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Verwaltungsreform in der Lebensmittelüberwachung - Landkreistag ...

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THEMEN<br />

<strong>Verwaltungsreform</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensmittelüberwachung</strong><br />

– e<strong>in</strong> Erfolgsmodell?<br />

Die <strong>Verwaltungsreform</strong><br />

Nur noch <strong>in</strong> Baden-Württemberg waren<br />

die Lebensmittelkontrolleure getrennt<br />

von <strong>der</strong> zuständigen <strong>Lebensmittelüberwachung</strong>sbehörde<br />

im Wirtschaftskontrolldienst<br />

<strong>der</strong> Polizei organisiert.Nachdem<br />

die Entscheidung zum Wechsel<br />

dieser Organisationsstruktur getroffen<br />

war, wurden Befürchtungen geäußert,<br />

dass zukünftig die Sicherheit <strong>der</strong> Verbraucher<br />

nicht mehr gewährleistet werden<br />

könne und die Lebensmittelkontrolle<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg nun zwangsläu-<br />

6<br />

Ausbildung von Lebensmittelkontrolleuren, Zusammenarbeit zwischen Lebensmittelkontrolleuren,<br />

Verwaltung und Sachverständigen seit <strong>der</strong> <strong>Verwaltungsreform</strong> und daraus entstandene Synergien<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> neuen lebensmittelrechtlichen Vorschriften<br />

Von Dr. Gudrun Vollrath, Backnang<br />

Die zum 1.Januar 2005 <strong>in</strong> Kraft getretene <strong>Verwaltungsreform</strong> hatte das politische<br />

Ziel, e<strong>in</strong>e übersichtliche, effiziente, transparente und bürgernahe Verwaltungsstruktur<br />

zu schaffen.Sie be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e tiefgreifende Neuordnung <strong>der</strong> mittleren<br />

und unteren Verwaltungsebene.<br />

Mit diesem Stichtag g<strong>in</strong>gen auch die Aufgaben im Bereich <strong>der</strong> <strong>Lebensmittelüberwachung</strong>,<br />

die zuvor von e<strong>in</strong>em Fachdienst <strong>der</strong> Vollzugspolizei, dem Wirtschaftskontrolldienst<br />

(WKD), wahrgenommenen wurden, auf die unteren Verwaltungsbehörden<br />

<strong>der</strong> Landratsämter bzw.Stadtkreise über.Die Aufgabenübertragung <strong>der</strong><br />

<strong>Lebensmittelüberwachung</strong> auf die Stadt- und Landkreise kann als konsequente<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>behördene<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung im Jahre 1995 gewertet werden, da<br />

bereits <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die staatlichen Veter<strong>in</strong>ärämter <strong>in</strong> die Landratsämter<br />

und Bürgermeisterämter <strong>der</strong> Stadtkreise e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t wurden und die<br />

Zuständigkeit für die <strong>Lebensmittelüberwachung</strong> von allen unteren Verwaltungsbehörden<br />

auf Kreisebene angehoben wurde.In <strong>der</strong> Folge entstanden erstmals<br />

Veter<strong>in</strong>är- und <strong>Lebensmittelüberwachung</strong>sämter, <strong>in</strong> denen die sachverständigen<br />

Tierärzte zusammen mit den Verwaltungsbeamten die <strong>Lebensmittelüberwachung</strong><br />

gebündelt vollzogen.<br />

fig „zusammenbricht“.Diese politisch<br />

bzw.standespolitisch motivierten Äußerungen<br />

überg<strong>in</strong>gen die Tatsache, dass die<br />

Überwachung <strong>der</strong> Lebensmittelbetriebe<br />

und die Probenahme vor und nach <strong>der</strong><br />

<strong>Verwaltungsreform</strong> <strong>in</strong> Händen <strong>der</strong>selben<br />

