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Download - Evangelische Jugend in Baden

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TERMINE FÖF<br />

23. Juni 2012, 19.00 Uhr, <strong>Evangelische</strong> Kirche Friesenheim:<br />

Entsendegottesdienst für die Freiwilligen des<br />

Jahrgangs 2012 – 2013.<br />

Der Bewerbungsschluss für e<strong>in</strong>en Freiwilligendienst ab<br />

Sommer 2013 ist der 25. November 2012. Die Informationen<br />

zum Bewerbungsverfahren f<strong>in</strong>den sich unter www.<br />

freiwillige-vor.org.<br />

Informationsveranstaltungen f<strong>in</strong>den im September und<br />

Oktober statt – die genauen Daten s<strong>in</strong>d rechtzeitig auf der<br />

Homepage e<strong>in</strong>sehbar. ■<br />

MIT HAND, HERZ UND KOPF<br />

Das Ökumenische <strong>Jugend</strong>projekt Mahnmal: E<strong>in</strong> Projekt<br />

der historisch-politischen Bildung der besonderen Art<br />

Am 22. Oktober 2011 wurde <strong>in</strong> Neckarzimmern der 99.<br />

Ste<strong>in</strong> auf dem Mahnmal zur Er<strong>in</strong>nerung an die am 22. Oktober<br />

1940 <strong>in</strong> das Lager Gurs verschleppten badischen Juden<br />

gesetzt. Da e<strong>in</strong>er dieser Ste<strong>in</strong>e an zwei Deportationsorte<br />

er<strong>in</strong>nert, s<strong>in</strong>d nun 100 von <strong>in</strong>sgesamt 137 Deportations<br />

orte <strong>in</strong> Neckarzimmern vertreten – Anlass genug, das<br />

Ökumenische <strong>Jugend</strong>projekt Mahnmal, <strong>in</strong> dessen Rahmen<br />

sich das Mahnmal entfaltet, auf se<strong>in</strong>en spezifischen pädagogischen<br />

Ansatz zu befragen, nämlich handwerkliche,<br />

emotionale und kognitive Aspekte – sprich Hand, Herz und<br />

Kopf – zusammenzubr<strong>in</strong>gen, um so e<strong>in</strong>en nachhaltigen<br />

Lernerfolg zu <strong>in</strong>itiieren.<br />

Die Idee des <strong>Jugend</strong>projektes ist schnell beschrieben: In jedem<br />

der 137 Deportationsorte sollen sich <strong>Jugend</strong>liche mit<br />

der Deportationsgeschichte ause<strong>in</strong>andersetzen und zwei<br />

Gedenkste<strong>in</strong>e gestalten, von denen der e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

e<strong>in</strong>en angemessen Standort erhält und der andere Teil<br />

des zentralen Mahnmals wird. So e<strong>in</strong>fach das Projekt <strong>in</strong> der<br />

Beschreibung kl<strong>in</strong>gt, so aufwändig ist se<strong>in</strong>e Umsetzung:<br />

Die jugendlichen Akteure s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel auf die Unterstützung<br />

von Erwachsenen, PädagogInnen und PfarrerIn -<br />

nen angewiesen, die ihnen Kontakte zu Ste<strong>in</strong>metzen, Archiven,<br />

Geme<strong>in</strong>deverwaltungen usw. vermitteln. Auch<br />

Schulen s<strong>in</strong>d engagiert und beziehen das Projekt <strong>in</strong> den<br />

fächerübergreifenden Unterricht mit e<strong>in</strong>. Beachtlich s<strong>in</strong>d<br />

die dokumentarischen Ergebnisse. Manche Gruppen organisieren<br />

Ausstellungen über die Deportierten, andere entwerfen<br />

e<strong>in</strong>e Homepage oder verfassen e<strong>in</strong>e Broschüre zu<br />

den Schicksalen der Deportierten aus ihrer Geme<strong>in</strong>de.<br />

Die Kirchengeschichtler<strong>in</strong> Melanie Bloß bewertet das Mahnmalprojekt<br />

