Deter, Hohemark - Klinik Hohe Mark
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sorgung der großen Hausgemeinschaft<br />
und der Vorsorge<br />
dienten. Wie in Vandsburg,<br />
so versuchte man auch in<br />
Dornholzhausen, das Nötigste<br />
an Gemüse und Kartoffeln,<br />
an Beeren und Obst,<br />
was das Haus übers Jahr<br />
brauchte, auf der riesigen<br />
Garten- und Ackerfläche<br />
selbst anzubauen. Besonders<br />
in den schweren Anfangsjahren<br />
und der Kriegszeit, als<br />
vor allem Kartoffeln und<br />
Brot Mangelware waren,<br />
herrschte Selbstversorgung,<br />
wenn auch noch ein gut Teil<br />
an Lebensmitteln hinzugekauft<br />
werden musste. Den<br />
Garten betreute zeitweise Schwester Erna Basler,<br />
und dieser Garten versorgte nicht nur die zahlreichen<br />
Hausbewohner und Gäste, sondern in späteren<br />
Jahren auch die Kantine der benachbarten<br />
Reifenfirma Peters Pneu Renova mit Gemüse und<br />
Obst. Die Schwestern waren froh, wenn sie ihre<br />
finanzielle Lage aufbessern konnten. Die Feldarbeit<br />
und das Mähen der Wiesen hinter dem Haus<br />
besorgten Gehilfen und ein Gärtner namens<br />
Klingberg, der in seiner Vorliebe für schmucke Jägerkleidung<br />
im Dorf nur der »Klosterjäger« hieß<br />
und in einem der Anbauten seine Wohnung hatte.<br />
Die Wiese gegenüber der Waschküche diente<br />
auch hauswirtschaftlichen Zwecken: auf ihr wurde<br />
die in Trögen gewaschene Wäsche zur Bleiche<br />
ausgelegt und aus Gießkannen besprengt, um sie<br />
feucht zu halten. Ärgerlich war dann nur, wenn<br />
aus einem der beiden Schornsteine der nahen Reifenfabrik<br />
schwarzer Staub auf die Wäsche fiel.<br />
Charakteristisch für Haushaltungsschulen vom<br />
Vandsburger Typ war, dass die Schwestern Vieh,<br />
Ziegen und Hühner, Hasen und Schweine und<br />
Kühe hielten. Um die Viehfütterung kümmerte<br />
sich Schwester Emmi, die auch die Kartoffeln für<br />
die Schweine zu mahlen und die Kuh zu melken<br />
hatte. Die Anbauten dienten daher bis auf die<br />
Wasch-, die Lehrküche und den Bügelraum mit<br />
seinem Wäschespeicher als Stallungen, für das<br />
Heu und zur Unterbrindung von landwirtschaftlichem<br />
Gerät. In der Lehrküche wurde auch geschlachtet.<br />
Brot und Brötchen lieferte täglich<br />
Bäcker Désor aus Dornholzhausen in die riesige<br />
Küche, die die Lieferanten über den grob gepflasterten<br />
Hof erreichten. Daneben lagen die Spülküche<br />
und ein weiterer Arbeitsraum. Daran grenz-<br />
Abb. 9: Besprengen der Wäsche auf der Bleiche<br />
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ten der Esssaal, der zu besonderen Anlässen auch<br />
für Aufführungen wie auch für die Morgengymnastik<br />
genutzt wurde. Von hier hatte man einen<br />
Blick auf den Kastanienplatz hinter dem Haus.<br />
Der erste Stock war weitgehend der Hausleitung<br />
und Gästen des stets gut besuchten Erholungsheims<br />
vorbehalten, während die Schülerinnen in<br />
Zwei- und Dreibettzimmern im zweiten Stock<br />
untergebracht waren. Hier im zweiten Stock lagen<br />
auch die Zimmer für die leitenden Schwestern der<br />
hauswirtschaftlichen Abteilung, Ruth Modersohn<br />
und Irmgard Backeberg, darüber die Stuben der<br />
Haustöchter, wenn sie nicht aus dem Dorf kamen.<br />
Zum kühlen Keller und seinen Vorräten, Eingemachtem,<br />
Kartoffeln und Äpfeln, den Getränken<br />
und dem Stangeneis, das noch nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg der Eiswagen lieferte, führte eine steile<br />
Treppe hinab. Auch die Kohlen lagerten hier. Im<br />
Krieg, bei Fliegeralarm, suchte die gesamte Hausgemeinschaft<br />
im Keller Schutz vor Bomben.<br />
Als 1941 das erste Stockwerk als Lazarett diente,<br />
zogen die Schülerinnen zunächst in Hofanbauten<br />
zum Schlafen. Später wechselten sie mit Schwester<br />
Ruth und Schwester Irmgard in das Gotische<br />
Haus über, das der Gemeinschafts-Diakonieverband<br />
gepachtet hatte.<br />
Bis 1944 fand nun der Unterricht im Gotischen<br />
Haus statt. Nur zum Kochen und zum Wäschewaschen<br />
liefen die Mädchen dann übers Feld zum<br />
»Taunusblick«, in dem die Diakonissen unter ärztlicher<br />
Obhut fürsorglichen Dienst an den Verwundeten<br />
leisteten.<br />
Alle 14 Tage hielt Pfarrer Hief von der Dornholzhäuser<br />
Waldenserkichre dort Gottesdienst für die<br />
Verwundeten. 13