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12 Vi 10 - Московская Немецкая Газета - MDZ-Moskau

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02<br />

impressum<br />

Herausgeber<br />

Olga Martens,<br />

Heinrich Martens<br />

redaktion<br />

Lena Steinmetz<br />

Redaktionsleiterin<br />

Dr. Olga Silantjewa<br />

Stellv. Chefredakteurin<br />

Tino Künzel<br />

(Titelseite, Blickpunkt, Feuilleton)<br />

Kathrin Aldenhoff (ifa-Redakteurin)<br />

(Feuilleton, Russland-Deutschland,<br />

Gesellschaft)<br />

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(Wirtschaft, Netzwelten, Freizeit)<br />

Korrektur<br />

Marina Lischtschinskaja ,<br />

Alexander Paissow<br />

Computersatz<br />

Andrej Morenko<br />

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(www.mdz-moskau.eu)<br />

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Gesellschafterin<br />

Olga Martens<br />

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Mit teln des Aus wär ti gen Am tes der<br />

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Die Redaktion übernimmt keine<br />

Haftung für den Inhalt der veröffentlichten<br />

Anzeigen.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder.<br />

Nachdruck nur mit Quellenangabe<br />

möglich.<br />

Registriert bei Roskompetschat.<br />

Registriernummer 017576<br />

Redaktionsschluss:<br />

14. Dezember 2011.<br />

Gedruckt in der Druckerei<br />

„Krasnaja Swesda“.<br />

Auflage 25 000 Expl.<br />

Номер заказа 5406<br />

<strong>Газета</strong> в розницу<br />

не распространяется.<br />

Выпуск издания осуществлен<br />

при финансовой поддержке<br />

Федерального агентства по печати<br />

и массовым коммуникациям.<br />

<strong>Moskau</strong>er Deutsche Zeitung Nr. 24 (319) Dezember 2011<br />

Fragen zu den Wahlprotesten<br />

Alle durften ihren Unmut zum Ausdruck bringen, einige aber nur heimlich<br />

3Wurde bei den Wahlen betrogen<br />

und wenn ja – in welchem Ausmaß?<br />

Der Stimmenanteil für „Einiges<br />

Russland“ liegt am unteren Ende<br />

der Prognosen von Wahlforschern,<br />

darunter auch vom renommierten<br />

unabhängigen Lewada-Zentrum.<br />

<strong>Vi</strong>ele Kommentatoren sprechen<br />

deshalb von der fairsten aller<br />

unfairen Wahlen in Russland.<br />

Kritiker behaupten jedoch, der<br />

Kreml habe lediglich ein noch<br />

weitaus schlechteres Ergebnis<br />

soweit geschönt, wie es öffentlich<br />

einigermaßen vertretbar gewesen<br />

sei. Als Beweis für diese These<br />

dokumentieren sie vor allem im<br />

internet zahlreiche Manipulationen<br />

und Manipulationsversuche,<br />

die sich durch ihre Schamlosigkeit<br />

auszeichnen. Obwohl den<br />

Verantwortlichen klar gewesen<br />

sein muss, dass der Schwindel<br />

auffliegt, meinten sie offenbar,<br />

nichts befürchten zu müssen. So<br />

wurden in <strong>Moskau</strong> gleich mehrere<br />

Protokolle von Wahllokalen nach<br />

der Auszählung und der Ausgabe<br />

von Kopien an die Wahlbeobachter<br />

über Nacht zu Gunsten<br />

von „Einiges Russland“ korrigiert.<br />

Bezeichnend auch, dass in den<br />

acht Stadtbezirken, in denen fälschungssichere<br />

elektronische<br />

Urnen zum Einsatz kamen, die<br />

Regierungspartei nur zwischen<br />

25,7 und 41,2 Prozent der Stimmen<br />

erreichte, während offiziell<br />

für <strong>Moskau</strong> 46,6 Prozent vermeldet<br />

wurden. Dmitrij Peskow, Sprecher<br />

