Meine Bühne - Die regionale Veranstaltungszeitung für Reutlingen, Tübingen und Stuttgart
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2 AKTUELLES AUS REUTLINGEN <strong>Bühne</strong><br />
Hier nehmen Frauen 42 Prozent der genannten Führungspositionen ein. Im Handel kommen<br />
sie auf annähernd 29 Prozent. In der Industrie sind es hingegen gerade einmal 16 Prozent.<br />
Analysiere man die Rechtsformen der Firmen, in denen die Frauen tätig sind, bewegen<br />
sie sich mehr oder weniger im Trend. R<strong>und</strong> zwei Drittel sind Inhaberinnen eines Gewerbes<br />
ohne besondere Rechtsform – das sind die sogenannten Kleingewerbetreibenden – oder sind mit<br />
einem oder mehreren Partner/innen Teil einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Das dritte Drittel<br />
ist hingegen mit der eigenen Firma im Handelsregister eingetragen <strong>und</strong> fungiert als Inhaberin,<br />
Geschäftsführerin oder Gesellschafterin.<br />
B<br />
IHK-CHEF HÄLT QUOTE IM MITTELSTAND FÜR REALITÄTSFERN<br />
<strong>Meine</strong><br />
FORTSETZUNG DES TITELTHEMAS<br />
FRAUEN IN DER CHEFETAGE<br />
Interview mit Dr. rer. nat. Astrid Proksch<br />
ühne: Sie sind seit 2011 Geschäftsführerin des Hertie-Institut <strong>für</strong> klinische Hirnforschung<br />
(HIH) <strong>und</strong> des Zentrums <strong>für</strong> Neurologie an der Universtätsklinik <strong>Tübingen</strong> <strong>und</strong> Koordinatorin<br />
des Tübinger Standorts des Deutschen Zentrums <strong>für</strong> neurodegenerative Erkrankungen<br />
(DZNE). Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie <strong>und</strong> was sind Ihre Aufgaben?<br />
Proksch: Das Zentrum <strong>für</strong> Neurologie, zu welchem auch das Hertie-Institut <strong>für</strong> klinische Hirnforschung<br />
(HIH) gehört, hat r<strong>und</strong> 350 Mitarbeiter in Forschung <strong>und</strong> Verwaltung. Als Geschäftführerin<br />
verantworte ich die adminstrative <strong>und</strong> kaufmännische Leitung von Zentrum<br />
<strong>und</strong> Institut. Dazu gehören Finanzplanung- <strong>und</strong> Controlling sowie die Entwicklung <strong>und</strong> Bearbeitung<br />
konzeptioneller <strong>und</strong> strategischer Fragestellungen: Also beispielsweise die Neuausrichting<br />
unserer Kommunikation, aber auch so alltägliches, wie die Freigabe von<br />
Baumaßnahmen. Als Wissenschaftsmanagerin bin ich auch die Schnittstelle zwischen Verwaltung<br />
<strong>und</strong> Forschung. Hier gilt es die bestmöglichen Strukturen <strong>und</strong> Abläufe <strong>für</strong> beide<br />
Seiten zu schaffen <strong>und</strong> zu managen.<br />
<strong>Bühne</strong>: Laut einer Auswertung der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer <strong>Reutlingen</strong> liegt der Frauenanteil<br />
auf den Chefsesseln in der Region Neckar-Alb lediglich bei 27 Prozent. Warum sollte<br />
der Anteil Ihrer Meinung nach höher sein?<br />
Proksch: Betrachtet man den Frauenanteil auf den Chefsesseln im Ges<strong>und</strong>heitswesen, sind die<br />
Prozentzahlen noch weitaus niedriger. Dabei ist lange bewiesen, dass gemischte Teams mehr<br />
innovative Entwicklungen hervorbringen <strong>und</strong> erfolgreicher sind als homogene Teams, weil<br />
