Die Verwaltungsreform in Baden-Württemberg – ein ...
Die Verwaltungsreform in Baden-Württemberg – ein ...
Die Verwaltungsreform in Baden-Württemberg – ein ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mit über e<strong>in</strong>er Mio E<strong>in</strong>wohner umfasst<br />
und wäre damit viermal so groß wie e<strong>in</strong><br />
Bundestagswahlkreis und rund achtmal<br />
so groß wie e<strong>in</strong> Landtagswahlkreis.<br />
E<strong>in</strong> Regionalkreis Stuttgart würde beispielsweise<br />
179 Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />
und über 2,6 Mio E<strong>in</strong>wohner umfassen.<br />
Damit wäre dieser Kreis mehr als doppelt<br />
so groß wie das Saarland und würde<br />
nach der Anzahl der E<strong>in</strong>wohner der Größe<br />
Thür<strong>in</strong>gens, Brandenburgs oder Sachsen-Anhalts<br />
entsprechen.<br />
Mit der <strong>Verwaltungsreform</strong> wurde auch<br />
e<strong>in</strong>e lang erhobene Forderung des Landkreistags<br />
erfüllt. Der Landkreistag begrüßt<br />
es deshalb außerordentlich, dass<br />
se<strong>in</strong>e Vorstellungen zu e<strong>in</strong>er <strong>Verwaltungsreform</strong><br />
aufgegriffen wurden und<br />
ist nach gut e<strong>in</strong>em Jahr seit Inkrafttreten<br />
überzeugt, dass die Reform auf der unteren<br />
Ebene bereits heute zu e<strong>in</strong>em effizienteren<br />
Verwaltungshandeln und zu<br />
mehr Bürgernähe geführt hat. Auch das<br />
Ziel e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>sparung von 20 % <strong>in</strong> sieben<br />
Jahren wird erreicht werden. In diesem<br />
Zusammenhang ist die hervorragende<br />
Arbeit der Geschäftsstelle des Landkreistags<br />
im Vorfeld der Reform nochmals<br />
deutlich hervorzuheben. Durch die kompetente<br />
Vorbereitung zahlreicher Gremienentscheidungen<br />
hat sie wesentlich<br />
dazu beigetragen, dass die Reform rasch<br />
umgesetzt werden konnte und dass<br />
wichtige Belange der Landkreise E<strong>in</strong>gang<br />
<strong>in</strong> das Gesetzgebungsverfahren gefunden<br />
haben.<br />
Umsetzung der Reform<br />
<strong>Die</strong> Umsetzung der Reform bei den<br />
Stadt- und Landkreisen basiert auf drei<br />
Grundideen: Auflösung der Sonderbehörden,<br />
Übertragung der Aufgaben auf<br />
die unteren Verwaltungsbehörden und<br />
Übergang des Personals (Abordnung<br />
beim höheren <strong>Die</strong>nst, im übrigen Kommunalisierung).<br />
Landesweit waren davon<br />
450 Behörden und rund 20 000<br />
Beschäftigte betroffen. <strong>Die</strong> früher staatlichen<br />
Schulämter, Ämter für Flurneuordnung<br />
und Landentwicklung, Forstämter,<br />
Versorgungsämter, Gewässerdirektionen,<br />
Gewerbeaufsichtsämter, Straßenbauämter,<br />
Vermessungsämter, Ämter<br />
für Landwirtschaft, Landschafts- und Bodenkultur<br />
und die Lebensmittelüberwachung<br />
s<strong>in</strong>d heute Bestandteil der Kreisverwaltungen.<br />
<strong>Die</strong> Übernahme der Beschäftigten durch<br />
die Stadt- und Landkreise erfolgte zum<br />
1. Januar 2005. <strong>Die</strong> Vorgaben des VRG<br />
nach e<strong>in</strong>er sozialverträglichen Umsetzung<br />
wurden beachtet. Sowohl bei der<br />
aufnehmenden als auch bei der abgebenden<br />
<strong>Die</strong>nststelle wirkten die Personal-,<br />
die Schwerbeh<strong>in</strong>derten- und die<br />
Frauenvertretung mit. Bis zur nächsten<br />
regelmäßigen Personalratswahl traten<br />
Übergangspersonalräte, gebildet aus<br />
Beschäftigten der früheren Sonderbehörden,<br />
neben die bereits vorhandenen<br />
Personalräte.<br />
Erfolge der Reform<br />
Heute kann festgestellt werden, dass<br />
die <strong>Verwaltungsreform</strong> nicht nur <strong>in</strong> ihrer<br />
organisatorisch-formalen Umsetzung<br />
gelungen ist, sondern dass sich die erhofften<br />
Wirkungen bereits zum großen<br />