von Wladimir Putin, redet die Zahl<br />

der „angeblichen Verstöße“ klein.<br />

Sie beträfen höchstens 0,5 Prozent<br />

aller Stimmen, sagte er, und<br />

hätten damit keinen Einfluss auf<br />

das Gesamtergebnis, selbst wenn<br />

sich die Vorwürfe bewahrheiten<br />

sollten. Ex-Finanzminister Alexej<br />

Kudrin glaubt dagegen, dass eine<br />

Neuauszählung in „wahrscheinlich<br />

Hunderten von Wahllokalen“<br />

geboten sei. im Radiosender „Echo<br />

Moskwy“ forderte er zudem Wahlleiter<br />

Wladimir Tschurow zum<br />

Rücktritt auf.<br />

Wie viele menschen nahmen an der<br />

Massendemo am <strong>10</strong>. Dezember in<br />

moskau teil?<br />

Da darauf noch oft Bezug genommen<br />

werden wird, möchte man es<br />

gern genau wissen. Die Angaben<br />

reichen jedoch von 25 000 (Polizei)<br />

bis <strong>10</strong>0 000 (Veranstalter). Eine<br />

derart große Differenz erklärt sich<br />

offenbar aus der interessenlage<br />

beider Seiten, die davon ausgegangen<br />

zu sein scheinen, dass das<br />

auch den Medien klar ist und sie<br />

die Unter- beziehungsweise Übertreibung<br />

von selbst relativieren.<br />

Die Protestaktion stellt gerade<br />

wegen ihrer Teilnehmerzahl ein<br />

Novum dar. Doch wären <strong>10</strong>0 000<br />

Menschen – das entspricht der<br />

Einwohnerzahl einer deutschen<br />

Großstadt wie Cottbus oder<br />

Koblenz – auf einer Fläche von<br />

600 mal 90 Metern unterzubringen?<br />

Wohl kaum. So groß ist aber<br />

der Bolotnaja-Platz. Wie Luftaufnahmen<br />

zeigen, war er nicht ganz<br />

zur Hälfte gefüllt. Doch weil sich<br />

die Menschen auch auf der Luschkow-Brücke<br />

und am gegenüberliegenden<br />

Ufer drängten, könnte<br />

man insgesamt 50 Prozent der<br />

54 000 Quadratmeter Fläche veranschlagen,<br />

also 27 000 Quadratmeter.<br />

Experten berechnen Menschenmengen<br />

nach dem Faktor 1<br />

bis 1,5 pro Quadratmeter. Da die<br />

Protestler speziell vor der Bühne<br />

dicht an dicht standen, ist hier der<br />

Maximalwert sinnvoll. Das ergibt<br />

summa summarum eine Teilnehmerzahl<br />

von 40 500. Wegen des<br />

Kommens und Gehens im Verlaufe<br />

mehrerer Stunden sollte jedoch<br />

von einigen Tausend Menschen<br />

mehr ausgegangen werden.<br />

Wer waren die Teilnehmer?<br />

Menschen aller Altersgruppen,<br />

die meisten vermutlich überhaupt<br />

nicht gesellschaftlich organisiert.<br />

Vertreter unterschiedlichster<br />

Bewegungen, von den Liberalen<br />

über die Kommunisten bis zu<br />

den Nationalisten. Aktivisten der<br />

Homosexuellen-Szene wollten<br />

ein Transparent für faire Wahl-<br />

Die zehn Regionen mit dem höchsten Stimmenanteil für „Einiges<br />

Russland“ (in Prozent):<br />

Tschetschenien (99,5), Mordwinien (91,6), Dagestan (91,4),<br />

inguschetien (91,0), Karatschajewo-Tscherkessien (89,8), Tuwa<br />

(85,3), Kabardino-Balkarien (85,3), Tatarstan (77,9), Jamal-Nenzen-<br />

Autonomiebezirk (71,7), Baschkortostan (70,5). Freie Willensbekundung<br />

vorausgesetzt, wird die Regierungspolitik demnach besonders<br />

in den Nationalrepubliken im Kaukasus und anderswo geschätzt.<br />

20. bis 22. August<br />

1991<br />

Politischer Protest in <strong>Moskau</strong>:<br />

Die größten Aktionen der letzten 20 Jahre<br />

Großdemonstrationen gegen die Reformgegner aus dem so genannten<br />

„Notstandskomitee“, das nach der Macht im Lande trachtet. Auf<br />

