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Freie Verwaltung des Nachlasses von Rudolf Steiner

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dahinter die Erkenntnis, daß unter Licht und Finsternis nicht die sinnlich<br />

wahrnehmbaren Wesenhaftigkeiten, sondern geistige Entitäten zu<br />

verstehen sind, die nicht nur der Entstehung der Farben, sondern allen<br />

Erscheinungen - sei es im Physischen, Seelischen oder Geistigen - zugrunde<br />

liegen. Denn in der «kosmischen Tätigkeit» gebe es keine Möglichkeit<br />

<strong>des</strong> Bestan<strong>des</strong>, ohne daß überall in die Lichtkraft zugleich Dunkelkraft<br />

hineinverwoben wird: «Und in dem Ineinanderweben, gleichsam<br />

in dem Netz-Weben <strong>von</strong> Lichtkraft und Dunkelkraft liegt eines der<br />

Geheimnisse <strong>des</strong> kosmischen Daseins, der kosmischen Alchemie.» 6 Es<br />

sei dies Mysterienwissensgut in uralten Menschheitszeiten gewesen und<br />

etwas da<strong>von</strong> bewahrt geblieben in der altindischen Sankhya-Philosophie,<br />

insofern sie fundiert ist auf der Lehre <strong>von</strong> den drei Gunas, den drei<br />

Grundbildekräften, und deren möglichen Verbindungen: Sattwa (Licht),<br />

Tamas (Finsternis), Rajas (Ausgleich). Ein Nachklang da<strong>von</strong> findet sich<br />

dann noch bei Aristoteles, wenn er die Farben in diesem Sinne gliedert:<br />

Nach dem Rotgelben hin überwiegt das Licht das Finstere, nach dem<br />

Blauvioletten hin das Finstere das Licht, im Grün halten sich beide das<br />

Gleichgewicht.<br />

Darin, daß in den auf Aristoteles folgenden Zeiten dieses Erkenntnisprinzip<br />

verlorenging, und, nachdem es lange verschüttet gewesen war,<br />

durch Goethe «mitten aus unserer wissenschaftlichen Kultur heraus»<br />

neu aufleuchtete, liegt für <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> die eigentliche Bedeutung <strong>von</strong><br />

Goethes Farbenlehre. Darum werde man wohl verstehen können,<br />

warum er sich im Beginne der 80er Jahre die Aufgabe gestellt habe, die<br />

Goethesche Farbenlehre als eine «physische Wissenschaft», aber auf<br />

«okkulten Prinzipien» beruhend, zur Geltung zu bringen. Denn man<br />

könne sachgemäß sagen: Goethe gliedert die Farbenerscheinungen so,<br />

daß er sie darstellt nach den drei Zuständen Sattwa, Tamas, Rajas. Und<br />

so trete nach und nach wie aus einem Geistesdunkel heraus in die neue<br />

Geistesgeschichte herein, «mit den neuen Mitteln erforscht», was einmal<br />

jdurch ganz andere Mittel der Menschheit errungen worden sei. 7<br />

Goethe selbst muß <strong>von</strong> diesem in graue Zeiten Zurückreichenden<br />

seiner Farbenerkenntnis ein Bewußtsein gehabt haben, denn er äußerte<br />

einmal zu Eckermann (am 18. März 1831): «Meine Farbenlehre ist so alt<br />

wie die Welt und wird auf die Länge nicht zu verleugnen und beseite zu<br />

bringen sein.» Und ein andermal (am 19. Februar 1829): «Auf alles, was<br />

ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein. Es haben treffliche<br />

Dichter mit mir gelebt, es lebten noch trefflichere vor mir und es werden<br />

12 Der Einsatz für eine geistgemäße Wissenschaft der Farben<br />

Copyright <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 2 91a Seite: 12

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