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Fachvorträge Excerpt ii: from elektromagnetik<br />

the Proceedings of the <strong>COMSOL</strong> Users Conference 2006 Frankfurt<br />

Linearmotoren zur Ventilsteuerung von Verbrennungsmotoren<br />

Riheb Wislati *,1 , Helmut Haase 1 , Christoph Hartwig 2<br />

1 Leibniz Universität Hannover, Institut für Grundlagen der Elektrotechnik und Messtechnik,<br />

2 TRW Automotive GmbH, Engine Components,<br />

*Dipl.-Ing. Riheb Wislati, Inst. für Grundlagen der Elektrotechnik und Messtechnik, Appelstr. 9A, D-30167 Hannover,<br />

wislati@geml.uni-hannover.de.<br />

Zusammenfassung<br />

Zur Optimierung von Verbrennungsmotoren hinsichtlich<br />

Kraftstoffverbrauch, Abgasverhalten und Durchzugsfähigkeit<br />

wird der Einsatz einer variablen Ventilsteuerung<br />

(VVS) untersucht. Eine VVS wird unter Anderem erreicht<br />

mit dem Einsatz von elektromagnetischen Aktuatoren<br />

(EMA).<br />

Im vorliegenden Beitrag sind zwei EMA-Ansätze präsentiert.<br />

Bei dem ersten handelt es sich um einen elektromagnetischen<br />

Aktuator mit Umschwingprinzip, bei dem zweiten<br />

handelt es sich um einen linearen Hybridschrittmotor.<br />

Das statische Verhalten beider Aktuatoren wird mit Hilfe<br />

von <strong>COMSOL</strong> Multiphysics (CM) simuliert und untersucht.<br />

Die Modelle sind dabei in 2D ausgeführt.<br />

Stichwörter<br />

Variable Ventilsteuerung, Aktuator, Elektromagnet,<br />

Hybridschrittmotor.<br />

1. Einführung<br />

In den konventionellen Verbrennungsmotoren erfolgt die<br />

Steuerung der Ein- und Auslassventile über die Nockenwelle,<br />

die mit der halben Kurbelwellendrehzahl dreht (Abbildung1).<br />

Diese mechanische Kopplung zwischen Ventil,<br />

Nockenwelle und Kurbelwelle erlaubt keine flexible<br />

Steuerung des Gaswechselvorgangs. Er kann nur für einen<br />

Betriebspunkt optimal ausgelegt werden, da sowohl die<br />

Steuerzeiten als auch der Ventilhub durch das Profil der<br />

Nocken bestimmt werden [1].<br />

Aufgrund begrenzter Ressourcen und immer strenger werdender<br />

Emissionsrichtlinien haben sich die Prioritäten der<br />

Automobilindustrie bei der Ent-icklung von Verbrennungsmotoren<br />

in den letzten Jahren wesentlich geändert. Die Reduzierung<br />

der Schadstoffemissionen und die Minimierung<br />

des Kraftstoffverbrauchs stellen z.Z. die wichtigsten Ziele<br />

dar. Zur Verbesserung des Gaswechselprozesses wird gegenwärtig<br />

die variable Ventilsteuerung (VVS) untersucht.<br />

Die daraus resultierenden Vorteile sind [1]:<br />

• Verbesserung des Teillastverbrauchs<br />

• Optimierung des Drehmomentverlaufs<br />

• Bestimmung des Restgasanteils im Frischgemisch<br />

(interne Abgasrückführung)<br />

• Verbessertes Startverhalten<br />

• Zylinderabschaltung<br />

• Gesteuertes Entweichen des Kompressionsdrucks<br />

<strong>COMSOL</strong> ANWEDNERKONFERENZ 2006<br />

Abbildung 1. Konventioneller Ventiltrieb mit Nockenwelle.<br />

In [2] sind die wichtigsten Ausführungsarten der VVS erläutert<br />

worden. Dazu gehören Systeme, die Nockenwellen<br />

verwenden und eine mechanische oder hydraulische Variabilität<br />

am Nockenwellenantrieb bereitstellen, wie z.B.<br />

beim Vanos-System (Variable Nockenwellensteuerung)<br />

von BMW oder dem VETEC-System (Variable Timing<br />

and Lift Electromagnetic Control) von Honda. Weiterhin<br />

gibt es Systeme, bei denen ein Übertragungsglied zwischen<br />

Nocken und Ventil eingesetzt wird (Valvetronic von<br />

BMW). Andere Systeme verzichten auf den Einsatz einer<br />

Nockenwelle. Dabei bieten sich u. A. elektromagnetische<br />

Aktuatoren (EMA) zur Ventilsteuerung an. Der Aktuator<br />

kann dabei rotatorisch [3] oder linear [4] [5] [6] ausgeführt<br />

werden. Die meisten Publikationen befassen sich mit dem<br />

linearen Ansatz.<br />

In diesem Dokument werden nur Aktuatoren für die Steuerung<br />

der Einlassventile untersucht. Sie stellen gegenüber<br />

den Auslassventilen die geringeren Ansprüche an ihren<br />

Antrieb. Dabei soll ein Hub von 8mm in weniger als 3ms<br />

erreicht werden. Das bedeutet für eine bewegliche Masse<br />

von 100g eine erforderliche Kraft von maximal 440N bei<br />

einem sinusförmigen Beschleunigungsprofil.<br />

2. Der elektromagnetische Aktuator mit<br />

Umschwingprinzip<br />

Der Aktuator besteht aus einem Öffner- und Schließer-Magnet,<br />

sowie einem schwingungsfähigen Feder-Masse-System<br />

bestehend aus dem Ventil, der Ankerplatte und zwei<br />

Federn (Abbildung 2). Die Elektromagnete dienen dazu,<br />

das Ventil in den Endpositionen festzuhalten und dem System<br />

die während einer Schwingung durch Reibung verlorene<br />

Energie, aus der Batterie zuzuführen. Wenn beide<br />

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seite 2<br />

Fachvorträge Excerpt ii: elektromagnetik<br />

from the Proceedings of the <strong>COMSOL</strong> Users Conference 2006 Frankfurt<br />