dem Platz vor dem „Weißen Haus“ – dem heutigen Regierungssitz,<br />

damals Sitz des Obersten Sowjets Russlands – kommen am 20. August<br />

1991 mehr als <strong>10</strong>0 000 Menschen zusammen.<br />

3. Oktober 1993 Das Parlament verweigert sich Präsident Boris Jelzin und mobilisiert<br />

einige Zehntausend Anhänger auf dem Oktoberplatz, die dann die<br />

Absperrung durch OMON-Sonderpolizei durchbrechen.<br />

31. März 2001 Massenveranstaltung gegen die De-facto-Verstaatlichung des bis<br />

dahin unabhängigen Fernsehsenders NTW auf dem Puschkinplatz. Die<br />

Teilnehmerzahl wird vom Staatsfernsehen mit 2 000 und von den Veranstaltern<br />

mit 20 000 beziffert.<br />

16. Dezember 2006,<br />

14. April, 11. Juni,<br />

24. November 2007<br />

„Märsche der Nichteinverstandenen“, organisiert von der außerparlamentarischen<br />

Opposition. Es handelt sich um genehmigte Kundgebungen<br />

ohne Genehmigung für Märsche. Zwischen 1 000 und 6 000<br />

Teilnehmer.<br />

22. August 20<strong>10</strong>: Konzert auf dem Puschkinplatz gegen den Autobahnbau durch den<br />

Chimki-Wald. Nach unterschiedlichen Quellen zwischen 2 000 und<br />

5 000 Teilnehmer.<br />

31. Oktober 20<strong>10</strong> Erste genehmigte Aktion der „Strategie 31“ auf dem Triumphplatz. Es<br />

kommen nach Polizeiangaben 800 Menschen, die Veranstalter sprechen<br />

von 3 000 – mehr als je davor und danach.<br />

5. Dezember 2011 Bei einer genehmigten Kundgebung nach den Dumawahlen bei der<br />

Metrostation Tschistyje Prudy fordern nach Schätzungen von Journalisten<br />

5 000 bis 7 000 Menschen freie Wahlen.<br />

6. Dezember 2011 Die Polizei löst auf dem Triumphplatz eine nicht genehmigte Veranstaltung<br />

gegen Wahlbetrug auf, an der zwischen 2 000 und 5 000<br />

Menschen teilnahmen.<br />

<strong>10</strong>. Dezember 2011 Eine Demonstration auf dem Bolotnaja-Platz richtet sich gegen Wahlbetrug.<br />

Den Aufruf unterstützen vor Ort schätzungsweise 40 000 bis<br />

50 000 Menschen.<br />

en und eine Regenbogen-Fahne<br />

entfalten, die ihnen aber von den<br />

Nationalisten entrissen wurden.<br />

Der gemeinsame Protest war<br />

ganz offenbar nicht aus sozialer<br />

Not geboren. Eher ist das Gegenteil<br />

der Fall: Gerade weil viele<br />

Russen inzwischen der größten<br />

materiellen Sorgen ledig sind,<br />

richten sie ihr Augenmerk immer<br />

mehr auf die staatsbürgerliche<br />

Bevormundung. Wirtschaftlich<br />

den aufrechten Gang geübt zu<br />

haben, um dann in zivilgesellschaftlichen<br />

Dingen nicht mitreden<br />

zu dürfen, erscheint ihnen<br />

zunehmend absurder. Alexej<br />

Wenediktow, Chefredakteur des<br />

Radiosenders „Echo Moskwy“,<br />

sprach deshalb davon, es habe<br />

sich „nicht um eine politische,<br />

sondern eine ethische Demonstration“<br />

gehandelt.<br />

Zusammengestellt von<br />

Tino Künzel.<br />

Die zehn Regionen mit dem niedrigsten Stimmenanteil für „Einiges<br />

Russland“ (in Prozent):<br />

Gebiet Jaroslawl (29,0), Gebiet Archangelsk (31,8), Gebiet Murmansk<br />

(32,0), Karelien (32,3), <strong>Moskau</strong>er Umland (32,4), Gebiet Swerdlowsk/<br />

Jekaterinburg (32,7), Stadt St. Petersburg (33,0), Gebiet Wologda (33,4),<br />

Meeresrandbezirk/Wladiwostok (33,4), St. Petersburger Umland<br />

(33,7). Die politisch unzufriedensten Russen leben vor allem in der<br />

Mitte und im Norden von Russlands europäischem Teil.<br />

Tino Künzel

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