Lebensmittelkontrolleure lag.<br />

Die Polizeibeamten des WKD wurden an<br />

die unteren Verwaltungsbehörden abgeordnet<br />

und haben mit ihrer Erfahrung<br />

geholfen, die neuen E<strong>in</strong>heiten zu vervollständigen.Die<br />

Dauer <strong>der</strong> Abordnung ist<br />

auf maximal 5 Jahre angelegt und noch<br />

nicht abgeschlossen.Momentan bilden<br />

die Stadt- und Landkreise Lebensmittelkontrolleure<br />

aus, die die Polizeibeamten<br />

nach erfolgreicher Prüfung ablösen.Die<br />

Ausbildung dauert zwei Jahre je Durchgang<br />

und wird <strong>in</strong> drei Blöcken vollzogen.<br />

Wünschenswert wäre die freiwillige Verlängerung<br />

<strong>der</strong> Abordnungszeiten <strong>der</strong> Polizeibeamten<br />

auf <strong>in</strong>sgesamt 6 Jahre,<br />

da nur so dem bestehenden Personalbedarf<br />

– <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildungsphase<br />

<strong>der</strong> neuen Lebensmittelkontrolleure<br />

– Rechnung getragen werden kann.<br />

Die Strukturän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Lebensmittelüberwachung</strong><br />

<strong>in</strong> Baden Württemberg<br />

werden <strong>in</strong> den folgenden Schaubil<strong>der</strong>n<br />

deutlich: (s.nächste Seite)<br />

Ausbildung von<br />

Lebensmittelkontrolleuren<br />

Die E<strong>in</strong>stellungsvoraussetzungen und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Qualifikation <strong>der</strong><br />

auszubildenden Lebensmittelkontrolleure<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildungs- und Prüfungsordnung<br />

für Lebensmittelkontrolleure<br />

Baden-Württemberg vom 4.April<br />

2005 1 geregelt.E<strong>in</strong>stellungsvoraussetzung<br />

zur Ausbildung als Lebensmittelkontrolleur<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> amtlichen <strong>Lebensmittelüberwachung</strong><br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />

Berufsausbildung als Meister, e<strong>in</strong>e<br />

Berufsausbildung mit e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Meisterprüfung<br />

gleichwertigen Qualifikation


Schwerpunkt <strong>Lebensmittelüberwachung</strong> und Veter<strong>in</strong>ärverwaltung<br />

o<strong>der</strong> Techniker mit staatlicher Abschlussprüfung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beruf, <strong>der</strong> Kenntnisse<br />

und Fertigkeiten auf dem Gebiet des Verkehrs<br />

mit Lebensmitteln vermittelt hat.<br />

Außerdem muss e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>destens zweijährige<br />

praktische Tätigkeit auf diesem<br />

Gebiet nachgewiesen werden.Damit<br />

br<strong>in</strong>gen die Auszubildenden bereits e<strong>in</strong><br />

hohes Maß an Sachkunde auf, das <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Ausbildung noch vertieft und durch e<strong>in</strong>e<br />

gründliche verwaltungsrechtliche Ausbildung<br />

ergänzt wird.<br />

Die theoretische Ausbildung <strong>der</strong> Lebensmittelkontrolleure<br />

erfolgt <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Akademie <strong>der</strong> Polizei <strong>in</strong> Freiburg.Der<br />

erste Ausbildungslehrgang konnte im<br />

Herbst 2006 abgeschlossen werden.Vermutlich<br />

wird die Akademie <strong>der</strong> Polizei<br />

nach dem Abschluss von drei bereits zugesagten<br />

Lehrgängen nicht mehr zur<br />

Verfügung stehen.E<strong>in</strong>e Entscheidung<br />

über e<strong>in</strong>e Nachfolgee<strong>in</strong>richtung ist bisher<br />

noch nicht getroffen worden.Im Bereich<br />

Verbraucherschutz und Veter<strong>in</strong>ärwesen<br />

besteht <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> hoher Ausund<br />

Fortbildungsbedarf.Es wäre wünschenswert,<br />

wenn e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung im<br />

Land geschaffen werden könnte, die alle<br />

Bereiche (Ausbildung <strong>der</strong> Lebensmittelkontrolleure,<br />

Ausbildung von amtlichen<br />

Fachassistenten, Vorbereitungslehrgang<br />

und Prüfung für den Tierärztlichen<br />

Staatsdienst und regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen<br />