Teil e<strong>in</strong>gestellt haben. <strong>Die</strong>s zeigt sich<br />
schon dar<strong>in</strong>, dass der 1. Januar 2005 von<br />
der Bevölkerung weitgehend unbemerkt<br />
vorüber g<strong>in</strong>g, was mit Fug und Recht als<br />
Zeichen für e<strong>in</strong>en reibungslosen Übergang<br />
gewertet werden kann.<br />
Am Beispiel des Landkreises Waldshut<br />
lässt sich dieser für das ganze Land belegen.<br />
Begleitet durch zahlreiche Aktivitäten,<br />
die das Zusammenwachsen von<br />
Landratsamt „alt“ und „neu“ fördern<br />
sollen, ist das Landratsamt auf dem Weg<br />
zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Haus e<strong>in</strong> gutes<br />
Stück vorangekommen. Dabei stand von<br />
Anfang an das Bemühen, die <strong>Verwaltungsreform</strong><br />
nicht nach dem Vorbild<br />
von 1995 als re<strong>in</strong>e „E<strong>in</strong>gliederung“ von<br />
Sonderbehörden zu betrachten. Gegen<br />
e<strong>in</strong>e solche Sichtweise sprach schon die<br />
schiere Zahl der neuen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter, die der Zahl des Personals<br />
beim Landratsamt „alt“ entsprach.<br />
Schwerpunkt <strong>Verwaltungsreform</strong><br />
Vielmehr musste es angesichts dieses<br />
Verhältnisses darum gehen, den Fokus<br />
auf das Zusammenführen und die Integration<br />
vieler Ämter mit ganz unterschiedlichen,<br />
gewachsenen Strukturen<br />
und vor allem auch Kulturen zu richten.<br />
Dass das Landratsamt als aufnehmende<br />
Behörde „gesetzt“ war, durfte nicht den<br />
Blick dafür versperren, dass die staatlichen<br />
Sonderbehörden <strong>in</strong> der großen<br />
Mehrzahl der Fälle gut geführt, ihrerseits<br />
<strong>in</strong>folge von Reformen gut aufgestellt und<br />
damit den an sie gerichteten Anforderungen<br />
gewachsen waren. Es konnte also<br />
sofort damit begonnen werden,die Möglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit unter<br />
e<strong>in</strong>em Dach konsequent zu nutzen.<br />
Regelmäßige Besprechungen mit allen<br />
Amts- und Dezernatsleitungen, jour fixes<br />
auf Dezernatsebene und themenbezogene<br />
Besprechungen über Dezernate<br />
h<strong>in</strong>weg s<strong>in</strong>d Ideenwerkstatt und Forum<br />
für kritische Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
zugleich und lassen e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />
Verständnis vom Landratsamt entstehen.<br />
Gelegenheiten zu <strong>in</strong>formellen Begegnungen,<br />
etwa bei Betriebsausflügen,<br />
<strong>in</strong> der Cafeteria oder bei feierlichen Anlässen<br />
fördern das Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl<br />
und bilden so den Boden für die erwarteten<br />
Synergieeffekte.Term<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d rasch<br />
vere<strong>in</strong>bart, der Bürger erhält auch <strong>in</strong><br />
facettenreichen Verfahren e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen<br />
Ansprechpartner, Personal kann<br />
leicht über verschiedene Ämter h<strong>in</strong>weg<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, geme<strong>in</strong>same Projekte<br />
entstehen. So arbeiten im Landkreis<br />
Waldshut „alte“ und „neue“ Ämter <strong>in</strong><br />
vielen Bereichen, etwa bei Schule und<br />
Jugendhilfe, bei Gewässerschutz und<br />
Landwirtschaft oder bei Forst und Naturschutz<br />
eng zusammen. <strong>Die</strong> Fachkompetenz<br />
der Vermessungsverwaltung <strong>in</strong><br />
Sachen Geo<strong>in</strong>formationssysteme (GIS)<br />
kommt der ganzen Verwaltung zugute.<br />
Für e<strong>in</strong> Projekt zum Thema Fettleibigkeit<br />
bei Jugendlichen kann die Kompetenz<br />
von Schul-, Jugend-, Gesundheits- und<br />
Landwirtschaftsamt rasch und unkompliziert<br />
zusammengeführt werden. Im<br />
Bereich der Wiedere<strong>in</strong>gliederung von<br />
11