Heft Nr. 4/2003 - ev.-luth. Diakonissenanstalt Marienstift Braunschweig
Heft Nr. 4/2003 - ev.-luth. Diakonissenanstalt Marienstift Braunschweig
Heft Nr. 4/2003 - ev.-luth. Diakonissenanstalt Marienstift Braunschweig
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
(K)eine Zukunft des Gesundheitssystems?!<br />
Gespräch mit Dr. Hans Georg Faust, MdB<br />
36<br />
Die notwendigen Reformen im Gesundheitswesen sind in aller Munde.<br />
Die Redaktion „doppelpunkt“ hat unterschiedliche Persönlichkeiten<br />
aus verschiedenen Bereichen gebeten, die drei folgenden Fragen<br />
zu beantworten. Dr. Hans Georg Faust, Mitglied des Deutschen Bundestages<br />
mit dem Schwerpunkt Gesundheitspolitik sowie Arzt aus Bad<br />
Harzburg, hat uns seine Antworten zukommen lassen.<br />
1. Welche Gründe haben Ihrer Meinung nach zur Krise der<br />
gesetzlichen Krankenkassen geführt?<br />
Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sind unter<br />
der rot-grünen Bundesregierung von 13,6 Prozent im Jahre 1998 auf derzeit 14,4 Prozent<br />
gestiegen und haben damit den höchsten Stand seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland<br />
erreicht. Verantwortlich für diese Entwicklung ist die katastrophale Politik dieser Bundesregierung,<br />
die falsche Akzente in der Steuer-, Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik gesetzt<br />
und damit für eine Verfestigung der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit gesorgt hat. Hinzukommen<br />
gravierende Fehler in der Gesundheitspolitik.<br />
Die unionsgeführte Bundesregierung hatte 1997 eine Konsolidierung der finanziellen<br />
Grundlagen der GKV durch einen Richtungswechsel in der Gesundheitspolitik herbeigeführt<br />
und damit die Voraussetzungen für eine umfassende Reformdiskussion geschaffen. Nicht B<strong>ev</strong>ormundung<br />
durch den Staat oder die Krankenkassen, sondern ein größeres Maß an Selbstbestimmung<br />
bei Erhalt einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung war das Ziel einer<br />
humanen, patientenorientierten Gesundheitspolitik. Dieses Ziel ist unmittelbar nach<br />
Übernahme der Regierungsverantwortung durch SPD und Bündnis 90/Die Grünen aufgegeben<br />
worden. Stattdessen wurde beginnend mit<br />
– dem „GKV-Solidaritätsstärkungsgesetz“ und fortgesetzt mit<br />
– der „GKV-Gesundheitsreform 2000“,<br />
– dem „Arzneimittelbudget-Aufhebungsgesetz“,<br />
– dem „Arzneimittel-Ausgabenbegrenzungsgesetz“,<br />
– dem „Gesetz zur Reform des Risikostrukturausgleichs“,<br />
– dem „Gesetz zur Einführung des diagnose-orientierten Fallpauschalensystems für Krankenhäuser“<br />
und<br />
– mit dem „Beitragssatzsicherungsgesetz“<br />
unser freiheitliches Gesundheitswesen schrittweise in ein staatlich gelenktes bürokratisches<br />
Gesundheitssystem überführt.<br />
2. Hat die gesetzliche Krankenversicherung ein Finanzierungs- oder ein Einnahmeproblem?<br />
Vordergründig populäre Maßnahmen wie die Senkung von Zuzahlungen, die Rücknahme<br />
von Eigenverantwortung und die Ausweitung von nicht gegenfinanzierten Leistungen führ-