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ennpunkte<br />
R Mit <strong>de</strong>r ersten Frage („Wo sollten wir<br />
sein?“) wird das zukünftige Bild <strong>de</strong>r Organisation<br />
o<strong>de</strong>r Abteilung inspirierend<br />
beschrieben. Es wird gewissermaßen<br />
ein Zielfoto geschossen. Diesen Prozess<br />
zu gestalten, ist ein nicht ganz einfaches<br />
Unterfangen. Oftmals glaubt man, diese<br />
Frage in einem halbtägigen Workshop beantworten<br />
zu können. Aber eine Vision zu<br />
schaffen, ist ein Prozess, <strong>de</strong>r Zeit braucht.<br />
Manchmal mehr Zeit, als man zunächst<br />
bereit ist zu investieren. Bis eine Vision<br />
wirklich ausgereift formuliert ist und auch<br />
einen gewissen inspirieren<strong>de</strong>n Charakter<br />
hat, braucht es durchschnittlich fünf Run<strong>de</strong>n.<br />
Man muss gewissermaßen mit <strong>de</strong>m<br />
Thema schwanger gehen. Man kann an<br />
vielen Beispielen sehen, dass die Ergebnisse<br />
einer solchen gedanklichen Arbeit<br />
oft am En<strong>de</strong> eher einfach gestrickt sind.<br />
Allzu oft hört man Aussagen wie: „Das<br />
wäre mir aber auch eingefallen!“ Das<br />
stimmt natürlich nicht. Visionsbildung ist<br />
ein langer Prozess. Manchmal gehört auch<br />
Mut dazu, etwas anzugehen, was schon<br />
oft gedacht wur<strong>de</strong>, aber aufgrund <strong>de</strong>r implizit<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Grenzen in <strong>de</strong>n Köpfen<br />
niemals entschei<strong>de</strong>nd angepackt wur<strong>de</strong>.<br />
Es sind immer wie<strong>de</strong>r die Denkblocka<strong>de</strong>n,<br />
die es uns nicht möglich machen, die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Ableitungen zu treffen.<br />
Die zweite Frage („Was wer<strong>de</strong>n wir än<strong>de</strong>rn,<br />
um dort anzukommen?“) ist die<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>. Welche Faktoren wer<strong>de</strong>n<br />
in Zukunft geän<strong>de</strong>rt, um das als Vision<br />
beschriebene Zukunftsbild zu realisieren.<br />
Jetzt kommt es genau darauf an, die Än<strong>de</strong>rungen<br />
abzuleiten und durchzusetzen, die<br />
das neue Bild möglich machen. Ohne Än<strong>de</strong>rung<br />
wird das neue Bild nicht erreicht!<br />
Die dritte Frage („Welche Konsequenz im<br />
Han<strong>de</strong>ln beinhaltet das für uns?“) konkretisiert<br />
diese Verän<strong>de</strong>rung in Richtung<br />
auf das Han<strong>de</strong>ln. Diese Frage zielt also<br />
auf das Verhalten <strong>de</strong>r Menschen ab. Dadurch<br />
wird die Vision erst vollkommen.<br />
Sie ist dann perfekt, wenn klar abgeleitet<br />
wur<strong>de</strong>, welche Verän<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>n<br />
Menschen im Han<strong>de</strong>ln, also auch in <strong>de</strong>n<br />
dahinter stehen<strong>de</strong>n Vorstellungen und<br />
Werten, vonstatten gegangen sein müssen.<br />
Das Treibmittel für die Vision ist die<br />
Führung. Insofern muss auch für je<strong>de</strong> Vision<br />
beschrieben wer<strong>de</strong>n, welche Konsequenzen<br />
diese Vision für die Führung <strong>de</strong>r<br />
Menschen hat. Anschließend geht es „nur<br />
30 wirtschaft + weiterbildung 07/08_2010<br />
AUTOR<br />
Dr. Bernd<br />
Wil<strong>de</strong>nmann<br />
arbeitet in großflächigenVerän<strong>de</strong>rungsprozessen<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel, die Leistungsfähigkeit<br />
von Bereichen und gesamten Unternehmungen<br />
zu erhöhen. Außer<strong>de</strong>m<br />
geht es ihm um die Professionalisierung<br />
von Führungskräften, um die Führungsleistung<br />
zu verbessern. Der zentrale<br />
Ansatzpunkt in seiner Arbeit: Wil<strong>de</strong>nmann<br />
bearbeitet die sogenannten<br />
ertragskritischen Faktoren, um direkt<br />
Einfluss auf die Leistungsfähigkeit<br />
eines Unternehmens zu nehmen.<br />
Wil<strong>de</strong>nmann Consulting GmbH &<br />
Co. KG, Dr. Bernd Wil<strong>de</strong>nmann<br />
Pforzheimer Straße 160<br />
