miteinander für die rund<br />
2000 Läufer. Zum anderen<br />
gibt es aber auch Einschränkungen<br />
im Straßenverkehr,<br />
Beeinträchtigungen der<br />
Anw<strong>ohne</strong>r und Anlieger<br />
entlang der Laufstrecke und<br />
Lärm vom Veranstaltungsgelände.<br />
Im Bereich um das<br />
Stadion besteht weitestgehend<br />
Haltverbot. Außerdem<br />
kommt es im Zeitraum<br />
von 18 Uhr bis etwa 20.30 Uhr<br />
zu zeitweisen Sperrungen der<br />
Kisdorfer Straße sowie der<br />
Breslauer Straße.<br />
Kirchweihjubiläum<br />
wird gefeiert<br />
HENSTEDT-ULZBURG. Am<br />
Sonntag, 14. Mai, feiert die<br />
Evangelisch-Lutherische<br />
Kirchengemeinde das 53.<br />
Kirchweihjubiläum der Kreuzkirche.<br />
Die Kantorei unter<br />
Leitung von Martin Hageböke<br />
führt zusammen mit einem<br />
Projektorchester und den<br />
Solisten Regina Schuster<br />
(Sopran) und Titus Witt<br />
(Bass) die Bachkantate „Ein<br />
feste Burg ist unser Gott“ auf.<br />
Liturg im Gottesdienst, der<br />
um 10 Uhr beginnt, ist Pastor<br />
Mathias Krüger.<br />
De Ökomelkburen<br />
geben Infos<br />
LENTFÖHRDEN. Die Mitglieder<br />
der Gruppe De Ökomelkburen<br />
informiert am<br />
Sonntag, 14. Mai, ab 14 Uhr<br />
über die Gründung einer so<br />
genannten solidarischen<br />
Landwirtschaft. Interessierte<br />
sind am Sitz der Vereinigung<br />
an der Schmalfelder Straße<br />
25 willkommen. Näheres<br />
unter Telefon 04192/6319.<br />
Neu in der Kommunalpolitik<br />
Wählervereinigung hat mit Nachrückerin Jutta Bockhold wieder fünf Sitze<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Stimmrecht</strong><br />
Verwaltung sieht Probleme bei Zusammensetzung des AöR-Gremiums<br />
OERSDORF. In der Oersdorfer<br />
Gemeindevertretung hat es einen<br />
Wechsel gegeben. Auf der<br />
jüngsten Gemeindevertretersitzung<br />
wurde die 63-jährige<br />
Diplom-Psychologin Jutta<br />
Bockhold als Nachfolgerin für<br />
den auf der vorletzten Zusammenkunft<br />
zurückgetretenen,<br />
zuletzt fraktionslosen, Gemeindevertreter<br />
Markus Kohrt<br />
als neues Mitglied des elfköpfigen<br />
Gremiums verpflichtet.<br />
Markus Kohrt hat sein<br />
Mandat aufgegeben<br />
Kohrt war bereits im vergangenen<br />
Jahr nach internen<br />
Querelen aus der Fraktion der<br />
Oersdorfer Wählervereinigung<br />
(OeWV) unter Mitnahme<br />
seines Mandats ausgetreten<br />
und bis zur Rückgabe seines<br />
Sitzes neben Andreas Spehr<br />
und Jan Heesch der dritte<br />
fraktionslose Gemeindevertreter.<br />
Kohrts Nachfolgerin, seit<br />
rund 20 Jahren Mitglied in der<br />
OeWV, hat bislang noch kein<br />
politisches Amt bekleidet. Die<br />
gebürtige Hamburgerin, verheiratete<br />
Mutter von zwei erwachsenen<br />
Kindern, die mit<br />
ihrer Familie seit 31 Jahren in<br />
Oersdorf lebt, hat es sich auf<br />
die Fahne geschrieben, einen<br />
Beitrag für ein faires Miteinander<br />
in den zuweilen kontrovers<br />
geführten Debatten zwischen<br />
Auf der jüngsten Sitzung der Oersdorfer Gemeindevertretung wurde<br />
die neue Gemeindevertreterin Jutta Bockhold (links) von der<br />
ersten stellvertretenden Bürgermeisterin Sieglinde Huszak verpflichtet.<br />
FOTO: ALEXANDER CHRIST<br />
den Vertretern der Fraktionen<br />
leisten zu wollen. „Für mich ist<br />
es wichtig, dass wir sachlich<br />
miteinander kommunizieren“,<br />
betonte Jutta Bockhold vor ihrer<br />
Verpflichtung durch die<br />
erste stellvertretende Bürgermeisterin<br />
Sieglinde Huszak<br />
(OeWV). Sie vertrat Bürgermeister<br />
Joachim Kebschull<br />
(OeWV). Abwechslung vom<br />
Alltag findet Jutta Bockhold<br />
bei ihrem Hobby: Die Oersdorferin<br />
ist Mitglied des Kaltenkirchener<br />
Chors 82, in dem sie<br />
eine der Tenorstimmen singt.<br />
In der Oersdorfer Gemeindevertretung<br />
ist die OeWV<br />
nun mit fünf Mandatsträgern<br />
wieder stärkste politische<br />
Kraft im Dorf. Die Alte Wählergemeinschaft<br />
Oersdorf<br />
(AWOe) hat vier Sitze. Komplettiert<br />
wird das Gremium<br />
durch zwei fraktionslose Gemeindevertreter.<br />