jedes Geschlecht spezifische Stärken hat. Davon bin auch ich überzeugt. Gemischte Führungsteams<br />
sollten deshalb nicht nur ein Gebot der Gleichstellungspolitik bei Mann <strong>und</strong> Frau sein.<br />
Organisationen <strong>und</strong> deren Mitarbeiter profitieren in hohem Maße auch von, im Sinne des Diversity<br />
Managements, heterogen aufgestellten Teams mit unterschiedlichen Erfahrungen, Fähigkeiten,<br />
Altersstrukturen <strong>und</strong> kulturellen Hintergründen.<br />
<strong>Bühne</strong>: Einzelne Mitglieder der B<strong>und</strong>esregierung haben bereits über die Einführung einer Frauenquote<br />
diskutiert? Wie stehen Sie zu diesem Thema?<br />
Proksch: <strong>Die</strong> Frage nach einer Frauenquote ist in vielen Fällen Reizthema <strong>und</strong> manchmal sogar<br />
Glaubensfrage. In jedem Fall polarisiert sie: Uneinigkeit gibt es dabei nicht nur zwischen Männern<br />
<strong>und</strong> Frauen, sondern auch unter Frauen. Das müsste nicht sein, denn <strong>für</strong> mich liegen, wie<br />
bereits beschrieben, die Vorteile klar auf der Hand. An einer gesetzlich geregelten Quote zugunsten<br />
von Frauen in Führungspositionen führt, aus meiner Sicht, kein Weg mehr vorbei. Da<br />
die Selbstverpflichtung der Wirtschaft bislang leider noch keinerlei nennenswerte Fortschritte<br />
erzielt hat. Lediglich die Unternehmen, die ohnehin bereits ihren Fokus auf gemischten Führungsteams<br />
hatten, haben diese weiter ausgebaut.<br />
<strong>Bühne</strong>: Was machen Chefinnen bei ihrer Führungsarbeit anders, ja vielleicht sogar besser als<br />
ihre männlichen Kollegen?<br />
Proksch: Was machen Frauen besser <strong>und</strong> Männer schlechter oder umgekehrt? Solche Fragestellungen<br />
können die Diskussion um mehr weibliche Führungskräfte in die falsche Richtung<br />
lenken <strong>und</strong> macht sie zu einem Reizthema. Frauen sind nicht gr<strong>und</strong>sätzlich die einfühlsameren<br />
Chefs <strong>und</strong> Männer die Machtmenschen. Vieles hängt mit der individuellen Persönlichkeitsstruktur<br />
<strong>und</strong> den jeweiligen Erfahrungen zusammen. Ich habe Frauen in vielen Fällen als pragmatischer<br />
<strong>und</strong> kommunikativer erlebt. <strong>Die</strong> höchste Führungskompetenz kann meines Erachtens<br />
nicht nur bei einem Geschlecht gesucht werden. <strong>Die</strong> große Stärke liegt im Zusammenspiel von<br />
weiblichen <strong>und</strong> männlichen Führungskräften.<br />
<strong>Bühne</strong>: Vielen Dank <strong>für</strong> das Gespräch. (Interview: Thomas Krammer)<br />
Ausgabe 34 | November 2012<br />
<strong>Die</strong> IHK wolle den Anteil der Frauen, die Firmen im Mittelstand führen, gerne ausbauen. <strong>Die</strong>s<br />
könne über Existenzgründungen oder die Nachfolge bestehender Firmen geschehen. Eine Quote<br />
<strong>für</strong> Frauen in Führungspositionen sieht der IHK-Chef als wenig realitätsnah an.<br />
„DER MITTELSTAND HAT KAUM HIERARCHIEN, DA BIETET SICH DAS NICHT AN.<br />
Und wer Inhaber oder Geschäftsführer eines Betriebs wird, kann niemand verordnen.“ In Konzernen<br />
sehe das anders aus. „Der politische Druck <strong>und</strong> die Tatsache, dass sie heute nicht mehr auf die<br />
vielen exzellenten Frauen verzichten können, werden in wenigen Jahren die Führungsetagen der<br />