Abbildung 2. Elektromagnetischer Aktuator mit Umschwingprinzip.<br />

Elektromagnete nicht bestromt sind, befindet sich der Anker<br />

in der Mitte des Luftspaltes.<br />

In Abbildung 3 wird der Ventilhub eines solchen Systems<br />

mit dem eines herkömmlichen Systems mit Nockenwelle<br />

verglichen. Der EMA hat den Vorteil, die Öffnungsdauer<br />

des Ventils zu variieren. Damit kann die zugeführte Luftmenge<br />

während des Ansaugtaktes ohne Einsatz der verlustbehafteten<br />

Drosselklappe geregelt werden. Mit dem<br />

EMA-System kann man weiterhin die Öffnungs- und<br />

Schließzeitpunkte des Ventils unabhängig vom Kurbelwellenwinkel<br />

einstellen. Dies ermöglicht eine Anpassung<br />

des Gaswechselvorgangs an die Motorlast und Geschwindigkeit<br />

des Fahrzeugs.<br />

Mit Hilfe von <strong>COMSOL</strong> Multiphysics (CM) wird ein ebenes<br />

2D-Modell vom oberen Elektromagnet erstellt und<br />

statisch simuliert. Das Feldbild ist in Abbildung 4 für eine<br />

Stromdichte S = 4A/mm 2 dargestellt. Dabei wurden die<br />

nichtlinearen magneti-schen Eigenschaften von Eisenkreis<br />

und Anker be-rücksichtigt (siehe Abbildung 5). Des Weiteren<br />

ist aus der Kraft-Weg-Kennlinie in Abbildung 6 zu erkennen,<br />

dass eine Maximalkraft von 530N erreicht wird.<br />

Die geforderte Hubzeit von weniger als 3ms erfordert eine<br />

Eigenfrequenz des Feder-Masse-Systems von mehr als<br />

167 Hz. Folglich sind eine kleine bewegte Masse und/oder<br />

eine steife Feder notwendig. Eine große Federsteifigkeit<br />

erfordert sehr große Kräfte von den Elektromagneten. Da<br />

Abbildung 3. Ventilhub.<br />

Abbildung 4. Feldbild des oberen Elektromagneten.<br />

allerdings das Bauvolumen der Aktuatoren und damit auch<br />

deren Kraftdichte begrenzt sind, wird eine Feder mit kleiner<br />

Steifigkeit empfohlen. In diesem Fall wird der Einsatz<br />

einer kleinen bewegten Masse notwendig.<br />

Der beschriebene Aktuator mit Umschwingprinzip ist zwar<br />

hinsichtlich der Öffnungs- und Schließzeiten variabel, aber<br />

nicht hinsichtlich des Hubs. Dies lässt sich beispielsweise<br />

mit dem Einsatz von Linearmotoren erzielen. Dieser Ansatz<br />

hat weiterhin den Vorteil, auf das Feder-Masse-System<br />

verzichten zu können.<br />

Abbildung 5. Relative Permeabilität der Eisenteile.<br />

Abbildung 6. Kraft-Weg-Kennlinie.<br />

<strong>COMSOL</strong> ANWENDERKONFERENZ 2006


Fachvorträge Excerpt ii: from elektromagnetik<br />

the Proceedings of the <strong>COMSOL</strong> Users Conference 2006 Frankfurt<br />