<strong>der</strong> genannten<br />

Berufsgruppen) abdecken könnten.<br />

Neues Lebensmittelrecht<br />

Nahezu gleichzeitig mit dem Inkrafttreten<br />

des Verwaltungsstrukturreformgesetzes<br />

hat sich das Lebensmittelrecht<br />

grundlegend geän<strong>der</strong>t.In Folge dieser<br />

Än<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d vielfältige neue Aufgaben<br />

auf die <strong>Lebensmittelüberwachung</strong>sbehörden<br />

h<strong>in</strong>zugekommen.<br />

Mit <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> Verordnung<br />

(EG) 178/2002 2 zum Lebensmittel- und<br />

Futtermittelrecht im Januar 2002 wurde<br />

<strong>der</strong> gesundheitliche Verbraucherschutz<br />

<strong>in</strong> Europa auf e<strong>in</strong>e neue Basis gestellt.<br />

Diese Verordnung ist <strong>in</strong> wesentlichen Teilen<br />

am 1.Januar 2005 zeitgleich mit <strong>der</strong><br />

<strong>Verwaltungsreform</strong> <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

<strong>in</strong> Kraft getreten.In <strong>der</strong> Folge<br />

wurden im April 2004 drei weitere<br />

geme<strong>in</strong>schaftliche Hygienevorschriften<br />

(„Hygienepaket“) 3 erlassen, die komplexe<br />

Hygienevorschriften be<strong>in</strong>halten<br />

und zum 1.Januar 2006 <strong>in</strong> Kraft getreten<br />

s<strong>in</strong>d.Die Neuordnung des geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Lebensmittelrechtes hat zur Folge,<br />

dass das nationale Lebensmittelrecht<br />

nach und nach <strong>in</strong> weiten Teilen vom EU-<br />

Recht überlagert wurde und wird.In <strong>der</strong><br />

Folge <strong>der</strong> Neuordnung des EU-Hygienerechtes<br />

wurden und werden neue nationale<br />

rechtliche Bestimmungen erfor<strong>der</strong>lich.So<br />

wurde das Gesetz zur Neuordnung<br />

des Lebensmittel- und Futtermittelrechts<br />

4 im September 2005 und die<br />

Durchführungsverordnung zum geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Lebensmittelhygienerecht 5<br />

im August 2007 erlassen.<br />

Neben den oben genannten rechtlichen<br />

Vorgaben hat die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verordnung (EG) 882/<br />

2004 6 die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die<br />

Durchführung amtlicher Kontrollen weiter<br />

konkretisiert.Weiterh<strong>in</strong> ist an dieser<br />

Stelle auch die Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltungsvorschrift<br />

über Grundsätze zur Durch-<br />

7


Landkreisnachrichten 47. Jahrgang<br />

führung <strong>der</strong> amtlichen Überwachung<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung lebensmittelrechtlicher,<br />

we<strong>in</strong>rechtlicher- und tabakrechtlicher<br />

Vorschriften (AVV RÜb) 7 zu nennen, die<br />

zum 31.Dezember 2004 <strong>in</strong> Kraft getreten<br />

ist und Vorgaben für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Durchführung <strong>der</strong> lebensmittelrechtlichen<br />

und we<strong>in</strong>rechtlichen Vorschriften<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Überwachung enthält.Ziel war es,<br />

die Verantwortung <strong>der</strong> Lebensmittelunternehmer<br />

zu stärken und die Tätigkeit<br />

<strong>der</strong> Überwachung auf e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlich<br />

hohes Niveau anzuheben.<br />

Viele <strong>der</strong> neuen und zusätzlichen Aufgaben<br />

obliegen primär den Amtstierärzten<br />

im Rahmen ihrer Tätigkeit als wissenschaftlich<br />

ausgebildete Sachverständige.<br />

Jedoch werden diese dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen<br />

Umsetzung vor Ort durch die Lebensmittelkontrolleure<br />

unterstützt.An<br />

neuen Aufgaben s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zu<br />

nennen: Neuzulassungen von Lebensmittelbetrieben<br />

gemäß den Verordnungen<br />

(EG) 853/2004 3 , 854/2004 3 und<br />

882/2004.Die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Qualitätsmanagementsystems<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Veter<strong>in</strong>ärverwaltung<br />

gemäß Verordnung (EG)<br />

882/2004 und <strong>der</strong> AVV RÜb.Die risikoorientierte<br />

Festlegung <strong>der</strong> Kontrollfrequenz<br />

durch e<strong>in</strong>e systematische Risikobeurteilung<br />

aller Lebensmittelbetriebe und E<strong>in</strong>stufung<br />

<strong>in</strong> Risikokategorien, sowie die risikoorientierte<br />

Probenahme gemäß <strong>der</strong><br />

AVV RÜb bzw.<strong>der</strong> Verordnung (EG) 882/<br />

2004.Zusätzlich sollen die Kontrollen die<br />

Rückverfolgbarkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensmittelkette<br />

