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Oben: Die Schaufenster des Hornburghaues ziehen an. Daneben heimelige Qualitäts-Deko aus Holz. Rechts: Märchenhaftes aus fein gearbeitetem Zinn.<br />

charakter des Geschäftes, das seit den<br />

Dreißigerjahren ein klassischer Kunsthandel<br />

gewesen war. Zwar werden heute<br />

keine Meisterwerke in Öl wie vom<br />

Schlage eines Hans Böhme oder Rudolfs<br />

Schacht mehr feilgeboten. Doch bei<br />

den Vasen, beim Porzellan und beim<br />

Zinn lässt sich noch manch klassische<br />

Kostbarkeit hier entdecken.<br />

Die Regale freilich füllen<br />

heute auch<br />

Dinge, die speziell<br />

die Herzen von<br />

Touristen höher<br />

schlagen lassen,<br />

darunter lustvoll<br />

gekünstelte Bierkrüge<br />

mit preußisch-spitzhelmischenZinndeckeln<br />

oder Keramik-Nachbildungen<br />

von <strong>Rothenburg</strong>er<br />

Hausdenkmälern wie dem<br />

„Greifen“ oder gar vom Rathaus. Die<br />

Welt en miniature ist wie alles hier<br />

Qualitätsarbeit und wird in diesem Fall<br />

eigens von einem litauischen Kunsthandwerker<br />

daheim im Baltikum liebevoll<br />

handgefertigt.<br />

Auf Qualität setzt Hornburghaus-<br />

Chefin Sabine Käß großen Wert. Das<br />

merkt man allen Stücken hier an.<br />

Manche bilden Weihnachts- und Märchen-Motive<br />

in Zinn ab, darunter<br />

Aschenputtel und Froschkönige oder<br />

Porträts einzelner Berufe. Andere wiederum<br />

spenden Seelenbalsam; so etwa die<br />

heimeligen Holzdekorationen, die Porzellan-Spieldosen<br />

in Karussellform oder<br />

die prächtigen „Schneekugeln“, eine<br />

davon mit Arche-Noah-Motiv.<br />

Ja, auch die heutzutage allgegenwärtigen<br />

Buddha-Figuren müssen etwas<br />

Besonderes an sich haben. Ein fernöstlicher<br />

Mönch, dem Vernehmen nach von<br />

Seniorchefin Rita Schweitzer mit Gästebuch,<br />

in dem der Besuch Farah Dibas verewigt ist.<br />

höchstem Rang, fühlte sich immerhin<br />

bei seinem Besuch im Hornburghaus<br />

dazu veranlasst, sie in die richtige Ordnung<br />

zu setzen. Sabine Käß hat die<br />

Lektion verinnerlicht. Seitdem stehen<br />

sie so und nicht anders,<br />

genießt sie respektvollheiter<br />

die Anekdote.<br />

Sie und ihre Mutter<br />

können viel erzählen<br />

von florierenden Jahrzehnten,<br />

als Berühmtheiten<br />

wie die US-<br />

Schauspielerin und<br />

Film-Fee Barbara Eden<br />

alias „Bezaubernde<br />

Jeannie“ oder gar die<br />

Schah-Gemahlin Farah<br />

Diba und damalige<br />

persische Kaiserin<br />

zum Shopping in den<br />

Herrngassen-Laden<br />

kamen und sich beide<br />

ins Gästebuch eintrugen.<br />

Der hohe Besuch hatte freilich auch<br />

damit zu tun, dass der „Eisenhut“, das<br />

erste Hotel am Platze, nur ein Haus weiter<br />

lag. Auch Fernsehmoderatorin Carolin<br />

Reiber bekam hier einst schon Erholung<br />

vom Pfingsttrubel gewährt, erinnerte<br />

sich die Seniorchefin.<br />

Nicht wirklich gut meinten es dagegen<br />

die Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts<br />

mit dem Hornburghaus. Sie brachten<br />

Einbrüche wie durch den ersten<br />

Golfkrieg, den 11. September 2001 oder<br />

den Abzug großer Teile der in Deutschland<br />

stationierten US-Soldaten. Aber<br />

auch der starke Euro-Kurs und die teils<br />

hysterische Angst vor der Vogelgrippe<br />

setzten dem Traditionshaus zu. All das<br />

ließ die Amerikaner unter den Kunden<br />

schwinden.<br />

Lange vorbei sind die Zeiten, da man<br />

pro Woche Dutzende Pakete für die<br />

Reise über den großen Teich schnürte.<br />

Solche Verluste seien praktisch nicht<br />

aufzufangen, bekennt Sabine Käß. Gegensteuern<br />

lässt sich nur mit Vielseitigkeit.<br />

Und die beweist der Laden<br />

auf jedem seiner reich bestückten<br />

Raummeter.<br />

Das Haus ist auch baulich eine Verpflichtung.<br />

Allein seine sage und schreibe<br />

27 Dachflächen hoch über dem malerisch<br />

altfränkischen Hinterhof wollen<br />

erhalten sein. Ein ehemaliges Patrizierdomizil<br />

stellt eben ganz andere<br />

Herausforderungen als das Verkaufen<br />

auf der „grünen Wiese“. Ohne den Laden<br />

wäre das nicht zu schultern, sagt Sabine<br />

Käß, deren Ehemann in einem Gebsattler<br />

Industriebetrieb arbeitet.<br />

Blick fürs Ganze<br />

Zu ihrem Credo als Geschäftsfrau gehört<br />

für sie mehr als nur der Blick auf<br />

den eigenen geschäftlichen Bauchnabel.<br />

So hat sie im vergangenen Jahr zusammen<br />

mit dem Inhaber des benachbarten<br />

„Klosterstübles“, Rudolf<br />

Hammel, das „Stadtmarketing <strong>Rothenburg</strong>“,<br />

ja man muss schon sagen, ins<br />

Rollen gebracht. Die Initiative will Impulsgeber,<br />

Sprachrohr und Stadtentwicklungsinstrument<br />

sein.<br />

<strong>Rothenburg</strong> solle wieder aus seiner<br />

Mitte heraus zu leben beginnen, formuliert<br />

die Vorsitzende das Ziel. Wie sehr<br />

sie und ihre Mitstreiter den Nerv treffen,<br />

belegt der Zustrom von inzwischen 160<br />

Mitgliedern aus allen Branchen und<br />

Berufen sowie dem privaten Bereich.<br />

Nicht nur als Hornburghaus-Inhaberin<br />

ist mit Sabine Käß zu rechnen, auch die<br />

„Einkaufsstadt“ <strong>Rothenburg</strong> darf auf sie<br />

zählen. Und irgendwie scheint sich darin<br />

auch die Familientradition fortzusetzen<br />

– von den Uhrmachern hin zu einer<br />

Schrittmacherin.<br />

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