großen Unternehmen völlig verändert haben“, ist Epp überzeugt. (Thomas Krammer)<br />
B<br />
ühne: Sie sind Inhaberin von dem Fachgeschäft Wörner <strong>für</strong> Miederwaren & Dessous<br />
in <strong>Reutlingen</strong>, wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?<br />
Brucklacher: Mittlerweile sind es insgesamt sieben Beschäftigte die mich unterstützen.<br />
<strong>Bühne</strong>: Laut einer Auswertung der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer <strong>Reutlingen</strong> liegt der Frauenanteil<br />
auf den Chefsesseln in der Region Neckar-Alb lediglich bei 27 Prozent. Warum sollte<br />
der Anteil Ihrer Meinung nach höher sein?<br />
Brucklacher: <strong>Meine</strong>r Meinung nach sind Frauen, wahrscheinlich auch bedingt durch die Mutterrolle<br />
belastbarer <strong>und</strong> können, wenn man sie nur lassen würde, mehr als ihre männlichen<br />
Kollegen leisten. Wenn dies zukünftig durch eine bessere Kinderversorgung geregelt werden<br />
würde, würde sich das ganz von selbst merkbar regulieren.<br />
<strong>Bühne</strong>: Einzelne Mitglieder der B<strong>und</strong>esregierung haben bereits über die Einführung einer Frauenquote<br />
diskutiert? Wie stehen Sie zu diesem Thema?<br />
Brucklacher: Finde ich unmöglich <strong>und</strong> lasse ich mir auch nicht vorschreiben. Wie kann man<br />
darüber diskutieren wen der private Kleingewerbetreibende oder Mittelständler einstellen muss.<br />
In meinem persönlichem Fall ließe sich das zum Beispiel gar nicht umsetzten. Welche Frau<br />
möchte beim BH-Kauf von einem Mann beraten werden? Der hat doch bereits genetisch bedingt<br />
überhaupt keine Ahnung wo es drückt <strong>und</strong> zwickt. Ansonsten bin ich der Meinung, dass<br />
Qualifizierung vor Geschlecht kommt, schließlich geht es allein um das Wachsen eines Unternehmens<br />
<strong>und</strong> nicht um Ineffektivität bedingt durch eine Quote die erfüllt werden muss.<br />
<strong>Bühne</strong>: Was machen Chefinnen bei ihrer Führungsarbeit anders, ja vielleicht sogar besser als<br />
ihre männlichen Kollegen?<br />
Brucklacher: Frauen wägen das Risiko besser ab. Wenn Gewinn erzielt wird, reinvestieren<br />
die meisten Frauen Das männliche Geschlecht investiert hierbei gerne mal in Statussymbole<br />
wie eine schickes Auto oder eine kostspielige Uhr. Laut Statistiken sind Existenzgründerinnen<br />
auch nach einigen Jahren noch im „Geschäft“ <strong>und</strong> somit beständiger <strong>und</strong> erfolgreicher.<br />
<strong>Bühne</strong>: Vielen Dank <strong>für</strong> das Gespräch. (Interview: mB)<br />
D<br />
DIE EIGENE CHEFIN<br />
Interview mit Silke Brucklacher<br />
NEUE TERMINE<br />
FÜR DAS LESE-HAUS<br />
as Lese-Haus in der Zweigstelle der Stadtbücherei auf Waldhäuser<br />
Ost geht weiter. Bis Mitte Dezember 2012 werden noch an mehrerern<br />
Montagen lustige, spannende oder fantastische Geschichten <strong>für</strong> Kinder zwischen<br />
fünf <strong>und</strong> acht Jahren vorgelesen.<br />
<strong>Die</strong> Veranstaltung dauert jeweils von 15.30 bis 16.30 Uhr, der Eintritt ist<br />
frei. Gruppen werden gebeten, sich vorher anzumelden. <strong>Die</strong> Termine sind:<br />
5. <strong>und</strong> 19. November, 3. <strong>und</strong> 17. Dezember. (mB)