1977/1979 28 Der Maler und sein Thema Öl auf Leinwand, 1977/1979 150 x 240 cm Lager-Nr. BE 7038
Bernhard Heisig Ruhig mal die Zähne zeigen Diskussionsbeitrag zum IX. Kongress des Verbandes Bildender Künstler der DDR vom 15. bis 17. November 1983 aus: tendenzen Nr. 145 25. Jahrgang, Januar bis März 1984 »Ein Mensch, wie stolz das klingt«, heißt es bei Gorki, und allmählich bekommt man Schwierigkeiten mit so hochgemuten Worten. Und was sind das wirklich für Zeiten, wo ein Gespräch über Bäume nicht mehr möglich ist, weil das das Wissen um Verbrechen einschließt usw. Und kann man denn heute noch unbefangen über Kunst reden, jetzt, wo Menschen dabei sind, Wissen und Fähigkeiten zur Zerstörung einzusetzen? Man wird, glaube ich, über Kunst nur reden dürfen, wenn man nicht nur über Kunst redet. Und bisher hat das ja bezeichnenderweise auch niemand getan. In der Umgebung der heute fast legendären VII. Kunstausstellung, also nach dem VIII. Parteitag, in der kulturellen Aufbruchstimmung dieser Jahre, da stand z.B. ein Satz, und alles nickt zustimmend, wenn man ihn zitiert, Kunst sei keine Illustration von Konzeptionen, hieß es, sondern müsse als Kunst begriffen und benutzt werden. Man stimmt gern zu, fragt sich halt nur, ob man begreifen will oder kann, was da gesagt wurde. Der Satz hat’s in sich, steht doch gleich in der Nähe die Gretchenfrage: Sag mir, was ist denn Kunst, wie hältst du es mit der Kunst? Und wer wagt das zu beantworten? Ich meine jetzt nicht die Antwort des Theoretikers, der selbstverständlich sofort einordnen, rubrizieren und der Kunst ihren gesellschaftlichen Stellenwert zumessen kann, ich meine eine Antwort ganz konkret auf die jeweils angebotene künstlerische Formulierung. Viele von uns, ich glaube, alle kennen den Eiertanz jeder Jury, wo dann manchmal so ungefähr mit Bemerkungen wie »das hat was« oder »das ist nicht durchgehalten« oder »die linke Ecke unten ist etwas schlechter oder schwächer« usw. mit Mehrheitsbeschluß entschieden werden muß, und wie schwierig und belastend ist das für alle. 29