Mein Rotes Kreuz 04/2021 - Ausgabe Niederösterreich
Nicole Rabenseifner und Rosa Schlögl, genannt „Responder Rosi“, haben etwas gemeinsam: Sie retten in ihrer Freizeit Leben. Warum sie das tun, was sie dabei erleben und welche Wirkung das hat lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe. Außerdem: News aus den Landesverbänden, Seenotrettung im Mittelmeer – auch dort steht die Würde des Menschen im Mittelpunkt –, Tipps zu Osteoporose, das erste Interview mit dem Corona-Virus, und vieles mehr.
Nicole Rabenseifner und Rosa Schlögl, genannt „Responder Rosi“, haben etwas gemeinsam: Sie retten in ihrer Freizeit Leben. Warum sie das tun, was sie dabei erleben und welche Wirkung das hat lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe.
Außerdem: News aus den Landesverbänden, Seenotrettung im Mittelmeer – auch dort steht die Würde des Menschen im Mittelpunkt –, Tipps zu Osteoporose, das erste Interview mit dem Corona-Virus, und vieles mehr.
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INTERVIEW<br />
9<br />
ÖRK/Philipp Hutter<br />
„Es ist ehrliche Arbeit“<br />
Das erste weltexklusive Interview mit dem Coronavirus nach fast zwei Jahren Pandemie.<br />
Martin Moder schlüpft für das Rote <strong>Kreuz</strong> in die Rolle des Virus und gibt die Antworten.<br />
Die Welt steckt immer noch in einer<br />
Pandemie. Warum tun Sie das?<br />
Ich bin halt ein Virus. Ich hab nichts<br />
anderes gelernt, als mich zu vermehren.<br />
Streng genommen kann ich<br />
nicht einmal das ordentlich, weil ich<br />
ja auf fremde Zellen angewiesen bin.<br />
Ich habe keinen Stoffwechsel, keine<br />
Atmung, Verdauung oder Sinneswahrnehmung.<br />
Das habe ich alles an<br />
die Zelle outgesourct.<br />
Wie lebt es sich als kleiner hirnloser<br />
Zellpirat?<br />
Es ist ein einfaches Leben, aber ehrliche<br />
Arbeit. Niemand kann mir vorwerfen,<br />
dass ich etwas anderes tue<br />
als das, was man von mir erwartet.<br />
Bis jetzt läuft es ja gut. Gibt Ihnen das<br />
ein Siegesgefühl?<br />
Ja, mit Sicherheit. Der Vermehrungsdrang<br />
steckt in uns allen, aber der<br />
Unterschied ist, dass ich nebenbei<br />
nichts anderes mache. Ich konzentriere<br />
mich wirklich auf das Wesentliche.<br />
Wenn man an dem Punkt<br />
ist, wo jeden Tag alle über einen berichten,<br />
hat man schon etwas erreicht.<br />
Aber die Nachrichten sind negativ. Sie<br />
sind ein Killer!<br />
Das lasse ich mir ungern vorwerfen<br />
von einer Spezies, die gerade das<br />
sechste globale Massensterben verursacht.<br />
Da sollte man vor der eigenen<br />
Tür kehren. Ich möchte auch<br />
nicht, dass die Leute glauben, ich<br />
würde nur Böses im Schilde führen.<br />
Ich habe kein Interesse daran, dass<br />
die Menschen krank werden. Ich<br />
möchte mich vermehren. Wenn die<br />
Leute symptomfrei bleiben und<br />
nichts merken, freut mich das. Es ist<br />
ja sogar ein Nachteil für ein Virus,<br />
wenn die Leute sich besonders krank<br />
fühlen, weil sie dann zu Hause bleiben<br />
und mir das Ausbreiten schwererfällt.<br />
Sollten Sie sich daher nicht mäßigen?<br />
<strong>Mein</strong> Vorbild ist das Rhinovirus, ein<br />
häufiges Schnupfenvirus. Damit<br />
fühlt man sich gerade so krank, dass<br />
man nicht zu Hause bleibt und es<br />
leicht verbreitet, weil man ein bisschen<br />
niest, weil einem der Rotz läuft.<br />
Das ist die Koryphäe für uns Viren.<br />
In diesem „sweet spot“ der Harmlosigkeit<br />
wäre ich gerne. Im Lauf der<br />
Evolution werde ich mich wohl ein<br />
Stück hinunterbegeben müssen, ja.<br />
Gibt es derzeit etwas, das Ihnen<br />
Angst macht?<br />
Es hat mich schon schockiert, dass<br />
die Entwicklung der Impfstoffe so<br />
gut funktioniert hat. Ich bin nicht<br />
das erste pandemische Coronavirus,<br />
aber das erste, dem man mehr entgegenhalten<br />
kann als die Durchseuchung.<br />
Doch ich bleibe Optimist. Es<br />
gibt ja praktisch noch in allen Ländern<br />
große Impflücken, da kann ich<br />
mich zumindest im Herbst noch einmal<br />
ordentlich austoben.<br />
Vielleicht erreicht man ja mehr<br />
skeptische Leute, wenn das Thema<br />
nicht so todernst daherkommt.<br />
Das hoffe ich. Der Tod kommt eh<br />
von allein bei dem Thema. B<br />
ZUR PERSON<br />
Martin Moder (33) Molekularbiologe<br />
und Wissenschaftskabarettist bei den<br />
Science Busters. Erhielt den Heinrich-<br />
Treichl-Humanitätspreis des Roten<br />
<strong>Kreuz</strong>es <strong>2021</strong>.<br />
Lesen Sie die Langversion unter: www.roteskreuz.at/magazin<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | November <strong>2021</strong>