3. Linearer Hybridschrittmotor<br />

Abbildung 7. Prinzipdarstellung eines linearen Hybridschrittmotors.<br />

Eine mögliche Ausführungsform eines linearen Hybridschrittmotors<br />

ist in Abbildung 7 dargestellt. Dieser Motor<br />

zeichnet sich durch den Einsatz von Elektro- und Dauermagneten<br />

aus, die im Läufer angeordnet sind. Die Funktionsweise<br />

des Motors basiert darauf, dass bei Bestromung<br />

einer Spule der Dauermagnetfluss in einem Pol verstärkt<br />

und im anderen kompensiert wird. Dadurch wird die tangentiale<br />

Magnetkraft den erregten Pol und damit den Läufer<br />

so verschieben, dass sich die Zähne genau gegenüber<br />

stehen.<br />

Ausgehend von der in Abbildung 7 (oben) dargestellten<br />

Lage wird die Erregerspule 1 abgeschaltet und die Spule 2<br />

so durchflutet, dass der Fluss im rechten Pol des Elektromagneten<br />

2 verstärkt wird. In diesem Fall wird der Läufer<br />

um die halbe Zahnbreite x 0 nach rechts verschoben. Durch<br />

<strong>COMSOL</strong> ANWEDNERKONFERENZ 2006<br />

Abschaltung der Spule 2 und Umpolung der Stromrichtung<br />

in Spule 1 kann der nächste Schritt erzeugt werden<br />

usw. [7].<br />

In unserer Anwendung wird die Topologie nach Abbildung<br />

8 gewählt. Anders als in Abbildung 7 sind die Dauer- und<br />

Elektromagnete am Ständer angeordnet, um die Masse des<br />

Läufers zu reduzieren. Die Spezifikation dieses Motors ist<br />

in Tabelle 1 ausgeführt.<br />

Größe Wert<br />

Ständerzahnteilung 2 mm<br />

Zahnbreite (Ständer) 2 mm<br />

Nuttiefe (Ständer) 1 mm<br />

Läuferzahnteilung 2 mm<br />

Zahnbreite (Läufer) 2 mm<br />

Nuttiefe (Läufer) 1 mm<br />

Polteilung 18 mm<br />

Anzahl der Phasen 2<br />

Anzahl der Pole pro Phase 2<br />

Anzahl der Zähne pro Pol 3<br />

Luftspalt 0,1 mm<br />

Tabelle 1. Spezifikation des Hybridschrittmotors.<br />

Der gewählte Hybridschrittmotor ist in 2D mit Hilfe von<br />

CM simuliert. Das Feldbild bei einer Stromdichte von<br />

S = 10A/mm 2 ist in Abbildung 8 dargestellt. Dabei führt<br />

nur die untere Wicklung Strom. Die Kraft auf den Läufer<br />

wurde mit Hilfe des Maxwell’schen Spannungstensors<br />

in Funktion des Stellwegs berechnet (Abbildung 9). Die<br />

erforderlich Maximalkraft von 440 N wurde trotz hoher<br />

Stromdichte nicht erreicht. Der Betrag der magnetischen<br />

Flussdichte im Läufer und in den Ständerzähnen ist für<br />

unterschiedliche Schrittstellungen in Abbildung 10 dargestellt.<br />

Abbildung 8. Simulation des Hybridschrittmotors. Abbildung 9. Kraft-Weg-Kennlinie.<br />

