Nomaden im tradition..
Nomaden im tradition..
Nomaden im tradition..
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
wegen sich die Weideabstände, welche die osttibetischen Stämme <strong>im</strong><br />
jahreszeitlichen Turnus zwischen ihren Weiden überwinden müssen.<br />
“The distances between the pasture areas of a tent community are<br />
never very great. For example, the following were the distances between<br />
the pasture areas of the community in which I lived: winter<br />
camp to first summer camp, over 20 li (über 12 km/H.S.); 58 first summer<br />
camp to second summer camp, about 20 li; second summer camp<br />
to winter camp, 40 (24 km/H.S.) to 50 li (30 km/H.S.).“ 59<br />
Die Weidenutzung mußte sich in Tibet den Wachstumszyklen der<br />
Hochgebirgsregion anpassen, der charakteristischen Vegetation, dem<br />
Rhythmus der Natur. Ihr Nahrungsangebot durfte nur nachhaltig ausgewertet<br />
werden, d.h. die grasenden Herden durften nur so lange auf<br />
den Weiden stehen, wie sie die Reproduktion der Pflanzendecke nicht<br />
gefährdeten. „Depending on the lay of their land, the size of their<br />
pastures, and the abundance of grass, the nomads may have to move<br />
their tents up to ten t<strong>im</strong>es a year.” 60 So stand das Vieh auch <strong>im</strong> Sommer<br />
selten länger als einen Monat auf einer Weide. „Die ersten Weideaufenthalte<br />
waren auf 9 bis 10 Tage begrenzt, da die noch spärliche<br />
Vegetation dem Vieh nicht über eine darüberhinausgehende Zeitspanne<br />
ausreichend Futter bot. Im Lauf des Sommers verlängerte man<br />
jedoch die Aufenthaltszeit in den Weidearealen zunehmend, bis sie <strong>im</strong><br />
Spätsommer etwa 3 bis 4 Wochen betrug.“ 61<br />
Die wirtschaftlichen Folgen dieses Turnus waren ein Überfluß an<br />
Molkereigütern <strong>im</strong> Sommer, der Zeit, in der sich das Vieh satt grasen<br />
konnte, und an Fleisch <strong>im</strong> Winter. Der Winter war in der Regel die<br />
Schlachtzeit der <strong>Nomaden</strong>, die ja grundsätzlich nur krankes und altersschwaches<br />
oder entkräftetes Vieh schlachteten, das für die Zucht bereits<br />
verloren war. 62 Im Winter mußte sich das Vieh von dem bereits<br />
abgestorbenen Gras ernähren, das deshalb auch bis zu 30% ihres Gewichtes<br />
in dieser Saison verlor und damit auch anfällig war für Krankheiten.<br />
Ganz besonders harte Winter vermochten die kranken und<br />
schwachen Tiere kaum zu überstehen. Hinzu kam auch der Verlust<br />
des Viehs an die Raubtiere, den einzigen Konkurrenten des Menschen<br />
in der Nahrungskette. Das Kleinvieh und junge Yaks wurden nicht<br />
58 Der chinesische Li beträgt ungefähr 600 m.<br />
59 H.Stübel, The Mewu Fantzu, New Haven 1958, S.14<br />
60 M.Peissel, The Last Barbarians, London 1998, p.84<br />
61 A.Smejkal, Kult und Alltag in Tibet, Hannover 1990, S.106<br />
62 M.C.Goldstein, C.M.Beall, Nomads of Western Tibet, London 1990, S.96<br />
45