E_1931_Zeitung_Nr.001
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NU - <strong>1931</strong><br />
Bahnen betrieb völlig losgelöst und werden nach Wer teilt sich in die Verantwortung ?<br />
rein kaufmännischen Gesichtspunkten betrieben.<br />
Das Ergebnis des Versuches ist scheint die Sache klar zu liegen: Der Privat-<br />
Nach der gerichtlichen Untersuchung<br />
günstig, so dass in der <strong>Zeitung</strong> des Vereins ablöser hat das Signal überhört und die<br />
Deutscher Eisenbahnverwaltungen die Anschauung<br />
vertreten wird, die Erstellung<br />
Barriere nicht geschlossen.<br />
neuer Nebenbahnen komme in Deutschland Eine Verschuldung des Führers des Lastautos<br />
konnte nicht festgestellt werden. Da-<br />
nicht mehr in Betracht. Ein Ersatz von<br />
Nebenbahnen durch Autobetriebe sei dagegen<br />
zur Vermeidung grösseren Kapitalmit<br />
hat aber die Sache für uns noch nicht<br />
ihr Bewenden. Wer wollte einem Wärter an<br />
aufwandes an sich durchaus erwünscht. Derartige<br />
Autobetriebe müssen aber nach den<br />
einem derart verantwortungsvollen Posten<br />
(auf der Bahnlinie Pratteln-Basel herrscht<br />
ein überaus starker Verkehr und auf der<br />
für Autobetriebe geltenden Selbstkostenermittlungen<br />
und Beförderungspreisen be-<br />
Strasse zirkulieren tagtäglich mehr als 800<br />
Automobile) die alleinige Verantwortung für<br />
trieben werden, dürfen jedenfalls nicht den<br />
Sistierung des Baues neuer<br />
Nebenbahnen.<br />
In den meisten Staaten hat man in der<br />
Zeit ihrer Blüte, d. h. bis zum Beginn des<br />
Weltkrieges, in der Erschliessung des Landes<br />
durch Nebenbahnen, die man mit Recht<br />
als Meliorationsbahnen bezeichnete, Gewaltiges<br />
geleistet. Stellen schon die augenblicklichen<br />
wirtschaftlichen Sorgen der zukünftigen<br />
Entwicklung solcher Bahnen keine<br />
günstige Prognose, so kommt dazu die fortschrittliche<br />
Entwicklung der übrigen Verkehrsmittel,<br />
insbesondere des Autos. In<br />
Deutschland ist die wirtschaftliche Möglichkeit<br />
und Zweckmässigkeit des Baues neuer<br />
Nebenbahnen untersucht, sodann der Einfluss<br />
des Autowettbewerbs auf neue Nebenbahnen<br />
geprüft, schliesslich die Möglichkeit<br />
der Herstellung von Autolinien an Stelle geplanter<br />
Nebenbahnen einer kritischen Würdigung<br />
unterzogen worden. Man kam dabei<br />
zur Ueberzeugung, dass bei der Prüfung des<br />
volkswirtschaftlichen Bedürfnisses ein strenger<br />
Masstab anzulegen sei, der in der Mehrzahl<br />
der Fälle zu einer Verneinung der Notwendigkeit<br />
des Eisenbahnbaues führen wird.<br />
Dazu kommt die mangelnde Rentabilität der<br />
Nebenbahnen überhaupt. Die bestehenden<br />
Nebenbahnen der Deutschen Reichsbahn<br />
müssen schon heute zu einem erheblichen<br />
Masse von den Hauptbahnen alimentiert<br />
werden; sie sind in ihrer Gesamtheit ein<br />
Verlustbetrieb.<br />
Die durch Eisenbahnen noch nicht aufgeschlossenen<br />
Gegenden sind heute meist<br />
durch Personenautolinien mit festem Fahrplan<br />
dem Verkehr zugänglich gemacht, sei<br />
es durch Auto-Gesellschaften oder durch die<br />
Postverwaltung. Dass die Postverwaltung<br />
die Einrichtung und Beibehaltung derartiger<br />
Linien vielfach von einer Zuschussleistung<br />
der beteiligten Gemeinden abhängig macht,<br />
ist übrigens ein Beweis für die Wandelbarkeit<br />
der Anschauungen über volkswirtschaftliche<br />
Pflichten des Staates. Die natürlichen<br />
Annehmlichkeiten des Personanomni'busses,<br />
an die sich das Publikum<br />
jahrelang gewöhnt hat, verbunden mit den<br />
Abkürzungen gegenüber der Nebenbahn, die,<br />
namentlich in gebirgigen Gegenden, abgesehen<br />
von den längeren Fahrzeiten, auch<br />