gemäß Verordnung (EG) 178/2004<br />

sicherstellen.<br />

Nicht zuletzt soll hier schließlich auch Artikel<br />

8 <strong>der</strong> Verordnung (EG) 882/2004 angesprochen<br />

werden.Hier werden Kontroll-<br />

und Verifizierungsverfahren <strong>der</strong><br />

amtlichen Überwachung gefor<strong>der</strong>t.<br />

Diese For<strong>der</strong>ung hat e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Mehraufwand an Dokumentation <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

amtlichen Überwachung zur Folge.<br />

In naher Zukunft wird auch das Verbraucher<strong>in</strong>formationsgesetz<br />

zu e<strong>in</strong>em noch<br />

nicht absehbaren, aber sicher erhöhtem<br />

Aufwand für die <strong>Lebensmittelüberwachung</strong>sbehörden<br />

führen.<br />

8<br />

Situation im Rems-Murr-Kreis<br />

Die im Zuge <strong>der</strong> Verwaltungsstrukturreform<br />

2005 geschaffene weitgehende<br />

„E<strong>in</strong>häusigkeit“ <strong>der</strong> Kreisverwaltung<br />

brachte durch Zusammenführung von<br />

Recht, Planung und Vollzug positive Effekte<br />

auf Seiten <strong>der</strong> Landratsämter.<br />

Im Rems-Murr-Kreis s<strong>in</strong>d die Polizeibeamten<br />

des Wirtschaftskontrolldienstes<br />

bereits im Dezember 2004 räumlich<br />

<strong>in</strong> den Geschäftsbereich Verbraucherschutz<br />

und tierärztlicher Dienst e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t<br />

und <strong>in</strong>tegriert worden.Dabei<br />

wurde von vornehere<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>e zufriedenstellende<br />

Ausstattung <strong>der</strong> Kontrolleure<br />

geachtet,um die Arbeit dieser Fachkräfte<br />

optimal e<strong>in</strong>setzen zu können.Von<br />

Anfang an wurde e<strong>in</strong>e ausreichende Anzahl<br />

von Dienstfahrzeugen ebenso wie<br />

e<strong>in</strong>e zeitgemäße Ausstattung mit PCs<br />

sichergestellt.<br />

Von ursprünglich 8 Polizeibeamten beim<br />

Übergang im Jahre 2005 s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit<br />

noch 4 als Lebensmittelkontrolleure im<br />

Landratsamt Rems-Murr-Kreis tätig.Daneben<br />

s<strong>in</strong>d bereits 4 neu ausgebildete<br />

Lebensmittelkontrolleure im E<strong>in</strong>satz.<br />

3 weitere Kontrolleure bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />

Ausbildung und werden diese im Herbst<br />

2008 beenden.Bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong><br />

Auszubildenden wurde unter an<strong>der</strong>em<br />

darauf geachtet, dass möglichst viele<br />

unterschiedliche Berufsgruppen ausgewählt<br />

wurden.E<strong>in</strong>gestellt wurden<br />

2 Metzgermeister, e<strong>in</strong> Lebensmitteltechnologe,<br />

e<strong>in</strong> Lebensmitteltechniker, e<strong>in</strong><br />

Bäckermeister, e<strong>in</strong>e Konditorenmeister<strong>in</strong><br />

und e<strong>in</strong>e Küchenmeister<strong>in</strong> und Lebensmitteltechniker<strong>in</strong>.<br />

