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Möglichkeiten und Grenzen der Fluoreszenz ... - Zahnheilkunde.de

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P. Schleier et al.: <strong>Fluoreszenz</strong>diagnostik <strong>und</strong> photodynamische Therapie<br />

Abbildung 5 Die Abbildungen zeigen FDG-PET-Bef<strong>und</strong>e einer SCID-Maus vor<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> ALA-PDT (a) <strong>und</strong> 4 Wochen nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Therapie (b).<br />

Eine Akkumulation von PpIX nach ALA-Applikation fin<strong>de</strong>t<br />

sich auch in an<strong><strong>de</strong>r</strong>weitig pathologisch verän<strong><strong>de</strong>r</strong>tem Gewebe<br />

<strong>und</strong> ist zum Teil für falsch positive Bef<strong>und</strong>e verantwortlich.<br />

Wir fan<strong>de</strong>n falsch positive Bef<strong>und</strong>e bei Patienten<br />

mit<br />

1. schlechter M<strong>und</strong>hygiene,<br />

2. bei Patienten, die nach <strong><strong>de</strong>r</strong> ALA-Spülung die Nahrungskarenz<br />

nicht eingehalten hatten, sowie<br />

3. bei Patienten, bei <strong>de</strong>nen eine Strahlentherapie im orofazialen<br />

Bereich vorausgegangen war.<br />

Aus <strong>de</strong>n Regionen mit starker <strong>Fluoreszenz</strong> bei fehlen<strong>de</strong>m klinischen<br />

Korrelat konnte über die Untersuchungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

mikrobiologischen Abstriche ein breites Keimspektrum von<br />

bekannten Mikroorganismen (Plaque) differenziert wer<strong>de</strong>n<br />

[49]. Bei Anregung mit blauem Licht zeigten eine Reihe von<br />

Mikroorganismen eine rote <strong>Fluoreszenz</strong>, die spektroskopisch<br />

als Porphyrin-<strong>Fluoreszenz</strong> i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n konnte. Diese<br />

Ergebnisse bestätigen die Untersuchungen von Doss [8], dass<br />

sich durch ALA-Inkubation bei verschie<strong>de</strong>nen Bakterienstämmen<br />

die Bildung von unterschiedlichen Porphyrinen beobachten<br />

lässt. Auch ohne ALA-Inkubation konnte von Bakterien<br />

verursachte Porphyrin-<strong>Fluoreszenz</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> M<strong>und</strong>höhle<br />

von an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Autoren nachgewiesen wer<strong>de</strong>n [9,21]. Diese<br />

Untersuchungen unterstreichen unsere Feststellung, dass<br />

Mikroorganismen <strong><strong>de</strong>r</strong> M<strong>und</strong>flora nach ALA-Inkubation PpIX<br />

bil<strong>de</strong>n können <strong>und</strong> somit auch für falsch positive <strong>Fluoreszenz</strong>bef<strong>und</strong>e<br />

verantwortlich gemacht wer<strong>de</strong>n können [48].<br />

Zur Reduzierung <strong>de</strong>s Einflusses <strong><strong>de</strong>r</strong> Bakterienflora wur<strong>de</strong> die<br />

M<strong>und</strong>höhle <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten ca. 1 St<strong>und</strong>e vor <strong><strong>de</strong>r</strong> ALA-Applikation<br />

professionell gereinigt <strong>und</strong> <strong>de</strong>sinfiziert.<br />

Die durch diese Maßnahmen erzielte signifikante Reduktion<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> PpIX-Bakterienfluoreszenz veranlasst dazu, min<strong>de</strong>stens<br />

24 St<strong>und</strong>en vor je<strong><strong>de</strong>r</strong> fluoreszenzdiagnostischen Unter-<br />

Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 59 (2004) 5<br />

suchung die Patienten mit Chlorhexidinlösung spülen zu<br />

lassen. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Eliminierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bakterienfluoreszenz<br />

wer<strong>de</strong>n die Infiltrationszonen <strong>de</strong>s Tumors mit <strong>de</strong>n beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s<br />

stoffwechselaktiven Zellkomplexen <strong>de</strong>utlich markiert<br />

[48].<br />

Die zweite Ursache für falsch positive <strong>Fluoreszenz</strong>bef<strong>und</strong>e,<br />

die Nahrungsaufnahme im Intervall zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> ALA-<br />

Spülung <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Fluoreszenz</strong>diagnostik lässt sich durch<br />

sachliche Aufklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten <strong>und</strong> ein straffes Patientenmanagement<br />

vermei<strong>de</strong>n. Bereits eine geringe Menge<br />

Glukose kann <strong>de</strong>n Stoffwechsel in <strong>de</strong>n Zellen beeinflussen<br />

