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magazin bunsen - Deutsche Bunsengesellschaft für Physikalische ...

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ASPEKTE<br />

Defekte <strong>für</strong> die Aktivität notwendig sind [12], die im UHV nicht, wohl<br />

aber unter den Bedingungen der realen Katalyse entstehen. Außerdem<br />

wurde beobachtet, dass der Katalysator durch Reduktion von Fe 3+ zu<br />

Fe 2+ und durch Verkokung deaktiviert. Unter Verwendung der aus den<br />

oberflächenphysikalischen Experimenten ermittelten Konstanten<br />

gelang es, die im Reaktor erzielten Umsätze über eine mikrokinetische<br />

Modellierungen zu reproduzieren. Bemerkenswerterweise<br />

war das Modell auch in der Lage, die Daten aus instationären<br />

Messungen quantitativ wieder zugeben [13]. Auch die Funktion des<br />

Promotors Kalium scheint weitgehend geklärt. Kalium hat keinen<br />

Einfluss auf den Mechanismus der Reaktion, allerdings verlangsamt<br />

bzw. begrenzt es die Deaktivierung durch Eisenreduktion und Verkokung<br />

beträchtlich.<br />

Diese Beispiele sowie eine Reihe weiterer erfolgreicher Projekte des<br />

DFG-Programms belegen eindrucksvoll, dass es heute gelingen kann,<br />

die realitätsfernen Vereinfachungen des Einkristallansatzes durch<br />

bessere Konzepte zu ersetzen. Die Idee hierbei ist, sich dem Realsystem<br />

schrittweise über Modellsysteme zunehmender Komplexität<br />

anzunähern. Das Einkristallexperiment hat in diesem Konzept weiterhin<br />

einen wichtigen Platz, um nämlich Schlüsselprozesse eines<br />

Reaktionssystems zu identifizieren und um verlässliche kinetische<br />

und energetische Parameter zu liefern. Exakte Strukturbestimmungen<br />

an Oberflächen sind trotz ihrer "Realitätsferne" insofern notwendig, als<br />

sie der Theorie "Eichpunkte" vermitteln. Es erwies sich als sehr hilfreich<br />

Theorie, Experiment und kinetische Modellierung gemeinsam<br />

und parallel von Anfang an in einer Untersuchung zu betreiben und<br />

eine Starthypothese zu Struktur und Funktion der aktiven Phase eines<br />

Systems kontinuierlich fortzuentwickeln.<br />

Es sind vielfältige Anstrengungen nötig, um geeignete Modellsysteme<br />

zugänglich zu machen, auch unter Überwindung methodischer Paradigmen<br />

wie dem Ausschluss chemischer Präparationsverfahren <strong>für</strong><br />

oberflächenphysikalische Experimente. Viele der in der Oberflächenphysik<br />

früher als "schmutzig" abqualifizierte Proben sind katalytisch<br />

relevant und stellen damit eine handwerkliche Herausforderung und<br />

keine Schattenseiten guter Wissenschaft dar. Schließlich besteht ein<br />

großer Mangel an strukturellen Untersuchungen von komplexen<br />

Modell- und Realsystemen. Um zu mehr Informationen über Katalysatoren<br />

im aktiven Zustand zu gelangen, wäre der Ausbau und die<br />

Förderung von in-situ-Messmethoden sehr hilfreich: Messplätze <strong>für</strong><br />

Synchrotronstrahlung, hochauflösende Elektronenmikroskope mit<br />

Reaktionszellen und speziell konstruierte Kernresonanzspektrometer.<br />

Die Arbeiten im Schwerpunkt haben einen neuen Weg gewiesen, wie<br />

man das Rätsel der "Schwarzen Kunst" Katalyse auch in schwierigen<br />

Fällen angehen kann. Dies ist das wichtigste Zwischenergebnis eines<br />

erfolgreichen Projektes der DFG-Förderung, das neben einer Fülle<br />

neuen Detailwissens zu wichtigen methodischen Einsichten geführt<br />

hat. Der zeitliche Horizont der im Schwerpunkt behandelten Projekte<br />

reicht aber sehr weit über den Zeitrahmen eines solchen Förderinstrumentes<br />

hinaus. Es gilt daher, die in letzten sechs Jahren erarbeiteten<br />

Strukturen, Kooperationen und Erfahrungen zu bewahren,<br />

damit die begonnene Arbeit erfolgreich zu Ende geführt werden kann.<br />

26<br />

REFERENZEN<br />

BUNSEN-MAGAZIN · 8. JAHRGANG · 2/2006<br />

[1] G. A. Somorjai, Principles of Surface Chemistry and Catalysis,<br />

Wiley, New York 1994; J. M. Thomas and W. J. Thomas,<br />

Principles and Practice of Heterogeneous Catalysis,<br />

VCH Weinheim 1997.<br />

[2] Surface Science of Catalysis, eds. D. J. Dwyer and F. M.<br />

Hoffmann, ACS Symposium Series Vol. 482, American<br />

Chemical Society, Washington, (1992).<br />

[3] G. Ertl, Catal. Rev. Sci. Eng. 21 (1980) 201; R. Schlögl,<br />

in: Handbook of Heterogeneous Catalysis, Vol 4, p. 1697,<br />

VCH Weinheim, (1997); P. Stoltze and J. K. Norskov, Phys.<br />

Rev. Lett. 55 (1985) 2502.<br />

[4] H. Schubert, U. Tegtmeyer, D. Herein, X. Bao, M. Muhler<br />

and R. Schlögl, Catal. Lett. 33 (1995) 305.<br />

[5] H. Over, M. Muhler, Prog. Surf. Sci. 72 (2003) 3.<br />

[6] R. Imbihl, G. Ertl, Chem. Rev. 95 (1995) 697.<br />

[7] M. Gsell, P. Jacob, and D. Menzel, Science 280 (1998)<br />

717; M. Mavrikakis, N. Hammer, and J.K. Norskov, Phys.<br />

Rev. Lett. 81 (1998) 2819.<br />

[8] http://www.pci.uni-hannover.de/~spp1091<br />

[9] K. Reuter, D. Frenkel, and M. Scheffler, Phys. Rev. Lett.<br />

93 (2004) 116105.<br />

[10] J. Aßmann et al., Angew. Chem. Int. Ed. 44 (2005) 917.<br />

[11] C. Kuhrs, M. Swoboda, W. Weiss, Topics in Catal. 15<br />

(2001) 13.<br />

[12] W. Weiss, D. Zscherpel, R. Schlögl, Catal. Lett. 52 (1998)<br />

215.<br />

[13] A. Schüle, O. Shekhah, W. Ranke, R. Schlögl, G. Kolios, J.<br />

Catal. 231 (2005) 172.

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