Sicherlich kann man sagen, dass durch<br />

den Weggang <strong>der</strong> Polizeibeamten, die<br />

zum Teil seit 18 Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensmittelüberwachung</strong><br />

im Rems-Murr-Kreis<br />

tätig waren, e<strong>in</strong> Erfahrungsschatz verloren<br />

geht, <strong>der</strong> nicht so schnell ersetzt<br />

werden kann.Während die neu e<strong>in</strong>gestellten<br />

bzw.ausgebildeten Lebensmittelkontrolleure<br />

alle aus dem Lebensmittelsektor<br />

entstammen und auf e<strong>in</strong><br />

fundiertes Fachwissen aus ihrer vorheri-<br />

gen beruflichen Ausbildung zurückgreifen<br />

können, muss, im Gegensatz zu<br />

den Polizeibeamten, im Verwaltungsvollzug<br />

ergänzende Erfahrung aufgebaut<br />

werden.<br />

Das neue geme<strong>in</strong>schaftliche Lebensmittelrecht<br />

hat Hygieneanfor<strong>der</strong>ungen erheblich<br />

flexibilisiert, <strong>in</strong> vielen Fällen werden<br />

lediglich Ziele statt konkreter<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen festgelegt.Es muss also<br />

vermehrt im E<strong>in</strong>zelfall entschieden werden,<br />

ob mit <strong>der</strong> vorgefundenen Ausstattung<br />

e<strong>in</strong>es Lebensmittelbetriebs sichere<br />

Lebensmittel hergestellt werden können.Zukünftig<br />

wird daher <strong>in</strong> <strong>der</strong> amtlichen<br />

<strong>Lebensmittelüberwachung</strong> e<strong>in</strong><br />

fundiertes <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e praktisch erworbenes<br />

Fachwissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensmittelproduktion<br />

von großem Vorteil se<strong>in</strong>.<br />

Hier haben die neuen Lebensmittelkontrolleure<br />

klare Vorteile gegenüber den<br />

Polizeibeamten.<br />

Durch die Zusammenführung von Überwachungstätigkeit<br />

und Verwaltungsvollzug<br />

im Zuge <strong>der</strong> <strong>Verwaltungsreform</strong><br />

wurden schlagkräftige E<strong>in</strong>heiten gebildet,<br />

<strong>in</strong> denen die Lebensmittelkontrolleure<br />

und auch die tierärztlichen Sachverständigen<br />

Kontrollaufgaben wahrnehmen<br />

und die erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen<br />

durch Verwaltungsfachleute<br />

des Landratsamtes schnell, effektiv und<br />

ohne h<strong>in</strong><strong>der</strong>liche Schnittstellen umgesetzt<br />

werden.Dadurch gel<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e effektivere<br />

und vor allem schnellere<br />

Gefahrenabwehr als <strong>in</strong> getrennten E<strong>in</strong>heiten,<br />

wie es vor <strong>der</strong> <strong>Verwaltungsreform</strong><br />

<strong>der</strong> Fall war.Zusätzlich können<br />

die Lebensmittelkontrolleure und die<br />

tierärztlichen Sachverständigen entlastet<br />

werden und können sich stärker<br />

auf die Lebensmittelkontrollen konzentrieren.<br />

Im Rems-Murr-Kreis konnten trotz <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Anpassung an das umfangreich<br />

geän<strong>der</strong>te Lebensmittelrecht und<br />

<strong>der</strong> zusätzlichen Belastung durch die<br />

Ausbildung <strong>der</strong> Lebensmittelkontrolleure<br />

die Kontrollzahlen gesteigert werden.Die<br />

Quote <strong>der</strong> kontrollierten Betriebe<br />

ist aber nicht im gleichen Maße


Schwerpunkt <strong>Lebensmittelüberwachung</strong> und Veter<strong>in</strong>ärverwaltung<br />

gestiegen, son<strong>der</strong>n im Jahr 2007 sogar<br />

leicht gefallen, da im gleichen Zeitraum<br />

die Zahl <strong>der</strong> zu überwachenden Betriebe<br />

angestiegen ist.Dies wird durch das folgende<br />

Schaubild verdeutlicht: (s.o.)<br />

Direkt zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Verwaltungsreform</strong><br />

wurde die Notwendigkeit <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven<br />

Zusammenarbeit aller <strong>in</strong> den unteren Verwaltungsbehörden<br />

bef<strong>in</strong>dlichen Dienstbereiche<br />

erkannt.So konnte frühzeitig<br />

damit begonnen werden, Berührungspunkte<br />

zwischen den beteiligten Bereichen<br />

<strong>in</strong> den unteren Verwaltungsbehörden<br />

zu analysieren, überlappende<br />

Aufgaben zu identifizieren und neu zu<br />

organisieren.Die Prozesse konnten effektiver<br />

gestaltet werden.<br />

Für die Polizeibeamten konnten mit Beg<strong>in</strong>n<br />

ihrer Abordnung an die unteren VerwaltungsbehördenÜberwachungstätigkeiten<br />

wegfallen, die nicht im engeren<br />

S<strong>in</strong>ne zur <strong>Lebensmittelüberwachung</strong> zu<br />

zählen s<strong>in</strong>d.Sie s<strong>in</strong>d – abgesehen von<br />

Dienstsport und Schießübungen sowie<br />

Personalversammlungen – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong><br />

