Mieterjournal der DKB Wohnungsgesellschaft Berlin-Brandenburg ...
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Kyritz<br />
Egidi-Siedlung – Wohnungsbau in<br />
wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
In den Jahren nach dem Ersten<br />
Weltkrieg war die wirtschaftliche<br />
Lage in <strong>der</strong> Prignitz wie überall in<br />
Deutschland nicht son<strong>der</strong>lich gut.<br />
Landflucht und Wohnungsnot in den<br />
Städten waren große Probleme.<br />
Um dem etwas entgegenzusetzen,<br />
entwickelte Regierungsassessor<br />
Johannes Egidi, er war zu dieser Zeit<br />
Landrat <strong>der</strong> Ostprignitz, verschiedene<br />
Siedlungs- und Wohnungsbauprogramme.<br />
Der Landkreis beteiligte sich an<br />
mehreren Siedlungs- und Landgesellschaften,<br />
gab Zuschüsse für den<br />
Bau von Landarbeiterwohnungen<br />
und Siedlungshäusern. Für die<br />
Städte wurde ein kreiseigenes Wohnungsbauprogramm<br />
entwickelt.<br />
Schon am 29. Oktober 1921 be -<br />
schloss <strong>der</strong> Kreistag den Bau eines<br />
Doppelwohnhauses in Pritzwalk und<br />
den Bau <strong>der</strong> ersten beiden Wohnhäuser<br />
<strong>der</strong> heutigen „Egidi-Siedlung“<br />
in Kyritz. 250 000 Mark waren<br />
für den Bau jedes dieser Häuser veranschlagt<br />
worden. Die ab Mitte<br />
1922 galoppierende Inflation<br />
machte dem Bauherrn allerdings<br />
einen Strich durch die Rechnung.<br />
Am 17. Mai 1923 präsentiert Land-<br />
<strong>DKB</strong> <strong>Wohnungsgesellschaft</strong><br />
<strong>Berlin</strong>-<strong>Brandenburg</strong> mbH<br />
Lokalpatriotismus. Zu je<strong>der</strong> Zeit möge es<br />
<strong>Brandenburg</strong> gut gehen. Dieses preußische<br />
Motto ziert schon seit gut 80 Jahren die<br />
Hauseingänge <strong>der</strong> Egidi-Siedlung.<br />
rat Egidi dem Kreistag die Schlussrechnung:<br />
Der Bau <strong>der</strong> drei Wohnhäuser<br />
hatte 20 Millionen Mark<br />
gekostet.<br />
Nachdem die Hyperinflation im<br />
November 1923 durch eine Währungsreform<br />
gestoppt werden<br />
konnte, stabilisierten sich die wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse und die<br />
Siedlung konnte wie geplant weiter<br />
gebaut werden.<br />
7<br />
Egidi-Siedlung. Die denkmalgeschützte<br />
Wohnanlage wurde Anfang <strong>der</strong> 1920er<br />
Jahre auf Initiative des damaligen Landrates<br />
Johannes Egidi errichtet. Seit Anfang<br />
<strong>der</strong> 90er Jahre wird sie daher inoffiziell<br />
auch „Egidi-Siedlung“ genannt.<br />
Hans Egidi –<br />
Diener vieler<br />
Herren<br />
Johannes Egidi, Jahrgang 1890,<br />
diente als Beamter verschiedenen<br />
Dienstherren. Im Laufe seiner Karriere<br />
schwor er Monarchen und Diktatoren,<br />
Demokraten und Besatzern<br />
die Treue.<br />
Als Rechtsreferendar versprach er<br />
zwei Jahre vor dem Ersten Weltkrieg<br />
Wilhelm II. treu zu dienen. Ein Jahr<br />
nach dem Ersten Weltkrieg, an dem<br />
er als Freiwilliger teilnahm, bekundete<br />
er dem Sozialdemokraten<br />
Friedrich Ebert Gehorsam.<br />
Am 7. März 1921 ernannte <strong>der</strong> preußische<br />
Innenminister Egidi zum<br />
Landrat <strong>der</strong> Ostprignitz. Gut zwölf<br />
Jahre später, kurz nach dem Machtantritt<br />
<strong>der</strong> Nationalsozialisten,<br />
endete seine Dienstzeit als Landrat.<br />
Sein Dienstherr hatte ihn mit sofortiger<br />
Wirkung beurlaubt.<br />
Egidis Beamtenkarriere war aber<br />
nur kurz unterbrochen. Bis zum<br />
Ende <strong>der</strong> NS-Diktatur bekleidete er<br />
hohe Ämter in <strong>der</strong> preußischen<br />
Regierungsbehörde und im Reichsrechnungshof.<br />
Nach dem Krieg konnte Egidi seine<br />
Beamtenlaufbahn als Ministerialdirigent<br />
in <strong>der</strong> <strong>Brandenburg</strong>ischen Landesregierung<br />
in Potsdam fortsetzen.<br />
1948 ging er in den Westen und<br />
stieg in Hildesheim zum Vizepräsidenten<br />
des Nie<strong>der</strong>sächsischen Landesrechnungshofes<br />
auf. Von 1950<br />
bis 1955 war Egidi Ministerialdirektor<br />
im Bundesinnenministerium und<br />
ab 1955 Präsident des Bundesverwaltungsgerichts<br />
in <strong>Berlin</strong>.<br />
Quellen: Märkischen Allgemeine Zeitung<br />
vom 2./3. Oktober 2001 und Der Spiegel,<br />
Ausgabe 19/1973