längere Wege hat, werden der Nebenbahn<br />
keinen nennenswerten Personenverkehr zu<br />
normalen Tarifen sichern.<br />
Aber auch der voraussichtliche Gflteryerkehr,<br />
inbegriffen Expressverkehr, Kann<br />
für den Bau neuer Nebenbahnen kaum aufmuntern.<br />
Weder die Reichsbahn noch das<br />
Reich können deshalb, mit Rücksicht auf den<br />
heutigen Stand des Autowettbewerbs und<br />
besonders mit Rücksicht auf die Zukunftsentwicklung,<br />
daran denken, neue Nebenbahnen<br />
zu bauen. Wenn die Reichsbahn dies<br />
schon vor Jahren erkannt hat, so kommt<br />
anch das Reich bei der heutigen Finanzlage<br />
und bei dem ernsten Willen zur Sparsamkeit<br />
nicht zu anderen Ergebnissen. Die hohen<br />
Anlagekosten von Nebenbahnen und die<br />
durch die fortschreitende Entwicklung des<br />
Autoverkehrs jährlich wachsenden Zuschüsse<br />
legen es nahe, als Ersatz neuer Nebenbahnen<br />
Autobetriebe einzurichten. Im Bezirk der<br />
Reichsbahndirektion Trier ist seit mehreren<br />
Jahren der Versuch des Ersatzes von wünschenswerten<br />
Nebenbahnen durch Autolinien<br />
angestellt worden, und zwar unter Beschränkung<br />
auf den Güterverkehr, da die<br />
Bedienung des Personenverkehrs nach dem<br />
neuen Abkommen zwischen Reichsbahn und<br />
Reichspost Sache der Reichspostverwaltung<br />
ist, die in den betreffenden Gegenden bereits<br />
derartige Linien betreibt. Die Güterverkehrslinien<br />
sind von dem Eisenbahn-<br />
für die Eisenbahnen geltenden Bestimmungen<br />
unterworfen werden.<br />
Wi.<br />
Die Niveauübergänge<br />
bei Pratteln fordern weitere<br />
Opfer.<br />
Ein ungenügend signalisierter Niveauübergang<br />
und eine offene Barriere als Unfall-<br />
Faktoren.<br />
Die Pratteler Niveauübergänge waren nach<br />
den zwei Unfällen vom 9. August letzten Jahres<br />
(drei Tote und zwei Verletzte) Gegenstand<br />
einer Anfrage Surbeck im Nationälrat<br />
(Sitzung vom 3. Oktober). Die bundesrätliche<br />
Antwort hat selbst in der Tagespresse<br />
nicht ausschliessliche Zufriedenheit ausgelöst,<br />
denn die umfassendste Instruktion des<br />
Wärterpersonals der S. B. B. und die gewissenhafteste<br />
Ausübung des Amtes durch das<br />
Bahnpersonal genügen eben noch nicht, um<br />
Unfälle auf ein äusserstes Minimum zu reduzieren.<br />
Der Unfall vom 29. Dezember.<br />
Am Montagabend kurz vor 18 Uhr fuhr ein<br />
Lastauto mit Anhänger der Firma Beerli,<br />
Fuhrhalterei und Autotransporte in Wil (St.<br />
Gallen) gegen den Uebergang in der Hardstrasse,<br />
zirka 1 km unterhalb Pratteln. Zur<br />
Dunkelheit gesellte sich an jenem Abend noch<br />
ein Regenschauer, der die ohnehin schon ungünstige<br />
Sicht auf den unbeleuchteten Bahnübergang<br />
in der Hard noch verschlimmerte.<br />
Das Signallicht jener Barriere ist von den<br />
vielen Lichtern des Industriedorfes Pratteln<br />
kaum zu unterscheiden. ,<br />
Als sich der Motorwagen bereits auf dem<br />
Niveauübergang befand, brauste der Zug<br />
2443, der Pratteln um 17.49 in Richtung Basel<br />
verlässt, heran und riss den Motorwagen<br />
mit sich und zertrümmerte ihn zu einem unkenntlichen<br />
Wrack. Der Anhänger blieb auf<br />
der Muttenzer Seite des Ueberganges stehen,<br />
ohne dass er starke Beschädigungen aufwies.<br />
Der Fahrer des Lastwagens und sein Begleitmann<br />
wurden sofort getötet, während<br />
der Führer der Lokomotive erhebliche Verletzungen<br />
erlitt. Ein Mast der elektrischen<br />
Leitung wurde glatt wegrasiert Trümmer<br />
des Lastwagens sah man auf beiden Seiten<br />
der Bahnlinie bis zu 150 Meter Entfernung.<br />
Die gerichtliche Untersuchung, die sofort<br />
einsetzte und am Dienstag ihren weiteren<br />