ach<br />
HENSTEDT-ULZBURG. Die Satzung<br />
für die neue Anstalt öffentlichen<br />
Rechts (AöR), in der<br />
die zehn Kinderbetreuungseinrichtungen<br />
der Gemeinde überführt<br />
werden sollen, muss am<br />
Dienstag, 16. Mai, von der Gemeindevertretung<br />
abgesegnet<br />
werden. Allerdings wird es auf<br />
der Zielgerade noch einmal<br />
hektisch. Diskussionen gab es<br />
in der Sitzung des Hauptausschusses<br />
am Dienstagabend erneut<br />
um die Beteiligung der <strong>Eltern</strong><br />
im Verwaltungsrat der<br />
AöR, die wie ein Unternehmern<br />
geführt wird. Automatisch Mitglieder<br />
dieses Rates sind Vertreter<br />
der Fraktionen. Der<br />
Wunsch der Kommunalpolitiker,<br />
dass ein <strong>Eltern</strong>vertreter festes<br />
Mitglied mit Rede- und<br />
<strong>Stimmrecht</strong> im Verwaltungsrat<br />
wird, lässt sich laut Jens Richter,<br />
dem büroleitenden Beamten<br />
der Gemeinde, nicht problemlos<br />
umsetzen. Angedacht war<br />
von den Kommunalpolitikern,<br />
dass aus den Reihen des Kindergartenbeirates<br />
ein Mitglied abgesandt<br />
wird in den Verwaltungsrat.<br />
Posten des <strong>Eltern</strong>vertreters<br />
müsste ständig besetzt sein<br />
Ausgiebig hätten die Mitarbeiter<br />
im Rathaus das Anliegen<br />
geprüft – und sich dagegen ausgesprochen.<br />
Drei Punkte sprechen<br />
laut Richter gegen die<br />
Aufnahme eines <strong>Eltern</strong>vertreters,<br />
der die gleichen Rechte<br />
und Pflichten hätte wie jedes<br />
andere Mitglied des Verwaltungsrates.<br />
Die Posten im AöR-<br />
Rat werden für fünf Jahre vergeben.<br />
Dadurch, dass der Kindergartenbeirat<br />
jedes Jahr neu<br />
gewählt wird und zwischen<br />
dem Ablauf der Amtszeit und<br />
der Neuwahl einige Wochen<br />
liegen, kommt es laut Richter zu<br />
einer Vakanz der Stelle. Das<br />
müsse allerdings vermieden<br />
werden. „Die AöR wird wie ein<br />
2 Eine Anstalt öffentlichen<br />
Rechts wird wie ein<br />
Unternehmen geführt.<br />
Unternehmen geführt“, sagte<br />
der Verwaltungsexperte. Kontinuität<br />
sei wichtig.<br />
Weiter sei es bereits jetzt<br />
schwer, motivierte <strong>Eltern</strong> für ehrenamtliche<br />
Posten zu gewinnen.<br />
Im Verwaltungsrat warten<br />
Aufgaben wie Wirtschaftsplan,<br />
Auftragsvergaben, Überwachung<br />
des Vorstandes und Regelungen<br />
der Dienstverhältnisse<br />
auf die Mitglieder. „Wir befürchten,<br />
dass wir dafür keinen<br />
<strong>Eltern</strong>vertreter finden werden“,<br />
sagte Richter. Ein weiterer Argument<br />
sei, dass die Mitglieder<br />
in dem Rat über Sachkunde verfügen<br />
sollen und sich fortbilden<br />
müssen. Die Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
sollen zwingend<br />
das Interesse der Gemeinde<br />
verfolgen.<br />
Verwaltungsrat hat<br />
vielfältige Aufgaben<br />
Dr. Dietmar Kahle (CDU)<br />
zeigte sich schockiert über die<br />
Einschätzung der Verwaltung<br />
in Sachen Bereitschaft der <strong>Eltern</strong>,<br />
sich zu engagieren. Er forderte,<br />
dass ein Vertreter des<br />
Kindergartenstättenbeirates –<br />
mit Rede- und Antragsrecht<br />
ausgestattet – Teil des Gremiums<br />
werden soll. Auch Horst<br />
Ostwald von der SPD war mit<br />
den Ausführungen von Richter<br />
nicht einverstanden. „Das ist<br />
schon starker Tobak.“ Der SPD<br />
reicht ein Rede- und Antragsrecht<br />
zudem nicht aus. Karin<br />
Honerlah (WHU) wollte die Bedenken<br />
der Verwaltung nicht<br />
einfach so vom Tisch wischen.<br />
„Es geht um die Führung eines<br />
Unternehmens“, betonte sie<br />
und konnte sich mit der „kleinen<br />
Lösung“ anfreunden.<br />
Die Verwaltung soll nun in<br />
Windeseile die von der CDU<br />
vorgeschlagenen Ergänzung in<br />
die Satzung einfügen. Über sie<br />
wird in der Gemeindevertretung<br />
in der kommenden Woche<br />
diskutiert und abgestimmt.<br />
2 Die nächsteSitzung der Gemeindevertretung<br />
findet am<br />
Dienstag, 16. Mai, ab 19.30 Uhr im<br />
Ratssaal des Rathauses statt.