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seite<br />

Fachvorträge Excerpt ii: elektromagnetik<br />

from the Proceedings of the <strong>COMSOL</strong> Users Conference 2006 Frankfurt<br />

Abbildung 10. Feldbild in Abhängigkeit vom Stellweg.<br />

4. Fazit und Ausblick<br />

Die Simulation des Aktuators mit Umschwingprinzip hat<br />

gezeigt, dass die erforderliche Maximalkraft sogar bei einer<br />

kleinen Stromdichte erreicht wurde. Dieser Aktuator<br />

hat allerdings den Nachteil, dass er keine variable Hubsteuerung<br />

ermöglicht. Weiterhin wird bei diesem Ansatz<br />

das Beschleunigungsprofil vom Feder-Masse-System vorgeschrieben.<br />

Deswegen wurde für die VVS der mögliche<br />

Einsatz eines Linearmotors untersucht.<br />

Bei dem gewählten Linearmotor handelt es sich um einen<br />

Hybridschrittmotor, bei dem die Dauer- und Permanentmagnete<br />

am Ständer angebracht sind. Es konnte anhand<br />

der Simulation in CM gezeigt werden, dass die maximal<br />

geforderte Kraft nicht erreicht werden konnte. Allerdings<br />

erlaubt der Linearmotor ein lineares Beschleunigungsprofil,<br />

wodurch der Wert der geforderten Maximalkraft sich<br />

verringert.<br />

Das zur Verfügung stehende Bauvolumen für den Linearmotor<br />

ist begrenzt und schränkt damit die Möglichkeit ein,<br />

größere Kräfte zu erzielen. Es ist daher erforderlich, eine<br />

Parameteruntersuchung durchzuführen, um die optimale<br />

Topologie zu ermitteln.<br />

Literatur- und Quellenangaben<br />

[1] Butzmann, S., Sensorlose Regelung elektro-magnetischer<br />

Aktuatoren für die Betätigung von Gas-ventilen<br />

im Otto-Motor, Universität Bochum 2000.<br />

[2] Hannibal, W., Überblick über variable Ven-tilsteuerungen,<br />

Patentrechte, Tagungsunterlagen Variable Ventilsteuerung,<br />

Haus der Technik e.V., 2000.<br />

[3] Warburton, A.; Fleming L.; Scott, J.; Butler, N., Intelligent<br />

Valve Actuation (IVA) System for Gasoline and<br />

Diesel Engines, SAE, 2005-01-0772.<br />

[4]. Montanari, M.; Ronchi, F.; Rossi, C., Trajec-tory<br />

Generation for Camless Internal Combustion Engine<br />

Valve Control, Proceedings of IEEE Interna-tional<br />

Symposium on Industrial Electronics, Rio de Janeiro,<br />

Brazil, 2003.<br />

[5]. Chang, W.S.; Parlikar, T.A.; Seeman, M.D.; Perreault,<br />

D.J.; Kassakian, J.G.; Keim, T.A., A New Electromagnetic<br />

Valve Actuator, IEEE Power Elect-ronics in<br />

Transportation, 2002.<br />

[6] Wang, Y.; Megli, T.; Haghgooie, M.; Peter-son, K.S.;<br />

Stefanopoulou, A.G., Modelling and Con-trol of Electromechanical<br />

Valve Actuator, SAE, 2002-01-1106.<br />

[7] Kallenbach, E.; Eick, R.; Quendt, P.; Ströhla, T.; Feindt,<br />

K; Kallenbach, M., Elektromagnete, 2. Auflage, Teubner<br />

2003.<br />

<strong>COMSOL</strong> ANWENDERKONFERENZ 2006

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