Mein Rotes Kreuz 04/2021 - Ausgabe Niederösterreich
Nicole Rabenseifner und Rosa Schlögl, genannt „Responder Rosi“, haben etwas gemeinsam: Sie retten in ihrer Freizeit Leben. Warum sie das tun, was sie dabei erleben und welche Wirkung das hat lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe. Außerdem: News aus den Landesverbänden, Seenotrettung im Mittelmeer – auch dort steht die Würde des Menschen im Mittelpunkt –, Tipps zu Osteoporose, das erste Interview mit dem Corona-Virus, und vieles mehr.
Nicole Rabenseifner und Rosa Schlögl, genannt „Responder Rosi“, haben etwas gemeinsam: Sie retten in ihrer Freizeit Leben. Warum sie das tun, was sie dabei erleben und welche Wirkung das hat lesen Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe.
Außerdem: News aus den Landesverbänden, Seenotrettung im Mittelmeer – auch dort steht die Würde des Menschen im Mittelpunkt –, Tipps zu Osteoporose, das erste Interview mit dem Corona-Virus, und vieles mehr.
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IM EINSATZ<br />
Josefa Fasching hilft mit, Flüchtlinge vor dem<br />
Ertrinken im Mittelmeer zu retten.<br />
IFRC, SOS Méditerranée<br />
„Die Arbeit ist belastend, aber wir lachen<br />
auch“, erzählt Fasching. „Frühstück,<br />
Mittag- und Abendessen bilden<br />
die Routine. Die Menschen<br />
spielen Schach oder ‚Mensch ärgere<br />
dich nicht‘, manche trommeln und<br />
singen. Gestern war großer Rasierund<br />
Haarschneidetag.“<br />
Humanitärer Imperativ<br />
Nach ihrer Rettung werden die Menschen<br />
zum ersten Mal seit Monaten<br />
wie Menschen behandelt, egal wer<br />
sie sind, egal warum sie hier sind.<br />
Wenn das Rote <strong>Kreuz</strong>, das bei diesem<br />
Einsatz mit der Organisation SOS<br />
Méditerranée kooperiert, sie nicht<br />
aus ihren wackeligen Booten geholt<br />
hätte, wären sie vielleicht schon tot.<br />
Ein heikler, aber<br />
wichtiger Einsatz<br />
Hebamme Josefa Fasching versorgt auf einem<br />
Schiff Menschen, die aus Seenot gerettet wurden.<br />
Nachdenken“, sagt Josefa Fasching,<br />
„kann man hinterher.“<br />
Wenn das Kommando „Ready<br />
for rescue“ über Funk ertönt, weiß<br />
jeder, was zu tun ist. Das Shuttle-<br />
Boot fährt hinaus. Die Crew an Bord<br />
der Ocean Viking, zu der auch die<br />
Hebamme aus Oberösterreich gehört,<br />
bereitet sich vor.<br />
Das Schiff – es ist eine schwimmende<br />
Versorgungs- und Krankenstation<br />
– patrouilliert in internationalen<br />
Gewässern vor Libyen, um<br />
Menschen aus Seenot zu retten.<br />
Menschen, die nichts mehr haben,<br />
oft krank sind und häufig auf ihrer<br />
Flucht misshandelt wurden. Menschen,<br />
die Europa nicht haben will.<br />
Gezeichnet, aber in Sicherheit<br />
„Bevor das erste Boot zurückkommt“,<br />
erzählt Fasching, „haben wir unsere<br />
Triagestation schon aufgebaut.“ Sauerstoff,<br />
ein Defi, Verbandsmaterial.<br />
„Die Menschen sind durchnässt und<br />
unterernährt. Sie erzählen schreckliche<br />
Geschichten, aber sie sind erst<br />
Hebamme Josefa Fasching mit einem<br />
Neugeborenen auf hoher See.<br />
einmal froh, dass sie in Sicherheit<br />
sind.“ Fasching, spezialisiert auf Kinder-<br />
und Frauengesundheit, kümmert<br />
sich um sie, legt Verbände an,<br />
versorgt Verletzungen, hört zu. Es<br />
gibt noch zwei Krankenschwestern<br />
und einen Arzt an Bord. Ende September<br />
befinden sich 129 gerettete<br />
Personen auf dem Schiff, der jüngste<br />
Patient ist 25 Tage alt. Als klar wird,<br />
dass das Schiff in Sizilien anlegen<br />
darf, bricht Jubel aus.<br />
Hilfe an Bord der Ocean Viking.<br />
Nach wie vor wagen sich Menschen<br />
auf die gefährliche Mittelmeerroute.<br />
Heuer sind hier nach UNO-Angaben<br />
bis jetzt bereits mehr als 1.000 Menschen<br />
gestorben – mehr als im gesamten<br />
Vorjahr. Seit 2014 sind rund<br />
22.000 Menschen auf der Flucht im<br />
Mittelmeer ums Leben gekommen.<br />
Dieses Jahr gibt es nur zwei Seenotretterschiffe.<br />
Die EU verstärkt lieber<br />
den Grenzschutz oder unterstützt<br />
die Aufrüstung der libyschen<br />
Küstenwache. Politisch sorgt das Thema<br />
für Debatten und ist heikel.<br />
„Umso wichtiger ist unsere Arbeit“,<br />
sagt Fasching. „Hier zu helfen ist ein<br />
humanitärer Imperativ. Es ist nicht<br />
akzeptabel, dass wegen fehlender<br />
Rettungsboote Menschen im Mittelmeer<br />
sterben müssen.“ B<br />
MEINE SPENDE<br />
Wollen auch Sie die Arbeit der<br />
Seenotretter unterstützen?<br />
Spenden Sie jetzt. Mehr Infos:<br />
wwww.jetzt-helfen.at<br />
mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | November <strong>2021</strong>