D-76275 Ettlingen<br />
Tel. (+49)07243 5230800<br />
www.wil<strong>de</strong>nmann.com<br />
noch“ darum, die Vision zu präzisieren,<br />
sie zu schärfen.<br />
Eine Vision präzisieren<br />
Das Wesentliche an einer Vision ist nicht<br />
die Art und Weise wie <strong>de</strong>r Zielzustand<br />
am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Wegs beschrieben wird. Das<br />
Wesentliche ist <strong>de</strong>r Weg, die Vorgehensweise,<br />
wie man zum Ziel zu kommen<br />
beabsichtigt. Da eine Vision eine große<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung ist, müssen Mitarbeiter<br />
und Führungskräfte ihr Verhalten und<br />
ihre Einstellungen optimieren, um überhaupt<br />
in die Nähe <strong>de</strong>s Zielzustands zu<br />
kommen. Das neue Verhalten und die<br />
neue Mentalität sollten plastisch und<br />
nachvollziehbar beschrieben wer<strong>de</strong>n,<br />
damit die Vision umsetzbar wird. Dann<br />
können in <strong>de</strong>r nächsten Konkretisierungsstufe<br />
die Führungskräfte und Mitarbeiter<br />
für sich ableiten, in welchen Situationen<br />
welches konkrete Verhalten gezeigt wer<strong>de</strong>n<br />
soll. Eine Vision wird in aller Regel in<br />
„Facetten“ aufgeteilt. Eine Facette <strong>de</strong>r Vision<br />
„Wir sind Marktführer“ könnte beispielsweise<br />
Wachstum über „echte Partnerschaft“<br />
lauten. Diese Facette „echte<br />
Partnerschaft“ könnte nach folgen<strong>de</strong>n<br />
Leitfragen weiter präzisiert wer<strong>de</strong>n:<br />
1. Wie kann diese Facette genauer<br />
<strong>de</strong>finiert und beschrieben wer<strong>de</strong>n?<br />
Aufgabe: Beschreiben Sie unter dieser<br />
Frage genau, wie Sie diese Facette <strong>de</strong>finieren<br />
möchten. Im Beispiel „Partnerschaft“<br />
wür<strong>de</strong>n Sie zwei Teile <strong>de</strong>s Themas <strong>de</strong>finieren:<br />
• Was heißt Partnerschaft in Richtung interne<br />
/ externe Zusammenarbeit?<br />
• Was heißt Partnerschaft in Richtung Generierung<br />
von neuen Geschäften durch<br />
<strong>de</strong>n Aufbau von Allianzen und neuen<br />
Geschäftsbeziehungen?<br />
2. Welche Teilthemen beinhaltet<br />
diese Facette?<br />
Aufgabe: Je<strong>de</strong> Facette lässt sich auf Unterthemen<br />
herabbrechen. Diese Unterthemen<br />
sollten danach in Richtung Ziele,<br />
Nutzen und Vorgehensweise konkretisiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Im Beispiel „Partnerschaft“ lassen<br />
sich damit folgen<strong>de</strong> Teilfragen ableiten:<br />
• Wie können wir im Unternehmen in<br />
<strong>de</strong>r Zusammenarbeit <strong>de</strong>r internen Bereiche<br />
das partnerschaftliche Denken<br />
und Han<strong>de</strong>ln verstärken?<br />
• Wie können wir das Partnerschaftsmo<strong>de</strong>ll<br />
in Beziehung zu unseren Kun<strong>de</strong>n<br />
ausbauen?<br />
• Mit welchen weiteren Partnern, die mit<br />
unserem Unternehmen in Kontakt stehen,<br />
sollten wir unsere Beziehung ausbauen?<br />
• Welche neuen Allianzen zu Geschäftspartnern,<br />
die in <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />
vor- o<strong>de</strong>r nachgelagert sind,<br />
bauen wir aus?<br />
• Welche unserer Geschäftspartner entwickeln<br />
wir in ihrer Leistungsfähigkeit,<br />
um unsere eigene Qualität zu verbessern?<br />
3. Präzisieren Sie jetzt die Teilthemen.<br />
Aufgabe: Für je<strong>de</strong>s dieser Teilthemen<br />
können jetzt folgen<strong>de</strong> Fragen bearbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
• Welche Ziele wollen wir erreichen?<br />
Konkretisieren Sie Ihre Ziele möglichst<br />
exakt. Ziele sollten realistisch, möglichst<br />
messbar und zeitlich terminiert<br />
sein. Sie können auch Ziele so beschreiben,<br />
als ob sie schon gelöst wären.<br />
• Welcher Nutzen soll für unser Unternehmen<br />
entstehen? Der Nutzen beschreibt<br />
<strong>de</strong>n unmittelbaren Gewinn an<br />
Qualität, Quantität und zeitlicher Verfügbarkeit,<br />
<strong>de</strong>r durch dieses Vorgehen<br />
erreicht wird.