27.10.2021 Views

Mein Rotes Kreuz 04/2021 - Ausgabe Niederösterreich

Nicole Rabenseifner und Rosa Schlögl, genannt „Responder Rosi“, haben etwas gemeinsam: Sie retten in ihrer Freizeit Leben. Warum sie das tun, was sie dabei erleben und welche Wirkung das hat lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe. Außerdem: News aus den Landesverbänden, Seenotrettung im Mittelmeer – auch dort steht die Würde des Menschen im Mittelpunkt –, Tipps zu Osteoporose, das erste Interview mit dem Corona-Virus, und vieles mehr.

Nicole Rabenseifner und Rosa Schlögl, genannt „Responder Rosi“, haben etwas gemeinsam: Sie retten in ihrer Freizeit Leben. Warum sie das tun, was sie dabei erleben und welche Wirkung das hat lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe.

Außerdem: News aus den Landesverbänden, Seenotrettung im Mittelmeer – auch dort steht die Würde des Menschen im Mittelpunkt –, Tipps zu Osteoporose, das erste Interview mit dem Corona-Virus, und vieles mehr.

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

16<br />

IM EINSATZ<br />

Josefa Fasching hilft mit, Flüchtlinge vor dem<br />

Ertrinken im Mittelmeer zu retten.<br />

IFRC, SOS Méditerranée<br />

„Die Arbeit ist belastend, aber wir lachen<br />

auch“, erzählt Fasching. „Frühstück,<br />

Mittag- und Abendessen bilden<br />

die Routine. Die Menschen<br />

spielen Schach oder ‚Mensch ärgere<br />

dich nicht‘, manche trommeln und<br />

singen. Gestern war großer Rasierund<br />

Haarschneidetag.“<br />

Humanitärer Imperativ<br />

Nach ihrer Rettung werden die Menschen<br />

zum ersten Mal seit Monaten<br />

wie Menschen behandelt, egal wer<br />

sie sind, egal warum sie hier sind.<br />

Wenn das Rote <strong>Kreuz</strong>, das bei diesem<br />

Einsatz mit der Organisation SOS<br />

Méditerranée kooperiert, sie nicht<br />

aus ihren wackeligen Booten geholt<br />

hätte, wären sie vielleicht schon tot.<br />

Ein heikler, aber<br />

wichtiger Einsatz<br />

Hebamme Josefa Fasching versorgt auf einem<br />

Schiff Menschen, die aus Seenot gerettet wurden.<br />

Nachdenken“, sagt Josefa Fasching,<br />

„kann man hinterher.“<br />

Wenn das Kommando „Ready<br />

for rescue“ über Funk ertönt, weiß<br />

jeder, was zu tun ist. Das Shuttle-<br />

Boot fährt hinaus. Die Crew an Bord<br />

der Ocean Viking, zu der auch die<br />

Hebamme aus Oberösterreich gehört,<br />

bereitet sich vor.<br />

Das Schiff – es ist eine schwimmende<br />

Versorgungs- und Krankenstation<br />

– patrouilliert in internationalen<br />

Gewässern vor Libyen, um<br />

Menschen aus Seenot zu retten.<br />

Menschen, die nichts mehr haben,<br />

oft krank sind und häufig auf ihrer<br />

Flucht misshandelt wurden. Menschen,<br />

die Europa nicht haben will.<br />

Gezeichnet, aber in Sicherheit<br />

„Bevor das erste Boot zurückkommt“,<br />

erzählt Fasching, „haben wir unsere<br />

Triagestation schon aufgebaut.“ Sauerstoff,<br />

ein Defi, Verbandsmaterial.<br />

„Die Menschen sind durchnässt und<br />

unterernährt. Sie erzählen schreckliche<br />

Geschichten, aber sie sind erst<br />

Hebamme Josefa Fasching mit einem<br />

Neugeborenen auf hoher See.<br />

einmal froh, dass sie in Sicherheit<br />

sind.“ Fasching, spezialisiert auf Kinder-<br />

und Frauengesundheit, kümmert<br />

sich um sie, legt Verbände an,<br />

versorgt Verletzungen, hört zu. Es<br />

gibt noch zwei Krankenschwestern<br />

und einen Arzt an Bord. Ende September<br />

befinden sich 129 gerettete<br />

Personen auf dem Schiff, der jüngste<br />

Patient ist 25 Tage alt. Als klar wird,<br />

dass das Schiff in Sizilien anlegen<br />

darf, bricht Jubel aus.<br />

Hilfe an Bord der Ocean Viking.<br />

Nach wie vor wagen sich Menschen<br />

auf die gefährliche Mittelmeerroute.<br />

Heuer sind hier nach UNO-Angaben<br />

bis jetzt bereits mehr als 1.000 Menschen<br />

gestorben – mehr als im gesamten<br />

Vorjahr. Seit 2014 sind rund<br />

22.000 Menschen auf der Flucht im<br />

Mittelmeer ums Leben gekommen.<br />

Dieses Jahr gibt es nur zwei Seenotretterschiffe.<br />

Die EU verstärkt lieber<br />

den Grenzschutz oder unterstützt<br />

die Aufrüstung der libyschen<br />

Küstenwache. Politisch sorgt das Thema<br />

für Debatten und ist heikel.<br />

„Umso wichtiger ist unsere Arbeit“,<br />

sagt Fasching. „Hier zu helfen ist ein<br />

humanitärer Imperativ. Es ist nicht<br />

akzeptabel, dass wegen fehlender<br />

Rettungsboote Menschen im Mittelmeer<br />

sterben müssen.“ B<br />

MEINE SPENDE<br />

Wollen auch Sie die Arbeit der<br />

Seenotretter unterstützen?<br />

Spenden Sie jetzt. Mehr Infos:<br />

wwww.jetzt-helfen.at<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | November <strong>2021</strong>

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!