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Abb. 10: Gemeinsam die Sonntagspost erledigen Dorfkontakte Zum Dorf und zur Waldenser Pfarrgemeinde hatten schon zu Zeiten des Viktoria-Pensionats gute Beziehungen bestanden. Auch »Haus Taunusblick« schloss sich nicht gegen die Außenwelt ab, sondern setzte verstärkt diese Tradition fort. Immer gewohnt zu helfen, kümmerten sich die Schwestern auch um einzelne Familien, hörten geduldig an, was sie bewegte, besuchten Wöchnerinnen und wurden zu Notfällen gerufen. Sie hatten das Vertrauen der Dornholzhäuser, und manche Türe hat sich ihnen aufgetan. »Das Haus und seine Bewohner gehörten einfach zum Dorf dazu, waren integriert in die Dorfgemeinschaft«, wie es eine frühere Schülerin ausdrückt. Viel später erst, kurz vor der Auflösung des Hauses, hat Dornholzhausen eine Gemeindeschwesterstation erhalten. Öfters halfen die Diakonissen aus, wenn es an geeigneten Räumlichkeiten mangelte. So stellte das »Elim« einen Saal für Gottesdienste zur Verfügung, als sich 1929 nach einem Brand in der Kirche Reparaturarbeiten an der zugefrorenen Wasserleitung verzögerten. 14 In den Notzeiten zu Beginn und am Ende 32 der Weimarer Republik, als auch die Schulen Solidaritätsopfer brachten, beteiligte es sich an der Unterstützung besonders bedürftiger Menschen. Auch andere soziale Maßnahmen, an denen das Dorf teilnahm, haben die Schwestern stets unterstützt, immer in der Absicht, Not lindern zu helfen. 1938 nahm das Haus zusätzlich Kinder auslandsdeutscher Familien während der Ferien auf. Jeden Sommer fand in Dornholzhausen ein Fest für die Kinder eines Homburger Kindergartens statt, der gleichfalls von den »Marburger Blauen Schwestern« geführt wurde. Und manch Dornholzhäuser erinnert sich an das Weihnachtsfest, an die geheimnisvolle Aura, die ihn umfing, wenn er als Kind an der Feier unter dem im Licht der Kerzen erstrahlenden Weihnachtsbaum teilnehmen durfte. Auf dem richtigen Gleis? —————————————————— 13 Chronik der franz.-ref. Kirchen-Gemeinde Dornholzhausen [1926-1990], S. 17 14 Chronik der franz.-ref. Kirchen-Gemeinde Dornholzhausen, a.a.O., S. 8 Unter Pfarrer Theophil Krawielitzki öffnete sich 1933 der von ihm straff organisierte Diakonieverband den Ideen des Nationalsozialismus, in dem man ähnliche Grundlinien der Organisation zu erkennen meinte. In missionarischem Eifer dräng- Abb. 11: Einspringen bei der Heuernte des Försters
te es Teile der auf Seelsorge und Evangelisation beruhenden Diakonie, »den Nationalsozialisten ein Nationalsozialist zu werden, um ihrer etliche selig zu machen«. 15 Viele, vor allem jüngere Schwestern, traten der NS-Frauenschaft bei. Auch in Dornholzhausen, wo die Nationalsozialisten immer mehr Anhänger fanden, 16 begrüßte man anfangs die Machtergreifung durch Hitler und setzte große Hoffnungen auf ihn. Die NS-Frauenschaft von Dornholzhausen traf sich in der ersten Zeit regelmäßig im Saal von »Haus Taunusblick«. Später fanden diese Treffen im Dorf statt, bei denen Schwester Ruth und Schwester Irmgard Vorträge für die Dorffrauen hielten, um Wissen und Erkenntnisse über Haushalt und Familie zu vermitteln. Die Vorträge schlossen mit einem Gebet. Öfters sah man «die Mädsche vons Elim« – wie sie im Dorf hießen – singend zu den Klängen einer Mundharmonika in ihrer Tracht flott durch den Ort ziehen. Schon am Erntedankfest von 1933, bei dem der Zug von der örtlichen NSDAP angeführt wurde, nahmen auch zahlreiche Schwestern und Schülerinnen des »Elim« teil – für die lokale Presse ein Zeichen dafür, dass »auch in diesem Institut bereits echter Hitlergeist eingekehrt sei«. 