Abordnung nicht mit polizeilichen Aufgaben<br />

betraut.Ihr Aufgabenbereich beschränkt<br />

sich alle<strong>in</strong>e auf die <strong>Lebensmittelüberwachung</strong>.Bereiche<br />

wie zum<br />

Beispiel Umwelt o<strong>der</strong> Gewerbe wurden<br />

auf an<strong>der</strong>e Dienststellen übertragen.Im<br />

Rems-Murr-Kreis wurden diese Aufgaben<br />

– <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> wirtschaftliche<br />

Verbraucherschutz und das Umwelt-<br />

recht – von <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Umwelt<br />

und Gewerbe (AUG) übernommen.Diese<br />

ist Teil <strong>der</strong> Schutzpolizei.An<strong>der</strong>e Aufgaben,<br />

die sich zum Beispiel aus dem Handelsklassengesetz<br />

und dem Pflanzenschutzgesetz<br />

ergeben, s<strong>in</strong>d nun <strong>in</strong> den<br />

Regierungspräsidien bzw.an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

<strong>der</strong> unteren Verwaltungsbehörden<br />

angesiedelt.Aufgaben aus dem Gaststättenrecht,<br />

<strong>der</strong> Gewerbeordnung und<br />

<strong>der</strong> Preisangabenverordnung s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />

auf an<strong>der</strong>e Bereiche <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

unteren Verwaltungsbehörden übergegangen.<br />

Die Ziele <strong>der</strong> Reform, wie effizientere<br />

Aufgabenerledigung, Bürgernähe, Transparenz<br />

und Verfahrensbeschleunigung<br />

wurden weitestgehend erreicht.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist die Personalausstattung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Lebensmittelüberwachung</strong> des Landes<br />

Baden-Württemberg trotz <strong>der</strong> erheblichen<br />

Effizienzsteigerung nicht ausreichend,<br />

um die steigende Zahl <strong>der</strong><br />

Pflichtaufgaben <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lebensmittelüberwachung</strong> dauerhaft<br />

zu erfüllen.An<strong>der</strong>e Bundeslän<strong>der</strong><br />

haben bereits reagiert und haben die<br />

Zahl <strong>der</strong> Kontrolleure erhöht.Dort werden<br />

durchschnittlich mehr als 50 % 8 <strong>der</strong><br />

Betriebe pro Jahr überprüft, während die<br />

durchschnittliche Quote <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

noch deutlich unter 30 % liegt.<br />

Zudem wurden die Stellen für Lebensmittelkontrolleure<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Ver-<br />

waltungsreform nach e<strong>in</strong>em unsachgemäßen,<br />

weil E<strong>in</strong>wohner- und nicht betriebsbezogenen<br />

Schlüssel, verteilt.So<br />

können manche Behörden bereits über<br />

50 % <strong>der</strong> Betriebe kontrollieren, weil pro<br />

Kontrolleur wesentlich weniger Betriebe<br />

zu Buche schlagen.<br />

Der Verbraucher soll effektiv geschützt<br />

werden, <strong>in</strong>dem die Kontrolle vom Erzeuger<br />

zum Verbraucher – from farm to<br />

fork – durch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches und transparentes<br />

sowie qualitätsgesichertes<br />

System sichergestellt wird.Dabei werden<br />

die Aspekte <strong>der</strong> Lebensmittelsicherheit<br />

um die <strong>der</strong> Tiergesundheit und des<br />

Tierschutzes ergänzt.E<strong>in</strong>e Zusammenführung<br />

<strong>der</strong> Lebensmittelkontrolleure<br />

und <strong>der</strong> Veter<strong>in</strong>ärämter war <strong>der</strong> richtige<br />

und zukunftsweisende Weg.Unter dem<br />

Dach <strong>der</strong> Landratsämter wurden zudem<br />

effektive Verwaltungsstrukturen geschaffen,<br />

die e<strong>in</strong>e erhebliche Rationalisierung<br />

brachten.<br />

Dennoch ist die Ausstattung <strong>der</strong> Behörden<br />

mit Kontrollpersonal nicht auskömmlich,<br />

um den gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Verbraucher, des geme<strong>in</strong>samen<br />