[7]. Damit ist eine verstärkte Bildung von PpIX in <strong><strong>de</strong>r</strong> normalen<br />

M<strong>und</strong>schleimhaut <strong>und</strong> auch in Mikroorganismen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

M<strong>und</strong>flora möglich.<br />

Eine dritte Ursache für eine falsch positive <strong>Fluoreszenz</strong><br />

stellt nach unseren Untersuchungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss ionisieren<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Strahlung dar. Bei therapeutisch im orofazialen System<br />

bestrahlten Patienten beobachteten wir für die gesamte<br />

im Strahlungsfeld liegen<strong>de</strong> Schleimhaut eine kräftige,<br />

gleichmäßige <strong>Fluoreszenz</strong> mit einem typischen PpIX-<strong>Fluoreszenz</strong>spektrum.<br />

Das durch die Strahlen geschädigte Gewebe<br />

hat gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung erfahren, die offensichtlich<br />

zu einer verstärkten PpIX-<strong>Fluoreszenz</strong> führen. Die<br />

erhöhte Anreicherung von PpIX könnte einerseits durch<br />

entzündliche Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s Gewebes verursacht sein.<br />

Denkbar ist zum Beispiel, dass eine Hyperpermeabilität <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Blutkapillaren <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> gesteigerte Zellstoffwechsel zu einer<br />

verstärkten Aufnahme von ALA führen. An<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits spielt<br />

sicherlich das Sikkasyndrom mit <strong><strong>de</strong>r</strong> verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ten Keimflora<br />

nach Radiatio eine Rolle. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Metho<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Fluoreszenz</strong>diagnostik aus unserer Sicht gegenwärtig<br />

nicht für eine Rezidivdiagnostik bei zuvor bestrahlten Patienten<br />

tauglich [49].<br />

Die Darstellung von submukösen Tumorausläufern ist<br />

abhängig von ihrer Tiefe <strong>und</strong> auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Wellenlänge <strong>de</strong>s Anregungslichtes<br />

[16]. Gewöhnlich wird die <strong>Fluoreszenz</strong> mit<br />

blauem Licht angeregt (Einstrahlung ins Absorptionsmaximum<br />

von PpIX).<br />

Die Eindringtiefe <strong>de</strong>s Lichtes, <strong>de</strong>finiert als die Gewebetiefe,<br />

bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die eingestrahlte Lichtintensität auf 1/e»0,368<br />

d.h. auf ca. 37% <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausgangsintensität abgefallen ist, beträgt<br />

für Licht <strong><strong>de</strong>r</strong> Wellenlänge 635 nm ca. 2–2,5 mm [40],<br />

während die Eindringtiefe <strong>de</strong>s blauen Anregungslichtes (ca.<br />

400 nm) nur noch Bruchteile von Millimetern beträgt. Die<br />

Eindringtiefe <strong>de</strong>s Lichtes dieser Wellenlängen erlaubt <strong>de</strong>mnach<br />

keine Darstellung sub<strong><strong>de</strong>r</strong>mal/-mukös gelegener Tumoren.<br />

Die zuverlässige Markierung von M<strong>und</strong>höhlentumoren<br />

durch exogene Gabe von ALA auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> spezifischen<br />

Akkumulation von PpIX im Tumorgewebe bil<strong>de</strong>t die<br />

Gr<strong>und</strong>lage zur Anwendung <strong><strong>de</strong>r</strong> photodynamischen Therapie<br />

[48]. Sie könnte sich als additive Metho<strong>de</strong> in das Therapieprotokoll<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> M<strong>und</strong>höhlenkarzinome einglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n [11].<br />

Bei topischer Applikation von ALA in die M<strong>und</strong>höhle<br />

wird eine Bildung von PpIX nur in Gewebetiefen von weniger<br />

als 1 mm gef<strong>und</strong>en [25]. Die lokale Applikation von lipophileren<br />

ALA-Estern hingegen zeigt bei 16%iger Konzentration<br />

im Basalzellkarzinom eine PpIX-Formation bis zu<br />

einer Tiefe von maximal 2 mm [33].<br />

Proportional zur Gewebetiefe nimmt die Intensität <strong>de</strong>s<br />

Lichtes ab <strong>und</strong> unterschreitet bei konstanter Applikationszeit<br />

je nach Photosensibilisator <strong>und</strong> eingestrahlter Wellenlänge<br />

in wenigen Millimetern Tiefe die Wirkdosis [28]. Deshalb<br />

wird eine wirkungsvolle photodynamische Therapie<br />

gegenwärtig hauptsächlich bei oberflächlich gelegenen Tumoren<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> äußeren Haut <strong>und</strong> Schleimhaut erfolgreich<br />

praktiziert [26,35,42,46]. Die von uns ermittelte maximale<br />

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