17 Im Rahmen der Winterhilfe verteilten Diakonissen im Hotel Adler in Dornholzhausen Winterkleidung. An die Winterhilfe wurden auch Erspanisse abgeführt, die dadurch erzielt worden waren, dass einmal wöchentlich ein besonders einfaches Mittagsmahl und Abendbrot eingenommen wurde. Es konnte nicht ausbleiben, dass die Beziehungen zur Dornholzhäuser Pfarrgemeinde unter dem regimekritischen Pfarrer Hans Hief sich schwierig gestalteten. 18 Doch nicht alle Schwestern haben die zunehmende Politisierung und Radikalisierung gutgeheißen. Als in der »Reichskristallnacht« vom 9. November 1938 auch die Homburger Synagoge in Flammen aufging, wurden die Schülerinnen zum ausgebrannten Gebäude geführt, um ihnen ein abschreckendes Beispiel für die rohe Gewalt zu zeigen, die hier gewütet hatte. 19 Die Erfahrungen, die auch die Diakonie bereits seit dem Kirchenkampf mit dem neuen Regime machen musste, Willkürakte und zunehmende Eingriffe in diakonische Einrichtun- —————————————————— 15 Dohne, Ist der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband noch auf dem richtigen Geleise? Marburg 1935, S. 13 16 Chronik der franz.-ref. Kirchen-Gemeinde Dornholzhausen, a.a.O., S. 12 17 Taunusbote v. 2. 10. 1933 18 Meyer zu Ermgassen, Gerda, Zeit des Bekennens, in: 1699-1999. 300 Jahr Dornholzhausen. 300 Jahre Waldenser Kirchengemeinde. o.O., (1999) S. 57 19 Frdl. Auskunft von Eva Reum, Berlin 20 Neuendettelsauer Chronik. Sonderausgabe 2004. S. 10f. Bildnachweis: Sammlung Bernd Ochs: Abb. 1, 4, 5, 7, 8; Privatbesitz: Abb. 2, 3, 9; StAHg: Abb. 6, 9, 10 33 gen vor allem der Behindertenhilfe, ließen viele in der Diakonie von der Haltung der Nationalsozialisten abrücken. 20 Dahin ein Stück geistlichen Lebens Nach der Auflösung des Lazaretts im August 1946 wurde nicht wieder an die frühere Haushaltungsschule angeknüpft, sondern, wie schon erwähnt, »Haus Taunusblick« der Kuranstalt Hohemark in Oberursel unterstellt, deren Räume und Bettenkapazitäten als Reservelazarett für die gegen Kriegsende stark gestiegene Zahl von Patienten nicht mehr ausreichten. Etwa 70 Patienten, zumeist leichtere Fälle, wurden nach Dornholzhausen verlegt und von einem einzigen Arzt, dem späteren Chefarzt der Kuranstalt Hohemark, Dr. Arthur Mader, behandelt, unterstützt von dem Krankenpfleger Diakon Schulz. Die Leitung des Hauses lag in den Händen der inzwischen fast achtzigjährigen Anna Handt. Auch andere unentbehrliche Schwestern aus früheren Jahren wie Martha Holzhausen und Martha Jaddatz, halfen neben zahlreichen Haustöchtern in der Krankenpflege, der Verwaltung, bei der Haus-, Gartenund Küchenarbeit, die sie einen langen Tag auf Trab hielten. Doch die Zeiten waren andere geworden: die Anbindung an die Kuranstalt in Oberursel war mit mancherlei Veränderungen und Umständen verbunden. Auch die Zunahme des Autoverkehrs wurde für das Genesungsheim, an der lebhaften Kreuzung der Peters Pneu Renova gelegen, als störend empfunden. Zugenommen hatte auch der Betrieb der stark expandierenden Reifenfirma unmittelbar neben »Haus Taunusblick«. Gravierender aber erwies sich im Laufe der Jahre, dass die älteren Schwestern, die die Hauptlast zu tragen hatten, sich den neuen Herausforderungen nicht mehr recht gewachsen fühlten. Nach sieben Jahren wurde der Krankenhausbetrieb eingestellt. In seiner letzten Phase, von 1953 bis 1960, diente »Haus Taunusblick« – wie noch immer die Bezeichnung lautete – als »Feierabendheim«, ein Ort, der erschöpften Diakonissen Besinnung und die nötige Ruhe von der Last ihres Lebens bot.
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Seite 3 und 4: Abb. 3: Schwester Anna Handt, die L
Seite 5 und 6: Abb. 6: Tief auf die Aufgabe konzen
Seite 7: sorgung der großen Hausgemeinschaf

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