27.10.2021 Views

Mein Rotes Kreuz 04/2021 - Ausgabe Niederösterreich

Nicole Rabenseifner und Rosa Schlögl, genannt „Responder Rosi“, haben etwas gemeinsam: Sie retten in ihrer Freizeit Leben. Warum sie das tun, was sie dabei erleben und welche Wirkung das hat lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe. Außerdem: News aus den Landesverbänden, Seenotrettung im Mittelmeer – auch dort steht die Würde des Menschen im Mittelpunkt –, Tipps zu Osteoporose, das erste Interview mit dem Corona-Virus, und vieles mehr.

Nicole Rabenseifner und Rosa Schlögl, genannt „Responder Rosi“, haben etwas gemeinsam: Sie retten in ihrer Freizeit Leben. Warum sie das tun, was sie dabei erleben und welche Wirkung das hat lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe.

Außerdem: News aus den Landesverbänden, Seenotrettung im Mittelmeer – auch dort steht die Würde des Menschen im Mittelpunkt –, Tipps zu Osteoporose, das erste Interview mit dem Corona-Virus, und vieles mehr.

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

INTERVIEW<br />

9<br />

ÖRK/Philipp Hutter<br />

„Es ist ehrliche Arbeit“<br />

Das erste weltexklusive Interview mit dem Coronavirus nach fast zwei Jahren Pandemie.<br />

Martin Moder schlüpft für das Rote <strong>Kreuz</strong> in die Rolle des Virus und gibt die Antworten.<br />

Die Welt steckt immer noch in einer<br />

Pandemie. Warum tun Sie das?<br />

Ich bin halt ein Virus. Ich hab nichts<br />

anderes gelernt, als mich zu vermehren.<br />

Streng genommen kann ich<br />

nicht einmal das ordentlich, weil ich<br />

ja auf fremde Zellen angewiesen bin.<br />

Ich habe keinen Stoffwechsel, keine<br />

Atmung, Verdauung oder Sinneswahrnehmung.<br />

Das habe ich alles an<br />

die Zelle outgesourct.<br />

Wie lebt es sich als kleiner hirnloser<br />

Zellpirat?<br />

Es ist ein einfaches Leben, aber ehrliche<br />

Arbeit. Niemand kann mir vorwerfen,<br />

dass ich etwas anderes tue<br />

als das, was man von mir erwartet.<br />

Bis jetzt läuft es ja gut. Gibt Ihnen das<br />

ein Siegesgefühl?<br />

Ja, mit Sicherheit. Der Vermehrungsdrang<br />

steckt in uns allen, aber der<br />

Unterschied ist, dass ich nebenbei<br />

nichts anderes mache. Ich konzentriere<br />

mich wirklich auf das Wesentliche.<br />

Wenn man an dem Punkt<br />

ist, wo jeden Tag alle über einen berichten,<br />

hat man schon etwas erreicht.<br />

Aber die Nachrichten sind negativ. Sie<br />

sind ein Killer!<br />

Das lasse ich mir ungern vorwerfen<br />

von einer Spezies, die gerade das<br />

sechste globale Massensterben verursacht.<br />

Da sollte man vor der eigenen<br />

Tür kehren. Ich möchte auch<br />

nicht, dass die Leute glauben, ich<br />

würde nur Böses im Schilde führen.<br />

Ich habe kein Interesse daran, dass<br />

die Menschen krank werden. Ich<br />

möchte mich vermehren. Wenn die<br />

Leute symptomfrei bleiben und<br />

nichts merken, freut mich das. Es ist<br />

ja sogar ein Nachteil für ein Virus,<br />

wenn die Leute sich besonders krank<br />

fühlen, weil sie dann zu Hause bleiben<br />

und mir das Ausbreiten schwererfällt.<br />

Sollten Sie sich daher nicht mäßigen?<br />

<strong>Mein</strong> Vorbild ist das Rhinovirus, ein<br />

häufiges Schnupfenvirus. Damit<br />

fühlt man sich gerade so krank, dass<br />

man nicht zu Hause bleibt und es<br />

leicht verbreitet, weil man ein bisschen<br />

niest, weil einem der Rotz läuft.<br />

Das ist die Koryphäe für uns Viren.<br />

In diesem „sweet spot“ der Harmlosigkeit<br />

wäre ich gerne. Im Lauf der<br />

Evolution werde ich mich wohl ein<br />

Stück hinunterbegeben müssen, ja.<br />

Gibt es derzeit etwas, das Ihnen<br />

Angst macht?<br />

Es hat mich schon schockiert, dass<br />

die Entwicklung der Impfstoffe so<br />

gut funktioniert hat. Ich bin nicht<br />

das erste pandemische Coronavirus,<br />

aber das erste, dem man mehr entgegenhalten<br />

kann als die Durchseuchung.<br />

Doch ich bleibe Optimist. Es<br />

gibt ja praktisch noch in allen Ländern<br />

große Impflücken, da kann ich<br />

mich zumindest im Herbst noch einmal<br />

ordentlich austoben.<br />

Vielleicht erreicht man ja mehr<br />

skeptische Leute, wenn das Thema<br />

nicht so todernst daherkommt.<br />

Das hoffe ich. Der Tod kommt eh<br />

von allein bei dem Thema. B<br />

ZUR PERSON<br />

Martin Moder (33) Molekularbiologe<br />

und Wissenschaftskabarettist bei den<br />

Science Busters. Erhielt den Heinrich-<br />

Treichl-Humanitätspreis des Roten<br />

<strong>Kreuz</strong>es <strong>2021</strong>.<br />

Lesen Sie die Langversion unter: www.roteskreuz.at/magazin<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | November <strong>2021</strong>

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!