Silica-Matrix - Bordeaux
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Lebens- und Futtermitteln eine Kennzeichnungspflicht<br />
besteht, soll für den Verbraucher eine gewisse Transparenz<br />
und damit Wahlfreiheit schaffen.<br />
Doch woran erkennt man nun GVOs? Diese verraten<br />
sich auf molekularer Ebene zum einen durch eine<br />
geänderte Erbinformation (Modifikationen des Erbmoleküls<br />
DNA) und zum anderen durch Vorhandensein neuer<br />
oder in ihrer Struktur veränderter Proteine, die aufgrund<br />
der geänderten Erbinformation aufgebaut wurden. Mit<br />
Biomolekülen lassen sich diese molekularen Veränderungen<br />
erkennen. Beim Erbmolekül DNA übernimmt die<br />
Erkennung einfach ein komplementäres DNA-Gegenstück,<br />
das sich infolge seiner passenden Basensequenz<br />
spezifisch an den Ursprungsstrang anlagert. Bei Proteinen<br />
erfolgt die zielsichere Identifizierung durch sogenannte<br />
Antikörper (spezielle Proteine des Immunsystems),<br />
die aufgrund ihrer besonderen Struktur das<br />
passgenaue Eiweiß erkennen.<br />
Indem man nun diese Biosubstanzen als Fängermoleküle<br />
auf Sensormaterialien verankert, ist es möglich, die<br />
typisch veränderten Bausteine von GVOs aus Probenmaterial<br />
selektiv herauszufischen und dann mit einer geeigneten<br />
Nachweismethode qualitativ und quantitativ zu<br />
bestimmen. Dafür gibt es heute schon eine Reihe bekannter<br />
indirekter optischer Nachweisverfahren (z. B.<br />
Realtime-PCR, ELISA); sie sind aber allesamt in der Handhabung<br />
zu teuer, zu langsam und erfordern hochqualifiziertes<br />
Personal.<br />
Im Rahmen des Innonet-Projektes BioSenZ bestand<br />
eine wesentliche Aufgabe darin, die Vorgänge ohne<br />
komplizierte Zwischenschritte zu messen und die biologischen<br />
Erkennungsprozesse direkt über elektrische<br />
Signalveränderungen auszulesen oder auf Teststreifen<br />
sichtbar zu machen (Abb. 2). Dieser Ansatz lieferte die<br />
Basis für miniaturisierte, transportable und zugleich<br />
robuste Analysesysteme und ist wesentlicher Bestandteil<br />
aktueller Projekte (PATU-TEST und IMSENS), welche<br />
durch das BMBF gefördert werden.<br />
Abb. 2a positiver Teststreifen für Bt-Mais mit Doppelbande<br />
Abb. 2b Sensoren (Fa. Testo, Lenzkirch)<br />
04/08 ■<br />
Christine Wittmann studierte Chemie an der TH Darmstadt<br />
und Lebensmittelchemie an der Universität Frankfurt.<br />
Auf die Promotion 1991 an der TU München folgte ein Postdoktoriat<br />
von 1991–1993 an der GBF Braunschweig, eine wissenschaftliche<br />
Assistenzzeit von 1994–1996 an der Universität<br />
Stuttgart schloss sich an. Seit 1996 ist Christine Wittmann Professorin<br />
für Lebensmittelchemie und Lebensmittelrecht an<br />
der Hochschule Neubrandenburg.<br />
Eine wichtige Fragestellung für die Herstellung von<br />
Biosensoren ist, wie bekommt man die Biomoleküle<br />
eigentlich auf die Sensoroberfläche? In den seltensten<br />
Fällen ist es ausreichend, dazu das Biomolekül einfach<br />
direkt auf die Oberfläche zu bringen. Häufig nehmen<br />
funktionelle Zwischenschichten eine Vermittlerrolle<br />
zwischen der anorganischen Oberfläche des Sensors und<br />
dem Biomolekül ein. Die Möglichkeiten für die Anbindung<br />
von Biomolekülen an Oberflächen sind sehr<br />
vielfältig und es ist sehr wesentlich, eine geeignete Immobilisierungsstrategie<br />
für den vorgesehenen Anwendungszweck<br />
zu finden. Auch für die unterschiedlichen<br />
Sensoranforderungen sind bereits Lösungen gefunden<br />
worden [1, 2].<br />
Eine andere Frage bei der Herstellung von Test-<br />
streifen- und Biosensorformaten betrifft die Auswahl und<br />
Bereitstellung der Fängermoleküle. Während man kurze<br />
passende DNA-Fängersequenzen in der Zwischenzeit<br />
fast überall günstig kaufen kann, muss man für die<br />
Entwicklung von geeigneten Antikörpern einen größeren<br />
Aufwand betreiben. Wichtige Schritte hierfür sind zunächst<br />
die Isolierung und Aufreinigung des nachzuweisenden<br />
genveränderten Proteins, die Immunisierung<br />
von Tieren mit diesem Antigen und zum Schluss die<br />
Selektion der effektivsten Antikörper aus einer Vielzahl<br />
von im Tierkörper gebildeten Antikörpern. So konnte<br />
eine Antikörperkombination zum Nachweis von Bt-Mais<br />
gefunden werden, die inzwischen auch international<br />
nachgefragt wird [3]. In Indien konnte mit diesen entwickelten<br />
Antikörpern sogar eine mit dem Bt-Gen veränderte<br />
Baumwolle identifiziert werden. Diese und weitere<br />
im Rahmen des Innonet-Projektes entwickelten RR-Soja-<br />
Antikörper bilden derzeit die Basis für ein Anfang des<br />
Jahres gestartetes WTZ-Projekt zur deutsch-indischen<br />
Zusammenarbeit mit indischen Partnern in Hyderabad.<br />
Doch bei dem Nachweis von GVOs allein soll es nicht<br />
bleiben. Auch andere Stoffe wie Allergie auslösende<br />
Substanzen oder Rückstände in Lebensmitteln z. B. Schimmelpilzgifte<br />
können mit passenden Antikörpern zielsicher<br />
und schnell nachgewiesen werden. Das Konzept des<br />
direkten Teststreifen- und Sensorformates über immobilisierte<br />
biologische Fängermoleküle kann somit viel weiter<br />
in die Lebensmittelanalytik, in die Diagnostik und in die<br />
Agro- und Umweltanalytik hineingetragen werden und<br />
ist Gegenstand unserer Forschungsprojekte.<br />
> wittmann@hs-nb.de<br />
Literatur:<br />
[1] Wittmann, C. (editor): Immobilisation of DNA on Chips I, Topics in Current<br />
Chemistry, Vol. 260, Springer Verlag Berlin Heidelberg, 2005, 195 pages<br />
(ISBN-10 3-540-28437-0)<br />
[2] Wittmann, C. (editor): Immobilisation of DNA on Chips II, Topics in Current<br />
Chemistry, Vol. 261, Springer Verlag Berlin Heidelberg, 2005, 199 pages (ISBN-<br />
10 3-540-28436-2)<br />
[3] Walschus, U.; Witt, S.; Wittmann, C. (2002): Development of monoclonal antibodies<br />
against Cry1Ab protein from Bacillus thuringiensis and their application<br />
in an enzymelinked immunosorbent assay for the detection of transgenic<br />
Bt-maize. Food and Agricultural Immunology 14 (4), 231–240.<br />
59<br />
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