als e<strong>in</strong> gelungenes Beispiel von historisch-politischer<br />

Bildung, da es Kopf, Hand und Gefühl gleichermaßen<br />

zum Zuge kommen lässt: „Dies wird zu e<strong>in</strong>em wesentlichen<br />

Teil dadurch erreicht, dass das Mahnmalprojekt<br />

den Teilnehmern nicht erlaubt, passiv zu bleiben. Die bloße<br />

Rezeption von Inhalten wird durch schöpferisches Gestalten<br />

ergänzt, aus welchem sie e<strong>in</strong>en wichtigen, motivierenden<br />

Teil ihrer Bedeutung gew<strong>in</strong>nt: die Wissensaneignung<br />

erhält unmittelbare Relevanz, <strong>in</strong>dem sie zur Voraussetzung<br />

der Gestaltung von Dokumentation und Gedenkste<strong>in</strong> wird.“<br />

Sie veranschaulicht ihre Aussage anhand des Altdorfer Projektes<br />

(Ortenaukreis). E<strong>in</strong>e aus sieben SchülerInnen des<br />

PRO 2/2012<br />

städtischen Gymnasiums Ettenheim bestehende Gruppe<br />

besorgte sich Literatur zur Geschichte der deutschen Juden<br />

und erarbeitete sich das Grundwissen über die nationalsozialistische<br />

Verfolgungsgeschichte. Die SchülerInnen wollten<br />

herausf<strong>in</strong>den, was <strong>in</strong> Altdorf, d.h. <strong>in</strong> der ihnen bekannten<br />

Umgebung, geschehen war. Als E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> ihre Recherchen<br />

dienten ihnen die Deportationslisten mit Angaben<br />

zu den Deportierten. Weitere Erkenntnisquellen waren<br />

Besuche e<strong>in</strong>es jüdischen Friedhofs und der ehemaligen<br />

Synagoge <strong>in</strong> Kippenheim sowie Gespräche mit Zeitzeugen.<br />

Erstaunt registrierten die <strong>Jugend</strong>lichen, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen der<br />

ehemals jüdischen Häuser Freunde oder Verwandte wohnen.<br />

Durch die Erarbeitung von Faktenwissen um die konkreten<br />

historischen Vorgänge vor Ort wurde die Vergangenheit<br />

lebendig. Es entwickelte sich Sympathie mit den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Opfern, deren Lebensumstände fassbar wurden.<br />

Das Mahnmal zur Er<strong>in</strong>nerung an die deportierten badischen<br />

Jüd<strong>in</strong>nen und Juden bef<strong>in</strong>det sich auf dem<br />

Gelände der Tagungsstätte der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Jugend</strong><br />

<strong>in</strong> Neckarzimmern. Es hat die Form e<strong>in</strong>es 25 mal 25<br />

Meter großen Davidsterns und bietet Platz für Er<strong>in</strong>nerungsste<strong>in</strong>e<br />

aus 137 Deportationsorten. Entstanden<br />

ist es im Rahmen der <strong>Jugend</strong>arbeit der Erzdiözese<br />

Freiburg und der <strong>Evangelische</strong>n Landeskirche <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>.<br />

<strong>Jugend</strong>liche aus Altdorf bei der<br />

Ste<strong>in</strong>metzarbeit.<br />

Aus dieser Annäherung erwuchs das Bedürfnis nach weiteren<br />

Informationen über die Schicksale der Deportierten:<br />

„Empathisches Angesprochense<strong>in</strong> und Faktenwissen gerieten<br />

so <strong>in</strong> e<strong>in</strong> sich gegenseitig verstärkendes Wechselspiel.“<br />

Das von den Projektteilnehmern erarbeitete Wissen über<br />

die Altdorfer Opfer mündete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Dokumentation, die<br />

am Gymnasium Ettenheim ausliegt und dort e<strong>in</strong>gesehen<br />

werden kann. Dieses Wissen bildete auch die Grundlage<br />

für die künstlerische Bearbeitung des Gedenkste<strong>in</strong>s. Auf<br />

der Vorderseite ist e<strong>in</strong> siebenarmiger Leuchter zu sehen,<br />

auf der Oberseite symbolisieren stilisierte Köpfe und Schultern<br />

von Menschen die deportierten Juden. Die stilisierten<br />

Köpfe sollen darauf h<strong>in</strong>weisen, dass Opfer und übrige Bewohner<br />

letztlich nicht vone<strong>in</strong>ander unterschieden werden<br />

können. Die <strong>Jugend</strong>lichen haben, wie Melanie Bloß kommentiert,<br />

den Altdorfer Juden damit „ihr Zugehörigse<strong>in</strong><br />

zur menschlichen Gattung, welches ihnen durch die Nationalsozialisten<br />

bewusst abgesprochen wurde, zurückgegeben“.<br />

21. Oktober 2012, 14.00 Uhr<br />

E<strong>in</strong>weihung neuer Ste<strong>in</strong>e<br />

Literatur<br />

Bloß, Melanie: Das Altdorfer Mahnmalprojekt: Verknüpfung<br />

von Wissen und Fühlen, <strong>in</strong>: Kirchengeschichtliches Autorenkollektiv:<br />

Kirchengeschichte – Landesgeschichte –<br />

Frömmigkeitsgeschichte, Remscheid 2008. S. 31-46 ■<br />

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