Marktes sowie <strong>der</strong> Globalisierung gerecht<br />

werden zu können.Auch die Polizei<br />

hätte erheblich mehr Personal benötigt,<br />

um hier bestehen zu können.<br />

Zitierte Rechtsvorschriften und Quellenangaben:<br />

1<br />

Verordnung des M<strong>in</strong>isteriums für Ernährung und<br />

Ländlichen Raum über die Ausbildung und Prüfung<br />

von Lebensmittelkontrolleuren (Ausbildungs-<br />

und Prüfungsordnung für Lebensmittelkontrolleure<br />

– APrOLmKon) vom 4.April 2005<br />

(GBl.S.301)<br />

2<br />

Verordnung (EG) Nr.178/2002 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 28.Januar 2002<br />

zur Festlegung <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Grundsätze und<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung<br />

<strong>der</strong> Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />

und zur Festlegung von Verfahren<br />

zur Lebensmittelsicherheit (ABl.L 31, S.1)<br />

3<br />

Der Begriff „Hygienepaket“ umfasst folgende<br />

Rechtsvorschriften:<br />

Verordnung (EG) Nr.852/2004 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 29.April 2004<br />

über Lebensmittelhygiene (ABl.L 139, S.1, L 226, S.3)<br />

Verordnung (EG) Nr.853/2004 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 29.April 2004 mit<br />

spezifischen Hygienevorschriften für Lebensmit-<br />

9


Landkreisnachrichten 47. Jahrgang<br />

tel tierischen Ursprungs (ABl.L 139, S.1, L 226,<br />

S.22)<br />

Verordnung (EG) Nr.854/2004 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 29.April 2004 mit<br />

beson<strong>der</strong>en Verfahrensvorschriften für die amtliche<br />

Überwachung von zum menschlichen Verzehr<br />

bestimmten Erzeugnissen tierischen Ursprungs<br />

(ABl.L 139, S.206, L 226, S.83)<br />

4<br />

Gesetz zur Neuordnung des Lebensmittel- und<br />

des Futtermittelrechts vom 1.September 2005<br />

(BGBl.I S.2618)<br />

5<br />

Verordnung zur Durchführung von Vorschriften<br />

des geme<strong>in</strong>schaftlichen Lebensmittelhygienerechts<br />

vom 8.August 2007 (BGBl.I S.1816)<br />

10<br />

6<br />

Verordnung (EG) Nr.882/2004 des Europäischen<br />

Parlaments und des Rates vom 29.April 2004 über<br />

amtliche Kontrollen zur Überprüfung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung<br />

des Lebensmittel- und Futtermittelrechts<br />

sowie <strong>der</strong> Bestimmungen über Tiergesundheit<br />

und Tierschutz (ABl.L 165, S.35, ABl.L 191, S.1)<br />

7<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltungsvorschrift über Grundsätze<br />

zur Durchführung <strong>der</strong> amtlichen Überwachung<br />

<strong>der</strong> amtlichen E<strong>in</strong>haltung lebensmittelrechtlicher,<br />

we<strong>in</strong>rechtlicher und tabakrechtlicher<br />

Vorschriften (GMBI.Nr.58 S.1169, GMBI.Nr.17<br />

S.351)<br />

8<br />

Jahresbericht 2006 zur amtlichen <strong>Lebensmittelüberwachung</strong><br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik Deutsch-<br />

land (gemäß Artikel 14 Abs.(2) <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ie des<br />

Rates 89/397/EWG); Bundesamt für Verbraucherschutz<br />

und Lebensmittelsicherheit (BVL)<br />

Frau Dr.Gudrun Vollrath ist stellvertretende<br />

Geschäftsbereichsleiter<strong>in</strong> Verbraucherschutz<br />

und tierärztlicher Dienst<br />

im Landratsamt Rems-Murr-Kreis, Waibl<strong>in</strong>gen<br />

.

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