Verlauf nahm, stellte fest, dass der zweiundzwanzigjährige<br />
Privatablöser, der zu jener<br />
Zeit den Dienst versah, beim Lesen eines Kalenders<br />
im kleinern der beiden Häuschen (er<br />
suchte dort Schutz vor dem Regen) das<br />
Signal überhörte und erst aufstand, als ein<br />
Licht eines von Muttenz kommenden Autos<br />
sich im Fenster des Wärterhäuschens spiegelte.<br />
Er wollte sich vor sein Häuschen begeben<br />
und erlebte gerade den Zusammenprall. Der<br />
Privatablöser erlitt einen Nervenschock und<br />
war nicht mehr in der Lage, für die weitere<br />
Untersuchung mit zweckdienlichen Mitteitangen<br />
zu dienen.<br />
ATJTOMOBIL-REVUE<br />
die restlos zuverlässige Bedienung jener<br />
Barrieren tragen lassen? Wer weiss, wie der<br />
Verkehr auf der Strasse Pratteln-Basel in<br />
den letzten Jahren zugenommen hat, muss<br />
annehmen, dass an diesem Uebergange bald<br />
wieder Opfer auf der Strecke bleiben werden.<br />
In Verkehrskreisen sah man diesen<br />
Uebergang schon seit Jahren als sehr gefährlich<br />
an und ersuchte um eine bessere Signalisierung.<br />
Der Niveauübergang, der nun<br />
durch eine Unterführung ersetzt werden soll,<br />
die bereits im Bau ist, wird nun verschwinden.<br />
(Bedauerlicherweise wird aber diese<br />
Unterführung ein zu schmales Profil aufweisen,<br />
was bereits früher — aber leider zu<br />
spät — im basellandschaftlichen Landrate<br />
gerügt worden ist.)<br />
Wir stellen aber fest, dass der Uebergang<br />
durch das Signallicht ungenügend, bzw. unzweckmässig<br />
beleuchtet ist und dass keine<br />
Signaltafeln auf beiden Seiten des Ueberganges<br />
in einwandfreier Weise auf die Gefährlichkeit<br />
des Ueberganges hinweisen.<br />
Zweifelsohne hätte die Beleuchtung des<br />
Ueberganges oder dann eine Warnungstafel<br />
(Kataphole) auf den gefährlichen Uebergang<br />
aufmerksam gemacht. Ein Blinklicht, durch<br />
das Herannahen des Zuges ausgelöst, würde<br />
sogar das Herannahen des Zuges signalisiert<br />
und den Lastwagenführer von dem Zusammenprall<br />
behütet haben. Da nun die radikale<br />
Lösung, d. h. die Erstellung einer Unterführung<br />
in Sicht steht, hat es keine Bewandtnis,<br />
diese Mängel noch in alle Details zu besprechen.<br />
Hingegen verweisen wir auf die andern<br />
Uebergange an der Linie Pratteln, die<br />
noch nicht so signalisiert sind, wie es sich<br />
gehört.<br />
La.<br />
Das Verkehrsungliick vom Niveauiibergang<br />
«Krumme Eich» vor Strafgericht Das Strafgericht<br />
des Kantons Baselland verurteilte den<br />
Barrierenwärter, der am 22. August letzten<br />
Jahres beim Niveauübergang «Krumme Eich»<br />
bei Pratteln nach der Durchfahrt eines Güterzuges<br />
die Barrieren einem Automobil öffnete,<br />
das dann von einem von Pratteln nachkommenden<br />
Personenzug erfasst und zertrümmert<br />
wurde, wegen fahrlässiger Tötung<br />
und fahrlässiger Sächerheitsgefährdung zu einer<br />
Gefängnisstrafe von einem- Monat mit<br />
bedingtem Strafvollzug, sowie Tragung der<br />
Kosten. Der Barrierenwärter, der den Tod<br />
zweier Menschen verschuldete, gab an, er<br />
hätte das Signal nicht gehört, das Gericht<br />
konnte indessen dieser Erklärung keinen vollen<br />
Glauben beimessen, da das Signal richtig<br />
abgegeben worden war. x.<br />
Vepkehi><br />
Die Vollgummibereifung im Kanton Schaffhausen<br />
verboten. Seit 1. Januar werden laut<br />
einem regierungsrätlichen Beschluss nur noch<br />
solche Nutzfahrzeuge zum Verkehr zugelassen,<br />
welche mi't Luftbereifung oder einer in<br />
der Wirkung .gleichartigen Bereifungsart versehen<br />
sind. Für Spezialwagen und landwirtschaftliche<br />
Traktoren können Ausnahmen zugelassen<br />
