Heft Nr. 4/2003 - ev.-luth. Diakonissenanstalt Marienstift Braunschweig
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zwei Händen geblättert werden müssen, sondern<br />
mit einem Finger seitenmäßig herabgeklappt<br />
werden und so von dem Kranken<br />
betrachtet werden können. Seit Mitte der<br />
sechziger Jahre haben solche Querbücher, im<br />
Brendow-Verlag erschienen, ungezählten<br />
bettlägerigen Lesern ihre schweren Krankheitstage<br />
erleichtert und bereichert.<br />
Als in den sechziger Jahren eins ihrer Kinder<br />
im Krankenhaus liegen musste, hatte das<br />
zur Folge, dass auf kahlen Zimmer- und<br />
nüchternen Glaswänden des Holwede-Kinderkrankenhauses<br />
plötzlich erkältete Pinguine<br />
mit dickem Schal um den Hals oder Bären<br />
mit gebrochendem Bein schwer daherhumpelnd<br />
zu sehen waren. Schwestern, Ärzte und<br />
viele Kinder freuten sich über diese „Lichtblicke“.<br />
Der damalige Chefarzt Dr. Dannenbaum<br />
und die Stadt <strong>Braunschweig</strong> dankten der<br />
Malerin für diese Arbeit.<br />
In Altenheimen wurde auf Faschingsfesten<br />
von scharfen Blicken eine singende Zarah<br />
Leander plötzlich als Helge Makrutzki entlarvt.<br />
Gern gestaltete sie für alte Menschen<br />
auch mal eine Modenschau. Aber viel wichtiger<br />
war ihr, auch kranke und behinderte<br />
Menschen zu eigener Aktivität und Kreativität<br />
anzuregen: zum Lesen und Betrachten,<br />
zum Gespräch und Gestalten.<br />
Drei Arbeitshilfen von ihr für die Seniorenarbeit<br />
erschienen im Friedrich Bahn-<br />
Verlag Konstanz.<br />
Ihrer Dankbarkeit und Freude über ihre jetzige<br />
schöne Wohnung im Von Campe-Haus<br />
des <strong>Marienstift</strong>es möchte Frau Makrutzki<br />
dadurch Ausdruck geben, dass sie dem<br />
<strong>Marienstift</strong> 20 Aquarellbilder geschenkt hat,<br />
die demnächst im Pflegeheim Bethanien aufgehängt<br />
werden.<br />
Frau Makrutzki stellt ihre Kunst rundum in<br />
den Dienst der Menschen, vor allem kranker<br />
und hilfsbedürftiger Menschen. Nicht die<br />
Kunst um ihrer selbst willen liegt ihr am Herzen<br />
und schon gar nicht die Bewunderung<br />
ihrer Person, sondern die Freude und Sinner-<br />
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fahrung, die sie vor allem den Menschen vermitteln<br />
möchte, die es schwer im Leben<br />
haben. Immer wieder hat sie erlebt, wie nahe<br />
beieinander Leid und Freude sein können.<br />
Freude und Sinnerfahrung zu vermitteln<br />
gerade auch in Zeiten schwerer Krankheit,<br />
Schwäche und Angst ist das große Thema<br />
ihres Lebenswerkes. Unter diesen Auftrag<br />
hat sie ihre Kunst gestellt, die Kunst der bildnerischen<br />
Gestaltung, die Kunst des Wortes<br />
und die Kunst der Kommunikation.<br />
Auf eine ihrer Karten hat sie einen Satz<br />
geschrieben, den sie sich aus einem<br />
Gespräch mit ihrer Ärztin gemerkt hat: „Man<br />
sollte die Leute nicht fragen: Wie geht es<br />
Ihnen? sondern: Haben Sie heute schon mal<br />
gelacht?“ Frau Makrutzki, die seit einer Operation<br />
im vergangenen Jahr gehbehindert ist,<br />
möchte, auch wenn sie sich nicht mehr<br />
selbstständig fortbewegen kann, ihr Leben<br />
als Künstlerin weiterführen. So hat sie schon<br />
technische Vorrichtungen geplant, mit deren<br />
Hilfe sie auch im Bett – wenn das einmal sein<br />
müsste – weiterarbeiten und gestalten kann.<br />
Durch ihrer Kunst möchte sie auch mit allen<br />
möglichen Behinderungen des Alters Freude<br />
erleben und Freude weitergeben. Die folgenden<br />
Worte von Hedwig Maria Winkler sind<br />
ihr aus dem Herzen gesprochen:<br />
Freude,<br />
du Schwester des Dunkels,<br />
Schwester des Leids,<br />
größer denn alles,<br />
Bewegerin der Zeit.<br />
Freude,<br />
vom Herzen Gottes<br />
gesandt in die Zeit,<br />
flutend umhülle<br />
mein Licht und mein Leid.<br />
Der abschließende Wunsch von Frau<br />
Makrutzki ist: wenn sie eines Tages heimgerufen<br />
wird, möge nicht ein „Wust“ – wenn<br />
auch kostbarer – Materialien zurückbleiben.<br />
Vielmehr strebt sie an, DIN A4-Schulhefte in<br />
„ihrer Manier“ vorzubereiten. Lose Materialen<br />
darin laden zum Fertigstellen ein.