rudern-aviron-canottaggio 5/2012 (Okt. 12) - Schweizerischer ...
rudern-aviron-canottaggio 5/2012 (Okt. 12) - Schweizerischer ...
rudern-aviron-canottaggio 5/2012 (Okt. 12) - Schweizerischer ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
LEiSTunGSSPORT<br />
Simon Schürch: Wie weiter nach<br />
dem Karrierehöhepunkt Olympia?<br />
London ist Geschichte. Wie siehst du – mit<br />
ein wenig Abstand – das Erlebnis London<br />
und die herausgefahrene Rangierung?<br />
Das Erlebnis London hat mich sehr geprägt<br />
und wird mir für mich in guter Erinnerung<br />
bleiben. Obwohl es meine ersten Spiele<br />
waren, bin ich der festen Überzeugung, dass<br />
es die besten Spiele aller Zeiten waren. Die<br />
Organisation war perfekt; 70’000 zuvorkommende<br />
Volunteers und begeisterte Zuschauer.<br />
Die vielen Schweizerfans an der Regattastrecke<br />
erfreuten mich besonders. Mit dem fünften<br />
Platz kann ich von Tag zu Tag ein bisschen<br />
besser leben, und ich bin inzwischen<br />
stolz auf dieses Resultat. Wenn man unsere<br />
Platzierungen im Gesamtpaket von den letzten<br />
drei Jahren anschaut, bewegten sie sich<br />
mit zwei kleinen Ausnahmen (3. Rang EM<br />
2010 und 8. Rang WM Karapiro 2010) zwischen<br />
Platz vier und sechs. Bei mir ist ein<br />
bisschen Wehmut vorhanden, mit dem<br />
Wörtchen, was wäre wenn...<br />
Der Regattaverlauf war mit den souveränen<br />
Vor- und Halbfinalläufen vielversprechend...<br />
man dachte sogar an einen Podestplatz?<br />
Nach einer schwierigen Saison mit der langwierigen<br />
Verletzung von Lucas, kamen wir<br />
zur richtigen Zeit in Hochform und wir<br />
spürten vor den Olympischen Spielen, dass<br />
der Trainingsplan von Simon Cox voll und<br />
ganz aufgeht und wir um Edelmetall kämpfen<br />
können. Die souveränen Auftritte im<br />
Vorlauf und in den Halbfinals stärkten unser<br />
Selbstvertrauen und der Glaube an den<br />
Podestplatz war sehr gross.<br />
Wie gross war der Frust und die Enttäuschung<br />
nach dem «Seitenwind-Rennen» im<br />
Finale?<br />
6 RudernAvironCanottaggio 05/<strong>12</strong><br />
Der leichte Vierer zeigte an der Olympiade sein Potential auf. Ausgezeichnete Vorlauf- und<br />
halbfinalleistungen nährten hoffnungen, dass der leichte Vierer sogar mit Edelmetall heim-<br />
reisen würde. Benachteiligende Windverhältnisse behinderten aber den Schritt ganz an<br />
die Spitze. man fragt sich nun: Wie sieht die Zukunft der Crew aus? Der Bugmann, Simon<br />
Schürch, erklärt sich.<br />
Simon Schürch<br />
Riesig, und er wurde noch grösser als am Tag<br />
danach die Bahnen aufgrund der Windverhältnisse<br />
umverteilt wurden! Man muss sich<br />
vorstellen: man trainiert Jahre auf dieses<br />
Ereignis hin, ist in Topform und im wichtigsten<br />
Rennen sind die Bedingungen nicht<br />
für alle Mannschaften fair. Es ist normal, dass<br />
der Frust und die Enttäuschung viel grösser<br />
sind, als wenn man nach einem fairen Rennen<br />
Fünfter wird.<br />
Nach langwieriger und aufwändiger Vorbereitung<br />
und dem Zurückstellen des Studiums<br />
werden wohl die Prioritäten nun<br />
neu beurteilt?<br />
Ja, genau. Das Studium gerät bei uns allen<br />
wieder etwas in den Vordergrund. Nach<br />
intensiven Vorbereitungen geniessen wir<br />
jetzt wieder das Studentenleben. Man hat<br />
Zeit, sich wieder mit anderen Leuten zu treffen<br />
und in meinem Fall freue ich mich wieder<br />
in meiner WG in Zürich zu sein.<br />
Das führt zur Frage: Habt ihr untereinander<br />
bereits über das weitere<br />
Bestehen des Vierers diskutiert?<br />
Es muss jeder Athlet für sich entscheiden,<br />
was er in Zukunft für sich will. Wir hatten<br />
drei fantastische Jahre zusammen und haben<br />
diese Zeit sehr genossen. Es macht Spass mit<br />
einem coolen Team auf dem Wasser zu sein<br />
und auch die Zeit auf dem Land zusammen<br />
zu verbringen. Es ist schwierig, sich von diesem<br />
zu trennen und ich spüre nach einiger<br />
Zeit des Nicht<strong>rudern</strong>s, dass es mich wieder<br />
aufs Wasser zieht. Wir haben bis jetzt nur<br />
eine Medaille gewonnen (3. Platz EM 2010)<br />
und sind immer noch sehr hungrig. Somit<br />
wäre es eigentlich schade, jetzt schon aufzuhören.<br />
Welche Voraussetzungen sollten für ein<br />
Weitermachen erfüllt sein (z.B. im<br />
Unterstützungs-/Sponsoringbereich)?<br />
Unser Sport entwickelt sich immer weiter und<br />
professionalisiert sich von Jahr zu Jahr. Es ist<br />
wichtig, dass sich der Athlet wie auch der Verband<br />
dieser Professionalisierung anschliesst.<br />
Für uns Athleten ist es wichtig, dass wir auf ein<br />
festes Einkommen zurückgreifen können und<br />
unsere Existenz gesichert ist. Ein grosser<br />
Schritt dazu wäre die Anstellung als Zeitmilitär-Spitzensportler<br />
der Armee. Von Verbandsseite<br />
erhoffe ich mir eine aktive Sponsoringsuche,<br />
damit man die Kosten voll und<br />
ganz übernehmen kann und die Clubs und wir<br />
Athleten entlastet werden. (Die momentane