werden. Um den zur Zeit mit Vollgummibereifung<br />
ausgerüsteten Wagen eine<br />
Karenzzeit einzuräumen, wird diesen zum<br />
Wechsel der Bereifung eine Frist bis zum<br />
15. November a. c. gewährt z.<br />
Die Lastwagenbereifung im Kanton St. Galleri.<br />
Die im November 1928 in neuer Auflage<br />
erschienene #cantonale Verordnung sah die<br />
vollständige Ausschaltung der Vollgummibereifung<br />
an Lastwagen bis zum 1. Januar <strong>1931</strong><br />
vor. In angrenzenden Kantonen laufen nun<br />
aber die Uebergmigsfristen, welche den Lastwagenbesitzern<br />
eingeräumt worden sind,<br />
noch bedeutend länger. Die sofortige Durchführung<br />
des Totalverbotes in St. Gallen hätte<br />
für die ausserkantonalen Lastwagen zur Folge,<br />
den Kanton entweder meiden, oder dann<br />
Luftbereifung vor der Zeit einführen zu müssen.<br />
In Anbetracht dieser Schwierigkeiten<br />
und angesichts des kommenden eidg. Verkehrsgesetzes,<br />
das auch diese Materie einheitlich<br />
regelt, hat sich der Regierungsrat<br />
entschlossen, die Frist zu verlängern. Dabei<br />
ist kein neuer Termin festgesetzt worden, so<br />
dass die Vollgummibereifung auf Zusehen hin<br />
weiter im Kanton St. Gallen zugelassen ist<br />
SP<br />
Grand Prix von Schweden. Der Grand<br />
Prix von Schweden, der alljährlich im Spätwinter<br />
zum Austrag kommt, wird am 22. Februar<br />
<strong>1931</strong> auf der Rundstrecke von Ratnshyttan<br />
in Schweden wiederum zur Durchführung<br />
gelangen. Die 50 km messende Rundstrecke<br />
muss achtmal (400 km) umfahren<br />
werden. Das Rennen findet nur statt, wenn<br />
sich nicht weniger als 25 Fahrer melden; es<br />
werden aber maximal 40 Meldungen entgegengenommen.<br />
Als erster Preis wird der<br />
«Winterbecher» dem Sieger verabreicht<br />
werden, dazu 10,000 Kronen, der Zweite erhält<br />
eine wertvolle Plakette und 3000 Kronen,<br />
der Dritte eine Plakette und 2000 Kronen.<br />
Speziaipreise für Equipen (je drei<br />
Fahrer einer gleichen Marke) werden ebenfalls<br />
zur Verteilung gelangen. bo.<br />
Internationale Sternfahrt nach<br />
Monte Carlo.<br />
149 Teilnehmer!<br />
Die zehnte internationale Sternfahrt nach<br />
Monte-Carlo weist nach dem nun erfolgten<br />
Meldeschluss eine Rekordbeteiligung auf. 149<br />
Fahrer werden zwischen dem 16. und 25. Januar<br />
auf allen Strassen Europas mit ihren<br />
Wagen dem zum Wallfahrtsort der internationalen<br />
Fahrer gewordenen Monte-Carlo zustreben.<br />
Die Meldeliste ist ausserordentlich<br />
international durchsetzt und weist eine ganze<br />
Reihe bekannter Fahrer auf. Wir werden in<br />
der nächsten Nummer die Teilnehmer, nach<br />
den Abfahrtsorten eingeteilt, veröffentlichen.<br />
An bekannten Namen unter den Meldungen<br />
findet man die Fahrer Stoffel, Robert Senechal,<br />
Chiron, den Schweizer William Escher,<br />
Blin-d'Orimont und Graf Lurani. Auf Wagen<br />
bis zu 1100 cem entfallen 30 Meldungen*<br />
die andern 119 auf Wagen über 1100 cem Inhalt.<br />
Die Startzeiten verteilen sich vom 16.<br />
Januar (Athen) bis zum 21. Januar (Genua).<br />
45 Wagen starten in Stavanger, eine Rekordzahl<br />
für diesen schwedischen Ausgangsort.<br />
An zweiter Stelle steht der schottische Ort<br />
John O'Groats mit 23 Wagen, dann folgen<br />
Jassy in Rumänien mit 15 und Athen mit 14<br />
Wagen. Die übrigen Startorte sind : Tallin<br />
9, Riga 1, Stockholm 1, Kowno 1, Königsberg<br />
5, Glasgow 3, Belgrad 1, Helsingfors 1,<br />
Lissabon 1, Berlin 2, Budapest 1, Hamburg 1,<br />
London 2, Wien 1, Boulogne-sur-Mer 3, Prag<br />
1, Amsterdam 2, Frankfurt a. M. 1, Paris 7,<br />
Lyon 1. Mailand 1. Genua 1 bo.<br />
z.<br />
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